Körperdiskurse und Moralpolitik
In: Gender and Politics, S. 121-147
10 Ergebnisse
Sortierung:
In: Gender and Politics, S. 121-147
In: Die dunkle Seite der Medien: Ängste, Faszinationen, Unfälle, S. 247-255
Der Beitrag befasst sich mit der Frage, inwieweit der radikale medientheoretische Anspruch, absolute technische Vermittlung zu denken, überzeugend ist. Ansatzpunkte einer theoretischen Kritik an die Medientheorie werden formuliert, die jedoch nicht die Vermittlung in den Vordergrund stellt, sondern die Brüche und Schnittstellen als problematische Orte anerkennt. Dabei wird das Thema des "Körpers" aufgegriffen, weil der Körper gerne als das "dunkle Verdrängte" der Medien und der Technik begriffen wird. In Anlehnung an Rudolf Maresch wird die Theorie der technischen Medialität hier als "technisch-mediales Apriori" gekennzeichnet, eine Mischung aus den "historischen Apriori" Foucaults und aus der McLuhanschen These, dass Medien immer nur andere Medien enthalten. Wie Körper im technisch-medialen Apriori zum Ausdruck kommt, wird anhand Kurd Laßwitz' "Aladins Wunderlampe" aus dem Jahre 1890 verdeutlicht. Der Lampengeist fungiert dabei als Metapher für die Position eines Menschen, der sich vermittels seines umfassenden Wissens über die Natur von seinen körperlichen Schranken befreit hat. Aber mit der Wissensmacht wachsen auch die Grenzen des für ein Subjekt Möglichen. (ICH)
In: Beiträge der ... Frauen-Ringvorlesung an der Universität Salzburg 5.1998/99
In: Gender and politics: "Geschlecht" in der feministischen Politikwissenschaft, S. 121-147
Der Beitrag untersucht die Darstellung und Diskussion sexueller Devianz und Gewalt um die Jahrhundertwende. Entgegen dem heute dominierenden Diskurs, der minderjährige Prostituierte als "Opfer" ansieht, wurde damals entgegengesetzt argumentiert, daß Mädchen die eigentlichen "Täterinnen" seien. Die Freier wurden dagegen als "Verführte" oder höchstens als moralisch degenerierte Lebemänner verstanden. Durch diese Sicht konnte sich um 1900 moralische Empörung Luft schaffen, ohne irgendwelche Konsequenzen für Männer ins Auge fassen zu müssen. Dem "Verwerflichen" wurde eine "heile Welt" der bürgerlichen Familie entgegengestellt, die Tugendhaftigkeit, Sicherheit und Aufstieg versprach. Die historische Rekonstruktion erhellt nicht nur die Relativität und Variabilität von Gewaltdiskursen, sondern sie zeigt auch, inwieweit die Frauenbewegung hier eine Bewußtseinsänderung herbeigeführt hat. (pre)
In: Passagen Philosophie
In: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Band 18, Heft 3, S. 27-46
"Seit Foucaults (1977) Entschlüsselung der 'Biomacht' als zentralem Regulativ moderner Gesellschaften wurde die diskursive Konstruktion des Körpers von zahlreichen Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick genommen. Der Körper, bevorzugter Austragungsort postmoderner Theoriebildung, fungiert als 'Text', als Schauplatz der Dekonstruktion vertrauter Gewissheiten und Begriffe oder als ein hochkomplexes Informationssystem. Diese Entwicklungen werden kontrovers diskutiert. So finden wir einerseits kritische Metaphern vom 'Verschwinden der Körper', von der 'Entkörperung' und ähnlichem, andererseits aber Versprechungen in neue Einsichten von bisher ungeahnter Tragweite, die an die Versuche der Dekonstruktion, an die Entschlüsselung des 'Bio-Logos' und die artifiziellen Substitutionsmöglichkeiten des Körpers geknüpft sind. Diese Ungewissheiten über den Körper als die Schlüsselkategorie feministischer Theorien stellen zugleich die Kategorie Geschlecht zur Disposition. Die Heftigkeit, mit der die Kontroversen insbesondere um die Arbeiten Judith Butlers (1991a,1995) ausgetragen werden, verweist darauf, dass die Reformulierungen des Körpers einen neuralgischen Knoten feministischer Theoriebildung