In: AIS-Studien: das Online-Journal der Sektion Arbeits- und Industriesoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), Band 1, Heft 1, S. 45-57
In einer Zeit, in der die Wissenschaftspolitik derjenigen Form von Ressourcenallokation besonderes Interesse entgegenbringt, die die Kreativität der Wissenschaftler stärkt, will man wissen, welcher Typ von Forschungsorganisation tatsächlich wissenschaftliche Kreativität begünstigt (also ausgebaut werden sollte) und welcher umgekehrt für kreative Arbeit weniger hilfreich ist (folglich zu vermeiden wäre). Dieser Informationsbedarf kontrastiert mit dem geringen Wissen, welches gegenwärtig zur Verfügung steht, und dies gilt ganz besonders für die Geisteswissenschaften. Das Papier liefert einige Ideen, wie diese Lücke gefüllt werden könnte. Da, aus soziologischer Perspektive, für wissenschaftliche Kreativität die Organisation der akademischen Arbeit, nicht aber der individuelle kreative Genius, am meisten zählt: von welchem Organisationstyp müssen wir dabei ausgehen und wie sehen wir die Beziehungen zwischen dem einzelnen Forscher und dieser Organisation? Das Papier setzt hier auf schwach institutionalisierte Organisationen und die kreative Kraft lockerer Verbindungen. Ein weiteres bedenkenswertes Problem betrifft die abhängige Variable: Wie soll "Kreativität" operationalisiert werden? In den Geisteswissenschaften verfügen wir weder über unbestrittene Qualitätskriterien noch über allgemein anerkannte Wissenschaftspreise, auf die man sich beziehen könnte. Die Verwendung von Publikations- oder Zitationsindices führt ebenso wenig weiter, da diese Daten, speziell in den Geisteswissenschaften, fehlleiten, wenn es um die Erfassung kreativer Ereignisse geht. Das Papier führt diese Argumente aus und entwickelt ein Verfahren, mit dem akademische Kreativität in den Geisteswissenschaften identifiziert werden könnte. Dieses Verfahren setzt auf die Methode der Gruppendiskussion. Schließlich wird der Gegenstandsbereich, auf den sich das Papier bezieht - "Geisteswissenschaften" - diskutiert. Bilden diese einen bestimmten Wissenschaftstypus, der klar von den, sagen wir, Naturwissenschaften, abgegrenzt werden kann? Wie immer man darauf antwortet, die Entscheidung wird ein willkürliches Moment haben, und - trotz eines vielleicht gemeinsamen Leitmotivs - Disziplinen mit unterschiedlichen Rhetoriken und epistemologischen Kulturen umfassen. Das Studium von geisteswissenschaftlicher Kreativität kann sich deshalb nicht auf eine "exemplarische" Disziplin oder einen schmalen Satz von Disziplinen beschränken. Abschließend schlägt das Papier vor, sich (vorläufig) auf mindestens fünf Disziplinen zu konzentrieren (Geschichte, Literaturwissenschaften, Altertumswissenschaften, Philosophie, Soziologie).
'Mit diesem Artikel wird mit Unterstützung von der Seite der Kognitionswissenschaften eine Exploration in ein Gebiet geführt, das derzeit zu den am meisten diskutierten - und trotz alledem zu den am ungenügendsten verstandenen gehört, nämlich zum Problem wissenschaftlicher Kreativität. Ausgehend von einer Übersicht zum derzeitig vorrätigen Theorienspektrum setzt sich der vorliegende Artikel zwei Ziele. Erstens wird eine Suche nach den gängigen Kreativitätsmustern in den österreichischen Sozialwissenschaften unternommen, wobei sich diese Suche auf zwei Phasen, die eine zwischen 1918 und 1933/34 und die anderen auf die Zeit zwischen 1945 und 1970/75 konzentriert. Zweitens wird in diesem Artikel ein Netzwerkschema wissenschaftlicher Kreativität sowohl für Mikro- als auch für Makroniveaus entwickelt. Es bleibt zu hoffen, daß über diese beiden Wege die bislang noch sehr allgemeine, aber goldrichtige Intuition von der Themenvariation als dem 'Angelpunkt wissenschaftlicher Kreativität' eine konkretere und anwendungsnähere Lösung für wissenschaftshistorische oder auch für empirische Untersuchungen der kognitiven Dynamik innerhalb des Wissenschaftssystems erfährt.' (Autorenreferat)
Die institutionelle Psychotherapie entstand als politisch engagierte Aktion des Kampfes gegen die psychiatrische Asylpraxis. Sie stützt sich auf Grundkenntnisse der Psychoanalyse, der therapeutischen Gruppenarbeit und der interaktiven Erziehung. Nachdem sie in den 1960er Jahren zur Sektorisierung beitrug, erfuhr sie eine Spaltung in eine Gruppe psychoanalytischer Psychiater und Vertreter mit institutioneller Ausrichtung. Letztere entwickelten einen spezifischen Aufnahmemodus, eine kollektive Organisationsform, eine Vielfalt von Aktivitäten und Alternativen zur Unterbringung. Wesentlich ist die Schaffung eines Beziehungsnetzes mit direktem Bezug zum Alltag. Institutionelle Psychotherapie versucht, einen persönlichen und institutionellen Zugang jenseits der gezeigten Symptome entlang der Übertragungsbeziehungen zu entwickeln. Das Unorganisierte, die institutionellen Lücken, sind dabei ebenso behandlungsrelevant wie durchstrukturierte Zeiten und Orte. Diese integrative Behandlungsform ist durch psychiatriepolitische Maßnahmen (Bettenreduzierung, Steuerung der Verweildauer, gesundheitspolitische und nosographische Konzepte psychischer Gesundheit, Risikovermeidung, Trennung zwischen Behandlung und Beratung) störbar bzw. gefährdet, sodass der Interventionsrahmen immer wieder neu überdacht und angepasst werden muss.
