Abschreckung im Licht christlicher Ethik
In: Philosophie - Wissenschaft - Politik: Festschrift Rudolf Wohlgenannt zum 60. Geburtstag, S. 297-304
Während die Vertreter der Friedensbewegung die Abschreckungsbefürworter als Kriegstreiber denunzieren, die den atomaren Selbstmord der Menschheit zu riskieren bereit sind, sieht die Gegenseite in den Friedensmaschierern die Bereitschaft, die Werte der Freiheit und der Demokratie zu opfern. Der Autor diskutiert diesen Konflikt vor dem Hintergrund zweier Theorien. Nach der Stimulationstheorie ist moralisches Verhalten nur dann von den Menschen zu erwarten, wenn ein "Normengeber" entprechend belohnt. Dem steht die Perfektionstheorie gegenüber, nach der der Mensch von Natur aus gut ist. Der Autor zeigt, daß das christliche Menschenbild, so wie es das alte Testament und der Jesus der Bergpredigt formulieren, von der Stimulationstheorie ausgeht. "Dieses Ergebnis bedeutet auf die Friedensdiskussion von heute übertragen: aus christlicher Sicht ist Abschreckung notwendig, wenn Friede als moralischer Wert gilt. Das christliche Gebot der Feindesliebe kann sinnvollerweise nicht als Argument gegen die Notwendigkeit der Abschreckung allgemein angeführt werden." (ICD)