Themen: Selbstständige wurden gefragt: Art und Dauer der selbstständigen Tätigkeit; Art der abhängigen Beschäftigung vor der Selbstständigkeit (Betriebsgröße bzw. Beschäftigung im öffentlichen Dienst); frühere Selbstständigkeit und Umfang der Tätigkeit; Dauer der Branchenzugehörigkeit vor der Existenz-Gründung; Unternehmensbereich; gleicher Geschäftsbereich wie beim letzten Arbeitgeber; Art der Existenzgründung (Neugründung, Übernahme eines bestehenden Unternehmens bzw. Beteiligung an einem solchen Unternehmen); Angabe von Unternehmenskennzahlen wie Umsatz, Gesellschafter und Mitarbeiter im Gründungsjahr sowie im ersten bis fünften Jahr nach Unternehmensgründung; psychologische Selbstcharakterisierung (Skala: Leistungsbereitschaft, Stimmungsschwankungen, Motivation und Zielorientierung, Kommunikation, Pflichtbewusstsein) Big Five Modell: Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit; Verhaltenstest: diverse Skalen: Leistungsmotivation, Selbstwirksamkeit, proaktive Einstellung, Prokrastination (Aufschiebeverhalten).
Demographie: Geschlecht; Alter (klassiert); höchster Schulabschluss; berufliche Stellung.
Die Expansion der Universitäten und ihr Strukturwandel während der letzten hundert Jahre sind das zentrale Thema der Untersuchung. Die Expansion der Universitäten zwischen 1870 und 1990 wird für fünf Länder analysiert: Deutschland, Italien, Frankreich, USA und Japan. Diese Länder haben während der letzten hundert Jahre den Prozess der Industrialisierung und Modernisierung angeführt und weisen ein in diesem Zeitraum stark expandierendes Hochschulsystem auf.
Zwei Hypothesen, die das Wachstum erklären, werden getestet: Die Humankapital-Theorie und die Theorie der individuellen Statuskonkurrenz.
Die Analyse konzentriert sich auf die Interaktion zwischen dem Bildungssystem und dem Wirtschaftssystem, insbesondere während einer ökonomischen Krise.
Themen:
Als Indikator für die Expansion des Bildungssystems dienen die Einschreibungsraten an den Universitäten, als Indikator für die konjunkturellen Schwankungen des ökonomischen Systems wurde Daten über das Sozialprodukt, die Arbeitslosenraten, die Expansion des öffentlichen Dienstes und das Wachstum des Kapitalstocks herangezogen. Die Schwingungen der Bildungsexpansion wurden von demographischen Effekten bereinigt, d.h. es wurde nur mit Bildungsquoten gerechnet. Die Bildungsquote wird definiert als der Anteil eines Jahrgangs, der die Hochschule besucht.
Für die europäischen Länder (Deutschland, Italien, Frankreich) wird die Theorie der individuellen Statuskonkurrenz bestätigt (antizyklische Beziehung). In den USA und Japan dominiert eine prozyklische Beziehung zwischen Bildungs- und Wirtschaftssystem (Humankapital-Theorie).
Zeitreihen im Downloadsystem HISTAT (Thema: Bildung):
- Einschreibungsquoten jeweils für Deutschland, Italien und Frankreich - Anzahl der Diplome nach 4-jähriger Regelstudienzeit in den USA - Japan: Einschreibungsquoten an den Jahrgangsgruppen 20-24 Jahre (Die Gesamtzahl der Studenten bezieht sich auf 5 Kohorten.) - Japan: Einschreibungsquoten an den Jahrgangsgruppen 20-24 Jahre (Nach dem Zweiten Weltkrieg bezog sich die Anzahl der Studenten auf 4 Kohorten.)
Unter ´Links´ in dieser Studienbeschreibung kann HISTAT aufgerufen werden.
Abstract der Referenzpublikation: Zahlreiche Studien weisen auf die Unterrepräsentanz von Ostdeutschen in Führungspositionen hin. Bislang liegen jedoch kaum Studien zur zeitlichen Entwicklung und keine Studien zu den Ursachen dieser Unterrepräsentanz vor. Der Beitrag geht daher der Frage nach, ob sich die Chancen von Ostdeutschen auf Führungspositionen über die Zeit oder Geburtskohorten hinweg denen von Westdeutschen angleichen und auf welche Ursachen sich die Ungleichheiten zurückführen lassen. Die Ergebnisse auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels mit Daten von 1990 bis 2020 zeigen eine Überrepräsentanz ostdeutscher Frauen, welche über die Zeit und die Kohorten abnehmen, während die Nachteile ostdeutscher Männer sich über die Zeit nicht verändern, aber über die Kohorten abnehmen. Kompositionelle Unterschiede im Humankapital, in der Wirtschaftsstruktur oder in der sozialen Herkunft spielen für die Nachteile ostdeutscher Männer keine Rolle. Dagegen zeigen Analysen für höhere Führungspositionen, dass vor allem in Ostdeutschland in allen Kohorten Nachteile für ostdeutsche Frauen und Männer bestehen. Insgesamt deuten die Ergebnisse auf den Elitentransfer Anfang der 1990er Jahre als Ursache der Benachteiligung ostdeutscher Männer beim Zugang zu Führungspositionen.
Data used: SOEP v37, 2020, doi:10.5684/soep.core.v37eu
Ein erheblicher Teil der an- und ungelernten Beschäftigten in Deutschland übt Fachkrafttätigkeiten aus, für die eigentlich ein formaler Berufsabschluss erforderlich ist. Der vorliegende Artikel untersucht vor diesem Hintergrund die Rolle von non-formalen betrieblichen Weiterbildungsaktivitäten für berufliche Aufstiege von An- und Ungelernten im internen Arbeitsmarkt. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Rolle regulierender Strukturen. Ausgehend von der Humankapital- und Filtertheorie sowie dem Labor-Queue-Modell werden Hypothesen zum Einfluss betrieblicher Weiterbildungsaktivitäten auf berufliche Statusveränderungen und Lohnzuwächse von vollzeitbeschäftigten An- und Ungelernten formuliert und mit Linked-Employer-Employee Daten (LIAB) für den Zeitraum von 2005 bis 2010 getestet. Unterschiede der Regulierung des internen Arbeitsmarktes werden bezüglich tariflicher Standards, einer formalisierten Personalarbeit oder Interessenvertretungsstrukturen untersucht. Darüber hinaus wird die Rolle von Betriebswechseln berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen einen positiven Zusammenhang von regelmäßigen betrieblichen Weiterbildungsinvestitionen und beruflichen Statusverbesserungen für An- und Ungelernte, die im Untersuchungszeitraum nicht den Betrieb gewechselt haben ("Stayer"). Dieser ist stärker in regulierten internen Arbeitsmärkten ausgeprägt und geht dort auch eher mit einer höheren Lohnentwicklung einher. Bei einer hohen Weiterbildungsquote von An- und Ungelernten sinken hingegen die Chancen, zur Fachkraft aufzusteigen. Damit ist der berufliche Aufstieg für An- und Ungelernte in den Betrieben erschwert, die in der Weiterbildung dieser Gruppe besonders aktiv sind. Berufliche Statusverbesserungen lassen sich unter diesen Bedingungen eher im Rahmen von Betriebswechseln ("Mover") realisieren. Insgesamt verweist die Untersuchung auf die Wichtigkeit regulierender Strukturen des internen Arbeitsmarktes für den beruflichen Aufstieg von An- und Ungelernten im Rahmen betrieblicher Weiterbildung.
