Der vorliegende Beitrag beschreibt einige Phasen in der historischen Entwicklung der "Leibesübung" bzw. des Sports (der "Schmelztigel" Florenz im 14.-15. Jahrhundert; die "Pulsader der Welt" London um 1820 und das "Schwungrad" Berlin in der Mitte des 19. Jahrhunderts). Absicht ist es zum einen, sportliche Betätigung in den Kontext sozialer, "bewegungskultureller" Erfahrungen einzubinden, zum anderen Kriterien für die Bedeutung des Sports in der modernen Gesellschaft zu entwickeln. Für die Gegenwart zeigt sich, daß Sport das bewegungskulturelle Äquivalent der industriegesellschaftlichen Verhältnisse ist. Dies ist besonders an der Technisierung des Sports abzulesen: die Technikverwendung, die vom Turnschuh bis zum Bob heute neuesten Forschungsergebnissen folgt, führt zu einer fortschreitenden Professionalisierung und Ausdifferenzierung des selbstreferentiellen Systems "Sport". (pmb)
Die Entwicklung des Sports wird maßgeblich durch die Globalisierung des ökonomischen, politischen und kulturellen Austausches vorangetrieben. Es entsteht ein Netzwerk von nationalen und supranationalen Administrationen, Verbänden, Vermarktungsagenturen und Medienkonzernen, die herausragende Sportevents mit nahezu grenzenloser kultureller Relevanz produzieren. Am Beispiel jugendlicher Fußballfans wird gezeigt, wie diese Tendenzen einer Globalisierung des Sports in die Handlungspraxis jugendlicher Bewegungskulturen hineinwirken. (GB)
Die Entwicklung des Sports wird maßgeblich durch die Globalisierung des ökonomischen, politischen und kulturellen Austausches vorangetrieben. Es entsteht ein Netzwerk von nationalen und supranationalen Administrationen, Verbänden, Vermarktungsagenturen und Medienkonzernen, die herausragende Sportevents mit nahezu grenzenloser kultureller Relevanz produzieren. Am Beispiel jugendlicher Fußballfans wird gezeigt, wie diese Tendenzen einer Globalisierung des Sports in die Handlungspraxis jugendlicher Bewegungskulturen hineinwirken. (GB).
Der Sport der Weltgesellschaft ist gleichzeitig durch globale Homogenität und lokale Heterogenität gekennzeichnet. Um diese Phänomene vergleichen zu können, wird ein organisatorisches Modell des Sportsystems benötigt, wie es der Verfasser in seinem Beitrag umreißt. Zunächst wird der aktuelle Forschungsstand zu nationalen Sportsystemen in Europa ins Gedächtnis gerufen. Der moderne Sport wird dann als Ergebnis einer kulturellen Entwicklung dargestellt, an deren Ende er als Bewegungskultur der Weltgesellschaft charakterisiert werden kann. Auf dieser Grundlage werden dann die Hauptelemente von nationalen Sportsystemen behandelt, die bei empirischen Studien zu berücksichtigen sind (informeller Sport, Schulsport, Sportvereine und -verbände, sportartübergreifende Sportorganisationen, Sport in gesellschaftlichen Funktionssystemen), und nationale Besonderheiten thematisiert. (ICE2)
In: Orientierungsrahmen für den Lernbereich globale Entwicklung im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Ein Beitrag zum Weltaktionsprogramm "Bildung für nachhaltige Entwicklung"., S. 357-378
Sport, Spiel und Bewegung bieten eine Vielzahl an Bezügen für die pädagogische Inszenierung und Reflexion im Rahmen des Lernbereichs Globale Entwicklung. [...] In aktuellen Richtlinien und Lehrplänen geht es um die (doppelte) Aufgabe, sowohl die Sport- und Bewegungskultur zu erschließen als auch die Persönlichkeit zu entwickeln. Die Verknüpfung dieser Aufgaben mit Themen globaler Entwicklung stärkt zusätzlich zu der Handlungsdimension auch die Kernkompetenzen in den Bereichen Erkennen und Bewerten. Aktuelle Bildungspläne sehen für die Sekundarstufe I keinen Theorieunterricht vor. Themen des Lernbereichs Globale Entwicklung müssen eng mit der Sportpraxis verknüpft werden und fachübergreifend oder fächerverbindend in Projekten Umsetzungsmöglichkeiten erhalten. Verf. stellen die drei fachbezogene Kompetenzen im Kontext globaler Entwicklung dar: Erkennen, Bewerten, Handeln. Zudem werden Beispielthemen genannt und ein kompetenzorientiertes Unterrichtsbeispiel: (Fußball global) für die Jahgrangsstufe 10 skizziert. Abschließend werden Anregungen für Leistungsbeobachtung und Lernentwicklungsgespräche gegeben. (gekürzte Einleitung, ergänzt).
