Einführung Tropische asiatische Entwicklungs- und Schwellenländer zeigten rasches städtisches Wachstum dadurch, dass Bauern einwanderten, um ein besseres Leben in der Stadt zu suchen. Dadurch ergab sich in vielen Städten ein Mangel an geeigneter Infrastruktur und an sozialen Diensten. Die städtische Müllversorgung bildet keine Ausnahme; sie wird sogar oft an das Ende der Prio-ritätenliste für städtische Aufgabenpläne gestellt, da dabei zuerst die Gesetze und Verordnun-gen formuliert und umgesetzt werden müssen. Das Problem des nicht entsorgten städtischen Mülls führt (mit Sicherheit) zu Luftverschmutzung, Krankheit und zur Verseuchung des Bo-dens und des Wassers. Diese Probleme stehen in tropischen Klimaten im Zusammenhang mit hoher Temperatur und Feuchtigkeit, mit heftigem Regen und mit häufigen Überschwemmun-gen. Stehendes Wasser und Ausschwemmung aus dem Abfall werden sehr schnell zu Brutstät-ten von Insekten, Nagern und Bakterien, und damit zu einer Gesundheitsgefahr für Arbeiter und die allgemeine Bevölkerung. Darüber hinaus kann Wasser- und Grundwasserverschmut-zung/Kontamination zu einer ernsten Umweltzerstörung führen, mit direkten Auswirkungen auf die Wasserressourcen, und auf raschen Qualitätsverlust der pflanzlichen Erzeugnisse, des Rückgrates der meisten tropischen asiatischen Länder. Müllentsorgung und die Verantwortlichkeiten Lokale Regierungen müssen die öffentliche Gesundheit ihrer lokalen Bevölkerung sicherstellen und sind deshalb für die Müllentsorgung verantwortlich. Asiatische tropische Klimate sich rasch ändernde Müllzusammensetzung machen die Müllbehandlung und –entsorgung zu einer dauernden Herausforderung der Entscheidungsträger. Vor einer Entscheidung über das ver-wendete Entsorgungssystem muss eine geeignete Abfall-Charakterisierung treten. Diese Cha-rakterisierung liefert Kenntnisse über die Abfallmenge, die Feuchte, den Heizwert und die Menge der verschiedenen Komponenten im Abfallstrom, wie z. B.: organisches Material, Plas-tik, Papier, Karton, Holz, Textilien, Gummi, Leder, Glas, Metalle, Nichtmetalle, Steine und Keramiken. Darüber hinaus ist die Herausforderung, der sich asiatische Länder gegenüber se-hen, ein Mangel an Raum und damit wird die Platzierung eine Deponie zunehmend schwierig. Die Abfallwirtschaft ist eine kostenintensive, aber trotzdem notwendige Maßnahme, um das Wohlergehen sowohl der Bevölkerung als auch für die Umwelt sicher zu stellen. Es wird ge-schätzt, dass Asien im Jahr 2025 etwa 47 Milliarden US$ aufwenden muss, um 0,5 bis 1 Kg städtischen Müll je Person und Tag abzufahren und zu behandeln, oder 5 US$ je Kopf und Jahr. In Entwicklungsländern sind unzählige Leute nicht in der Lage, diese hohen Preise für die Ab-fallentsorgung zu zahlen. Deshalb liegt es in der Verantwortung der Regierung, die Abfallent-sorgung zu betreiben und zu finanzieren, um die Bevölkerung, die Gemeinde und die Umwelt zu schützen. Tropische asiatische Städte müssen jetzt bezahlbare und nachhaltige Verfahren für die Entsorgung ihrer zunehmenden Menge täglichen Abfalls benennen, wobei gleichzeitig auf minimale Umweltbelastung, auf soziale Akzeptanz und auf minimale Landverbrauch zu achten ist. Eine leicht anwendbare Entscheidungshilfe zur Wahl des geeignetesten Abfallbehandlungs-system der Gemeinde wäre deshalb sehr nützlich. Proposition Der Zweck dieser Dissertation war die Entwicklung eines nutzerfreundlichen Instrumentariums für das Verwaltungs- und Regierungspersonal in tropischen Entwicklungs- und Schwellenlän-der. 1. Diese Vorgehensweise basiert auf einem Netzwerk, das eine Liste ausgewählter entschei-dungsrelevanter Tatsachen in Betracht zieht, die nötig sind, um eine informierte Entschei-dung machen zu können. Das entscheidungshelfende Verfahren muss von Entscheidungs-trägern bei einer vorläufigen Feststellung des Abfallentsorgungs- und -behandlungssystems für ihre Gemeinde benutzt werden. 2. Tropische asiatische Städte müssen eine Reihe von Faktoren berücksichtigen, wenn sie über ihren Abfallwirtschaftsplan entscheiden. Dazu gehören die immerwechselnde Menge und Zusammensetzung des Abfalls infolge der zunehmenden Bevölkerungszahl und des Ein-kommens je Kopf, der hohe Feuchtigkeitsgrad, Verbrennungswärme-Werte und die oft be-grenzten finanziellen Möglichkeiten. 3. Ferner sind gesetzliche, politische, verwaltungstechnische, soziale, finanzielle, ökonomi-sche und technische Faktoren bestimmend. 4. Die Verwaltung muss dabei die Wichtigkeit jedes Teilschrittes der Abfallwirtschaft im Au-ge behalten, also Abfallerzeugung, Sammlung, Transport, Abfallcharakterisierung, Entsor-gung und Behandlung. 5. Die Rolle der lokalen Gemeinden in der Entscheidungsfindung ist nicht hoch genug einzu-schätzen; deshalb müssen Mitglieder der Gemeinde aktiv am Schutz der Umwelt und an der Verhinderung ihrer Zerstörung mitwirken. Mehrere Entscheidungshilfsverfahren für ver-schiedene Anwendungen wurden entwickelt. Jedoch zieht die Mehrzahl von ihnen nicht notwendigerweise eine öffentliche Teilnahme in Betracht, und sie sind auch nicht benutzer-freundlich. 6. Um die Komplexität der Probleme besser zu verstehen, die bei tropischen asiatischen Städ-ten auftreten, wurde die Innenstadt von Bangkok, Thailands größte Stadt und Hauptstadt, als repräsentativer Fall ausgewählt, für die Entsorgung der 9000 t Müll der täglich produ-ziert wird. Thailands Klima ist, besonders während der jährlichen Monsunzeit, heiß und feucht mit einer mittleren Temperatur von 28,4°C und einer Feuchtigkeit zwischen 70 und 100%. Die Gesetze und Verordnungen zeigen sehr deutlich an, wie wichtig die Behandlung des städtischen Abfalls genommen wird. Zahlreiche Interviews, verbunden mit der Durch-sicht von Dokumenten, Berichten und Ortsbesichtigungen ergaben Kenntnisse der zahlrei-chen Entscheidungsmaßnahmen, denen sich die städtischen Entscheidungsträger einer tro-pischen Stadt gegenüber sehen. Die Durchsicht und die Analyse der Entscheidungsmaß-nahmen in Bangkoks Abfallentsorgungsstrategien zeigten, wie das Entscheiden als Werk-zeug in verschiedenen asiatischen tropischen Städten benutzt werden kann. 7. Ein Entscheidungsrahmen wurde erstellt auf der Grundlage von Literatur-Recherchen und persönliche Erfahrungen, und anhand der in der Stadt Bangkok gesammelte Daten über-prüft. Die Entscheidungspunkte im Netzwerk umfassen eine allgemeine Beschreibung der Stadt, ihre klimatischen und hydrogeologischen Bedingungen, die Menge und Art des er-zeugten Mülls, einen Überblick über die bestehenden Anlagen und die existierenden Pro-gramme, öffentliche Aufmerksamkeit zu gewinnen, den sozioökonomischen Aspekt eines Abfallbehandlungssystems und die öffentliche Teilnahme. Es berücksichtigt ferner Ge-sundheits- und Sicherheitsüberlegungen im Zusammenhang mit Abfallentsorgungsmög-lichkeiten und ihrer Kosten. 8. Das Entscheidungsinstrumentarium hat als Ziel, ein geeignetes Abfallbehandlungssystem zu ermöglichen, das als Grundlage soziale, klimatische und technische Informationen be-nutzt. Ihre Einfachheit erlaubt einem Verwaltungspersonal, das wenig Erfahrung mit Ab-fallwirtschaft und Computerwissen besitzt, verschiedene Optionen zu analysieren und Sze-narien auszutesten. Des weiteren werden verschiedene Möglichkeiten überprüft, und es wird versucht, die Optionen in die Abfallwirtschaft zu integrieren. 9. Das Instrumentarium beinhaltet über ein Hundert geschlossene Fragen, die auf das Analy-sieren der Bedürfnisse und der gegenwärtigen Situation der Abfallwirtschaft einer be-stimmten Gesellschaft ausgerichtet sind und die es ermöglichen, ein geeignetes Abfallwirt-schaftssystem für die entsprechende Gesellschaft zu wählen. Diese Fragen hatten als Grundlage die Rahmen und Eckpunkte des Entscheidungsinstrumentariums. Dieses Instru-mentarium ist selbsterklärend, und gleichzeitig bietet es Flexibilität bei der Entscheidung, um wie viel Prozent des Abfalls wieder verwertet wird, kompostiert oder behandelt durch irgend eine von den sechs Behandlungsoptionen; Kompostierung, Vergärung, nicht-Verbrennungssysteme, Verbrennung, Deponierung und Energiegewinnung. 10. Die Ziele eines integrierten Abfallwirtschaftssystems können vom Benutzer geändert und modifiziert werden. Dies ermöglicht die Überprüfung verschiedener Szenarien und die Auswahl des geeignetesten Abfallbehandlungssystems. Das System kann sehr einfach sein und nur ein Behandlungssystem beinhalten oder mit einer Auswahl mehrere Behandlungs-systeme sehr kompliziert sein. In einigen Ländern ist es Vorschrift mehrere Systeme anzu-wenden. Integrierte Abfallwirtschaftssysteme, die mindestens zwei oder drei Abfallbe-handlungssysteme beinhalten, sind deshalb gefragt. 11. Die Ziele der Gesellschaft sind ausschlaggebend und sind die Schlüsselfaktoren für den Entscheidungsprozess. Die Menge der wiederverwertbaren Materialien, die Brauchbarkeit des Komposts, die Interesse an Vergärung, die Möglichkeit einer Verbrennungsanlage, das Verstehen eines nicht-Verbrennungssystems und die Verfügbarkeit von Land für Deponien, die Notwendigkeit für Elektrizität sind einige Schlüsselfaktoren die überlegt werden müs-sen. Integrierte Abfallwirtschaft ist wahrscheinlich die vernünftigste Vorgehensweise. Dies ermöglicht Flexibilität bei Abfallwirtschaftstechniken und ergänzt sie gegenseitig. 12. Öffentliche Verwaltungen können DMT als eine erste Bewertung der geeignetesten Tech-nologie benutzen. Des weiteren gibt DMT dem Verwaltungspersonal Flexibilität in ihrer Wahl bezüglich der Menge an wiederverwertbarem Abfall unter der Anwendung verschie-denen Technologien, welches eine gut konstruiertes und gut integriertes Abfallbehand-lungssystem für die Gesellschaft darstellt. Fazit Das Fazit ist: die Abfallwirtschaft in einem tropischen Schwellenland ist mit bestimmten Her-ausforderungen verbunden, die behandelt werden müssen. Ökonomische, technische und sozi-ale Kriterien müssen in Betracht gezogen werden bei der Wahl geeigneter städtischer Abfall-wirtschaftsysteme. Begrenzte finanzielle Möglichkeiten, Mangel an öffentlichem Bewusstsein und ein schwaches Wirtschaftssystem sind manchmal verantwortlich für die Wahl eines schlechtes Abfallbehandlungssystems, mit kurzsichtigen und über die Jahren teuren Entschei-dungen statt langfristigen und vernünftigeren Entscheidungen. Wetterbedingungen und die Knappheit an Land in Stadtnähe sind besondere Herausforderungen. Das Entscheidungsinstru-mentarium DMT macht die Identifizierung von Schlüsselfragen nötig für die Formulierung eines nachhaltigen Abfallwirtschaftskonzepts und für die Wahl eines technisch-, ökonomisch- und sozial-akzeptierbaren Abfallwirtschaftssystems, das besonders geeignet ist für tropische Klimate. Die Ergebnisse der DMT-Daten-Analyse bietet eine faire Auswertung für ein adäquates integ-riertes Abfallbehandlungssystems. Wenn einmal ein System identifiziert wurde, werden weitere Studien bezüglich Umsetzbarkeit und Anwendbarkeit nötig sein. Jedoch wird die Notwendig-keit, ausführliche Studien am multiplen Szenarien durchzuführen, minimiert, was erhebliche Ersparnisse für die Stadtverwaltung bedeutet. Eine Feasibility-Study und ein Masterplan haben zu folgen, um die standortspezifischen und Finanzierungsfragen zu klären sowie die Auswahl der spezifischen Anlagentechnik zu definieren. ; Abstract Developing and emerging tropical Asian countries have encountered fast urban development due to the migration of farmers seeking a better life in the city. This resulted in a lack of appro-priate infrastructure and inappropriate social services in many cities. Municipal solid waste management is no exception and is in fact often placed at the bottom of the list of priorities for the cities' appropriate urban management plans since laws and regulations must first be for-mulated and implemented. The problem of unmanaged municipal solid waste certainly leads to air pollution, disease, and to soil and water contamination. These problems in tropical climates are compounded with high temperature, high-level humidity, heavy rainfall and frequent flooding. Stagnant water and leachate from waste quickly become the breeding grounds of in-sects, rodents and bacteria, thus creating a health hazard for workers and local populations. Moreover, water and groundwater contamination may lead to serious environmental degrada-tion with direct impacts on water supplies, and in the fast degradation of agricultural products, the backbone of most tropical Asian countries. Many cities still allow or tolerate dumping of waste in uncontrolled sites, and open burning that disperses particulates that most likely contain dioxins and furans. Even with increasingly scarce land availability within or in proximity of the cities, sanitary landfill is still the most often cho-sen disposal method around Asia because of its lower cost when compared to modern treatment systems. Yet, most of these landfill sites do not have proper lining, daily covering, methane recovery devices, leachate control systems, nor do they have long-term closure and monitoring plans, which implies short and long-term hazards. Some municipalities opted for incineration, which usually entails high operation and maintenance costs because of the need for supple-mental fuel and often-inappropriate running conditions. Although tropical conditions appear to favor certain disposal systems such as composting, appropriate technology needs to be identi-fied in order to reduce operation and maintenance costs while ensuring good quality outputs; compost plants have often been closed because of poor quality products due to the high content of plastic and glass particulates in the finished product. Tropical Asian cities are now required to identify affordable and sustainable solutions for the management of their increasing amount of waste generated daily, while ensuring minimal environmental impact, social acceptance and minimal land use. The purpose of this dissertation was to develop a user-friendly decision-making tool for public administrators and government officials in tropical Asian developing and emerging cities. This tool was developed based on a list of selected decision-making issues necessary in making an informed decision. The decision-making tool is to be used by decision-makers in making a pre-liminary assessment of a most appropriate waste management and treatment system for their municipality. Tropical Asian cities must consider a number of issues when deciding on their waste management plan such as the continuously changing quantum and composition of waste associated with the increasing population and income per capita, the high humidity levels, and the often-limited financial resources. Other determinant factors include legal, political, institu-tional, social and technical issues. Furthermore, administrators must realize the importance of each stage involved in waste management, which includes waste generation, collection, trans-port, waste characteristics, disposal and treatment. To better understand the complexity of the issues involved in tropical Asian municipalities, the city of Bangkok, Thailand's largest city and capital, was selected as a case study for the management of its 9,000 tonnes of waste gen-erated daily. Numerous interviews, meetings along with the review of documents, reports and site visits offered an inside view of the tropical city's various decision-making issues towards its waste management plan, and examine specific problems encountered by the city's decision-makers. The review and analysis of the decision-making issues involved in Bangkok's waste management plan showed how the decision-making tool can be used in various Asian tropical cities. In conclusion, waste management in an emerging tropical country involves specific challenges that need to be addressed. Economical, technical and social criteria need to be fully understood as to capacitate government officials in the selection of the most appropriate urban waste man-agement system. Limited budgets, lack of public awareness and poor systems' management often cloud decision-makers in choosing what appears to be the best solution in the short term, but more costly over the years. Weather conditions and scarcity of land in proximity of the city make waste management especially challenging. The decision-making framework offers a tool to decision-makers, as to facilitate the understanding and identification of key issues necessary in the formulation of a sustainable urban waste management plan and in the selection of a tech-nically, economically and socially acceptable integrated MSW management system. A detailed feasibility study and master plan will follow the preliminary study as to define the plant´s specifications, its location and its financing.
Einführung Tropische asiatische Entwicklungs- und Schwellenländer zeigten rasches städtisches Wachstum dadurch, dass Bauern einwanderten, um ein besseres Leben in der Stadt zu suchen. Dadurch ergab sich in vielen Städten ein Mangel an geeigneter Infrastruktur und an sozialen Diensten. Die städtische Müllversorgung bildet keine Ausnahme; sie wird sogar oft an das Ende der Prio-ritätenliste für städtische Aufgabenpläne gestellt, da dabei zuerst die Gesetze und Verordnun-gen formuliert und umgesetzt werden müssen. Das Problem des nicht entsorgten städtischen Mülls führt (mit Sicherheit) zu Luftverschmutzung, Krankheit und zur Verseuchung des Bo-dens und des Wassers. Diese Probleme stehen in tropischen Klimaten im Zusammenhang mit hoher Temperatur und Feuchtigkeit, mit heftigem Regen und mit häufigen Überschwemmun-gen. Stehendes Wasser und Ausschwemmung aus dem Abfall werden sehr schnell zu Brutstät-ten von Insekten, Nagern und Bakterien, und damit zu einer Gesundheitsgefahr für Arbeiter und die allgemeine Bevölkerung. Darüber hinaus kann Wasser- und Grundwasserverschmut-zung/Kontamination zu einer ernsten Umweltzerstörung führen, mit direkten Auswirkungen auf die Wasserressourcen, und auf raschen Qualitätsverlust der pflanzlichen Erzeugnisse, des Rückgrates der meisten tropischen asiatischen Länder. Müllentsorgung und die Verantwortlichkeiten Lokale Regierungen müssen die öffentliche Gesundheit ihrer lokalen Bevölkerung sicherstellen und sind deshalb für die Müllentsorgung verantwortlich. Asiatische tropische Klimate sich rasch ändernde Müllzusammensetzung machen die Müllbehandlung und –entsorgung zu einer dauernden Herausforderung der Entscheidungsträger. Vor einer Entscheidung über das ver-wendete Entsorgungssystem muss eine geeignete Abfall-Charakterisierung treten. Diese Cha-rakterisierung liefert Kenntnisse über die Abfallmenge, die Feuchte, den Heizwert und die Menge der verschiedenen Komponenten im Abfallstrom, wie z. B.: organisches Material, Plas-tik, Papier, Karton, Holz, Textilien, Gummi, Leder, Glas, Metalle, Nichtmetalle, Steine und Keramiken. Darüber hinaus ist die Herausforderung, der sich asiatische Länder gegenüber se-hen, ein Mangel an Raum und damit wird die Platzierung eine Deponie zunehmend schwierig. Die Abfallwirtschaft ist eine kostenintensive, aber trotzdem notwendige Maßnahme, um das Wohlergehen sowohl der Bevölkerung als auch für die Umwelt sicher zu stellen. Es wird ge-schätzt, dass Asien im Jahr 2025 etwa 47 Milliarden US$ aufwenden muss, um 0,5 bis 1 Kg städtischen Müll je Person und Tag abzufahren und zu behandeln, oder 5 US$ je Kopf und Jahr. In Entwicklungsländern sind unzählige Leute nicht in der Lage, diese hohen Preise für die Ab-fallentsorgung zu zahlen. Deshalb liegt es in der Verantwortung der Regierung, die Abfallent-sorgung zu betreiben und zu finanzieren, um die Bevölkerung, die Gemeinde und die Umwelt zu schützen. Tropische asiatische Städte müssen jetzt bezahlbare und nachhaltige Verfahren für die Entsorgung ihrer zunehmenden Menge täglichen Abfalls benennen, wobei gleichzeitig auf minimale Umweltbelastung, auf soziale Akzeptanz und auf minimale Landverbrauch zu achten ist. Eine leicht anwendbare Entscheidungshilfe zur Wahl des geeignetesten Abfallbehandlungs-system der Gemeinde wäre deshalb sehr nützlich. Proposition Der Zweck dieser Dissertation war die Entwicklung eines nutzerfreundlichen Instrumentariums für das Verwaltungs- und Regierungspersonal in tropischen Entwicklungs- und Schwellenlän-der. 1. Diese Vorgehensweise basiert auf einem Netzwerk, das eine Liste ausgewählter entschei-dungsrelevanter Tatsachen in Betracht zieht, die nötig sind, um eine informierte Entschei-dung machen zu können. Das entscheidungshelfende Verfahren muss von Entscheidungs-trägern bei einer vorläufigen Feststellung des Abfallentsorgungs- und -behandlungssystems für ihre Gemeinde benutzt werden. 2. Tropische asiatische Städte müssen eine Reihe von Faktoren berücksichtigen, wenn sie über ihren Abfallwirtschaftsplan entscheiden. Dazu gehören die immerwechselnde Menge und Zusammensetzung des Abfalls infolge der zunehmenden Bevölkerungszahl und des Ein-kommens je Kopf, der hohe Feuchtigkeitsgrad, Verbrennungswärme-Werte und die oft be-grenzten finanziellen Möglichkeiten. 3. Ferner sind gesetzliche, politische, verwaltungstechnische, soziale, finanzielle, ökonomi-sche und technische Faktoren bestimmend. 4. Die Verwaltung muss dabei die Wichtigkeit jedes Teilschrittes der Abfallwirtschaft im Au-ge behalten, also Abfallerzeugung, Sammlung, Transport, Abfallcharakterisierung, Entsor-gung und Behandlung. 5. Die Rolle der lokalen Gemeinden in der Entscheidungsfindung ist nicht hoch genug einzu-schätzen; deshalb müssen Mitglieder der Gemeinde aktiv am Schutz der Umwelt und an der Verhinderung ihrer Zerstörung mitwirken. Mehrere Entscheidungshilfsverfahren für ver-schiedene Anwendungen wurden entwickelt. Jedoch zieht die Mehrzahl von ihnen nicht notwendigerweise eine öffentliche Teilnahme in Betracht, und sie sind auch nicht benutzer-freundlich. 6. Um die Komplexität der Probleme besser zu verstehen, die bei tropischen asiatischen Städ-ten auftreten, wurde die Innenstadt von Bangkok, Thailands größte Stadt und Hauptstadt, als repräsentativer Fall ausgewählt, für die Entsorgung der 9000 t Müll der täglich produ-ziert wird. Thailands Klima ist, besonders während der jährlichen Monsunzeit, heiß und feucht mit einer mittleren Temperatur von 28,4°C und einer Feuchtigkeit zwischen 70 und 100%. Die Gesetze und Verordnungen zeigen sehr deutlich an, wie wichtig die Behandlung des städtischen Abfalls genommen wird. Zahlreiche Interviews, verbunden mit der Durch-sicht von Dokumenten, Berichten und Ortsbesichtigungen ergaben Kenntnisse der zahlrei-chen Entscheidungsmaßnahmen, denen sich die städtischen Entscheidungsträger einer tro-pischen Stadt gegenüber sehen. Die Durchsicht und die Analyse der Entscheidungsmaß-nahmen in Bangkoks Abfallentsorgungsstrategien zeigten, wie das Entscheiden als Werk-zeug in verschiedenen asiatischen tropischen Städten benutzt werden kann. 7. Ein Entscheidungsrahmen wurde erstellt auf der Grundlage von Literatur-Recherchen und persönliche Erfahrungen, und anhand der in der Stadt Bangkok gesammelte Daten über-prüft. Die Entscheidungspunkte im Netzwerk umfassen eine allgemeine Beschreibung der Stadt, ihre klimatischen und hydrogeologischen Bedingungen, die Menge und Art des er-zeugten Mülls, einen Überblick über die bestehenden Anlagen und die existierenden Pro-gramme, öffentliche Aufmerksamkeit zu gewinnen, den sozioökonomischen Aspekt eines Abfallbehandlungssystems und die öffentliche Teilnahme. Es berücksichtigt ferner Ge-sundheits- und Sicherheitsüberlegungen im Zusammenhang mit Abfallentsorgungsmög-lichkeiten und ihrer Kosten. 8. Das Entscheidungsinstrumentarium hat als Ziel, ein geeignetes Abfallbehandlungssystem zu ermöglichen, das als Grundlage soziale, klimatische und technische Informationen be-nutzt. Ihre Einfachheit erlaubt einem Verwaltungspersonal, das wenig Erfahrung mit Ab-fallwirtschaft und Computerwissen besitzt, verschiedene Optionen zu analysieren und Sze-narien auszutesten. Des weiteren werden verschiedene Möglichkeiten überprüft, und es wird versucht, die Optionen in die Abfallwirtschaft zu integrieren. 9. Das Instrumentarium beinhaltet über ein Hundert geschlossene Fragen, die auf das Analy-sieren der Bedürfnisse und der gegenwärtigen Situation der Abfallwirtschaft einer be-stimmten Gesellschaft ausgerichtet sind und die es ermöglichen, ein geeignetes Abfallwirt-schaftssystem für die entsprechende Gesellschaft zu wählen. Diese Fragen hatten als Grundlage die Rahmen und Eckpunkte des Entscheidungsinstrumentariums. Dieses Instru-mentarium ist selbsterklärend, und gleichzeitig bietet es Flexibilität bei der Entscheidung, um wie viel Prozent des Abfalls wieder verwertet wird, kompostiert oder behandelt durch irgend eine von den sechs Behandlungsoptionen; Kompostierung, Vergärung, nicht-Verbrennungssysteme, Verbrennung, Deponierung und Energiegewinnung. 10. Die Ziele eines integrierten Abfallwirtschaftssystems können vom Benutzer geändert und modifiziert werden. Dies ermöglicht die Überprüfung verschiedener Szenarien und die Auswahl des geeignetesten Abfallbehandlungssystems. Das System kann sehr einfach sein und nur ein Behandlungssystem beinhalten oder mit einer Auswahl mehrere Behandlungs-systeme sehr kompliziert sein. In einigen Ländern ist es Vorschrift mehrere Systeme anzu-wenden. Integrierte Abfallwirtschaftssysteme, die mindestens zwei oder drei Abfallbe-handlungssysteme beinhalten, sind deshalb gefragt. 11. Die Ziele der Gesellschaft sind ausschlaggebend und sind die Schlüsselfaktoren für den Entscheidungsprozess. Die Menge der wiederverwertbaren Materialien, die Brauchbarkeit des Komposts, die Interesse an Vergärung, die Möglichkeit einer Verbrennungsanlage, das Verstehen eines nicht-Verbrennungssystems und die Verfügbarkeit von Land für Deponien, die Notwendigkeit für Elektrizität sind einige Schlüsselfaktoren die überlegt werden müs-sen. Integrierte Abfallwirtschaft ist wahrscheinlich die vernünftigste Vorgehensweise. Dies ermöglicht Flexibilität bei Abfallwirtschaftstechniken und ergänzt sie gegenseitig. 12. Öffentliche Verwaltungen können DMT als eine erste Bewertung der geeignetesten Tech-nologie benutzen. Des weiteren gibt DMT dem Verwaltungspersonal Flexibilität in ihrer Wahl bezüglich der Menge an wiederverwertbarem Abfall unter der Anwendung verschie-denen Technologien, welches eine gut konstruiertes und gut integriertes Abfallbehand-lungssystem für die Gesellschaft darstellt. Fazit Das Fazit ist: die Abfallwirtschaft in einem tropischen Schwellenland ist mit bestimmten Her-ausforderungen verbunden, die behandelt werden müssen. Ökonomische, technische und sozi-ale Kriterien müssen in Betracht gezogen werden bei der Wahl geeigneter städtischer Abfall-wirtschaftsysteme. Begrenzte finanzielle Möglichkeiten, Mangel an öffentlichem Bewusstsein und ein schwaches Wirtschaftssystem sind manchmal verantwortlich für die Wahl eines schlechtes Abfallbehandlungssystems, mit kurzsichtigen und über die Jahren teuren Entschei-dungen statt langfristigen und vernünftigeren Entscheidungen. Wetterbedingungen und die Knappheit an Land in Stadtnähe sind besondere Herausforderungen. Das Entscheidungsinstru-mentarium DMT macht die Identifizierung von Schlüsselfragen nötig für die Formulierung eines nachhaltigen Abfallwirtschaftskonzepts und für die Wahl eines technisch-, ökonomisch- und sozial-akzeptierbaren Abfallwirtschaftssystems, das besonders geeignet ist für tropische Klimate. Die Ergebnisse der DMT-Daten-Analyse bietet eine faire Auswertung für ein adäquates integ-riertes Abfallbehandlungssystems. Wenn einmal ein System identifiziert wurde, werden weitere Studien bezüglich Umsetzbarkeit und Anwendbarkeit nötig sein. Jedoch wird die Notwendig-keit, ausführliche Studien am multiplen Szenarien durchzuführen, minimiert, was erhebliche Ersparnisse für die Stadtverwaltung bedeutet. Eine Feasibility-Study und ein Masterplan haben zu folgen, um die standortspezifischen und Finanzierungsfragen zu klären sowie die Auswahl der spezifischen Anlagentechnik zu definieren. ; Abstract Developing and emerging tropical Asian countries have encountered fast urban development due to the migration of farmers seeking a better life in the city. This resulted in a lack of appro-priate infrastructure and inappropriate social services in many cities. Municipal solid waste management is no exception and is in fact often placed at the bottom of the list of priorities for the cities' appropriate urban management plans since laws and regulations must first be for-mulated and implemented. The problem of unmanaged municipal solid waste certainly leads to air pollution, disease, and to soil and water contamination. These problems in tropical climates are compounded with high temperature, high-level humidity, heavy rainfall and frequent flooding. Stagnant water and leachate from waste quickly become the breeding grounds of in-sects, rodents and bacteria, thus creating a health hazard for workers and local populations. Moreover, water and groundwater contamination may lead to serious environmental degrada-tion with direct impacts on water supplies, and in the fast degradation of agricultural products, the backbone of most tropical Asian countries. Many cities still allow or tolerate dumping of waste in uncontrolled sites, and open burning that disperses particulates that most likely contain dioxins and furans. Even with increasingly scarce land availability within or in proximity of the cities, sanitary landfill is still the most often cho-sen disposal method around Asia because of its lower cost when compared to modern treatment systems. Yet, most of these landfill sites do not have proper lining, daily covering, methane recovery devices, leachate control systems, nor do they have long-term closure and monitoring plans, which implies short and long-term hazards. Some municipalities opted for incineration, which usually entails high operation and maintenance costs because of the need for supple-mental fuel and often-inappropriate running conditions. Although tropical conditions appear to favor certain disposal systems such as composting, appropriate technology needs to be identi-fied in order to reduce operation and maintenance costs while ensuring good quality outputs; compost plants have often been closed because of poor quality products due to the high content of plastic and glass particulates in the finished product. Tropical Asian cities are now required to identify affordable and sustainable solutions for the management of their increasing amount of waste generated daily, while ensuring minimal environmental impact, social acceptance and minimal land use. The purpose of this dissertation was to develop a user-friendly decision-making tool for public administrators and government officials in tropical Asian developing and emerging cities. This tool was developed based on a list of selected decision-making issues necessary in making an informed decision. The decision-making tool is to be used by decision-makers in making a pre-liminary assessment of a most appropriate waste management and treatment system for their municipality. Tropical Asian cities must consider a number of issues when deciding on their waste management plan such as the continuously changing quantum and composition of waste associated with the increasing population and income per capita, the high humidity levels, and the often-limited financial resources. Other determinant factors include legal, political, institu-tional, social and technical issues. Furthermore, administrators must realize the importance of each stage involved in waste management, which includes waste generation, collection, trans-port, waste characteristics, disposal and treatment. To better understand the complexity of the issues involved in tropical Asian municipalities, the city of Bangkok, Thailand's largest city and capital, was selected as a case study for the management of its 9,000 tonnes of waste gen-erated daily. Numerous interviews, meetings along with the review of documents, reports and site visits offered an inside view of the tropical city's various decision-making issues towards its waste management plan, and examine specific problems encountered by the city's decision-makers. The review and analysis of the decision-making issues involved in Bangkok's waste management plan showed how the decision-making tool can be used in various Asian tropical cities. In conclusion, waste management in an emerging tropical country involves specific challenges that need to be addressed. Economical, technical and social criteria need to be fully understood as to capacitate government officials in the selection of the most appropriate urban waste man-agement system. Limited budgets, lack of public awareness and poor systems' management often cloud decision-makers in choosing what appears to be the best solution in the short term, but more costly over the years. Weather conditions and scarcity of land in proximity of the city make waste management especially challenging. The decision-making framework offers a tool to decision-makers, as to facilitate the understanding and identification of key issues necessary in the formulation of a sustainable urban waste management plan and in the selection of a tech-nically, economically and socially acceptable integrated MSW management system. A detailed feasibility study and master plan will follow the preliminary study as to define the plant´s specifications, its location and its financing.