Die Daten von SIMon (Deutsches System Sozialer Indikatoren (DISI) und Europäisches System Sozialer Indikatoren (EUSI)) sind in der Online-Datenbank histat (https://histat.gesis.org/histat/) unter dem Thema ´SIMon: Social Indicators Monitor´ (https://histat.gesis.org/histat/de/data/themes/36) für den freien Download zugänglich.
A) Konzeptioneller Rahmen
Die Entwicklung des konzeptionellen Rahmens für das Europäische System Sozialer Indikatoren knüpft zum einen an die theoretische Diskussion von Wohlfahrt und Lebensqualität sowie den daran orientierten Zielen der gesellschaftlichen Entwicklung an. Zum anderen wurden die Aufgaben und grundlegende Ziele der Politik der Europäischen Union inventarisiert. Auf Grundlage dieser beiden Bereiche (theoretische Diskussion um Wohlfahrt auf der einen Seite und politische Ziele der EU auf der anderen Seite) wurden sechs Perspektiven und Dimensionen gesellschaftlicher Entwicklung in Europa identifiziert, die den konzeptionellen Kern des Europäischen Systems Sozialer Indikatoren bilden und auf die Konzepte der Lebensqualität, der sozialen Kohäsion und der Nachhaltigkeit bezogen sind.
Dimensionen zur Lebensqualität: 1) Die Dimension der objektiven Lebensbedingungen bezeichnet die faktischen Lebensumstände von Individuen (Arbeitsbedingungen, Gesundheitszustand, materieller Lebensstandard). 2) Die Dimension der subjektiven Wohlfahrt beinhaltet Wahrnehmungen, Einschätzungen und Bewertungen der Lebensbedingungen durch die Bürger.
Dimensionen, abgeleitet aus dem Konzept der sozialen Kohäsion: 3) Disparitäten, Ungleichheiten und soziale Exklusion beziehen sich auf Verteilungsaspekte des Wohlstandes in der Gesellschaft (regionale Disparitäten, Chancengleichheit). 4) Soziale Beziehungen, Bindungen und Inklusion beziehen sich auf das soziale Kapital einer Gesellschaft. Die Existenz von informellen Netzwerken, Vereinigungen und Organisationen sowie das Funktionieren gesellschaftlicher Institutionen werden durch die Dimension sozialer Kohäsion erfasst.
Dimensionen zur Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit wird in diesem Rahmen primär als Erhalt oder auch Mehrung von gesellschaftlichem Kapital (physisches Kapital, Sozialkapital, Humankapital, Naturkapital) für die nachfolgenden Generationen verstanden. 5) Sicherung von Humankapital: Messdimensionen und Indikatoren dieser Zieldimension betreffen in erster Linie Aspekte von Bildung, Kompetenzen und Gesundheit der Menschen. 6) Sicherung von natürlichem Kapital: Diese Dimension bezieht sich sowohl auf den aktuellen Umweltzustand als auch auf Prozesse und Maßnahmen, die die natürlichen Lebensgrundlagen verbessern oder verschlechtern.
Neben diesen sechs Zieldimensionen zur individuellen Lebensqualität und zur Qualität von Gesellschaften umfasst das Europäische System Sozialer Indikatoren auch ausgewählte Dimensionen des sozialen Wandels: - Demografische und sozio-ökonomische Strukturen - Werte und Einstellungen Diese – insgesamt 8 – Dimensionen zur Wohlfahrt und zum gesellschaftlichen Wandel liegen quer zu den 13 berücksichtigten Lebensbereichen:
- Bevölkerung - Haushalt und Familie - Wohnen - Transport und Verkehr - Freizeit, Medien, Kultur - Soziale und politische Partizipation, Integration - Bildung, Berufsausbildung - Arbeitsmarkt, Arbeitsbedingungen - Einkommen, Lebensstandard, Konsum - Gesundheit - Umwelt - Soziale Sicherheit, Wohlfahrt - Gesellschaftliche bzw. öffentliche Sicherheit, Kriminalität - Lebenssituation insgesamt
(H.-H. Noll, Web-Seite zu EUSI)
B) Theoretischer Hintergrund
Das System Sozialer Indikatoren ist das Ergebnis einer in den 70er Jahren entfachten Diskussion zur Messung der Wohlstandsentwicklung eines Landes. Hans-Jürgen Krupp und Wolfgang Zapf haben diese Diskussion angestoßen. Sie haben gemeinsam 1972 in einem Gutachten für den Sachverständigenrat darauf hingewiesen, daß das Bruttoinlandsprodukt im Besonderen sowie die Kenngrößen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) im Allgemeinen für die Messung der gesellschaftlichen Wohlfahrt nicht ausreichen bzw. wichtige Aspekte außer Acht lassen.
(siehe: Krupp, H.-J. und Zapf, W. (1977), Die Rolle alternativer Wohlstandsindikatoren bei der Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten, Working Paper Nr. 171, Reprint des Gutachtens für den Sachverständigenrat vom September 1972: 2011)
Sie entwarfen ein mehrdimensionales Konzept der Lebensqualität, in dem neben der VGR auch die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten und die von Individuen wahrgenommenen Möglichkeiten der Bedürfnisbefriedigung in verschiedenen Lebensbereichen aufgenommen wird. Lebensqualität wird von den Autoren als "das von den Individuen wahrgenommene Ausmaß der Bedürfnisbefriedigung" (1977, Reprint: 2011, S. 4) definiert. Damit wird das rein nationalökonomische Wachstums- und Wohlstandskonzept durch Kategorien der Soziologie und Politikwissenschaft ergänzt, in denen "Lebensqualität eine positive Zielvorstellung (darstellt), an der sich die Bemühungen ausrichten sollen, Leistungen und Defizite in den einzelnen Lebensbereichen sowie für unterschiedliche soziale Gruppen zu messen und zu bewerten". (Krupp/Zapf, 1977, Reprint: 2011, S. 5)
Damit werben die Autoren für eine umfassende Sozialberichterstattung, die das Erreichen von Wohlfahrtszielen in einer Gesellschaft mißt. Die Autoren erläutern das Konzept der Sozialen Indikatoren wie folgt:
"Soziale Indikatoren sind Statistiken, die sich durch mehrere Eigenschaften von üblichen Statistiken unterscheiden. Sie sollen Leistungen messen, nicht Aufwendungen. Sie sollen sich vornehmlich auf die Wohlfahrt des Einzelnen und bestimmter sozialer Gruppen beziehen, nicht auf die Aktivitäten von Behörden; allerdings kann auf eine ganze Reihe von Aggregatgrößen nicht verzichtet werden. Sie sollen über Wandlungsprozesse informieren, d.h. in Form von Zeitreihen vorgelegt werden. Sie sollen in einem theoretischen Kontext stehen, d.h. über ihre kausale Beziehung zum 'Indikatum' soll möglichst große Klarheit herrschen. (… ) Soziale Indikatoren sind Statistiken, die häufig weit außerhalb der amtlichen Erhebungsprogramme liegen (…)." (Krupp/ Zapf, 1977, S. 14)
Das System Sozialer Indikatoren für stellt im Vergleich zu einer regierungsamtlichen Berichterstattung eine unabhängige Berichterstattung dar (vgl. Krupp/Zapf 1977, S. 7) und bezieht zusätzlich zu amtlichen Daten auch die Umfrageforschung mit ein. Das Indikatorensystem für Deutschland und anschließend für Europa wurde unter Heinz-Herbert Noll im früheren GESIS-ZUMA in Mannheim als Instrument für die gesellschaftliche Dauerbeobachtung konzipiert.
