In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 107-110
In dem Beitrag wird für einen analytischen, rationalen Ansatz in der Frauenforschung gegenüber einem weiblich-biologistischen Ansatz plädiert. Vor diesem Hintergrund wird nach wissenschaftlichen Methoden und Problemstellungen in der Frauenforschung gefragt. Ausgehend davon, daß die Frauenforschung nicht einer wertfreien, sondern einer "dialogischen" Wissenschaft bedarf, werden das Verhältnis der Frauenforschung zum "Grundpostulat des Geschlechterunterschieds" und die Stellung der Wissenschaftlerinnen in der Forschung diskutiert. Schlüsselbegriffe der feministischen Theorie werden kritisch beleuchtet. Abschließend werden aktuelle Probleme einer feministischen Wissenschaft (Genetik, Biotechnologie) sowie Notwendigkeit und Rahmenbedingungen einer "eigenen wissenschaftlichen Forschung" angesprochen. (ICA)
Die Verfasserin gibt einen Überblick über Grundzüge und Entwicklung der Eliteforschung und fragt aus der Perspektive der historischen Frauenforschung nach Anknüpfungspunkten, die beide Disziplinen miteinander verbinden könnten. Es wird deutlich, dass Elitetheorien oder auch nur Begriffe von "Elite" in der Frauenforschung ebenso wenig eine Rolle spielen wie Frauen als soziale Gruppe in Elitetheorien vorkommen. Die Gründe hierfür sieht die Verfasserin in den Erkenntniszielen und Erkenntnisinteressen der Frauenforschung, die mit der Orientierung auf Emanzipation, Partizipation und Demokratisierung geradezu Gegenmodelle zur Eliteforschung repräsentieren, sowie in der anfänglichen Konzentration der Frauenforschung auf den Bereich der Familie. Gleichwohl eröffnen sich mit der zunehmenden Präsenz von Frauen im öffentlichen Raum auch Anknüpfungspunkte für die Eliteforschung, wenn es zum Beispiel um die Kritik an Auslesevorgängen oder um Binnenstrukturen der Frauenbewegung geht. (ICE)
Sowohl von der Frauenbewegung als auch von der Frauenforschung in Frankreich werden die Fragen thematisiert, ob historisch von der vollständigen Beherrschung und Machtlosigkeit der Frauen auszugehen und was unter weiblicher Kultur zu verstehen ist. Ein weiteres zentrales Thema der wissenschaftlichen Frauenforschung geht der Frage nach, ob Frauen Subjekte der Geschichte sind, in der sie leben. In der Literatur wird dies in der Diskussion um Frauenmacht und die Rehabilitierung der Frauen als gesellschaftliche Akteurinnen dargestellt. Werden Frauenfragen von männlichen Wissenschaftlern bearbeitet, stellt die Autorin Tendenzen fest, die zur Aufrechterhaltung der männlichen Herrschaft beitragen. Offene Fragen in der Forschung sind solche nach einem geschlechtsspezifischen Bewußtsein und nach der Notwendigkeit, in gesellschaftlichen Verhältnissen zu denken, wenn es darum geht, die kollektive Identität von Frauen zu begreifen. Aktuelle Debatten unter französischen Feministinnen betreffen die Auswirkungen der neuen Reproduktionstechnologien und das Verhältnis von Frauen und Staat während der derzeitigen Linksregierung. (HN)
Die Autorinnen diskutieren in ihrem Überblick Tendenzen innerhalb der sozialwissenschaftlichen feministischen Forschung zum Themenkomplex Frauen und Nationalsozialismus sowie Frauen im Nationalsozialismus. Dabei werden folgende Aspekte berücksichtigt: (1) Frauen als Opfer oder Täterinnen im Nationalsozialismus: Kritik an gegenwärtigen Tendenzen innerhalb der Frauenforschung; (2) Die Anfänge der Frauenforschung zum Nationalsozialismus während der siebziger Jahre; (3) Über den noch zu institutionalisierenden Diskurs über Frauen und Nationalsozialismus; (4) Frauenpolitik im Nationalsozialismus als Verschränkung von Rassenpolitik und Frauenpolitik; (5) Zur Politisierung der Ungleichheit: Geschlechterdifferenz und "weibliche Sphäre". Die Verfasserinnen konstatieren übergreifend, daß innerhalb der feministischen Forschung der parteiliche Blick auf das Geschlecht mittlerweile als unabdingbare erkenntnisleitende Kategorie angesehen wird zur Analyse gesellschaftlicher und politischer Machtverhältnisse. Sie empfehlen den Frauenforscherinnen, statt sich durch überzogene Kritiken untereinander aufzureiben, vielmehr die bereits vorhandenen Ergebnisse zusammenzufassen und den Diskurs voranzutreiben. (ICC)
Ausgehend von einer Begriffsbestimmung von "Generation" werden drei Generationstypen innerhalb der Frauenbewegung unterschieden und charakterisiert im Hinblick auf die Existenz eines echten Generationskonfliktes, der über Inhalte ausgetragen wird: über die sex-gender-Differenzierung und deren aktuelle diskursanalytische Kritik. Interessieren sich die einen in Anlehnung an Butler (3.Generation) thematisch und sachlich für die Kritik des Geschlechtsbegriffs, so lehnen die anderen (1. Generation) diese Infragestellung als schädlich und überflüssig für den Feminismus ab. Es wird für eine Vermittlung zwischen beiden Positionen geworben. Die Berechtigung der Kritik am alten Androzentrismus wird unterstrichen und der Position Butlers, der den kulturell organisierten und hoch symbolisch ablaufenden Naturprozeß aller menschlichen Belange als nicht zwangsläufig qualifiziert und damit eine relevante Einschränkung der traditionellen Frauenforschung vornimmt, zugestimmt. (ICB)