Inhaltsangabe:Einleitung: 'Ein Schlachtfeld, das scheint für einige Reporter so etwas zu sein wie ein Abenteuerspielplatz, illuminiert von einem Feuerwerk, ein aufregendes Lichterspiel mit einer bombigen Geräuschkulisse. Das Bild vom Kriegsreporter, das in den Köpfen mancher meiner Kollegen irrlichtert, sieht ungefähr so aus: Lederjacke, düsterer Blick, der sagt: ,Ich habe schon so ziemlich alles gesehen', dazu noch ordentlicher Alkoholkonsum, Whiskey natürlich passend zu rauen Stimmen und den drei Scheidungen, die der ,verdammte Beruf' halt so mit sich gebracht hat. Andere verstehen das Wort vom Kriegsspiel allzu wörtlich. Sie meinen, ein Kurzeinsatz in Afghanistan könne sie von der angeblichen Langeweile der Regionalberichterstattung erlösen, wenn auch nur für drei Wochen. Schließlich gibt es noch jene Kollegen, die glauben, durch einen Einsatz als Kriegsreporter ihre Karriere beschleunigen zu können. Gerade die letzteren sind nicht wenige.' (Armbruster 2007; ARD-Kriegsreporter vor dem zweiten Irakkrieg in Bagdad). Mythische Vorstellungen über das Berufsbild des Krisen- bzw. Kriegsreporters gibt es nicht nur auf Seiten der Journalisten, sondern auch auf Seiten der Rezipienten medialer Informationen aus weltweiten Kriegsgebieten: Kriegsreporter gelten als ,coole' Helden in weißen Hemden, die im mutigen Alleingang an der Front leben und arbeiten - weit entfernt von der sicheren Heimat. Sie haben keine Angst und scheuen sich nicht, nur ,bewaffnet mit einem Presseausweis' im Schützengraben zu liegen, um unter Einsatz ihres eigenen Lebens ,live' für ,ihr' Publikum aus dem Ausland Bericht erstatten zu können. Für Kriegsreporter ist der Ausnahmezustand Normalzustand. Ihre Arbeit ist ein ständiger Adrenalin-Kick. Kehrt der Kriegsreporter in seine Heimatredaktion zurück, bringt der Auslandseinsatz unter Gefechtsbedingungen einen Karriere-Kick, heißt es. Im Extremfall stirbt der Kriegsreporter einen ,heroischen', weil unschuldigen und öffentlichen Tod, denn Kriege werden oftmals zu globalen Medienereignissen stilisiert. Vielleicht sind es gerade die außergewöhnlichen Arbeitsbedingungen im Krieg und Verantwortlichkeiten des Kriegsreporters, die die mythischen Elemente im Selbstbild dieser Profession begründen. Weil Krieg für Rezipienten aus Westeuropa häufig ein von der Heimat weit entferntes Spektakel ist, fungieren Kriegsberichterstatter als die einzigen Augenzeugen vor Ort mit öffentlichem Informationsauftrag. Sie tragen außerhalb des heimatlichen Einflussbereiches der Rezipienten dafür Sorge, dass das Publikum in der Heimat wie ,selbstverständlich' von den kriegerischen Auseinandersetzungen im Ausland erfährt. Als Spezialkorrespondenten im Ausland sind Kriegsreporter oft die Ersten, die am Ort einer Katastrophe eintreffen. Ihr Einsatz im Kriegsgebiet zählt zu den gefährlichsten und schwierigsten Auslandseinsätzen eines Journalisten. Momente und Bilder von Tod, Barbarei und Sinnlosigkeit gehören von Berufs wegen zu ihrem riskanten Arbeitsalltag. Sprachlosigkeit können sich Kriegsreporter angesichts der Omnipräsenz von Tod und Gewalt aber nicht leisten, denn ,Krieg' ist ein Wort, das die Agenda der Medien tagtäglich dominiert. Mit seiner Dominanz wächst die Nachfrage der Rezipienten nach vertrauenswürdigen Informationen aus dem Ausland, die durch eine Orientierung bietende Kriegsberichterstattung gestillt werden muss. Für viele Menschen beginnen Kriege zudem erst dort, wo die Medien auftreten. Eine professionelle und unabhängige Kriegsberichterstattung ist besonders wichtig, weil Kriegsberichterstattung nicht nur für die Strukturierung der Realität des Rezipienten und für seine Vorstellungen von der Welt von besonderer Relevanz ist, sondern auch dafür, wie die am Krieg beteiligten Länder, Völker und Politiker massenmedial wahrgenommen werden. Weil Kriegsparteien die Macht der Medien erkannt haben, wirkt diese Tatsache unmittelbar auf die Kriegsberichterstatter zurück. So reagieren die Kriegsparteien mit einem immer professioneller ausgestalteten Informationsmanagement und versuchen, die Nachfrage nach Informationen mit möglichst produktionsgerechtem Informationsmaterial oder durch mediengerechte Inszenierung von Ereignissen zu befriedigen. Zu den besonderen Herausforderungen eines Kriegsberichterstatters gehört es folglich, den Überblick in Zeiten der desorientierenden Informationsflut und der Instrumentalisierungs- und Abschirmungsversuche zu bewahren. Im Sinne des allgegenwärtigen journalistischen Objektivitäts-Primats müssen Journalisten auch unter verschärften Arbeitsbedingungen im Kriegsgebiet nach der ,Wahrheit' suchen. Gleichzeitig müssen die Kriegsreporter die Erwartungshaltungen der Redaktionen und des Publikums im Rahmen ihrer Berichterstattung erfüllen, die sich in Abhängigkeit von den Tendenzen und Trends in der Auslandsberichterstattung des 21. Jahrhunderts herauskristallisieren. Verstärkte Kommerzialisierungstendenzen und technologische Innovationen haben seither einen markanten Einfluss auf die Art der journalistischen Berichterstattung und erhöhen nicht nur den Selektions- und Aktualitätsdruck, sondern provozieren vor allem scharfe Kritik am Journalismus. Ereignisorientierung statt Hintergrundberichterstattung, Abhängigkeit vom militärischen Informationsmanagement, Spekulationen statt Fakten, überflüssige oder übertrieben-dramatische Berichterstattung lauten häufige Vorwürfe im speziellen Kontext der Kriegsberichterstattung (vgl. Löffelholz 2003, S. 11). In Anbetracht der verschärften Arbeitsbedingungen und Herausforderungen im fernen Ausland ist es nachvollziehbar, dass Kriegsreporter zu den prominentesten Journalisten zählen und diese ,Sonderform' der journalistischen Auslandsberichterstattung viele Klischees und Mythen hervorgebracht hat. Das mythische Bild vom Kriegsreporter ist auch im 21. Jahrhundert noch existent, weil der Forschungsstand speziell rund um die Person des Kriegsberichterstatters als rudimentär subsumiert werden kann. Nach Beham ist die Kriegsberichterstattung selbst in der Journalistenausbildung eine 'terra incognita' (Beham 1996, S. 234). Statt wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen zu den Rahmenbedingungen des journalistischen Kriegseinsatzes und den Urhebern der ausländischen Berichte existieren primär (kommerzielle) Berichte von einzelnen Kriegsreportern in Tagebuchform über ihre Arbeit im Kriegsgebiet. Es ist auffallend, dass sich zahlreiche Studien allgemein dem journalistischen Berufsstand an sich widmen, die wenigen Studien im speziellen Kontext der Kriegsberichterstattung den Journalisten selbst aber regelmäßig ausblenden. Die Mehrzahl dieser analytischen Studien beschäftigt sich nicht mit dem Kommunikatorverhalten, sondern mit dem Rezipientenverhalten (vgl. Bentele 1993, S. 121 f.). Hinzu kommt, dass die wenigen Kommunikatorstudien entweder den Auslandsberichterstatter allgemein fokussieren (siehe z. B. Hahn et al. 2008) und ihn nur an einzelnen Nachrichtenplätzen erforschen (siehe z. B. Mükke 2009) oder sich lediglich mit speziellen Kriegsreportern wie den ,Embedded Journalists' auseinandersetzen (siehe z. B. Kryszons 2007; Richter 1999). Zwar haben die Kriegserfahrungen der jüngsten Vergangenheit das Thema Kriegsberichterstattung mit neuer Dringlichkeit auf die wissenschaftliche Agenda gesetzt (vgl. Daniel 2006, S. 8), jedoch wirft sie aufgrund der oben beschriebenen Lücken in der Forschung (,gap of research') auch im Jahre 2010 noch eine Reihe von zu untersuchenden Fragen auf (vgl. Kleffel 1994, S. 76). Forschungsgegenstand dieser Arbeit sind daher die Protagonisten, die im Kern des Verhältnisses von Medien und Krieg an verschiedenen Kriegsschauplätzen weltweit stehen. Aus einer akteurszentrierten Perspektive sollen deutschsprachige Kriegsberichterstatter als Berufskommunikatoren näher beleuchtet werden, die vor Ort in weltweiten Kriegsgebieten arbeiten. Die vorliegende explorative Untersuchung ist als eine Fallstudie der Kommunikatorforschung zu verstehen. Forschungsziel ist, Erkenntnisse über deutschsprachige Kriegsberichterstatter und die Rahmenbedingungen ihrer Arbeit vor Ort sowie vor und nach ihrem Kriegseinsatz zu gewinnen. Dazu sollen die theoretischen Behauptungen in der Literatur durch einen Vergleich der Aussagen von Praktikern in Bezug auf personenbezogene Dispositionen sowie Arbeitsweisen und Arbeitsumstände angereichert werden, um etwaige Tendenzen innerhalb eines weltweiten Kontextes aufzeigen zu können. Die zum Vergleich benötigten Daten werden mittels einer Befragung von deutschsprachigen Kriegsberichterstattern gesammelt, durch die der Zielgruppe die Gelegenheit gegeben wird, individuelle Meinungen bzw. Einstellungen zu äußern sowie Überzeugungen, Verhaltensweisen und personenbezogene Eigenschaften darzulegen. Die folgenden Forschungsfragen, die den Fokus insbesondere auf Selbstwahrnehmung, Meinungen und Verhaltensweisen der Kriegsreporter legen, spezifizieren das Forschungsziel und verdeutlichen, welche Aspekte in der vorliegenden Studie von zentralem Interesse sind: Personenbezogene Dispositionen: Wie sieht das Profil der befragten deutschsprachigen Kriegsberichterstatter aus? Welches Motiv bewegt den Journalisten, als Kriegsreporter vor Ort arbeiten zu wollen? Welches Rollenbild hat der Journalist in Bezug auf seine Aufgabe im Kriegsgebiet? Arbeitsumstände: Wie sind die infrastrukturellen und logistischen Arbeitsbedingungen vor Ort zu bewerten? Wie lässt sich das Verhältnis der Kriegsberichterstatter untereinander charakterisieren? Welche Rolle spielt die Heimatredaktion für den Kriegsreporter vor Ort? Wie lässt sich das kommunikative Verhältnis zwischen Heimatredaktion und Kriegsreporter vor Ort beschreiben? Hat die Heimatredaktion eine Ordnungsfunktion inne? Welche Vor- und Nachsorgemaßnahmen werden getroffen? Welche physischen und psycho-sozialen Gefahren birgt der Einsatz im Kriegsgebiet? Arbeitsweisen: Wie generieren die Journalisten ihr Fachwissen über das Einsatzgebiet? Aus welchen Quellen gewinnt der Reporter seine Informationen und wie überprüft er deren Vertrauenswürdigkeit? Wie häufig werden unverifizierte Informationen weitergeleitet? Welche Meinung vertritt der Reporter in Bezug auf kontrovers diskutierte visuelle und verbale Darstellungsoptionen in seinen Kriegsberichten? Zur Beantwortung der Forschungsfragen ist die Arbeit in fünf Kapitel gegliedert. Nach der Einleitung (I.) wird in Kapitel II. das theoretische Fundament zum Verständnis von Kriegsberichterstattung gelegt. Weil Kriegsberichterstattung zur Auslandsberichterstattung gehört, liefert Kapitel II.1. zunächst eine kurze Einführung in dieses Feld, damit in Kapitel II.2. die Kriegsberichterstattung als eine ,Sonderform' der Auslandsberichterstattung verortet und näher beleuchtet werden kann. Kapitel III. skizziert praktische Implikationen der Kriegsberichterstattung und bildet mit der Fokussierung der besonderen Modalitäten vor (III.1.), während (III.2.; III.3.; III.4.) und nach (III.5.) dem journalistischen Einsatz im Kriegsgebiet den Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit. In Kapitel IV. wird die empirische Untersuchung vorgestellt (IV.1.) und ein exklusives Meinungsbild von weltweit tätigen Kriegsreportern präsentiert und diskutiert (IV.2.), um die forschungsleitenden Fragestellungen in der Einleitung zu beantworten. Die Arbeit schließt mit einem Fazit (V.), in dem das Ziel der Arbeit rekapituliert und der Versuch unternommen wird, Empfehlungen für die künftige Praxis der Kriegsberichterstattung zu geben.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: AbbildungsverzeichnisVII AbkürzungsverzeichnisVIII AnhangsverzeichnisIX I.Einleitung1 II.Theoretische Grundlagen der Auslandskorrespondenz6 1.Auslandsberichterstattung6 1.1Einführung: Bedeutung der Auslandsberichterstattung6 1.2Tendenzen und Trends: Auslandsberichterstattung heute8 1.3Selbstdefinition: Rollenbilder von Auslandskorrespondenten11 2.Kriegsberichterstattung14 2.1Spezialkorrespondent: Der Kriegsberichterstatter14 2.2Beruf Kriegsreporter: Mythen und Motive16 2.3Dilemma: Wahrheit und Objektivität im Kriegsgebiet19 III.Praxis der Kriegsberichterstattung22 1.Vorbereitung: Verantwortlichkeiten und Sicherheit22 1.1Verantwortung: Einsatzorganisation und Vorsorgemaßnahmen22 1.2Formalien: Bürokratische Modalitäten25 1.3Sicherheit: Potenzielle Gefahren vor Ort26 2.Produktion: Freiheitsgrade und Einflussnahmen28 2.1Reisen und Unterkunft: Infrastruktur und Logistik28 2.2Recherche: Informationsquellen und -gruppen30 2.3Hürden der Pressefreiheit: Propaganda und Zensur32 2.4Kommunikation: Das Verhältnis der Reporter zur Redaktion35 2.5Arbeitsklima: Die Beziehung der Reporter untereinander36 3.Inhalte: Auswahl und Thematisierung39 3.1Kriegsberichte: Einflussfaktoren auf Inhalte39 3.2Angstpotenzierung: Das Dilemma der Terrorberichterstattung41 4.Darstellung: Visualisierung und Verbalisierung44 4.1Selbstzensur: Ethische Fragen der Bilddarstellung44 4.2Sprache: Problematik der Polarisierung und Dämonisierung46 5.Nachbereitung: Verdrängung und Verarbeitung50 5.1Trauma: Psycho-soziale Risiken des Berufes50 5.2Betreuung: Fürsorgepflicht der Redaktion53 IV.Befragung deutschsprachiger Kriegsreporter weltweit55 1.Methodik: Das Untersuchungsdesign55 1.1Untersuchungsinstrument: Die Befragung55 1.2Operationalisierung: Konzeption des Fragebogens59 1.3Zielgruppe: Bildung der Stichprobe63 1.4Feld-Phase: Durchführung der Befragung65 1.5Analyse: Auswertung der empirischen Daten66 2.Untersuchungsergebnisse: Präsentation und Diskussion67 2.1Profil deutschsprachiger Kriegsberichterstatter67 2.1.1Soziodemographische Angaben und Berufserfahrung67 2.1.2Motive für den Beruf des Kriegsreporters71 2.1.3Rollenverständnisse der Reporter vor Ort75 2.2Vorbereitung79 2.2.1Vorsorge- und Sicherheitsmaßnahmen79 2.2.2Wissensaneignung über das Einsatzgebiet82 2.3Produktion84 2.3.1Aufenthaltsdauer der Reporter vor Ort84 2.3.2Infrastrukturelle und logistische Arbeitsumstände85 2.3.3Informationsquellen und Informationsüberprüfung86 2.3.4Arbeitsklima der Reporter vor Ort92 2.3.5Rolle der Heimatredaktion im Kriegszustand95 2.3.6Kommunikation zwischen Heimatredaktion und Reporter97 2.4Inhalte und Darstellung98 2.4.1Individuelle inhaltliche Kriterien der Reporter98 2.4.2Kriegsreporter als Multiplikatoren des Terrors102 2.4.3Selbstzensur des Reporters zum Schutz der Rezipienten104 2.5Nachbereitung107 2.5.1Durchlebte Gefahrensituationen der Reporter107 2.5.2Psycho-soziale Einsatz-Folgen und Unterstützung109 2.6Zusammenfassende Betrachtung113 V.Fazit Kriegsreporter zwischen Mythos und Arbeitsrealität118 Literaturverzeichnis123 Anhang143Textprobe:Textprobe: Kapitel 2.2, Beruf Kriegsreporter: Mythen und Motive: Im Kontext des übermittelten Mythos ziehen es Kriegsberichterstatter vor, sich als Einzelkämpfer zu präsentieren, die zu Helden werden können, indem sie den Tod eines unschuldigen Kriegsberichterstatters sterben oder entsprechende heroische Taten vollbringen. Befördert wurde die mythische Betrachtungsweise der Person des Kriegsreporters dadurch, dass er zu damaliger Zeit traditionsgemäß aus der Oberschicht oder den oberen Mittelschichten stammte und damit auch oftmals aus der gleichen sozialen Schicht wie die angesehenen Offiziere der damaligen Truppen, die ihn begleiteten. Überlappende Bekanntschaftskreise und geteilte Männlichkeitsvorstellungen sowie Ehrenkodizes verfestigten das Verhältnis zwischen den militärischen Befehlshabern und den Kriegsberichterstattern zusätzlich. Kriegsberichterstatter waren 'Gentlemen unter Gentlemen' (Daniel 2006, S. 13), die den Kontakt mit einfachen Soldaten mieden und privilegiert mit Diener, Pferd und Wagen reisten. Erst um 1900 sei diese elitäre Gruppe der Kriegsberichterstatter mit einem weniger elitären Typus konfrontiert worden, der später als ,freelancer' bezeichnet wurde. Sein vorrangiges Ziel ist es gewesen, durch seine Berichte vom Schlachtfeld Karriere zu machen (Vgl. ebda.): 'Sie brachten einen neuen, von der Generation der Älteren und Erfahrenen nicht goutierten Stil in die Korrespondentenschar, da sie sich ihren Namen erst noch machen mussten und deswegen die einvernehmlichen Umgangsweisen zwischen Korrespondenten und Militärs durch Umgehen von Zensurvorschriften und ähnliches störten.' (Daniel 2006, S.13). Zwar habe sich im Verlaufe des 20. Jahrhunderts die soziale Einzugsbasis beider Berufsgruppen erweitert, durch die sich der 'soziale Konnex zwischen Offizierskorps und Journalisten' (ebda.) auflöste, dennoch ist der Mythos Kriegsreporter auch heute noch beständig. Nach Klein und Steinsieck sind die um das Berufsbild kursierenden Mythen insbesondere im Zusammenhang mit dem damals gängigen Bild des 'archetypischen' (Klein/Steinsieck 2006, S. 9) Kriegsberichterstatters, welches sich auf einer fortwährend suggerierten Kompetenz und Glaubwürdigkeit gründen würde, auch heute nicht überholt. Klein und Steinsieck sind überzeugt, dass Kriegsberichterstatter auch im 21. Jahrhundert noch bemüht sind, Vertrauen aufzubauen, indem sie ein spezifisches Bild von ihrer Persönlichkeit und ihrem Beruf zu vermitteln versuchen. In autobiographischen Diskursen würden Kriegsreporter deshalb vorzugsweise ihre unmittelbare Augenzeugenschaft vor Ort betonen, mit dem Ziel, ihre Glaubwürdigkeit auf diese Weise nachhaltig unterstreichen zu können. In diesem Zusammenhang würden Kriegsreporter mit Vorliebe nicht über ihren Alltag, der meist eher langweilig sei, sondern vor allem von außergewöhnlichen Momenten erzählen, in denen sie als Kriegsreporter selbst im Mittelpunkt explosiver Gewalt stünden. (Vgl. ebda.) Kriegsreporter Pedelty argumentiert in ähnlicher Weise die mythischen Elemente im Selbstbild seiner Profession: 'The mythological core of press corps culture contains a shared narrative of adventure, independence, and truth that imbues the correspondents` heavily controlled practice with sense of magic and purpose. The myths become anodynes, narcotic fantasies (and ?phalluses?) which assuage the pangs of mundane, difficult, and disciplined labor.' (Pedelty 1995, S. 39). Spekuliert werden kann, ob mit dieser bewussten Betonung der persönlichen Augenzeugenschaft ein Grund für den klischeegeprägten Mythos des beinahe unverwundbaren und coolen Berichterstatters gegeben ist (vgl. Hoff 2008), 'der notfalls abends an der Bar die gruseligen Bilder des Tages herunterspült' (Staun 2010; vgl. auch Hoff 2008). Darüber hinaus hat aber auch die Frage nach Beweggründen für die persönliche Grundsatzentscheidung des Journalisten aus einem Kriegsgebiet zu reportieren und damit das eigene Leben bei der Berufsausübung zu riskieren, schon viele Spekulationen befördert: Ist es 'Sensationsgier, Effekthascherei, um durch Heldentum seiner Karriere einen Schub zu verpassen?' (Armbruster 2008, S. 55) Doch neben den eigentlichen Motiven sind auch die Charakterzüge eines Kriegsreporters wichtig. Brase (2008, S. 42), selbst Kriegsreporter im damaligen Kosovo-Krieg, mahnt eindringlich: 'Der Einsatz in einem Krisengebiet ist nichts für Zartbesaitete, genauso wenig wie der journalistische Einsatz etwas für Draufgänger und Abenteurer ist'. Eine ähnliche Ansicht vertritt Limbourg (2008, S. 171 f.), der als verantwortlicher Chefredakteur auch für die Auswahl von Kriegsreportern zuständig ist: 'Bei Kriseneinsätzen gilt: viele Kollegen fühlen sich berufen – wenige sind ausersehen. Natürlich wissen Reporter, dass bei einem gelungenem Einsatz Ruhm und Ehre warten. Die Aufmerksamkeit von Redaktion und Chefs ist sicher. Tägliche Präsenz in den Hauptnachrichten ist gewiss. Man kann es sogar selbst zum Medienereignis bringen [...] Aber im Vordergrund müssen immer der Journalismus und die Geschichte stehen. Lawrence of Arabia-Darsteller und Bruce Willis-Imitate sollen schön zu Hause bleiben. An der Front braucht es den besonnenen Kollegen'. Verantwortliche Entscheidungen bei der Rekrutierung von Kriegsreportern sind folglich auch auf Redaktionsseite notwendig, die feststellen sollte, ob die Charakterzüge und Motive eines Journalisten nicht im Widerspruch zum eigentlichen öffentlichen Informationsauftrag stehen. Allerdings werfen manche selbstkommunizierten Motive von Kriegsreportern Fragen in Bezug auf die Eignung des Journalisten für die Besetzung des Auslandpostens auf. Wenig kritisch reflektiert erscheint beispielsweise das Motiv von Kriegsreporter Judah, der offen zugibt, primär den Wunsch nach einem Ausbruch aus der alltäglichen Arbeitsroutine der Heimatredaktion verspürt zu haben und im Rahmen eines 'Spaßfaktors' auch persönlich dabei sein wollte, wenn Geschichte geschrieben wird: 'I became a journalist because I wanted to see history being made, and I certainly didn`t want to while away my working years behind a flickering screen in an office while everyone else had fun.' (Judah 2002, S. 39) Ebenso offenbart der junge Kriegsreporter Reichelt, was für ihn den 'wirklichen' Reiz an seinem Job ausmacht: 'Ich wollte schon immer da sein, wo Menschen Leid ertragen müssen. Warum? Die gute Antwort lautet: Um darüber zu berichten, etwas zu ändern, zu bewegen, einen Unterschied zu machen. Die nicht so gute Antwort ist, dass ich dachte, es wäre irgendwie cool. Cool, an Orten zu sein, an die sonst kein Mensch fahren würde. Man will wissen, wie viel Leid man ertragen kann. Es ist, als würde man die Hand über eine Flamme halten.' (Reichelt 2009, S. 49). Herkel (2000) sieht hinter dieser besonderen und riskanten Berufswahl den Wunsch mancher (junger) Journalisten, sich in der Redaktion etablieren zu wollen, indem ein spannender Kriegsbericht den lang ersehnten Karrieresprung einleiten und so der Redaktion zur erhofften Einschalt- und Leserquote verhelfen würde. Eine gute Quote aufgrund eines sensationellen Fotos oder ein Berichtes kann folglich auch unter Umständen bereits ,über Nacht' zum schnellen, persönlichen Profit des Kriegsreporters führen. Himmelstein und Faithorn (2002, S. 553) konstatieren, dass sich besonders am frühen Anfang des 21. Jahrhunderts viele junge Journalisten für den Job des Kriegsreporters beworben hätten: 'The wars in Afghanistan in 2001 and Israel/Palestine in 2002 produced a waiting list of young general assignment reporters who felt they could advance their careers by covering war'. Klein und Steinsieck kommen in ihrer Studie aus dem Jahr 2006 zu dem Schluss, dass die Motivation der Kriegsberichterstatter am Anfang und Ende des 20. Jahrhunderts Kontinuitäten aufweise. Motive der Kriegsreporter sind demnach 'in wesentlichen Punkten unverändert geblieben: Abenteuerlust, der Wunsch nach Anerkennung und die Hoffnung, Karriere zu machen.' (Klein/Steinsieck 2006, S. 4) Nach Auffassung von Himmelstein und Faithorn basieren die Motive für den Kriegseinsatz allerdings bei berufserfahrenen Reportern auf einem weitgefächerten Set von Beweggründen. Diese reichen von altruistischen bzw. empathischen Motiven für (unter anderem) das menschliche Leid im Kriegsgebiet bis hin zu Neugierde und dem Wunsch nach Lernen bzw. Wissenserweiterung in Zusammenhang mit kulturellen und geschichtlichen Ereignissen: 'Many top reporters share a conviction that their work has purpose, specifically that they can help their audience gain greater insight into the larger social meaning of the events they report. Their concern with the human condition and desire to contribute to its improvement whenever possible inevitably involve an underlying altruistic motive based in empathy for human suffering, ignorance and confusion. Other reporters have a more self-enhancing sense of purpose - for example, an intense curiosity and desire to learn about cultures and history - and consider the benefit their audiences may derive from their reporting to be a positive by-product of their primary motivation.' (Himmelstein/Faithorn 2002, S. 54).
Verfügbarkeit an Ihrem Standort wird überprüft
Dieses Buch ist auch in Ihrer Bibliothek verfügbar:
Die Inhalte der verlinkten Blogs und Blog Beiträge unterliegen in vielen Fällen keiner redaktionellen Kontrolle.
Warnung zur Verfügbarkeit
Eine dauerhafte Verfügbarkeit ist nicht garantiert und liegt vollumfänglich in den Händen der Blogbetreiber:innen. Bitte erstellen Sie sich selbständig eine Kopie falls Sie einen Blog Beitrag zitieren möchten.
Bücherschecks, datengestützte Schulentwicklung und ein 12-Punkte-Plan: Bildungsminister Steffen Freiberg sagt, wie er die Brandenburger Schüler aus dem Leistungstief holen will, was er jetzt vom Bund erwartet – und warum er die Wissenschaftlichkeit von PISA für unumstritten hält.
Steffen Freiberg (SPD), 42, war seit 2016 Bildungsstaatssekretär in Mecklenburg-Vorpommern, seit 2022 in Brandenburg. Nachdem Rücktritt von Britta Ernst wurde er dort im Mai 2023 Minister für Bildung, Jugend und Sport. Foto: Sophie Weise / Ganz in Weise.
Herr Freiberg, Sie wollen Bücherschecks für fast drei Millionen Euro an Brandenburgs Schüler verschenken. Ihr neues Mittel gegen Bildungsarmut?
Wir hatten noch Restmittel aus dem Bundesprogramm "Aufholen nach Corona", und damit die nicht verfallen, haben wir uns entschieden, sie zusammen mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels in ein Bücherprojekt für unsere Schülerinnen und Schüler zu stecken. Es gehört zu den wesentlichen Erkenntnissen der aktuellen PISA-Studie, dass die Förderung von Sprach- und Lesefähigkeit die zentrale Voraussetzung ist für den Kompetenzerwerb in allen anderen Fächern, einschließlich der Mathematik. Wir schenken den Schülern aber nicht einfach Bücherschecks.
Sondern?
Fast alle Schulen im Land, von der Grundschule bis zum Gymnasium, erhalten je nach Schülerzahl Schecks, angefangen mit 500 Euro für die ganz kleinen bis rauf zu 11.600 Euro für die ganz großen Standorte. Die Schulen entscheiden dann, was sie damit machen und wie sie diese Bücher zielgerichtet für die Verbesserung der Sprach und Lesefähigkeit auch im Rahmen schulischer Bildungsprozesse nutzen und dabei den individuellen Bedarf der Schüler berücksichtigen. Das ist also nicht als reines Freizeitvergnügen gedacht.
Und wenn die Schüler finden, dass sie einen Comic brauchen, einen Fantasy-Roman oder einen Sportalmanach?
Solange diese Bücher nach Meinung der Lehrkräfte eine sinnvolle inhaltliche Gestaltungsperspektive bieten, aus ihrer Sicht zum Lesen und Weiterdenken anregen, ist alles denkbar. Es geht vor allem um das Lesen lernen, über Lesen üben in allen Formen. Die empirische Bildungsforschung zeigt, dass Unterrichtsmaterialien dann einen besonderen Lernerfolg erzielen, wenn sie einen Bezug zur Lebenswelt der Schülerinnen haben. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Bücher den Kindern und Jugendlichen gehören. Ein trauriges Ergebnis verschiedener Befragungen besteht nämlich darin, dass es Schülerinnen und Schüler auch bei uns Brandenburg gibt, die nicht mehr als ein, zwei Bücher in der Familie besitzen.
Sie erwähnen gleich mehrfach die Bedeutung von Studien und Bildungsforschung. Auch in dem 12-Punkte-Plan, den Ihre Vorgängerin Britta Ernst (SPD) im Oktober 2022 vorgestellt hat, spielen wissenschaftliche Begleitung, Evaluation und eine datengestützte Schulentwicklung eine auffällig große Rolle. Warum?
Der letzte IQB-Bildungstrend ergab für die Brandenburger Neuntklässler bedrückende Ergebnisse. Und zwar quer durch alle Schulformen. Wir sehen, dass sich in den vergangenen zehn, 15 Jahren die soziale Schülerschaft verändert hat, nicht nur in Brandenburg, sondern bundesweit. Und das hat, anders als oft behauptet, wenig mit der Frage zu tun, ob die Schüler aus Einwandererfamilien stammen oder nicht. Der pädagogische Rückhalt in den Elternhäusern schwindet, gleichzeitig führt der Konsum digitaler Medien zu einem Mangel an Bewegung und Gesundheit. Hinzu kommt, dass die Schule ihre Rolle als gesellschaftliche Instanz teilweise eingebüßt hat – und damit auch der Respekt vor den Lehrkräften abnimmt. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklungen noch beschleunigt. Woraus folgt: Wenn wir die Lage verbessern wollen, braucht es mehr als die Aufwertung der Unterrichtsqualität. Es braucht einen umfassenden, wissenschaftsbasierten Ansatz, und den verfolgen wir mit unserem 12-Punkte-Plan: von der Stärkung der Basiskompetenzen in Deutsch und Mathematik über die sozialen Unterstützungssysteme an den Schulen bis zur Neuorganisation der Lehrkräftefortbildung. Für mich ist dabei klar: Die einzigen Menschen, die Unterricht verändern können sind diejenigen, die unterrichten. Unseren Lehrkräften müssen wir neben Anerkennung konkrete, praxistaugliche und unmittelbar verwendbare Unterstützung anbieten, bei Material und Fortbildung.
"Es kann pädagogisch schlicht nicht falsch sein, allen Schülern unabhängig vom eigenen Geldbeutel die Gelegenheit zu geben, sich nach ihren Interessen und ihrem Bedarf ein eigenes Buch auszusuchen."
So sehr Sie Daten und wissenschaftliche Empirie betonen: Die Bücherschecks für insgesamt fast drei Millionen Euro geben Sie raus, ohne anschließend sagen zu können, was die Aktion gebracht hat.
Weil ich überzeugt bin, dass die Lehrkräfte vor Ort am besten wissen, was ihre Schülerinnen und Schüler gebrauchen können. Wenn ich anfangen würde, hier vom Ministerium zentral Bücher zu bestellen, würden viele Schulen zu Recht fragen: "Und was sollen wir jetzt damit?" Ob man einen direkten Effekt der Aktion in einer Evaluation nachweisen könnte, weiß ich nicht. Es kann aber pädagogisch schlicht nicht falsch sein, allen Schülern unabhängig vom eigenen Geldbeutel die Gelegenheit zu geben, sich nach ihren Interessen und ihrem Bedarf ein eigenes Buch auszusuchen. Wer nicht richtig Lesen, Schreiben und Rechnen lernt, dem wird später die soziale, politische, wirtschaftliche Teilhabe nur eingeschränkt möglich sein. Klar ist, unsere Bücherschecks sind nur ein Baustein – und kein Allheilmittel. Anderes behauptet aber auch keiner.
Wie passt Ihre Überzeugung, dass die Lehrkräfte vor Ort am besten wissen, was richtig ist, zu Ihrer Strategie der datengestützten Schulentwicklung?
Wenn ich auf unsere Lehrerinnen und Lehrer höre, sagen die: Vom Wiegen allein wird die Sau nicht fett. Und das stimmt ja auch. Für das Messen um des Messens willen können wir den Kollegien den Aufwand nicht zumuten. Darum müssen wir immer genau wissen, wo wir was erheben. Wir tun das, was wir als Landesregierung brauchen, um unsere Schulpolitik daran auszurichten. Indem wir zum Beispiel die IQB-Bildungstrends oder die bundesweiten VERA-Vergleichsarbeiten durchführen. Wobei letztere bereits einen zusätzlichen Mehrwert für die Schulen bieten, auf den es ankommt. Noch mehr tun das die Individuelle Lernstandsanalysen in der Grundschule (ILeA), die wir in Brandenburg sehr konsequent einsetzen, wie einige andere Bundesländer auch. Die geben den Lehrkräften eine individuelle Rückmeldung zu ihren Schulklassen an die Hand, die Schulen können die Bildungsbiografien ihrer Schülerinnen und Schüler genau verfolgen und überlegen, wie sie ihnen mit welchen Mitteln gezielt helfen können. Das tun sie nicht allein, sondern die Schulleitungen stehen in einem regelmäßigen und strukturierten Austausch mit der Schulaufsicht – auf der Grundlage der Daten für jede einzelne Schule. Das minimiert die Gefahr, dass bestimmte Entwicklungen den Kollegien entgleiten, und umgekehrt werden positive Trends erkannt, honoriert, und es wird daraus gelernt.
Der Deutsche Philologenverband war neulich so verärgert über OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher und dessen Interpretation der PISA-Ergebnisse, dass der die Kultusminister zum Ausstieg aus dem internationalen Schulvergleich aufforderte – zumindest bis Schleicher seinen Posten geräumt hat. Was sagen Sie dazu?
Zu solchen Forderungen äußere ich mich nicht, nur so viel: PISA ist Teil der von der Kultusministerkonferenz (KMK) beschlossenen Strategie zum Bildungsmonitoring. Und solange dieser Beschluss der KMK gilt, werde ich mich an ihn halten. Das Prinzip der Wissenschaftlichkeit von PISA ist unumstritten und hängt nicht von den Äußerungen einzelner ab. Ich für meinen Teil habe erst neulich wieder aus dem Gespräch mit der deutschen PISA-Koordinatorin Doris Lewalter viele Erkenntnisse gezogen – etwa die bereits erwähnte, dass die Sprachförderung auch für die mathematischen Kompetenzen eine große Bedeutung hat.
Lange Zeit haben alle Brandenburger Schulen unabhängig von der Zusammensetzung ihrer Schülerschaft die gleiche Finanzierung bekommen. Das gerade zwischen Bund und Ländern vereinbarte "Startchancen"-Programm speziell für benachteiligte Schülerinnen und Schüler bedeutet auf Bundesebene nun einen Paradigmenwechsel. Wie vollziehen Sie den in Brandenburg?
Unserem 12-Punkte-Plan folgend haben wir auch bei uns im Land erstmals einen Sozialindex veröffentlicht, der alle unsere Schulen anhand von drei Kriterien nach ihrer sozialen Belastung einstuft, und zwar nach ihrer Inklusionsquote, nach dem Anteil von Familien mit Bürgergeldbezug und mit nichtdeutscher Familiensprache. Abhängig von ihrer Einstufung erhalten die Schulen jetzt in einem Pilotprojekt seit dem 1. Februar unterschiedlich hohe Budgets zur freien Verfügung für unterrichtsunterstützende und -begleitende Maßnahmen. Insgesamt 3,5 Millionen Euro übers Land verteilt pro Jahr. Wir sind natürlich noch am Anfang, anders als Hamburg, das seit Jahren so vorgeht, aber auch wir haben jetzt ein neues Instrument zur Verfügung, das künftig vermehrt zur Anwendung kommen soll. Die Brandenburger Schulen, die über das "Startchancen"-Programm gefördert werden sollen, werden wir zum Beispiel darüber auswählen, wobei da am Ende die Schulträger mit entscheiden, ob sie mitmachen wollen.
"Ich bin jetzt sehr zuversichtlich, dass es gelingen wird, den Digitalpakt 2.0 auf den Weg zu bringen."
Apropos "Startchancen"-Programm: Die Länder sollen das Bundesgeld, insgesamt eine Milliarde pro Jahr, zu gleichen Teilen gegenfinanzieren. Gehe ich richtig in der Annahme, dass die von Ihnen eingeführten Schulbudgets eine Art Vorauszahlung auf den Brandenburger Länderanteil sind?
Wie gesagt ist das bislang bei uns nur ein Pilotprojekt, die Gelder dafür sind also nicht dauerhaft im Haushalt vorgesehen. Wenn sich das ändert wäre es sicher so, dass das einzahlen würde auf unsere Kofinanzierung im "Startchancen"-Programm. Mir fallen aber noch weitere Maßnahmen für Schulen in sozial herausfordernde Lage ein, die wir schon vergangenes Jahr auf den Weg gebracht haben und die zu den "Startchancen" passen.
Parallel zu den "Startchancen" verhandelten Bund und Länder über die Fortsetzung des Digitalpakts. Allerdings aus Sicht der Länder lange so ergebnislos, dass in der KMK zwischenzeitlich sogar ein Junktim zwischen beiden Programmen diskutiert wurde: Eine Einigung bei den Startchancen nur gegen die Zusicherung, dass der Digitalpakt 2.0 auch kommt. Schnee von gestern?
Man kann in der Politik nie ganz sicher sein, bevor die Tinte trocken ist. Aber ich bin jetzt sehr zuversichtlich, dass es gelingen wird, den Digitalpakt 2.0 auf den Weg zu bringen. Ohne ihn würden wir den in den vergangenen Jahren erreichten Stand bei der digitalen Ausstattung der Schulen aufs Spiel setzen.
Es habe bei den Digitalpakt-Verhandlungen kurz vor der finalen Startchancen-Einigung "substanzielle Fortschritte" gegeben, lautete zuletzt die unter den Kultusministern vereinbarte Formulierung. In Ihrem 12-Punkte-Plan versprechen Sie, die Digitalisierung "als Verbesserung der Unterrichtsqualität und der individuellen Förderung" weiterzuentwickeln. Welche konkreten Forderungen haben Sie vor dem Hintergrund an den Bund?
