In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 669-672
"Der Vortrag bemüht sich um einen soziologischen Beitrag zur gegenwärtigen Debatte um den Sozial- und Wirtschaftsstandort Deutschland. Die rein kostenorientierte Sichtweise, die auf hohe Sozial- und Lohnkosten abstellt, wird um eine Perspektive ergänzt, die in der vergleichenden Sozial-Ökonomie zunehmend Aufmerksamkeit genießt: die These, daß soziales Kapital eine wichtige Grundlage ökonomischer Wettbewerbsfähigkeit ist. Diese These wird in vier Schritten zur Diskussion gestellt: Zunächst wird das Konzept des sozialen Kapitals vorgestellt. Sodann wird die These seines Zusammenhanges mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit mittels einiger empirischer Untersuchungen erläutert. In einem dritten Abschnitt soll gezeigt werden, daß die Bundesrepublik in diesem Bereich vergleichsweise gut dasteht. Im Schlußabschnitt schließlich sollen einerseits einige Konsequenzen aus diesem Befund für die Standortdiskussion und andererseits einige offene Fragen einer sozio-ökonomischen Erklärung ökonomischer Performanz erörtert werden." (Autorenreferat)
Moderne Demokratien sind ohne politische Parteien nicht denkbar. Der vorliegende Beitrag geht folgenden Fragen nach: Werden sich die neuen Demokratien Osteuropas notwendig zu Parteiendemokratien entwickeln? Werden sie ein Herrschaftssystem ausbilden, in dem demokratisch legitimierte Parteien den politischen Entscheidungsprozeß dominieren? Das rasche Verschwinden von Gremien, wie etwa die "Runden Tische", und sozialen Bewegungen und das Entstehen einer Vielzahl von politischen Parteien deuten in diese Richtung. Anhand der Analyse von Wahlergebnissen für die Jahre 1989 bis 1993 versucht der Autor eine erste Bestandsaufnahme. Nach theoretischen Überlegungen zum Begriff der Partei, zu ihrer Funktion im demokratischen politischen Prozeß und zur Ausgangssituation des Parteienwettbewerbs in Osteuropa, werden Zahl und Stärke der Parteien in den Parlamenten, ihre programmatische Grundorientierung und ihre Beziehung zu den historisch geprägten politischen, konfessionellen und ethnischen Strukturen dargestellt. (ICE)
"Welchen Rolle kann Westeuropa in der seit 1989 radikal veränderten Weltordnung spielen? Was überhaupt ist gemeint, wenn von 'Europa' die Rede ist? In den folgenden Überlegungen beschäftige ich mich mit der soziologischen Seite der europäischen Integration. Untersucht wird, (1) wie Europa als Sozialraum eigener Art abgegrenzt werden kann, (2) ob Europa einen erkennbar eigenständigen und darüber hinaus in den Grundzügen ähnlichen Kern sozialer Institutionen aufweist, (3) weiche Zukunftsaussichten das durch diese Institutionen gekennzeichnete 'europäische Modell' vornehmlich in ökonomischer Hinsicht besitzt. Sind die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Muster, wie sie sich im kontinentalen Kerneuropa herausgebildet haben, im internationalen Wettbewerb weiterhin anpassungs- und leistungsfähig genug, um bestehen zu können?" (Autorenreferat)