Für die Datenzusammenstellung der definierten Indikatoren werden Quellen aus der amtlichen Statistik aber auch Daten aus großen Umfrageprogrammen herangezogen. Ziel ist die Bereitstellung von kontinuierlichen Zeitreihen.
Die Daten der Datenbank SIMon (DISI = Deutsche Sozialindikatoren und EUSI = Europäische Sozialindikatoren) stehen für den freien Download zur Verfügung unter folgender Adresse: histat (https://histat.gesis.org/histat/) unter dem Thema ´SIMon: Social Indicators Monitor´(https://histat.gesis.org/histat/de/data/themes/36).
Das "Occupational Panel on Tasks and Education (OPTE)" beschreibt für die Jahre von 1973 bis 2011 Tätigkeitsprofile, Bildungsinvestitionszeiten und das Ausbildungsverhalten differenziert nach 179 harmonisierten Berufsgruppen. Es wurde für das Dissertationsprojekt "Die Anwendbarkeit des Erlernten in den wandelnden Bildungs- und Arbeitslandschaften der 1970er bis 2000er Jahre" erstellt. Die Dissertationsschrift ist unter https://kops.uni-konstanz.de/handle/123456789/49897 frei zugänglich und beschreibt (im Anhang) ausführlich die Erstellung der mit diesem Panel veröffentlichten Variablen.
Die Datenbasis für das Panel auf Berufsebene bilden die Scientific Use Files (SUF) des deutschen Mikrozensus. Diese erfassen den ausgeübten Beruf bis zum Jahr 1993 nach der Klassifikation der Berufe des Jahres 1975 (KldB75). In den nachfolgenden Erhebungsjahren erfolgt die Erfassung nach der Klassifikation der Berufe des Jahres 1992 (KldB92). Beide Berufsklassifikationen wurden nach dem Prinzip des kleinsten gemeinsamen Nenners so aggregiert, dass über den gesamten Zeitraum von 1973 bis 2011 eine homogene Messung von Berufsordnungen erfolgt. Zudem wurden die Daten auch auf die Klassifikation der Berufe des Jahres 1988 (KldB88) umgeschlüsselt, um ein Zuspielen der Berufsinformationen zu anderen Datensätzen zu ermöglichen, welche den Beruf nach der KldB75, KldB88 oder KldB92 erfassen. Das Excel-Dokument "Transition_key_occupational_groups_KldB75_88_92.xlsx" gibt die Zuordnung der Berufscodes der KldB75, KldB88 oder KldB92 zur harmonisierten KldB88h wieder.
Auf der Ebene der 179 harmonisierten Berufsordnungen werden Veränderungen im Tätigkeitsprofil, in den Bildungsinvestitionen und im Ausbildungsverhalten über die Zeit beschrieben. Diese werden aus folgenden Informationen der Mikrozensus-SUF's erhalten:
Tätigkeitsprofile: In den Jahren 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1985, 1987, 1989, 1991, 1993, 1995, 1996, 2000, 2004, 2007, 2011 wird jeweils die Frage nach der "überwiegend ausgeübten Tätigkeit" in der Haupterwerbstätigkeit gestellt. Die möglichen Antwortvorgaben unterscheiden sich in den einzelnen Erhebungsjahren. Grob gesagt kann zwischen drei Perioden (1973 bis 1980, 1982 bis 1995 und 1996 bis 2011) der Tätigkeitsmessung unterschieden werden. Die erfassten Haupttätigkeitsschwerpunkte können jedoch harmonisiert werden, so dass für jede harmonisierte Berufsgruppe über die Zeit nachvollziehbar ist, wie hoch der Anteil an Personen in einem Beruf ist, die in einem Jahr folgende elf Haupttätigkeitsschwerpunkte ausgeübt haben:
Das Vorgehen zur Harmonisierung wird in der Dissertation ab Seite 299 (Anhang A) und in doi.org/10.1007/s11135-021-01158-y beschrieben. Die Tätigkeitsprofile in den "Zwischenjahren", in welchen keine SUFs des Mikrozensus zur Verfügung stehen, wurden interpoliert. Anschließend wurden die Tätigkeitsanteile mit einem Moving-Average (t-3, t, t+3) geglättet. Die mit diesem Panel veröffentlichten Tätigkeitsanteile unterscheiden sich von der in der Dissertation verwendeten Tätigkeitsanteilen, indem auch Nichtdeutsche und Erwerbstätige mit weniger als zehn Wochenstunden Arbeit berücksichtigt werden. Zudem werden die Tätigkeitsanteile nach den Arbeitsstunden der Erwerbstätigen gewichtet und anonymisiert.
Anonymisierung der Tätigkeitsprofile: Die Fallzahl "N" gibt die hochgerechneten, interpolierten und mit Moving-Average (t-3, t, t+3) geglättete Anzahl an Erwerbstätigen in der Berufsordnung wieder. Wird eine Aggregation der Berufsordnungen angestrebt, kann "N" genutzt werden, um z.B. gewichtete Durchschnitte zu berechnen. Multipliziert man "N" mit den jeweiligen Tätigkeitsanteilen "taskshare_..." erhält man eine "fiktive" Zahl an Erwerbstätigen, die diese Haupttätigkeit im Beruf ausüben. Die Zahl ist fiktiv, weil es sich aufgrund der Harmonisierung um geschätzte Tätigkeitsanteile handelt, die zudem mit der jeweiligen Stundenanzahl der Erwerbstätigen gewichtet sind. Einzelfälle können deshalb sowieso nicht zweifelsfrei identifiziert werden. Um eine mögliche Deanonymisierung faktisch weiter zu erschweren, wurden des Weiteren sichergestellt, dass hinter jeder genannten Tätigkeit mindestens drei "fiktive Personen" stehen. Haupttätigkeiten in einem Beruf wurden deshalb mit ein oder zwei weiteren Haupttätigkeiten zusammengefasst, bis in Summe über drei "fiktive Personen" diese Haupttätigkeiten ausübten. Die ursprüngliche "fiktive Personenanzahl" in diesen Haupttätigkeiten wurden anschließend mit der durchschnittlichen Anzahl der "fiktiven Personen" aus diesen Haupttätigkeiten ersetzt. War eine Zusammenfassung im Querschnitt nicht sinnvoll, weil sich der nächstgrößte Tätigkeitsanteil stärker vom kleinsten Tätigkeitsanteil unterschied (weil dieser mehr als 10 "fiktive Personen" enthielt) wurde eine Aggregation über die Erhebungsjahre gewählt. In diesem Fall wurden die Erhebungsjahre solange zusammengefasst, bis in jeder Tätigkeit des Berufs mindestens drei "fiktive Personen" enthalten waren. Die Tätigkeitsanteile des Berufs wurden anschließend mit den durchschnittlichen Tätigkeitsanteilen der zusammengefassten Erhebungsjahre ersetzt. Zuletzt wurden alle Tätigkeitsanteile gerundet. Aufgrund dieser Rundung ergibt die Summe aller Tätigkeitsanteilen einer Berufsgruppe nicht immer den Wert 1. Ist dies für die weiteren Analysen notwendig, sollten die Tätigkeitsanteile so skaliert werden, dass sie in Summe 1 ergeben.