Das Wichtigste ist eine langfristige, möglichst kontinuierliche Förderung der Schulen, außerdem die Möglichkeit, über die Anwendungsbereiche des Digitalpakt 1.0 hinauszugehen und dabei trotzdem nicht bürokratischer zu werden.
Der Bund fordert seinerseits, dass die Länder statt zehn diesmal 50 Prozent der Ausgaben tragen. Aus Ihrer Sicht vorstellbar?
Ich werde solche Forderungen nicht in der Öffentlichkeit bewerten, bevor wir als Kultusminister mit unserer Kollegin aus dem Bund am Tisch gesessen und darüber gesprochen haben. Das steht aber noch nicht an, jetzt verhandeln die Staatssekretäre über alle inhaltlichen Fragen, die finanziellen sind ausgeklammert, bis der Vereinbarungsentwurf die Ministerebene erreicht. Das war übrigens bei den Verhandlungen um den Digitalpakt 1.0 genauso.
"Wenn ich mir anschaue, mit welchen gewachsenen Strukturen jedes Bundesland umzugehen hat, kann ich nicht alles wegwischen und sagen: Alles Unsinn. Dann muss ich mit den Strukturen und den Menschen darin Stück für Stück in Richtung einer Verbesserung arbeiten."
Ehrgeizig ist Ihr 12-Punkte-Plan auch in Hinblick auf den Ganztagsausbau, um den ab 1. August 2026 geltenden Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung in der Grundschule zu gewährleisten. Laut erstem Ganztag-Förderbericht der Bundesregierung hat Brandenburg allerdings auch besonders großen Nachholbedarf. Nur 51 Prozent aller Grundschulen im Land boten demzufolge 2022 Ganztag, unter den 13 verglichenen Bundesländern der zweitschlechteste Wert, nur Baden-Württemberg lag noch deutlich darunter.
Meine Statistiken besagen, dass fast 96 Prozent unserer Erstklässler den Hort besuchen. Es kommt also auf die Klassenstufen an, von denen wir reden, bei uns ist die Betreuungsquote der unter 6- und 7-Jährigen traditionell sehr hoch. Hinzu kommt, dass sich die einzelnen Erhebungen sehr stark voneinander unterscheiden, was an den unscharfen Definitionen liegt. Sie dürfen nicht vergessen, dass in den ostdeutschen Ländern die Betreuung von Kindern im Grundschulalter nicht nur an der Grundschule stattfindet, sondern nachmittags immer schon im Hort. In Brandenburg und in Ostdeutschland insgesamt haben die Horte traditionell überwiegend den Charakter von Bildungseinrichtungen und sind daher konzeptionell sehr nahe an den Schulen, die als sogenannte verlässliche Halbtagsgrundschulen arbeiten. Das ist also eine Darstellungsfrage, zumindest an dieser Stelle. Insofern können wir uns jetzt gegenseitig mit Statistiken bewerfen und ich zum Beispiel anführen, dass Brandenburg unter den ostdeutschen Ländern den besten Betreuungsschlüssel im Kindertagesbereich hat. Unsere Abdeckung mit Kitaplätzen ist also im Gegensatz zu dem, was die im Bericht der Bundesregierung angeführte Statistik nahelegt, sehr vorzeigbar, gerade im Vergleich zu den Herausforderungen in manchem westdeutschen Bundesland, wo die flächendeckende Kindertagesbetreuung nicht überall gelebte Praxis war. Aber natürlich haben auch wir an manchen Orten einen Mangel, und an dem arbeiten wir.
Als Sie vergangenes Jahr Vorsitzender der Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) waren, haben Sie und die damalige KMK-Präsidentin Katharina Günther-Wünsch dafür gesorgt, dass JFMK und KMK erstmals zusammen getagt und gemeinsame Beschlüsse gefasst haben, auch zur Qualität im Ganztag. Was allerdings fehlte, war ein Plädoyer für den gebundenen Ganztag: also den sich über den Tag hinweg ziehenden Wechsel zwischen Schulunterricht, Selbstlernphasen, Freizeitangeboten und wieder Unterricht – was viele Bildungsexperten favorisieren.
Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Klar, wenn ich am Reißbrett ein Ganztagssystem planen und aufbauen könnte, käme ich vermutlich sehr schnell beim gebundenen Ganztag an. Wenn ich mir aber anschaue, mit welchen gewachsenen Strukturen jedes Bundesland umzugehen hat, kann ich nicht alles wegwischen und sagen: Alles Unsinn. Dann muss ich mit den Strukturen und den Menschen darin Stück für Stück in Richtung einer Verbesserung arbeiten. Was hier in Brandenburg die Schulen, die Horte und ihre jeweiligen Träger umfasst.
Der Anlass für den 12-Punkte-Plan waren die enttäuschenden Leistungen der Brandenburger Schüler vor allem beim Bildungstrend. Wann werden sich all die ergriffenen Maßnahmen denn in besseren Leistungen bemerkbar machen?
Dass sich schon im nächsten Bildungstrend für Mathematik etwas zeigt, weiß ich nicht, da will ich keine Prognose abgeben. Aber wir sprechen ständig mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, gleichen unsere Maßnahmen immer wieder mit ihren Erkenntnissen ab, und insofern bin ich überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dass der sich in den Kompetenzmessungen der einzelnen Schüler möglichst bald bemerkbar macht, hoffe ich natürlich sehr.
Weil Sie als Minister dann gut dastehen?
Nein, weil die Schülerinnen und Schüler dann für ihr weiteres Leben gut dastehen.
Kostenfreien Newsletter abonnieren
In eigener Sache: Bitte die Unterstützung dieses Blogs nicht vergessen
Aus der Einleitung: Die aktuelle politische, soziale und ökonomische Situation in Subsahara-Afrika: Afrika -– was wissen wir über Schwarzafrika, also über das Gebiet südlich der Wüste Sahara? Welche Informationen erreichen uns über Printmedien, Rundfunk, Film und Fernsehen, die uns Auskunft über das Leben und die tägliche Wirklichkeit in den Ländern dieser Region geben. Welche davon sind real und welche durch Antizipation von Interpretationen und Schlussfolgerungen gefärbt und damit möglicherweise nicht vollständig zutreffend? Schwarzafrika - ein unmoderner, weil politisch unkorrekter Begriff, bezieht er sich doch nicht etwa auf geografische Gegebenheiten, sondern nur auf die dunklere Hautfarbe der dort lebenden Menschen und wirkt dadurch sprachlich diskriminierend. Die vorliegende Arbeit bezieht sich in ihren Ausführungen ausschließlich auf diejenigen Staaten, die südlich unterhalb der Sahara-Grenzlinie liegen, und so werden im Folgenden die von einer geografischen Etymologie geprägten Ausdrücke 'Subsahara-Afrika' beziehungsweise 'subsaharisches Afrika' oder 'Afrika südlich der Sahara' verwandt. Die Beschränkung auf diesen Teil des afrikanischen Kontinents und mithin die inhaltliche Aussparung der nordafrikanischen Staaten Ägypten, Lybien, Tunesien, Algerien und Marokko, inklusive des durch Marokko annektierten Gebietes der Westsahara, erfolgt aus folgenden Überlegungen: Zum einen weisen die sechs genannten Länder durch ihre Lage als Mittelmeeranrainer mit entsprechender Anbindung an westliche Standards eine stark durch europäische Strömungen gefärbte Struktur der Staatsführung und Gesellschaftsorganisation auf. Diese hebt sich von denjenigen Strukturen der übrigen Länder Afrikas, eventuell mit Ausnahme einiger weniger Staaten wie zum Beispiel Südafrika, ab. Des Weiteren entspricht diese Gebietsbegrenzung auf das subsaharische Afrika durchaus dem allgemeinen Standard in der einschlägigen Fachliteratur in Forschung und Lehre. Hinzu kommt, dass diese Unterteilung zwischen Nordafrika und SSA dem theoretischen wie praktischen Ansatz der meisten internationalen Organisationen entspricht und in Verbindung mit einem internen und offiziellen Sprachusus als legitime und gebräuchliche Kategorie anerkannt ist. Damit sollen, auch im Rahmen dieser Arbeit, bestimmte Bestrebungen und aktuelle Tendenzen einer panafrikanischen Politik nicht ignoriert werden, die eine Zusammenführung, ein einheitliches, alle afrikanischen Staaten und ihre BürgerInnen integrierendes Agieren und Auftreten, im internen wie im translateralen Kontakt zum Ziel haben. Denn das Engagement, beispielsweise der 'African Union (AU)' , kommt nicht zuletzt der Förderung der Interessen subsaharischer Staaten zugute. Afrika -– was wissen wir tatsächlich über SSA? Hunger und Unterernährung, Kriege und Konflikte, Mangelwirtschaft und Rechtlosigkeit, Krisen und Katastrophen sind nur einige der vielen Stichwörter, die Menschen weltweit in den Sinn kommen, wenn sie nach ihren Vorstellungen von den gesellschaftlichen, politischen und sozialen Realitäten des afrikanischen Kontinents, insbesondere den subsaharischen Bereich betreffend, befragt werden. Ein Gebiet, das durch 52 Einzelstaaten geprägt wird, die zwar diverse übergeordnete Kategorien, wie zum Beispiel Armut und Unterentwicklung, verbinden, die andererseits jedoch ein breites Spektrum unterschiedlichster Potentiale und dementsprechender Chancen und Möglichkeiten abbilden. Das Bild von Afrika, welches in den Köpfen der Menschen, die nicht in Afrika leben, noch weit verbreitet ist, ist oft eindimensional, veraltet, statisch und gleicht mehr einem Klischee denn einem Spiegelbild tatsächlicher Verhältnisse. Denn der afrikanische Erdteil ist vielen Wandlungen unterworfen, die in einem mitunter rasanten Tempo voranschreiten. Diese Veränderungen zielen in Subsahara-Afrika, insbesondere im Hinblick auf politische und gesellschaftliche Kontexte, häufig in diametrale Richtungen: Einerseits sind viele Menschen in diversen subsaharischen Staaten Afrikas nach wie vor, oftmals seit vielen Jahren, der politischen Willkür und den aggressiven Machtansprüchen diktatorischer Staatsführungen oder Militärregimes ausgeliefert, fernab jeglicher rechtsstaatlicher Grundsicherheiten. Wenn nicht alltägliche Repressalien und Rechtlosigkeit einen hohen Tribut fordern, so bedrohen schleichender sozioökonomischer Staatszerfall oder eine lange Tradition zermürbender Kriege und Bürgerkriege, sowie ethnische Konflikte und Verfolgungen, die dort lebenden Menschen an Leib, Leben und in Ihrer Menschenwürde. Die Länder Angola, Mosambik und Sierra Leone oder derzeit auch die schwer umkämpfte sudanesische Region Dafur, die (bürgerkriegs)geplagten Staaten Nigeria, Somalia und die demokratische Republik Kongo sind nur wenige Beispiele einer langen Kette unrühmlicher Fälle autoritärer und gewalttätiger Herrschaftsideologie und mithin untauglicher Staatsführung durch Kriege und bewaffnete Konflikte in der Geschichte afrikanischer Länder. Auf der anderen Seite besteht in manchen, wenn auch anteilig wenigen, Landstrichen des Kontinents durchaus Grund zu berechtigtem Optimismus. Denn in einigen Staaten Afrikas erfuhren in den letzten Jahren Erfolg versprechende Demokratisierungsprozesse eine Stärkung und führen ihre Bürger heraus aus jahrzehntelang andauernden Phasen der politischen Repression. Dementsprechende Reformen führen zu einer Einbindung der Bevölkerung in real existierende Mitbestimmungs- und Wahlmöglichkeiten des alltäglichen sozialen Lebens, die maßgeblich von Pluralität und basisdemokratischen Überzeugungen, wie dem Mehrheits- und Gleichheitsgrundsatz oder dem Prinzip der Gewaltenteilung, geprägt sind. Tatsächliche Volkssouveränität ist in solchen jungen, demokratischen Staaten, in denen Mehrparteiensysteme durch freie, gleiche und geheime Wahlen und vorangegangene, friedliche Revolutionen legitimiert wurden, zum Teil nicht bloß wünschenswerte Fiktion. Die BürgerInnen der Republik Südafrika übernehmen nach dem Ende der Apartheidspolitik durch einen demokratischen Wandlungsprozess und Machtwechsel seit den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts - in dieser Hinsicht eine unangefochtene Vorreiterrolle mit entsprechender Vorbildfunktion. Andererseits stehen diese Fortschritte in Richtung Demokratie oftmals, zum Beispiel aufgrund andersartiger politischer Traditionen, nicht auf sicheren Grundpfeilern und bedürfen einer nachhaltigen Konsolidierung. Trotz einer Vielzahl hoffnungsvoller Optionen geben nach wie vor einige übergreifende Aspekte in vielen afrikanischen Ländern Anlass zur Besorgnis. TETZLAFF konstatiert in diesem Zusammenhang vor allem weit verbreitete staatsübergreifende Negativ-Faktoren, wie ökonomische Stagnation und überdauende Armutsverhältnisse, lang anhaltende kriegerische Auseinandersetzungen und politisch motivierte Gewaltbereitschaft, gesundheitliche Bedrohungen, vor allem die epidemische Ausbreitung der Immunschwächekrankheit HIV/Aids sowie zunehmende Entwicklungen in Richtung kollabierender Staatsgefüge und daraus resultierender Machthohlräume. HERRNLEBEN ergänzt und fokussiert die Überblicksdarstellungen der in SSA weit verbreiteten Problematiken um den Aspekt der geringen Lebenserwartung, die seiner Meinung nach '[...] auch eine Folge der immer noch hohen Mütter-, Säuglings und Kindersterblichkeit [ist].' So mangele es circa fünfzig Prozent der afrikanischen Bevölkerung und in einigen Landstrichen auch einem noch höheren Anteil an sauberem Trinkwasser sowie ärztlicher Grundversorgung und erschwinglichen Arzneipräparaten zur medizinischen Therapie der, unter anderem aufgrund dessen, weit verbreiteten Infektionserkrankungen Cholera, Malaria, Typhus, Tuberkulose, Hepatitis B, Lepra, parasitärer Wurmbefall und vor allem AIDS. MAIR konkretisiert insbesondere die sozialen Dimensionen im Katalog der aktuellen, wenn auch nicht immer neuen, Schwierigkeiten des modernen SSA: 'Wachsende Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit von Jugendlichen sowie das Anwachsen der städtischen Slums und der Gewaltkriminalität sind die Schattenseiten dieses Wandels.' Weitere derzeitige Problemfelder, die gerade im subsaharischen Afrika die Freude über teilweise zu verzeichnende Erfolge der politischen und wirtschaftlichen Stärkung dämpfen und eine fundamentale Verankerung derselben in den jeweiligen Gesellschaftsstrukturen erschweren, werden an anderer Stelle dieser Arbeit Gegenstände expliziter Betrachtungen sein. Diese sind: Kriege und gewaltsame Konflikte, ein rapider und starker Anstieg der Bevölkerungszahlen, die Tendenz zur regionalen Migration, ein Trend zu Landflucht und Verstädterung, sowie der Faktor der Korruption, und die immense Verbreitung von HIV/Aids. Zusammenfassend lässt sich, ohne nachfolgende Erkenntnisse vorwegzunehmen, festhalten, dass viele der Probleme, mit der sich die Menschen in der Region SSA auseinander zu setzen haben, schwerwiegende Formen und Ausmaße annehmen: weil erstens ihre Fülle beträchtlich ist, zweitens sie bereits längere Zeit andauern und drittens ihnen vielfältige Ursachen zu Grunde liegen. Es scheint offensichtlich: Hilfe für Subsahara-Afrika tut not. Angenommen, dass dem so ist, ergeben sich daraus Fragestellungen, die es zu erörtern gilt. Einige der vielen Fragen, die sich in diesem Zusammenhang auftun, lauten folgerichtig: Wie stellen sich das Ausmaß und die Formen von Armut und Unterentwicklung aktuell konkret dar? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle und inwiefern tragen sie zu der derzeitigen Situation bei? Wie urteilen diverse Entwicklungstheorien über die Fragestellung, wie es zu diesen Schwierigkeiten kam beziehungsweise wer oder was inwiefern und unter welchen politischen, ökonomischen, historischen und entwicklungstheoretischen Vorzeichen dafür verantwortlich ist, dass die meisten Staaten des subsaharischen Afrika nach wie vor zu den 'Least Developed Countries (LLDC)', den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt zählen mit entsprechend tiefgreifenden Folgen für die Bevölkerung? Was ist von deren Positionen zu halten? Welchen Bedarf haben die unterentwickelten Länder des subsaharischen Kontinents an Unternehmungen internationaler Entwicklungszusammenarbeit und Entwicklungspolitik? Welche Ansatzmöglichkeiten für derartige Hilfen, welche Potentiale der Entwicklung bieten sich? Welche Maßnahmen internationaler Entwicklungszusammenarbeit und Entwicklungspolitik wurden im Wesentlichen bis dato initiiert und wer hat sie durchgeführt? Wie sind die Wirksamkeit und die Resultate derselben hinsichtlich einer adäquaten Problemlösung in SSA zu bewerten? Welche aktuellen Perspektiven und Möglichkeiten für Entwicklungsförderung und Entwicklungspolitik bieten sich derzeit generell und im Zuge dessen auch für das subsaharische Afrika? Welche Auswirkungen hat die Beantwortung dieser Fragen auf die schlussfolgernden Erkenntnisse nach Art, Inhalt, Umfang und Zielrichtung einer gelungenen, weil effektiven und effizienten, Entwicklungspolitik und Entwicklungsförderung für SSA? Fragen über Fragen, die es zu beantworten gilt. Die vorliegende Arbeit will dazu einen Beitrag leisten und hierzu sowohl die problematische Ausgangslage darstellen und die zugrunde liegenden Kausalzusammenhänge klären, als auch den Status quo der internationalen Bemühungen um eine Lösung der genannten und zu konkretisierenden Defizite erörtern und neue Wege aufzeigen. Dazu wird dem aufmerksamen Leser zunächst ein umfangreicher und breit gefächerter Überblick über die Ausgangslage von Armut und Unterentwicklung in den Ländern südlich der Sahara präsentiert. Zuvor erfolgt jeweils eine begriffliche Bestimmung der Phänomene Armut und Unterentwicklung durch eine inhaltliche Skizzierung ihrer jeweiligen Grundmuster. Besondere Einflussfaktoren von Unterentwicklung in Subsahara-Afrika, wie die Bevölkerungsentwicklung, Migrations- und Urbanisierungstendenzen, die Probleme Hunger und Unterernährung, Kriege und Konflikte, sowie Korruption und HIV/Aids erfahren dabei eine ausführliche Darstellung ihrer aktuellen Ausprägung in afrikanischen Entwicklungsländern. Im Anschluss daran werden diverse Theorien diskutiert, die, jede für sich genommen, beanspruchen, tragfähige Erklärungsmuster für die zugrunde liegenden Kausalzusammenhänge der bestehenden afrikanischen Entwicklungsdefizite zu transportieren und stichhaltig argumentativ zu untermauern. Welche Einwände dependenztheoretische, globalisierungsspezifische, kolonialismus- und neoimperialismuskritische Positionen vorbringen und ob deren Argumentationslinien uneingeschränkt von Bestand sein können, soll die kritische Beurteilung derselben klären. Diesem Abschnitt schließt sich eine Darstellung des Entwicklungsbegriffs und der entwicklungsbezogenen Möglichkeiten und Perspektiven des subsaharischen Raumes an, um anschließend zur Beantwortung der Frage überzuleiten, inwiefern und unter welchen Voraussetzungen Maßnahmen der internationalen Entwicklungspolitik für deren Realisation Sorge tragen können und welche ihrer Handlungsfelder sich demgemäß ergeben. Demgegenüber werden, darauf folgend, bisher praktizierte Handlungsstrukturen der internationalen Entwicklungsförderung und –politik besprochen und einer kritischen Analyse im Hinblick auf den Erfolg der jeweiligen Ansätze unterzogen. In diesem Zusammenhang kommt es ebenso zu einer Beschreibung und anschließenden Beurteilung diverser akteursspezifischer Entwicklungsstrategien, wie der bisherigen deutschen und europäischen Positionen, sowie der erfolgten entwicklungspolitischen Herangehensweisen von Internationalem Währungsfond, der Weltbank, der Welthandelsorganisation und diverser nicht-staatlicher Entwicklungsförderungsorganisationen. Über den Status des historischen und aktuellen Bezugs hinaus, soll ein kritischer Überblick über diverse zukunftsbezogene Überlegungen und Trends der internationalen Entwicklungspolitik die Besprechung ihrer Inhalte abrunden. Die Arbeit schließt mit einem Resümee, das ein Fazit über die Beantwortung der oben genannten Fragestellungen beinhaltet, und einer persönlichen Einschätzung des Verfassers über gelungene, weil aussichtsreiche und effiziente Strukturen einer zeitgemäßen Entwicklungspolitik für das Afrika südlich der Sahara. Letztere stützt sich auf persönliche Vorstellungen und im Zusammenhang der Bearbeitung dieser Thematik gewonnene Erkenntnisse. Die im Rahmen dieser Arbeit verwandten Länder- beziehungsweise Staatenbezeichnungen und die Titulierungen ihrer jeweiligen Staatsangehörigen entsprechen dem Verzeichnis der Staatennamen für den amtlichen Gebrauch in der Bundesrepublik Deutschland, herausgegeben vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland. Neben der verwendeten und belegten Literatur wurden für die Anfertigung dieser Arbeit keine weiteren Hilfsmittel benutzt, was an dieser Stelle, mit Verweis auf die eigenhändige Unterschrift des Verfassers am Ende des Haupttextes, an Eides statt versichert wird.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Abkürzungsverzeichnis5 Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen10 1.Prolog – Die aktuelle politische, soziale und ökonomische Situation in Subsahara-Afrika11 2.Armut und Unterentwicklung in Subsahara-Afrika17 2.1Was ist Armut? – Definitionen und Dimensionen von Armut17 2.2Ausmaß und Erscheinungsformen der Armut in Subsahara-Afrika21 2.3Was bedeutet Unterentwicklung? – Maßstäbe und Ausprägungen von Unterentwicklung27 2.4Unterentwicklung im Afrika südlich der Sahara31 2.5Besondere Einflussfaktoren in SSA und ihre Auswirkungen40 2.5.1Bevölkerungsentwicklung40 2.5.2Migration43 2.5.3Verstädterung47 2.5.4Hunger und Unterernährung51 2.5.5Kriege und Konflikte54 2.5.6Korruption57 2.5.7HIV/Aids61 3.Kausalzusammenhänge für Armut und Unterentwicklung in Subsahara-Afrika63 3.1Das Zentrum-Peripherie-Modell als Vertreter der Dependenztheorie63 3.2Kritik65 3.3Der Globalisierungs-Ansatz68 3.4Kritik70 3.5Kolonialismus als Erklärungsmuster für Unterentwicklung in SSA74 3.5.1Exkurs: Die Zeit des Kolonialismus und der Dekolonisation in SSA – Verlauf und Auswirkungen74 3.5.2Folgen der Kolonisation als Erklärungsgrundlage für die aktuelle Existenz von Armut und Unterentwicklung in SSA81 3.6Kritik84 3.7Das Erscheinungsbild eines ökonomischen und politischen Neo-Imperialismus und diesbezüglich potentieller Akteure als Argumentationsgrundlage zur Erklärung aktueller afrikanischer Verhältnisse86 3.8Fazit92 4.Entwicklung und Entwicklungspolitik94 4.1Was ist Entwicklung? – Grundlagen, Ziele und Methoden von Entwicklung94 4.2Welche Entwicklungsdefizite und -chancen prägen die Staaten des subsaharischen Afrika und welche Handlungsfelder internationaler Entwicklungspolitik ergeben sich daraus?97 4.3Die Erscheinungsbilder bisherigerEntwicklungspolitik und Entwicklungsförderung102 4.3.1Klassische humanitäre Hilfen104 4.3.2Strukturanpassungsmaßnahmen108 4.3.3Entwicklungsförderung durch technische und finanzielle Hilfen in Projekten und Programmen112 4.3.4Friedenssicherung und Schutz der Menschenrechte– Förderung von Basiselementen guter Regierungsführung116 4.3.5Initiativen zur Entschuldung122 4.4Die Akteure der Entwicklungspolitik und ihr Vorgehen in SSA129 4.4.1Nationalstaatliche Entwicklungspolitik für SSA am Beispiel Deutschlands129 4.4.2Zu den Entwicklungsstrategien der EU im Hinblick auf SSA – Ein Beispiel supra-nationaler Entwicklungspolitik134 4.4.3IWF, Weltbankgruppe und WTO – Institutionen internationaler Wirtschaftspolitik und ihr Vorgehen im Rahmen internationaler Entwicklungspolitik139 4.4.4NGOs – Gestalt, Funktionen und Tätigkeitsprofile der nichtstaatlichen Organisationen internationaler Entwicklungsförderung144 5.Aktuelle Trends der internationalen Entwicklungspolitik148 5.1Global Governance - Die Forderung nach globaler Strukturpolitik149 5.2Dezentrale Entwicklungsförderung durch lokale Entwicklungszusammenarbeit154 5.3Migration als Faktor für Entwicklung158 6.Zusammenfassung163 7.Persönliche Maßstäbe einer Entwicklungspolitik für Subsahara-Afrika165 Literatur174 Internetquellen181Textprobe:Textprobe: Kapitel 3, Kausalzusammenhänge für Armut und Unterentwicklung in Subsahara-Afrika: 3.1, Das Zentrum-Peripherie-Modell als Vertreter der Dependenztheorie: Unter der Bezeichnung Dependenztheorie sind Entwicklungstheorien summiert, die die Ursache von Armut und Unterentwicklung in den wenig und am wenigsten entwickelten Ländern, so auch in den weitaus meisten Ländern Subsahara-Afrikas in deren Integration in kapitalistische Ökonomiestrukturen erkennen wollen. Insbesondere unterstellen die Anhänger der Dependenztheorie eine strukturelle Abhängigkeit der Entwicklungsländer von den hoch entwickelten Staaten, vor allem den westlichen und inzwischen mitunter auch den fernöstlichen Industrieländern. Nach dem auf der Dependenztheorie aufbauenden so genannten Zentrum-Peripherie-Modell des Norwegers Johan Galtung lässt sich die Welt nicht nach geografischen, sondern vielmehr machtpolitischen Gesichtspunkten, als ein Kreis vorstellen, deren Mittelpunkt die Industriestaaten bilden, wohingegen die wenig entwickelten Regionen am Rand des Kreises abgebildet werden. Industriestaaten gelten demgemäß als 'Zentren', die Entwicklungsländer als 'Peripherie', je nach ihrem jeweiligen Entwicklungsgrad und ihrer mittelbar oder unmittelbar damit in Zusammenhang stehenden allgemeinen, vor allem wirtschaftlichen Potenz. Die Abhängigkeit einzelner Länder der Peripherie von solchen der Zentren beschreibt GALTUNG folgendermaßen recht deutlich: 'Der Grundgedanke ist, dass das Zentrum in der Zentralnation einen Brückenkopf in der Peripherienation hat, und zwar einen gut gewählten: nämlich das Zentrum in der Peripherienation. Dieser Brückenkopf ist so eingerichtet, dass das Zentrum der Peripherie an das Zentrum im Zentrum gebunden ist: mit dem Band der Interessenharmonie. Beide sind miteinander verknüpft, so dass sie zusammen aufsteigen, absteigen, ja sogar zusammen untergehen.' Die 'Theoría Dependencia' geht demzufolge von einer Ungleichverteilung wirtschaftlicher Entwicklungsmöglichkeiten und einer einseitigen Machtausübung seitens der Industrieländer, beispielsweise mittels divergierender Handelsbedingungen oder eines Machtvorsprungs durch Kapitalhäufung, aus. Diese sind nach GALTUNG nichts anderes als eine Form struktureller Gewalt, welche von den Zentren auf die Peripherien ausgeübt wird und an deren Fortbestehen die Industrieländer durchaus interessiert sind, damit die Ungleichverteilung der machtpolitischen Kräfteverhältnisse und Chancen zur Veränderung der jeweiligen Entwicklungsniveaus ebenfalls anhaltend bestehen bleibt. Die Voraussetzungen eines ungleichberechtigten Handels manifestieren sich nach den Erkenntnissen der meisten Dependenztheoretiker, wie zum Beispiel Frank, Prebisch, Galtung, Senghaas u.a. in den folgenden Aspekten: Die Tauschprodukte des Handelsprozesses sind nicht gleichartig. Während die wenig entwickelten Länder Rohstoffe und den Faktor Arbeit einbringen, sind die Industrienationen mit Fertigprodukten und Kapital beteiligt. Eine Erhöhung des Kapitals in den Entwicklungsländern ist kaum realisierbar, allein schon aufgrund der unterschiedlichen 'Terms of trade'. Diese 'Terms of Trade' spiegeln das Verhältnis zwischen Export- und Importgütern wider. Die primär Rohstoffe exportierenden Länder, wie es viele subsaharische Volkswirtschaften verkörpern, sind gegenüber den hoch entwickelten Staaten als Exporteure von industriellen Erzeugnissen schon insofern benachteiligt, als über einen längeren Zeitraum ein Verfall der Rohstoffpreise zu beobachten ist. Aufgrund dessen können unter anderem die afrikanischen Entwicklungsländer eine gleich bleibende Menge von Industrieprodukten und ausländischen Devisen nur dann importieren, wenn die Menge der exportierten Rohstoffe sukzessive ansteigt. Die Industrienationen profitieren einseitig von diesen Zusammenhängen. Eine weitere Facette der strukturellen Abhängigkeit nach den Maßstäben des dependenztheoretischen Zentrum-Peripherie-Modells ist der real oft zu beobachtende Vorgang des Rücktransfers von Kapital, Zinsen und geldwerten Wettbewerbsvorteilen wie Patenten und Lizenzen aus in Entwicklungsländern erzielten Handelserträgen durch multinational operierende Konzerne mit Unternehmenszentralen in den Industrieländern. Dies wiederum führt zu einer Kapitalarmut und letztlich zur Entstehung und Verfestigung der Schuldenkrise in vielen subsaharischen Staaten und anderen Entwicklungsländern weltweit. Einseitige Nutznießer sind die Industriestaaten, deren ohnehin stärkere Kapitalkraft sich dadurch zusätzlich erhöht. Mit Hilfe des Zentrum-Peripherie-Modells lassen sich zwar diverse Zusammenhänge zwischen Unterentwicklung in SSA und struktureller Abhängigkeit schlüssig belegen, doch lassen die Dependenztheorien dennoch wesentliche Faktoren außer Acht, wie die nachfolgende kritische Beurteilung verdeutlicht. 3.2, Kritik: Die oben genannten Argumente der dependenztheoretischen Modelle, vor allem die des Zentrum-Peripherie-Modells, sind auf den ersten Blick in sich kohärent und durchaus schlüssig. Wirtschaftlich potente Länder, deren Produktionskreisläufe industrialisiert sind, besitzen gegenüber Rohstoff exportierenden Ländern tatsächlich deutliche Wettbewerbsvorteile, da Industrieprodukte mit einem weitaus geringeren Aufwand an Basisgütern, Personal, Arbeit und mithin Kapital erwirtschaftet werden können. Das sind altbekannte, ökonomische Realitäten. Ein daraus resultierendes Ungleichverhältnis der Terms of trade, das sich nach und nach zudem weiter verschlechtert, geht tatsächlich zu Lasten der Exportgewinne der wenig entwickelten Länder und ihrer Wirtschaft im Ganzen. Des Weiteren kann nicht geleugnet werden, dass die Kapitalkraft der Industriestaaten die der Entwicklungsländer um ein Vielfaches übersteigt, mit nachhaltig negativen Folgen für die wenig und am wenigsten entwickelten Staaten. Die Summe der Spekulationsgewinne, die in den Börsenzentren der industrialisierten Welt tagtäglich realisiert werden, erreicht Dimensionen, die die Gesamtheit der Handelsgewinne aller exportorientierten Entwicklungsländer in Subsahara-Afrika eines gesamten Jahres bei weitem in den Schatten stellen. Die enge Anbindung einer zahlenmäßig kleinen Gruppe von Wirtschaftsprofiteuren in subsaharischen Ländern, wie zum Beispiel die Petro-Elite im Öl exportierenden Nigeria, an die großen Industriekonzerne der Welt, ist ein weiterer eindrucksvoller Beleg für die sozio-ökonomische Struktur der Dependenz, einer strukturellen Abhängigkeit auf Gedeih und Verderb. Sie stellt quasi eine Verkörperung des Galtungschen Theorems über die satellitenähnliche Verknüpfung der Zentren von Zentralstaat und Peripherienation, mit der Bezeichnung des 'peripheren Kapitalismus', dar. Dennoch lassen Dependenztheoretiker einige Aspekte der Analyse außer Acht, die es zu berücksichtigen gilt. Vor allem dann nämlich, wenn das Faktum von Unterentwicklung in Subsahara-Afrika einzig und allein mit den Theorien funktioneller und struktureller Abhängigkeit belegt wird, gerät die Dependenztheorie mitsamt ihren Modellen an ihre Grenzen. Das Zentrum-Peripherie-Modell sieht, eingebettet in die Annahmen der Theoría Dependencia, die Ursachen der Unterentwicklung ausschließlich in äußeren Faktoren, wie sie die Machtkonzentration und –ausübung durch die Industrieländer darstellt, denen die Entwicklungsstaaten, durch ihre Anbindung an ein kapitalistisches Weltmarktsystem, ausgeliefert sind. Dieses exogene Erklärungsschema ist zu einseitig, um es verallgemeinernd der Gesamtheit aller afrikanischen LDC´s, als Erklärungsgrundlage der dortigen Entwicklungsdefizite, anzudienen, geschweige denn allen Entwicklungsländern dieser Welt. Ebenso ausschlaggebend für die Ausbildung von Unterentwicklung und deren Verfestigung sind Gründe, die in der inneren Struktur eines Landes, einer Gesellschaft, einer Volkswirtschaft selbst zu finden sind, also endogene Faktoren, wie sie einleitend intensiv beschrieben wurden. Es ist offensichtlich, dass innerafrikanische Kriege und Konflikte ebenso Hemmnisse, wenn nicht gar ausschließende Kriterien für eine Entwicklung in Subsahara-Afrika sind, wie Korruption und eine Kapitalkonzentration auf einige wenige politisch Privilegierte. Eine wirtschaftspolitisch schlecht positionierte, undemokratische und vornehmlich an der Erhaltung eigener Macht und wirtschaftlicher Pfründe interessierte Staatsführung, mitsamt einem maroden Verwaltungssystem und dementsprechend lückenhaften infrastrukturellen Gegebenheiten, ist zu einer Initiierung und Steuerung eines nachhaltigen Entwicklungsprozesses nicht in der Lage oder einfach gar nicht daran interessiert. Zwar herrschen in vielen Ländern des afrikanischen Kontinents Strukturen vor, die mitunter ebenfalls von außen, zum Beispiel durch koloniale Politik, wie an anderer Stelle gezeigt werden wird, bedingt wurden. Ein nicht minder wichtiger Teil dieser Strukturen ist jedoch auf ganz individuelle Begebenheiten im geschichtlichen Entstehungsprozess archaischer Gesellschaftsstrukturen der afrikanischen Länder zurückzuführen. Traditionelle Wirtschaftsformen, wie die in Afrika verbreitete Landwirtschaft oder eine Betonung von Familienbeziehungen gegenüber anderen sozialen Rollen- und Gruppensystemen sind weniger einem Einfluss von außen als vielmehr der Interaktion afrikanischer Menschen und ihrer althergebrachten Wertehaltungen, Denk- und Handlungsstrukturen geschuldet. So ist festzuhalten, dass die Ursachen von Unterentwicklung in SSA weder ausschließlich mit den Analysekriterien der exogenen Dependenztheorie noch mit dem Vergleich zwischen Tradition und Moderne, wie ihn die Anhänger der endogenen Modernisierungstheorien in den Mittelpunkt ihrer Konstruktionen über Unterentwicklung stellen, abschließend und zufriedenstellend zu klären sind. Die Wahrheit liegt, wie so oft, dazwischen, deren Auffindung ELSON implizit mit der Aufforderung anregt: 'We do not have to agree with either the interpretation given by orthodox neo-Classical economies theory or the interpretation given by dependency theory.' Leider verhinderte bis dato der Streit der großen Weltideologien 'Kapitalismus' und 'Sozialismus' eine Annäherung, im Sinne eines realitätsnahen Schulterschlusses der Anhänger beider widerstreitender Theoriekonzepte, sehr zum Schaden der betroffenen Entwicklungsländer.
