Neuzeit/ Moderne
In: Arendt-Handbuch: Leben - Werk - Wirkung, S. 300-302
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In: Arendt-Handbuch: Leben - Werk - Wirkung, S. 300-302
In: Staatsformen: Modelle politischer Ordnung von der Antike bis zur Gegenwart, S. 123-152
"Die Staatsformen in der Frühen Neuzeit zwischen 1500 und 1800 nimmt die Autorin unter die Lupe. Die älteren historischen und juristischen Forschungen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts suggerierten eine Einheitlichkeit 'des Staates', die so nie existiert habe. Wegen der Vielfalt der Herrschaftsformen in der Frühen Neuzeit habe es keinen Normalweg europäischer Entwicklung in dieser Epoche hin zur Moderne gegeben. Es sei nicht zuletzt überaus fragwürdig, vom monarchischen, wenn nicht absolutistischen Normalfall zu sprechen. Den Beitrag von intermediären Kräften und insbesondere der Stände bei der Ausbildung 'staatlicher' Ordnungsformen (der bis zur Schaffung eines eigenen Stände- oder Korporativstaates reichen konnte) gelte es angemessen zu berücksichtigen. Der Prozess frühneuzeitlicher Herrschaftsinstitutionalisierung - ein Begriff, den die Autorin demjenigen der Staatsbildung vorzieht - ist nur im Spannungsfeld zwischen Absolutismus und ständischer Pluralität richtig zu erfassen. Nach der eingehenden Diskussion des Forschungsstandes und der Begriffe zeichnet die Autorin Grundlinien der historischen Entwicklung nach. Die meisten frühneuzeitlichen Herrschaftsordnungen waren Monarchien, so Frankreich, Schweden, Spanien und viele Territorien des Alten Reiches. Daneben existierten Republiken, etwa in Polen, den Niederlanden oder der Schweiz. Die übrigen Gemeinwesen, zu denen England und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zählten, lassen sich am besten als Mischverfassungen kennzeichnen. Einen 'klassischen' Absolutismus, das unterstreicht die Autorin, hat es weder in Frankreich noch in Schweden, Spanien oder Brandenburg-Preußen gegeben, wobei die Autonomie der Adelsherrschaft in den einzelnen Ländern unterschiedlich ausgeprägt war. Die überaus bemerkenswerte Offenheit und Vielfalt der frühneuzeitlichen Organisationsprinzipien zeigte sich an den zeitgenössischen politischen Diskursen, in denen insbesondere der 'Aristotelismus' eine große Wirkung entfaltete. Insgesamt habe diese 'Epoche sui generis' ein Ringen um die Institutionalisierung der Herrschaftsverteilung (zwischen Partikular- und Zentralgewalt) charakterisiert, ohne dass die Frage nach der 'Staatsform' immer klar zu beantworten gewesen wäre." (Autorenreferat)
In: Thomas Hobbes, Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates, S. 9-24
Thomas Hobbes hat die philosophische Reflexionsform der politischen Moderne geprägt. Die von ihm entworfenen Theoreme und entwickelten Argumentationsmuster bilden den verbindlichen Rahmen, in dem bis in Kants Zeiten über Recht, Staat und Herrschaft reflektiert wurde. Sie bestimmen auch noch die Diskussionen der politischen Philosophie der Gegenwart nachhaltig. Die von ihm ausgearbeitete individualistische vertragstheoretische Staatsrechtfertigung gehört zu den wirkungsmächtigsten Lehrstücken der Geschichte des politischen Denkens. Die im kontraktualistischen Argument verknüpfte Trias von Naturzustand-Vertrag-Staat/Gesellschaft bildet die argumentationslogische Grundstruktur der vorherrschenden politischen Philosophie der Neuzeit, deren Geschichte sich bis zur Gegenwart als interne Ausdifferenzierung und argumentative Variierung dieses Argumentationsschemas rekonstruieren lässt. Den Argumentationsausgang bildet, so die These, eine Naturzustandskonzeption, die