Continuation of the author's Die soziale Frage im Lichte der Philosophie. ; An der Wendes des Jahrhunderts.--Ein zweitausendfünfhundertjähriges Jubiläum.--Das Prinzip der Entwickelung in der Geistesgeschichte.--Das erste Auftreten der griechischen Philosophie unter den Arabern.--Die Kontinuität der griechischen Philosophie in der Gedankenweit der Araber.--Ein typisches Bespiel von logischer Kontinuität in der Geistesgeschichte.--Zur Methodenlehre der Biographik.--Das letzte Werk Friedrich Nietzsches.--Friedrich Nietzsche als philosophischer Klassiker.--Wesen und Aufgabe der Soziologie.--Die menschliche Gesellschaft als philosophisches Problem.--Lebenszweck und Lebensauffassung.--Darwinistische und sozialistsche Ethik.--Naturgesetz und Sittengesetz.--Experimentelle Pädagogik.--Gedankenanarchie.--Gefühlsanarchie.--Der religiöse Optimismus.--Die Philosophie des Friedens.--Die politischen und sozialen Aufgaben des 20. Jahrhunderts. ; Mode of access: Internet.
Polis und Oikos: Antike griechische Wirtschaft und deren Spiegelungen im Aristotelischen Denken -- Das ökonomische Denken im Mittelalter -- Das Zeitalter des Merkantilismus -- Die Physiokratie -- Die Klassik -- Auflösung der klassischen Politischen Ökonomie -- Der Marginalismus und die Nutzentheorie -- Die Historische Nationalökonomie -- Alfred Marshall und die Cambridger Schule der Volkswirtschaftslehre -- Keynes und die Entstehung der Makroökonomie -- Die Herausbildung der neoklassischen Allgemeinen Gleichgewichtstheorie (AGT) -- Wachstumstheorie, Produktionsfunktion und Kapitalkontroverse -- Etappen des Keynesianismus: von K – NKE -- Alte und neue Institutionenökonomik.
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Der griechisch-deutsche Philosophie- und Sozialhistoriker Panajotis Kondylis hat sich in seiner Frühschrift von 1971 mit dem berühmten Klassiker des politischen Denkens am Beginn der Neuzeit befasst. Seit über 500 Jahren werden Debatten zu Leben und Werk Machiavellis geführt, die fast immer Reprisen von bereits Veröffentlichtem sind, was ein Kenner so interpretierte, dass das Werk "selbst arbeitet" und so zu einem Steinbruch für verschiedenartigste, oft einander feindliche Kräfte wurde und wird. Kondylis, dessen Text die deutsche Übersetzung der umfangreichen Einleitung in die erste griechische Machiavelli-Edition ist, seziert Werk und Leben des Florentiners als wertfreier distanzierter Beobachter mit seinem Instrumentarium des "deskriptiven Dezisionismus". Er destilliert weder eine politische Formel für die Tagespolitik noch ein ideologisches Konzept aus der Analyse der sozioökonomischen und politisch-kulturellen Verflechtungen, die Machiavellis Traktate ebenso durchziehen wie deren Prägung durch die Rezeption antiker Autoren und die Philosophie und Geschichtsauffassung des italienischen Humanismus. Nach Kondylis hatte bis heute oft "die Legende Machiavelli die Kenntnis Machiavellis" ersetzt; mit seinem Buch liegt ein Schlüssel für das Verständnis Machiavellis als eines die Jahrhunderte überdauernden Denkers vor, politisches und allgemein-menschliches Handeln im Werden der Geschichte zu begreifen.
