In: Kirchliche Zeitgeschichte: KZG ; internationale Zeitschrift für Theologie und Geschichtswissenschaft = Contemporary church history, Band 28, Heft 2, S. 300-312
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 669-675
Ausgehend von der erhöhten Selbstmordrate auch schon vor 1933, befaßt sich der Beitrag im folgenden mit der politischen Komponente des Suizids im Nationalsozialismus und mit der Frage, wie die nationalsozialistische Führung auf den steigenden Selbstmordtrend vor allem unter den deutschen Juden strategisch und wertend reagierte. Dabei stützen sich die Autorinnen auf die mittels des Runderlasses gewonnenen Statistik, die ab 1. April 1939 zum Zwecke der Begegnung der gegnerischen Propaganda geführt wurde. Sie gibt, wenn vom nationalsozialistischen Denkraster befreit, Aufschlüsse über Selbstmorde und Selbstmordversuche von 1939-1940, darüber hinaus über Geschlechts- und Altersunterschiede, Motivstrukturen und Einzelschicksale. Das Verhältnis Suizidalität und Nationalsozialismus muß, wenn auch der Suizid nicht planbar war, neben der Vernichtung 'lebensunwerten' Lebens und der Tötung auf Verlangen als dritte Säule des Euthanasieprogramms begriffen werden. Allerdings konnte der Widerspruch, daß zwar der Selbstmord bei 'Minderwertigen' gern gesehen wurde, andererseits die recht hohe Suizidrate offen auf menschenunwürdige Lebensbedingungen verwies, nicht angemessen verarbeitet werden. Selbst der Beginn einer wissenschaftlichen Erforschung des Phänomens ging über das Ziel einer statistischen Analyse zur Selbstberuhigung nicht hinaus. Darin zeigt sich nach Meinung der Autorinnen die Unfähigkeit der Nazi-Ideologen, mit menschlichen Dimensionen umzugehen. Zahlreiche Menschen, die von diesem System in den Tod getrieben werden sollten, entzogen sich durch ihre Selbsttötung dieser Menschenfeindlichkeit. (ICH)
In: Kirchliche Zeitgeschichte: KZG ; internationale Zeitschrift für Theologie und Geschichtswissenschaft = Contemporary church history, Band 28, Heft 2, S. 278-293
"Im Mai 2003 hat der Lehrstuhl Internationale Politik gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung und einer Reihe namhafter Experten eine Onlinedebatte zum Thema 'Anti-Terrorpolitik in Deutschland. Kann mehr Sicherheit mit weniger Freiheit erkauft werden?' geführt. Diese Diskussion war Teil einer Serie von Onlineveranstaltungen, die im Jahr 2003 zum Thema 'Terrorismus' angeboten wurde. Das vorliegende AIPA analysiert und dokumentiert die ebenso informationsreiche wie lebhaft-kontroverse Diskussion um die innenpolitische Dimension des Terrorismus." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Andrea Szukala: Anti-Terror-Politik in Deutschland: eine Onlinediskussion im Rahmen des Terrorosmus-Projektes mit der Bundeszentrale für Politische Bildung (3-19). Eröffnungsstatements - Erhard Denninger: Über die Verhältnismäßigkeit. Risiko-Unbestimmtheit und Maß(stabs)losigkeit im neuen Sicherheitsrat (20-21); Klaus Jansen: Wenig Veränderungen nach dem Kalten Krieg (22); Heribert Prantl: Mechanismus der Angst (23-24); Wolbert Smidt: Effektiver Kampf gegen den Terrorismus (25-26); Konrad Weiß: Demokratie braucht Freiheit (27); Steve Zwick: Keine öffentliche Debatte in Deutschland (28-30). Paneldiskussion (31-147).
Nach der Welle von Großdemonstrationen in den 1970er und 1980er Jahren war es, so der Verfasser, zunächst ruhig geworden, zumal das Ergebnis der so genannten Konsensgespräche über den Ausstieg aus der Atomenergie abgewartet wurde. In dieser Phase war auch das Netzwerk der Initiativen stark zusammengeschmolzen. Heute bestehen nur noch wenige größere regionale Initiativen sowie überregional wirkende Einrichtungen, z. B. die nur noch selten und in kleinem Rahmen stattfindenden Konferenzen von Anti-Atomgruppen. Die Wiederbelebung der Proteste im Zusammenhang mit den seit 1994 stattfindenden Castor-Transporten hat zwar zu zeitlich und räumlich konzentrierten Massenaktionen und einer Erneuerung des praktischen, sich nicht nur in Kundgebungen manifestierenden Widerstands geführt, aber vermochte nicht, das früher bestehende dichte Netz von Anti-Atomkraftgruppen wiederherzustellen. Die bundesdeutsche Anti-Atomkraftbewegung hat zwar ihr Maximalziel, den (sofortigen) Bau- und Betriebsstopp aller atomaren Anlagen, bis heute nicht erreicht. Sie war jedoch die ausschlaggebende Kraft, um die Atomprogramme der 70er Jahre drastisch zu reduzieren und auf dem Niveau der frühen 80er Jahre einzufrieren. Die Tatsache, dass bis heute nur noch drei zusätzlich georderte Atomkraftwerke gebaut werden konnten und fast ein Dutzend andere Projekte storniert wurde, ist der vielleicht aussagekräftigste Indikator für die präventive Wirkung, welche die bundesdeutsche Anti-Atomkraftbewegung ab Mitte der 70er Jahre entfaltete. Darüber hinaus hat die maßgeblich von der Anti-AKW-Bewegung entwickelte Widerstandskultur lange Zeit weit über die Bauplätze hinaus gestrahlt und das Ringen um Grundrechte, soziale Gerechtigkeit und Demokratie in anderen gesellschaftlichen Bereichen geprägt. Dass es zu solchen Effekten kam, so die These, liegt nicht nur an der quantitativen Stärke der Bewegung, der zunehmenden Konvergenz ihres vormals bürgerlichen und ihres linksradikalen Flügels und der Beharrlichkeit des Protests. Es bestand auch eine Reihe günstiger Kontextbedingungen: insbesondere (1) ein föderatives politisches System und ein relativ offenes Verwaltungsgerichtswesen, die Ansatzpunkte für Interventionen boten, sowie (2) die sich allmählich abzeichnende Spaltung der politischen Eliten in der Frage der Atomenergie. (ICF2)
In: Kirchliche Zeitgeschichte: KZG ; internationale Zeitschrift für Theologie und Geschichtswissenschaft = Contemporary church history, Band 28, Heft 2, S. 246-261