Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes "Analyse sozialer Netzwerke" wurde die Gesamtheit der Studienanfänger eines ausgewählten Fachbereichs im Wintersemester 1978/79 untersucht. Die Erhebung erstreckte sich über die ersten neun Wochen des Studiums. Die sich entwickelnden Beziehungen unter den Studenten, die Struktur der Beziehungen im gesamten Netz und Informationsprozesse auf Grundlage der jeweils realisierten Verbindungen bilden den Gegenstand der Untersuchung. Die zeitliche Entwicklung des Beziehungsnetzes wird mit Hilfe struktureller Indizes beschrieben, mit der Herausbildung von Zufallsnetzen verglichen und mit Hilfe der Strukturtheorie interpersoneller Beziehungen erklärt. Den Abschluß des Aufsatzes bildet die Diskussion der empirischen Anwendbarkeit dieser Theorie, die verschiedene Ebene sozialer Systeme vom individuellen Akteur über kleine Gruppen interagierender Personen bis zur Hierarchisierung und Cliquenbildung als Struktureigenschaften des Gesamtnetzes verbinden will. (BO)
Die »Situationistische Internationale« hat eine der einflussreichsten Kritiken der Kultur der 1960er Jahre ausgearbeitet, in der das Scheitern der historischen Avantgarden als zentraler Bestandteil in die eigene Theorieproduktion eingeht. Die zentralen Theoreme der Gesellschaft des Spektakels, der dérive, des détournement und der récupération sind nicht nur der Versuch, diese Gesellschaft zu subvertieren, sondern werden selbstreflexiv auf die eigene Gruppenstruktur, deren Organisation sowie die Aktivität der Mitglieder appliziert.In Erweiterung bisheriger Ansätze zur Gruppensoziologie (Simmel, von Wiese) sowie zur Soziologie interpersoneller Beziehungen (Kracauer) stellt Max Jakob Orlich die Relevanz von intellektuellen Freundschaftsdyaden und Gruppenbindungen - sowohl für die Gruppenbewegungen als auch für die Theorieproduktion - anhand der Eintritte, Austritte und Ausschlüsse der Mitglieder dar. Das dabei verwendete umfangreiche empirische Material wird hier zum ersten Mal zugänglich gemacht.
Die Psychologie sozialer Beziehungen ist ein junges, interdisziplinäres Forschungsgebiet. Die Autoren, u.a. Horst Heidbrink (zuletzt ID 48/08), geben in dieser Einführung einen verständlichen Überblick über die heutige Forschung. Dies sind vor allem empirische Befunde der Sozial- und Entwicklungspsychologie ergänzt durch aktuelle evolutions- und neuropsychologische Erkenntnisse. Soziale Beziehungen wie Freundschaft, Liebe, Partnerschaft, Familie, Geschwisterbeziehungen etc. werden aus diesen verschiedenen psychologischen Perspektiven betrachtet. Ein wesentlicher Aspekt dabei sind Veränderungen aufgrund des rasanten kommunikationstechnischen Wandels. So endet dieser Band folgerichtig mit den interpersonellen Beziehungen im Kontext globaler Veränderungen. Die Strategien für die Partnerwahl werden in Zukunft immer mehr von Netzwerken und Online-Portalen beeinflusst werden. Mit einem ausführlichen Literaturverzeichnis und Register. Auf dem aktuellen Stand der Forschung eine Wissensgrundlage für Interessierte, Studierende und Lehrende. (3)
Einen anderen Blickwinkel einzunehmen hat im individuellen wie globalen Kontext eine große Bedeutung für die Konfliktbewältigung. Menschen hängen an altbewährten Methoden und Überzeugungen, die ihnen Sicherheit suggerieren. Zwischenmenschliche Konflikte, gesellschaftliche Transformationen, Umweltzerstörung oder internationale Konflikte fordern Weiterentwicklung. Wenn Menschen und Natur leiden und ein bequemes »Weiter so« nicht mehr geht, brauchen wir dringend Fortschritt und müssen über den Tellerrand schauen.
