Mit der expliziten Intention, auf bislang kaum berücksichtigte Quellen zur Situation der Auswanderer in Nordamerika hinzuweisen, stellt Paul die seit 1971 in der Heimatstelle Pfalz (Kaiserslautern) befindlichen Ausgaben der "Hessischen Blätter" und der "Hessen-Darmstädter-Zeitung" vor, die beide in Nordamerika erschienen. Er thematisiert insbesondere die Punkte Aufmachung, Inhalt, Vertrieb, Verbreitung, Erscheinungsdaten, Herausgeberschaft, Veränderungen durch Zeitereignisse und Konzentration im Zeitungsgewerbe. Deutlich wird der starke Bezug der Leserschaft zur Heimat, sei es in literarischen Texten im Dialekt oder in dem großen Anteil von Nachrichten aus der Heimat. Auch die Gebundenheit vieler Auswanderer an Vereine wird konkretisiert. Als die - nach der Fusion - verbleibenden "Hessischen Blätter" sich bei Eintritt Amerikas in den Krieg nicht deutlich auf die Seite der neuen Heimat schlagen, sondern die emotionale Verbundenheit mit Hessen in den Artikeln aufscheint, wird das Erscheinen dieses Organs durch Zensurmaßnahmen behindert. Weitere Kriegsfolgen sind das Zerreissen des Korrespondentennetzes in der Heimat und Anfeindungen deutschorientierter Vereine; die letzte Ausgabe erschien Ende 1917. (IF)
Sie war eine bemerkenswerte Frau, die sich ihr Leben lang der Forschung und dem Sammeln verschrieb: In der vorliegenden Masterarbeit steht die Gemäldesammlung von Markgräfin Karoline Luise von Baden (1723-1783) im Fokus. Das sogenannte Mahlerey Cabinet entwickelte sich nach nur wenigen Jahren des Sammelns ausgesuchter Gemälde zu einer eindrucksvollen Privatgalerie. Ziel der Arbeit ist es, einerseits die Methode der Sammlung zu ergründen und andererseits die Person Karoline Luise zu beleuchten, um die Besonderheit der Kollektion zu verstehen. Die Bilder wurden mit Bedacht ausgewählt, um Altes und Neues zu vereinen und um dem Studieneifer der Forscherin Karoline Luise zu genügen. Die Sammeltätigkeit wurde von einem finanziellen, gesellschaftlichen und räumlichen Rahmen bestimmt. Mithilfe von Quellen wie Briefen, Reiseunterlagen und wissenschaftlichen Aufzeichnungen zeigt diese Arbeit ein Portrait einer Frau die Naturwissenschaftlerin, Künstlerin, Sammlerin und pflichtbewusste Landesfürstin war. Die akribisch aufgezeichnete Akquise der Kunstwerke ermöglicht Einblick in den Kunstmarkt des 18. Jahrhundert, das damalige Stilempfinden und die persönliche ästhetische Wahrnehmung Karoline Luises. Eine wichtige Fragestellung dieser Arbeit betrifft den Einfluss der Aufklärung und jener der Wissenschaftler*innen, mit denen Karoline Luise Kontakt pflegte, auf die Zusammenstellung des Mahlerey Cabinets. Um dies zu erforschen, beinhaltet die Masterarbeit neben der Sammlungsgenese und der Baugeschichte der markgräflichen Residenz Schloss Karlsruhe auch einen geschichtlichen Abriss der politischen Entwicklungen. Das Spannungsverhältnis zwischen der politischen Person und der eigenwilligen Forscherin zeigt sich in der Darstellung einiger Portraits von Karoline Luise, deren Beschreibung jedes Kapitel der Masterarbeit untermalt. ; She was a remarkable woman who dedicated her life to research and collecting: This masters thesis focuses on the collection of paintings by Margravine Karoline Luise von Baden (1723-1783). The so-called Mahlerey Cabinet developed into an impressive private gallery after only a few years of collecting selected paintings. The aim of this paper is, on the one hand, to determine the method of the collection and, on the other hand, to shine a light on the person Karoline Luise in order to understand the particularity of the collection. The pictures were chosen carefully to combine the old and the new and to be conducive to the study purposes of the researcher Karoline Luise. A financial, social and spatial framework determined the collecting activity. By means of analysing sources such as letters, travel documents and scientific notes, this paper shows the portrait of a woman as a natural scientist, artist, collector and dutiful ruler. The meticulous recordings of art acquisitions enable an insight into the art market of the 18th century, the sense of style at that time and Karoline Luises personal aesthetic perception. An important question concerns the influence of the Enlightenment as well as of the scientists and art consultants with whom Karoline Luise maintained contact on the composition of the Mahlerey Cabinet. In order to research this, the master's thesis includes not only the genesis of the collection and the building history of Karlsruhe Palace, the Margravial Residence, but also a historical outline of political developments. The tension between the political person and the idiosyncratic researcher becomes apparent in some portraits of Karoline Luise, the description of which accompanies each chapter of this master's thesis. ; Arbeit an der Bibliothek noch nicht eingelangt - Daten nicht geprüft ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2020 ; (VLID)5653635