in einem Gedankenexperiment auf der Grundlage allgemein akzeptierter Annahmen über die menschliche Natur und die natürlichen Lebensbedingungen die Koexistenzeignung der Menschen bei Abwesenheit aller gesetzlichen Sicherheit und aller institutionellen Verhaltenssteuerungen und Erwartungsstabilisierungen untersucht und zu dem Ergebnis kommt, dass der Mensch bei Abwesenheit aller Gesetze, Normen und zwangsbewehrten Institutionen zum Überlebensrisiko für seinesgleichen wird, dass Anarchie und Gesetzlosigkeit seinen fundamentalen Interessen widerstreitet. (ICF2)
In: Nationale und kulturelle Identität: Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewußtseins in der Neuzeit, S. 56-73
Der Beitrag behandelt begriffsgeschichtliche und entwicklungstypologische Zusammenhänge zum Nationalitätsgedanken im Europa der Frühen Neuzeit und konzentriert sich dann auf die frühzeitliche Entwicklung in Deutschland. Städtische Bürgergesellschaften, Frühkapitalismus und Reformation bewirkten im 16. Jahrhundert die Herausbildung eines deutschen Nationalbewußtseins, das aber zunächst einen Rückschlag erlitt und erst wieder im 18. Jahrhundert mit den Modernisierungsbestrebungen und der Intensivierung der Staatsbildung auflebte. Nach 1806 setzte sich die "Kulturnation der Gebildeten" gegenüber der Reichsnation des Adels durch, die frühe deutsche Nationalbewegung bildete sich im Kampf gegen die napoleonische Okkupation heraus. Abschließend wird die Begriffsbildung "Kulturnation" als besonderes Charakteristikum des deutschen Nationalismus kritisch diskutiert. (psz)
In: Interdependenzen zwischen Verfassung und Kultur. Tagung der Vereinigung für Verfassungsgeschichte in Hofgeismar vom 22.3. - 24.3.1999., S. 51-79
In: Nationale und kulturelle Identität: Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewußtseins in der Neuzeit, S. 77-99
Der Beitrag setzt sich kritisch mit der Annahme einer sprachlichen und ethnischen Grundlage nationaler Identität in Europa auseinander. Unter den besonderen mittelalterlichen Erscheinungsformen, die sich in der europäischen Geschichte als wirksam erwiesen, kommt in erster Linie das karolingische Frankenreich in Betracht. Konzentration der traditionalen Elemente beim Königtum hat in Frankreich die Voraussetzungen für Zentralität geschaffen, während in Deutschland ein Dualismus zwischen König und Reich beobachtet werden kann. Darin zeigt sich die Priorität der politischen Formation auch in Deutschland; das Reich war für "deutsche" Nationalisierungsschübe wenig empfänglich. Damit läßt sich der Glauben an eine "völkische" Basis der deutschen Nation und an den fundamentalen Wert der Sprache für ihr Entstehen nicht aufrechterhalten. (psz)
In: Nationale und kulturelle Identität: Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewußtseins in der Neuzeit, S. 192-252
Die Studie befaßt sich mit dem Zusammenspiel von konfessioneller und politisch-kultureller Identitätsbildung in der frühneuzeitlichen Entwicklungsphase der europäischen Nationen. Es wird dabei deutlich, daß das Wechselspiel beider Kräfte die europäische Geschichte tief geprägt hat, und zwar weit über das eigentlich konfessionelle Zeitalter hinaus. Die Art und Weise, wie im 16. Jahrhundert konfessionelle und politische Identität zusammenkamen, gingen ein in das Profil der modernen Nationen. Am Beispiel Deutschland läßt sich zeigen, wie die Konfessionalisierung innerhalb des frühneuzeitlichen Reiches zu einem besonders markanten Konfessionsprofil führte: Deutschland erlebte besonders schmerzlich die Gefahren einer multikulturellen Existenz mit erbitterten Gegensätzen und blutigen Glaubenskämpfen. (psz)