Der Autor setzt sich mit der von R.D. Laing entworfenen "Methode der Interpersonellen Wahrnehmung" auseinander. Diese Methode wird als ein "diagnostisches Instrument" der "Interpretation von Verhalten" verstanden und integriert die Theorierichtungen der "orthodoxen psychoanalytischen Theorie", der "Theorie der Objektbeziehungen", der Transaktionsanalyse und der Spieltheorie. Ihre Schwächen werden im möglichen Auftreten von Verzerrungen in der Testsituation, in Problemen der Operationalisierung sowie vor allem in der Unausgewiesenheit der getroffenen Item-Auswahl gesehen. Es wird vorgeschlagen, die Methode eher zu therapeutischen als zu analytischen Zwecken zu verwenden. (WZ)
Trägt hohe Einkommensungleichheit dazu bei, dass interpersonelles Vertrauen niedrig ist? Diese Fragestellung stellt den zentralen Forschungsgegenstand dieser Masterarbeit dar. Einkommensungleichheit wird neben zahlreichen anderen sozialen Phänomenen und Problemen auch mit Vertrauen in Verbindung gebracht. Dabei werden die Zusammenhänge durch Studien und Forschungen bestätigt, allerdings wurden bislang Wirkungszusammenhänge bzw. Mechanismen noch unzureichend erörtert und analysiert. Deshalb wurde bislang kein umfassender wissenschaftlicher Konsens über mögliche Kausalitäten etabliert. Zahlreiche Studien deuten jedoch darauf hin, dass verschiedene Formen ziviler, politischer und sozialer Partizipation eine entscheidende Rolle spielen könnten. Daher wird der Zusammenhang von Einkommensungleichheit und interpersonellem Vertrauen in der vorliegenden Masterarbeit mittels Mehrebenenanalysen untersucht und mögliche zugrunde liegende Mechanismen herausgearbeitet. Die Arbeit stützt sich auf die Analyse von Daten des European Social Survey (ESS 2012). Es kann bestätigt werden, dass hohe Einkommensungleichheit dazu beiträgt, dass das interpersonelle Vertrauen niedrig ist. Einkommensungleichheit spielt jedoch auf der Makroebene eine untergeordnete Rolle. Unterschiede der Ausgestaltung des Wohlfahrtsstaats, das Niveau von Korruption sowie kulturell-religiöse Unterschiede zwischen den europäischen Ländern stehen in einem bedeutenderen Zusammenhang mit interpersonellem Vertrauen. Das Niveau von interpersonellem Vertrauen ist in skandinavischen, protestantisch-geprägten sowie durch niedrige Korruptionsniveaus gekennzeichneten Ländern am höchsten. Auf der Mikroebene tragen höhere formale Bildung, subjektiv wahrgenommene Sicherheit sowie ausreichendes Einkommen zu höherem interpersonellen Vertrauen bei. ; Is high income inequality contributing to low interpersonal trust? This question is the main research objective of this Masters thesis. Scientists relate income inequality to several social phenomena and problems, trust being one of them. Studies and research projects confirm several of these relations and linkages but there is still a lack of the analysis of concrete mechanisms. This is the main reason that the scientific consensus regarding causalities is still missing. Several studies seem to indicate that different forms of civic, political and social participation play an important role. Therefore the relation between income inequality and interpersonal trust is analysed using multi-level regressions in order to work out the mechanisms underlying this phenomenon. The data used in this thesis is drawn from the European Social Survey (ESS 2012). This thesis shows that high income inequality is contributing to lower interpersonal trust, although, income inequality plays a minor role at the macro level. Types of welfare state, the levels of corruption as well as cultural-religious differences between European countries are influencing levels of interpersonal trust to a greater degree than income inequality does. The level of interpersonal trust is the highest in low-corruption, Scandinavian as well as mainly protestant countries. At the micro level formal education, perceived security as well as sufficient income contribute to higher interpersonal trust. ; Markus Meister ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassungen in engl. und dt. Sprache ; Graz, Univ., Masterarb., 2015 ; (VLID)790362
Die Ausführungen über den Zusammenhang von Sozialisation und Unterdrückung in schulischen Interaktionen sind als Vorbereitung für Lehrerstudenten, die in Schulen hospitieren, gedacht. Die Verfasserin stützt sich auf Studien über die soziale Lebenswelt von Schülern und über abweichendes Verhalten in der Schule. Ein Vergleich der Situation der Schüler mit der Entfremdung von Arbeitern im Produktionsprozeß zeigt einige Gemeinsamkeiten. Im interpersonellen schulischen Bereich reproduziert sich die gesellschaftliche Herrschaft mit außerökonomischen Mitteln. Auch schulische Verkehrsformen werden über Machtstrukturen geregelt, die gestörte Interaktionen zwischen Lehrern und Schülern zur Folge haben. In diesem Zusammenhang wird auf die Widersprüchlichkeit der gesellschaftlichen Organisation der Lehrerrolle hingewiesen. Die Aneignung interpersoneller Herrschaftsformen vollzieht sich u.a. über soziale Wahrnehmungsprozesse, die eine verzerrende Wirkung haben und zur gesellschaftlichen Selektion und Typisierung in der schulischen Wirklichkeit beitragen. Die Verfasserin kommt zu dem Schluß, daß die Schüler einerseits symbolisch aufgefordert werden, sich zu befreien und zu qualifizieren, andererseits aber durch die ökonomischen Verhältnisse und vielfältigen Metastrukturen in Abhängigkeit gehalten werden. (SD)