Geschichte des Gerechtigkeitsbegriffs: Neuzeit
In: Handbuch Gerechtigkeit, S. 14-20
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In: Handbuch Gerechtigkeit, S. 14-20
In: Thomas Hobbes, Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates, S. 9-24
Thomas Hobbes hat die philosophische Reflexionsform der politischen Moderne geprägt. Die von ihm entworfenen Theoreme und entwickelten Argumentationsmuster bilden den verbindlichen Rahmen, in dem bis in Kants Zeiten über Recht, Staat und Herrschaft reflektiert wurde. Sie bestimmen auch noch die Diskussionen der politischen Philosophie der Gegenwart nachhaltig. Die von ihm ausgearbeitete individualistische vertragstheoretische Staatsrechtfertigung gehört zu den wirkungsmächtigsten Lehrstücken der Geschichte des politischen Denkens. Die im kontraktualistischen Argument verknüpfte Trias von Naturzustand-Vertrag-Staat/Gesellschaft bildet die argumentationslogische Grundstruktur der vorherrschenden politischen Philosophie der Neuzeit, deren Geschichte sich bis zur Gegenwart als interne Ausdifferenzierung und argumentative Variierung dieses Argumentationsschemas rekonstruieren lässt. Den Argumentationsausgang bildet, so die These, eine Naturzustandskonzeption, die in einem Gedankenexperiment auf der Grundlage allgemein akzeptierter Annahmen über die menschliche Natur und die natürlichen Lebensbedingungen die Koexistenzeignung der Menschen bei Abwesenheit aller gesetzlichen Sicherheit und aller institutionellen Verhaltenssteuerungen und Erwartungsstabilisierungen untersucht und zu dem Ergebnis kommt, dass der Mensch bei Abwesenheit aller Gesetze, Normen und zwangsbewehrten Institutionen zum Überlebensrisiko für seinesgleichen wird, dass Anarchie und Gesetzlosigkeit seinen fundamentalen Interessen widerstreitet. (ICF2)
In: Gesundheitskommunikation und Geschichte: interdisziplinäre Perspektiven
Im Beitrag beschreibe ich ausgewählte Aspekte des Gesundheitswesens im deutschsprachigen Raum der Frühen Neuzeit. Dabei spielen obrigkeitliche Verordnungen zur Regelung des Gesundheitswesens ebenso eine wichtige Rolle wie die verschiedenen Akteure in einer überwiegend ländlich und ständisch geprägten Gesellschaft. Auf die stationären Gesundheitseinrichtungen der Hospitäler, Apotheken und Heilbäder aufbauend entwickelte sich ein ausdifferenziertes Gesundheitssystem, das unter hygienisch und medizinisch schwierigen Bedingungen ein hohes Vertrauen der Bevölkerung genoss. Ein Großteil der Behandlungen wurde von praktisch ausgebildeten Barbieren, Badern, Wundärzten, "Kräuterhexen", Hebammen und Chirurgen vor Ort erbracht. Die gelehrten Mediziner waren dagegen fernab an den wenigen Universitäten in der Lehre für den akademischen Nachwuchs tätig oder praktizierten in den größeren Städten. Sie repräsentierten das Gelehrtenwissen und veröffentlichten in hoher Zahl ihre überwiegend in lateinischer Sprache verfassten Schriften. Eine Ausnahme hiervon bildeten die sogenannten Pesttraktate, die den Bewohnern in deutscher Sprache Handlungsanleitungen an die Hand gaben, wie man sich vor den Seuchen schützen könne.
In: Historische Exempla in Fürstenspiegeln und Fürstenlehren.