Der Beitrag zu dem Verhältnis von einem durch Migrationsprozesse bewegten Europa und 'seinen Fremden' sowie der damit einher gehenden Gestaltung kultureller Vielfalt befasst sich mit der Frage, was Fremdheit im Sport ausmacht. Dabei werden drei Barrieren diskutiert, welche die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund trotz aller hohen Integrationsansprüche des organisierten Sports verhindern: Erstens können fehlende Erfahrungen mit den Körper- und Bewegungskulturen im Zuwanderungsland zu einer körperlichen Fremdheit des Menschen mit Migrationshintergrund in sportbezogenen Sozialzusammenhängen führen. Doch gerade bei der Gruppe der Menschen, deren Migrationshintergrund bereits ein, zwei oder drei Generationen zurückliegen, ist eine solche Fremdheit eher unwahrscheinlich. In diesem Fall ist zweitens denkbar, dass das 'Fremd sein' im Sport auf eine fehlende Passung von individuellen Lebensstilen der Menschen mit Migrationshintergrund und der in den Sportorganisationen dominanten Mitgliedergruppen zurückzuführen ist. Schließlich ist drittens denkbar, dass organisationale Barrieren, wie z.B. die Sportangebote, aber auch die Traditionen der Sportorganisationen, eine Integration verhindern. (ICG2)
In dem Beitrag werden die Rolle und die Bedeutung der Frauen bei den "World Games" untersucht, den weltweiten sportlichen Wettbewerben mit einer neuen und alternativen Konzeption. Eine erste Analyse des Informationsmaterials zeigt, daß Frauen - obwohl aktiv an fast allen angebotenen Wettkampfarten beteiligt - ansonsten zu Randfiguren degradiert werden, bildlich, sprachlich, symbolisch unsichtbar, nicht erwähnt, ignoriert. Es wird die These aufgestellt, daß der Sport in idealtypischer Weise eine besonders unrühmliche sexistische Variante der Gesellschaft widerspiegelt, in der das Geschlechterverhältnis als Rangunterschieds-Verhältnis definiert wird. Als Grundlage für diese Einordnung werden Ideologien genannt, die theoretisch soziale Realität verzerren, um Herrschaft zu sichern. Die Ideologie vom Wesen der Geschlechter wird skizziert, zu deren Durchsetzung soziale Kontrolle eingesetzt wird. An einigen Beispielen wird dann gezeigt, daß es in der Geschichte Frauen gab und auch heute noch gibt, die die bestehende Geschlechterideologie (im Sport) und die damit verbundene Körperpolitik durchschaut haben, die die Situation zum Wohle der Frauen verändern wollen. Sportorganisationen und Wettkämpfe von und für Frauen werden beschrieben. Die Entwicklung von der Gleichberechtigungsidee im Sportsystem zur selbstbestimmten Bewegungskultur wird am Beispiel des Modellprojekts "Kultur- und Bildungszentrum für Körper, Bewegung und Sport für Mädchen und Frauen" beschrieben. (KW)
"Vorab werden einige theoretische Begriffe eingeführt, die wichtig sind für die folgende Analyse (Abschnitt 1). Anschließend wird die Spezifik der 'französischen Verhältnisse' nicht nur pointiert beschrieben, sondern auch als das Ergebnis von Geschichte verständlich gemacht (Abschnitt 2). Es folgt ein zeithistorischer Abriss über die französische gewerkschaftliche Bewegungsgeschichte der letzten zwei Jahrzehnte, der in seinen Konturen notwendig grob bleiben muss (Abschnitt 3). Anhand einzelner Beispiele von Massendemonstrations- und Massenstreikbewegungen sowie von heterogenen Basisgruppen soll schließlich die zentrale These des Aufsatzes belegt werden: Die ausgeprägte Bewegungskultur in Frankreich hat nicht zuletzt die Funktion, die ansonsten weitgehend unbelebte 'Ritterrüstung' periodisch zu revitalisieren, um den anhaltenden Sinn der Existenz der Gewerkschaften unter Beweis zu stellen. Sie ist jedoch nur bedingt Ausdruck strategisch nutzbarer gewerkschaftlicher Mobilisierungs- und Durchsetzungsfähigkeit. Insofern ist die größere Fähigkeit der französischen Gewerkschaften zur Massenmobilisierung nicht umstandslos mit einer größeren Kapazität zu gesellschaftlicher Veränderung gleichzusetzen. Das 'Mehr' an Organisationsmacht der Gewerkschaften in Frankreich, bezogen auf ihre Fähigkeit zum coalition building mit organisationsexternen sozialen Bündnispartnern, erweist sich bei näherem Hinsehen als vitale Notwendigkeit angesichts eines 'Weniger' an machtpolitischen Ressourcen, die gewerkschaftsintern durch Solidarisierung und strategische Koordinierung von Aktivistinnen und Mitgliedern hergestellt werden können. Dennoch bietet die französische Gewerkschaftskultur insbesondere für prekäre Beschäftigtengruppen größere Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Integration - eine Fähigkeit, die in post-fordistischen Zeiten immer wichtiger wird (Abschnitt 4)." (Textauszug)
Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit der Entwicklungsgeschichte der Frauenbewegung stellt die Verfasserin fest, dass die Frage, wie es um die Frauenbewegung heute steht, nicht eindeutig zu beantworten ist. Gerade ihre Erfolge, der soziale und kulturelle Wandel im Geschlechterverhältnis, der sich insbesondere in neuem Selbstbewusstsein der jüngeren Frauengeneration sowie in vielen Selbstverständlichkeiten, neuen Lebensformen und Bildungs- und Berufschancen ausdrückt, sind zugleich verantwortlich dafür, dass die Relevanz und Wirkung der Frauenbewegung unterschätzt wird. Die Tatsache, dass feministische Politiken gleichwohl ihr Hauptziel nicht erreicht haben, Frauen an politischer Entscheidungsmacht zu beteiligen und die weltweit wirksamen geschlechtsspezifischen Strukturen der Ungleichheit und Unterdrückung zu beseitigen, zeigt zugleich, dass die Beschwerden und Anliegen unerledigt sind. Gemessen in den Dimensionen der Bewegungsforschung, den drei Ebenen der Aktivität, ist festzustellen, dass es inzwischen sowohl auf lokaler wie überregionaler und internationaler Ebene vielfältige Netzwerke, gefestigte Bewegungskulturen und -milieus gibt. Zudem schafft ein breiter werdender Bestand an Wissen, Informationen und Medien, der auch individuell verfügbar ist, Rückhalt und ein Frauen-Bewusstsein. Ebenso aktiv ist die zweite Ebene der Bewegungsöffentlichkeiten, die - wie für die neue Frauenbewegung typisch - über Projekte und berufliche, wissenschaftliche oder bürgerrechtliche Vereinigungen und Netzwerke, nicht zuletzt über institutionelle Brückenköpfe wie Gleichstellungsstellen, universitäre Zentren oder Nicht-Regierungsorganisationen Beteiligung, Austausch und Lernprozesse ermöglichen. Auf der dritten Ebene der dominanten politischen und medialen Öffentlichkeit ist die Frauenbewegung nicht mehr in gleicher Weise präsent. Schon seit den 1980er Jahren wird immer wieder ihr Ende beschworen. Doch die Fixierung auf diese Form der Öffentlichkeit greift zu kurz; sie verkennt, dass soziale Bewegungen auch Zeiten der Latenz durchlaufen, um den Nährboden für neue "Wellen" der Mobilisierung zu bilden. (ICF2). Die Untersuchung enthält quantitative Daten.
Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit der Entwicklungsgeschichte der Frauenbewegung stellt die Verfasserin fest, dass die Frage, wie es um die Frauenbewegung heute steht, nicht eindeutig zu beantworten ist. Gerade ihre Erfolge, der soziale und kulturelle Wandel im Geschlechterverhältnis, der sich insbesondere in neuem Selbstbewusstsein der jüngeren Frauengeneration sowie in vielen Selbstverständlichkeiten, neuen Lebensformen und Bildungs- und Berufschancen ausdrückt, sind zugleich verantwortlich dafür, dass die Relevanz und Wirkung der Frauenbewegung unterschätzt wird. Die Tatsache, dass feministische Politiken gleichwohl ihr Hauptziel nicht erreicht haben, Frauen an politischer Entscheidungsmacht zu beteiligen und die weltweit wirksamen geschlechtsspezifischen Strukturen der Ungleichheit und Unterdrückung zu beseitigen, zeigt zugleich, dass die Beschwerden und Anliegen unerledigt sind. Gemessen in den Dimensionen der Bewegungsforschung, den drei Ebenen der Aktivität, ist festzustellen, dass es inzwischen sowohl auf lokaler wie überregionaler und internationaler Ebene vielfältige Netzwerke, gefestigte Bewegungskulturen und -milieus gibt. Zudem schafft ein breiter werdender Bestand an Wissen, Informationen und Medien, der auch individuell verfügbar ist, Rückhalt und ein Frauen-Bewusstsein. Ebenso aktiv ist die zweite Ebene der Bewegungsöffentlichkeiten, die - wie für die neue Frauenbewegung typisch - über Projekte und berufliche, wissenschaftliche oder bürgerrechtliche Vereinigungen und Netzwerke, nicht zuletzt über institutionelle Brückenköpfe wie Gleichstellungsstellen, universitäre Zentren oder Nicht-Regierungsorganisationen Beteiligung, Austausch und Lernprozesse ermöglichen. Auf der dritten Ebene der dominanten politischen und medialen Öffentlichkeit ist die Frauenbewegung nicht mehr in gleicher Weise präsent. Schon seit den 1980er Jahren wird immer wieder ihr Ende beschworen. Doch die Fixierung auf diese Form der Öffentlichkeit greift zu kurz; sie verkennt, dass soziale Bewegungen auch Zeiten der Latenz durchlaufen, um den Nährboden für neue "Wellen" der Mobilisierung zu bilden. (ICF2)