Der feindlose Staat: Militär und Demokratie nach dem Ende des Kalten Krieges
In: Lebensverhältnisse und soziale Konflikte im neuen Europa: Verhandlungen des 26. Deutschen Soziologentages in Düsseldorf 1992, S. 746-753
"In dem Vortrag werden zwei Fragen miteinander verbunden: (1) Welche Theoretiker, Theoretikerinnen der modernen Gesellschaft haben mit welchen Argumenten den Zusammenbruch des Ostblocks vorhergesagt? Es sind dies u.a.: Talcott Parsons, Ralf Dahrendorf und Hannah Arendt; sie erarbeiten ihre Prognose im Themenzusammenhang von Macht, Gewalt, Herrschaft, Legitimation und sozialem Konflikt in der Moderne. (2) Wie verändern sich Begriff und Qualität des Politischen mit dem Ende des Ost-West-Konflikts? Eine der vielen Ironien liegt darin, daß die westliche Soziologie mit guten Gründen vom Ende der Politik spricht, während gleichzeitig das Politische - teils in der klassischen Form kriegerischer Nationalitätskonflikte, teils in noch völlig unbegriffenen Formen - überall neu aufbricht. So werden offenbar die Bundeswehr und die Nato (aber auch die KSZE, EG usw.) z.Zt. gleichsam 'entkernt' und hinter gleichbleibenden Fassaden politisch neu ein- und ausgerichtet. Ähnliches deutet sich für den sogenannten 'ökologischen Umbau der Industriegesellschaft' an, aber auch - um auf eine ganz andere Qualität zu weisen - in der Politik der Lebensstile, durch die die Geschlechterordnung 'transformiert' wird. Mit dem Osten ist der Westen verschwunden. Eine ihrem Selbstverständnis nach fatalistische Moderne gleitet hinüber in eine politische Moderne, von der wir keinerlei Begriff haben. Fatalismus und Handlungsohnmacht sind offenbar perfekte Schutzschilder, hinter denen das Politische neu erfunden und ausgehandelt wird." (Autorenreferat)