"Die gegenwärtige Debatte um die Weiterentwicklung von Institutionen und Anreizen für die Krankenkassen, die Akteure der Krankenversorgung und die Versicherten ('dritte Stufe der Gesundheitsreform') weist im Hinblick sowohl auf die Themen als auch auf die Instrumente spezifische Ausblendungen und Fokussierungen auf. Diese sind nicht mit empirischer gesundheitspolitischer Erfahrung zu begründen, sondern folgen der dominanten Ideologie vom Eigenwert der Deregulierung und von der Produktivität ökonomischer Marktkonkurrenz. Ausgehend von sieben als essentiell angesehenen Elementen des deutschen Grundmodells der Regulierung der Krankenversicherung und Krankenversorgung und empirisch vielfach bestätigten Stärken und Schwächen dieses Modells werden in der Präsentation wesentlicher Implikationen solcher Reformvorschläge in Form von absehbaren Folgen ihrer Umsetzung auf Institutionenbildung und Akteurverhalten im Lichte historischer und internationaler Erfahrung skizziert. Es zeigt sich, daß die Umsetzung derzeit dominanter Reformvorschläge zentrale Funktionsdefizite des Gesundheitssystems (sozial bedingte Ungleichheit vor Krankheit und Tod; Unternutzung von Prävention und Gesundheitsförderung; Untergewichtung von Effektivitätskriterien und Effizienzkriterien bei Zulassung und Anwendung medizinischer Waren und Dienstleistungen; institutionell und professionell ausbleibende Anpassung der Krankenversorgung an den von chronisch-degenerativen Krankheiten geprägten Bedarf etc.) unberührt lassen würde, wesentliche Vorteile der gegenwärtigen Regulierung (materielle Egalität bei Zugang und Inanspruchnahme; relative Übersichtlichkeit; politische und finanzielle Steuerbarkeit etc.) beschädigen und neue Probleme (individuelle Verhaltenskontrolle; Unterversicherung; Rationalisierung etc.) schaffen würde. Neben der ideologischen Komponente werden als Ursache für diese Fehlentwicklungen der Debatte Versuche der Selbstentlastung des Staates und der Verantwortungsüberwälzung auf Krankenkassen und Versicherte sowie Druckwirkungen und Sogwirkungen anlagesuchenden Geldkapitals gesehen. Sozialwissenschaftlicher Expertise kommt in dieser Situation v.a. die Aufgabe zu, auf die Ungeeignetheit von Mitteln bei gegebenen Zwecken hinzuweisen sowie auf bestehende Regulierungsalternativen hinzuweisen und diese weiterzuentwickeln." (Autorenreferat)
"Am Beispiel der interethnischen Konflikte in den Vereinigten Staaten werden einige Begründungen dafür vorgestellt, warum die traditionelle Sichtweise auf ethnische Konflikte, die auf die Bedeutung kultureller Fremdheitserfahrungen abstellt, durch eine Theorie der politischen Aushandlung ethnischer Grenzziehungen ergänzt werden sollte. Im Mittelpunkt wird dabei die zunehmende Bedeutung selbsterzeugter und handlungsabhängiger sozialer Konstruktionen von Ethnizität stehen, wie sie am deutlichsten in 'panethnischen' Zugehörigkeitskategorien zum Ausdruck kommen. Gerade in ihren modernsten Versionen tendieren politische Konstruktionen von Ethnizität dazu, 'rassische' Merkmale als gleichsam letzte und entscheidende Materialität ethnischer Zuschreibungen zu betonen. Hierin kann das Potential einer politischen Regression der ethnisch gefärbten Ressourcenkämpfe in den USA erblickt werden. Gebändigt werden diese 'Gefahren' jedoch durch die Weiterentwicklung der demokratischen Institutionen. In den USA der Gegenwart verbleiben ethnische Konflikte damit weitgehend im Bereich sozialer Konkurrenz und erreichen nicht jene zerstörerische Intensität 'ethnischer Säuberung', die zur europäischen Erfahrungen in diesem Jahrhundert gehört." (Autorenreferat)