Die Variable "N_soc" gibt die Anzahl der hochgerechneten, interpolierten und mit einem Moving-Average (t-3, t, t+3) geglätteten abhängig Beschäftigten "Angestellte, Arbeiter, Heimarbeiter" (ohne Auszubildende) aus dem Mikrozensus wieder. Die Variable "taskshare_socsec_..." gibt die dazugehörigen Tätigkeitsanteile der abhängig Beschäftigten wieder. Die Anonymisierung erfolgte in derselben Weise wie bei den Tätigkeitsanteilen "taskshare_..." mit allen Erwerbstätigen. Um Einzelfallidentifikationen durch die Subtraktion von "N_socsec" von "N" zu vermeiden, wurden die Tätigkeitsanteile "taskshare_socsec_..." mit den Tätigkeitsanteilen "taskshare_..." aller Erwerbstätigen ersetzt, sofern N-N_socsecEnglish version ================================================================================
The "Occupational Panel on Tasks and Education (OPTE)" describes task profiles, education investment periods and training behavior differentiated by 179 harmonized occupational groups for the years from 1973 to 2011. It was prepared for the dissertation project "The Applicability of the Learned in the Changing Educational and Labor Landscapes of the 1970s to 2000s." The dissertation paper (in German) is freely available at https://kops.uni-konstanz.de/handle/123456789/49897 and describes in detail (in the appendix) the creation of the variables published with this panel. The creation of the task variables is also decribed in English in doi.org/10.1007/s11135-021-01158-y
The data basis for the occupation-level panel are the Scientific Use Files (SUF) of the German Microcensus. These record the occupation up to 1993 according to the 1975 classification of occupations (KldB75). In subsequent survey years, the occupation is recorded according to the 1992 classification of occupations (KldB92). Both occupational classifications were aggregated according to the principle of the lowest common denominator in such a way that there is a homogeneous measurement of occupational classifications over the entire period from 1973 to 2011. In addition, the data were also recoded to the 1988 Classification of Occupations (KldB88) to allow matching of occupational information to other datasets that record the occupation according to KldB75, KldB88, or KldB92. The Excel document "Transition_key_occupational_groups_KldB75_88_92.xlsx" shows the mapping of the occupation codes of KldB75, KldB88 or KldB92 to the harmonized KldB88h.
At the level of the 179 harmonized occupational codes, changes in task profile, educational investments and educational behavior over time are described. These are obtained from the following information from the Microcensus SUF's:
Task profiles: In each of the years 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1985, 1987, 1989, 1991, 1993, 1995, 1996, 2000, 2004, 2007, 2011, the question about the "predominantly performed activity" in the main job is asked. The possible answer specifications differ in the individual survey years. Roughly speaking, a distinction can be made between three periods (1973 to 1980, 1982 to 1995, and 1996 to 2011) of task measurement. However, the main task recorded can be harmonized so that for each harmonized occupational group it is possible to track over time the proportion of people in an occupation who performed the following eleven main activity foci in a given year:
• taskshare 11: "nursing/treating medically or cosmetically."
The procedure for harmonization is described in doi.org/10.1007/s11135-021-01158-y .
Anonymization of task profiles: The case number "N" reflects the extrapolated, interpolated and moving-average (t-3, t, t+3) smoothed number of employed persons in the occupational group. If aggregation of occupational groups is desired, "N" can be used to calculate weighted averages, for example. Multiplying "N" by the respective activity shares "taskshare_..." yields a "fictitious" number of employed persons performing this main activity in the occupation. The number is fictitious because, due to harmonization, it is an estimated activity share, which is also weighted with the respective number of hours of the employed persons. Individual cases can therefore not be identified beyond doubt anyway. Furthermore, in order to make deanonymization even more difficult, it was ensured that at least three "fictitious" persons are behind each activity mentioned. Main activities in an occupation were therefore combined with one or two other main activities until a total of more than three "fictitious persons" performed these main activities. The original "notional number of persons" in these main activities were then replaced with the average number of "notional persons" from these main activities. If a cross-sectional aggregation did not make sense because the next largest activity share was more different from the smallest activity share (because the latter contained more than 10 "fictitious persons"), an aggregation over the survey years was chosen. In this case, survey years were aggregated until each activity in the occupation contained at least three "notional persons". The occupation's activity shares were then replaced with the average activity shares of the aggregated survey years. Finally, all task shares were rounded. Due to this rounding, the sum of all task shares of an occupational group does not always add up to 1. If this is necessary for further analyses, the activity shares should be scaled so that they add up to 1.
The variable "N_soc" reflects the number of extrapolated, interpolated and moving-average (t-3, t, t+3) smoothed dependent employees "white-collar workers, blue-collar workers, homeworkers" (without apprentices) from the microcensus. The variable "taskshare_socsec_..." reflects the corresponding activity shares of the dependent employees. Anonymization was carried out in the same way as for the activity shares "taskshare_..." with all employed persons. To avoid individual case identifications by subtracting "N_socsec" from "N", the activity shares "taskshare_socsec_..." were replaced with the activity shares "taskshare_..." of all employed persons, if N-N_socsec<5000. The corresponding cases are labeled with the variable "anonymous_socsec".
Educational investment: For the variable "educ_invest", the education time in months formally required to obtain the general education and last/highest vocational qualification was calculated from the Microcensus SUF's of 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1985, 1987, 1989, 1991, 1993 and 1995 to 2011 for all employed persons. For example, a secondary general school certificate was measured as 108 months (9 years) and a "completion of apprenticeship training or equivalent vocational school qualification" as 36 months (3 years). A detailed list and justification of the education periods assigned to each by degree can be found in the dissertation beginning on page 308 (Appendix B). The "average formal education time" of an occupation was calculated using the average education time of all employed persons in the harmonized occupational group. The "intermediate years" in which no SUF was available were interpolated. Subsequently, the values were smoothed with a moving average (t-3, t, t+3).
Training behavior (supply-demand relation): The Federal Institute for Vocational Education and Training (BIBB) converted the major field of the highest vocational qualification in combination with the training institution into a learned occupation according to KldB92. The heuristic procedure for this is described in Maier and Helmrich (2012). To calculate the supply-demand relation ("sdr"), the microcensuses (on-site) from 2005 to 2012 are pooled and a relative distribution of vocational degrees according to the harmonized occupational classification KldB88h is calculated for all degree years from 1973 to 2012. This distribution is contrasted with the relative distribution of employment shares according to KldB88h for the respective years. The procedure is described in the dissertation on page 86 and 145-147 and plausibilized starting on page 328 (Appendix D). The variable "ln_sdr" corresponds to ln(sdr).
Diese Studie untersucht drei Dimensionen der Lohnungleichheit in Deutschland in vier Jahrhunderten (1485 - 1889), nämlich die sektoralen Lohnvariationen, die Fähigkeitsprämie (skill premium) als Indikator für den Einfluss des Humankapitals auf das Lohneinkommen, und die Geschlechterdifferenz. Sie beginnt mit einem Überblick der nominalen und realen Löhne der Arbeiter in den Städten vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Dabei werden die Löhne folgender Gruppen untersucht: (1) für das städtische Baugewerbe werden die Löhne von gelernten Handwerkern den Löhnen von ungelernten Arbeitern gegenübergestellt (skill premium); (2) werden die Löhne in der Landwirtschaft mit den Löhnen im industriellen Sektor verglichen; (3) wird die Lohnentwicklung der weiblichen Arbeitskräfte in der Landwirtschaft in Bezug zu den Löhnen männlicher Landarbeiter analysiert. Hierfür wird auf zwei kürzlich vom Autor zusammengestellten Datensätze zu Löhnen zurückgegriffen, die ergänzt werden mit zusätzlichen Informationen, insbesondere über die Löhne in der Landwirtschaft (siehe hierzu Pfister 2019, 217-222). Der hier bereit gestellte Datensatz umfasst eine Reihe zur Fähigkeitsprämie (skill premium) im städtischen Baugewerbe, eine Reihe zum Tagelohn männlicher Landarbeiter auf dem Gut Nordkirchen bzw. Westfalen, sowie synthetische Reihen zum Nominallohn im städtischen Bauhandwerk und zum Konsumgüterpreisindex über den langen Zeitraum 1500–1913.