In: Welt ohne Wasser: Geschichte und Zukunft eines knappen Gutes, S. 50-76
Die Autorin schreibt eine kleine Geschichte des der missbräuchlichen Wassernutzung von der Antike bis zur Gegenwart, verdeutlich die Probleme der jeweiligen Zeit und stellt Wege vor, de beschritten wurden, um diese zu lösen. Im einzelnen geht es um: die Cloaca Maxima und das römische Wasserrecht, das Mittelalter und die Herausforderungen durch Pest und Cholera, die Schattenseiten der beginnenden Industrialisierung, der Rhein - die größte Kloake der Neuzeit, London als Vorreiter in städtehygienischen Fragen, Preußen und die Anfänge des Grenzwertkonzeptes im Gewässerschutz, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, der unstillbare Wasserdurst der Landwirtschaft, industrielle Wasserverschmutzung und -verschwendung, China las Sinnbild für die moderne Wasserproblematik, der Ganges -Verschmutzung durch religiöse Riten, Wasserverschwendung und Freizeitspaß. (ICB)
In: Deproduktion: Schwangerschaftsabbruch im internationalen Kontext, S. 152-162
Der Beitragliefert einen historischen Rückblick der Abtreibung und ihrer rechtlichen Handhabung in Europa, wobei sich die Ausführungen in folgende Zeitabschnitte gliedern: (1) Antike, (2) das Römische Reich, (3) das Mittelalter, (4) die Neuzeit, (5) das 19. Jahrhundert, (6) die Differenzierung zwischen Fortpflanzung und Sexualität zu Beginn des 20. Jahrhunderts sowie (7) die Legalisierung in den 1950er und 1960er Jahren. Die Ideen- und Rechtsgeschichte des Schwangerschaftsabbruchs zeigt, dass es in puncto Rechtsprechung viele Veränderungen gab. Gleichzeitig sind die Argumente für und gegen die legale Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen seit dem Altertum mehr oder weniger die gleichen geblieben. Ursache dafür ist die Art des Konfliktes, mit der man es hier zu tun hat. Im Zusammenhang mit dem Schwangerschaftsabbruch lautet die Grundfrage: Handelt es sich bei diesem 'etwas', das aus dem weiblichen Körper entfernt wird, bereits um ein Lebewesen oder nicht? Oder - hinsichtlich der Fristenlösungsmodelle - ab welchem Zeitpunkt handelt es sich um ein Lebewesen? (ICG2)
In: Europäische Identität: Voraussetzungen und Strategien, S. 63-85
Der Autor zeigt in seinem Beitrag, dass die europäischen Identität ein erstmals im Spätmittelalter auftretendes Phänomen war, denn "das Europäische" als definierbares Selbst ist auf eine hinreichende Verfügbarkeit von Exklusions-Schemata und Alteritätsnarrativen oder -diskursen angewiesen. Die Herauslösung Europas aus der mittelalterlichen Weltordnung und seine Wandlung zu einem eigenständigen kontinentalen Körper setzte zwar im Spätmittelalter ein, aber vollendet wurde diese für den Identitätsdiskurs wichtige Transformation erst in Abhängigkeit vom endgültigen Verschwinden des "Byzantinischen Commonwealth" im 15. Jahrhundert (Fall Konstantinopels im Jahre 1453), von der sogenannten Entdeckung Amerikas (im Jahre 1492) und vom langsamen Eindringen in das allgemeine Bewusstsein im 16. Jahrhundert. Der Autor zeichnet die Entwicklung der europäischen Identität in der Frühen Neuzeit vom 15. bis 17. Jahrhundert ("Demos der Macht"), im 18. Jahrhundert ("Demos der Aufklärung"), die Identitätsdiskurse des 19. Jahrhunderts sowie den Weg zum "Europäischen Demos" im 20. Jahrhundert nach. Er diskutiert abschließend die Identitätspolitik der EU und den Zusammenhang von "Europäischem Demos", Geschichte und Identität. (ICI2)
In: Armut und Fürsorge in der frühen Neuzeit.
In: Politische Ideengeschichte im 20. Jahrhundert: Konzepte und Kritik, S. 89-106
Der Autor umreißt anhand der drei Begriffe - Gouvernementalität, Biopolitik und Problematisierung - das späte und fragmentarisch gebliebene Werk von Michel Foucault. Denn dieses weist in der Geschichte und Kritik der politischen Vernunft von allen Unternehmungen Foucaults - angefangen von der historischen Epistemologie und Diskursanalyse der 1960er Jahre bis hin zur Genealogie und Machtanalyse der 1970er Jahre - die größte Nähe, aber auch eine weitreichende Provokation zur politischen Theorie- und Ideengeschichte auf. Der Autor geht mit Foucault von einer aktuellen Krise des Regierens aus, wobei ein weiterer, nicht-etatistischer Regierungsbegriff unterstellt wird. Er zeigt, dass Foucaults anfängliche Krisendiagnose an Konturen gewinnt, indem der Gouvernementalitätsansatz das Regierungswissen, das Regierungsziel und die Regierungspraktiken miteinander verbindet. Von hier aus wird das weitgespannte Projekt verfolgt, das von Foucault bis in Antike verlängert wurde, wobei erst in der frühen Neuzeit der Staat als Selbstzweck begriffen wurde. Der Autor kritisiert zwar, dass die gleichzeitige historische Darstellung (Archäologie) und Kritik (Genealogie) bei Foucault systematisch unzureichend miteinander verbunden sind, hält aber dessen Ausweg der "Problematisierung" insgesamt für überzeugend. (ICI2)
In: Grenzüberschreitende Biographien zwischen Ost- und Mitteleuropa. Wirkung - Interaktion - Rezeption.