"Die Selbsterzählungen von Kaufleuten und Unternehmern werden hier im Hinblick auf die dominanten Publikationsmedien ihrer Zeit analysiert: Handschrift im Spätmittelalter, Druckpresse und Buch in der Neuzeit, illustrierte Presse, Film und Fernsehen im 20. Jahrhundert. Der handschriftlich niedergelegten Selbsterzählung kommt vor allem im Spätmittelalter eine hervorgehobene Bedeutung zu. Der kaufmännische Autobiograph jener Epoche blieb in der Regel zeitlebens sein einziger realer Leser. Implizite Leser sind seine Nachkommen und vor allem Gott. Im kaufmännischen Schreiben mischten sich praktische und moralische Zwecke auf eine eigenwillige Art. Der praktische Zweck kaufmännischen Schreibens im Spätmittelalter war das Zählen und Bilanzieren. In der kaufmännischen Autobiographietendenz jener Zeit wird dieses Verfahren auch der Ordnung der eigenen Lebensgeschichte dienstbar gemacht. Im Analogieverfahren entsteht so das Erzählformat der Lebensbilanz. Seine wirtschaftlichen und politischen Erfolge und Mißerfolge notierend und bilanzierend, vergewissert sich der Kaufmann seines Standes vor Gott, der ihm durch die damals vorherrschende Moral des Adels und des Klerus mit ihren Verdikten gegen das Erwerbsstreben streitig gemacht wurde. Im Zeitalter von Druckpresse und Buch wandelt sich der Adressatenkreis. Man richtet sich nunmehr auch an Zeitgenossen, schreibt ihnen zum Vorbild seine Lebensgeschichte. Benjamin Franklins Exemplumgeschichte diente Max Weber zur Analyse der protestantischen Ethik. Der Unternehmer präpariert und konserviert in seiner Autobiographie die säkulare Moral von Erfolg und Verantwortung. Im Zeitalter von illustrierter Presse, Film und Fernsehen versucht der Autobiograph - zumeist mit Hilfe von 'Geisterhand' (Ghostwritern) - seine Lebensmoral gegen die moralisch-dramatisierenden Manager-Bilder der Massenmedien ins rechte Licht zu rücken." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 764-778
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 673-676
"Die soziologische Diskussion von Sozial- und Systemintegration hat sich auf die These der Verdrängung sozial-integrativer Mechanismen durch systemische konzentriert. Hier wird im Widerspruch dazu behauptet, daß Sozial- und Systemintegration einander unter bestimmten Bedingungen eher positiv beeinflussen. Meine These ist, daß zwischen der internen, auf sozialen Abstimmungsmechanismen und zum Teil 'irrationalem' Verhalten der Organisationsmitglieder basierenden Sozialintegration einer Organisation und deren Einpassung und Erfolg in systemischen, interorganisatorischen Netzwerken ein wechselseitiges Bedingungsverhältnis besteht. Eine zentrale Voraussetzung für ein solches positives Bedingungsverhältnis ist das Vorhandensein von Slack in der Organisation. Diese muß über Ressourcenspielräume verfügen, denn nur diese erlauben ein langfristigeres Experimentieren und Lernen der Organisation wie der Organisationsmitglieder. Die Konsequenzen der Ausnutzung der Lernkapazitäten von Organisationen sind allerdings auch gewisse Widersprüchlichkeiten und Auflösungserscheinungen in der Organisation. Diese müssen jedoch dann nicht die Stabilität der Organisationen bedrohen, wenn die Organisation eine Organisationskultur des Multiple Selfs bzw. des Diskontinuitätsakteurs aufbauen kann. Ein gewisses Maß an Slack im Sinne einer Abschwächung von cut-throat-competition dürfte zudem auch Voraussetzung für die erfolgreiche, mehr oder weniger 'systemische' Koordination im Organisationsnetzwerk sein. Insofern impliziert meine These, daß sich im Gegensatz zur Verdrängungsthese eher eine Zunahme sozialintegrative Prozesse und deren Ausdehnung auch auf die Ebene der interorganisatorischen Koordination konstatieren läßt. Dieses wechselseitige Bedingungsverhältnis von interner Sozialintegration und externer Systemintegration soll empirisch am Beispiele der Forschung von zwei Chemieunternehmen aus verschiedenen nationalen Kontexten demonstriert werden." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 583-587