1. Die Fähigkeitsprämie (skill premium; Tabelle A-01) Die Fähigkeitsprämie (skill premium) wird hier gemessen als das Lohndifferenzial, um welches der Tagelohn gelernter Bauhandwerker denjenigen ungelernter Arbeiter übertrifft (z. B. 0,51 meint, dass der Tagelohn gelernter Handwerker 51% über demjenigen von ungelernten Arbeitern liegt). Für ihre Bestimmung stehen Angaben aus 18 Städten zur Verfügung. Die von Pfister (2017; GESIS ZA8636) erstellte Datenbasis von Preisen und Löhnen bis 1850 stellt die Hauptquelle für die Tagelöhne sowohl der gelernten Bauhandwerker als auch der ungelernten Arbeiter dar. Für die Zeit von 1840 bis 1880 wird ergänzend auf die in Pfister (2018; GESIS ZA8710) zusammengestellten Lohndaten zum städtischen Bauhandwerk zurückgegriffen. Anhang 1 dokumentiert auf der Ebene einzelner Städte die Quellen und die Jahre, für die Lohnangaben verfügbar sind. Es ist zu betonen, dass der Datensatz von einer hohen Heterogenität hinsichtlich der erfassten Handwerksberufe, der Länge der Datenreihen und der Datendichte gekennzeichnet ist. Für die Konstruktion einer Zeitreihe der Fähigkeitsprämie auf der Ebene von Gesamtdeutschland werden aufgrund der geringen Datendichte – es gibt im Durchschnitt nur etwa drei Beobachtungen pro Jahr – die Daten über zentrierte Fünfjahreszeiträume (1483-1487, 1488-1482, .... 1883-1887) gemittelt. Die Qualifikations- oder Fähigkeitsprämie (skill premium) wird dann zunächst individuell für jede Stadt und jeden Fünfjahreszeitraum berechnet, für den Daten sowohl für gelernte als auch ungelernte Bauarbeiter vorliegen; insgesamt kommen so 393 Datenpunkte zustande. In einem zweiten Schritt wird mittels feasible GLS eine unbalancierte Panelregression mit fixed effects für die Städte und die Fünfjahresperioden geschätzt, wobei die Fehlervarianzen nach den Zeitperioden partitioniert werden (für Details s. Pfister 2019, 218). Auf der Basis der Regressionskoeffizienten für die Fünfjahresperioden lässt sich eine Zeitreihe berechnen; sie wurde mit der mittleren Fähigkeitsprämie in der Periode 1773-1778 skaliert. Dies erfolgte deshalb, weil in dieser Periode die Datendichte am höchsten ist, denn es liegen Angaben für zehn Städte vor. Das Ergebnis wird in Pfister (2019, 228, Abbildung 4) gezeigt und hier in Tabelle A-01 zugänglich gemacht.
2. Löhne von Landarbeitern (Tabelle A-02) Lohnangaben in der Landwirtschaft sind üblicherweise als Tagelöhne notiert. Sie unterscheiden sich nach Art der Tätigkeit und danach, ob der Landarbeiter Kost und Unterkunft erhält oder nicht. In der Studie werden nur solche Löhne ohne Bereitstellung von Kost und Unterkunft berücksichtigt. Die Geldbeträge sind auf Mark pro Tag vereinheitlicht.
Die Studie nutzt die Rechnungsbücher eines großen Adelsbesitzes, die Ergebnisse von Erhebungen, die im Zusammenhang mit der Landreform und der Erstellung von Grundsteuerkatastern erfolgten, sozialstatistische Erhebungen sowie eine Reanalyse der Datenbasis von Neumann (1911) um für Westfalen eine Reihe von Landarbeiterlöhnen für den Zeitraum ca. 1730-1892 zu konstruieren. Die einzelnen Datenpunkte sind wie folgt definiert: 1730-1810: Mittlerer Tagelohn auf dem Adelsgut Nordkirchen, zentrierte Zehnjahresperioden. Quelle: ursprüngliche Quelle sind die Rechnungsbücher; Erfassung von Lohndaten und Konstruktion eines Lohnindexes in Bracht / Pfister (2019, Anhang A3). 1818: Tagelohn von Männern in Westfalen; Mittelwert für die drei Regierungsbezirke für sogenannte häusliche Arbeit. Die Werte für die Regierungsbezirke sind Mittelwerte von Angaben auf Kreisebene. Quelle: Kuczynski (1961, Bd. 1, S. 361 f., 371); ursprüngliche Quelle ist eine Erhebung der preußischen Behörden. 1825-1845: Tagelohn von Männern in Westfalen, zentrierte Fünfjahresperioden. Werte für das gesamte Königreich Preußen wurden anhand des Wertes für Westfalen in den Jahren 1848/50 (s. unten) auf das Niveau von Westfalen skaliert. Quelle: Reanalyse der Datenbasis von Neumann (2011); s. Anhang 2. 1848/50: Tagelohn von Männern in Westfalen, Mittelwert der Löhne für Erntearbeiten und für sonstige Arbeiten, Mittelwert der Angaben für die drei Regierungsbezirke. Quelle: Meitzen (1866, 91). 1861/65: Tagelohn von Männern in Westfalen, Gesamtdurchschnitt über Minimal- und Maximallöhne für Erntearbeiten, andere Arbeiten im Sommer und Winterarbeiten sowie über die drei Regierungsbezirke hinweg. Quelle: Meitzen (1866, 92-114). 1868: Tagelohn von Männern in Westfalen. Quelle: Hamann (1945, 200). 1873: Tagelohn von Männern in Westfalen; Arbeitsverhältnisse, bei denen am Arbeitsplatz keine Verköstigung erfolgt (oder: Einbezug der Verköstigung in den Lohnsatz). Gesamtdurchschnitt über Sommer- und Winterlöhne, dauerhaft und temporär beschäftigte Arbeiter und über die drei Regierungsbezirke hinweg. Quelle: von der Goltz (1875: 48-53). 1885: Tagelohn von Männern in Westfalen, Mittelwert von 81 Landkreisen. Quelle: Schmitz (1886, 26-29). Mindestens für Westfalen scheinen die Werte zu tief; für eine Kritik dieser Quelle s. Kattwinkel (1912, 2-5). 1892: Tagelohn von Männern in Westfalen; Arbeitsverhältnisse, bei denen am Arbeitsplatz keine Verköstigung erfolgt (oder: Einbezug der Verköstigung in den Lohnsatz). Gesamtdurchschnitt über Sommer- und Winterlöhne, dauerhaft und temporär beschäftigte Arbeiter und über die drei Regierungsbezirke hinweg. Quelle: Kärger et al. (1892, Bd. 1: 225-34). Für weitere Informationen über Landarbeiterlöhne, insbesondere auch zum Zusammenführen der genannten Quellen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, s. Pfister (2019, 219-222).
