Krieg tötet nicht nur, er macht auch krank: Die Erfahrung des Kampfgeschehens geht mit einer hohen physischen und psychischen Belastung einher, mit dem Erleben von Gewalt, Tod und Verwundung. Hinzu kommen Hunger und Seuchen als stete Begleiter kriegerischer Auseinandersetzungen. Dieser interepochal und interdisziplinär angelegte Band untersucht die Verbindung von Krieg und Krankheit in ihren Wandlungen, die nicht nur auf ein sich veränderndes Kriegswesen zurückgehen, sondern auch auf variierende kulturelle Deutungsmuster dessen, was man überhaupt als Krankheit ansah.
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Zusammenfassung. Die vorliegende Arbeit verbindet die Erkenntnismöglichkeiten eines biographischen Ansatzes und der erzählerischen Aufbereitung von Erfahrungen mit den Konzepten subjektiver Gesundheitsvorstellungen. Anhand zweier Falldarstellungen, die auf dem Weg des narrativen Interviews gewonnen und mit erzählanalytischen wie sprachpragmatischen Methoden entfaltet wurden, werden die Möglichkeiten eines biographisch-narrativen Ansatzes zur Erfassung von Gesundheitsvorstellungen demonstriert. Beiden Erzählern gelingt es, eigene Gesundheitserfahrungen auf ihrem jeweils individuellen Erfahrungshintergrund darzustellen. Es läßt sich aufzeigen, daß die Methode des autobiographischen Erzählinterviews geeignet ist, Gesundheit zu thematisieren und gesundheitsbezogene Deutungsmuster und Orientierungen sowohl in ihrer biographischen Entwicklung und Verankerung als auch in ihrer alltagspraktischen Relevanz aufzuzeigen. Erkenntnisgewinn, Praktikabilität, Gütekriterien und Grenzen des Verfahrens werden erörtert.
Die Beiträge dieses Bandes untersuchen die Prozesse der Vermarktlichung und Ökonomisierung, die die gegenwärtige Gesellschaft prägen. Im Zentrum steht dabei die Frage, inwiefern diese Entwicklungen von einem korrespondierenden Wandel kultureller Deutungsmuster, Diskurse und lebensweltlicher Praktiken begleitet werden. Während Verallgemeinerungen marktförmiger Koordinationsprinzipien inner- und außerhalb der ökonomischen Sphäre bereits intensiv mit Blick auf den damit verbundenen institutionellen Wandel untersucht wurden, blieb ihre kulturelle, diskursive und handlungspraktische Dimension bisher wenig beachtet. Um diese Lücke zu füllen, diskutiert der Band aktuelle theoretische und empirische Sichtweisen auf das Verhältnis von Kapitalismus und Kultur. Der Inhalt Grundlagen • Berufsethos in der Marktgesellschaft • Landnahmen und ihre Bewältigung • Kapitalismuskritik im Wandel Die Zielgruppen • WirtschaftssoziologInnen • SozioökonomInnen • Politische ÖkonomInnen < Die Herausgeber Dr. Patrick Sachweh ist Akademischer Rat am Institut für Soziologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Prof. Dr. Sascha Münnich lehrt und forscht am Institut für Soziologie der Universität Göttingen
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In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4363-4372
"Der Lehrberuf ist von einer Spannung zwischen 'Fördern' und 'Auslesen' geprägt: Lehrpersonen vermitteln nicht nur Wissen und tragen zur Sozialisation von Schülern und Schülerinnen bei, sie finden sich auch in Selektionsprozesse eingebunden, die das Wohl des Schülers und der Schülerin beeinträchtigen können. Aus professionalisierungstheoretischer Sicht erschweren es die selektionsbezogenen Aufgaben, dass zwischen der Lehrperson und dem Schüler bzw. der Schülerin ein Arbeitsbündnis entsteht, in dessen Rahmen sich neugieriges Lernen und Autonomieentwicklung entfalten können. Das Interesse gilt der Frage, auf welche Deutungsmuster Lehrpersonen rekurrieren, um die Spannung zwischen Fördern und Auslesen lebbar zu machen und handlungsfähig zu bleiben. Dabei gehen die Verfasser davon aus, dass die Deutungsmuster sich auf die soziale Herkunft der interessierenden Akteure, auf das Geschlecht sowie auf den absolvierten Ausbildungsgang (Real- versus Sekundarlehrausbildung) strukturell rückbeziehen lassen und in den Zusammenhang pädagogischer Denktraditionen gestellt werden können. Eine Grundvermutung lautet, dass Lehrpersonen ihre selektionsrelevanten Aufgaben in fördernde Aufgaben umdefinieren, sobald Selektion dem Schüler Unannehmlichkeiten bringt. Wer einem solchen Verständnis anhängt, bezieht sich als Lehrperson auf ein Berufskonzept, das historisch vor der Einführung eines selektionierenden Volksschulwesens zu verorten ist. Ausgehend von theoretischen Erörterungen zum Lehrberuf wird im geplanten Referat eine konkrete, sequenzanalytisch erarbeitete Fallanalyse präsentiert und vor dem Hintergrund der Grundvermutung kommentiert. Der vorzustellende Fall stammt aus einem laufenden Forschungsprojekt, in dem Lehrkräfte befragt werden, die in der Stadt Bern auf der Sekundarstufe I tätig sind." (Autorenreferat)
