Das garantierte Mindesteinkommen und die Marktwirtschaft
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 13, Heft 1, S. 91-114
ISSN: 0340-0425
"Die Kontroverse, ob Mindesteinkommen und Marktwirtschaft miteinander vereinbar sind, hat eine lange Vergangenheit. Blickt man zurück in die Geschichte, so ist bemerkenswert, daß es bereits zu Beginn der kapitalistischen Entwicklung eine nicht nur akademisch geführte Auseinandersetzung über das Thema gab. Allerdings waren die Vorzeichen anders: während heute das Mindesteinkommen eine Anwort auf Funktionsdefizite des Arbeitsmarktes sein könnte, war es damals ein Instrument zur Konservierung bestehender Verhältnisse und der Arbeitsmarkt umgekehrt das Instrument, um eine einschneidende Veränderung von Ökonomie und Gesellschaft durchzusetzen. Zum Verständnis der heutigen Situation erscheint es mir daher sinnvoll, einen Moment in die Vergangenheit zurückzublicken. Ich werde dies in Abschnitt 1 tun und dabei auch kurz auf die Konsequenzen eines Mindesteinkommens mit Arbeitsverpflichtung in der Gegenwart eingehen. Danach werde ich einige Mängel des bestehenden Systems - Sozialhilfe als Hilfe zum Lebensunterhalt - behandeln (Abschnitt 2), um anschließend die Grundzüge alternativer Sicherungssysteme darzustellen (3). Unterschiedliche Perspektiven, von denen aus ein gesellschaftlich garantiertes Mindesteinkommen als wünschenswert und/oder notwendig erscheint, stehen im Mittelpunkt des Abschnittes 4. Zum Schluß werde ich mich mit einzelnen Konflikten befassen, die nicht auszuschließen sind, wenn es die allgemeine Wahlmöglichkeit gibt: entweder für Lohn zu arbeiten oder Mindeseinkommen zu beziehen (Abschnitt 5)." (Autorenreferat)