3. Nominallohnindex und Konsumgüterpreisindex, 1500–1913 (Tabelle A-03) Die Tabelle enthält die Reihen, die Abbildung 1 in Pfister (2019, 213) zugrundliegen. Sie wurden folgendermaßen konstruiert: Der Nominallohnindex kombiniert folgende drei Reihen, die 1850 bzw. 1888 verkettet wurden: 1500-1850 Tagelohn ungelernter Arbeiter in 18 Städten aus Pfister (2017, Anhang S3, GESIS ZA8636, Tabelle A-03-02) 1850-1888 Jahreslöhne in Industrie und Handwerk aus Pfister (2018, Anhang A3, GESIS ZA8710) 1888-1913 Jahreslöhne in Industrie und Handwerk aus Hoffmann (1965, Tabelle II/104, S. 468-471)
Der Konsumgüterpreisindex kombiniert folgende drei Reihen, die 1850 bzw. 1888 verkettet wurden: 1500-1850 Jährliche Kosten eines Konsumgüterkorbs in Gramm Silber aus Pfister (2017, Anhang S3, GESIS ZA8636, Tabelle A-03-02) 1850-1888 Konsumgüterpreisindex aus Pfister (2018, Anhang A3, GESIS ZA8710) 1888-1913 Konsumgüterpreisindex aus Orsagh (1969, 481)
Tabelle A-03 enthält auch einen Reallohnindex, der einfach den Quotienten von Nominallohnindex und Konsumgüterpreisindex darstellt.
Folgende Datenreihen sind in der vorliegenden Studie enthalten:
A.01 skill premium (Fähigkeitsprämie) im städtischen Baugewerbe, 1485-1885. A.02 Tagelohn für Arbeiter in der Landwirtschaft in Nordkirchen bzw. Westfalen, 1730-1892. A.03 Nominallohn, Verbraucherpreis-Index und Reallohn (Indizes 1913=100, aggregierte Indizes), 1500-1913.
Hinweis: Studien, die mit dieser Studie in engem Zusammenhang stehen, sind:
ZA8636: Pfister, U., Nominallöhne und Konsumgüterpreise in 18 deutschen Städten, 1500-1850. ZA8710: Pfister, U., Löhne und Konsumgüterpreise in Deutschland, 1850 bis 1889.
Gegenstand der Studie Es wird der Prozeß der regionalen Industrialisierung am Beispiel des Hagener Raumes unter Verwendung des theoretischen Modells des industriellen Distrikts analysiert. Es wurde bewußt ein kleiner Untersuchungsraum gewählt, um den Vorgang der Industrialisierung aller dafür wichtigen Branchen zu erfassen.
Die Forschung zur Industrialisierung Nordwest-Deutschlands konzentriert sich auf das Ruhrgebiet, welches sich innerhalb eines knappen Jahrhunderts von einer ländlichen Region zu einem bedeutenden Industriestandort entwickelte. Die Regionen südlich des Ruhrgebietes werden oft nur am Rande betrachtet. Die Regionen um Hagen, der Grafschaft Mark und des Bergischen Landes durchliefen eine langsame Entwicklung von einer durch Klein- und Mittelbetriebe geprägten, gewerblich aktiven und für den Fernhandel bedeutsamen Region zu einer Industrieregion. Obwohl diese Regionen als Keimzelle der Industrialisierung im nordwestdeutschen Raum anzusehen sind, erfuhren sie eine im Laufe der Zeit abnehmende Bedeutung für die Gesamtwirtschaft und sind somit im Vergleich zum Ruhrgebiet in Vergessenheit geraten. Somit bekommt die Industriegesellschaft in der Darstellung vieler Historiker ein Bild, das von Großbetrieben und Massenproduktion geprägt ist. Ausgelöst durch den strukturellen Wandel in der Wirtschaft erfahren seit einigen Jahrzenten gerade die durch die Montanindustrie geprägten Regionen einen Bedeutungsverlust. Industrieregionen, die anders strukturiert sind als das Ruhrgebiet und die nicht derart radikale Brüche erleiden mussten, scheinen sich nach anderen Mustern zu entwickeln. Gerade Regionen, die alte Wurzeln und eine kleinbetrieblich strukturierte, relativ flexible Produktionsorganisation besitzen, verfügen über ungleich mehr Potential für die Zukunft als das Ruhrgebiet. Die vorliegende Studie soll zum Verständnis des Vorgangs der Industrialisierung beitragen. Der spezielle Weg einer kleinen Region soll anhand detaillierter Beschreibungen der einzelnen Branchen unter Verwendung von Quellenmaterialien nachgezeichnet werden. Eine Vergleichbare Studie zur regionalen Industrialisierung ist die Dissertation von R. Banken über die Industrialisierung der Saarregion (im GESIS-Datenarchiv unter der Studiennummer ZA8148 archiviert und über das Portal histat der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht). Neben der Beschreibung der wirtschaftlichen Veränderungen soll die spezifische Entwicklung des Hagener Raumes systematisiert werden. Hierbei bezieht der Autor das Konzept des 'industriellen Distrikts' ein, das speziell weiche Faktoren hervorhebt. Dieser von A. Marshall 1920 erstmals verwendete Begriff (in: The Principles of Economics, 1922) wurde im Rahmen der folgenden Wirtschaftsforschung zu einem Konzept der flexiblen Spezialisierung regionaler Ökonomien vor allem von Piore und Sabel (1985 in: Das Ende der Massenproduktion. Studie über die Requalifizierung der Arbeit und die Rückkehr der Ökonomie in die Gesellschaft.) weiterentwickelt. Der ökonomische Erfolg in der Bewältigung des strukturellen Wandels ist laut dieser Theorie aufgrund der im historischen, sozialen und regionalpolitischen Prozess ausgebildeten räumlichen Verhältnisse von Städten und Regionen selbst beeinflußbar. Hierbei sind vor allem kleinere und mittlere, spezialisierte und untereinander gut vernetzte Unternehmen einer Region die treibende Kraft für den wirtschaftlichen Erfolg. Der Autor Andreas Berger versucht, "dieses Konzept für wirtschaftsgeschichtliche Arbeiten zum 19. Jahrhundert zu nutzen und auf eine Basis zur Vergleichbarkeit eines speziellen Typs von Regionen zu verweisen. So kann diese Studie zur regionalen Industrialisierung in größere … Zusammenhänge eingebunden werden" (S. 22). Charakteristisch für die in der Untersuchung einbezogenen Regionen ist ein langer, kontinuierlicher Prozess der Industrialisierung. Plötzlichen wirtschaftlichen Umwälzungen und Brüche haben weniger stattgefunden. Da sich die Entwicklung des Untersuchungsraumes Hagen und Bergisches Land von der Entwicklung der benachbarten Regionen des Ruhrgebietes und des Sauerlandes deutlich unterscheidet, stellt sich der Autor die Frage, ob das theoretische Modell von Pionier-Staaten und Nachfolger-Staate im Prozess der Industrialisierung überhaupt zutreffend ist.