Hannah Arendt ist, so der Verfasser, die einzige Frau, die in den traditionellen Kanon politischer Denker, angeführt von Platon und Aristoteles, Eingang gefunden hat, und so ist sie denn auch auf dem Titelbild des Buches Klassiker der Politikwissenschaft neben Aristoteles abgebildet. Arendts Idee des Politischen ist geboren aus der Erinnerung an die griechische Polis. Sie verbindet das mit den Ideen menschlicher Freiheit und Spontaneität, für die ein Raum der Entfaltung - also ein Ort der Politik - da sein muss. Dieser Ansatz hebt sich ab vom landläufigen, eher bürokratischen Verständnis von Politik, das allein auf Organisation und Herrschaft abzielt. Sie hat keine systematische Theorie entwickelt, aber, so die These, hat theoretische Grundlagen für die politische Urteilskraft entworfen, die ihre Erfahrungszeit weit überdauern und die man braucht, um die Zeitläufe zu verstehen. Sie hat Elemente einer politischen Zivilisationstheorie entwickelt, in der die Bürger als cives, als Citoyens, nicht aber als Bourgeois die grundlegenden Gestalten darstellen, denn es geht ihr um Freiheit, um politisches Handeln und die zivile Republik, an der möglichst alle sich politisch handelnd beteiligen können. (ICF2)
Die Abhandlung besteht aus drei Teilen: Teil I stellt einführende Fragen nach den Titelbegriffen "Technik" und "Theorie" und entwickelt ein erstes, vorläufiges Verständnis für das Können von Subsumtionstechnikern und das Wissen von Subsumtionstheoretikern. Teil II vertieft dieses Vorverständnis anhand der Methodengeschichte griechischer techne und lateinischer ars in hippokratischer Medizin, sokratischer Philosophie und römischer Jurisprudenz. Teil III bildet daraus Basisbegriffe einer rechtsphilosophischen Theorie der Subsumtion, und zwar unter Rückgriff auf Aristoteles als Altmeister der Logik und der Rhetorik sowie auf Kant und Hegel als Klassiker der Urteilskraft und deren Dialektik. In kritischer Distanz zur Logik des Justizsyllogismus wird die Technik der Subsumtion als Schlüsselkompetenz juristischer Dialogik rekonstruiert: als Kunst, einen Rechtsstreit in argumentativer Auseinandersetzung mit den Beteiligten lebensweltlich gerecht und rechtsdogmatisch richtig zu entscheiden. Die methodologische Pointe dieser kognitiv anspruchsvollen Abwägungs- und Entscheidungskunst ist ihre Vermittlungsleistung – zwischen Gesetz und Fall, Deduktion und Induktion, Theorie und Praxis.
Die Abhandlung besteht aus drei Teilen: Teil I stellt einführende Fragen nach den Titelbegriffen "Technik" und "Theorie" und entwickelt ein erstes, vorläufiges Verständnis für das Können von Subsumtionstechnikern und das Wissen von Subsumtionstheoretikern. Teil II vertieft dieses Vorverständnis anhand der Methodengeschichte griechischer techne und lateinischer ars in hippokratischer Medizin, sokratischer Philosophie und römischer Jurisprudenz. Teil III bildet daraus Basisbegriffe einer rechtsphilosophischen Theorie der Subsumtion, und zwar unter Rückgriff auf Aristoteles als Altmeister der Logik und der Rhetorik sowie auf Kant und Hegel als Klassiker der Urteilskraft und deren Dialektik. In kritischer Distanz zur Logik des Justizsyllogismus wird die Technik der Subsumtion als Schlüsselkompetenz juristischer Dialogik rekonstruiert: als Kunst, einen Rechtsstreit in argumentativer Auseinandersetzung mit den Beteiligten lebensweltlich gerecht und rechtsdogmatisch richtig zu entscheiden. techne ars und Die methodologische Pointe dieser kognitiv anspruchsvollen Abwägungs- und Entscheidungskunst ist ihre Vermittlungsleistung – zwischen Gesetz und Fall, Deduktion und Induktion, Theorie und Praxis
Der vorliegende Band untersucht die vielfach verflochtenen Beziehungen zwischen Religion, Bildung und Wissen in den antiken griechischen Kulturen. Während die Einbettung der griechischen Religion in die Gesellschaft in der modernen Wissenschaft wiederholt thematisiert worden ist, fehlt eine eingehende Betrachtung der sozio-religiösen Aspekte von Bildung und Wissen. Die Beiträge fragen nach Kontexten, Akteuren und Medien, durch die Religion, Bildung und Wissen innerhalb und außerhalb spezifischer Gemeinschaften vermittelt wurden. Der chronologische Rahmen erstreckt sich von der Klassik bis zur Spätantike. Durch die Untersuchung eines vielfältigen