In: Fokus Politikwissenschaft: ein Überblick, S. 151-161
Für die politische Theorien- und Ideengeschichte besteht immer die Gefahr der Instrumentalisierung zugunsten der Legitimation eigener Interessen. Dennoch, gerade dieser Teilbereich ist ein integraler Bestandteil der Politikwissenschaft. Politische Ideengeschichte ist vor allem Reflexionsgeschichte - politische Ideen spiegeln die realen Veränderungen, sie eilen ihnen manchmal voraus, sie sind ein ganz wichtiger Indikator gesellschaftlicher Entwicklung. Politische Theorien- und Ideengeschichte ist somit auch eine besondere Form der Gesellschaftsgeschichte. Darüber hinaus liefern ihre Erkenntnisse auch Einsichten in die Ursprungsfrage der Politikwissenschaft: Was ist Politik? Der Beitrag zeigt in diesem Kontext, dass das alle Staatsdenker verbindende Element, vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, die politische Krise ist. Sie suchen nach Lösungen in einer Zeit von inneren und äußeren Krisen, Orientierungslosigkeit und einem allgemeinen Abfall staatlicher Stabilität. So bei Machiavelli in Florenz, und so zum Beispiel bei Hobbes, der den Versuch unternahm, den König in einer Zeit des Bürgerkriegs zu stärken. Auch Carl Schmitt fand sich während der Zeit der Weimarer Republik in einem fragilen staatlichen Gebildes wieder und beschäftigte sich nicht zuletzt deshalb mit den bereits erwähnten Denkern der Neuzeit. Allen gemeinsam ist also die Suche nach einem Konzept innerstaatlichen Friedens. Durch die Auswahl dieser drei Denker wird auch die Entwicklung hin zum neuzeitlichen Verfassungsstaat, in dem das Gewaltmonopol des absolutistischen Staates erhalten blieb, deutlich. (ICA2)
In: Armut und Fürsorge in der frühen Neuzeit.
In: Welt ohne Wasser: Geschichte und Zukunft eines knappen Gutes, S. 28-49
Der Beitrag widmet sich zunächst den Anfängen des Wasserbaus im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, um sich danach mit der Wassernutzung im antiken Rom und im Mittelalter zu beschäftigen. Anschließend spannt der Autor den Bogen über die Neuzeit bis in die Gegenwart. Er gelangt zu dem Fazit, dass die Geschichte der Wasserversorgung zum einen keine Geschichte des stetigen Fortschritts ist, sondern eine Geschichte, die von Rückschlägen, Vergessen und Wiedererkennen gekennzeichnet ist. Zum anderen konstatiert er, dass sie im Weltmaßstab nicht parallel verlief. Während einige Regionen Blüten der Zivilisation erlebten, waren und sind viele Gegenden der Welt auf Brunnen und Quellen angewiesen. (ICB)
In: Macht und Widerstand in der globalen Politik, S. 15-30
Der Autor geht in seinem Beitrag der Geschichte des Widerstandsbildes im politischen Denken nach und analysiert dabei genauer die Veränderungen in der Rechtfertigung und Kritik des Widerstandes. Im Zentrum der Darstellung steht die ideengeschichtliche Frage nach der Legitimation und Reichweite des Widerstandes. Es wird der Wandel von einem restaurativen zu einem progressivem Widerstandsbegriff skizziert. Der Beitrag geht dabei vom Tyrannisschema und "Widerstand" in der Antike aus, beschreibt Widerstand und Heilsgeschehen im Mittelalter und widmet sich schließlich dem Wandel des Widerstandsbildes im Übergang zur Neuzeit und Moderne. Der Beitrag endet mit der Geburt des progressiven Widerstandsbegriffs im 18. und 19. Jahrhundert. Das Fazit fasst noch einmal die Schlussfolgerungen zum Wandel des Widerstandsbegriffs in der Geschichte des politischen Denkens zusammen. (ICA2)
In: Politik in Wissenschaft, Didaktik und Unterricht, S. 67-76
Der Zugewinn der Naturgeschichte ermöglicht eine künstlerische Freiheit in der ästhetischen Entscheidung. Der Gewinn der Freiheit durch die Anpassung an die Geschichte und an die Bedürfnisse der Menschen moderiert den Anspruch an die Wirklichkeit. Dieser durch den Sensualismus von Francis Bacon gewonnene Weg findet sich im Garten und im Staat. Es ist die Form der Freiheit, die sowohl den Künstler wie auch den Staatsmann aus dem selbst gewählten Gefängnis der geometrischen Form befreit. Die Natur dient dem Menschen in einer durch die Geschichte angereicherten Qualität und der Mensch gestaltet die Natur, indem er ihre Gesetze anerkennt und künstlerisch modelliert. Der Ausdruck dieses Naturverständnisses ist der Englische Landschaftsgarten. Die Herrschaftslegitimation befreit sich aus der ausschließlichen Länge und der Breites des Barocks und greift auf die Geschichte zu. In der politischen Theorie und Ideengeschichte ist die jeweilige Untersuchung der Natur und des Naturverständnisses also notwendig und geboten, denn die Architektur und damit auch die Landschaftsarchitektur sind Ausdruck von Natur und Herrschaft zugleich. Eine herrschaftsbegründende Legitimation hat nur dann eine Plausibilität, wenn sie mit der Naturauffassung in der jeweiligen historischen Ausprägung korrespondiert. Insofern ist die Politikwissenschaft auch eine Kulturwissenschaft. (ICI2)