Der Text "Die Bedeutung von Religion in der modernen Gesellschaft - Zur Faktizität von Muslimen in bürgerlichen Gesellschaften" nähert sich dem Sachverhalt, indem sie vor dem Hintergrund der konstituierten Aspekte bürgerlicher Gesellschaften Religionen - insbesondere den Islam und seine Geltungsansprüche für das gesellschaftliche, politische, das öffentliche und das private Leben der Menschen - als identitäts- bzw. konfliktstiftendes Phänomen in der modernen Gesellschaft westlicher Prägung beschreibt. Die differenzierte Darstellung "des" Islam und der vielfach konkret hergestellte Alltagsbezug ermöglichen eine breit angelegte Perspektive auf einerseits alltäglich gelingende, andererseits tatsächlich und potentiell konflikthaft verlaufende Prozesse in der multikulturellen Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland.
Dr. Susanne Nef, ZHAW eröffnet mit einem Referat. Dabei werden die Themen Gesellschaft, Agilität, Inklusion, Gestaltung und soziale Teilhabe beleuchtet. Mit dem Ziel einer Annäherung der zentralen Leitkonzepte der Inclusion Summit 21, nähert sie sich dabei u.a. auch vor dem Hintergrund der Pandemie aus verschiedenen Perspektiven den Themen der Tagung und legt damit den Grundstein für die weiteren Diskussionen und Reflexionen des Tages.
Ausgehend von einer Kritik am utopischen Gesellschaftsbegriff von Ulrich Becks kosmopolitischem Europa werden mit Stein Rokkans und Norbert Elias' Gesellschaftstheorien zwei vernachlässigte Ansätze aufgegriffen, die der Soziologie der europäischen Gesellschaft ein tragfähigeres, historisch fundiertes und auf gesamtgesellschaftliche Transformationsprozesse verweisendes Theoriefundament zu geben vermögen. In den Fokus geraten, neben Kontingenzen und Widersprüchen, strukturelle Macht- und Konfliktkonstellationen, prekäre Integrationsdynamiken, Ambivalenzen der demokratischen Repräsentation sowie der Eigensinn und die Eigendynamik von souveränen Kollektive.
In diesem Artikel wird das Votivwesen der antiken griechischen Gesellschaft näher beleuchtet. Der Fokus liegt auf der sinnstiftenden und status-regulierenden Funktion von Votiven in griechischen Heiligtümern. Neben ihrer Funktion als Kultstätten waren die griechischen Heiligtümer immer auch Orte mit gemeinschaftsbildender, politischer Funktion. Anhand der Dreifüße als Traditionsform des Weihegeschenkes wird der statusbildende Charakter dieser Institution herausgestellt. Dienten die kostbaren Gefäße im homerischen Austausch als Ehrengeschenke unter den Mitgliedern der sozialen Oberschicht, blieben sie bis ins 7. Jahrhundert das Darstellungsmedium individueller Spendefreudigkeit in den Heiligtümern. In diesem Kontext des Gabentausches zwischen Menschen und Göttern werden Weihungen fremder Herrscher in griechischen Heiligtümern verständlich.
In diesem Artikel wird das Votivwesen der antiken griechischen Gesellschaft näher beleuchtet. Der Fokus liegt auf der sinnstiftenden und status-regulierenden Funktion von Votiven in griechischen Heiligtümern. Neben ihrer Funktion als Kultstätten waren die griechischen Heiligtümer immer auch Orte mit gemeinschaftsbildender, politischer Funktion. Anhand der Dreifüße als Traditionsform des Weihegeschenkes wird der statusbildende Charakter dieser Institution herausgestellt. Dienten die kostbaren Gefäße im homerischen Austausch als Ehrengeschenke unter den Mitgliedern der sozialen Oberschicht, blieben sie bis ins 7. Jahrhundert das Darstellungsmedium individueller Spendefreudigkeit in den Heiligtümern. In diesem Kontext des Gabentausches zwischen Menschen und Göttern werden Weihungen fremder Herrscher in griechischen Heiligtümern verständlich. ; This article more closely examines the votive behavior of ancient Greek society, with a focus on the meaningful and status-regulating function of votives in Greek sanctuaries. In addition to serving as places of worship, the Greek sanctuaries were also sites with a community-building, political function. The tripod, a traditional votive offering, demonstrates the status-building character of this institution: the precious vessels served as honorary gifts in the Homeric exchange among members of the upper class, and until the seventh century BC remained the medium of representing individual generosity in the sanctuaries. This context of the gift exchange between humans and gods makes the dedications from foreign rulers to Greek sanctuaries comprehensible.