"Seit seiner Gründung will der Deutsche Sportbund der 'Gesundheit aller Bürger dienen'. Dieser Grundsatz lief jedoch lange Zeit in der Aufgabenvielfalt eher unauffällig mit: Die Überzeugung, Sport sei rundum gesund, mag dabei eine Rolle gespielt haben. Seit der Einführung des 'Zweiten Weges' kann die gemeinnützige Sportbewegung eine beispiellose Wachstumskarriere nachweisen. Während von ihr zunächst Einzelthemen wie Ausdauer behandelt wurden, sind es seit den 80er Jahren umfassende Gesundheitskampagnen, die herausgestellt werden. Die Verselbständigung der Aerobic- und Fitneßwelle in ihren erwerbswirtschaftlichen Formen wurde erst bekämpft, dann mit Gesundheits- und Fitneßstudios in Sportvereinen kopiert, doch letztlich werden ihre Angebote als Ergänzung akzeptiert. Im Deutschen Sportbund wird neuerdings sogar die Frage gestellt, ob die Fitneßbewegung nicht Teil der gemeinnützigen Sportbewegung werden könne. Es liegen allerdings noch weitere Wettbewerbsbeziehungen zu den Volkshochschulen vor, die sich ebenfalls dem Gesundheitsbedürfnis in der Bevölkerung stellen. Daß darüber hinaus neuerdings Krankenkassen selbst dazu übergegangen sind, Gesundheitskurse anzubieten, hat auf dem Gesundheits-Markt zu Friktionen geführt und u.a. auch sportpolitische Aktivitäten ausgelöst. So veranstalteten Sportvereinigungen in den letzten Jahren Gesundheits-Kongresse, veröffentlichen Grundsatzerklärungen zum 'Gesundheitssport', vergeben Gütesiegel, kooperieren mit Kranken-/ Gesundheitskassen und fallen neuerdings (mit der Vorlage einer Konzeption und der Beschreibung von Qualitätskriterien) durch eine engagierte Gesundheitspolitik auf. Die Zwickmühle besteht nun nicht allein darin, traditionelle wettbewerbsorientierte und aktuelle gesundheitsorientierte Programme innerhalb der gemeinnützigen Sportbewegung auszutarieren. Darüber hinaus werden insbesondere die aktuellen gesundheitspolitischen Vorstellungen im Paragraph 20 des Gesundheitsstrukturgesetzes, die der gemeinnützigen Sportbewegung den Status als Selbsthilfeorganisation absprechen, kritisiert." (Autorenreferat)
"Die forschungspolitische Debatte um den Wissenschafts- und Technikstandort Deutschland kann ihre Nähe zu der Diskussion über den Wirtschaftsstandort Deutschland nicht verleugnen und signalisiert damit deutlich, worum es ihr im Kern geht: nicht um eine Betrachtung des bundesdeutschen Forschungspotentials für sich genommen, sondern um den Beitrag wissenschaftlich- technologischer Forschung zur Entwicklung zukunftsträchtiger technischer Innovationen und zur Sicherung wirtschaftlicher Konkurrenzfähigkeit. Zusätzlich an Gewicht gewinnt diese Debatte insbesondere durch die Beobachtung, daß diejenigen Technologien, die heute als Schlüsseltechnologien im Wettlauf der führenden Industrieländer um komparative Konkurrenzvorteile angesehen werden, also etwa Informationstechnologie, Biotechnologie oder neue Werkstoffe (vgl. Hagedoorn/Schakenraad 1990: 3), in wachsendem Maße auf die Bereitstellung neuen wissenschaftlich-technologischen Grundlagenwissens angewiesen sind (vgl. Pavitt 1984: 362; Dosi 1988: 222; Welsch 1993: 286)." (Textauszug) Allgemein gesprochen besteht, so Freeman, das Problem der Innovation darin, "Information aus unterschiedlichen Quellen zu nützlichem Wissen über Gestaltung, Herstellung und Verkauf neuer Produkte und Prozesse zu