Der Autor geht von der Annahme aus, dass die politische Partizipation der Bürger weder vorausgesetzt noch im Sinne der Herstellung eines neuen Menschentyps verstanden werden kann. Sie erfordert vielmehr ein komplexes diskursives Arrangement, das auf der Ebene öffentlicher Debatten als nicht mehr begründungspflichtige Normalität zu etablieren ist. Aber auch auf der Ebene der Verwaltungspraxis muss eine diskursive Arbeit geleistet werden, deren Gelingen angesichts der Vielfalt von Lebenswelten, mit denen die Sozialverwaltung konfrontiert ist, stets prekär bleibt. Der Autor verdeutlicht dies anhand von empirischen Analysen, die mit Hilfe der dokumentarischen Methode durchgeführt wurden. Sie gehen von der Frage aus, wie die im Rahmen sozialstaatlicher Governance geforderte Kooperativität zwischen Staat und Bürger hergestellt wird. Die betrachteten Fälle beziehen sich auf den Kontext der aktivierenden Arbeitsmarkpolitik und das dort vorgesehene Fallmanagement. Die Analysen beruhen auf Interviews mit Verwaltungsmitarbeitern und beziehen sich speziell auf die besonderen Rahmenbedingungen der Betreuung von "Personen unter 25". Der Autor bestimmt das Handeln der Verwaltungsmitarbeiter als pädagogische Intervention und fragt nach den Deutungsmustern, die dieser Intervention zugrunde liegen. Anhand zweier kontrastiver Fälle arbeitet er zwei Deutungsmuster heraus; dabei sieht das eine die konsequente Durchsetzung arbeitsethischer Imperative vor, während das andere auf dem Gedanken fallspezifischer Empathie beruht. (ICI2)
Der vorliegende Aufsatz geht von einigen Fragen zum Phänomen "Biographie" aus: "Worin liegt der Kern der scheinbaren 'Nichthintergehbarkeit' des Biographischen? Macht es Sinn von der Biographie als einem der wirkungsmächtigsten 'Deutungsmuster' der Moderne zu sprechen? Oder ist biographisches Wissen schlechthin eine 'Illusion' (Bourdieu)?" Zunächst wird über Fallbeispiele versucht, das Biographiekonstrukt sozialhistorisch aufzuklären und überzeugende Belege für die These zu finden, daß wir es mit einem "modernen Deutungsmuster" zu tun haben. "In einem 2. Abschnitt wird das Phänomen biographischer Erfahrung mit einem historisch-empirischen Fall, den Lebenserinnerungen der 'Sophia Lemitz', konfrontiert." Diese entziehen sich dem klassischen Deutungsmuster "Biographie", denn sie weichen vom idealtypischen Ablaufmuster ab und weisen außerdem eine eigenwillige Struktur der Selbstreferentialität auf. Die These des analysierten Deutungsmusters muß differenziert werden. Mit einigen knappen konzeptionellen Konsequenzen wird die Arbeit abgeschlossen. (prn)
Ob `68er-Generation, Generation Golf, Generation der Kriegskinder, Drei-Generationen-Familie - in den Debatten der Geistes- und Sozialwissenschaften hat sich die "Generation" inzwischen zu einer zentralen Kategorie entwickelt. Über Generation wird gesprochen und geschrieben, um sich selbst zu einer Gruppe zugehörig zu fühlen oder sich vom Anderen abzugrenzen. Literaturwissenschaftler und Theologen, Soziologen und Historiker untersuchen in verschiedenen Kontexten die Strategien, die bei der generationellen Strukturierung der Gesellschaft angewendet werden. Aus dem Inhalt: Malte Thießen: Generation "Feuersturm". Zur Konstruktion von Zeitzeugenschaft in Erzählungen des Luftkrieges Katrin Max: Erbangelegenheiten. Die Generationenfolge in Thomas Manns Roman "Buddenbrooks" aus medizinisch-biologischer Sicht Michael Wallner: "Geschichtsverlust - Gesichtsverlust". Generationenbeziehungen und Generationengrenzen im Familienroman deutsch-jüdischer Autoren der "zweiten Generation" Michael Ostheimer: Die Sprachlosigkeit der Kriegskinder
Deutsche Fernsehnachrichten, TV-Boulevardmagazine und überregionale Zeitungen zeigen ein Zerrbild der Gewaltkriminalität. Unter dem Druck von Rechtspopulisten und sogenannten besorgten Bürgern nennen Redaktionen vermehrt die Staatsangehörigkeit von Tatverdächtigen – aber meist nur dann, wenn diese keinen deutschen Pass haben. Besonders ausgeprägt ist dieses Auswahlmuster bei Messerangriffen. Dies belegt unsere Langzeitanalyse seit 2007. Wer irrationalen Ängsten statistische Befunde entgegenstellt, sieht sich dem Vorwurf von Lebensfremdheit ausgesetzt, wie eine exemplarische Kommentaranalyse zeigt.