Das Unternehmen wird als die primär zu untersuchende Einheit angesehen. Neben privat produzierenden Einzelwirtschaften stehen auch die öffentlichen produzierenden Einzelwirtschaften sowie die öffentlichen und privaten Haushalte als konsumierende Einheiten im Fokus des Interesses. Bis in das 20. Jh. lassen sich Haushalt und Unternehmen bei kleinen und mittleren Unternehmen kaum eindeutig trennen, da sie oft unter einem Dach verbunden waren. Der Autor bezieht sich im Verlauf seiner Arbeit auf die neue Institutionenökonomik, indem er an einigen Stellen Transaktionskosten zur Erklärung bestimmter Verhaltensweisen und bestimmter Organisationsformen heranzieht. Gerade die mikroanalytische Ausrichtung der Transaktionskostenökonomik sowie die Sichtweise des Unternehmens als Beherrschungssystem kommen der Untersuchung einzelner Unternehmen und einer Region sehr entgegen. (S. 68 f) Darüber hinaus müssen auch andere Faktoren wie die technischen Veränderungen, für die erste Hälfte des 19. Jh. die Transportkosten und die verwendete Produktionstechnik einbezogen werden.
Zeit und Ort der Untersuchung: Eindeutige zeitliche Abgrenzungskriterien können für den Untersuchungsraum ebenso wenig genannt werden wie für Deutschland insgesamt. Für den Untersuchungsraum stellt Berger fest: "So zeigte sich in der Textil- und Papierherstellung schon ab den 1830er Jahren ein beginnender Ausbau zur Industrie, in der Stahlproduktion und der Eisen- und Stahlwarenherstellung teilweise aber erst im Lauf der 1850er Jahre. Das Ende der Aufbruchphase begann mit der Gründerkrise. Darüber besteht in der Forschung breiter Konsens. Die Phase ab der Gründerkrise bis zum Ersten Weltkrieg wird allgemein als Hochindustrialisierung bezeichnet, in der weiterhin ein dynamisches Wachstum, das allerdings in der Zeit bis 1895 deutlich schwächer als in der vorherigen und der nachfolgenden Phase verlief, stattfand" (S. 26 f) Berger setzt den Beginn der Untersuchungsperiode mit dem Jahr 1815 fest, da sich ab diesem Zeitpunkt in der staatlichen und kommunalen Verwaltung eine Kontinuität durchgesetzt hat, die sich auf die Qualität der Quellen niederschlägt. Der 1. Weltkrieg wird als End-Zeitpunkt des Untersuchungszeitraumes gesetzt, da sich die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Entwicklung – unter anderem auch durch die Umstellung auf die Kriegswirtschaft – radikal verändert haben.
Seit den 1960er Jahren finden regionale Aspekte in der deutschen Wirtschaftsgeschichte vermehrt Beachtung. Die Region bildet die wesentliche operative territoriale Einheit für die Industrialisierung und weniger der Nationalstaat. Damit ist die genauere Analyse von Regionen als Träger der Industrialisierung von Bedeutung, wobei eine genauere Definition des Begriffs Region erforderlich wird. Die Bandbreite der Abgrenzungsversuche in der Forschung kann durch zwei Standpunkte gut abgegrenzt werden: Auf der einen Seite ist der Ansatz von Kiesewetter zu nennen, der mit seiner Größendefinition in Quadratkilometern und der Forderung, daß das Gebiet sich wirtschaftlich selbst versorgen können muß, deutsche Provinzen und deutsche Einzelstaaten (z.B. das heutige Nordrhein-Westfalen) als Region betrachtet. Auf der anderen Seite ist die Forderung von Banken oder Fremdling et al. zu nennen, als Region ein möglichst kleines Gebiet zu wählen, welches unter wirtschaftlichen oder sozialen Kriterien möglichst homogen sein sollte, und in seiner Beziehung zu anderen Gebieten untersucht werden muß, da es in seiner Entwicklung nicht unabhängig von seiner Umgebung ist. (S. 31 f.) Darüber hinaus ist die interne Faktorausstattung ein kennzeichnendes Merkmal, die zwischen den Regionen extrem unterschiedlich sein kann (z.B. ob Bodenschätze wie Kohle und Erze vorliegen). Je mobiler aber die Faktoren werden (z.B. durch Transportkostenreduktion oder Migration), umso entscheidender werden Erklärungsmodelle, die von einer Interaktion zwischen Regionen ausgehen. Dabei wird die Bedeutung desjenigen Teils der regionalen Wirtschaft hervorgehoben, der nicht für den lokalen Markt produziert. "Seit den 70er Jahren wurden zunehmend außerökonomische oder schlecht messbare Faktoren wie die Existenz von Netzwerken, die sich nicht nur auf die dadurch mögliche Senkung von Kosten, sondern auch auf Traditionen oder gemeinsame Werte und Ideologien gründen, als (sogenannte weiche) Faktoren für ein regionales Wachstum betrachtet. (S. 34)
Berger wählt einen Untersuchungsraum, der ungefähr identisch ist mit der Stadt Hagen in den Grenzen von 1929. Es handelt sich hierbei mit seiner Größe von 150 Quadratkilometern um ein kleinräumiges Gebiet, welches an der unteren Grenze dessen liegt, was noch als Region bezeichnet werden kann. Die Wahl eines so kleinen Untersuchungsgebietes war für den Autor aus zwei Gründen notwendig: Zum einen liegt gerade im bergisch-märkischen Raum eine sehr kleinräumig gegliederte Wirtschaftsstruktur vor, so dass die Wahl eines kleinen Untersuchungsraums geboten scheint, um nicht zu viele unterschiedliche Entwicklungen einschließen zu müssen. Zum anderen ist es nur in einem so kleinen Maßstab möglich, die einzelnen Prozesse, die zusammen die Industrialisierung ausmachen und sowohl parallel wie auch zeitlich und räumlich versetzt verliefen, hinreichend genau zu erfassen als "operative territoriale Einheit" im Industrialisierungsprozess.
Quellenproblematik: Das Konzept der Arbeit besteht darin, aus den jeweiligen Geschichten der einzelnen Unternehmen eine Geschichte der verschiedenen Branchen zu entwickeln und letztlich die Wirtschaftsgeschichte des Untersuchungsraums zu erklären. Dabei müssen zusätzlich andere Bereiche wie die Infrastruktur, die Konjunktur oder die politische Geschichte betrachtet werden. Darüber hinaus besitzen die einzelnen Unternehmensgeschichten eine Doppelfunktion: Das Wachstum einer Branche kann als addiertes Wachstum der einzelnen Unternehmen aufgefasst werden. Zum anderen können besonders gut dokumentierte Unternehmensgeschichten als Beispiele für die Entwicklung einer Branche betrachtet werden. Darüber hinaus ermöglicht der Blick auf eine größere Anzahl von Unternehmensgeschichten das Erkennen von Mustern in der Entwicklung. Der Autor greift in seiner Studie zunächst auf zusammenfassende Darstellungen der Firmen- und Wirtschaftsgeschichte zurück, so wie sie durch die Veröffentlichungen von Ernst Voye vorliegen. Problematisch ist die Tatsache, dass durch den 2. Weltkrieg das Kammerarchiv der IHK in Hagen zerstört wurde und somit wichtige Quellen vernichtet wurden. Neben den Monographien, die von der IHK in Hagen herausgegeben wurden, bildet auch die Monatsschrift der SIHK 'Südwestfälische Wirtschaft' eine Quelle für unternehmensgeschichtliches Material. In beschränktem Umfang und nach Überprüfung der Fakten werden auch Firmenfestschriften berücksichtigt. Das von der Handelskammer und den Unternehmen veröffentliche Material wurde durch andere Quellen überprüft und ergänzt. Lokal- und regionalgeschichtliche Veröffentlichungen sowie überregionale wissenschaftliche Literatur bieten hierbei eine weitere Informationsquelle. Weiterhin wurden Archivalien und auch zeitgenössische Zeitungen ausgewertet. Die Archivalien lassen sich grob in drei Gruppen einteilen: Unternehmensarchive; staatliches und kommunales Schriftgut; Akten der Handelskammer Hagen. Auch der Schriftverkehr der Unternehmen mit anderen Firmen bietet Informationen zu Bestellungen, Lieferungen und Beziehungen der Unternehmen untereinander, wobei aufgrund der großen Materialfülle nur eine Stichprobe der Briefe ausgewertet werden konnte. Die Briefe der Märkischen Maschinenbau-Anstalt führten zu Erkenntnissen über die Ausstattungen der Firmen im Untersuchungsraum. Aufträge, Bestellungen und Rechnungen geben gerade für die frühe Zeit Aufschluss über die Ausstattung der Unternehmen und die speziellen Umstände der Anschaffung. Amtliche Statistiken sind meist erst ab Ämterebene greifbar, so dass die aggregierten Daten nicht oder nur in speziellen Fällen auf die einzelnen Unternehmen bezogen werden können. Wichtige Zahlen über die Produktion der einzelnen Unternehmen sind ab dem 1870er Jahren durch das Oberbergamt Dortmund für die Eisen und Stahl erzeugenden Unternehmen erhoben worden. Die Auswertung der Akten der Handelskammer Hagen war aufgrund der Zerstörung im 2. WK unbefriedigend. Weiterhin wurde auch auf allgemeine statistische Quellen der Ämter zurückgreifen, die den gesamten Zeitraum in wechselnder Dichte abdecken. Neben dem Oberbergamt in Dortmund und den Statistiken auf Ämterebene sind hier auch die Gewerbezählungen zu nennen. Teilweise konnten deren Vorarbeiten auf lokaler Ebene als gedruckte Tabellen beschafft werden.