tangieren. Galten der Körper und die Körperlichkeit in den 70er Jahren als stabile Bezugspunkte und als viel versprechender Gegenentwurf zu einem cartesianischen Geist-Körper Modell, so erweist sich die Suche nach gemeinsamen Bezugspunkten feministischer Theorien nun als weitaus widersprüchlicher und komplexer. Mit der Ausdifferenzierung feministischer Theorien stellt sich auch die Frage nach dem Verhältnis zwischen Frauen- und Geschlechterforschung und Frauengesundheitsforschung neu. Die Frauengesundheitsbewegung und -forschung entwickelte sich synchron mit der Frauenbewegung und -forschung, bisweilen erwies sie sich gar als richtungsweisend. Gordon und Thorne betrachten z.B. das in viele Sprachen übersetzte Buch 'Our Bodies, Our Selves' (The Boston Women's Health Book Collective 1973) ex post als wegweisend: - 'Our Bodies' exemplifies feminism's subversive theoretical influence in its insistance that body and sexual norms are politically constructed - (1996: 323). So eindeutige Impulse sind derzeit kaum auszumachen. Zwar erfasst die Frauengesundheitsforschung insgesamt ein facettenreiches Forschungsfeld, doch bleiben die Arbeiten empirisch orientiert. Neuere feministische Theoriekonzepte werden nur in wenigen Untersuchungen explizit aufgegriffen und systematisch für die Frauengesundheitsforschung nutzbar gemacht. Auf der Ebene der Empirie finden wir allerdings zahlreiche Belege für Verknüpfungen, so z.B. die Differenzierungen zwischen und innerhalb der Genusgruppen (vgl. z.B. Hunt/ Annandale 1999; Klesse et al. 1992). Dieses Verhältnis spiegelt sich auch in der umgekehrten Perspektive wider: die Biologie, das medizinische Versorgungssystem und seine Deutungsmuster werden in feministischen Konzepten verhandelt, ohne jedoch die Ergebnisse und Ansätze der Frauengesundheitsforschung zu reflektieren. Mit dem Infragestellen des einst gemeinsamen Bezugssystems Körper und Geschlecht geht ein Abkoppelungsprozess zwischen der Frauen- und Geschlechterforschung und der Frauengesundheitsforschung einher, der sich bisher allerdings weitgehend unbeachtet vollzieht und in den Körperdebatten nicht verhandelt wird. Ziel dieser Arbeit ist es, diesen Prozess und die dahinter liegenden theoretischen Implikationen in den Blick zu rücken und die Potenziale und Grenzen der jeweiligen Perspektiven auf Körper und Geschlecht zu untersuchen. Welche Implikationen haben die neueren feministischen Körperdiskurse für die Frauengesundheitsforschung als einem Feld, das in doppelter Weise dem Kategoriensystem 'Körper' und 'Geschlecht' verpflichtet ist? Welche Bezugspunkte stehen zur Verfügung? Wie werden diese theoretisch und empirisch konzipiert? In einem Perspektivenwechsel soll ebenso heraus gearbeitet werden, welche Erklärungsangebote die gesundh
In: Arbeit und Utopie: Oskar Negt zum 70. Geburtstag, S. 161-199
Welche Bedeutung hat der Körper für die leibliche, seelische und soziale Integrität des Menschen? Ist er nur Arbeitsinstrument und Medium der Empfindung oder auch Erkenntnismittel? Gehört er ins Reich der Natur oder nimmt er erst in soziokulturellen Zusammenhängen seine je historisch spezifische Gestalt an? Die Autorin versucht anhand von drei unterschiedlichen Körperdiskursen, Antworten auf diese Fragen zu geben. Sie beschreibt zunächst einige Reflexionen zum "aufrechten Gang" von Helmuth Plessner. Dieser macht aus einer anthropologischen Perspektive auf einen Antagonismus aufmerksam, dem der Mensch nicht entgehen kann: die Spannung zwischen der Unwillkürlichkeit des Leibes und der Willkürlichkeit des aufgerichteten Körpers, der gezwungen ist, die Balance zu halten. Und da dieses gelernt sein will, ist der Körper weniger etwas Natürliches als vielmehr etwas Kultiviertes. Die Autorin wendet sich ferner den erkenntnis- und gesellschaftskritischen