The mount Cameroon region is experiencing rapid and continuous changes mainly due to anthropogenic influences (wood extraction and agricultural extension). The changes occur at varying spatial scales most often not more than 250 m for small scale farms and extraction of fuelwood; extending to hundreds of hectares for plantation agriculture and commercial logging. Given the importance of land use and land cover data in conservation planning, accurate and efficient techniques to provide up-to-date data are required. Techniques based on multi-temporal, multi-spectral, satellite-sensor-acquired data have demonstrated great potential as a means to detect, identify, map and monitor forest cover and forest cover changes irrespective of their causal agents. Nevertheless variable opinions still exist about the value and appropriateness of these techniques due to landscape complexities of study areas and data used. Moreover, forest cover change is a location specific problem with the effect, pattern and magnitude of identified drivers not just differing from country to country but also from one region to another. Consequently, it is absolutely necessary to devise techniques that empirically determine the extent and identify the magnitude at which factors identified, influence the continuous changes in forest cover patterns. Furthermore, given that many different factors influence changes in forest cover and that these factors operate at different levels, mixing up the factors of various levels generally leads to a wrong specification of the causal relationships between variables. It is thus of utmost importance to understand the role of each of these factors on forest cover change. The thesis summarises the methods and results of applying different thematic information extraction algorithms as well as different change detection algorithms to monitor forest cover and forest cover change in the mount Cameroon region. Furthermore, the study sought to explain the forest cover changes detected using spatial geophysical variables extracted from available remote sensing and GIS data. The research mainly focuses on determining, suitable techniques for monitoring forest cover within the difficult Cameroonian context - lack of decent soft- and hardware, unavailability of satellite imagery, lack of personnel etc. Bi-temporal Landsat imagery (Landsat TM 1987 and ETM+ 2002) coupled with ancillary GIS data were employed to pursue the objectives shortlisted. The scenes were geometrically and radiometrically corrected and the time series co-registered to avoid erroneous changes. They were subsequently enhanced spectrally and spatially to obtain ancillary information pertaining to forest cover distribution. The supervised pixel-based classification using Maximum Likelihood Classifier (MLC) and the Nearest Neighbour (NN) object-based classification were implemented to map the tropical forests of the mount Cameroon. The efficacy of both approaches was assessed based on the accuracy of the respective thematic maps and a visual evaluation of the delineation of land cover/use categories. Five change detection procedures were also tested to determine their effectiveness in detecting and delineating forest cover changes. The following techniques were implemented: univariate image differencing using bands 4 and 5, transformed band differencing (NDVI), post classification comparison, change vector analysis using tasseled cap as biophysical parameter and multi date change detection using binary mask (analysis of differencing in classification results). The accuracy of the resultant change maps was assessed based on information procured during field study. The algorithms were compared based on their ability to identify quantitative and qualitative changes. Moreover, aspects like ease of implementation of technique and interpretability of results were also taken into consideration – important considerations for transferring remote sensing technology to local and international governmental and non-governmental organisations as well as being a sustainability requirement for community forest management initiatives. Finally, univariate statistical models were developed to understand the effect of certain spatial variables on forest cover change. Nearness to roads, nearness to watersheds, nearness to settlement, aspect, slope and soil types were extracted from available remote sensing and GIS data and implemented in this study. The implementation of the object oriented approach did not lead to substantial improvements in the results. On the contrary, the pixel-based technique had slightly better overall accuracy results than the object-oriented approach (89.39 % as against 87.12 %). Nevertheless the strength of the object-oriented approach in classifying heterogeneous land cover categories was confirmed. The highest overall accuracy from a single change detection technique was achieved with the band 5 differencing 89.6 %. Post classification comparison also produced substantially good results (89.4 %), with a Kappa coefficient better than that of the Band 5 differencing (0.86 against 0.79). The other techniques produced modest results with overall accuracies of 72.7 %, 70.1 %, and 61 % for the NDVI differencing, CVA and Band 4 differencing respectively. Nevertheless, each algorithm has its own merits with respect to facility of implementation, information content and interpretability of results. The high complementarity between different change detection methods makes it possible to combine algorithms and improve efficacy in detecting changes. The hybrid approach (multidate change detection procedure using binary mask) produced optimal qualitative and quantitive results – providing "from-to" information as well as high location accuracy of change areas. Despite requiring a number of steps (hybrid method), it reduces change detection errors and provides "from-to" change classification information. The efficacy of the method depends on the "change/no-change" binary mask. Nearness to road proved to be the most influencial factor on forest cover change followed by nearness to settlement and slope. Nearness to watersheds had an insignificant effect on the changes while the variables aspect, soil type had no effect on forest cover change. Nevertheless, it was proven that the spatial variables implemented in this work failed to interpret the change of forest land to industrial plantations therefore suggesting the implementation of other socio-economic and political variables to better explain their occurrence. ; Die Studie folgt den Bemühungen Wissenschaftler aus aller Welt, die tropischen Ökosysteme zu schützen und somit die globalen Klimaänderungen abzumildern. In diesem Zusammenhang wurden zahlreiche Versuche unternommen, die tropischen Wälder auf globaler Ebene zu kartieren. Heutzutage versucht man zusätzlich auf regionaler Ebene zu agieren. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde analysiert, inwiefern der Einsatz hochauflösender Satellitendaten und Bildinterpretations-Algorithmen die Deutung der kontinuierlichen Waldveränderungen am Mount Kamerun verbessern kann. Im Forstsektor mit mangelnden Informationen über den Zustand der Wälder, kann die Anwendung von Fernerkundungstechnologien die Grundlage eine effektivere Bewirtschaftung gewährleisten. Robuste und leistungsfähige Interpretations-Algorithmen wurden mit dem Beginn der Satellitenerdüberwachung entwickelt. Die Algorithmen ermöglichen, die Flächen der Landbedeckungskategorien nach Ähnlichkeit zu unterscheiden. Es wurden daher verschiedene Algorithmen entwickelt um Vegetation zu kartieren und zu analysieren. Der Einsatz dieser Algorithmen führte zu unterschiedlichen Ergebnissen, weshalb verschiedene Meinungen über den Wert und die Effektivität der jeweiligen Algorithmen bestehen. Im Zusammenhang mit dieser Forschungsarbeit wurden Fernerkundungs- und GIS-Daten sowie erhobene terrestrische Daten evaluiert, um eine quantitative und qualitative Einschätzung von klein- und großräumigen Waldveränderungen des Mount Kamerun zu erfassen. Dabei standen die kleinräumigen Veränderungen im Vordergrund. Es wurde analysiert, inwiefern diese Veränderungen mit verschiedenen Bildinterpretations-Algorithmen sichtbar gemacht werden können. Heutzutage erfordert nachhaltige Waldbewirtschaftung genaue Ressourcen-Daten, die kontinuierlich aktualisiert werden müssen. Leider fehlen solche Informationen im kamerunschen Forstsektor. Präzise Informationen über das Ausmaß der Walddegradierung können über Luftbilder festgestellt werden. Die Kosten der notwendigen wiederholten Erfassung sind jedoch sehr hoch. Außerdem haben Luftbilder in Kamerun einen restriktiven Status und sind sehr schwer Zugänglich. Vor diesem Hintergrund muss das Potential anderer Formen der Fernerkundungsdaten und Techniken sondiert werden. Das Hauptziel der aktuellen Forschung war die Ermittlung der besten Konstellation von Klassifikationsvariablen zur Feststellung, Abgrenzung und Kartierung der Waldflächen sowie deren Veränderungen in den letzten zwei Jahrzehnten durch den Einsatz von multi-temporären Landsat TM und ETM Satellitendaten. Testen von verschiedenen Klassifikationsvariablen, um die vorhandene Vegetationsklassifikation zu verbessern, Einsetzung von Änderungs-Detektion Techniken, um Waldveränderungen besser zu kartieren, Entwicklung von Veränderungsmodellen anhand von Indizien aus Fernerkundung- und GIS-Techniken, um die Veränderungen ausreichend zu verstehen und zu erklären, Bestimmung möglicher Waldveränderungsflächen Die folgenden Fragen wurden beantwortet: Stellt der Einsatz von objekt-basierter Klassifizierung eine wesentliche Verbesserung der Waldklassifikation im Gegensatz zur pixel-basierten Technik dar? Ist das Vergleich nach Klassifizierungs-Verfahren optimal, um Waldflächenveränderungen feststellen zu können? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Waldflächenveränderungen und räumlichen Faktoren wie die Entfernung zu Straßen, Entfernung zu Gewässern, Entfernung zu Siedlungen, Hangneigung, Aspekt und Bodentypen? DAS UNTERSUCHUNGSGEBIET Das Untersuchungsgebiet liegt südwestlich des Mount Kamerun und grenzt an den Atlantik. Die Vegetation besteht aus tropischem Regenwald, montaner und submontaner Vegetation. Landnutzungstypen sind prinzipiell kleinräumige Agrarfelder (Banane, Mais usw.) und großräumige Plantagen (Kakao und Palmen). Die Temperatur liegt im Jahresdurchschnitt zwischen 28° C und 33° C und die Luftfeuchtigkeit beträgt über 70 %. Der Niederschlag ist mit 10 000 mm jährlich sehr hoch. MATERIAL UND METHODE Bei der Untersuchung wurden Landsat TM und ETM Bilder eingesetzt. Das TM Bild wurde am 18.03.1987 erfasst, während das ETM am 30.01.2002 erfasst wurde. Zusätzliche Materialien: Topografische Karte (Russian Quandrangle) 1:500 000 mit 50 m Höhenlinien (bestellt von East View Cartographic), Digitale topografische Karte (Buea/Douala index) – 20 m Auflösung mit 40 m Höhenlinien, Alte Landnutzungs- und Landbedeckungs-Karten. Bodenkarte Kameruns 1:1 000 000 (bestellt von East View Cartographic). In Bezug auf die beschriebenen Ziele, lässt sich die Methodik in drei Teile gliedern: erstens das Testen von verschiedenen Klassifikationsvariablen, um die Klassifikation der Vegetation zu verbessern; zweitens der Einsatz von verschiedenen Änderungs-Detektion Algorithmen, um Waldflächenveränderung festzustellen; drittens die Erstellung eines Univariat-Modells, um den Verlauf der Waldflächenveränderung zu interpretieren. Zu Interpretation von Satellitenbildern werden sogenannte "Ground Truth" Informationen, die durch terrestrische Aufnahmen erhoben werden, benötigt. Die terrestrischen Aufnahmen erfolgten in zwei Phasen: zunächst erfolgte eine Pilotstudie im Dezember 2003, gefolgt von einer Studie von Dezember 2004 bis Februar 2005, in welcher die hier verwendeten Daten erhoben wurden. Punkte aus Wege-Kreuzungen wurden erhoben um die Geometrie der Bilder zu rektifizieren. Zusätzliche Punkte wurden auf allen verschiedenen Landbedeckungskategorien des Gebiets erfasst, um "Training" und "Accuracy Assessment" Datensätze zu erstellen. Ein Klassifikationsschema wurde anhand der terrestrischen Daten erarbeitet. Die folgenden Landbedeckungs-Kategorien wurden betrachtet: "mature secondary forest, young secondary forest, mono-dominant forest, mid-elevation forest, bare ground, forest regrowth". Für die Veränderungsanalyse wurden Flächen, die später entstanden sind, gemessen und die terrestrische Messung wurde als Basis für die Beurteilung der verschiedenen Änderungs-Detektion Algorithmen verwendet. Zusätzliche Daten in Bezug zur Waldveränderung wurden durch Interviews manche Dorfbewohner erfasst. Vor der Interpretation der Bilder wurden sie vorprozessiert, indem die Geometrie korrigiert wurde. Der Einfluss der Topographie auf die digitalen Werte auf Grund von Sonnenwinkeln wurde mit dem C-Faktor-Algorithmus korrigiert. Ein DGM wurde erstellt, nachdem die Höhelinien der topographischen Karte extrahiert und interpoliert wurden. Das DGM wurde für die topographische Korrektur angewendet. Verschiedene räumliche und spektrale Techniken wurden angewandt, um zusätzliche Informationen aus den Bildern zu gewinnen. Das hochauflösende panchromatische Band des Landsat ETM-Bildes wurde mit den spektralen Kanälen der ETM-Daten fusioniert, um zusätzliche Informationen zu erhalten. Das objekt-basierte Verfahren mit der Erstellung von Segmenten und der Kategorisierung der Segmente anhand des "Nearest Neighbour"-Algorithmus sowie das pixel-basierte Verfahren mit dem Einsatz des "Maximum Likelihood"-Algorithmus für die Klassifizierung der Pixels wurden für die Kartierung der Landbedeckung des Mount Kamerun Gebiets eingesetzt. Die Genauigkeit der beiden Verfahren wurde anhand einer "Error Matrix" überprüft (Klassifizierte Punkte wurden mit Terrestrischen Daten gekreuzt). Die Gesamtgenauigkeit, der Kappa Koeffizient so wie die Ersteller- und Benutzer-Genauigkeiten wurden ermittelt. Fünf verschiedene Änderungs-Detektion Verfahren wurden angewendet, um die Waldflächenveränderungen festzustellen. (Band-Differenzierung mit Kanälen 4 und 5, NDVI-Differenzierung, Change Vector Analysis, Vergleich nach Klassifikation und Vergleich nach Klassifikation mit einer binären Maske auf dem zweiten Bild). Die Verfahren wurden nach folgenden Kriterien verglichen: Lage der Veränderung, Typ und Natur der Veränderung, Einsetzbarkeit des Verfahrens und Interpretierbarkeit der Ergebnisse. Ein räumliches Univariat-Modell wurde entwickelt, um den Zusammenhang zwischen den Veränderungsflächen und einigen räumlichen Faktoren zu erklären. Die folgenden räumlichen Faktoren wurden betrachtet: - Entfernung zu Straßen - Entfernung zu Gewässern (Flüsse, Bäche, Seen) - Entfernung zu Siedlungen - Hangneigung und Aspekt - Bodentypen ERGEBNISSE UND SCHLUSSFOLGERUNG Multi-temporäre und multi-spektrale Bilder können eingesetzt werden um die Waldflächenveränderung im Mount Kamerun Gebiet zu überwachen und festzustellen. Die beiden Klassifikations-Verfahren, das objekt-basierte und das pixel-basierte Verfahren haben gute Ergebnisse für die Klassifizierung der Landschaft geliefert. Das pixel-basierte Verfahren hat das Gebiet mit einer Gesamtgenauigkeit von 89,36 % kartiert, während das objekt-basierte Verfahren das Areal mit einer Gesamtgenauigkeit von 87,12 % kartiert. Die Kappa Koeffizienten betragen jeweils 0,86 und 0,83 für das pixel- bzw. das objekt-basierte Verfahren. Die objekt-basierte Klassifizierung führte nicht unbedingt zu einer Verbesserung der Vegetationskartierung. Es eignet sich besser bei der Kartierung von heterogenen Flächen, als das pixel-basierte Verfahren. Dass die meisten "ground truth points" aus homogenen Flächen aufgenommen wurden und die mäßige räumliche Auflösung des Landsatbildes, waren natürlich einen Vorteil für das pixel-basierte Verfahren. Die hauptsächlichen Waldveränderungen in Mount Kamerun Gebiet – Umwandlung von Wäldern zu Agrarfeldern - konnten beobachtet werden und wurden mit großen Präzision mit Hilfe einfacher Fernerkundungstechniken gekennzeichnet. Dies gewinnt, angesichts der Schwierigkeit, die Wälder Kameruns mit Fernerkundungs- und GIS-Techniken zu überwachen, an Bedeutung. Die Verfahren bieten eine Kosten-günstige Alternative, wenn viele Informationen gebraucht werden, die Mittel aber begrenzt sind. Dies ist meist der Fall bei kommunaler Waldbewirtschaftung. Mit allen angewendeten Verfahren konnten die meisten Waldflächenveränderungen lokalisiert werden. Jedes Verfahren hat seine Vorteile und offensichtlich gibt es kein optimales Verfahren um Änderungs-Detektion durchzuführen. Vielmehr hängt es von den jeweils verfolgten Untersuchungszielen (Lage, Typ, oder Natur der Veränderung) ab, welcher Verfahren geeignet ist. Die höchste Genauigkeit wurde mit der Band 5-Differenzierung und dem Vergleich nach Klassifikation- erzielt: jeweils 89,61 % and 89,12 %. Die NDVI-Differenzierung hatte eine Gesamt-Genauigkeit von 72,73 %; die Change Vector Analyse ergab 70,13 % während die Band 4-Differenzierung die niedrigste Genauigkeit von 61,04 % hatte. Die Univariate und NDVI-Differenzierungs- Techniken sind einfach und direkt einzusetzen. Sie identifizieren Veränderungen ohne zusätzliche Informationen über deren Typ und deren Natur. Die CVA und der Vergleich nach Klassifikation haben den Vorteil, qualitative Informationen über den Typ und die Natur der Veränderung abzuliefern. Der Vergleich nach Klassifikation ist die einzige Technik, die, Waldflächenveränderung mit höher Präzision identifiziert und abgrenzt, und gleichzeitig qualitative Informationen liefert. Die Genauigkeit kann durch das Hybrid Verfahren mit der Band 5-Differenzierung verbessert werden. Dieses kombinierte Verfahren bietet eine genaue Lokalisierung und zusätzliche qualitative Informationen. Die komplexe und dynamische Natur der Landschaft und die Wechselwirkungen zwischen Einflussfaktoren auf gleichen und verschiedenen Ebenen verlangt eine kontinuierliche Beobachtung mit Fernerkundungsanalysen und Feldforschungen. Waldflächenveränderungen in Kamerun werden von insgesamt drei Hauptfaktoren beeinflusst: dem Ausbau von Siedlungen, der Nutzung von Holz und der Verbreitung von Agrarflächen. Diese Faktoren treten in verschiedenen Formen auf und unterscheiden sich in den unterschiedlichen Regionen: Extraktion von Brennholz, kommerzielle Holzausbeutung, Einrichtung kleinräumiger Agrarfelder und Gründung von Agrarplantagen. Im Mount Kamerun Gebiet sind die Verbreitung von Agrarflächen für kommerzielle oder private Zwecke die Hauptursachen der Waldvernichtung. Während die kommerziellen Plantagen eine permanente Beeinträchtigung der Wälder zu Folge hat, hängt diese bei den kleinräumigen Agraraktivitäten von der Intensität, in der diese Aktivitäten durchgeführt werden, ab: je länger eine Flächebrach, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Bodennutzung nachhaltig wird. Von den räumlichen Faktoren hat die Entfernung zu Strassen den größten Einfluss auf Waldflächenveränderung. Obwohl eine starke positive Korrelation zwischen Waldflächenveränderung und Entfernung zu Strassen, Entfernung zu Siedlungen sowie Hangneigung existiert, beeinflussen andere geophysische und sozioökonomische Faktoren die Waldvernichtung stärker als die räumlichen Faktoren, welche hier dargestellt sind. Andauernde Wolken sind weiterhin ein Hindernis für das optische Fernerkundungs-Monitorring der Vegetation in den Tropen. Diese Region ist dafür bekannt, dass sie mit optischen Fernerkundungsmethoden schwer zu überwachen ist, weil Wolken fast ganzjährig die Sicht versperren. Die Aufnahme wolkenfreien Bilder ist praktisch unmöglich. Die Region ist bekannt für die Schwierigkeit, sie mit optischen Fernerkundungsdaten zu überwachen. Es ist sinnvoll adäquate Möglichkeiten von aktiven Sensoren wie Radarsat, SAR, JERS in Zusammenhang mit passiven Sensoren zu erforschen, um die Wälder Mount Kamerun besser überwachen zu können.
Die Inhalte der verlinkten Blogs und Blog Beiträge unterliegen in vielen Fällen keiner redaktionellen Kontrolle.
Warnung zur Verfügbarkeit
Eine dauerhafte Verfügbarkeit ist nicht garantiert und liegt vollumfänglich in den Händen der Blogbetreiber:innen. Bitte erstellen Sie sich selbständig eine Kopie falls Sie einen Blog Beitrag zitieren möchten.
Es ist ein wichtiger Tag für die deutschen Schulen: Bund und Länder sagen Ja zum Startchancen-Programm. Jetzt gilt es, schnell die Formalitäten und offenen Verfahrensfragen zu klären. Die zähen Verhandlungen verlagern sich währenddessen auf ein anderes Programm.
Foto: Anne, Flickr, CC BY-NC-ND 2.0.
ES WAR EIN FOTO-FINISH für die Startchancen. Noch am Mittwochabend wagte in den 16 Kultusministerien kaum jemand die Prognose, ob ihre Chefs am Freitag tatsächlich den finalen Haken setzen würden unter den Vertrag mit dem BMBF über dieses Milliardenprogramm zur Förderung benachteiligter Schüler. Obwohl alle wussten: Wenn es jetzt nichts wird, wäre die Blamage maximal. Für Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), die bildungspolitisch seit langem fast alles auf die "Startchancen" setzte. Aber auch für die Kultusminister und den Bildungsföderalismus, der aktuell wieder einmal besonders unbeliebt ist.
Seit 2022 hatten die Länder untereinander und mit dem Bund verhandelt, ein beständiges Stop-And-Go, ein Vor und Zurück zwischen dem Feilschen um die großen Verteilungsmechanismen und die kleinen Details. Begleitet von Phasen, in denen es zwischen Bund und Ländern eher darum ging, sich gegenseitig mit Vorwürfen mangelnder Ernsthaftigkeit zu überziehen.
Den Termin zur digitalen Sondersitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) am Freitagmorgen hatte man vor Wochen bereits vorsorglich gemacht, dazu den Auftritt gemeinsam mit Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) am Freitagnachmittag in der Bundespressekonferenz eingefädelt. Aber immer, und das trotz maximalen öffentlichen Erwartungsdrucks, unter Vorbehalt.
"Substanzielle Fortschritte" beim Digitalpakt als Voraussetzung?
Zuletzt hing die Entscheidung vor allem an einigen wenigen Ländern mit Unionsregierung, die zusätzliche Garantien forderten. Dafür, dass der Bund nach der Startchancen-Besiegelung noch genug Wille und Geld hat, um die Fortsetzung eines anderen Milliardenprogramms durchzuziehen: des Digitalpakts. Der aus Sicht aller Kultusminister genauso wichtig ist wie die Startchancen, nach Meinung etlicher sogar noch wichtiger. Wiederholte Bekenntnisse Stark-Watzingers in den vergangenen Monaten, sie setze sich mit Nachdruck für diesen Digitalpunkt 2.0 ein, hatten zumindest Bayern und Sachsen bis diese Woche nicht gereicht.
Am Mittwoch saß die Digitalpakt-Verhandlungsgruppe erneut zusammen. "Substanzielle Fortschritte" hatten die Länder vorab verlangt, und einige Unionsminister ließen diese auf den Digitalpakt bezogene Forderung immer noch wie eine Bedingung für die Startchancen klingen. Bis am Donnerstag im Anschluss an verschiedene Schaltkonferenzen auf Länderseite durchsickerte: Alle 16 Kultusminister machen mit. Auch Bayern und Sachsen.
Die Zustimmung der Länder sei letztlich auch deshalb möglich geworden, weil der Bund ein deutliches politisches Zeichen für den Digitalpakt 2.0 gegeben habe und auch hier substanzielle Fortschritte hätten erzielt werden können, sagte die neue Koordinatorin der CDU-Bildungspolitik in den Ländern, Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien, nach der Startchancen-Besiegelung am Freitag. Von einem "klaren Bekenntnis" zur Digitalpakt-Forsetzung, das die Länder vom BMBF bekommen hätten, sprach auch KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot.
Unklar war allerdings zunächst, worin genau dieses deutliche politische Zeichen und Bekenntnis bestanden hatte. Zumal nicht alle von Priens und Streichert-Clivots Kollegen offenbar ein solches gesehen haben. So kritisierte Armin Schwarz, der neue CDU-Bildungsminister von Hessen, am Freitag, es werde ein neues Projekt aufgesetzt, ohne die Fortführung eines für die Zukunft entscheidenden Programmes geklärt zu haben: des Digitalpakts. Hier benötigten die Länder und die kommunalen Schulträger langfristige Planungssicherheit. "Dies wäre eine wirkliche, effektive Unterstützung, die ohne neue bürokratische Hürden umgesetzt werden könnte." Doch habe ausgerechnet "die selbsternannte Digitalpartei FDP beim Digitalpakt bisher alles blockiert".
Woraus man umgekehrt folgern könnte, dass Stark-Watzinger diesen Teil der politischen Geduldspiels mit den Ländern für sich hat entscheiden könnten. Zumindest ging sie am Freitagnachmittag auch in der gemeinsamen Pressemitteilung von BMBF und KMK mit keinem Wort auf die Digitalpakt-Fortsetzung ein, sondern hob allein die Bedeutung des Startchancen-Programms hervor, "das größte und langfristigste Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland". In der Pressekonferenz sagte Stark-Watzinger laut Bildung.Table, sie wolle beim Digitalpakt zunächst über das Konzept sprechen, während Streichert-Clivot sagte, dessen Finanzierungsvolumen sei "noch offen".
Wobei das BMBF in internen Gesprächen gesagt haben soll, dass der neue Pakt mindestens das gleiche Volumen – eine Milliarde pro Jahr – haben soll wie bisher. Nur eben nach Vorstellung des Bundes mit einer anderen Kostenbeteiligung der Länder (50 statt zehn Prozent), was mit ein Knackpunkt bei den Verhandlungen ist. Doch gilt schon die BMBF-Aussage übers Volumen unter den meisten Ländern als das, was sie als "substanziellen Fortschritt" sehen, ebenso die Verabredung eines festen Zeitplans mit einer nächsten Klausurtagung im März und der Fertigstellung der Bund-Länder-Vereinbarung bis Mitte Mai – also genau dann, wenn der Digitalpakt 1.0 offiziell ausläuft.
"Wir brauchen eine bildungspolitische Trendwende", sagt BMBF-Chefin Stark-Watzinger
Zurück zur Startchancen-Einigung. Noch nie sei der Handlungsdruck so groß wie jetzt gewesen, sagte Stark-Watzinger. "Wir brauchen eine bildungspolitische Trendwende, und sie muss bei den Grundkompetenzen beginnen. Mit der Verständigung auf das Startchancen-Programm werden Bund und Länder den großen Hebel ansetzen: 20 Milliarden Euro in zehn Jahren für etwa 4.000 Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler."
60 Prozent der geförderten Kinder sollen an Grundschulen sein. Der Fokus des liegt auf einer Stärkung der Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen und der Entwicklung der Schulen als Lernort. Der Bund zahlt eine Milliarde pro Jahr, die Länder beteiligen sich in gleichem Umfang – wobei ein Teil der komplizierten Verhandlungen sich zuletzt genau darum drehte: Was genau können die Länder als ihren Anteil einbringen?
Auch KMK-Präsidentin Streichert-Clivot, im Hauptberuf SPD-Bildungsministerin im Saarland, sagte, Bund und Länder unterstützten mit den "Startchancen" die Schulen im Transformationsprozess. "Mutig und mit vereinten Kräften können wir Schule verändern – mit wissenschaftlicher Begleitung, einem veränderten Ressourcen-Ansatz und multiprofessionellen Teams." Im Zentrum stünden dabei die Belange von Kindern und Jugendlichen. "Sie fordern zu Recht, dass wir stärker auf ihre Bedürfnisse eingehen und uns nicht in Kompetenzgerangel verlieren. Deshalb ist es unsere gemeinsame Verantwortung, diesen Bedürfnissen mit gezielter und individueller Unterstützung gerecht zu werden."
Karin Prien wiederum sprach von einem guten für gerechtere Bildung in Deutschland, "auch wenn es ein sehr langer und beschwerlicher Weg gewesen ist". Das Programm, das auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und guten Erfahrungen in einigen Ländern aufbaue, könne für die im Ergebnis aufwachsend 4000 Schulen "als ein Element" dafür sorgen, mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland umzusetzen. "Ein Wermutstropfen ist auch in diesem Fall wieder die bürokratische Belastung, die Schulträgern und Schulen durch das Programm droht." Bevor Prien wieder einen Schlenker zum Digitalpakt 2.0 machte: Bei dem "müssen wir sehr darauf achten, die bürokratischen Hürden abzubauen und Verfahren zu vereinfachen." Und Prien forderte: Der zweite Digitalpakt dürfe sowohl vom Volumen als auch von der Aufteilung der finanziellen Belastungen nicht hinter dem ersten Digitalpakt zurückstehen.
"Jetzt fängt die Arbeit richtig an", sagt SPD-Bildungsministerin Hubig
Priens Konterpart Stefanie Hubig, Koordinatorin der SPD-Bildungspolitik in den Ländern, formulierte etwas überschwänglicher. Bund und Länder stärkten die Bildungsgerechtigkeit und Bildungsqualität in Deutschland und zeigten, dass sie gemeinsam handeln könnten. "Wir schnüren ein großes Paket für jene Kinder und Jugendliche, die unter schwierigen Bedingungen ins Leben starten." Noch immer hänge der Bildungserfolg zu sehr vom Geldbeutel oder vom Status der Eltern ab. "Mit Hilfe des Startchancen-Programms werden Schulen zu besseren Lern- und Lebensorten. Sie fügte hinzu: "Und jetzt fängt die Arbeit richtig an!“
In der Tat. Zumal das Startchancen-Vertragspaket formal noch längst nicht unterschrieben ist. Jetzt startet erst einmal der Ratifizierungsprozess in Bund und Ländern, im Frühjahr wollen Stark-Watzinger und Kultusminister dann zur rechtsverbindlichen Unterschrift antreten. Vielleicht ist ja genau das der Grund, warum Bayern und Sachsen sich am Donnerstag doch einen Ruck geben konnten? Schon in der Vergangenheit hatten CDU-Minister wiederholt darauf hingewiesen: Wirklich besiegelt ist das Programm erst, wenn alle 16 Länder rechtskräftig ratifiziert haben. Dient diese vermeintliche Formalie so als letztes im Hintergrund gehaltenes Druckmittel, bis der Digitalpakt 2.0 von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) im Haushaltsentwurf für 2025 verankert ist? Umgekehrt hat der Bund womöglich das noch bessere Druckmittel: den Lockruf des Geldes. Erst wenn alle 16 Länder unterschrieben haben, kann Lindner die laut Vertrag vorgesehene Änderung des Finanzausgleichsgesetzes für die Umsatzsteuerpunkte-Umverteilung (siehe unten) angehen.
Offiziell tun Bund und Länder jetzt ohnehin so (und müssen es), als sei das Programm auch formaljuristisch unter Dach und Fach, denn zum 1. August 2024 soll es starten. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, was Prien in ihrem Statement andeutet: Auch wenn im Endausbau rund 4.000 Schulen in herausfordernder Lage und damit rund zehn Prozent aller Schülerinnen und Schüler in Deutschland unterstützt werden sollen, fängt es erstmal in kleinerem Rahmen an. Darauf haben sich Bund und Länder zuletzt verständigt. Ganz einfach, weil es nicht möglich sein wird, gleich zum Schuljahresanfang alle 4000 Schulen ausgewählt zu haben, und so kurzfristig überall das nötige zusätzliche Personal dafür eingestellt zu haben. Darum sollen es nun zunächst mindestens 1.000 Schulen im ersten Programmjahr sein, bis zum Schuljahr 2026/27 sollen dann alle 4.000 Schulen feststehen.
Das Besondere ist, dass die Höhe der Fördermittel, die ein Land erhält, auch die dortigen sozialen Rahmenbedingungen berücksichtigt, konkret den Anteil der Kinder und Jugendlichen aus armutsgefährdeten Familien und mit Migrationsgeschichte, darüber hinaus in geringerem Umfang die Wirtschaftsleistung pro Kopf der Bevölkerung. Der einst erhoffte ganz große Paradigmenwechsel in der Bildungsfinanzierung weg von der Gießkanne ist es aber nicht geworden, weil ein Großteil des Geldes doch nach üblichen Verteilungsmechanismen (Umsatzsteuerpunkte) in die Länder fließen soll.
Bildungspolitische Seltenheiten und zeitliche Herausforderungen
Weil die Länder das Geld wiederum an diejenigen Schulen verteilen sollen, die es besonders brauchen, müssen sie dafür laut Vereinbarung geeignete, wissenschaftsgeleitete Kriterien anlegen. Für die gute Hälfte der Länder, die bereits sogenannte Schul-Sozialindizes einsetzt, gut machbar. Solche Sozialindizes bilden den sozialen Hintergrund der Schülerschaft aller Schulen im jeweiligen Bundesland ab. Für die Kultusministerien, die Vergleichbares (noch) nicht haben, eine weitere zeitliche Herausforderung.
40 Prozent des Startchancen-Geldes gehen in die sogenannte Säule eins, bauliche Investitionen in eine bessere und damit lernförderlichere Infrastruktur und Ausstattung der Startchancen-Schulen. 30 Prozent können die Schulleitungen frei verfügbare "Chancenbudgets" in vor Ort passende Maßnahmen der Schul- und Unterrichtsentwicklung stecken (Säule zwei), etwa in die gezielte Lernförderung in den Kernfächern Deutsch und Mathematik. Die übrigen 30 Prozent dienen zur personellen Verstärkung der Schulsozialarbeit und mulitprofessioneller Teams (Säule drei), rein rechnerisch lässt sich laut BMBF und KMK allein mit den Bundesmittel eine volle zusätzliche Stelle pro Startchancen-Schule finanzieren.
In dieser Form immer noch eine bildungspolitische Seltenheit ist auch, dass die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation als integrale Bestandteile des Programms vorgesehen sind, ebenso der Transfer der gewonnenen Erkenntnisse über die geförderten Schulen hinaus. Allerdings soll es jetzt auch bei der wissenschaftlichen Begleitung erst später losgehen.
"Reicht nicht, ein Elterncafé oder eine Bibliothek zu bauen"
Der bildungspolitische Sprecher der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion, Thomas Jarzombek, sagte, es sei ein gutes Signal, dass sich der Bund nicht vollständig aus bildungspolitischen Fragen herausziehen werde. Doch löse das "Startchancen-Programm von Frau Stark-Watzinger" die drängenden Probleme der Schulen nicht. "Wenn die Kinder in die Schule kommen und kein Deutsch können, dann reicht es nicht, ein Elterncafé oder eine Bibliothek zu bauen." Dringend notwendig sei ein verpflichtendes, vorschulisches Programm für Kinder mit Förderbedarf im fünften Lebensjahr. "Stattdessen investiert die Bundesbildungsministerin vor allem in Baumaßnahmen und erhöht die Berichtspflichten für Schulleitungen und Lehrkräfte." Die Gelder für Baumaßnahmen würden vermutlich über Jahre nicht abfließen. "Und die weiteren Mittel vergibt der Bund nach Umsatzsteuerpunkten, ohne ihre Verwendung tatsächlich steuern zu können."
Stark-Watzinger habe sehr lange gebraucht, um ein verhandlungsfähiges Konzept für ihr "Prestige-Projekt" vorzulegen. Ab jetzt beginne für Länder und Kommunen ein sehr sportlicher Umsetzungszeitplan, fügte Jarzombek hinzu. "Das setzt nun alle Akteure unter erheblichen Druck, insbesondere die Kommunen, die wesentliche Elemente in kurzer Zeit umsetzen müssen und bis heute noch nicht darauf vorbereitet wurden."
Eine parlamentarische Anfrage der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion hatte ergeben, dass es bislang nur ein einziges Gespräch des BMBF mit den kommunalen Spitzenverbänden hatte, und zwar auf Staatssekretärsebene. "Die Ministerin hat sich selbst überhaupt nicht eingebracht", kritisierte Jarzombek. Auch in den Verhandlungen zum Digitalpakt 2.0 brauche es jetzt einen echten Durchbruch und wieder mehr Planungssicherheit für Kommunen, Schulen und Lehrkräfte.
Von einem guten Tag für die Bildungsgerechtigkeit in Deutschland sprachen die Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion, Katharina Dröge, und Nina Stahr, die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion. Das Programm werde besonders Schüle aus einkommensschwachen Familien erreichen. "Dies ist dringend notwendig, denn die jüngsten alarmierenden PISA-Ergebnisse belegen zum wiederholten Male, dass der Bildungserfolg in Deutschland viel zu sehr mit der sozio-ökonomischen Herkunft zusammenhängt". Über das Startchancen-Programm hinaus brauche es aber endlich auch eine gemeinsame bildungspolitische Strategie von Bund, Ländern und Kommunen mit gesamtstaatlichen Bildungszielen. "Als Gesellschaft und auch als Volkswirtschaft können wir es uns nicht leisten, weiter an der Bildung zu sparen. Deswegen erwarten wir auch eine zeitnahe Einigung beim Digitalpakt 2.0, dem zweiten großen bildungspolitischen Leuchtturmprojekt unserer Koalition."
Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Gyde Jensen nannte das Startchancen-Programm einen lange ersehnten "Paradigmenwechsel in der
Bildungsfinanzierung". Mit dem Ja zu dieser Kooperation bewiesen die Bundesländer Verantwortungsbewusstsein und den Mut, "endlich neue Wege in der Bildungspolitik zu wagen, um Bildungschancen von der Herkunft zu entkoppeln. Die großen Herausforderungen des Bildungsstandorts Deutschland werden endlich als gemeinsame Aufgabe erkannt." Die monatelangen Verhandlungen seien nicht immer einfach gewesen, doch zähle das Ergebnis. "Auf diesem Fundament der Zukunft unserer Kinder müssen Bund und Länder jetzt weiter gemeinsam und zielorientiert aufbauen."
Der Geschäftsführer der Wübben Stiftung Bildung, Markus Warnke, mahnte, mit der Einigung seien nun alle 16 Bundesländer in der Pflicht, die Schulen im Brennpunkt in ihrem Land zu identifizieren "und bis Sommer ein Programm zu entwickeln, das ihnen wirklich hilft. Das ist ein großer Erfolg für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland." Das Ziel, den Anteil der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards in den Fächern Mathematik und Deutsch nicht erreichen, innerhalb von zehn Jahren zu halbieren, sei ambitioniert", sagte Warnke. "Der Weg ist anspruchsvoll, das Ziel mit einer Kennziffer klar formuliert. Das ist für die deutsche Bildungspolitik ungewöhnlich und mutig."
Von den drei Programmsäulen aus Schulbau und -ausstattung, Chancenbudget sowie Personal für multiprofessionelle Teams sei das Chancenbudget wohl mit größten Erwartungen verbunden. "Hier haben sich die Länder einen großen Gestaltungsspielraum ausgehandelt", gab Warnke zu denken: "Eine noch deutlichere Fokussierung auf die Stärkung der Basiskompetenzen wäre wünschenswert gewesen. Es bleibt zu hoffen, dass das primäre Ziel des Programms auf der Ebene der Schülerinnen und Schüler die Richtschnur sein wird."
Die linke Bildungspolitikerin Nicole Gohlke sagte: "Den Enthusiasmus vieler eines angeblich bevorstehenden 'Paradigmenswechsels' in allen Ehren, aber dieses Startchancen-Programm ist angesichts der immensen Herausforderungen im Bildungssystem völlig unterdimensioniert und von einer Trendwende sind wir weit entfernt." Allein der Sanierungsstau der Schulen belaufe sich auf 50 Milliarden Euro. Das sei umso dramatischer, als dass das Startchancen-Programm durch keinerlei weitere Maßnahmen flankiert werde. Die Bundesregierung habe ebenfalls keine Strategie, woher die benötigten Fachkräfte kommen sollten. "Das hat heute Morgen auch die SPD-Parteivorsitzende eingesehen, die in der letzten Minute auf die Idee kommt, das Ganze müsse doch größer sein."
Am Freitagmorgen hatte Saskia Esken ihre Forderung aus dem November wiederholt, die Startchancen-Mittel zu verfünffachen. "Es wäre notwendig, das Programm auf zumindest die Hälfte der Schulen auszuweiten", sagte die SPD-Chefin dem Handelsblatt. Das seien zehn Milliarden Euro pro Jahr.
Kostenfreien Newsletter abonnieren
In eigener Sache: Blog-Finanzierung
Welche guten Nachrichten ich in Sachen Blogfinanzierung habe, warum ich weiter dringend Ihre Unterstützung brauche – und welche Artikel im Dezember am meisten gelesen wurden.
Fragestellung In zahlreichen, sowohl wissenschaftlichen als auch politischen Veröffentlichungen, wird die "Energiewende" als Transformationsprojekt eingeordnet. Zweifelsohne birgt eine Umstellung auf ein erneuerbares Energiesystem transformative Potenziale. Die Bedeutungsbestimmung von "Energiewende" oder auch Transformation bleibt in Politik und Forschung aber häufig unklar. Um dem zu begegnen, wird in der vorliegenden Studie die Bedeutung von "Energiewende", wie sie im Bundestag verhandelt wird, untersucht. Darauf aufbauend wird analysiert, ob und inwiefern die "Energiewende" einem Anspruch als Transformationsprojekt gerecht werden kann, bzw. wie sich die Wirkrichtung der mit "Energiewende" verbundenen Politiken im Spannungsfeld beharrend – reformistisch – transformativ verorten lässt. Forschungsgegenstand Die besondere gesellschaftliche Bedeutung der Bundestags-Debatten um "Energiewende" leitet sich diskurstheoretisch unter anderem aus der ihnen zukommenden' Schaufensterfunktion' ab, wonach die Debatten strategisch auf eine außerparlamentarische Öffentlichkeit ausgerichtet sind. Hinzu kommt, dass sich der hier stattfindende Diskurs, bspw. in Gesetzen, unmittelbar materialisiert. Als Startpunkt der Untersuchung wird der Beginn der rot-grünen Regierungszeit gewählt (1998), da diese – u.a. wegen der Verabschiedung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) und dem politischen Beschluss zum Atomausstieg – in besonderer Weise mit der "Energiewende" in Verbindung gebracht wird. Als Endpunkt dient die letzte vollständige Wahlperiode zum Zeitpunkt der Untersuchung. Die Diskursanalyse bezieht sich demnach auf die Bundestagsdebatten zur "Energiewende" zwischen der 14. und 18. Legislaturperiode (1998-2017). Theorie Die Studie basiert auf einer Verknüpfung der Diskurstheorie nach Laclau/Mouffe (2015) mit dem Konzept des Vorsorgenden Wirtschaftens, das die transformationstheoretische Positionierung der Arbeit konkretisiert. Die Diskurstheorie nach Laclau/Mouffe (2015) zeichnet sich insbesondere durch ihre Bedeutung als politische Theorie und Hegemonietheorie sowie durch ihren Diskursbegriff aus, der die Dichotomie zwischen sprachlich/geistig versus nicht-sprachlich/materiell subvertiert, indem er die materielle Welt als Teil des Diskurses betrachtet – ohne deren Materialität zu bestreiten. Das Vorsorgende Wirtschaften versteht sich als "kritischer Ansatz", der die herrschaftliche Prägung gesellschaftlicher Natur- und Geschlechterverhältnisse zu einem Ausgangspunkt der eigenen Arbeit macht (Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften 2013: 10). Es basiert auf drei Handlungsprinzipien: Vorsorge, Kooperation und Orientierung am für das gute Leben Notwendigen. Mit der Verknüpfung von Diskurs- und Transformationstheorie leistet die Studie einen Beitrag zu deren gemeinsamer theoretischer und methodischer Weiterentwicklung. So gelingt mit dem Vorsorgenden Wirtschaften eine normative Erweiterung der Diskurstheorie, welche die politische Ökonomie in den Blick holt. Gleichzeitig wird das Potenzial des materiellen Diskursbegriffes nach Laclau/Mouffe (2015) für die sozial-ökologische Forschung deutlich. Ausgehend von der Perspektive des Vorsorgenden Wirtschaftens ist die Studie innerhalb einer kritischen, feministischen Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung zu verorten. Methodik Das methodische Innovationspotenzial der Arbeit liegt insbesondere in der Verbindung aus einem Verfahren quantitativer, computerbasierter Diskursanalyse mit einer qualitativen Analyse. Als Ergebnis der Verknüpfung von Transformations- und Diskurstheorie wird ein methodisch komplexes Forschungsdesign präsentiert, das sich neben der Analyse des "Energiewende"-Diskurses auf weitere Bereiche der politischen Transformationsforschung übertragen lässt. Basis dieses Forschungsdesigns ist eine Diskursanalyse über vier Dekonstruktions-Ebenen. Zunächst erfolgt eine Operationalisierung der Diskurstheorie nach Laclau/Mouffe (2015) in einem quantitativ und zwei qualitativ ausgerichteten Verfahrensschritten. Die quantitative Auswertung aller Plenarprotokolle im Betrachtungszeitraum erfolgt mit PolmineR, einem Tool zur Analyse von Plenarprotokollen in der Programmiersprache R (www.polmine.github.io). Auf der obersten Dekonstruktions-Ebene der lexikalischen Elemente werden so zeitliche Entwicklungen des Diskurses (z.B.: Häufigkeitsentwicklungen) um "Energiewende" nachvollzogen und regelmäßige Differenzbeziehungen (Kollokationen) herausgearbeitet. Die 30 Plenarprotokolle und Dokumente, die sich dabei als besonders relevant für den Diskurs erweisen, werden im nächsten Schritt qualitativ analysiert und der Diskurs wird somit auf zwei weiteren Dekonstruktions-Ebenen analysiert. In einem kodierenden Verfahren werden zunächst komplexitätsreduzierende Erzählungen, sogenannte Story-Lines, identifiziert. Daraufhin werden den Erzählungen zugrundeliegende fantasmatische Narrative herausgearbeitet. Die diskurstheoretische Analyse auf diesen drei Dekonstruktions-Ebenen wird schließlich in einer hegemonietheoretisch fundierten Diskussion zusammengeführt. Die Ergebnisse der Diskursanalyse werden anschließend auf einer vierten Dekonstruktions-Ebene aus der Perspektive des Vorsorgenden Wirtschaftens reflektiert. Das Vorsorgende Wirtschaften wird dabei anhand seiner Handlungsprinzipien (Vorsorge, Kooperation, Orientierung am für das gute Leben Notwendigen) sowie der aus der Literatur entnommenen Kriterien "Externalisierung als Prinzip" und "Potenziale für eine herrschaftsärmere Zukunftsgestaltung" (vgl. Biesecker/von Winterfeld 2015) operationalisiert. Es wird eine Analyseheuristik generiert, mit Hilfe derer schließlich die Wirkrichtung von mit "Energiewende" verbundenen politischen Praktiken im Spannungsfeld beharrend – reformistisch – transformativ verortet wird. Die Grundlage dieser Klassifikation leitet sich aus der im Theorieteil erfolgten Verortung in der kritisch-feministischen Transformationsforschung ab. Im Sinne des retroduktiven Forschungsdesigns dieser Studie nach Glynos/Howarth (2007) wird die empirische Anwendbarkeit des Konzeptes Vorsorgendes Wirtschaften gegenstandsbezogen entwickelt und erweitert. Beispielsweise zeigen sich in der Analyse der Debatten zur Energiepolitik in einem deutlichen Umfang neokoloniale Artikulationsmuster und nationale Erzählungen, weshalb das Vorsorgende Wirtschaften hier im Hinblick auf nationale und neokoloniale Machtstrukturen analytisch konkretisiert wird. Ergebnisteil Die Ergebnisse der Dekonstruktion des "Energiewende"-Diskurses werden in zwei Teilen präsentiert. Der erste bezieht sich auf die Diskursanalyse der Bundestagsdebatten zur "Energiewende" nach der Diskurstheorie von Laclau/Mouffe (2015). Hier verweisen die Ergebnisse darauf, dass sich in den Bundestagsdebatten nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima ein Post-Politisierungsprozess identifizieren lässt. Dieser manifestiert sich in einer überwiegend marktökonomischen Einordnung von "Energiewende" sowie einer diskursiven Loslösung von sozial-ökologischen Problemlagen. Im zweiten Teil der Dekonstruktion liegt der Fokus auf dem Sichtbarmachen von hierarchischen Externalisierungsstrukturen unter Anwendung einer kritisch-emanzipatorischen Forschungsperspektive Vorsorgenden Wirtschaftens. Materielle Wirkweisen politischer Praktiken in Verbindung mit "Energiewende" werden ebenso wie die damit verbundenen Machtverhältnisse entschlüsselt. Die feministische Perspektive der Arbeit leistet einen innovativen und in bisherigen Forschungsarbeiten marginalisierten Einblick in die Debatten um "Energiewende" im Bundestag. Die (geschlechtshierarchische) Strukturierung dieser Debatten manifestiert sich zum einen darin worüber überhaupt diskutiert wird, nämlich überwiegend über ökonomische und technologische Fragen, die dem Öffentlichen zugewiesen werden, während soziale Themen dem Privaten zugeordnet bleiben und kaum vorkommen. Zum anderen werden gegenhegemoniale Forderungen über die Abwertung des sozial Weiblichen (z.B.: als "hysterisch" (CSU 24.03.2011: 11300)) delegitimiert und aus dem politischen Raum gedrängt. Fazit In den Bedeutungskämpfen um "Energiewende" ist im zeitlichen Ablauf mit "Fukushima" ein Bruch festzustellen. Vor "Fukushima" wird "Energiewende" im Bundestag – auch unter rot-grün – nur selten artikuliert und kann in der Diskursbewertung nicht als Transformationsprojekt bundespolitischer Gesetzgebung klassifiziert werden. Nach "Fukushima" lassen sich in der Analyse überwiegend energiepolitische Praktiken identifizieren, die vor dem Hintergrund einer Forschungsperspektive Vorsorgenden Wirtschaftens in ihrer Wirkrichtung im Spannungsfeld reformistisch-beharrend zu verorten sind, bzw. in einigen Fällen sogar reaktionäre Elemente aufweisen. So lässt sich insbesondere nach "Fukushima" eine Reduktion von "Energiewende" auf verfahrenspolitische, technokratische sowie managementorientierte politische Praktiken nachzeichnen, die auf einer Naturalisierung marktwirtschaftlicher Strukturen basieren und gesellschaftliche Naturverhältnisse nicht adressieren. Es wird zudem aufgezeigt, wie vor "Fukushima" marginalisierte energiepolitische Forderungen danach von einer hegemonialen Diskursformation angeeignet werden. Das Narrativ, das sich in diesem Zusammenhang etabliert, wird hier als 'technokratisch-managementorientierter Ökokonsens'bezeichnet. Die zentralen Ergebnisse der Arbeit verweisen darauf, dass mit der "Energiewende" ein großes, potenziell auf Transformation ausgerichtetes Projekt, aus sozial-ökologisch orientierten zivilgesellschaftlichen Bewegungen für verfahrenspolitische Prozesse im Bundestag mobilisiert und gleichzeitig sozial-ökologisch und politisch an Bedeutung entleert wurde. Reflexion und Ausblick Der "Energiewende"-Diskurs konnte gerade durch die Kombination von Diskurstheorie mit einer Perspektive Vorsorgenden Wirtschaftens umfangreich dekonstruiert werden. Die Erweiterung der Diskurstheorie um ein normatives Konzept, welches wie das Vorsorgende Wirtschaften, den Blick auf politisch ökonomische Strukturen richtet, leistet einen Beitrag dazu den materiellen Diskursbegriff nach Laclau/Mouffe (2015) zu operationalisieren und die Diskurstheorie somit für die sozial-ökologische Transformationsforschung empirisch noch stärker zu öffnen. Das Instrument der computerbasierten Datenerhebung hat sich insbesondere als Vorstrukturierung für die folgenden qualitativen Analyseschritte als wirksam erwiesen und dazu beigetragen, dass das Forschungsdesign im Sinne des retroduktiven Ansatzes angepasst werden konnte. Nach dem der Arbeit zugrunde liegenden Theorieverständnis ist das Erkennen von Externalisierungsstrukturen und Naturalisierungen eine Voraussetzung für eine emanzipatorische Politik und Praxis. Kritik erfüllt dabei keinen Selbstzweck, sondern aus ihr heraus scheinen immer wieder emanzipatorische, nicht-externalisierende Gestaltungsperspektiven auf. In diesem Sinne werden am Ende der Arbeit als Ausblick Strategien einer Repolitisierung von "Energiewende" genannt. ; Research question In numerous publications, both scientific and political, the "Energiewende" is classified as a transformation project. Undoubtedly, the change to a renewable energy system has transformative potential. However, the meaning of "Energiewende" or transformation in politics and research mostly remains vague. Therefore, the present study examines the meaning of "Energiewende", as negotiated in the federal German parliament (German: Bundestag). On this basis, it is analyzed whether and to what extent the "Energiewende" complies with the claim of being a transformation project – or rather where the associated policies can be placed within an axis of persistence – reform – transformation. Object of research The particular social significance of the Bundestag debates on the "Energiewende" derives, among other things, from their so-called 'showcase function', according to which the debates are strategically oriented towards an extra-parliamentary public. In addition, the discourse taking place here materializes directly, e.g. in laws. The starting point of the investigation is the beginning of the legislative period led by a coalition of the SPD (German Democratic Party) and the Green Party (1998). This government is generally associated with the "Energiewende" due to the adoption of the Renewable Energy Sources Act (German: Erneuerbare-Energien-Gesetz, EEG) and the political decision to phase out nuclear power. The discourse analysis therefore is applied to the Bundestag debates on the "Energiewende" of the 14th until the 18th legislative period (1998-2017), which is the last complete legislative period by the time of the study. Theoretical background The study is based on a combination of the discourse theory according to Laclau/Mouffe (2015) with the concept of 'Vorsorgendes Wirtschaften', which specifies the position of the present study within transformation theory. The discourse theory according to Laclau/Mouffe (2015) is characterized in particular by its significance as a political theory and a theory of hegemony. Its concept of discourse 1 Energy transition is not a precise translation of "Energiewende", which is why the German word is used in the following. 2 As there is no precise translation of 'Vorsorge' into English, the word formation 'pre-caring', which has already been used in earlier translations of 'Vorsorgendes Wirtschaften', is used here. subverts the dichotomy between linguistic/spiritual versus non-linguistic/material by considering the material world as part of the discourse – without denying its materiality. 'Vorsorgendes Wirtschaften' is defined as a "critical approach" that takes the domination-shaped character of societal relations to nature and gender as a starting point for analysis and intervention (Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften 2013: 10). It is based on three principles: pre-caring, cooperation and orientation towards what is necessary for a good life. By linking discourse and transformation theory, the study contributes to their common theoretical and methodical development. Thus, by the combination with 'Vorsorgendes Wirtschaften', a normative expansion of the discourse theory becomes possible, which brings political economy into view. At the same time, the potential of the material concept of discourse according to Laclau/Mouffe (2015) for social-ecological research becomes explicit. Based on the perspective of 'Vorsorgendes Wirtschaften', the study is considered in the context of critical, feminist sustainability and transformation research. Methodology The innovative methodological potential of the study lies particularly in the mixed methods approach, combining a method of quantitative, computer assisted discourse analysis with a qualitative analysis. The link between transformation and discourse theory methodically results in a complex research design, which could also be valuable for other fields of political transformation research. The basis of this research design is an analysis of the "Energiewende" discourse over four levels of deconstruction. Als Ergebnis der Verknüpfung von Transformations- und Diskurstheorie wird ein methodisch komplexes Forschungsdesign präsentiert, das sich neben der Analyse des "Energiewende"-Diskurses auf weitere Bereiche der politischen Transformationsforschung übertragen lässt. Basis dieses Forschungsdesigns ist eine Analyse über vier Dekonstruktions-Ebenen. The discourse theory according to Laclau/Mouffe (2015) is operationalized in one quantitative and two qualitative steps. Quantitative evaluation of all plenary protocols during the periods under review is carried out using PolmineR, a tool for analyzing plenary protocols in the programming language R (www.polmine.github.io). At the first level of deconstruction of the lexical elements, temporal developments in the discourse (e.g. frequency) are traced around "Energiewende" and regular difference-relations (collocations) are examined. 30 plenary protocols and documents, which prove to be particularly relevant for the discourse, are qualitatively analyzed in the next step. In doing so, the discourse is analyzed on two further levels of deconstruction. By means of a coding method, complexity-reducing narratives, so-called story lines, are identified. Thereupon, underlying fantasmatic narratives are explicated. The discourse-theoretical analysis on these three levels of deconstruction is finally brought together in a discussion based on theory of hegemony. As a next step, the results of the discourse analysis are reflected on a fourth level of deconstruction using the perspective of 'Vorsorgendes Wirtschaften'. The concept is operationalized on the basis of its principles (pre-caring, cooperation and orientation towards what is necessary for a good life) and supplemented by two additional criteria from the literature – "externalization as a principle" and "potentials for shaping the future, less characterized by domination" (cf. Biesecker/von Winterfeld 2015). A heuristic for analysis is generated, with the help of which the effects of the policies associated with the "Energiewende" are classified within an axis of persistence – reform – transformation. The basis of this classification derives from the positioning of the study in critical feminist transformation research, which is explicated in the theory part. As defined by the retroductive research design of this study according to Glynos/Howarth (2007), the empirical applicability of the concept 'Vorsorgendes Wirtschaften' is developed in a subject-related way and expanded. For example, the analysis of debates on energy policy clearly shows neocolonial articulation patterns and national narratives, which is why 'Vorsorgendes Wirtschaften' is analytically specified here in terms of national and neocolonial power structures. Results The results of the deconstruction of the "Energiewende" discourse are presented in two parts. The first part refers to the discourse analysis of the Bundestag debates on the "Energiewende" according to the discourse theory by Laclau/Mouffe (2015). Here, results indicate that a post-politicization process has taken place in the debates after the reactor disaster of Fukushima. This becomes apparent through a predominantly market-economic integration of "Energiewende" as well as a discursive dissociation from social-ecological problems. In the second part of the deconstruction, the focus is on the elaboration of hierarchical externalization structures using a critical-emancipatory research perspective of 'Vorsorgendes Wirschaften'. Thus, material effects of political practices in connection with "Energiewende" and the associated power relations are decoded. The feminist perspective of the study provides an innovative insight into the debates, which has been marginalized in previous research. On the one hand, the (gender-hierarchical) structure of these debates manifests itself in what is being discussed – mainly economic and technological questions, which are assigned to the public sphere – while social issues remain assigned to the private sphere and hardly occur. On the other hand, counter-hegemonic demands are delegitimized and forced out of the political sphere by depreciating the socially feminine (e.g. as "hysterical" (CSU 24.03.2011: 11300)). Conclusion The analysis of the discourse on "Energiewende" shows a significant turning point with "Fukushima". Before "Fukushima" "Energiewende" is rarely articulated in the Bundestag – even under the red-green government – and thus cannot be classified as a transformation project of federal legislation. After "Fukushima", energy policy practices are identified, which – on the basis of the research perspective "Vorsorgendes Wirtschaften" – can be classified between reform and persistence, regarding their effects; in some cases they even show reactionary elements. Thus, especially after "Fukushima", a reduction of "Energiewende" to procedural, technocratic and management-oriented political practices can be illustrated, which are based on a naturalization of market-economic structures and do not address societal relations to nature. Moreover, it is shown that energy policy demands, that were marginalized before "Fukushima" are appropriated by a hegemonic discourse formation afterwards. The study identifies the narrative that is established in this context as 'technocratic-management-oriented ecoconsensus'. The central results of the study point out that with the "Energiewende" a large, potentially transformation-oriented project, which was originally promoted by social-ecologically oriented civil societal movements, is mobilized for procedural oriented political processes in the Bundestag and at the same time emptied of social-ecological and political meaning. Reflection and outlook The discourse on "Energiewende" was deconstructed extensively with the help of the combination of discourse theory with a perspective of "Vorsorgendes Wirtschaften". The extension of the discourse theory by integrating a normative concept focusing on political economic structures contributes to operationalizing the material concept of discourse according to Laclau/Mouffe (2015) and thus opens discourse theory empirically for social-ecological transformation research. In particular, the computer assisted data analysis tool has proven to be effective in pre-structuring the material for the following qualitative analytical steps and has helped to adapt the research design to the retroductive research approach. The underlying theory of this study implies that understanding and recognizing externalization structures and naturalizations is necessary for an emancipatory policy and practice. However, critique does not fulfill an end in itself, but can open up emancipatory, non-externalizing perspectives. In this sense, at the end of the study, some strategies for a re-politicization of "Energiewende" are outlined.
In M.-V. werden wesentliche politische Entscheidungen regelmäßig von Hinweisen auf Bevölkerungsprognosen begleitet. Dabei sind es Bevölkerungsvorausberechnungen, deren Ergebnisse maßgeblich von den getroffenen Annahmen, den zugrundeliegenden Bevölkerungsdaten und der Methodik abhängen. In Kombination mit deren weiteren Prinzipien handelt es sich eher um Modelle, deren Aussagekraft bezüglich eines langen Prognosezeitraumes stark limitiert ist. Da alternative Instrumente demgegenüber deutlich zurückstehen, können Infrastrukturentscheidungen nicht in ausreichendem Maße abgesichert werden. Vor dem Hintergrund, dass M.-V. bspw. durch eine geringe Bevölkerungsdichte oder eine Vielzahl kleiner Gemeinden gekennzeichnet ist, sollte es die oberste Prämisse sein, langfristig weithin akzeptierte Strukturen zu schaffen, die den Gemeinden eine Perspektive gibt. In diesem Sinne ist der bisherige Ansatz der Stärkung der Zentren und der infrastrukturellen Marginalisierung der übrigen Gemeinden nicht erstrebenswert. Diesem Ansatz wird eine Flexibilisierung von Infrastruktur entgegengestellt, mit der alles erfasst wird, was im politisch gesetzten Auftrag bestehende Funktionsdefizite ausgleicht oder abdeckt. Gleichzeitig wird dem Begriff der Daseinsvorsorge eine Absage erteilt, da von Grunddaseinsfunktionen bei einem staatlichen Rückzug aus der Fläche nicht mehr gesprochen werden kann. Andernfalls würden bspw. die über 65-Jährigen nicht in die Zentren "flüchten". Zudem muss festgehalten werden, dass mit der Flexibilisierung des Begriffes Infrastruktur auch eine Neuinterpretation der Begriffe Mobilität und Verkehr einhergeht. Mobilität zeichnet bisher durch eine technische Überbetonung aus und zielt auch auf Ortsveränderungen ab. Damit überschneidet sich Mobilität definitorisch mit Verkehr. Zugleich ist die Rolle der Infrastruktur von nachrangiger Bedeutung. Die Integration des flexiblen Infrastrukturbegriffes führt zu einer Mobilität, die einfach die Fähigkeit zur Interaktion beschreibt und Verkehr wird zu konkreten Handlungen von Subjekten oder sozialen Gruppen. Beide sind dann nur noch von den individuellen Präferenzen und der Infrastruktur abhängig, wobei die Unplanbarkeit der individuellen Präferenzen festgehalten werden muss. Die infrastrukturelle Abhängigkeit zeigt sich auch bei Vulnerabilität und Resilienz. Während Vulnerabilität für Prozesse und deren Wirkungen auf Systeme sowie Organisationen in Abhängigkeit von Infrastruktur steht, bezeichnet Resilienz den Umgang mit vulnerablen Prozessen in Abhängigkeit von der Infrastruktur und der Zielsetzung. Aufgrund der nur unzureichend vorhandenen Informationen über die Gemeinden in M.-V. stand die Verbesserung der empirischen Basis gegenüber de-taillierten Maßnahmen im Fokus. Ganz allgemein vollzog sich auf der Gemeindeebene zwischen 1990 und 2012 eine sehr vielschichtige Entwicklung. Das betrifft neben der Einwohnerzahl auch die altersgruppenspezifische Betrachtung, die der Beschäftigung sowie die Gemeindefinanzen. In Bezug zu den Einwohnerzahlen führte der Zensus zu eine deutlichen Bereinigung der Statistik. Jedoch wurde eine Rückrechnung für frühere Jahre per Gerichtsentscheid für unzulässig erklärt. Daher behalten die Werte vor 2011 ihre Gültigkeit. Während in den Jahren vor 2000 eine deutliche Suburbanisierung erkennbar war und sich in den Stadt-Umland-Bereichen entsprechende arbeitsräumliche Verflechtungen etablierten, hat sich die Suburbanisierung in der Folgezeit stark abgeschwächt und teilweise ins Gegenteil verkehrt. Getragen wird diese Entwicklung insbesondere durch die 20 - 25 sowie die über 65-Jährigen. Während bei den 20 - 25 Jährigen die ökonomischen Motive überwiegen, welche eine selektive Reurbanisierung stützt, hat die Wanderung der über 65-Jährigen eher infrastrukturelle Gründe. Die infrastrukturelle Marginalisierung der kleinen Gemeinden trifft auf eine Altersgruppe, die in zunehmenden Maße zu keiner Kompensation mehr fähig ist und so in Richtung der zentralen Orte abwandert. Alternativ zieht es diese Altersgruppe auch in touristisch bedeutsame Gemeinden. Damit tritt eine planerisch opportune Wanderungsbewegung ein, welche die Prämisse der Stärkung der Zen-tren unterstützt. Diese Segregation vollzieht sich vor einer dispersen Siedlungsstruktur, welche durch die politische Rahmensetzung und gezielte Vermarktungsstrategien in der Vergangenheit verfestigt wurde, die den individuellen Präferenzen viel Freiraum ermöglichte. Die Infrastrukturkonzentration destabilisiert die Strukturen und fördert wiederum die Arbeitsplatzkonzentration in den Zentren. Allein die Ober- und Mittelzentren vereinten 2012 60 % der SV Beschäftigungsverhältnisse. Die Arbeitsplätze sind damit weit stärker konzentriert als die Bevölkerung und hohe Auspendlerquoten die Folge. Dabei obliegt der Ausgleich infrastruktureller Defizite den Gemeinden, die wiederum eine hohe fremdbestimmte Ausgabenlast zu bewältigen haben. Demgegenüber steht ein KFA, der sich nicht an den realen Aufwendungen orientiert, so dass infolgedessen die Investitionen reduziert wurden. Des Weiteren sind finanzielle Spielräume kaum vorhanden. Im Ergebnis markiert bspw. die selektive Bevölkerungsentwicklung oder die Handlungsunfähigkeit der Gemeinden, die aus der Entwicklung der Gemeindefinanzen resultiert, jeweils einen vulnerablen Prozess, die bisher nicht adäquat bewältigt werden. Die Stärkung der Zentren kann nur im Hinblick auf die politische Zielsetzung als eine positive Resilienzstrategie für eine Handvoll Gemeinden bezeichnet werden. Um eine zukünftige Alternativendiskussion anzuregen, wurden die Gemeinden im Anschluss einer multivariaten Analyse unterzogen. Zur Absicherung der Ergebnisse wurde eine Prüfung auf Normalverteilung sowie eine Untersuchung auf stochastische Unabhängigkeit vorgeschaltet. Die Prüfung auf Normalverteilung hat ergeben, dass diese für keine der 165 Variablen vorlag. Die maßgebliche Ursache hierfür liegt in der Betrachtungsebene der administrativen Einheiten und dem hohen Anteil der Gemeinden bis 2.000 Einwohner. Allerdings sind die Gemeinde gerade Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit, so dass sich eine Änderung der Betrachtungsebene ausschloss. Folglich führte die Gliederung der administrativen Einheiten in M.-V. in Abhängigkeit von den Einwohnerzahlen zu Autokorrelationen zwischen den einzelnen Variablen. Diese Zusammenhänge bestanden auch bei Variablen mit einem zeitlichen Trend, so dass als Folge der Prüfung auf stochastische Unabhängigkeit die Clusteranalyse in zwei Analysen mit jeweils einem Variablenblock geteilt wurde. Die Anzahl der betrachteten Variablen reduzierte sich hierbei auf insgesamt 88. Das Resultat der ersten Clusteranalyse waren 5 Klassen, wobei Rostock eine eigene Klasse bildete. Die anderen Städte wie Greifswald, Stralsund, Neubrandenburg, Wismar sowie Schwerin formten ihrerseits einen Cluster und die übrigen Gemeinden verteilten sich auf die anderen drei Klassen. Insbesondere zahlreiche Tourismusgemeinden und zentrale Orte traten in einem eigenen Cluster deutlich hervor. Die Dominanz der großen Gebietskörperschaften zeigte sich auch in der zweiten Clusteranalyse, wobei sich die Struktur mit 6 Klassen als sehr stabil erwies. Die Ergebnisse wurden nach-folgend in einer Typisierung zusammengefasst, wobei sich 14 Regionaltypen erga-ben, deren Interpretation 7 Haupttypen offenbarte. Neben Rostock als Regiopole treten u. a. Regionalzentren, Kleinstgemeinden oder Gemeinden mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit auf. Durchaus bemerkenswert ist der Umstand, dass einige Gemeinden von Usedom und Rügen eher Stadt-Umland-Gemeinden entsprechen und solche mit einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit eher im Osten des Landes anzutreffen sind. Daneben sind Tourismusgemeinden ähnlich strukturiert wie Mittelzentren und zahlreiche Grundzentren grenzen sich lediglich über ihren Status von anderen Landgemeinden ab. Darüber hinaus grenzt sich diese Gliederung deutlich von der des Landes mit den ländlichen Gestaltungsräumen ab. Zur Identifizierung dieser wurden Kriterien herangezogen, die stochastisch nicht unabhängig sind, welche zur Basis für ein politisch motiviertes Ranking wurden. Die damit aufgeworfene These von der fragwürdigen Zukunftsfähigkeit, ist in erster Linie politisch determiniert. Insgesamt zeigt sich mit der Handlungsmaxime "Stärkung der Zentren" ein vulnerabler Prozess, der sich in der Gemeindeentwicklung deutlich niederschlägt. Zur Vermeidung einer weiteren Vertiefung ist zunächst eine theoretische Neuausrichtung, wie sie in Grundzügen vorgestellt wurde, notwendig. Dabei ist die Forderung, dass Infrastruktur flexibilisiert werden muss, nicht neu. Sie wurde bspw. schon in Zusammenhang neuer interkommunaler Kooperationsformen postuliert. Die bisherige normative Fixierung der langfristigen Infrastrukturentwicklung über ROG und LPlG manifestiert die Reduzierung des ländlichen Raumes auf seinen existentiellen Kern und ignoriert gewachsenen Strukturen und individuelle Präferenzen der lokalen Bevölkerung. Im nächsten Schritt sollten die Bevölkerungsprognosen um andere Instrumente ergänzt werden, um frühzeitig bestimmte Entwicklungen aufzudecken und zu gestalten. Hierbei sollten die Akteure vor Ort, insbesondere die Gemeinden, auch in der Lage sein, die Gestaltungskompetenz wahrzunehmen. Das setzt voraus, dass zur Erfüllung der Pflichtaufgaben keine Liquiditätskredite erforderlich sind. Sollte eine aufgabengerechte Finanzausstattung nicht möglich sein, muss die derzeitige Aufgabenverteilung zwischen den Kommunen, dem Land sowie dem Bund neu geregelt werden. Eine fremdbestimmte Aufgabenträgerschaft und starre Richtwerte hinsichtlich der infrastrukturellen Ausgestaltung sind Mittel der Vergangenheit, die eine Flexibilisierung und mehr gemeindliche Selbstverantwortung nicht zulassen. Danach kann man beginnen über eine Gemeindegebietsreform Organisationsschwächen zu beseitigen und eine Resilienzstrategie zu verfolgen, die sich nicht allein in einer weiteren Infrastrukturkonzentration erschöpft. ; In Mecklenburg-West Pomerania essential political decisions are regularly accompanied by indications of projections by the population. These population´s projections´ results depend to a large extent on assumptions, population data and the methodology used. In combination with their further principles, these are rather models, the significance of which is strongly limited in relation to a long prognosis period. As alternative instruments are clearly less adequate, infrastructure decisions cannot be sufficiently covered. Against the background that Mecklenburg-West Pomerania, for example, is characterized by a low population density or a multitude of small municipalities, it should be the top premise to create widely accepted structures which give a perspective to the communities. So the previous approach to strengthening the centers and infrastructural marginalization of other municipalities is not desirable. This approach is made possible by a more flexible infrastructure, with which everything is recorded and which compensates or covers existing functional deficits in political tasks. At the same time, the term "services for the public" is denied, since there is no longer any reason to speak of basic existential functions in case of a state withdrawal from the area. Otherwise, the over 65-year-olds would not "escape" to the city centers. In addition, it is important to note that a more flexible interpretation of the concept of infrastructure also includes a reinterpretation of the concepts of mobility and transport. Mobility so far has been characterized by technical over-interpretation and is also aimed at changes in location. So the definition of mobility overlaps with the definition of traffic. At the same time, the role of infrastructure is of subordinate importance. The integration of a flexible infrastructure concept leads to a definition of mobility that simply describes the ability to interact, whereas traffic describes concrete actions of subjects or social groups. Both are dependent on individual preferences and infrastructure only, while the unpredictability of individual preferences must be documented. Infrastructural dependency is also evident in vulnerability and resilience. While vulnerability stands for processes and their effects on systems as well as organizations depending on infrastructure, resilience describes a handling of vulnerable processes depending on infrastructure and objectives. Due to insufficient information about communities in Mecklenburg-West Pomerania, the focus was on an improvement of the empirical basis compared to detailed measures. Since chapter 2.5 drew a wide conclusion, the following text will be limited to the essentials. Between 1990 and 2012 there was a very complex development at the community level in general. Apart from the number of inhabitants, this also applies to age group-specific considerations, considerations of employment and to community finances. In relation to the number of inhabitants, the census led to a clear adjustment of statistics. However, a retroactive accounting for previous years was declared inadmissible through court decision. Therefore, the values before 2011 remain valid. While a clear suburbanization was apparent before 2000, and the city-surrounding areas were able to establish appropriate interdependencies of working space, suburbanization in the later period has strongly weakened and partially reversed. This development is particularly supported by 20 to 25 as well as by over 65-year-olds. While in 20 to 25-year-olds, which support a selective reurbanization, economic motives prevail, the migration of over 65-year-olds has rather infrastructural reasons. The infrastructural marginalization of small communities comes upon an age group which is increasingly unable to compensate and thus moves towards more central locations. Alternatively, this age group is also attracted by communities of touristic interest. In this way there is a planning opportune migration which supports a strengthening of the centers. This segregation takes place before a dispersed settlement structure, which has been consolidated in the past by political framework and targeted marketing strategies, which allowed the individual preferences a great deal of freedom. The concentration of infrastructure destabilizes structures and, in turn, supports concentration of employment in the centers. In 2012 the upper and middle centers solely combined 60% of employment conditions for employees required to pay social security contributions (SV). Workplaces are therefore much more concentrated than the population which results in high commuter rates. The communities are responsible for balancing the infrastructural deficits, which in turn have to cope with a high, otherdirected output workload. On the other hand, there is a municipal financial equalization (KFA), which is not based on real expenses and which lead to a reduction of investments. In addition, there are hardly any financial scopes. As a result, for example, the selective population development or the paralysis of communities, which result from the development of community finances, mark a vulnerable process which has not yet been handled adequately. Strengthening the centers can only be described as a positive resilience strategy for a small number of communities in regards to political objectives. In order to stimulate a future discussion of alternatives, the communities were subsequently subject to multivariate analysis. In order to secure the results, a check for normal distribution as well as an investigation on stochastic independence was executed. The test for normal distribution showed that this was not the case for any of the 165 variables. The main reason for this is the choice of perspective on the administrative entities as well as the high proportion of municipalities with up to 2,000 inhabitants. However, the community is this paper's object of investigation, so that a change in the level of observation was impossible. Consequently, a structuring of Mecklenburg-West Pomerania's administrative units, which are depending on the number of inhabitants, leads to autocorrelations between the individual variables. These correlations also existed in variables with a temporal trend so that, as a result of the stochastic independence test, the cluster analysis was divided into two analyses, each consisting of one variable block. The number of variables considered thus reduced to a total of 88. The result of the first cluster analysis were 5 classes, with Rostock forming a separate class. The other cities, such as Greifswald, Stralsund, Neubrandenburg, Wismar, and Schwerin, formed another cluster and the rest of the communities is spread to the remaining three classes. Especially numerous tourist communities and central locations emerged clearly within their own cluster. The dominance of large regional authorities was also shown in the second cluster analysis, whereas a structure including 6 classes proved to be very stable. The results were then summarized in a typing, resulting in 14 regional types, whose interpretation revealed 7 main types. In addition to Rostock as a regiopolis, there were regional centers, small communities or municipalities with limited capacity. The fact that some communities of Usedom and Rügen rather tend to correspond to city-surrounding communities and that those with a limited capacity are more likely to be found in the east of the country is very remarkable. In addition, tourism communities are similarly structured as middle centers and numerous lower-order centers are only separated from other rural communities by their status. In addition, this structure is clearly different from that of rural design areas. In order to identify these, criteria were used which are not stochastically independent and which have become the basis for a politically motivated ranking. The consequential thesis of a questionable sustainability is, above all, politically determined. Overall, the guiding principle "strengthening of the centers" results in a vulnerable process, which is clearly reflected in community development. In order to avoid further specializations, a theoretical reorientation, as basically presented in this paper, is necessary. Demands for a more flexible infrastructure are not a novelty. It has already been postulated, for example, in the context of new inter-communal forms of cooperation. The previous normative fixation of the long-term infrastructure development via regional planning laws (ROG) and country planning acts (LPlG) manifests the reduction of rural areas to their existential core and ignores organically grown structures as well as individual preferences of the local population. As a next step, the population forecast should be supplemented by other instruments in order to identify and shape certain developments at an early stage. In this case local actors, particularly communities, should be able to make use of those shaping skills. This presupposes that no liquidity loans are required in order to fulfill the mandatory tasks. If sufficient financial resources cannot be made available, the current distribution of tasks between communities, the state and the federal government must be revised. An other-directed task assignment and rigid guidelines regarding the infrastructure design are outdated means which allow neither more flexibility nor more municipal self-responsibility. After that, it might be possible to eliminate organizational weaknesses through a district reform and pursue a resilience strategy, which is no longer limited to a further concentration of infrastructure.