Schlussfolgerung des Primärforschers und Autors: "Der Untersuchungsraum Hagen kann schon 1815 als eine gewerblich verdichtete Region gelten. Dabei ist es nicht unangebracht, von einer protoindustriellen Region zu sprechen, weil es sich bei dem vorherrschenden Gewerbe um hoch spezialisierte Stahlerzeugung, Eisen- und Stahlwarenindustrie und Textilindustrie, die schon zentralisierte Produktionsstätten ausgebildet hatte, handelte. Diese Fertigungszweige wurden nicht im Nebengewerbe betrieben und weisen nicht die für Protoindustrien typischen Merkmale … auf. … (Es) gab in der Textilindustrie … ein Verlagssystem. Als Verleger fungierten die beiden großen Hagener Textilunternehmen, die jeweils eine zentralisierte Produktionsstätte in der Stadt Hagen unterhielten und einige Produktionsstufen … auslagerten (= Heimarbeit). … Die Produkte wurden über zwei unterschiedliche Systeme (auf dem Markt) abgesetzt. Auf der einen Seite vertrieben Wanderhändler … einen Teil der Waren. … Auf der anderen Seite wurden die Waren über Kommissionshäuser im Untersuchungsraum und der näheren Region vertrieben. … Diese waren schon im 18. Jahrhundert in der Lage, die in der Grafschaft Mark hergestellten Waren über verschiedene Absatzwege und Zwischenhändler weltweit zu vertreiben. … Daneben wurden Lieferverbindungen in der Region immer wichtiger, indem Halbfertigwaren und ab den 1860er Jahren zunehmend auch Spezialmaschinen für die Bedürfnisse der Fertigwarenindustrie des Untersuchungsraums hergestellt wurden. … Die Darstellung der einzelnen Brachen … ermöglicht … einen leichten Zugriff auf die Wirtschaftsentwicklung des Untersuchungsraums in der Industrialisierung … . Fünf Branchen … waren besonders wichtig für die Industrialisierung: die Textilindustrie, die Papierherstellung, die Stahlerzeugung, die Eisen- und Stahlverarbeitung in den unterschiedlichen Ausprägungen und die Elektroindustrie. … Gerade die Hagener Textilindustrie muss als eines der Unternehmen gesehen werden, das für die Industrialisierung der Stadt Hagen bis zum Ersten Weltkrieg extrem wichtige Impulse lieferte. Nicht nur die schon in den 1840er Jahren hohe Zahl der Beschäftigten, sondern besonders die Nachfrageimpulse nach Investitionsgütern waren von enormer Bedeutung für die nähere Region. Ebenso wichtige Impulse gingen von den Vorsterschen Papiermühlen … aus, die etwa gleichzeitig mit der Textilindustrie mechanisiert wurden. Außerhalb der Stadt Hagen waren jedoch die Stahlerzeugung und –verarbeitung wesentlich wichtiger für die Wirtschaftsentwicklung. Diese Gruppen von Branchen bildeten das Produktionscluster, dem in der Industrialisierung der Region … die größte Bedeutung zukam. … Die sogenannte zweite industrielle Revolution wurde in Hagen nicht von der chemischen Industrie, sondern von der Elektroindustrie getragen. … Die Industrialisierung Hagens nahm einen völlig anderen Weg als die des benachbarten Ruhrgebiets … . Aus einer langen gewerblichen Tradition wuchs eine klein- und mittelbetrieblich strukturierte Industrielandschaft heran, in die einige größere Unternehmen eingebunden waren. Prägend waren dabei besonders die bedeutenden Kommissionshäuser … . Dabei kam es nicht zu ausgeprägten Brüchen. Der Übergang von der vorindustriellen Fertigung zur Industrialisierung verlief weitgehend fließend. … Aus dem hohen Humankapital und den engen Beziehungen innerhalb der Region resultierte eine große Innovationskraft einzelner Unternehmen und somit der Region insgesamt. … (Es) konnte gezeigt werden, dass die Wirtschaft der Region eine funktionale Einheit bildete, die aus traditionellen Strukturen gewachsen war. … Hagen blieb ein Standort, an dem von oft hoch qualifizierten Arbeitern in kleinen und mittleren Betrieben, mit einem hohen Anteil an Handarbeit, kleine Serien oder Spezialanfertigungen produziert wurden. … Diese Untersuchung hat den Blick auf einen anderen, oft übersehenen Weg der Industrialisierung einer traditionellen Gewerberegion eröffnet. Dabei ist … über die Beschreibung der ganzen regionalen Wirtschaft die Entwicklung einer kleinen Region beschrieben worden. Dies … soll dazu dienen, … die Entstehung des Industriezeitalters, …, in ihrer … Vielfalt zu verstehen." (Berger 2009: S. 473 ff.)
Der Datenteil der Studie gliedert sich in die folgenden Bereiche auf:
A. Die einzelnen Branchen 1 Textilindustrie 2 Brauerei 3 Eisen- und Stahlindustrie
B. Fallbeispiele einzelner Maschinenfabriken 1 Proll & Lohmann 2 AFA AG
C. Der Handelskammerbezirk Hagen Der Handel in der Stadt Hagen; Produktionsmengen in Tonnen und Wert in Talern der Metalle und Metallwaren; Beschäftigte Arbeiter in der metallherstellenden und –verarbeitenden Industrie; Konkurse und Eintragungen in das Handelsregister im Handelskammerbezirk.
D. Gütertransport
E. Beschäftigte
F. Mitgliedsunternehmen in Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden
Eine ausführliche Auflistung der einzelnen Datentabellen zu den einzelnen Gliederungspunkten findet sich in den Studiendetails unter 'Sachliche Untergliederung der Datentabellen'.