In: Kultur und Politik in Österreich und Ungarn, S. 129-152
Der Verfasser skizziert einleitend den Lebenslauf Istvan Hajnals (1892-1956). Er behandelt im folgenden die Arbeiten Hajnals auf dem Gebiet der Paläographie sowie der historischen Hilfswissenschaften, wobei vor allem das Gebiet der Urkundenlehre im Mittelpunkt des Interesses steht. Als weiteres Spezialgebiet Hajnals gilt die allgemeine Geschichte der Neuzeit, wobei für Hajnals geschichtswissenschaftliches Denken vor allem sein geschichtssoziologischer Ansatz charakteristisch ist. Der Verfasser gibt einen kurzen Ausblick auf Hajnals Schicksal in Ungarn nach 1945 und würdigt Hajnal abschließend als einen der originellsten Historiker des 20. Jahrhunderts. (ICE)
In: Transformationen des Wir-Gefühls: Studien zum nationalen Habitus, S. 45-81
Der Autor versucht in seinem Beitrag, die Kategorie des "Nationalcharakters" historisch zu rekonstruieren, um sie so für die "gelassen menschenwissenschaftliche Diskussion" zurückzugewinnen. Er bezieht sich dabei einerseits auf die philosophischen Basistexte, andererseits auf Selbstzeugnisse, das heißt auf diejenigen, die sich des von den "großen Denkern geschaffenen, tradierten oder modifizierten 'outillage mental'" bedienen. Die Ausführungen sind in drei Abschnitte eingeteilt: (1) die Zeit von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden; (2) das Zeitalter der allgemeinen Durchsetzung der europäischen Nationalcharakterstereotypen (etwa 1648 bis 1748); (3) die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, in der das Nationalcharakterkonzept einerseits fragwürdig, andererseits durch seine Bedeutung für ein postkonfessionelles und postständisches Zeitalter erst eigentlich virulent und ideologisch aufgeladen wird. Fazit: "Nachdem das Konzept 'Nationalcharakter' theoretisch obsolet geworden war, begann es praktisch zu wirken: im Nationalismus." (prn)
In: Revolution und Gesellschaft: zur Entwicklung des neuzeitlichen Revolutionsbegriffs, S. 103-128
Dieser Aufsatz zieht eine Bilanz der vergleichenden Revolutionsforschung und bezieht dabei auch kontroverse Standpunkte und ihren jeweiligen wissenschafts-theoretischen Hintergrund mit ein. Forschungslücken werden nach systematischen Gesichtspunkten aufgezeigt. Methodisch plädiert der Verfasser für einen kritisch-dialektischen Bezug zwischen theoretischer und empirischer Arbeit und für eine methodologisch-theoretische Verknüpfung von Definition und typologischer Differenzierung der Grundkategorie 'bürgerliche Revolution'. (MH2)
In: Nationale und kulturelle Identität: Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewußtseins in der Neuzeit, S. 39-55
Der Autor vergleicht von einem makrosoziologischen Standpunkt aus die großen Umbrüche der Neuzeit (Wissenschaft, Industrie, Französische Revolution) mit ihren weltweiten Auswirkungen mit dem Umbruch des frühen Christentums; beide Entwicklungen waren identitätsbestimmend. Die Buchdruckerkunst und das Zeitalter der Entdeckungen verhalfen Europa zu einer frühen Vormachtstellung und prägten in ihren geistigen Auswirkungen dessen Identitätsvorstellungen. Die von Westeurpa ausgehenden Revolutionen haben nicht nur nationale und klassensolidarische (imperialistische), national-kulturelle und auch kulturkritische Identitäten hervorgebracht. Abschließend werden Ausbildung und Verbreitung des Nationalitätsgedankens am Verhältnis von "Vorreitern" und "Nachzüglern" diskutiert: Der Demonstrationseffekt des westeuropäischen Vorsprungs machte alle anderen Länder zu Nachzüglern und beeinflußte ihre Bewußtseinsbildung nachdrücklich. (psz)