Nach dem II. Weltkrieg wuchsen in Deutschland viele Kinder ohne Väter auf. Viele Väter waren im Krieg gefallen oder als vermisst gemeldet oder worden oder noch Jahre lang in Kriegsgefangenschaft gewesen. Auch für die wieder zurückgekehrten Väter war es nicht leicht. Denn die nun im Pubertät stehenden Jugendlichen erlebten die sich von ihnen als entfremdet empfundenen Väter nicht als vertrauensvolle Personen, denen man sich in allen Fragen ihres Lebens zuwenden kann, sondern lehnten in der Regel die Inanspruchnahme der väterlichen Autorität ab. Oftmals gab es noch größere Komplikationen, wenn der für tot erklärte Vater plötzlich wieder vor der Tür stand und ein der nach der Neuverheiratung seiner Frau neue Mann öffnete. Die Soziologen untersuchten in den 50iger Jahren die Folgen der "unvollständigen Familien". Als unvollständig galt eine Familie, deren Vater entweder durch den Tod oder durch eine Toterklärung für die Erziehung der Kinder als Erziehungsfaktor ausfiel. Heute sprechen die Soziologen in bezug auf die Alleinerziehung der Mütter von "Einelternfamilien". Nachdem das ganze Ausmaß der Zerstörung II. Weltkriegs der Mehrheit der deutschen Bevölkerung bewusst wurde und nachdem in den 60er Jahre das ganze Ausmaß der Vernichtung der Juden in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rückte, wurde zunächst im Bereich der Universitäten und dann in der breiten Öffentlichkeit diskutiert, wie man durch eine an Selbstentfaltung des Kindes und der Jugendlichen orientierte Erziehung in den Familien, dem Kindergarten, den Schulen und Hochschulen erreichen kann, dass Werte wie Gehorsam, Fleiß und Pflichterfüllung ihren Wert verlieren. Die Pädagogik in Westdeutschland wollte sich nach 1945 abgrenzen von der Devise, die Hitler für die Erziehung der Jugend ausgegeben hat. "Seid hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und flink wie Windhunde". Durch die Studentenbewegung 1968 verbreitete sich das Konzept der antiautoritären Erziehung und gewann in vielen gesellschaftlichen Bereichen in Westdeutschland eine große Resonanz. Orientiert an Jean-Jaques Rousseau und an der Reformpädagogik der 20er Jahre stand nun nicht mehr die Orientierung an Werten wie Gehorsam, genaue Pflichterfüllung und Ausdauer und Zähigkeit, sondern Selbstentfaltung der in jedem Menschen seit der Kindheit angelegten Fähigkeiten im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die radikalste Konsequenz zogen die Vertreter der Antipädagogik. Sie lehnten jede Form der Erziehung überhaupt als repressiv ab. Sie betrachteten die Abwesenheit jeder Erziehungsmaßnahme als Voraussetzung für die Entfaltung der in jedem Kind schlummernden Kräfte und Fähigkeiten. Im Unterschied zu dieser Antipädagogik beharrten die Vertreter der demokratisch-emanzipatorische Erziehung darauf, dass sehr wohl auf Erziehung ankomme, allerdings auf die Erziehung der heranwachsenden Kinder zu bestimmten Werten wie Toleranz und gegenseitiger Respekt. Ende der 90er Jahre kam dann mehr und mehr die Auswirkung der vaterlosen Gesellschaft in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit, auf die bereits Alexander Mitscherlich in den 60iger Jahren hinwies. Mitte der 90er Jahre machte das Buch über die vaterlose Gesellschaft von Matthias Mattusek der Öffentlichkeit bewusst, dass der Abbau der väterlichen Autorität in Familie, Betrieb, Universität, Kirche negative gesellschaftliche Folgen hat. Vor allem für die Knaben hat die vaterlose Erziehung negative Folge. Die heranwachsenden Jugendlichen sind in der Regel instabiler, aggressiver und bleiben in den schulischen Leistungen immer mehr gegenüber den jungen Mädchen zurück. Der Ruf nach dem Vater als einer natürlichen Autorität wurde seitdem immer lauter. Heute sind wieder manche Pädagogen davon überzeugt, dass für die Herausbildung eines festen Charakters und für die Entwicklung lebenstüchtiger Menschen eine starke Persönlichkeit erforderlich ist, was im Fall der Familie der Vater ist bzw. sein