Zusammenfassung Das in der westlichen Hälfte der Insel Neuguinea liegende Papua unterliegt einer raschen, unzureichend geplanten sozialen und ökonomischen Entwicklung. Zunehmende Umweltzerstörung (Habitatdegradierung) bedroht den hohen Artenreichtum und die einheimische Biodiversität. Süßwasserökosysteme sind sehr stark bedroht durch Umweltverschmutzung, Habitatsveränderung und das Einschleppen von fremden Arten. Bisher wurde dieser menschliche Einfluss an den Süßwasserarten unzureichend erforscht, speziell an den Fischen in stehenden und fliessenden Gewässern in Papua. Der Sentani See liegt in Nordpapua, in der Nähe von Jayapura, der Hauptstadt der Provinz Papua. Es repräsentiert das größte Süßwasserökosystem in Papua und spielt somit eine wichtige Rolle für das Überleben der Menschen und anderer Lebewesen in dieser Gegend. Menschliche Aktivitäten beeinflussen die lokale Flora und Fauna, insbesondere solche mit engem Verbreitungsgebieten wie z.B. Regenbogenfische Chilatherinasentaniensis und Glossolepisincisus, und der Sentani Goby. (Glossogobius sp.) Der See liegt nahe an urbanen Zentren, sodass in allen Himmelsrichtungen Umweltverschmutzungen aller Art stattfinden., dies betrifft insbesondere Veränderungen im Uferbereich und das Einschleppen fremder Arten. Trotz dieser Bedenken und der Bedeutung für die lokale Regierung findet das Thema kaum Beachtung im Hinblick auf Erhalt des Ökosystems. Trotz einiger Forschung in Richtung Mollusken, Phytoplankton und Limnologie, und Wasserqualität des Sees gibt es keine spezifischen Untersuchungen über die Korrelation zwischen menschlichen Aktivitäten und der Artenveränderung im See. Deshalb ist das Ziel dieser Arbeit die Ökologie des roten Regenbogenfisches als einem der meistbedrohten endemischen Fischarten im Sentanisee sowie den menschlichen Einfluss auf sein Habitat zu dokumentieren. Im Speziellen beschreibt diese Arbeit den Einfluss auf die Häufigkeit, Größe, Geschlechterverteilung und Populationsveränderung nach Einführung fremder Arten. Um den menschlichen Faktor zu messen, wurden acht physiochemische Parameter untersucht, von denen der größte Einfluss auf die Häufigkeit des Vorkommens beschrieben wird in neun verschiedenen Gegenden dreier verschiedener Zonen. Die Gegenden wurden nach Kriterien unterschiedlicher menschlicher Aktivität ausgesucht unter der Hypothese, dass eine höhere menschlicher Population einen entsprechenden Einfluss auf die Fischpopulation hat. Zone I beschreibt hohen menschlichen Einfluss, Zone II mittelmäßige menschliche Aktivität, Zone III hat die niedrigste menschliche Aktivität und wurde als "Kontrollgegend" genutzt. Diese Gegenden wurden später neu eingeteilt gemäß der physiochemischen Parameter des Wassers. Fisch und Wasserproben wurden entlang des Ufers gesammelt, in bis zu zwei Meter Tiefe. Fisch wurde morgens in jeder Zone gefangen. Dies wurde dreimal an anderen Tagen wiederholt, sodass 27 verschieden Daten für jede Zone zusammenkamen, insgesamt 81 Daten für drei Zonen innerhalb eines Jahres, und somit 243 Daten in drei Jahren. Die gesammelten Regenbogenfische wurden nach Geschlecht gezählt, gemessen und wieder freigelassen. Wasserproben wurden nach dem gleichen Muster entnommen, dreimal täglich; morgens (6.00 – 9.00am), mittags (11.00 bis 13.00pm) und nachmittags (16.00 – 18.00pm) und dreimal in jeder Zone an drei weiteren Tagen gesammelt. So wurden ebenfalls 81 Wasserproben gewonnen. Die Wasserparameter, Nitrate, Nitrite, Phosphate, der biologische Sauerstoffbedarf und der chemische Sauerstoffbedarf wurden in einem Labor analysiert, während Wassertemperatur, PH Wert und gelöster Sauerstoff direkt vor Ort gemessen wurden. Dann wurde das Umfeld des Regenbogenfisches beschreibend analysiert, um die Habitatpräferenzen einschliesslich Substrat, Typ, Wassertiefe, Wasserbewegung und Vegetation kennezulernen. Um die physiochemischen Parameter des Wassers zu analysieren, wurde das RStatistikanalyse Programm benutzt., um somit Verbreitung und Größe des Regenbogenfisches in jeder Probe, und somit eine Korrelation zwischen den Wasserparametern und der Größe und Verteilung des Regenbogenfisches zu entdecken. Nachdem der Grad der Wasserverschmutzung bestimmt worden war, wurden die Fischproben in drei Gruppen eingeteilt, je nach Verschmutzungsgrad der Gebiete. Das Analysetool in Excel 2007 und die Version von SPSS 17.0 wurden genutzt, um die Fischgröße jeder Gruppe, sowie den Unterscheid der Gruppen zueinander, das Verhältnis der Anzahl der Fische zur Zahl der eingeführten fremden Fische, sowie die Korrelation der Zahl der Regenbogenfische zur Nitratkonzentration zu bestimmen. Basierend auf den bereits erwähnten Wasserparametern wurden die Untersuchungsgebiete in drei Gruppen geteilt. 1 und 2 mit hohem menschlichen Einfluss, 3 mit geringem menschlichem Impact. Es gab signifikante Unterschiede bei bestimmten Wasserparametern innerhalb der Gruppen, insbesondere bei Nitraten und Nitriten, Phosphate, biologischem Sauerstoffbedarf und chemischen Sauerstoffbedarf. Die erste Gruppe hatte die höchste Konzentration an Nitraten und Nitriten, Gruppe II hatte die höchste Konzentration an Phosphaten, biologischem, sowie chemischen Sauerstoffbedarf . Gruppe drei hatte die beste Wasserqualität und niedere bis mittlere Konzentration der obengenannten Parameter. Die Phosphatlevel übersteigen den in Indonesien staatlich zugelassenen Grenzwert von Phosphat in Trinkwasser und Fischereiwasser. Nitrat und Nitritbelastung liegen unter den zulässigen Grenzwerten. Es wurde kein Bereich ohne nachweisbaren menschlichen Einfluss gefunden, nicht mal bei so geringer Bev.dichte wie 2Menschen /km2; Diese Ergebnisse zeigen die deutliche Verschmutzung des Sentani Sees durch die Menschen. Die Anzahl des roten Regenbogenfisches war in allen Gruppen gleich, ausser es wurde nach Geschlecht getrennt gezählt. Die männlichen Fische war in allen Gruppen ähnlich, während die Anzahl weinblichen Fische in der Gruppe drei niedriger war. Nitrat war der einzige Parameter, dem ein direkter inverser Zusammenhang mit der Anzahl der Regenbogenfische nachgewiesen werden konnte. Die Körperlänge der Fische war signifikant unterschiedlich in den einzelnen Gruppen. Gruppe drei hatte das durchschnittlich größte Körpermass. Phosphat war der einzige Parameter mit Einfluss auf die Körperlänge, obwohl nicht signifikant. Die Anzahl der Fremdfische korrelierte schwach mit der Anzahl der Regenbogenfische. Gruppe zwei hatte eine leicht negative Korrelation, Gruppe eins und drei waren leicht positiv korreliert. Das bedeutet, dass die Anzahl der Fremdfische keinen Einfluss auf die Zahl der Regenbogenfische hat. Die Zahl der männliche Regenbogenfische war in der Flachwasserzone am Ufer höher, während die weiblichen mehr in den tiefen Wassern gefunden wurden. Diese Korrelation war ähnlich in Gruppe eins und zwei, während in der dritten weniger verschmutzten Gruppe eine höhere Anzahl männlicher Fische war. Die unterschiedliche Geschlechterverteilung war abhängig von Habitat, Licht und Temperaturpräferenzen. Grundsätzlich bevorzugen rote Regenbogenfische klares, flaches Wasser mit Sand, Kiesel und Steinsubstrat und halten sich gerne auf zwischen Hydrilla verticillata, Valisneria americana, Eichhornia crassipes, Metroxylon sagu und Gräsern. Das Angebot von Futter war ebenfalls attraktiv für die Fische, insbesondere unter traditionellen Pfahlhäusern, den Wurzeln einiger Pflanzen, Schmutz, Abfall und Holzresten. Pollen und Insekten waren ebenfalls eine bedeutende Nahrungsquelle für die Fische, sowie auch die Larven von Wasserinsekten und Algen. Pflanzwurzeln waren ebenfalls als Rückzugs- und Aufzuchtsgebiet sowie als Spielplatz attraktiv für die Fische. Die Fische vermieden Bereiche mit hohen Lichtintensitäten und zogen schattige Gebiete in tiefem Wasser vor. Diese Faktoren beeinflussten die Verbreitung der Regenbogenfische in den Habitaten und konsequenterweise auch ihre Anzahl. Menschliche Aktivitäten haben Einfluss auf die Qualität des Habitats und des Wassers in und um den Sentanisee. Obwohl die Wasserqualität keinen signifikanten Einfluss auf die Verbreitung der Regenbogenfische hat, dank seiner Fähigkeit, sich auch an schlechtere Konditionen anzupassen, wird eine zunehmende Verschmutzung doch als Bedrohung gewertet. Zunehmende Verschmutzung des Wassers wird sich in einer Verschlechterung des Ökosystems zeigen und wird dazu führen, dass die Arten um geringere Ressourcen konkurrieren müssen. Das wird ultimativ zum Aussterben von endemischen Arten führen, von denen der rote Regenbogenfisch nur ein Vertreter ist. Deshalb sollte der Sentani See prioriär als Naturschutzgebiet in Papua behandelt werden, um einheimische und endemische Arten zu schützen. Die Ergebnisse dieser Studie liefern Grundlagen Daten für den Schutz des roten Regenbogenfisches im Sentani See. Somit erhalten Politiker Strategien zum Erhalt des Habitats, Möglichkeiten Verschmutzung einzudämmen, und Kommunen zum Naturschutz zu motivieren. Weitere Studien werden benötigt, um das Verhältnis des roten Regenbogenfisches und seine Vorlieben, sowie seine Anfälligkeiten bestimmten Noxen gegenüber zu erforschen. Verschiedene Möglichkeiten der Kontrolle der Verschmutzung sollten ebenfalls erforscht werden. Andere Regionen des Sees, die in dieser Studie nicht erforscht werden konnten, sollten überwacht werden. Unabhängig von den bearbeiteten Untersuchungen am Ökosystem des "Sentani Sees" als Teil eines ganzheitlichen "Sentani See Programms" sollten weitere Studien zur Wasserqualität und insbesondere zum Einfluß anthropogener Umweltverschmutzung auf Flora und Fauna angestellt werden. Eine Überwachung des gesamten Sees zur Bestimmung der Ökologie wäre sinnvoll, damit ein Gesamtprogramm zur ökologischen Rehabilitation folgen kann. ; Summary Located in the western half of New Guinea, Papua is facing rapid and poorly-planned social and economic development, increasing habitat degradation and threatening its high level of species richness and endemicity. Freshwater ecosystems, more than any other biotope in Papua, face the worst consequences from human development through sedimentation, habitat alteration, pollution, and the introduction of exotic species. However, little research has been conducted on the impact of human activities on aquatic species, and specifically fish in lentic and lotic ecosystems, in Papua. Lake Sentani is located in northern Papua, near Jayapura, the capital of Papua Province. It is the largest lowland lake in Papua, and plays a critical role in the survival of the humans and organisms living in and around it. Human activities are negatively affecting its local flora and fauna, especially those with very narrow distributions, such as the rainbowfishes, Chilatherina sentaniensis and Glossolepis incisus, and the Sentani Goby (Glossogobius sp.). The lake is located close to an urban center and heavy development occurs in the north, east, and northeast, while other threats include non-point pollution of human activities, habitat alteration along the shoreline, and introduced species. Despite these concerns, and its proximity to the local government, the lake has received no attention in terms conserving its ecosystem. Moreover, although there is some research on the mollusks, phytoplankton, limnological aspects, and water quality of the lake, none exists specifically on the correlation between human activities and the lake's inhabitants. Therefore, the aim of this study was to document the ecology of the Red Rainbowfish (Glossolepis incisus), one of the threatened endemic fishes in Lake Sentani, and the impact of human activities on its habitats. Specifically, this study was designed to focus on the impact of human activities on the abundance of the Red Rainbowfish, its body length, and sex ratio, and the abundance of introduced fishes and correlation between their abundance and Red Rainbowfish abundance. Assessing the impact of human activities was done by measuring eight water physicochemical parameters that were reported to have the most potential influence on the abundance of the Red Rainbowfish, in nine locations from three zones. The zones were predetermined based on visual assessments of the level of human activities, where higher numbers of people were assumed to have higher impacts on the environment. Zone I's locations had heavy human activity, Zone II's locations had medium human activity, and Zone III's locations had the lowest human activity and was considered a "control area". These zones' locations were later regrouped following analyses of the water physicochemical parameters. Fish and water samples were collected along the shoreline, at depths of up to two meters. Fish were sampled in the morning at each sampling site of a single location, and replicated three times on alternate days, yielding 27 data sets for each zone, or 81 data sets for all three zones within a year, and a total 243 data sets in three years. Collected rainbowfish were differentiated by sex, counted, measured, and released. Water parameters were measured in the same sites in which fish sampling was conducted, three times a day—morning (06.00–09.00 am), midday (11.00 am–13.00 pm), and afternoon (16.00–18.00 pm)—and repeated three times in each sampling site on three alternate days. Thus, a total of 81 water parameter data sets were collected. Water parameters, including nitrate, nitrite, phosphate, biological oxygen demand, and chemical oxygen demand were analyzed in a laboratory, while water temperature, pH, and dissolved oxygen were directly measured in the field. Then, the ecology of the rainbowfish was descriptively analyzed to assess the preferred habitat of the fish, including substrate type, water depth, turbidity, and vegetation. The R statistical analysis program was used to analyze the water physicochemical parameters in order to determine the level of pollution in the water, abundance of Red Rainbowfish in each sampling group, and correlation between water physicochemical parameters and Red Rainbowfish abundance and body size. After the level of water pollution was determined, fish samples were arranged into three groups based on the level of pollution in their location. The Analysis Toolpak in Microsoft Excel 2007, and SPSS version 17.0 were used to calculate Red Rainbowfish body length for each group, as well as the difference between groups, correlation between Red Rainbowfish abundance and introduced fish abundance, and Red Rainbowfish abundance and nitrate concentration. Based on the aforementioned water physicochemical parameters, the sampling sites were distinguished into three groups: Groups 1 and 2 indicated heavy pollution (human impact) and Group 3 indicated low pollution (human impact) with fairly good water quality. There were significant differences in certain physicochemical parameters between groups, specifically in nitrate, nitrite, phosphate, BOD, and COD. Group 1 had the highest concentrations of nitrate and nitrite, while Group 2 had the highest concentrations of phosphate, BOD and COD. Group 3 had the best water quality of the three groups, with low to medium concentrations of each parameter. Phosphate levels in all three groups exceeded the Indonesian government's phosphate limit in drinking water and fisheries, with BOD and COD. Nitrate and nitrite were both still within the limit. No area with zero human impact was found, even in sites with a population as low as two people. These results indicate that Lake Sentani already suffers from a high level of organic matter, which enters the lake as the result of human activities around it. Red Rainbowfish abundance was not different between groups, except when fish were counted based on their sex. Male abundance remained similar across groups, whereas female abundance was similar in Groups 1 and 2, but much lower in Group 3. Nitrate was the only water parameter significantly correlating negatively with Red Rainbowfish abundance, suggesting that increased nitrate levels had an effect in decreasing fish abundance in Lake Sentani, although the impact was still low. Red Rainbowfish body length was significantly different between groups, with Group 3 having the longest mean body length. Phosphate was the only parameter found to contribute to Red Rainbowfish body length, albeit non-significantly. Introduced fish abundance correlated weakly with Red Rainbowfish abundance. While Group 2 showed a weak negative correlation, Group 1 and Group 3 revealed a weak positive correlation, suggesting that, whether positive or negative, introduced fish species had a very low influence on the abundance of the Red Rainbowfish. Male Red Rainbowfish were more abundant than females in the shallow waters along the shoreline, the latter being found more commonly in deeper waters. This ratio was similar in Groups 1 and 2, whereas Group 3, whose habitats were the least polluted, had a higher ratio of males. The disparity in sex ratio was possibly caused by their different habitat preferences, as well as light and temperature preferences. The overall habitat preference of the Red Rainbowfish was clear, shallow water, sand, gravel, and cobble substrate, and shoaling amidst Hydrilla verticillata, Valisneria americana, Eichhornia crassipes, Metroxylon sagu, and grasses. The availability of food also attracted fish to certain areas, such as under traditional stilt houses, roots of some plants, litter, and wood debris. The pollen of terrestrial plants, as well as terrestrial insects, also served as a food source for the fish, along with the larvae of aquatic insects and algae. Roots of plants were also important for refuge, and as nursery and playing grounds. Moreover, the fish avoided high light intensities by moving to shaded areas or deeper water. These factors influenced the Red Rainbowfish's distribution and habitat selection, and consequently, its abundance. Human activities in and around Lake Sentani have impacted the quality of its habitats and water. Although water quality did not have a significant influence on the Red Rainbowfish, owing to its ability to adapt to changes in water quality, changes to its habitat will have a significant impact on its ability to survive in Lake Sentani. The outcome of the present rate of pollution of its water will be further and more serious deterioration of its ecosystem, force its inhabitants to compete for increasingly fewer resources, and ultimately result in the extinction of its endemic species, of which the Red Rainbowfish is just one example. Therefore, Lake Sentani should be made a priority in Papuan conservation and management efforts, especially for native and endemic species. The results of this study provide baseline data for Red Rainbowfish conservation in Lake Sentani, and will allow policy-makers to pursue the protection of its habitats, create a strategy to control pollutants, and encourage community-based environmental management. Further research is needed on the correlation between the Red Rainbowfish and its preferences, and its susceptibility to certain types and concentrations of pollutants. Different strategies of pollution control should also be investigated. Other parts of Lake Sentani that were beyond the scope of this research should also be surveyed, along with a lake-wide program examining the exact condition of Lake Sentani's ecosystem, whether it be the quality of its water or the response of its flora and fauna to ongoing anthropogenic disturbance, after which a more comprehensive rehabilitation program may follow.
Die Inhalte der verlinkten Blogs und Blog Beiträge unterliegen in vielen Fällen keiner redaktionellen Kontrolle.
Warnung zur Verfügbarkeit
Eine dauerhafte Verfügbarkeit ist nicht garantiert und liegt vollumfänglich in den Händen der Blogbetreiber:innen. Bitte erstellen Sie sich selbständig eine Kopie falls Sie einen Blog Beitrag zitieren möchten.
Katharina Günther-Wünsch ist seit wenigen Wochen Berliner Bildungssenatorin und KMK-Präsidentin. Ein Interview über unpopuläre Maßnahmen gegen den Lehrermangel, ein verpflichtendes Kitajahr, Forderungen an die Bundesbildungsministerin – und wie ihr jetzt ihre Erfahrungen in der Schulleitung helfen.
Katharina Günther-Wünsch, 40, ist Lehrerin für Chemie, Mathematik und Geschichte und arbeitete seit 2013 an der Walter-Gropius-Gesamtschule in Berlin-Neukölln. 2021 wurde sie Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses für die CDU, nach der Wiederholungswahl übernahm sie das Amt der Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie. Foto: Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0.
Frau Günther-Wünsch, die SPD wollte das Bildungsressort in Berlin unbedingt abgeben, Sie wollten es unbedingt haben. Bereuen Sie schon Ihre Chuzpe?
Auf keinen Fall! Richtig ist aber: Dieser Job erinnert mich an einen Eisberg. Die Spitze habe ich gesehen, und jeden Tag erahne ich etwas mehr von dem, was sich unter der Wasseroberfläche befindet.
Fangen wir mit der Spitze des Eisbergs an.
Ich mache seit 20 Jahren Politik, und aus der Opposition heraus sehen Sie den Personalmangel, Sie sehen den Platzmangel in den Schulen und den fehlenden roten Faden zwischen den einzelnen Stationen der Berliner Bildungspolitik von der frühkindlichen bis zur beruflichen Bildung.
Und was zeigt Ihnen jetzt der Blick unter die Wasserlinie?
Was das eine mit dem anderen zu tun hat. Vorher in den Haushaltsdebatten konnte ich es mir nur denken, jetzt aber wird es für mich in vollem Ausmaß sichtbar: Das Geld, was zur Verfügung steht, ist nicht nur endlich. Es ist in vielen Fällen gar nichts da zum Gestalten. Außerdem erlebe ich die langen Entscheidungswege, all die Instanzen, deren Zustimmung Sie brauchen. Und gleichzeitig wird mir noch klarer, wie groß die Herausforderungen und Nöte von Lehrern, Schülern und Eltern tatsächlich sind.
Warum wollten Sie überhaupt unbedingt Bildungssenatorin werden?
Mein Eindruck war auch mit Blick auf die Bildungspolitik in anderen Bundesländern: Der Praxisbezug, die Kenntnis über viele Zusammenhänge, die ich als Lehrerin und in der Schulleitung sammeln konnte, könnten sich in diesem Amt als hilfreich erweisen.
"Ich werde ohnehin nie alle Gruppen und Klientel glücklich machen."
Sie haben viele Jahre an Deutschlands erster Gesamtschule, der Walter-Gropius-Schule in Berlin-Neukölln, gearbeitet.
Und das hilft mir jetzt. Einerseits, weil ich dort eine gewisse Resilienz erworben habe. Die Resilienz, auch durch Täler und Krisen zu kommen. Andererseits, weil ich die Strukturen kenne, das Zusammenspiel der Verantwortlichen auf den unterschiedlichen Ebenen. Ich weiß, wen ich wie ins Boot holen kann. Dazu gehört, dass ich in der Lage bin, jenseits von Parteipräferenz und Ideologie pragmatisch Entscheidungen zu treffen. Wenn es darauf ankommt, schnell – und vielleicht auch mal unliebsam. Ich werde ohnehin nie alle Gruppen und Klientel glücklich machen.
Ihre Vorgängerin, Astrid-Sabine Busse, war auch Lehrerin und Schulleiterin. Manche sagen, genau deshalb habe sie sich schwergetan, unbequeme Entscheidungen zu Lasten von Lehrkräften zu treffen.
Es geht mir ums Gesamtsystem. Mich trägt das Ziel, mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit zu erreichen. Jeder Schüler und jede Schülerin soll ihr bestmögliches Lernergebnis erreichen können, und weil das für mich ganz oben steht, kann ich nicht einzelne Gruppen präferieren.
Der Philologenverband war jedenfalls schon mal sehr glücklich über Ihre Aussagen zur Bedeutung der Gymnasien.
Falls Sie damit implizieren wollen, dass wir in der neuen Berliner Koalition eine spezielle Behandlung für die Gymnasien durchgesetzt hätten, dann haben Sie zu früh mit der Lektüre des Koalitionsvertrages aufgehört. Wir wollen alle Schulformen bedarfsgerecht ausstatten, Gymnasien genauso wie Gemeinschaftsschulen. Vergangenes Jahr wurden an knapp 200 Sechstklässler Schulbescheide verschickt, ohne dass sie einer Schule zugewiesen werden konnten. Die allermeisten davon hatten eine Gymnasialempfehlung. Wenn de facto also der Bedarf an zusätzlichen Plätzen an Gymnasien am größten ist, dann müssen wir reagieren.
Reagieren müssen Sie vor allem beim Lehrkräftemangel. Fast 1500 volle Lehrerstellen können Sie in Berlin aktuell nicht besetzen, haben Sie neulich vorgerechnet. Während sich Ihre Kollegin, die neue Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra, im RBB optimistisch gab: Sie erwarte bald 2000 Lehramts-Absolventen pro Jahr.
Ich habe nicht nur gesagt, dass uns dieses Jahr knapp 1500 Lehrer fehlen. Sondern auch, dass es nächstes Jahr noch mehr werden. Ich freue mich, dass meine Kollegin Ina Czyborra, die für das Hochschulstudium angehender Lehrer zuständig ist, mit den Hochschulen Gespräche führt und Verbesserungen ankündigt. Wir sollten aber nicht vergessen, dass wir uns parallel in einer demografischen Krise befinden. Alexander Lorz, Kultusminister von Hessen, hat das auf den Punkt gebracht: Um in Zukunft genügend Lehrkräfte zu haben, müsste jeder vierte oder fünfte Abiturient von heute Lehrer werden. Doch gleichzeitig zerren die anderen Branchen und Berufsfelder genauso an den jungen Leuten. Wir brauchen Spezialisten für die Energiewende, für Verkehr, für Gesundheit, für IT und so weiter. Wir haben einfach ein demografisches Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, und auf dieses Missverhältnis wollte auch Frau Czyborra hinweisen.
"Ich kann nach drei Jahren mit einem Bachelor in die Raumfahrtforschung gehen, brauche aber fünf Jahre, um nach dem Lehramts-Master überhaupt ins Referendariat zu kommen."
Und was folgt daraus?
Wir müssen die Attraktivität des Lehramtsstudium steigern. Das geht los mit der Frage nach seiner Praxisnähe. Mit welcher Qualifikation und was für Kompetenzen gehe ich da raus? Bin ich dann wirklich tauglich für die Schule? Und wie lange dauert meine Ausbildung? Ich kann nach drei Jahren mit einem Bachelor in die Raumfahrtforschung gehen, brauche aber fünf Jahre, um nach dem Lehramts-Master überhaupt ins Referendariat zu kommen. Und erst dann darf ich eigenständig Schüler unterrichten. Das passt doch nicht.
Was haben Sie vor?
Einen schnelleren Zugang zu den Schulen und mehr Praxisnähe bekomme ich durch neue Formen des Studierens, zum Beispiel in dualen Modellen. Schleswig-Holstein macht das jetzt vor: Da können Sie den Master und das Referendariat kombinieren und sind auf diese Weise auch schneller fertig. Über so ein Modell möchte ich mit Universitäten und der Wissenschaftsverwaltung sprechen.
Brandenburg etwa geht einen anderen Weg. Dort sollen bald Bachelorabsolventen, auch wenn sie kein Schulfach studiert haben, bis zu ihrer Pensionierung als verbeamtete "Bildungsamtsfrauen- und männer" unterrichten.
Ein Modell, das aus der Not geboren wurde. Wir beobachten, wie das läuft – haben aber noch große Bedenken hinsichtlich der Qualität.
Ganz ausschließen wollen Sie deine Nachahmung in Berlin also nicht?
Wie gesagt: Wir schauen uns das in Ruhe an, gehen aber erstmal unsere eigenen Wege.
Ist genau das nicht eines der Hauptprobleme der föderalen Bildungspolitik – dass jedes Land seinen eigenen Weg geht? Genau deshalb hatte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin, Ihre Parteikollegin Karin Prien, vergangenes Jahr als KMK-Präsidentin eine bundesweite Reform der Lehrkräftebildung angestoßen.
Zu Recht! Momentan befinden sich alle 16 Bundesländer in einem Wettbewerb. Sie alle kämpfen, wenn auch unterschiedlich stark, mit dem Lehrermangel und versuchen, sich mit den unterschiedlichsten Programmen gegenseitig das Personal abzuwerben. Insofern sind wir gespannt auf das Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der KMK, das Ende des Jahres kommen soll. Wir hoffen auf wissenschaftliche Empfehlungen, wie wir das Lehramtsstudium so reformieren können, dass alle Länder mitgehen. Wir leiden doch alle unter der aktuellen Situation: Und wir alle würden profitieren, wenn wir eine einheitliche Definition von Qualität, Schnelligkeit und Praxisorientierung hinbekämen.
"Ich bin seit 17 Jahren Pädagogin und ich 'habe noch nie erlebt, dass Bildung so sehr im Fokus der Öffentlichkeit stand wie jetzt."
Das haben, mit Verlaub, schon Generationen von Kultusministern vor Ihnen getan: die föderale Einheit beschwören und parallel anderswo Plakatkampagnen starten, um die Absolventen ins eigene Bundesland zu holen.
Aber jetzt haben zum ersten Mal alle 16 Bundesländer gleichzeitig diesen Mangel. Und nahezu überall gibt es mittlerweile diese große Heterogenität in den Klassenzimmern, wo Lehrer jeden Tag ihr Äußerstes tun, um all die emotionalen, sprachlichen und kognitiven Defizite und die sozialen Benachteiligungen aufzufangen. Ich bin seit 17 Jahren Pädagogin und ich habe noch nie erlebt, dass Bildung so sehr im Fokus der Öffentlichkeit stand wie jetzt. Das bietet die große Chance und die Verpflichtung, sich auf eine gemeinsame Reform der Lehrerbildung zu einigen. Was allemal einfacher ist, als jetzt wieder eine Debatte über einen Länder-Bildungsstaatsvertrag zu starten.
Den Sie hiermit für nicht erstrebenswert erklären?
Von dem ich weiß, dass bei der Erwähnung dieses Wortes die Kultusverwaltungen in einigen Ländern Schnappatmung bekommen.
Soll die Verwaltung wirklich diktieren, wo es langgeht in Sachen Bildungsföderalismus?
Die Verwaltung in meinem Haus ist längst nicht so starr, wie ihr das nachgesagt wird. Aus der Opposition heraus hatte ich selbst solche Vorbehalte, aber ich habe hier einen offenen und kooperativen Empfang erlebt, von Anfang an eine gute Zuarbeit und angenehme Zusammenarbeit. Neulich hatten wir eine freiwillige Mitarbeiterversammlung der Belegschaft, über ein Drittel war da, es kamen kritische Fragen und spannende Ideen. Mein Eindruck war, man freut sich, dass die Tür der Senatorin offensteht.
Sie werden auch Verbündete brauchen, wenn Sie die Empfehlungen der SWK umsetzen wollen zum Umgang mit dem kurzfristigen Lehrermangel. Die waren so unpopulär, dass einige in der KMK erstmal in Schockstarre verfallen sind.
Ich finde, das waren sehr wertvolle Empfehlungen, von denen ich bereits mehrere aufgegriffen habe. Erstens: Wir müssen gerade in den Mangelfächern zusehen, dass wir den Zugang für Seiteneinsteiger leichter machen. Wenn Sie erfolgreich waren in Ihrem Beruf, werden Sie sich nicht einfach in ein zweites Studium und das Referendariat hineinzwängen lassen, auch wenn Sie sich grundsätzlich für den Lehrerberuf begeistern können. Ich lasse gerade prüfen, welche rechtlichen Vereinfachungen wir an der Stelle vornehmen können. Zweitens sind die Hürden für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse immer noch zu hoch und die Verfahren zu lang: Es muss möglich werden, all diese Pädagogen mit ihrer Expertise in die Schulen zu holen, auch wenn sie bislang vielleicht nur Grundkenntnisse im Deutschen haben. Am Beispiel ukrainischer Schüler sehen wir, wie sehr es auf deren emotionale und soziale Stabilisierung ankommt, das können die Kollegen leisten und sich parallel sprachlich qualifizieren. Denn das bleibt wichtig, keine Frage. Und wenn das nötige Sprachniveau erreicht ist, können die Lehrkräfte voll angestellt werden und eine volle Lehrbefähigung erhalten. Also: Es gibt zu viele Barrieren, um Lehrer zu werden, manche mögen sinnhaft sein, doch alle müssen wir in der aktuellen Situation kritisch hinterfragen.