Spektrums von Zeugnissen, sowohl aus literarischen Quellen als auch aus der materiellen Kultur, beleuchtet dieser Band die Vielfalt der Vermittlungswege griechischer Religion und das umfassende »Gepäck an Wissen«, das für die Durchführung der Rituale erforderlich war.InhaltsübersichtI. Introductions Irene Salvo/Tanja S. Scheer: Greek Religion and Education: Key Concepts and Aims – Josine Blok: Educating Citizens: Knowledge, Competence, and Values in Greek Poleis II. Actors and Models Irene Salvo: The Pedagogical Function of Cult Associations in Late Classical Athens – Eftychia Stavrianopoulou: Female Role Models in the Hellenistic Period: The Evidence of Religious Norms – Marietta Horster: Sacred Personnel as Role Models in the Post-classical Period III. Performing Knowledge Susanne Gödde: Learning by Suffering? 'Education' and 'Religion' in Ancient Greek Theatre – Sophie Marianne Bocksberger: Dancing Little Bears IV. Skills and Media Tanja S. Scheer: Conveying Religious Knowledge in Classical Athens: Imagery in Athenian Religious Discourse – Aleksander Wolicki: Greek Priestesses and Literacy – Serafina Cuomo: Numeracy in the Sanctuary V. Astrology, Philosophy, and Religion Ilaria Bultrighini: Theōn hemerai: Astrology, the Planetary Week, and the Cult of the Seven Planets in the Graeco-Roman World – Ilinca Tanaseanu-Döbler: Statues as Theological Treatises: Porphyry's Approach in Peri Agalmatōn in Context
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Inhalt: I. Das Erziehungs- und Bildungswesen des Altertums 1. Das griechische Erziehungs- und Bildungswesen 2. Römisches und altchristliches Bildungswesen II. Das mittelalterliche Erziehungs- und Bildungswesen 3. Das Frühmittelalter 4. Das Hoch- und Spätmittelalter in. III. Das Zeitalter des Humanismus und der Reformation(bis Ende des 16. Jh.) 5. Die humanistische Bewegung in Italien 6. Der Humanismus in Deutschland 7. Stellung der Reformatoren zur humanistischen Bewegung 8. Das protestantisch-humanistische Bildungswesen des 16. Jh. 9. Das katholisch-humanistische Bildungswesen des 16. Jh. 10. Die Bildung des Volkes 11. Frauenbildung in der frühen Neuzeit 68 IV. Der Rationalismus und seine ersten pädagogischen Auswirkungen 12. Der Rationalismus des 17. Jh. Die muttersprachliche Bewegung 13. Ratke 14. Comenius 15. Das Bildungswesen im 17. Jh. 16. August Hermann Francke und die pietistische Pädagogik V. Das Zeitalter der Aufklärung 17. Die Aufklärung, Locke und Rousseau 18. Die philanthropische Bewegung 19. Die Entwicklung des staadichen Schulwesens im Zeitalter der Aufklärung 20. Die Mädchenerziehung im 18. und frühen 19. Jahrhundert VI. Der Neuhumanismus, die deutsche Klassik und Pestalozzi 21. Der Neuhumanismus 22. Die Bildungsideale der deutschen Klassik 23. Pestalozzi VII. Das 19. Jahrhundert 24. Die Schulreform am Anfang des 19. Jh. 25. Konservative gegen liberale Schulpolitik 26. Die Fürsorge- und Heilerziehung. Die Kleinkindererziehung 27. Das Bildungswesen in der zweiten Hälfte des 19. Jh. VIII. Das 20. Jahrhundert 28. Das Schulwesen und die pädagogischen Reformbestrebungen am Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. 29. Das Bildungswesen zwischen 1918 und 1945 30. Die großen pädagogischen Richtungen nach 1918 31. Das Bildungswesen nach 1945 32. Die Pädagogik nach 1945
Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften hat den 250. Geburtstag Wilhelm von Humboldts mit einem wissenschaftlichen Programm gefeiert, dessen Ergebnisse der vorliegende Band dokumentiert. Humboldts Begegnung mit der Antike, vor allem mit der griechischen Sprache und Dichtung, ist das erste prägende geistige Erlebnis, das Humboldts Leben von der Tegeler Jugend an durchzieht. Das zweite ist die Begegnung mit Schiller und Goethe, Weimar. Im Nachdenken über Schillers und Goethes Dichtung erfasst Humboldt zum ersten Mal das Wesen der Sprache. Der Vielfalt der Sprachen der Welt widmet er dann sein vergleichendes Sprachstudium. Rom ist der Ort, an dem Griechenland und Weimar weitergedacht werden. Das Schicksal Griechenlands bestimmt seine Geschichtsauffassung und die Horizonte seines politischen Handelns. Die drei Begriffe des Buchtitels "Sprache, Dichtung und Geschichte" entstammen der Begegnung mit Griechenland, Weimar und der Welt.