sollte. Sogar der Ruf nach getrennten Jungen- und Mädchenschulen – gerade in der Zeit der Pubertät – wird nach der überall in Deutschland eingeführten Koedukation wieder diskutiert, da man feststellte, dass Jungen und Mädchen sich intellektuell und charakterlich positiver entwickeln, wenn sie getrennt unterrichtet werden. Nach Auffassung der Psychoanalytiker verhindert der Einfluss der Eltern – vor allem des Vaters – die harmonische Persönlichkeit. Nach Freud resultieren alle inneren Konflikt und alle psychischen Störungen von der väterlichen Autorität. Alle Versuche, den Einfluss der Eltern einzudämmen, führten aber nicht zu dem erwarteten Erfolg. Bereits die Tochter Freuds, Anna Freud, musste deprimierend feststellen, dass durch das Schwinden der elterlichen Strenge die Gewissensangst und die Angst vor der eigenen Triebstärke gewachsen sind. Dass die psychoanalytische Pädagogik hinter ihren anfänglich gesteckten Zielen zurückbleibt, hat Ermanno Pavesi in seinem Aufsatz "Die Krise der Familie und die Ideologie vom 'Tod des Vaters' , deutlich gemacht. Die antiautoritär aufgewachsenen Kinder sind zwar anders als die früherer Generationen, aber sie sind nicht frei von Angst und Konflikten, wie die Psychoanalytiker hofften. Die antiautoritäre Erziehung beugt nicht Neurosen vor und führt nicht zur Bildung freier, selbstverantwortlich ihr Leben bestimmenden Persönlichkeiten. Durch die Verfehlung des angestrebten Ziels ist die Gültigkeit der von der psychoanalytischen Theorie abgeleiteten Hypothesen in Frage gestellt worden. Es hat sich heute allgemein die Erkenntnis durchgesetzt, dass die fehlende Identifikation mit den Eltern die Bildung der individuellen Identität verhindert. Nur eine angemessene Beziehung zu den Eltern ermöglicht die Findung eines psychischen Gleichgewichts der heranwachsenden Jugendlichen und zur Identifikation mit einer bestimmten Rolle innerhalb der Gesellschaft. Die antiautoritäre Erziehung begünstigt die Übernahme der Rolle des ewigen Jugendlichseinwollens und verhindert die Übernahme der Mutter- bzw. Vaterrolle. Der Psychoanalytiker Erich Fromm und der Philosoph Herbert Marcuse glaubten im Sinne eines naiven Narzissmus, dass mit der Rückkehr zur Kindheit das Endziel des Sozialismus und der Revolution erreicht werden könne. Das hat sich als eine falscher Traum erwiesen, von dem nach dem Zusammenbruch des Kommunismus viele ernüchtert erwacht sind. Viele antiautoritär erzogene Kinder und Jugendliche haben das Gefühl tiefer Enttäuschung, da sie nicht zu fundierten Überzeugungen und ein Zentrum in sich selbst gefunden haben. Sie neigen als Erwachsene zu Verbitterung, Apathie, Fanatismus und Zerstörung. Ermanno Pavesi kommt zum Abschluss seiner Überlegungen zur Krise der Familie zu dem Ergebnis, dass sich auf dem Weg einer vermeintlichen Selbstverwirklichung sich der moderne Mensch allmählich von den Autoritätspersonen emanzipiert hat, die seine Autonomie einschränken: "Theologie des Todes Gottes, Anonymisierung oder Kollektivierung der Produktionsmittel und Ablehnung der Autorität sowohl in der Politik wie auch innerhalb der Familie sind verschiedene Aspekte dieses Prozesses. Mit dem Abbruch oder mindestens mit der Redimensionierung solcher Bindungen hat sich der Mensch die eigenen Wurzeln ausgerissen: er hat die Freiheit gesucht und er hat sich entwurzelt gefunden. Mit der Tötung des Vaters" ist der Mensch nicht Übermensch , sondern Waise geworden." Der Prozess der 'Tötung des Vaters' begann mit der Köpfung des Königs während der französischen Revolution und endete mit der verantwortungslosen Propagierung der Antipädagogik, Kinder nicht zu erziehen, sondern ohne erzieherischen Einfluss aufwachsen zu lassen. Eine künftige Pädagogik müsste nach dieser Erfahrung wieder an die Erkenntnisse der Antike anknüpfen. Nur wenn die Entwicklung zur Reife und Tugendhaftigkeit oberstes Ziel der Erziehung ist, kann es gelingen, verantwortungsbewusste, leistungsbereite und tüchtige Menschen heranzubilden.