Was genau daran ist jetzt unpopulär?
Wenig Begeisterung bei den betroffenen Lehrern hat zum Beispiel meine Ansage ausgelöst, dass wir alle vorgenommenen Abordnungen hinterfragen.
"So werden wir es mit jeder einzelnen Abordnung halten: Wir schauen genau hin, was noch gerechtfertigt ist – und was nicht."
Abordnungen bedeuten, dass Lehrkräfte nicht an Schulen, sondern anderswo eingesetzt werden.
Was in normalen Zeiten ein Gewinn sein kann. Aber wenn zum Beispiel bei den drei Kollegen, die in der Berliner Jugendkunstschule eingesetzt werden, die Schulaufsicht sagt: Wir brauchen sie zurück, weil wir sonst die Stundentafeln an den Schulen nicht sichern können – dann sage ich: Der Unterricht geht vor! Wir suchen bei der Jugendkunstschule jetzt nach einer Alternativlösung mit freien Trägern. Und so werden wir es künftig mit jeder einzelnen Abordnung halten: Wir schauen genau hin, was noch gerechtfertigt ist – und was nicht. Insgesamt betrifft das bis zu 800 Stellen in Vollzeit. Das ist die Zahl, die von der Senatsverwaltung auf meine parlamentarische Anfrage ermittelt hatte, noch zu Oppositionszeiten. Aber darunter sind natürlich viele, die als Seminarleitungen Referendare ausbilden oder für die Schulpsychologie Förderbedarfe von Kindern abklären. Solch erfahrene Lehrkräfte brauchen wir dort natürlich.
Die SWK empfahl außerdem, die geltenden Teilzeitregelungen für Lehrkräfte kritisch zu überprüfen.
Ich kann klar sagen, dass es in Berlin keine verpflichtende Rückkehr zur Vollzeit geben wird. Es werden weiter Teilzeitanträge bearbeitet und genehmigt. Wenn es in einem Fach eine Mangelsituation gab, bei der Sprachförderung oder bei der Inklusion, dann bin ich als Schulleiterin immer auf die betreffenden Kollegen in Teilzeit zugegangen und habe sie gefragt, unter welchen Umständen sie sich einen höheren Stundensatz vorstellen könnten. Wenn ich ihnen parallel versichert habe, dass die zusätzlichen Stunden nicht mit zusätzlichen Korrektur- oder Klassenleitungsaufgaben einhergingen, haben die Kollegen in der Regel zugestimmt. Ich will sagen: Hinter jeder Entscheidung zur Teilzeit steckt eine individuelle Geschichte, oft geht es um Kinder oder um Pflege. Auf Schulebene geht da viel, aber eine pauschale Regelung von oben ergibt keinen Sinn.
Der Lehrermangel trifft auf einen wachsenden Anteil von Grundschülern, die nicht richtig lesen, schreiben und rechnen können. Die jüngsten Ergebnisse des IQB-Bildungstrends waren eine weitere Bestätigung der bedrückenden Realität in vielen Schulen. Schon vorher hatte sich das CDU-Bundespräsidium für Sprachtests und, falls nötig, ein verpflichtendes letztes Kitajahr ausgesprochen. Die Frage ist: Wie bekommt man das abseits politischer Schlagzeilen umgesetzt?
Daran arbeiten wir. In unserem Koalitionsvertrag haben wir das "Kita-Chancenjahr" genannt. Auf der Senatsklausur Anfang Juni haben wir unser Sofortprogramm beschlossen, dazu gehören erste Runde-Tisch-Gespräche mit den Kitaträgern und Verbänden noch im Herbst. Bis Ende des Jahres soll das Konzept zum Kita-Chancenjahr stehen, dann ändern wir das Schulgesetz, im Herbst 2024 starten wir mit den Sprachstanderhebungen, und im Sommer 2025 beginnt für die Kinder, die es brauchen, das verpflichtende Chancenjahr in den Kitas. Wir alle wissen: Sprache generiert sich auch durch den Alltag, durch das Einüben der Gruppendynamik, durch strukturierte Abläufe, durch Alltagssituationen.
Sprachstandserhebungen gab es doch bislang schon in Berlin.
Die gab es, und daraufhin erhalten die Kinder, bei denen ein Förderbedarf festgestellt wird, als Angebot drei, vier Stunden in der Woche Sprachförderung. Aber die allermeisten Kinder und ihre Familien nahmen das Angebot nicht an.
Für das verpflichtende "Kita-Chancenjahr" brauchen Sie zusätzliche Plätze in den Kitas, Sie brauchen noch mehr Erzieherinnen und Erzieher, und Sie müssen die nötigen Fortbildungen ermöglichen.
Ich kann Ihnen noch keine Zahl nennen, was das alles kosten wird, aber 96 Prozent unserer Drei- bis Sechsjährigen gehen schon in die Kita. Wir reden also von einer überschaubaren Zahl zusätzlicher Kinder – für die der Besuch aber immens wichtig ist, weil es genau diejenigen sind, denen der Start in den Grundschulen sonst am schwersten fällt. Es handelt sich um eine Frage der Bildungsgerechtigkeit.
"Ich erwarte am 23. Juni klare Aussagen von der Bundesbildungsministerin".
Eine Frage der Bildungsgerechtigkeit ist auch der Ausbau des Ganztages. In den Grundschulen gilt der – bereits nach hinten geschobene – Anspruch auf Ganztagsbetreuung von 2026 an. Astrid-Sabine Busse hatte das Thema deshalb zum Leitmotto ihrer KMK-Präsidentschaft gemacht.
Das war das richtige Leitmotto. Wir haben noch gut zwei Jahre Zeit, um endlich über qualitative Standards zu sprechen und wie wir sie mit dem Lehrer- und Fachkräftemangel zusammenbringen. Was ist notwendig, was ist sinnvoll? Da müssen wir eine Bestandsaufnahme machen und handeln.
Müssen Befürworter eines verpflichtenden letzten Kitajahres nicht auch für einen gebundenen Ganztag sein – also ein tägliches, verbindliches Bildungsangebot für alle Kinder, das Unterricht, Übungen und Freizeitangebote bis in den Nachmittag hinein sinnvoll miteinander verknüpft und abwechselt?
Das halte ich nicht für realistisch derzeit, weil das den Personalmangel noch verstärken würde. Uns fehlen schon jetzt, verstärkt durch den Zuzug geflohener Kinder und Jugendliche, deutschlandweit Schulplätze.
Um der Bildungsgerechtigkeit willen will die Bundesregierung auch das Startchancen-Programm an bis zu 4000 Schulen bundesweit etablieren. Zuletzt machten die Verhandlungen von Bund und Ländern aber vor allem wegen atmosphärischer Verstimmungen Schlagzeilen. Haben Sie sich wieder vertragen?
Beim Startchancen-Programm nehmen wir Bewegung wahr. Bei der Klausurtagung sind Länder und Bund hier gemeinsam weitergekommen, das ist eine gute Entwicklung. Gleichzeitig müssen wir aber auch feststellen, dass wir bei zentralen Fragen – etwa zur Aufteilung der Säulen, zur rechtlichen Umsetzung und zur Co-Finanzierung – weiterhin einen Dissens zwischen Bund und Ländern haben. Hier muss sich der Bund bewegen, und ich erwarte hier klare Aussagen der Bundesbildungsministerin bei unserem Treffen am 23. Juni.
Dazu musste das BMBF erst einmal die Berechnung nachliefern, wie sich das von ihm vorlegte Modell finanziell auswirkt.
Das hat das BMBF getan, und so enorm groß sind die Unterschiede gar nicht. Im Kern sind wir uns einig, dass mehr Geld dorthin fließen soll, wo es mehr benachteiligte Schülerinnen und Schulen gibt. Viel kritischer ist für uns, dass Länder wie Hamburg, Schleswig-Holstein oder Berlin, die schon eigene Landesprogramme zur Brennpunkt-Förderung haben, nicht doppelt zahlen. Sie leisten ihren Länderanteil teilweise schon, mitunter seit vielen Jahren. Anstatt da jetzt ein neues Programm darüberzustülpen mit all der zusätzlichen Bürokratie, muss es erlaubt sein, die bestehenden Initiativen mithilfe der Startchancen zu finanzieren und auszubauen.
Ich verstehe Sie richtig, dass Sie mit der Forderung des Bundes, dass die Länder zu der Bundesmilliarde eine eigene Milliarde zusteuern sollen, gar kein grundsätzliches Problem mehr haben – sondern dass es nur noch um die Frage geht, was angerechnet werden kann und was nicht?
Es geht um die Frage, wie die Kofinanzierung ausgestaltet wird und wie sie angerechnet wird.
Der Bund forderte in seinen Eckpunkten, dass die Länder ihre Kofinanzierung in denselben Topf mit der Bundesmilliarde werfen – und dann dieser Gesamttopf anhand sozialer Kriterien auf alle Bundesländer aufgeteilt wird. Was ein Novum wäre, weil dann nicht nur die Bundes-, sondern auch Landesgelder transferiert würden – auf Kosten von Ländern wie Bayern oder Baden-Württemberg, die faktisch Landesgelder nach Bremen oder Berlin überweisen würden.
Das habe ich so nicht gehört. Aber derzeit laufen die Verhandlungen und wir sprechen über Co-Finanzierung, Anrechenbarkeit und vieles mehr, da spüre ich in den Ländern eine große Bereitschaft, auch Kompromissbereitschaft.
Die eine Extra-Bildungsmilliarde pro Jahr, die Bundesfinanzminister Christian Lindner BMBF-Chefin Bettina Stark-Watzinger versprochen hat, wäre mit dem Startchancen-Programm bereits verfrühstückt. In den Ländern wächst die Sorge, dass für die Fortsetzung des Digitalpakts kein Geld mehr da sein wird.
Wir sehen die Haushaltssituation im Bund genauso wie in den Ländern, aber es gibt große nationale Aufgaben, da kann auch der Bund nicht aus der Verantwortung. Der erste Digitalpakt war notwendig und hat die Länder unterstützt, die Digitalisierung in die Fläche der Schulen zu bringen. Die Ausstattung mit Technik ist jetzt überall deutlich besser geworden. Aber es muss weitergehen. Wir müssen das Personal qualifizieren, wir müssen die Schulen mit der nötigen Lernsoftware ausstatten, wir müssen den Unterricht technologisch so weiterentwickeln, wie er in anderen Ländern dieser Welt längst Usus ist. Genau dafür und einen weiteren Ausbau hat uns die Ampel-Regierung den Digitalpakt 2.0 in Aussicht gestellt. Jetzt muss sich der Bund aber auch ehrlich machen.
Ehrlich machen?
Das BMBF hält sich seit Monaten bedeckt, sagt immer, es müsse erst noch den rechtlichen Rahmen prüfen. Das hatten wir aber doch alles schon mal, bevor der erste Digitalpakt kam. Nein, das Zeitspiel muss jetzt vorbei sein. Der Bund muss klar sagen: Will er den Digitalpakt 2.0 noch oder nicht? Hat er das Geld dafür oder nicht? Die Fakten müssen jetzt auf den Tisch.
"Wir brauchen eine geschlossene KMK, die klare Botschaften sendet und die in der Lage ist, starke gemeinsame Positionen zu entwickeln."
Eine Gelegenheit zum Klartextreden wäre die am Mittwoch zu Ende gegangene Bund-Länder-Klausur gewesen.
Die Arbeitsebene hat beim Startchancen-Programm unter Beteiligung der Amtschefs einige kritische Punkte abräumen können. Wir haben alle gezeigt, dass wir zu Kompromissen bereit sind. Das war ein erster Schritt, um einiges von dem wieder heilzumachen, was in den vergangenen Monaten an Porzellan zerschlagen worden ist.
Die Atmosphäre zwischen KMK und BMBF war in den vergangenen Monaten zeitweise eisig – und führte zu manchem öffentlichen Empörungsausbruch vor allem auf Seiten der Länder.
Wir müssen alle unsere Befindlichkeiten zurückstellen, wenn wir die Krise in unserem Bildungssystem in den Griff bekommen wollen. Das sind wir den Schülern und den Pädagogen schuldig. Ich freue mich, dass die Bundesbildungsministerin meine Einladung angenommen hat und nächste Woche Freitag in Berlin ein Spitzengespräch mit allen Kultusministern führen wird.
Wenn sich die Kultusminister untereinander wenigstens grüner wären. Noch so ein Thema, das Karin Prien vergangenes Jahr als KMK-Präsidentin gepusht hat: die Reform der KMK, ihres Sekretariats und ihrer Abstimmungsmodalitäten.
In diese Richtung werde ich bis Jahresende weiter arbeiten. Wir brauchen eine geschlossene KMK, die klare Botschaften sendet und die in der Lage ist, starke gemeinsame Positionen zu entwickeln, auch in den Verhandlungen mit dem Bund um Startchancen oder Digitalpakt. Und ich bin gespannt auf den Bericht der Strukturkommission.
Bedeutet das abseits nett klingender Appelle, dass Sie sich für die Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips bei allen Grundsatz- und finanzwirksamen KMK-Entscheidungen einsetzen werden?
Ich gebe zu, das war in den ersten fünf Wochen meiner KMK-Präsidentschaft noch kein Thema, aber ich bin sicher, dass es das bei den nächsten Sitzungen sein wird. Natürlich gibt es Themen, wo eine Einstimmigkeit notwendig ist, aber gleichzeitig würde der KMK etwas mehr Flexibilität auch guttun.
The demand for functional and smart textiles has risen nowadays due to the lifestyle change of human beings. Along with this, the production of functional and smart textiles is consistently increasing. However, the conventional dyeing and finishing methods used to produce the functional textiles have issues such as the requirement of a large amount of fresh-water, energy, and chemicals and the associated wastewater pollution which poses harmful effect to humans, animals, and the environment. Moreover, due to the stringent environmental legislation on effluent release and hence the necessity of wastewater treatment, it has also become an economic problem for the textile industry. Thus, the textile industry has nowadays focused on alternative green technologies and eco-friendly chemical agents to minimize these problems. In this regard, supercritical carbon dioxide (scCO2) dyeing technique is a promising alternative to conventional aqueous-based methods as it avoids the use of water, uses less energy, and fewer chemicals minimizing the waste generation which is important to improve the ecological footprint and reduced production cost. Owing to these important attributes, scCO2 dyeing has been investigated in the last three decades as an environmentally benign process and now it is commercially successful in an industrial scale for dyeing polyester fibres. Thus, employing this technique to textile functionalization can bring additional economic and environmental benefits for the textile dyeing and finishing industry. Nevertheless, only a few attempts have been made so far in using this technology for textile finishing despite having promising potentials. This thesis used scCO2 dyeing technology intending to explore its potential to the production of functional and smart textiles. To fulfil this, firstly, different functional dyes and functional finishing agents of interest suitable for scCO2 media were selected based on literature data and some screening experiments. Based on this, chitosan very low molecular weight and lactate derivatives, curcumin natural dye, and two commercial photochromic dyes based on spirooxazine and naphthopyran dye classes were selected. Secondly, these agents were incorporated into the polyester fabric using scCO2 impregnation technique to impart range functionalities such as antimicrobial, antioxidant, UV protecting and smart UV-sensor fabrics. Moreover, the functional and colour performances of these functional textiles and the effects of the processing variables on the functional/colour properties were explored. Besides, the thesis includes the production of pH sensing functional fabric with a halochromic molecule using photo grafting technique as an alternative resource-efficient method. The results showed that scCO2 is a viable technique for the production of functional polyester fabric in a resource-efficient and eco-friendly way. Dyed polyester fabric with additional functionalities such as antimicrobial, antioxidant, UV protection, and UV sensing properties were realised in a single step. The fabrics developed have demonstrated desirable colour and functional properties without affecting each other confirming compatibility. Moreover, the functional fabrics exhibited the required durability and fastness properties sufficient for various applications. This thesis contributes towards widening the application of supercritical CO2 dyeing technique further and paves a way for sustainable production of functional and smart textiles in a resource-efficient and eco-friendly way. Moreover, the functionalization of cotton fabric with a pH indicator dye using the photo-grafting technique was successful and exhibited good halochromic property towards different pH environments with potential application in several smart textile areas. ; Efterfrågan på funktionella och smarta textilier har under senare tid ökat på grund utav människans förändrade livsstil. I samband med detta ökar ständigt produktionen utav funktionella och smarta textilier kontinuerligt. Dock har de konventionella färgnings- och beredningsmetoder som används för att producera funktionella textilier vissa tillkortakommanden såsom: användandet av stora kvantiteter färskvatten, energi och kemikalier; förorening utav avfallsvattnet vilket påverkar människor, djur och miljön. Vidare medför sträng lagstiftning angående utsläpp och därpå följande nödvändighet av vattenreninsgsåtgärder en ekonomisk börda för textilindustrin. Därför fokuserar textilindustrin i dag på alternativa gröna teknologier och miljövänliga kemikalier för att minimera dessa problem. Ur denna synvinkel är teknologin att färga med superkritiskt koldioxid (scCO2) ett lovande alternativ till konventionella vattenbaserade metoder då den undviker användningen utav vatten, reducerar energiåtgången och använder färre kemikalier vilket minimerar avfallsproduktionen vilket är viktigt för att minska det ekologiska avtrycket samt reducera produktionskostnader. Tack vare dessa aspekter så har scCO2-färgning undersökts under de senaste tre decenierna som en miljövänlig process och numera är den en, i industriell skala, komersiellt framgångsrik metod för att färga in polyester fibrer. Icke desto mindre har endast ett fåtal försök gjorts för att använda denna teknologi som en textil slutberedningsmetod trots sin lovande potential för detta ändamål. I denna avhandling användes scCO2-färgningsteknologin med intentionen att utforska dess potential för produktion utav funktionella och smarta textilier. För att genomföra detta gjordes för det första ett urval utav olika funktionella färgämnen och funktionella beredningskemikalier med intressanta egenskaper vilka också lämpar sig för scCO2-färgning. Detta urval gjordes på grundval utav litteraturstudier samt preliminära mätningar. Baserat på nyss nämnda kriterier valdes chitosan med väldigt låg molekylvikt och laktatderivat, naturlig kurkumin (gurkmeja) samt två komersiella fotokroma färgämnen baserade på spirooxanin och naphtopyran klasserna som färgämnen. För det andra inkorporerades dessa färgämnen in i ett polyestertyg med hjälp utav impregnerande scCO2-teknik för att förmedla en mängd funktionaliteter såsom: antimikrobiell, antioxidant, UV-skydd samt en smart UV-senorik. Förutom detta innehåller avhandlingen också produktionen utav ett pH-kännande funktionellt tyg med en halokrom molekyl tillverkad med hjälp utav så kallad "photo-grafting" teknik som ett alternativ resurssål metod. Resultaten visar på att scCO2-färgningsteknologin är en användningsbar teknik för framställning utav funktionella polyestertyger på ett resurssnålt och miljövänligt vis. Färgade polyestertyger med tillagd funktionalitet såsom: antimikrobiell, antioxidant, UV-skydd samt UV-kännande, kunde tillverkas i ett enda steg. De tillverkade tygerna uppvisar önskvärda färgegenskaper samt funktionella egenskaper utan att dessa egenskaper påverkar varandra vilket indikerar hög kompatibilitet. Vidare uppvisade de funktionella tygerna tillräckligt goda stabilitets och härdighetsresultat för att kunna användas i en rad olika applikationer. Denna avhandling bidrar med att utöka användningsområdet för scCO2-färgningsteknologin och banar väg för en hållbar produktion av funktionella och smarta textilier på ett resurssnålt och miljövänligt sätt. Vidare var funktionaliseringen utav ett bomullstyg med en pH-indikator med hjälp utav "photo-grafting"-teknik en framgång och uppvisade goda halokroma egenskaper gentemot olika pH-miljöer, tydande på en potentiell användning inom flera smarta textila områden. ; La domanda di tessuti funzionali è significamente aumentata negli ultimi anni a causa del cambiamento di stile di vita degli utilizzatori. Ciò ha fatto si che la produzione di tessuti funzionali sia in costante aumento. Tuttavia, i metodi di tintura e finissaggio convenzionalmente utilizzati per produrre tessuti funzionali presentano alcuni limiti come il grande utilizzo di acqua ed ausiliari chimici. Questi ultimi possono essere causa di un significativo inquinamento delle acque reflue che può causare danni all'ecosistema ed alle popolazioni limitrofe. Inoltre la rigorosa legislazione ambientale in materia di rilascio degli effluenti impone alle aziende tessili il trattamento delle acque reflue, questo processo ha un significativo impatto sul costo del prodotto finito. Pertanto, l'industria tessile si è concentrata su tecnologie ecologiche alternative e agenti chimici ecologici per ridurre al minimo questi problemi. In questo contesto, la tecnica della tintura in anidride carbonica supercritica (scCO2) è considerata come una promettente alternativa ai metodi convenzionali. Questa tecnica evita l'uso di acqua, utilizza meno energia e meno sostanze chimiche minimizzando la generazione di rifiuti, andando così a migliorare l'impronta ecologica e riducendo i costi di produzione. Grazie a queste importanti caratteristiche, la tintura scCO2 è stata studiata negli ultimi tre decenni come un processo ecologicamente conveniente. Al giorno d'oggi essa è utilizzata a livello industriale per la tintura di fibre di poliestere. Pertanto, l'utilizzo di questa tecnica per la funzionalizzazione dei tessuti può apportare ulteriori vantaggi economici e ambientali all'industria tessile. Tuttavia, finora sono stati fatti solo pochi tentativi nell'uso di questa tecnologia per il finissaggio tessile. Questa tesi ha utilizzato la tecnologia della tintura in scCO2 allo scopo di esplorare il suo potenziale per la produzione di tessuti funzionali. In primo luogo sono stati selezionati diversi coloranti ed agenti di finissaggio funzionali in base ai dati della letteratura e ad alcuni esperimenti di screening. Da questi studi sono stati selezionati i derivati del lattosio, il chitosano a basso peso molecolare peso molecolare, la curcumina, e dei coloranti fotocromici basati sulla spirooxazina ed il naftopirano. In secondo luogo, queste sostanze sono state incorporate nel tessuto di poliestere usando la tecnica di impregnazione scCO2 per conferire una vasta gamma di funzionalità quali proprietà antimicrobiche, antiossidanti, protezione e sensing dei raggi UV. Inoltre, sono state esplorate le prestazioni funzionali e colorimetriche di questi tessuti andando a studiare l'effetto delle variabili di processo sulle proprietà studiate.Inoltre, la tesi comprende la produzione di tessuto utilizzabile come sensore di pH ottenuto funzionalizzando il substrato tessile con una molecola alocromica. Per la produzione di questo materiale è stato utilizzato un metodo di finissaggio fotochimico. I risultati hanno mostrato che scCO2 è una tecnica efficiente ed ecologica per la produzione di poliestere funzionale. Infatti, la produzione di tessuti con funzionalità antimicrobiche, antiossidante, rilevamento e protezione dai raggi UV è stata ottenuta mediante una singola operazione unitaria. I tessuti ottenuti hanno riportato le qualità desisderate sia dal punto di vista colorimetrico che da quello funzionale. Inoltra la tintura ha dismostrato di possedere una solidità soddisfacente per le varie applicazioni. Questa tesi contribuisce ad ampliare ulteriormente l'applicazione della tecnica di tintura in CO2 supercritica e apre la strada ad una produzione sostenibile di tessuti funzionali. Inoltre, la funzionalizzazione del tessuto di cotone con un colorante sensibile al pH ha dimostrato la possibilità di produrre sensori di pH basati su materiali tessili, impiegando processi fotochimici a basso impatto ambientale. ; 随着生活方式的转变,现如今人们对功能纺织品和智能纺织品的需求与日俱增,伴随需求而来的该类产品的生产研发活动也相应增加。通常用于生产功能纺织品的技术为染整加工技术,传统的染整加工技术往往会消耗大量的新鲜水、能源、化学品并带来水污染,污染的水会对人类、动物以及环境造成有害影响。污水排放严格的环境法规使工厂增加了污水处理成本,因此寻找替代的生态化学品、绿色加工技术成为当下解决上述问题的有效途径。其中,超临界二氧化碳流体染整技术(以下简称scCO2技术)由于其不使用水,耗能低,添加化学品少,从而排污少,生产成本低,有助于提高生态足迹,和传统水介质染色技术相比具有很好的发展前景,过去三十年来引发了研究者们的高度关注,目前在聚酯纤维染色中已有工业应用。如果将此技术应用于纺织品功能化,则可为染整工业带来新的环境效益及经济效益。尽管有较好的潜在应用前,但是目前这方面的研究报导还比较少。 本文主要基于scCO2染整技术来探究其在功能及智能纺织品领域应用的可行性。首先,研究了筛选了不同功能染料和功能整理剂,主要优选出低分子量的壳聚糖及其乳酸衍生物,姜黄染料,以及基于螺噁嗪及萘并吡喃结构的两种光致变色染料;其次,将这些助剂在scCO2中用浸渍法应用于涤纶织物从而获得抗菌性、抗氧化性、抗紫外性能以及获得智能紫外感知织物;本论文还研究了制备功能纺织品的工艺参数、颜色性能以及功能性;此外,本论文还采用加酸显色分子通过光接枝技术制备了一种pH敏感织。研究结果表明,scCO2染整技术在生产加工功能性涤纶织物来说是一资源效益型和环境友好的切实可行的技术。织物可通过一步法染整加工在获得颜色的同时获得功能性,诸如抗菌性、抗氧化性、抗紫外性能、紫外感知性能,且颜色和功能具有较好的相容性,互不冲突。制备的功能纺织品表现出了较好的耐久性和色牢度。本论文的研究为功能和智能纺织品的可持续生产加工奠定了技术基础。 本论文采用光接枝技术将pH指示染料应用于棉织物经FTIR表征证明反应成功完成。光接枝样品在不同的pH环境下表现出了较好的酸碱变色性能,这为其在智能纺织品领域的应用提供了技术依据。
The impact of climate change is increasingly important to the design of urban water infrastructure like stormwater systems, sewage systems and drinking water systems. Growing evidence indicates that the water sector will not only be affected by climate change, but it will reflect and deliver many of its impacts through floods, droughts, or extreme rainfall events. Water resources will change in both quantity and quality, and the infrastructure of stormwater and wastewater facilities may face greater risk of damage caused by storms, floods and droughts. The effect of the climate change will put more difficulties on operations to disrupted services and increased cost of the water and wastewater services. Governments, urban planners, and water managers should therefore re-examine development processes for municipal water and wastewater services and are adapt strategies to incorporate climate change into infrastructure design, capital investment projects, service provision planning, and operation and maintenance. According to the Intergovernmental Panel on Climate Change, the global mean temperature has increased by 0,7 °C during the last 100 years and, as a consequence, the hydrological cycle has intensified with, for example, more acute rainfall events. As urban drainage systems have been developed over a long period of time and design criteria are based upon climatic characteristics, these changes will affect the systems and the city accordingly. The overall objective of this thesis is to increase the knowledge about the climate change impacts on the stormwater system in Al Hillah city/Iraq. In more detail, the objective is to investigate how climate change could affect urban drainage systems specifically stormwater infrastructure, and also to suggest an adaptation plan for these changes using adaptation plans examples from international case studies. Three stochastic weather generators have been investigated in order to understand the climate and climate change in Al Hillah. The stochastic weather generators have been used in different kind of researches and studies; for example in hydrology, floods management, urban water design and analysis, and environmental protection. To make such studies efficient, it is important to have long data records (typically daily data) so the weather generator can generate synthetic daily weather data based on a sound statistical background. Some weather generators can produce the climate change scenarios for different kind of global climate models. They can be used also to produce synthetic data for a site that does not have enough data by using interpolation methods. To ensure that the weather generator is fitting the climate of the region properly, it should be tested against observed data, whether the synthetic data are sufficiently similar. At the same time, the accuracy of the weather generator is different from region to region and depends on the respective climate properties. Testing three weather generators GEM6, ClimGen and LARS-WG at eight climate stations in the region of Babylon governorate/Iraq, where Al Hillah is located, is one of the purposes of the first part of this study. LARS-WG uses a semi-parametric distribution (developed distribution), whereas GEM6 and ClimGen use a parametric distribution (less complicated distribution). Different statistical tests have been selected to compare observed and synthetic weather data for the same kind, for instance, the precipitation and temperature distribution (wet and dry season). The result shows that LARS-WG represents the observed data for Babylon region in a better way than ClimGen, whereas GEM6 seems to misfit the observed data. The synthetic data will be used for a first simulation of urban run-off during the wet season and the consequences of climate change for the design and re-design of the urban drainage system in Al Hillah. The stochastic weather generator LARS is then used to generate ensembles of future weather data using five Global Climate Models (GCMs) that best captured the full range of uncertainty. These Global Climate Models are used to construct future climate scenarios of temperature and precipitation over the region of Babylon Governorate in Iraq. The results show an increase in monthly temperatures and a decrease in the total amount of rain, yet the extreme rain events will be more intense in a shorter time. Changes in the amount, timing, and intensity of rain events can affect the amount of stormwater runoff that needs to be controlled. The climate change calculated projections may make existing stormwater-related flooding worse. Different districts in Al Hillah city may face more frequent stormwater floods than before due to the climate change projections. All the results that have been taken from the Global Climate Models are in a daily resolution format and in order to run the Storm Water Management Model it is important to have all data in a minimum of one hour resolution. In order to fulfill this condition a disaggregation model has been used. Some hourly precipitation data were required to calibrate the temporal disaggregation model; however none of the climate stations and rain gauges in the area of interest have hourly resolution data, so the hourly data from Baghdad airport station have been used for that calibration. The changes in the flood return periods have been seen in the projected climate change results, and a return period will only remain valid over time if environmental conditions do not change. This means that return periods used for planning purposes may need to be updated more often than previously, because values calculated based on the past 30 years of data may become unrepresentative within a relatively short time span. While return periods provide useful guidance for planning the effects of flooding and related impacts, they need to be used with care, and allowances have to be made for extremes that may occur more often than may be expected. In the study area with separated stormwater systems, the Storm Water Management Model simulation shows that the number of surface floods as well as of the floods increases in the future time periods 2050s and 2080s. Future precipitation will also increase both the flooding frequency and the duration of floods; therefore the need to handle future situations in urban drainage systems and to have a well-planned strategy to cope with future conditions is evident. The overall impacts on urban drainage systems due to the increase of intensive precipitation events need to be adapted. For that reason, recommendations for climate change adaptation in the city of Al Hillah have been suggested. This has been accomplished by merging information from the review of five study cases, selected based on the amount and quality of information available. The cities reviewed are Seattle (USA), Odense (Denmark), Tehran (Iran), and Khulna (Bangladesh).:Preface Acknowledgment Abstract Kurzfassung Contents List of Figures List of Tables List of Listing List of Abbreviation Introduction 1.1. Background of The Research 1.2. The Climate Change Challenge 1.3. Urban Water Systems and Climate Change 1.4. Climate Change and Urban Drainage Adaptation Plan 1.5. Objectives of the Research 1.6. Research Problems and Hypothesis 1.7. Dissertation Structure 1.8. Delimitations Climate History and Climate Change Projections in Al Hillah City Chapter One: State of the Art on Climate Change 2.1.1. The Earth's Climate System 2.1.2. Climate Change 2.1.3. Emission Scenarios 2.1.4. Global Climate Change 2.1.5. Climate Models 2.1.6. Downscaling Chapter Two: Topography and Climate of the Study Area 2.2.1. Location 2.2.2. Topography 2.2.3. Climate Chapter Three: Climate Change - Methodology and Data 2.3.1. Methodology 2.3.1.1. Stochastic Weather Generators 2.3.1.2. Description of Generators Used in the Comparison 2.3.1.3. Statistical Analysis Comparison Test 2.3.2. Data 2.3.2.1. Required data for modelling 2.3.2.2. Historical daily data required for the weather generators 2.3.2.3. Minimum requirements 2.3.2.4. Data Availability Chapter Four: Results Analysis and Evaluation of Climate Change 2.4.1. Weather Generators Comparison Test results 2.4.1.1.The p-value test Temperature Comparison results Precipitation Comparison Results 2.4.2. LARS Weather Generator Future Scenario 2.4.2.1.1. Climate Change Scenarios for the region of Babylon governorate Storm Water System and Urban Flooding in Al Hillah City Chapter one: Urban Water Modelling 3.1.1. General Overview and Background 3.1.1.1. Storm water systems 3.1.2. Urban Runoff Models 3.1.3. An Overview of Runoff Estimation Methods 3.1.3.1. Computer Modelling in Urban Drainage 3.1.3.2.Statistical Rational Method (SRM) 3.1.4. Models Based on Statistical Rational Method 3.1.5. Urban Rainfall-Runoff Methods 3.1.6. Accuracy Level in Urban Catchment Models Chapter Two: Urban Water System in Al Hillah City and Data Requirement for Modelling 3.2.1. History 3.2.2. Current Situation 3.2.2.1. Urban water system Iraq 3.2.2.2. Urban Water description in Babylon governorate 3.2.2.3. Drinking water network 3.2.2.4. Sewerage infrastructure 3.2.3. Required data for modelling Chapter Three: Methodology to Disaggregate Daily Rain Data and Model Storm Water Runoff 3.3.1. Temporal