In: Constitutions of the World from the late 18th century to the middle of the 19th century. Europe, v. 3 = Verfassungen der Welt vom späten 18. Jahrhundert bis Mitte des 19. Jahrhunderts ; Bd. 3
Die politische Rolle der Hofmusik in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist im Kontext der repräsentativen Machtmittel innerhalb des höfischen Kräftefeldes verortet. Die höfischen Zeremonielle bildeten nicht nur den Aufführungsrahmen, sondern legten sämtliche Determinanten für die musikalischen Ereignisse fest. Zu den Aufgaben der Hofkapellmeister im kleinen, aber innerhalb des Reiches nicht ganz unbedeutenden und durchaus paradigmatisch stehenden Fürstentum Hessen-Darmstadt gehörten die musikalischen Umrahmungen der fürstlichen Hochzeiten, Trauerfälle, Geburtstage sowie politischer und kirchenpolitischer Anlässe. Christoph Graupner wirkte hier als Hofkapellmeister zwischen 1709 und 1760; bis zu seiner Erblindung im Jahr 1754 schuf er ein umfangreiches Werk, das die Verhältnisse dieser Landgrafschaft in signifikanter Weise spiegelt. Graupners Musiken zu den Festen der Landgrafen umfassten immer Kirchenkantaten für den Gottesdienst, daneben oft auch weltliche Musik zur Unterhaltung der Gäste. Obwohl die – damals hochmoderne und in der Entwicklung begriffenen – Gattung der Kantate bei weitem überwiegt, sind es auch Bühnenwerke, die diese Funktion erfüllten, aber lediglich im ersten Jahrzehnt von Graupners Dienstzeit in Darmstadt aufgeführt wurden. 83 panegyrische Werke (57 geistliche, 24 weltliche Kantaten, 2 Bühnenwerke) konnten als Zeremonialmusiken systemisch in ihrem Aufführungskontext analysiert werden. Dabei ergaben sich etliche neue Erkenntnisse wie Datierungen, Zuordnungen zu Anlässen, auch Funde von bisher als verschollen geltenden Textdrucken. Der Geheimrat Johann Jacob (von) Wieger konnte als mutmaßlicher Textdichter identifiziert werden. Insbesondere ist deutlich geworden, dass der Bedeutungsverlust höfischer Repräsentation am Ende der absolutistischen Epoche wie in anderen Residenzen auch in Darmstadt die Zeremonialmusik tangierte. Für Graupner blieb vor diesem Hintergrund einerseits die ungebrochene Unterordnung unter die hierarchischen Verhältnisse, was die Huldigung als Form der Pflichterfüllung einschloss. Andererseits jedoch zeigten sich latente Distanzierungsversuche: zum einen die Schaffung musikalischer Subtexte in gewissen panegyrischen Werken, zum anderen aber vor allem die Hinwendung zur Kirchenmusik und damit zu einer Religiosität, die nicht nur die Anmahnung der christlichen Tugenden ermöglichte, sondern auch mit dem "Schaffen zur Ehre Gottes" eine persönliche Rechtfertigung jenseits von allem tagespolitischen Geschehen bot. ; In the first half of the 18th century, court music was one of the instruments of power , used within the system of courtly representation. The ceremonies not only formed the general set-up but provided all determining factors for any musical performance. In the small landgraviate of Hesse-Darmstadt, the hofkapellmeister had to furnish all family festivities, e.g. marriages, funerals, birthdays, als well as political or religious functions with musical framework. Between 1709 and 1760, Christoph Graupner was hofkapellmeister in Darmstadt, until his increasing blindness in 1754, he created a prolific oeuvre which can be seen as a mirror of the social circumstances in this residence. For the landgrave's ceremonies, Graupner used to write church cantatas for the mandatory service, plus often some secular music for entertainment. The genre of the cantata – new and highly fashionable at the time – dominates Graupner's oeuvre, but there are also operas, especially in the first decade of his service. 83 panegyrical works (57 spirital and 24 secular cantatas, 2 stage works) were analysed in their composital circumstances. New insights could be gained, like datings, assignments and classifications, also some textbooks, that had been considered lost could be identified. Councillor Johann Jacob (von) Wieger turned out to be probably one of the most important authors of textbooks. rnIt has become clear that court representation suffered decline at the end of the age of enlightenment, which affected the court music in Darmstadt as well as in other residences. For Graupner, it was inevitable to submit under the hierarchical structures, but there is also evidence that he tried to create a stand-off for himself in a latent way: on the one hand by writing musical subtexts that can be regarded as critical meaning, on the other hand by turning to church music and thereby to a religious claim of christian virtues, and by accomplishing his work to "the glory of God", which meant a personal justification, superior of all worldly calamities.