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BÜCHER-VERZEICHNIS 1932 Bücher-Verzeichnis der Holzinger-Volksbücherei (-) Bücher-Verzeichnis 1932 (1932) ( - ) Einband ( - ) Zehn wichtige Punkte! ( - ) A. Ältere und Klassiker-Ausgaben. (1) B. Prosa-Dichtung. (9) D. Vers-Dichtung (100) E. Dramen (105) F. Anthologien, Chrestomatien und Auswahlausgaben. (109) G. Naturwissenschaften, Mathematik, Heilkunde. (110) H. Philosopie, Religion Pädagogik. (120) I. Schrift, Sprache, Kunst. Musik. (125) K. Geschichte, Geographie. (128) L. Technik, Volkswirtschaft, Politik. (143) M. Zeitschriften. (148) N. Französische Literatur. (153) O. Englische Literatur. (156) P. Italienische Literatur. Q. Latein und Griechisch. (160) R. Kunstfertigkeiten, Sport. (161) S. Nachschlagewerke. (161) Jugendbücherei. (163) Inhalts-Verzeichnis: (163) A. Erzählungen, Gedichte, Dramen. (164) B. Erd- und Völkerkunde, Heimat und Vaterland. (177) C. Geschichte und Kultur. (178) D. Naturwissenschaften, Hygiene. (181) E. Zeitschriften. (183) F. Spiel, Sport, Sammeln und Experimentieren. (183) G. Kunst, Musik. H. Sozialwissenschaften, Philosophie, Politik. (184) Inhalts-Übersicht. ( - ) Werbung ( - ) Einband ( - ) Einband ( - )
Der Aufsatz ist ein begriffsgeschichtlicher Beitrag zu den in Wissenschaft und alltäglicher Sprache vielschichtig und widersprüchlich gehandhabten Begriffen Kultur, Zivilisation und Alltag. Die Darstellung verfolgt zunächst diese drei semantischen Entwicklungslinien: 1. In der Begriffsgeschichte Kultur beginnt der Verfasser mit der Kulturauffassung der antiken Klassik. Der sprachliche und konzeptionelle Durchbruch des Begriffes Kultur im deutschen Sprachraum gelingt der Aufklärung. Er ist verknüpft mit politisch emanzipatorischen Hoffnungen. Der Anspruch dieses Kulturbegriffs konnte aber nicht gesamtgesellschaftlich, sondern nur sektoral in der bürgerlichen Kultur eingelöst werden. Damit änderte sich im 19. Jhd. der Blickwinkel von der Kulturkritik zur Gesellschaftskritik. Kultur wird hinsichtlich ihrer klassentrennenden und herrschaftsstabilisierenden Funktion durchleuchtet; die ehedem wegweisende Kulturidee sinkt in den neuen revolutionären Konzeptionen und in der bürgerlichen Kulturpraxis ab zu einer machtpolitisch gefärbten Folgekategorie. 2. Der Begriff Zivilisation wird bestimmt als Ausdruck des sozialhierarchischen Standesbewußtsein der Kultureigner, als Mittel zur differenzierenden Wertzuschreibung. Die Entwicklung des Begriffs wird verfolgt von den Römern übers Mittelalter bis zu den französischen Aufklärern. Im Begriff der Zivilisation als Gestaltungsmacht wird ein naturnotwendiges Prinzip gesehen, dem sich alles außerhalb der bürgerlichen Herrschaftssphäre zu unterwerfen habe. Deutsche Theoretiker blieben angesichts der mangelnden Vermittlung von Theorie und Praxis im Zivilisationsprozeß dem zivilisatorischen Fortschrittsoptimismus gegenüber skeptisch. Mit Marx und Engels wird der herrschaftsverdächtige Zivilisationsbegriff zu einer Ablehnungskategorie. 3. Das semantische Feld des Wortes Alltag wird aus dem Griechischen und Lateinischen übers Frühneuhochdeutsche bis ins Hochdeutsch der Neuzeit verfolgt. Diese Semantik wird derjenigen von Kultur und Zivilisation im 18. und 19. Jhd. gegenübergestellt. Für die Aufklärer war Alltag ein Ablehnungsbegriff, ein Sprachmittel zur Beschreibung der kulturlosen und niederen sozialen Realität. Im 19. Jhd. wandelten sich die der Alltagssemantik zugehörenden Worte aus dem Status von Ablehnungsbegriffen zu Modifikationsbegriffen, die auch auf die bürgerliche Kultur gerichtet sind. Unter dem Druck der soziokulturellen Verhältnisse, in denen eine restaurative Kultur und Zivilisation eine sozial gerechte Alltagskultur verhinderte, fand die systematische Forschung in der Alltag genannten Realität ihr vorrangiges Betätigungsfeld. Im abschließenden 4. Abschnitt werden unter dem Aspekt der Kategorien Kultur, Zivilisation und Alltag die kultursozialen Traditionen bei Max Weber und Georg Simmel erörtert. (HM)