In: Terrorismus und organisierte Kriminalität: theoretische und methodische Aspekte komplexer Kriminalität, S. 195-214
In: Feindschaft, S. 255-270
Der Beitrag befasst sich mit dem Thema Feindschaft aus historischer Perspektive und konzentriert sich dabei insbesondere auf die Kluft zwischen der faktischen Verfeindung, der feindlichen Gewaltausübung und dem ideologischen Feindschaftsverbot, die sich in den letzten Jahrhunderten in der westlichen Zivilisation aufgetan hat. Die Ausführungen zielen auf einen bestimmten Aspekt moderner Feindschaften, dessen geschichtliche Entfaltung dazu beitragen soll, das Verständnis für politische Feindschaften, für ihre Funktion und ihre Handhabung zu erweitern. Es geht um die Qualität von Feindschaften, welche über ihre zerstörerische Kraft hinaus auch zur Versöhnung und Verständigung zwischen den Kontrahenten beitragen kann. Zwei Prozesse des Wandels in der Geschichte europäischer Feindschaften werden verfolgt, ein Prozess der ethisch-rechtlichen Eingrenzung und ein anderer der damit einher gehenden inhaltlichen Entleerung derselben. Es wird betont, dass beide Entwicklungen im 20. Jahrhundert einen kaum mehr zu überbietenden Höhepunkt an Radikalisierung erreicht haben. Je weniger die Qualität den Feinddiskurs bestimmte, desto stärker konnten die gesteigerten technischen Mittel der Feindbekämpfung ihre zerstörerische Macht entfalten. (ICH)
In: Gesundheitskommunikation und Geschichte: interdisziplinäre Perspektiven
Im Beitrag beschreibe ich ausgewählte Aspekte des Gesundheitswesens im deutschsprachigen Raum der Frühen Neuzeit. Dabei spielen obrigkeitliche Verordnungen zur Regelung des Gesundheitswesens ebenso eine wichtige Rolle wie die verschiedenen Akteure in einer überwiegend ländlich und ständisch geprägten Gesellschaft. Auf die stationären Gesundheitseinrichtungen der Hospitäler, Apotheken und Heilbäder aufbauend entwickelte sich ein ausdifferenziertes Gesundheitssystem, das unter hygienisch und medizinisch schwierigen Bedingungen ein hohes Vertrauen der Bevölkerung genoss. Ein Großteil der Behandlungen wurde von praktisch ausgebildeten Barbieren, Badern, Wundärzten, "Kräuterhexen", Hebammen und Chirurgen vor Ort erbracht. Die gelehrten Mediziner waren dagegen fernab an den wenigen Universitäten in der Lehre für den akademischen Nachwuchs tätig oder praktizierten in den größeren Städten. Sie repräsentierten das Gelehrtenwissen und veröffentlichten in hoher Zahl ihre überwiegend in lateinischer Sprache verfassten Schriften. Eine Ausnahme hiervon bildeten die sogenannten Pesttraktate, die den Bewohnern in deutscher Sprache Handlungsanleitungen an die Hand gaben, wie man sich vor den Seuchen schützen könne.
In: Wandel der Geschlechterbeziehungen zu Beginn der Neuzeit, S. 154-179
Der Einsatz der katholischen Frauenorden, insbesondere der Ursulinen und der jesuitischen Vereinigung von Frauen ("Englische Fräuleins") für eine höhere Bildung von Mädchen in der zweiten Hälfte des 16. und im 17. Jahrhundert wird auf dem Hintergrund der Herausbildung des Bildungssystems in der Frühen Neuzeit dargestellt. Die Frauenorden gingen von der Ebenbürtigkeit von Männern und Frauen aus und betrachteten die Beschäftigung von Frauen mit Wissenschaft als selbstverständlich. Insofern formulierten und lebten die Angehörigen dieser Frauenorden ein Gegenmodell zu den in der katholischen Kirche dominant vertretenen "frauenfeindlichen" Positionen. Zwar sollten sich die Vorstellungen der "Frauenfreunde" nicht durchsetzen, doch wurden sie in den Lehrplänen der von den Frauenorden getragenen Mädchenschulen wenigstens teilweise realisiert. (psz)