This item is part of the Political & Rights Issues & Social Movements (PRISM) digital collection, a collaborative initiative between Florida Atlantic University and University of Central Florida in the Publication of Archival, Library & Museum Materials (PALMM).
Ein besonderer Tag im Labor: Politik an der Genschere / Ulrike Mittmann, Heike Ziegler und Wolfgang Nellen Wie ich auszog, mehr Wissenschaft in die Politik zu bringen / Dr. Dorothea Kaufmann Wandel durch Corona / Margarete Radermacher Perspektiven digital / Sebastian Neufeld
Die Arbeit im VBIO in Corona-Zeiten / Felicitas Pfeifer Innovation first, Bedenken second / Carina Konrad "Wir müssen die Chancen in den Mittelpunkt stellen!" / Katrin Staffler Ernährung – nur gesund oder macht sie auch glücklich? / Margarete Radermacher Nicht zu empfehlen: Verzicht auf Antikörper tierischen Urspungs? / Dr. Kerstin Elbing, Dr. Inge Lues, Prof. Dr. Gabriele Pfitzer
Digitalisierung und Hybridsemester / Robert Hänsch, Alois Palmetshofer Das Virus als Herausforderung: Bewerbung in Corona-Zeiten / Carsten Roller Vor der Bundestagswahl . / VBIO VBIO-Position: Lebenslanges Biologielernen ermöglichen – nicht-formale Bildungsangebote sicherstellen / VBIO Vorbereitungen zur Biodiversitätskonferenz: Kommentar zu Überlegungen zur Synthetischen Biologie vorgelegt / VBIO
Die Stimme der Biologie in der Debatte zur Nachhaltigkeit / Sven Bradler, Marga Rader, Robert Hänsch, Kerstin Elbing, Kerstin Kremer, Karl-Josef Dietz Was Lehrkräfteausbildung mit Wissenschaftskommunikation zu tun hat / Kerstin Elbing, Wolfgang Nellen, Kerstin Kremer
Das SPES-Projekt (Sozialpolitisches Entscheidungs- und Indikatorensystem) und der Sonderforschungsbereich 3 (Mikroanalytische Grundlagen der Gesellschaftspolitik) waren in den 70er Jahren bis zum Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts in Deutschland zwei Pionierprojekte der empirischen Sozial- und Wirtschaftsforschung, die langfristig von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurden. Der Beitrag behandelt vorwiegend soziologische Erträge; sie entstanden vor allem unter dem Einfluss von Wolfgang Zapf. Es handelt sich um Ansätze der Sozialberichterstattung, der Sozialindikatorenforschung, der Gesellschaftsanalyse, der Lebensqualitätsforschung und der Sozialpolitikforschung. In all diesen Ansätzen werden bevorzugt repräsentative Datensätze eingesetzt und insgesamt sind sie sowohl durch theoretische Grundlegung als auch empirische Fundierung gekennzeichnet. From the 1970s to the early 1990s, the SPES project investigating the foundations of the socio-political decision-making system in Germany and the Sfb 3, the Collaborative Research Programme on the Microanalytical Foundations of Social Policy were two pioneering projects for empirical social and economic research. Both received long-term funding from the German Research Foundation (DFG). The contribution focuses on the positive impacts SPES and Sfb 3 generated in the field of Sociology which came about largely through the influence of Wolfgang Zapf. Both projects include approaches to social reporting, social indicator research, quality of life research, and social policy research. All these research approaches favor the use of representative data sets and are generally based on both theoretical and empirical foundations.