Das von Peter W. Marx jüngst herausgegebene Handbuch Drama wählt einen Ansatz, der auf ein ahistorisch-transkulturelles, evolutionäres und traditionelles Verständnis der dramatischen Gattung verzichtet. Vielmehr trägt der Band der Besonderheit Rechnung, "dass das Drama keine in sich ruhende Form darstellt, sondern per definitionem eine Schnittstelle zur szenischen Darstellung bereit hält" (S. VII). In den Blickpunkt rücken somit der liminale Charakter des Dramas, dessen inhärente Offenheit für das Theater sowie seine Verortetheit innerhalb des Spannungsfeldes von Textualität und Performativität, deren historisierende Exemplifizierung das erklärte Ziel dieser Publikation darstellt. Das in diesem Methodenansatz implizit angelegte Eröffnen verschiedener dramentheoretischer "Zugangsweisen in einem nicht-homologisierbaren Diskurs" (S. 1) bedingt auch die interdisziplinäre ReferentInnenauswahl. Neben Marx beteiligen sich 27 weitere AutorInnen aus unterschiedlichen Fachgebieten: Theater-, Musik- und Literaturwissenschaft, Klassische Philologie, Japanologie und Anglistik. Das Handbuch Drama gliedert sich in drei umfassende Abschnitte. Im ersten Teil ("Begriffe und Konzepte") werden in zehn Beiträgen dramentheoretische Grundlagen beschrieben und zentrale Termini sowie Diskurspositionen erörtert. Einführend stellt Marx mit seiner Darlegung heuristisch gezogener "Linien der Dramentheorie" (S. 1) drei grundlegende Ansatzrichtungen der traditionellen Wissenschaftsdiskussion vor. Anschließend widmet sich Julia Stenzel eingehend der aristotelischen Poetik. Unter steter Reflexion älterer und neuerer Forschungspositionen diskutiert sie wesentliche Kernbegriffe und gattungs- wie medientheoretische und rezeptionsästhetische Überlegungen. Die folgenden drei Beiträge thematisieren Wirkungskategorien des Dramas und des Theaters: Das Tragische als Wirkungsart nimmt Alexandra Portmann in den Blick, während Marx das Komische anhand neuerer anthropologischer Forschungsansätze beleuchtet, die bei der Bewertung der Funktion des Lachens ansetzen. Der ebenfalls von Marx verfasste Beitrag zum Wunderbaren, das als ästhetische Kategorie im dramentheoretischen Kontext gegenwärtig nur wenig beachtet wird, beleuchtet vor dem Hintergrund ästhetischer Diskussionen des 18. Jahrhunderts die Korrelationen zwischen Drama, Theater und Wunderbarem, die im Spannungsfeld von Kunst bzw. Kunsttheorie, Natur und Technik evident werden. Peter M. Boenisch reflektiert das Verhältnis von Drama und Dramaturgie. Nach der Vorstellung zentraler Wegbereiter (Lessing, Brecht), unter deren Einfluss sich dramaturgische Arbeit zunehmend als polyrelationale Vermittlungsinstanz etabliert habe, wird Dramaturgie als analytischer Prozess ausgewiesen und auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse definiert. Der gattungstheoretisch-systematischen Verortung des Dramas gilt der Beitrag von Michael Bachmann. Er leistet eine historisch weitreichende Analyse der innerhalb des Gattungsdiskurses propagierten (hierarchischen) Differenzkriterien sowie solcher Konzepte, die von starr eingrenzenden Gattungssystematiken Abstand nehmen. Miriam Drewes' Artikel befasst sich mit Ansätzen, welche postdramatisches Theater zu kategorisieren versuchen und skizziert die performative Neupositionierung wichtiger Konstituenten des traditionell-textzentrierten Dramas innerhalb dieser Theaterformen. Die letzten beiden Aufsätze des Theorieteils