"Gruppen und Kollektive zeigen in ihren widerständigen Praxen vielfältige Formen lustvoller Kreativität. Ob sie darin eine Konzeption der Freiheit fokussieren oder ihren Geschlossenheitsphantasien folgen, ist wesentliches Kriterium der Unterscheidung von Links und Rechts. Popkulturelle Inszenierungen werden neben der Etablierung eines Mainstreams zur Übernahme und Adaptierung in Nischen jugendlicher Devianz und künstlerischer Produktion gewendet, Licht und Schatten der Multitude werden darin sichtbar, ein Changieren zwischen Radikalität und Extremismus. Die Öffentlichkeit einer Szene fungiert als Ort politischer Auseinandersetzungen, die Ansprüche der AkteurInnen aneinander sind dahingehend illustrativ und ihr Umgang mit konstitutiven Ausschlüssen wirkt entlarvend." (Autorenreferat)
'Seit ungefähr zwei Jahrzehnten prägt die ökonomische Bedeutung von Kreativität den internationalen Kunst- und Kulturdiskurs. Ziel dieses Artikels ist es, die aktuellen Entwicklungen dieses Diskurses in einen größeren historischen Zusammenhang zu stellen. Sowohl das Bild des autonomen Geniekünstlers, das dem Menschenbild der Moderne und den ökonomischen Erfordernissen des aufstrebenden Kapitalismus entsprach, als auch die zahlreichen Strömungen, die sich gegen dieses KünstlerInnenbild wandten, finden sich im zeitgenössischen Verständnis von Kunst, Kultur und Kreativität wieder. Zugleich entspricht die Ökonomisierung in diesem Bereich auch generellen neoliberalen Entwicklungen. Diese Zusammenhänge werden anhand von Hegemonietheorien theoretisch eingeordnet und ihre praktischen Auswirkungen auf die Entwicklung der 'Creative Industries' und die ihnen tätigen KulturarbeiterInnen analysiert.' (Autorenreferat)
In this interview, Christoph Biermann talks about the changes which have come up with the 'digitalization of soccer.' The talk broaches the issue of the general connection between soccer & society & asks to what extent the so called 'scientification' of soccer destroys the quality of the game & deprives players of their individual freedom. Biermann argues that the data collected nowadays can help players to analyze game situations & train individual abilities. He also illustrates the transition to a more analytical coverage on soccer. He asserts that a more analytical & scientific approach to coverage & training does not interfere with freedom & creativity on the playing field. Adapted from the source document.
Der [...] Beitrag beschäftigt sich mit der großen Rolle der produktiven Wortbildung im [Fremdsprachenunterricht... Es wird] darauf hingewiesen, dass die Wortbildung von Fremdsprachenlernenden nicht nur zur Rezeption von fremdsprachigen Texten herangezogen werden, sondern auch der Sprachproduktion dienen sollte. Aus diesem Grunde [werden...] verschiedene Übungen und Aufgaben zum spielerischen und kreativen Umgang mit Wortbildung und Lexikbeständen dargestellt, dank denen die Lernenden sowohl zur Sprachproduktion angeregt und veranlasst werden, als auch die Möglichkeit bekommen, lexikalische Strategien zu entwickeln. (Autorin).;;;The article points out the need to develop a productive knowledge of word formation and presents some ways of how this can be achieved. As has been demonstrated, word formation can and should be used in language games, building not only upon the reception of speech but also on speech production. The article presents a variety of exercises and tasks inducing students' creativity in using lexis, rules of word formation and affixation. Applying word formation in foreign language teaching in such a way can enable students to develop their linguistic creativity as well as their lexical strategies. (Orig.).
Die Problematik des Begabungsbegriffs wird erörtert. Einleitend wird betont, dass der erbpsychologisch-statische Begabungsbegriff seit über 30 Jahren wissenschaftlich und historisch diskreditiert ist. Er lebt aber in der Alltagspsychologie ungebrochen fort. Versuche, Begabung als lernabhängig bzw. dynamisch zu definieren, sind deshalb bisher nicht sehr erfolgreich gewesen. Ergebnisse der neueren Problemlösepsychologie legen es nahe, besondere intellektuelle oder gestalterische Leistungen ohne Dispositionskonzepte zu erklären. Auch die daraus abgeleiteten Prinzipien pädagogischer Förderung kommen ohne einen Begabungsbegriff aus.