verarbeiten und umzuwandeln" (Freeman 1991: 501; Übers. d. Verf.). Geht man von dieser Problembestimmung aus, so kann man die Diskussion um eine verbesserte wirtschaftliche Ausnutzung der in Deutschland zweifellos vorhandenen F&E-Potentiale (vgl. Grupp (Hg.) 1993; Meyer-Krahmer 1994: 72ff) zumindest in einigen ihrer wesentlichen Aspekte reformulieren als Frage nach den Bedingungen und Möglichkeiten des innovationsbezogenen Transfers heterogenen Wissens und damit einhergehend als Frage nach den Bedingungen und Möglichkeiten der Kooperation zwischen den jeweiligen Trägern und den potentiellen Nutzern dieses Wissens, also etwa zwischen Universität und Industrie, zwischen innovierenden Unternehmen oder zwischen Technikentwicklern und -anwendern. Angesichts dieser Überlegungen verdient es besondere Beachtung, daß sich zwischen der vermuteten Bedeutung von Kooperationsbeziehungen und dem Ausmaß tatsächlich vorfindlicher kooperativer Arrangements eine deutliche Kluft auftut. Während es in der Innovationsforschung auf der einen Seite nicht an empirischen Belegen und theoretischen Argumenten dafür fehlt, daß der Aufbau kooperativer Zusammenhänge eine zentrale Erfolgsbedingung gelingender Innovationsprozesse ist (vgl. z.B. Freeman 1991: 500f), läßt sich auf der anderen Seite eine beachtliche Reserviertheit innovierender Unternehmen gegen die Einbeziehung externer F&E-Beiträge feststellen, die sich empirisch etwa darin ausdrückt, daß bundesdeutsche Unternehmen durchschnittlich weniger als zehn Prozent ihrer F&E-Budgets zur Finanzierung externer Forschung und Entwicklung verwenden (vgl. Häusler et al. 1994: 48f). Es liegt dann nahe, in der Diskrepanz zwischen Bedarf und Realisierung innovationsbezogener Kooperationen eine wesentliche Ursache nationaler Innovationsschwäche zu sehen. Vor dem Hintergrund vergleichbarer Beobachtungen kommt die 'MIT Commission on Industrial Productivity' für den u.s.-amerikanischen Kontext dementsprechend zu der Schlußfolgerung, daß die "mangelnde Bereitschaft oder auch Fähigkeit zur Kooperation" (Dertouzos et al. 1990: 104) in vielen Industriesektoren ausgesprochen nachteilig wirkt, oder allgemeiner gesagt, "daß fehlende Kooperation auf allen Ebenen den technischen Fortschritt und die Steigerung der industriellen Leistung behindert" (ebd.). [...]" [Autorenreferat]
Ist der Wettbewerb frauenfeindlich? Ist der Staat statt dessen der ideale Arbeitgeber für die Frauen? Wie kann Wettbewerb und Kooperation zwischen den Geschlechtern institutionalisiert werden, um den Arbeitsmarkt gleichzeitig gerechter und effizienter zu organisieren. Zur Beantwortung dieser Fragen prüft der vorliegende Beitrag zunächst die Realität in verschiedenen Ländern (USA, BRD, Schweden); benutzt werden zum Vergleich Modelle idealtypischer Organisation des Arbeitsmarkts und ihrer Auswirkung auf die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Die "ernüchternde Bilanz" zeigt, daß sich die Bedingungen eines fairen Wettbewerbs auf Arbeitsmärkten - nämlich Elastizität von Angebot und Nachfrage - sich auch durch eine konsequente Anti-Diskriminierungspolitik nicht herstellen lassen. Aufgrund der einseitigen Verteilung familiärer Verpflichtungen erfüllen vor allem Frauen die Bedingung der Angebotselastizität nicht. Andere "Spielregeln" müssen institutionalisiert werden, um Anreize zur effektiven Kooperation zu schaffen. Der Autor diskutiert neben dem Wettbewerb drei weitere Spielregeln der Gerechtigkeit: Solidarität, Chancengleichheit und Egalität. (ICE)