befassen sich gezielt mit Interdependenzen interkultureller und intermedialer Wechselbeziehungen. Während Christopher Balme in seinem Beitrag zur interkulturellen Dramaturgie den "Austausch zwischen Dramenformen unterschiedlicher kultureller Provenienz" (S. 85) in den Blick nimmt, konturiert Wolf-Dieter Ernst an konkreten Fallbeispielen das Konzept der 'intermedialen Dramaturgie' aus phänomenologischer, historischer sowie forschungs- bzw. medientheoretischer Sicht. Der insgesamt acht Beiträge umfassende Mittelpart des Handbuches ("Annäherung an das Drama in analytischer Perspektive") ist der Systematik der Dramenanalyse verschrieben. Nicolette Kretz präzisiert die Termini 'Figur', 'Handlung' und 'Dialog' in ihren Erscheinungsformen sowie in ihrer gegenseitigen Relation, während Boenisch einen Einblick in die Prinzipien der dramaturgischen Komposition des Dramas gibt und hierbei dessen theatrale Medialität aufzeigt. Anschließend fokussiert Marx in einem knappen Beitrag die Regieanweisung als dramatisches Textelement und leistet einen kompakten entwicklungsgeschichtlichen Abriss von der Antike bis in die jüngste Gegenwart. Kurt Taroff widmet sich der Frage nach dem mutmaßlichen Standpunkt des Rezipienten, welcher ein zentrales Thema der Theater- und Dramenforschung darstelle. Im Durchgang durch verschiedene Theaterformen und zeitliche Kontexte verdeutlicht er Positionierungen des Publikums vor dem Hintergrund wechselnder Identifikationspotenziale, Figurenkonzeptionen und narrativer Strategien. Bettina Brandl-Risi veranschaulicht, dass den dramentheoretischen Konzepten, die seit dem 18. Jahrhundert mit einem auf Kontinuität, Kohärenz und Progression setzenden, aristotelisch geprägten Handlungsbegriff operierten, in der Aufführungspraxis des 18. und 19. Jahrhunderts retardierende Dramaturgien der Diversität und der Unterbrechung (Tableaux, Intermezzi sowie Nach- und Vorspiele) entgegenstanden. Mit Peter Szondis dramentheoretischem Ansatz (vgl. Theorie des modernen Dramas) und dessen historisch-strukturanalytischer Relevanz beschäftigt sich Boenisch. Er erläutert konstitutive Aspekte des Konzepts der 'Absolutheit des Dramas' sowie die dramenspezifischen Veränderungen, die laut Szondi seit Ende des 19. Jahrhunderts die 'Krise des Dramas' herbeigeführt haben. Die letzten beiden Aufsätze des analytischen Teils behandeln explizit die Liminalität des Dramas. Während Marx das Verhältnis von Drama und Performativität untersucht und Positionen aus der Literatur- und Theaterwissenschaft sowie der Performance-Forschung diskutiert, spürt Drewes den neuen Herausforderungen nach, die sich nach der Auflösung traditioneller Gattungsnormen und durch den dramatischen und theatralen Formwandel seit Beginn des 20. Jahrhunderts für die Analysepraxis ergeben haben. Der dritte Abschnitt der Publikation ("Gattungen des Dramas im historischen Kontext") skizziert in achtzehn Beiträgen mit einem größtenteils europäischen, aber auch außereuropäischen Fokus, der zwischen dramatischer Textgattung und jeweiliger theatraler Praxis oszilliert, eine Auswahl diverser Dramen- und Theaterformen. Im Anschluss an eine knappe problematisierende Einstimmung (Marx) setzt die historische Überblicksdarstellung bei der Antike ein. Martin Hose reflektiert die Genese der griechischen Tragödie und Komödie sowie deren institutionelle Einbindung ins Kultische samt den Orten ihrer Aufführung und erläutert neben formalen Aspekten die anthropologisch-theologische Disposition der tragischen Gattung sowie die zwischen Überzeichnung und Realitätsnähe changierende Verfasstheit der Komödie. Auch die römische Dramatik findet Berücksichtigung. Traditionelle Gattungen des asiatischen Theaters behandeln