Analysen von Theodor W. Adorno zu, der die Herabsetzung des Physischen gegenüber dem Intelligiblen mit der dichotomen Hierarchisierung von Natur und Kultur, Körper und Geist in Verbindung bringt. "Physis" erinnert Adorno zufolge daran, dass der Mensch in die Naturgeschichte eingebunden ist. Judith Butler hingegen, deren feministische Theorie im letzten Teil des Beitrags vorgestellt wird, verbietet sich, auf "Natur" als etwas zu rekurrieren, was ontologisch vorgegeben ist. Für sie ist darum der Körper in all seinen Dimensionen eine soziale Konstruktion; er ist ein Effekt von Machtdiskursen und wird mit Hilfe normierender Gewalt für Herrschaftszwecke zugerichtet. Alle drei vorgestellten Körperdiskurse erheben Einspruch gegen den Versuch, den Geist zu verabsolutieren und den Körper zu verdinglichen. (ICI2)
In: Theorien über Rassismus: eine Tübinger Veranstaltungsreihe, S. 101-112
In dem Beitrag stellt der Autor theoretische Überlegungen zu Struktur und Funktion von Rassismus an. Damit will er zur Überprüfung und Ausführung konkreter Untersuchungen anregen. Er sieht Rassismus nicht als Resultat bestimmter gesellschaftlicher Probleme an, sondern vielmehr als Resultat des Mißverhältnisses zwischen Problem und Problemlösung. In diesem Zusammenhang geht er auf das Problem der Verschiebung von Widersprüchen und Krisen auf ein anderes Gebiet und auf die Verdrängung von Antagonismen ein. Er zeigt auf, daß drei Diskursformationen (Volksdiskurs, nationaler Diskurs und der Diskurs um Körper, Gesundheit und Geschlecht) bei der Produktion von Rassismus mitwirken und unterscheidet verschiedene Formen des Rassismus sowie Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Xenophobie. Abschließend beantwortet er die Fragen, wie die Besonderheit des rassistischen Subjekts bestimmt werden kann und welche Orientierungen sich aus seiner Theorieskizze für eine Politik gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus ergeben. Die Unterscheidung von Struktur und Funktion des Rassismus führt zu dem Ergebnis, daß die Aufhebung der Funktion des Rassismus nur dann erfolgversprechend ist, wenn die sie tragenden Strukturen, "das Nationale, die popularen und Körperdiskurse" transformiert werden. (AG)
In: Kultur- und Medientheorie
Theater ist Körperkunst. Diese Aussage steht im Zentrum von Meike Wagners Studie »Nähte am Puppenkörper«. Die Autorin verschreibt sich jedoch keinem Abgrenzungsdiskurs zwischen einem 'präsenten', also unmittelbar erlebbaren Theaterkörper und einem (filmischen) Medienkörper, sondern erarbeitet durch den Bezug auf die konstruierten, verstörenden Kunstkörper des zeitgenössischen Figurentheaters eine medienphilosophische Perspektive, die postmoderne Körpertheorien und phänomenologische Ansätze verbindet. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur fortschreitenden Umorientierung der Theaterwissenschaft von binnenästhetischen Analysen zu einer Kulturwissenschaft, welche den »bodily turn« und den Diskurs um die »neuen Medien« in ihre Fragestellungen aufnimmt.
Theater ist Körperkunst. Diese Aussage steht im Zentrum von Meike Wagners Studie "Nähte am Puppenkörper". Die Autorin verschreibt sich jedoch keinem Abgrenzungsdiskurs zwischen einem 'präsenten', also unmittelbar erlebbaren Theaterkörper und einem (filmischen) Medienkörper, sondern erarbeitet durch den Bezug auf die konstruierten, verstörenden Kunstkörper des zeitgenössischen Figurentheaters eine medienphilosophische Perspektive, die postmoderne Körpertheorien und phänomenologische Ansätze verbindet. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur fortschreitenden Umorientierung der Theaterwissenschaft von binnenästhetischen Analysen zu einer Kulturwissenschaft, welche den "bodily turn" und den Diskurs um die "neuen Medien" in ihre Fragestellungen aufnimmt.