Ergebnisse der psychologischen Forschung zeigen, daß die Verwendung von Beispielen in der Kommunikation aufgrund ihrer Konkretheit eine besonders hohe argumentative Bedeutung besitzen. Anhand von Belegstellen aus einem Korpus von 73 dyadischen Diskussionen zum Thema Migration wird dargelegt, wie Beispiele in vielfältigen Funktionen von den Diskutanten verwendet werden. Die Beispiele können auch Auskunft geben, welche konkreten Vorurteile, Ängste, stereotype Vorstellungen oder persönliche Erfahrungen für die Personen mit dem Thema verbunden sind. Beschrieben werden auch typische Beispielbereiche, die jeweils von Gegnern oder Befürwortern von Immigration benutzt werden. (DY)
"Die gegenwärtige Struktur von ICANN - das war die einleitende These - ist eher das Ergebnis einer Reihe von taktischen Reaktionen gewesen als der strategische Entwurf einer neuen Internet-Ordnung. Das vorläufige Ergebnis - vorläufig, denn dieser Strukturierungsprozess ist noch nicht beendet weist zahlreiche Mängel auf. Und dennoch kann von ICANN als Beispiel gesprochen werden, welches in künftigen Regulierungsbemühungen nicht hinweggedacht werden kann, ohne dass zugleich ein hinreichender Erfolg solcher Bemühungen in Frage stünde. Zunächst: Die Vorgänge um ICANN haben verdeutlicht, dass die Infrastrukturen von Information und Kommunikation globale Ressourcen sind, für die nationale Verantwortlichkeit an Konturen gewinnt und für die sich globale Verantwortlichkeit entwickelt. ICANN hat mit seiner Drei-Säulen-Struktur darüber hinaus die Rechtfertigungslasten bei der Wahrnehmung dieser Verantwortung verlagert: Wer für globale Regulierungsstrukturen plädiert, bei denen - und dieses Stadium haben wir schon seit längerem erreicht - Staat und Wirtschaft durch Ko-Regulierungsstrukturen verschränkt werden, muss nun etwas deutlicher und ausführlicher darlegen, warum direktere Beteiligungsformen von Bürgerinnen und Bürgern bei solchen Strukturen ausgeschlossen bleiben sollen, und muss darlegen, wie er solche Beteiligungen zu gestalten gedenkt. ICANN ist auch ein Beispiel dafür, dass die Anbindung an eine Hegemonialmacht von Vorteil sein kann: Diese Anbindung hält Aufmerksamkeit und lässt andere von dort entwickelten Formen der Politikgestaltung profitieren, die bei ihnen selbst vielleicht noch nicht in ausreichendem Maße entwickelt sind: Das gilt bei ICANN beispielhaft für die Transparenzumgebung. ICANN ist kein Beispiel dafür, dass sich die Regulierungsthemen der globalen Kommunikationsinfrastruktur in einer einheitlichen globalen Politikgestaltungsstruktur in absehbarer Zeit zusammenfinden könnten. ICANN ist ein Beispiel für eine Variante der Ausgestaltung, die nicht hinwegzudenkende Auswirkungen auf die Ausgestaltung anderer Varianten haben wird - eben durch die Einbeziehung neuer Repräsentations- und Beteiligungsformen. Aber ICANN wird die Regulierungsthemen nicht an sich binden und den Regulierungswettbewerb beenden oder auch nur reduzieren können. Letztlich aber wird ICANN und werden die Vorgänge um die At-Large-Membership als Beispiel in Erinnerung bleiben für die gegenwärtigen Grenzen europäischer Teilöffentlichkeit. Solche konzentrierten Teilöffentlichkeiten werden notwendig bleiben und noch notwendiger werden, um Macht in ihre internationalen koregulativen Verästelungen folgen zu können, und um Herrschaft mit kritischem Wissen nach Verantwortung zu befragen und andere Teilöffentlichkeiten zu mobilisieren. Das ist die zivilgesellschaftliche Spiegelung der Wissensgesellschaft. Es ist die Eigenheit der Infrastruktur 'Internet', solche Prozesse zu erleichtern, und es ist ein - vor allem auch europäisches - Defizit, dieses Potenzial bisher weder durch Ressourcen noch durch eigene Beteiligung hinreichend und nachhaltig unterstützt zu haben." (Autorenreferat)
Innerhalb einer Reihe von Aufsätzen zum Verhältnis von Staat und Gemeinden in verschiedenen europäischen Ländern zeigt dieser Beitrag für die Schweiz, daß der schweizerische Föderalismus im Gegensatz zur herrschenden staatsrechtlichen Doktrin nicht nur die Ebenen Bund und Kanton kennt, sondern daß es auch direkte Beziehungen zwischen Bund und Gemeinden gibt, die sowohl die politische Willensbildung als auch die politische Steuerung beeinflussen. Die Gemeinden sind also neben den Kantonen zu einer wesentlichen politischen Kraft geworden. (MH)
"Am Beispiel Frankreichs analysiert Richard Kuisel den dortigen Amerikanisierungsprozess, der zum Teil darin besteht, dass Nichtamerikaner 'amerikanische' Produkte, Bilderwelten, Technologien und Praktiken importieren. Obgleich Kuisel die These vom amerikanischen Kulturimperialismus zurückweist, die beispielsweise Pierre Bourdieu und Loic Wacquant (1999) vertreten, hält er es wie Ritzer und Stillman für selbstverständlich, dass Amerikanisierung gleichbedeutend mit einer Umformung der heutigen Welt in Richtung einer Homogenisierung ist. Seine Beispiele zeigen, dass Frankreich heute zweifellos amerikanischer ist als in den 1930er-Jahren." (Autorenreferat)