die folgenden Beiträge. Stanca Scholz-Cionca und Andreas Regelsberger veranschaulichen essentielle Parameter des Nô-Dramas sowie des Puppen- und Kabuki-Theaters in Japan. Balme und Michael Gissenwehrer explizieren die Entwicklungsgeschichte und konstitutive Charakteristika des indischen Sanskrit-Dramas sowie der frühzeitlichen chinesischen Theaterkultur. Julia Stenzel und Jan Mohr befassen sich in einem gemeinsamen Artikel mit den geistlichen Spielen des Mittelalters und beschreiben die Formen, Themen, liturgischen Strukturen, Textträger sowie die diversen Spielvarianten innerhalb ihrer spezifischen sozialen Situierungen. Die Anglistin Virginia Richter führt in das englische Drama und Theater der Frühen Neuzeit ein. Mit Fokus auf Shakespeares Werk diskutiert sie das zeitgenössische Gattungsbewusstsein, arbeitet das epochencharakteristische Wechselspiel von Textualität und Performativität heraus und analysiert divergente Repräsentationsmodi von Tragödie und Komödie. Die italienische Improvisationscomœdie im 16., 17. und 18. Jahrhundert ist, wie Stefan Hulfeld zeigt, eine hochgradig ambivalente Theaterform. Entstanden unter dem Einfluss zweier einander konträr gegenüberstehenden theatralen Spielrichtungen der frühen Neuzeit tritt ihre spezifische Dramatik zutage als reziprokes Resultat einer aus szenischer Sukzessivität konstruierten Fabel und dem Spiel der Masken, die als mikrodramaturgische Einheiten fungieren. Dirk Niefanger befasst sich mit der dramatischen und theatralen Vielfalt im barocken Deutschland und resümiert wesentliche Dramen- und Theaterformen. Er unterstreicht die interkulturelle Prägung des Barockdramas und verweist durch die Kontrastierung von theatrum mundi-Konzept und Theatersemiotik auf soziale, theologische und anthropologische Konnotationen, die das Barocktheater als transinstitutionelle, "kulturelle, gesellschaftliche und religiöse Alltagspraxis" (S. 233) manifestieren. Julia Pfahl betrachtet die im Kontext von aristotelisch-antiker Rückbesinnung und kulturellem Absolutismus entwickelte Regelpoetik der Französischen Klassik näher. Sie unterzieht die Etablierung der Académie française sowie den des Öfteren eklatanten Widerstreit von normativer Dramentheorie und Aufführungspraxis einer tiefgehenden Analyse. Mit der von vielschichtigen Veränderungen innerhalb des Theaters geprägten Epoche der Aufklärung beschäftigt sich Beate Hochholdinger-Reiterer. Ihr kritisch-reflektierter Durchgang reicht von Gottscheds Reformprogramm und Lessings theoretischem wie praktischem Wirken über die im ausgehenden 18. Jahrhundert stetig populärer werdende Unterhaltungsdramatik bis hin zum Sturm und Drang sowie den klassizistisch-idealistischen Theorien Schillers und Goethes. "Bühne und Musik / Bühnenmusik" lautet der Titel des Aufsatzes von Arne Stollberg. Anhand historischer Rückgriffe exemplifiziert er, dass die Bühnenmusik bis Mitte des 19. Jahrhunderts ein konstitutiver Bestandteil gattungshybrider, "multimedialer(r) Bühnenereignisse" (S. 266) war und im 18. und 19. Jahrhundert zunehmend in den Blick reformistischer Überlegungen geriet. Weiterhin thematisiert er die Genese des Melodrams sowie die antinaturalistische Ausrichtung der Weimarer Klassik. Klaus Müller-Wille betrachtet den (poetischen) Realismus und den Naturalismus: Anhand von konkreten, europazentrierten Beispielen beleuchtet er die ästhetisch-konzeptionellen Differenzen, die experimentell-reformistische Bühnenpraxis sowie die dramatische Gattungs- bzw. Methodengeschichte beider Strömungen. Nic Leonhardts Beitrag thematisiert das vom Gros der deutschen Theatergeschichten wenig gewürdigte oder gar ridikülisierte Wachstum theatraler Gattungen und Aufführungsformen seit Mitte des 