Marshall McLuhan: Medien als Infrastrukturen und Archetypen
In: Medientheorien: eine philosophische Einführung, S. 31-68
Marshall McLuhans Neubegründung der Medienwissenschaft als Medientheorie unternahm den Versuch, die "Grenzen unserer in den Techniken ausgeweiteten Menschennatur" zu untersuchen und mit dem vielfältigen Konzept der Medien als "extensions of man" das jeweilige Prinzip zu finden, "mit dem jede von ihnen verständlich wird". McLuhan rebellierte gegen die Tendenz der USamerikanischen Kommunikationsforschung, das Medium als bloß technischen Übertragungskanal für eine von ihrer medialen Übertragung und Realisierung prinzipiell unabhängige Botschaft zu verstehen und stellte mit seinem zum geflügelten Wort gewordenen Slogan, "das Medium" sei die Botschaft, den Einfluss auf politische, soziale, kognitive und ästhetische Strukturen heraus. Sind Medien bei McLuhan ursprünglich mit dem historisch spezifischen Umbruch in die elektronische Kultur und den hiermit verbundenen neuen Kommunikations-Artefakten (wie Telegraph, Zeitung, Grammophon, Radio, Telefon, Film, Fernsehen, Satellit, Computer) verknüpft, wird in einer Erweiterung des Medienbegriffs auf andere kulturelle Artefakte eine im engeren Sinne technische Medienbestimmung unmittelbar wieder zurückgenommen beziehungsweise relativiert. McLuhan verbindet dabei seine Beschreibungen der elekronisch-medialen Kultur mit dem Hintergrundbild eines neuen akustisch-taktilen Raumes, welcher in zahlreichen Strukturähnlichkeiten die Nach-Moderne mit den vormodernen Gesellschaften verbindet. (UN)