19. Jahrhunderts – das Spektrum reicht von Opernparodien, Possen, Ausstattungstücken über Singspiele und Ballette bis hin zu Tableaux vivants und magischen, ethnischen sowie bildmedialen Vorführungen – und plädiert für eine wissenschaftliche Neubewertung dieser polykausal bedingten Gattungs-Proliferation hinsichtlich ihrer produktionsästhetischen Leistungen. Auf die moderne "Theaterkultur der kleinen Formen" (S. 286) des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts richtet Hans-Peter Bayerdörfer seine Aufmerksamkeit. Er konturiert das Modell des Einakters anhand seiner variantenreichen Ausdifferenzierungen und spezifischen Relevanz in der symbolistischen, expressionistischen, englischsprachigen und absurden Kurzdramatik und erklärt diese zu einer wesentlichen Prämisse der avantgardistischen Theaterreformen seit 1900. Im folgenden Beitrag beschreibt Marx in Anlehnung an Martin Puchner zwei unterschiedliche Traditionsstränge des gattungstheoretisch schwerlich fixierbaren Lesedramas: das "zurückhaltende" (S. 293), über den Dialog organisierte und das aus diversen Gründen als unspielbar geltende, "überschäumende" (S. 295) Lesedrama. Konstituenten des epischen Theaters erörtert Ulrich Kittstein. Zunächst bestimmt er episches Theater im weiteren Sinne als Gesamtheit aller nicht-aristotelischen Theaterformen, um es anschließend im engeren, Brecht'schen Sinne vorzustellen. Diese Fokussierung beinhaltet eine entwicklungsgeschichtliche Skizzierung, eine Reflexion über Brechts Lehrstücke, eine Darlegung der Grundzüge des epischen Theaters sowie eine nähere Beleuchtung von der Verfremdungstechnik und dem Gestus des Zeigens. Bachmann behandelt in seinem Aufsatz drei Phasen des Dokumentartheaters bzw. -dramas und umreißt die diskursiv viel diskutierte Form-Inhalt-Problematik. Dabei verweist er auf die Dramenzentriertheit des dokumentarischen Theaters und die Differenzierbarkeit von Geschichts- und Dokumentardrama anhand der Aspekte Politisierung und Belegbarkeit. Abschließend werden aktuelle theatrale Formen des Dokumentarischen besprochen. Dem Verlust der Gattungsmerkmale des Dramas in Deutschland nach 1945 gilt die Übersichtsdarstellung Norbert Otto Ekes. Sie erstreckt sich vom Drama und Theater der frühen Nachkriegsjahre und den unterschiedlich motivierten Entwicklungsprozessen in Ost- und Westdeutschland über die Diskussion neuer Dramenformen im Zuge gesellschaftlicher Veränderungen seit den 1960er-Jahren bis hin zur Beschreibung der Diversifikation der Formen und Stile im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Der letzte Beitrag des historischen Kapitels und zugleich des Buches ist ein Ausblick von Stefan Tigges. Anhand konkreter Beispiele wird die Frage diskutiert, ob und inwiefern sich eine Renaissance des dramatischen Erzählens im Gegenwartstheater abzeichnet. Das Handbuch Drama erreicht sein Ziel, eine multiperspektivische, systematische und historisch-komparatistische Betrachtung der vitalen Reziprozität von Drama und Theater zu ermöglichen. Dazu trägt insbesondere auch die wohlüberlegte Auswahl renommierter AutorInnen bei. Dass ein historisierender und auf die Wechselbeziehungen von Textgattung und Theaterpraxis gerichteter Fokus wie der gewählte dabei notgedrungen an seine Grenzen stößt und die Publikation keinen Anspruch auf dramen- und theatergeschichtliche Vollständigkeit erheben kann, liegt in der Komplexität und Methodik des Vorhabens begründet, ist jedoch zu verschmerzen. Viel zu interessant und aufschlussreich erscheinen die sichtbar werdenden, multiplen Bezüge und Zusammenhänge, deren Ermittlung die besondere Leistung der Publikation darstellt und diese zu einer sehr empfehlenswerten und fruchtbaren Neuerscheinung macht.