Disaggregation (hourly from daily) 3.3.1.1. Background of Disaggregation 3.3.1.2. Disaggregation techniques 3.3.1.3. DiMoN Disaggregation Tool 3.3.1.4. Input Data 3.3.1.5. Methods Formerly Used 3.3.2. EPA Storm Water Management Model (SWMM) 3.3.2.1. Verification and Calibration 3.3.2.2. Stormwater Management Model PCSWMM 3.3.2.3. Complete support for all USEPA SWMM5 engine capabilities Chapter Four: Urban Flooding Results 3.4.1. Disaggregation of the daily rain data to hourly data 3.4.1.1.The 1 hour events properties 3.4.1.2. Estimating the rain events in each climate change scenario 3.4.1.3. Past, Current and future return periods 3.4.2. Storm Water Management Model PCSWMM Calibration 3.4.3.Return periods and Urban Floods 3.4.3.1.Network simulation 3.4.3.2.Properties with previous flooding problems 3.4.3.3.Storm water system simulation under 1 hour-2, 5 and 10 years return period 3.4.3.4.Storm water system simulation under 1 hour-25 years return period 3.4.3.5.Storm water system simulation under 1 hour-50 years return period 3.4.3.6. Storm water system simulation under 1 hour – 100, 200, 500 and 1000 years return period 3.4.3.7.Total Flooding Adaptation Plan for Al Hillah City Chapter One: International Case Studies 4.1.1. Historical precipitation analysis 4.1.2. Current and projected future climate change, impacts and adaptation plan for each selected city 4.1.2.1. Seattle 4.1.2.2. Odense 4.1.2.3. Tehran 4.1.2.4. Khulna 4.1.2.5. Melbourne 4.1.3. Drainage System of the Studied Cities 4.1.3.1. Drainage System in Seattle 4.1.3.2. Drainage System in Odense 4.1.3.3. Drainage System in Tehran 4.1.3.4. Drainage System in Khulna 4.1.3.5. Drainage System in Melbourne Chapter Two: Adaptation Plan for Al Hillah City 4.2.1. Conclusions from Adaptation Options Analysed 4.2.2. Suggestions for Al Hillah City 4.2.3. Adaptation Actions Overall Conclusion Bibliography ; Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gestaltung der städtischen Wasserinfrastruktur wie Regenwasser, Kanalisation und Trinkwassersysteme werden immer wichtiger. Eine wachsende Anzahl von Belegen zeigt, dass der Wassersektor nicht nur durch den Klimawandel beeinflusst werden wird, aber er wird zu reflektieren und liefern viele seiner Auswirkungen durch Überschwemmungen, Dürren oder extreme Niederschlagsereignisse. Die Wasserressourcen werden sich in Quantität und Qualität verändern, und die Infrastruktur von Regen-und Abwasseranlagen kann einer größeren Gefahr von Schäden durch Stürme, Überschwemmungen und Dürren ausgesetzt sein. Die Auswirkungen des Klimawandels werden zu mehr Schwierigkeiten im Betrieb gestörter Dienstleistungen und zu erhöhten Kosten für Wasser-und Abwasserdienstleistungen führen. Regierungen, Stadtplaner, und Wasser-Manager sollten daher die Entwicklungsprozesse für kommunale Wasser-und Abwasserdienstleistungen erneut überprüfen und Strategien anpassen, um den Klimawandel in Infrastruktur-Design, Investitionsprojekte, Planung von Leistungserbringung, sowie Betrieb und Wartung einzuarbeiten. Nach Angaben des Intergovernmental Panel on Climate Change hat die globale Mitteltemperatur in den letzten 100 Jahren um 0,7 °C zugenommen, und in der Folge hat sich der hydrologische Zyklus intensiviert mit, zum Beispiel, stärkeren Niederschlagsereignisse. Da die städtischen Entwässerungssysteme über einen langen Zeitraum entwickelt wurden und Design-Kriterien auf klimatischen Eigenschaften beruhen, werden diese Veränderungen die Systeme und die Stadt entsprechend beeinflussen. Das übergeordnete Ziel dieser Arbeit ist es, das Wissen über die Auswirkungen des Klimawandels auf das Regenwasser-System in der Stadt Hilla / Irak zu bereichern. Im Detail ist das Ziel, zu untersuchen, wie der Klimawandel die Siedlungsentwässerung und insbesondere die Regenwasser-Infrastruktur betreffen könnte. Desweiteren soll ein Anpassungsplan für diese Änderungen auf der Grundlage von beispielhaften Anpassungsplänen aus internationalen Fallstudienvorgeschlagen werden. Drei stochastische Wettergeneratoren wurden untersucht, um das Klima und den Klimawandel in Hilla zu verstehen. Stochastische Wettergeneratoren wurden in verschiedenen Untersuchungen und Studien zum Beispiel in der Hydrologie sowie im Hochwasser-Management, Siedlungswasser-Design- und Analyse, und Umweltschutz eingesetzt. Damit solche Studien effizient sind, ist es wichtig, lange Datensätze (in der Regel Tageswerte) haben, so dass der Wettergenerator synthetische tägliche Wetterdaten erzeugen kann, dieauf einem soliden statistischen Hintergrund basieren. Einige Wettergeneratoren können Klimaszenarien für verschiedene Arten von globalen Klimamodellen erzeugen. Sie können unter Verwendung von Interpolationsverfahren auch synthetische Daten für einen Standort generieren, für den nicht genügend Daten vorliegen. Um sicherzustellen, dass der Wettergenerator dem Klima der Region optimal entspricht, sollte gegen die beobachteten Daten geprüft werden, ob die synthetischen Daten ausreichend ähnlich sind. Gleichzeitig unterscheidet sich die Genauigkeit des Wettergenerator von Region zu Region und abhängig von den jeweiligen Klimaeigenschaften. Der Zweck des ersten Teils dieser Studie ist es daher, drei Wettergeneratoren, namentlich GEM6, ClimGen und LARS-WG, an acht Klimastationen in der Region des Gouvernements Babylon / Irak zu testen. LARS-WG verwendet eine semi-parametrische Verteilung (entwickelte Verteilung), wohingegen GEM6 und ClimGen eine parametrische Verteilung (weniger komplizierte Verteilung) verwenden. Verschiedene statistische Tests wurden ausgewählt, um die beobachteten und synthetischen Wetterdaten für identische Parameter zu vergleichen, zum Beispiel die Niederschlags- und Temperaturverteilung (Nass-und Trockenzeit). Das Ergebnis zeigt, dass LARS-WG die beobachteten Daten für die Region Babylon akkurater abzeichnet, als ClimGen, wobei GEM6 die beobachteten Daten zu verfehlen scheint. Die synthetischen Daten werden für eine erste Simulation des städtischen Run-offs in der Regenzeit sowie der Folgen des Klimawandels für das Design und Re-Design des städtischen Entwässerungssystems in Hilla verwendet. Der stochastische Wettergenerator LARS wird dann verwendet, um Gruppen zukünftiger Wetterdaten unter Verwendung von fünf globalen Klimamodellen (GCM), die das gesamte Spektrum der Unsicherheit am besten abdecken, zu generieren. Diese globalen Klimamodelle werden verwendet, um zukünftige Klimaszenarien der Temperatur und des Niederschlags für die Region Babylon zu konstruieren. Die Ergebnisse zeigen, eine Steigerung der monatlichen Temperaturen und eine Abnahme der Gesamtmenge der Regen, wobei es jedoch extremere Regenereignissen mit höherer Intensivität in kürzerer Zeit geben wird. Veränderungen der Höhe, des Zeitpunkt und der Intensität der Regenereignisse können die Menge des Abflusses von Regenwasser, die kontrolliert werden muss, beeinflussen. Die Klimawandel-Prognosen können bestehende regenwasserbedingte Überschwemmungen verschlimmern. Verschiedene Bezirke in Hilla können stärker von Regenfluten betroffen werden als bisher aufgrund der Prognosen. Alle Ergebnisse, die von den globalen Klimamodellen übernommen wurden, sind in täglicher Auflösung und um das Regenwasser-Management-Modell anzuwenden, ist es wichtig, dass alle Daten in einer Mindestauflösung von einer Stunde vorliegen. Zur Erfüllung dieser Bedingung wurde ein eine Aufschlüsselungs-Modell verwendet. Einige Stunden-Niederschlagsdaten waren erforderlich, um das zeitliche Aufschlüsselungs-Modell zu kalibrieren. Da weder die Klimastationen noch die Regen-Messgeräte im Interessenbereich über stundenauflösende Daten verfügt, wurden die Stundendaten von Flughäfen in Bagdad verwendet. Die Veränderungen in den Hochwasserrückkehrperioden sind in den projizierten Ergebnissen des Klimawandels ersichtlich, und eine Rückkehrperiode wird nur dann über Zeit gültig bleiben, wenn sich die Umweltbedingungen nicht ändern. Dies bedeutet, dass Wiederkehrperioden, die für Planungszwecke verwendet werden, öfter als bisher aktualisiert werden müssen, da die auf Grundlage von Daten der letzten 30 Jahre berechneten Werte innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanneunrepräsentativ werden können. Während Wiederkehrperioden bieten nützliche Hinweise für die Planung die Effekte von Überschwemmungen und die damit verbundenen Auswirkungen, müssen aber mit Vorsicht verwendet werden, und Extreme, die öfter eintreten könnten als erwartet, sollten berücksichtigt werden. Im Studienbereich mit getrennten Regenwassersystemen zeigt die Simulation des Regenwasser-Management-Modells, dass sich die Anzahl der Oberflächenhochwasser sowie der Überschwemmungen im Zeitraum 2050e-2080 erhöhen wird. Zukünftige Niederschläge werdensowohl die Hochwasser-Frequenz als auch die Dauer von Überschwemmungen erhöhen. Daher ist die Notwendigkeit offensichtlich, zukünftige Situationen in städtischen Entwässerungssystemen zu berücksichtigen und eine gut geplante Strategie zu haben, um zukünftige Bedingungen zu bewältigen. Die gesamten Auswirkungen auf die Siedlungsentwässerungssyteme aufgrund der Zunahme von intensiven Niederschlagsereignissen müssen angepasst werden. Aus diesem Grund wurden Empfehlungen für die Anpassung an den Klimawandel in der Stadt Hilla vorgeschlagen. Diese wurden durch die Zusammenführung von Informationen aus der Prüfung von fünf Fallstudien, ausgewählt aufgrund der Menge und Qualität der verfügbaren Informationen, erarbeitet,. Die bewerteten Städte sind Seattle (USA), Odense (Dänemark), Teheran (Iran), und Khulna (Bangladesch).:Preface Acknowledgment Abstract Kurzfassung Contents List of Figures List of Tables List of Listing List of Abbreviation Introduction 1.1. Background of The Research 1.2. The Climate Change Challenge 1.3. Urban Water Systems and Climate Change 1.4. Climate Change and Urban Drainage Adaptation Plan 1.5. Objectives of the Research 1.6. Research Problems and Hypothesis 1.7. Dissertation Structure 1.8. Delimitations Climate History and Climate Change Projections in Al Hillah City Chapter One: State of the Art on Climate Change 2.1.1. The Earth's Climate System 2.1.2. Climate Change 2.1.3. Emission Scenarios 2.1.4. Global Climate Change 2.1.5. Climate Models 2.1.6. Downscaling Chapter Two: Topography and Climate of the Study Area 2.2.1. Location 2.2.2. Topography 2.2.3. Climate Chapter Three: Climate Change - Methodology and Data 2.3.1. Methodology 2.3.1.1. Stochastic Weather Generators 2.3.1.2. Description of Generators Used in the Comparison 2.3.1.3. Statistical Analysis Comparison Test 2.3.2. Data 2.3.2.1. Required data for modelling 2.3.2.2. Historical daily data required for the weather generators 2.3.2.3. Minimum requirements 2.3.2.4. Data Availability Chapter Four: Results Analysis and Evaluation of Climate Change 2.4.1. Weather Generators Comparison Test results 2.4.1.1.The p-value test Temperature Comparison results Precipitation Comparison Results 2.4.2. LARS Weather Generator Future Scenario 2.4.2.1.1. Climate Change Scenarios for the region of Babylon governorate Storm Water System and Urban Flooding in Al Hillah City Chapter one: Urban Water Modelling 3.1.1. General Overview and Background 3.1.1.1. Storm water systems 3.1.2. Urban Runoff Models 3.1.3. An Overview of Runoff Estimation Methods 3.1.3.1. Computer Modelling in Urban Drainage 3.1.3.2.Statistical Rational Method (SRM) 3.1.4. Models Based on Statistical Rational Method 3.1.5. Urban Rainfall-Runoff Methods 3.1.6. Accuracy Level in Urban Catchment Models Chapter Two: Urban Water System in Al Hillah City and Data Requirement for Modelling 3.2.1. History 3.2.2. Current Situation 3.2.2.1. Urban water system Iraq 3.2.2.2. Urban Water description in Babylon governorate 3.2.2.3. Drinking water network 3.2.2.4. Sewerage infrastructure 3.2.3. Required data for modelling Chapter Three: Methodology to Disaggregate Daily Rain Data and Model Storm Water Runoff 3.3.1. Temporal Disaggregation (hourly from daily) 3.3.1.1. Background of Disaggregation 3.3.1.2. Disaggregation techniques 3.3.1.3. DiMoN Disaggregation Tool 3.3.1.4. Input Data 3.3.1.5. Methods Formerly Used 3.3.2. EPA Storm Water Management Model (SWMM) 3.3.2.1. Verification and Calibration 3.3.2.2. Stormwater Management Model PCSWMM 3.3.2.3. Complete support for all USEPA SWMM5 engine capabilities Chapter Four: Urban Flooding Results 3.4.1. Disaggregation of the daily rain data to hourly data 3.4.1.1.The 1 hour events properties 3.4.1.2. Estimating the rain events in each climate change scenario 3.4.1.3. Past, Current and future return periods 3.4.2. Storm Water Management Model PCSWMM Calibration 3.4.3.Return periods and Urban Floods 3.4.3.1.Network simulation 3.4.3.2.Properties with previous flooding problems 3.4.3.3.Storm water system simulation under 1 hour-2, 5 and 10 years return period 3.4.3.4.Storm water system simulation under 1 hour-25 years return period 3.4.3.5.Storm water system simulation under 1 hour-50 years return period 3.4.3.6. Storm water system simulation under 1 hour – 100, 200, 500 and 1000 years return period 3.4.3.7.Total Flooding Adaptation Plan for Al Hillah City Chapter One: International Case Studies 4.1.1. Historical precipitation analysis 4.1.2. Current and projected future climate change, impacts and adaptation plan for each selected city 4.1.2.1. Seattle 4.1.2.2. Odense 4.1.2.3. Tehran 4.1.2.4. Khulna 4.1.2.5. Melbourne 4.1.3. Drainage System of the Studied Cities 4.1.3.1. Drainage System in Seattle 4.1.3.2. Drainage System in Odense 4.1.3.3. Drainage System in Tehran 4.1.3.4. Drainage System in Khulna 4.1.3.5. Drainage System in Melbourne Chapter Two: Adaptation Plan for Al Hillah City 4.2.1. Conclusions from Adaptation Options Analysed 4.2.2. Suggestions for Al Hillah City 4.2.3. Adaptation Actions Overall Conclusion Bibliography
LEIBNIZ UND SEINE SCHULE [2. BAND] Geschichte der neuern Philosophie (-) Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867) ( - ) Einband ( - ) Geschichte der neuern Philosophie ([I]) Vorrede zur zweiten Auflage. ([III]) Vorrede zur ersten Auflage. (VI) Inhaltsverzeichniß ([XVII]) Erstes Buch. Leibniz' Leben und Schriften. ([XVII]) Zweites Buch. Leibniz' Lehre. (XXVI) Drittes Buch. Leibniz' Schule. Die Entwicklungsstufen der deutschen Aufklärung. (XXXVI) Erstes Buch. Leibniz' Leben und Schriften. ([1]) Erstes Capitel. Leibniz' Persönlichkeit ([3]) I. Spinoza und Leibniz. ([3]) II. Leibnizens universalistische Aufgabe. (4) 1. Endursachen und wirkende Ursachen (5) 2. Universalphilosophie. (6) 3. Universalreligion. (7) 4. Universalpolitik. (10) 5. Wissenschaftliches Universalgenie. (15) 6. Universum der Wissenschaften. (17) a. Bibliotheken und Akademien. (17) b. Allgemeine Charakteristik (Universalschrift). (19) III. Persönliche Charakterzüge (22) 1. Erfinderische Selbstbelehrung. (22) 2. Der kritische Mangel. Abneigung gegen Polemik. (22) 3. Toleranz. Abneigung gegen den Sectengeist (24) 4. Gemüthsheiterkeit (26) 5. Eigennützige Regungen. (27) 6. Zerstreute und vielgeschäftige Thätigkeit. (28) 7. Heroische Arbeitskraft. (31) IV. Die deutsche Aufklärung. (32) 1. Leibniz und Kant. (32) 2. Leibniz und Lessing. (34) Zweites Capitel. Biographische Quellen. Erstes Lebensalter. Familie, Erziehung, Schule. 1646 - 1661. ([37]) I. Die biographischen Quellen. ([37]) II. Erstes Lebensalter. (41) 1. Abstammung und Familie. (41) 2. Die ersten Eindrücke. (43) 3. Die erste Lectüre des Livius (44) 4. Die väterliche Bibliothek. (46) 5. Selbstbildung. Lectüre der Alten. (47) 6. Poetische Uebungen. (49) 7. Studium der Logik. (50) 8. Das Gedankenalphabet und die Gedankenschrift (53) 9. Scholastik und Theologie. (57) Drittes Capitel. Die akademischen Jahre. 1661 - 1666 ([59]) I. Der akademische Bildungsgang. ([59]) 1. Jacob Thomasius (60) 2. Die neue Philosophie. Descartes. (60) 3. Mathematische Studien. Erhard Weigl. (62) 4. Juristische Studien. (65) 5. Bewerbung in Leipzig um die juristische Doctorwürde. (68) 6. Die Promotion in Altdorf. (70) 7. Nürnberg. Die Rosenkreuzer. (72) II. Die ersten Schriften. (73) 1. De principio individui. (74) 2. Specimen difficultatis in jure. (75) 3. De arte combinatoria. (76) 4. De conditionibus. (77) 5. De casibus perplexis. (78) 6. Nova methodus. (78) Viertes Capitel. Leibniz in Mainz. Amtliche Stellung. Philosophische Schriften. ([80]) I. Johann Christian von Boineburg. ([80]) 1. Boineburgs Laufbahn und Stellung (81) 2. Politische Bedeutung. (82) 3. Sturz und Wiederherstellung. (85) II. Johann Philipp von Schönborn. (87) III. Leibnizens amtliche Stellung. (88) IV. Philosophische Schriften. (90) 1. Standpunkt. (90) 2. Bekenntniß der Natur gegen die Atheisten (92) 3. Brief an Jacob Thomasius (94) 4. Vertheidigung der Trinität gegen Wissowatius (96) 5. Ueber die philosophische Schreibart des Marius Rizolius. (99) 6. Neue physikalische Hypothese (105) Fünftes Capitel. Die politischen Schriften der mainzischen Periode. Die polnische Königswahl. Die Sicherheit des deutschen Reichs. 1669. 1670. ([107]) I. Denkschrift zur polnischen Königswahl. (108) 1. Geschichtlicher Anlaß. (108) 2. Abfassung und Methode der Schrift. (109) 3. Analyse des Inhalts. (110) 4. Das deutsche Interesse. (114) II. Die Sicherheit des deutschen Reichs. (117) 1. Geschichtliche Lage und Zeitpunkt der Denkschrift. (117) 2. Mittel der Sicherstellung. (118) 3. Gesammtunion. (119) 4.Particularunion. (121) 5. Verhältniß zur Tripelallianz. (122) 6. Der neue Rheinbund. (125) 7. Deutschland und Europa. (126) 8. Wegnahme Lothringens. Der neue Krieg. (127) 9. Frankreichs europäische Stellung. (128) 10. Frankreichs schiedsrichterliche Machtstellung. (130) 11. Krieg gegen Holland. (131) 12. Uebergang zur nächsten Denkschrift. (133) Sechtes Capitel. Plan der Französischen Expedition nach Aegypten. Leibniz' Reise nach Paris. 1672. ([135]) I. Enststehung und Geschichte des Plans. ([135]) 1. Die orientalische Frage im 17. Jahrhundert. (136) 2. Der Zeitpunkt des Vorschlags. (138) 3. Die Reise nach Paris. Ungewisse Lage. (139) 4. Die Denkschriften. Fehlschlagen des Plans. (140) 5. Nachheriges Dunkel. (141) 6. Leibniz und Napoleon. (142) 7. Die leibnizischen Denkschriften in England und Frankreich. (143) 8. Berührungspunkte zwischen dem leibnizischen Plan und der napoleonischen Expedition. (144) 9. Neue Irrthümer und Aufklärung. (145) II. Die Denkschrift. (147) Siebentes Capitel. Aufenthalt in Paris und London. 1672-1676. ([154]) I. Geschäfte für Mainz und Boineburg. ([154]) 1. Gesandtschaft nach London. ([154]) 2. Boineburgs Forderungen. (156) 3. Leitung des jungen Boineburg. (157) II. Wissenschaftliche Studien. (159) 1. Französische Sprache und Mathematik. (159) 2. Mechanische Erfindungen. Rechnenmaschine. (160) 3. Differentialrechnung. (161) 4. Streit zwischen Newton und Leipniz. (163) III. Rückkehr nach Deutschland. (168) Achtes Capitel. Leibniz in Hannover. Die Geschichte seiner hannöver'schen Lebensperiode, namentlich in politischer Hinsicht. 1676-1716 ([169]) I. Berufung nach Hannover. ([169]) 1. Habbeus von Lichtenstern. ([169]) 2. Briefwechsel mit dem Herzog. (170) II. Das Welfenhaus. (172) 1. Wolfenbüttel. Hannover. Celle. (172) 2. Johann Friedrich. (173) 3. Ernst August. (175) a. Die Primogenitur. (175) b) Hannover - Celle. (176) c) Genealogische Interessen. (178) d) Hannover - Brandenburg. (178) e) Die Kurwürde. Das Reichsbanner. (179) 4. Emglische Thronfolge. (180) III. Leibnizens Doppelstellungen. (181) 1. Hannover und Wolfenbüttel. (181) 2. Verhältnis zu Peter dem Großen. (182) 3. Hannover und Berlin. Die beiden Kurfürstinnen. (182) IV. Stellung zu Kaiser und Reich. (185) 1. Die europäischen Kriege. (185) 2. Die Kriege mit Ludwig XIV. (186) 3. Leibniz als Gegner der französischen Politik. (187) 4. Der erste Reichskrieg. (188) 5. Das System der französischen Reunion (189) 6. Das Pamphlet gegen Ludwig XIV (190) 7. Der zweite Reichskrieg. Das französiche und kaiserliche Kriegsmanifest. (191) 8. Das neue Jahrhundert. (193) 9. Der spanische Erbfolgekrieg. (196) 10.Leibniz gegen die französisch-spanische Partei. Das Manifest für Karl III. (198) 11. Schrift gegen den Frieden von Utrecht. (199) 12. Schrift gegen den Frieden von Rastadt. (200) 13. Die hannöver'sche Successionsfrage. Ker von Kersland. (201) 14. Die Wiener Pläne. Akademie. Rückkehr nach Hannover. (202) Neuntes Capitel. Politische Schriften der hannöverschen Periode. Geologische und historische Arbeiten. Reise nach Italien. ([204]) I. Caesarinus Furstenerius. (205) 1. Die Streitfrage. (205) 2. Souveränetät. (207) 3. Kurfürsten und Reichsfürsten. (208) 4. Deutsche und italienische Fürsten. (Braunschweig-Este) (209) II. Marschristianissimus (211) 1. Zeitpunkt und Anlaß. (211) 2. Die neufranzösische Politik. (212) 2. [3.] Die göttliche Machtvollkommenheit und Sendung Ludwigs XIV. (213) 4. Der Katholicismus Ludwigs XIV. (216) 5. Die Gallo-Grecs (217) III. Nationalökonomische und geologische Interessen. (220) IV. Geologische und historische Arbeiten. (222) 1. Reise nach Italien. (222) 2. Protogäa. (225) 3. Coder des Völkerrechts. (225) 4. Sammlung mittelalterlicher Geschichtsquellen. (226) 5. Geschichte Braunschweigs. (226) Zehntes Capitel. Die Wiederherstellung der allgemeinen Kirche. Reunionsversuche. ([228]) I. Die Reunionsidee. ([228]) 1. Die mainzischen Pläne. Leibnizens theologische Demonstrationen. ([228]) 2. Politisch-kirchliche Reunionsinteressen. (231) 3. Royas de Spinola. (232) 4. Der hannöversche Hof. Die Herzogin Sophie. (233) 5. Die Abtei von Maubuisson. (234) 6. Bossuet und Pellisson. (236) 7. Maubuisson und Hannover. (237) II. Reunionsverhandlungen. (238) 1. Bossuet's Glaubenslehre. (238) 2. Die hannöversche Conferenz. Molanus und die helmstädter Theologen. (239) 3. Die Jahre der Annäherung. (240) 4. Systema theologicum. (241) 5. Leibniz und der Landgraf von Hessen-Rheinfels. (243) 6. Leibniz und Pellisson. (247) 7. Bossuet und Molanus. (249) 8. Leibniz und Bossuet. (250) Elftes Capitel. Unionsbestrebungen. Societät der Wissenschaften. Die letzten Jahre des Philosophen. Die philosophischen Schriften. ([259]) I. Die Unionsidee. ([259]) 1. Die politische Zeitlage. ([259]) 2. Das Toleranzsystem in Brandenburg. (261) 3. Leibniz' Plan. (263) 4. Jablonski. Leibniz und Molanus. (263) 5. Hannöversche Conferenz. Leibniz und Jablonski. (264) 6. Das collegium irenicum in Berlin. (266) 7. Unionshindernisse. (266) 8. Leibniz' Verhältniß zu den kirchlichen Zeitfragen (Theodicee). (268) II. Societät der Wissenschaften. (270) 1. Veranlassung. (270) 2. Stiftung und Fortgang. (271) III. Die letzten Jahre. (274) 1. Tod der Königin. (274) 2. Letzter Aufenthalt in Berlin. (275) 3. Letzte Zeit in Hannover. Krankheit und Tod. (276) IV. Schilderung seiner Person. (278) Zwölftes Capitel. Die schriftliche Ausbildung der leibnizischen Lehre. ([283]) I. Die philosophischen Hauptschriften. ([283]) 1. Entwicklungsgang des Systems. ([283]) 2. Die Entwicklungsperioden. (286) 3. Vorbereitende Schriften aus der Zeit vor 1690. (287) 4. Grundzüge und Entwürfe (1690-1700). Das neue Natursystem. (288) 5. Ausführung und Zusammenfassung des Systems (1700-1716). Die neuen Versuche. Theodicee. Monadologie. (293) II. Ausgaben. (299) Zweites Buch. Leibniz' Lehre. ([301]) Erstes Capitel. Der neue Begriff der Substanz. ([303]) I. Die Untersuchung des bisherigen Grundbegriffs. ([303]) 1. Der Gegensatz von Denken und Ausdehnung. ([303]) 2. Die Probe der Thatsachen. (304) 3. Die widersprechende Thatsache. (305) II. Der Begriff der Kraft. (307) 1. Die Kraft als metaphysisches Prinzip. (307) 2. Die Kraft als Substanz (Identitätsprincip). (311) 3. Die Vielheit der Kräfte. (314) 4. Die Kraft als thätiges Wesen, als einzelne Substanz. (315) III. Das Princip der Individualität oder Monade. (317) 1. Individuation und Specification. (317) 2. Einheiten. Punkte. Atome. (319) 3. Substantielle Formen. Monaden. (322) Zweites Capitel. Die leibnizische Lehre in ihren Verhältnissen zur früheren Philisophie. ([325]) I. Leibniz und die Systeme der cartesianischen Schule. (327) 1. Spinoza und das Prinzip der All-Einheit. (327) 2. Descartes und die Occasionalisten. (333) II. Die materialistische und formalistische Richtung. (336) 1. Corpuscularphilosophen und Atomisten. (336) 2. Rehabilitation der antiken Philosophie. (337) 3. Die Scholastiker. (339) 4. Aristoteles und Plato. (345) III. Die leibnizische Philosophie als Universalsystem. (346) Drittes Capitel. Die Grundfrage der leibnizischen Philosophie. Die Monade als Princip der Materie und Form. ([350]) I. Die Kräfte der Monade als Bedingung der Natur. ([350]) 1. Das Problem. ([350]) 2. Die Kraft der Ausschließung. (353) 3. Thätige und leidende Kraft. (355) II. Die leidende Kraft als Princip der Materie. (355) 1. Materia prima und secunda. (355) 2. Die bewegte Materie. (362) 3. Maschine. (363) 4. Mechanische Causalität. (364) III. Die thätige Kraft als Princip der Form. (366) 1. Entelechia prima. (366) 2. Die formgebende Kraft. (368) 3. Seele und Leben. (370) 4. Zweckthätige Causalität. (371) IV. Wirkende Ursachen und Endursachen. (371) Viertes Capitel. Die Lösung der Grundfrage. Die Monade als Einheit von Seele und Körper. ([375]) I. Das Verhältnis von Seele und Körper. ([375]) 1. Metapysische Bedeutung der Frage. ([375]) 2. Der richtige Gesichtspunkt. (376) 3. Die Einwürfe. (377) II. Das Verhältnis von Seele und Körper im Widerspruch mit dem Begriff der Monade. (379) 1. Erklärung aus Leibniz' Lehrart (379) 2. Substantia completa. (381) 3. Harmonia praestabilita. (382) 4. Vinculum substantiale. (387) III. Das Verhältnis von Seele und Körper im Einklange mit dem Begriff der Monade. (389) 1. Die Seele als Zweck des Körpers. (390) 2. Der Körper als Mittel der Seele. (393) 3. Die Monade als Entwicklung des Individuums. (395) IV. Das Verhältnis der Endursachen und der wirkenden Ursachen. (398) 1. Vereinigung beider. (398) 2. Die Art der Bereinigung. (399) 3. Die oberste Geltung des Zweckbegriffs. (401) Fünftes Capitel. Die Monade als Entwicklung. ([403]) I. Die ursprünglichen Kräfte. (404) 1. Die Ewigkeit der Naturkräfte. Schöpfung und Vernichtung. (404) 2. Die constante Größe aller bewegenden Kräfte. Das Kräftemaß. (Leibniz und Descartes.) (406) 3. Die allgegenwärtigen Kräfte. Weder Vacuum noch Chaos. (413) II. Das ursprüngliche Leben. (414) 1. Die Individualität des beseelten Körpers. Keine Metempsychose. (414) 2. Der Ursprung der Seelen und Formen. Weder Eduction noch Traduction. (415) 3. Der Ursprung des Lebens. Keine generatio aequivoca. Die Präformation. (417) 4. Die ursprünglichen Individuen oder Samenthiere. (419) III. Der ewige Lebensproceß. (420) 1. Metamorphose. (Präformation und Transformation.) (420) 2. Geburt und Tod. (422) 3. Das unsterbliche Leben. Natürliche und moralische Unsterblichkeit. (424) 4. Leben = Entwicklung. Begriff der Entwicklung. (430) 5. Entwicklung = Vorstellung. (434) Sechstes Capitel. Die Monade als Vorstellung. ([438]) I. Die Vorstellung in den Dingen. (441) 1. Vorstellung (Perception). (441) 2. Streben. (Appetition.) (444) II. Die Vorstellung im Menschen. Analogie der Dinge. (446) III. Die Monade als Mikrokosmus. (450) 1. Individuum und Welt. (450) 2. Der Weltzusammenhang. (452) 3. Die Weltvorstellung. (454) Siebentes Capitel. Die Körperwelt. ([457]) I. Die verschiedenen Mikrokosmen. (458) II. Die Körper als Vorstellung oder "phaenomena bene fundata". (461) 1. Die beschränkte Vorstellung. (461) 2. Der Körper als nothwendige Vorstellung. (463) 3. Die verworrene und deutliche Vorstellung des Körpers. (468) III. Die Unterschiede der Vorstellung. (471) 1. Der Gradunterschied. (471) 2. Die niedern und höhern Monaden. Wachsende und gleichmäßige Vollkommenheit. (474) 3. Die niedern und höhern Organismen. Centralmonaden. (478) 4. Organische und unorganische Körper. (482) Achtes Capitel. Das Stufenreich der DInge oder die Weltharmonie. ([485]) I. Die Hauptstufen der vorstellenden Kräfte. ([485]) 1. Unterschied zwischen Leibniz und Aristoteles. ([485]) 2. Leben, Seele, Geist. (486) 3. Dunkle, klare, deutliche Vorstellung. (489) 4. Dunkles Bewußtsein. (491) II. Das Gesetz der Analogie und Continuität. (493) 1. Die Mittelwesen. (493) 2. Der Mensch als Mittelwesen. (Die Genien.) (496) III. Das Gesetz der Harmonie. (500) 1. Identität und Harmonie. Unterschied zwischen Spinoza und Leibniz. (500) 2. Die Harmonie als Naturgesetz. Einheit der Analogie und Continuität. (505) 3. Die unendlich kleinen Differenzen als Bedingung der Harmonie. (509) Neuntes Kapitel. Der menschliche Geist. ([513]) I. Die Natur des Geistes. ([513]) 1. Seele und Geist. ([513]) 2. Deutliche Vorstellung. Selbstbewußtsein. (517) 3. Persönlichkeit. (520) II. Die thierische und menschliche Seele. (524) 1. Gedächtniß und Erkenntniß. (524) 2. Sinnlichkeit und Vernunft. (527) 3. Das Vermögen der Principien. (529) III. Die Theorie der angebornen Ideen. (530) 1. Die angebornen Ideen als Erkenntnißanlage. (530) 2. Realismus und Idealismus. (531) 3. Leibniz im Unterschiede von Descartes und Kant (Fichte). (533) 4. Gegensatz zwischen Locke und Leibniz. (537) Zehntes Kapitel. Die Entwicklung des Bewußtseins. Die kleinen Vorstellungen. ([549]) I. Die Continuität des Seelenlebens. (551) 1. Die Thatsache bewußtloser Vorstellungen. (551) 2. Die immer thätige Kraft der Vorstellung. (Kein psychisches Vacuum.) (552) II. Zusammenhang des Unbewußten und Bewußten. (555) 1. Die kleinen Vorstellungen als Elemente des Bewußtseins. (555) 2. Die kleinen Vorstellungen als Bedingung des Mikrokosmus. (559) 3. Schlaf und Wachen. (Das Träumen.) (560) 4. Schlaf im Wachen. (561) 5. Die Gewohnheit. (563) Elftes Kapitel. Die Entwicklung des theoretischen Geistes: Aesthetik und Logik. ([568]) I. Die dunkle Vorstellung der Harmonie. ([568]) 1. Die ästhetische Vorstellung. ([568]) 2. Leibniz und Baumgarten. (570) 3. Leibniz und Kant. (572) II. Die deutliche Vorstellung der Harmonie. (574) 1. Vernunft- und Erfahrungswahrheiten. (574) 2. Der Satz der Identität als Princip der Vernunftwahrheiten. (577) 3. Der Satz des zureichenden Grundes als Princip der Erfahrungswahrheiten. (581) Zwöftes Kapitel. Die Entwicklung des praktischen Geistes: Sittenlehre. ([587]) I. Determinismus und Indeterminismus. ([587]) 1. Trieb (Instinct) und Wille. ([587]) 2. Kein leerer Wille (Willkür). (589) 3. Keine Willensindifferenz. (591) 4. Der determinirte Wille. (594) 5. Die innere Determination oder Neigung. (595) II. Prädeterminismus. (599) 1. Die innere Vorherbestimmung. (599) [Gedicht]: Auszug aus "Wallensteins Tod." (600) 2. Kein Fatalismus. (601) III. Die Entstehung des moralischen Willens. (602) 1. Angeborne Instincte und Maximen. (602) 2. Das moralische Naturell. (604) 3. Das praktische Gefühl oder die Unruhe. (606) 4. Die überwiegende Neigung und die Wahl. (607) 5. Das Streben nach Glückseligkeit. (609) 6. Das Streben nach Thätigkeit (Erkenntniß). (610) 7. Der vernunftgemäße Wille oder die Freiheit. (612) 8. Die Menschenliebe oder die sittliche Harmonie. (615) Dreizehntes Capitel. Der künstlerische Geist. ([618]) Die ästhetische Vorstellung und der künstlerische Wille. Natur und Kunst. Kunst und Religion. ([618]) Vierzehntes Capitel. Religion und Theologie. ([624]) I. Offenbarung und Vernunft. ([624]) 1. Ursprung der Religion. ([624]) 2. Das natürliche Gottesbewußtsein. (626) II. Monadologie und Theologie. (627) 1. Angeblicher Widerstreit. (627) 2. Uebereinstimmung beider. (629) 3. Theismus. (631) 4. Nationalismus und Supranaturalismus. (632) 5. Das Ueber- und Widervernünftige. (634) 6. Bayle und Tertullian. (636) 7. Leibniz und die deutsche Aufklärung. (638) Fünfzehntes Capitel. Die natürliche Religion. ([641]) I. Geist und Gott. ([641]) 1. Das sittliche und religiöse Streben. ([641]) 2. Natürliche und geschichtliche Religion. (642) II. Die Wahrheiten der natürlichen Religion. (645) 1. Gott und Unsterblichkeit. (645) 2. Judenthum und Christenthum. (646) 3. Gottesliebe und Menschenliebe. (648) Sechszehntes Capitel. Die natürliche Theologie. ([651]) I. Die Beweise vom Dasein Gottes. ([651]) 1. Die Beweisarten. Die ontologische. ([651]) 2. Die kosmologische (physikotheologische). (653) 3. Der Beweis aus den ewigen Wahrheiten. (654) II. Das Wesen Gottes. (658) 1. Die höchste Kraft. (658) 2. Allmacht, Weisheit, Güte. (660) 3. Die schöpferische Wirksamkeit. (661) 4. Die Nothwendigkeit der Schöpfung. (663) 5. Die moralische Nothwendigkeit. (665) 6. Natürliche und moralische Nothwendigkeit. (668) Siebzehntes Capitel. Die Theodicee. ([671]) I. Physikotheologie. ([671]) 1. Gott als Urgrund und Endzweck der Welt. ([671]) 2. Die Welt als Natur und Schöpfung. (673) II. Deismus. (676) 1. Die Welt als Offenbarung Gottes. (676) 2. Weltordnung und Wunder. (678) 3. Gott als Weltbaumeister und Weltregent. Natur und Gnade. (683) 4. Gott und die Geisterwelt. (684) III. Optimismus. (686) 1. Beweisgründe der besten Welt. (686) 2. Die vorherbestimmte Harmonie. (688) IV. Theodicee. (691) 1. Einwürfe gegen die beste Welt. (Bayle). (691) 2. Die Arten des Uebels. (694) 3. Das Uebel als Mangel. (696) 4. Das Uebel keine Gegenmacht des Guten. (697) 5. Das Uebel als Bedingung des Guten. (701) 6. Das Verhältniß des Uebels zu Gott. (705) 7. Göttliche Vorherbestimmung und menschliche Freiheit. (712) Drittes Buch. Leibniz' Schule. Die Entwicklungsstufen der deutschen Aufklärung. ([717]) Erstes Capitel. Charakteristik und Kritik der leibnizischen Lehre. ([719]) I. Charakteristik. ([719]) 1. Grundzüge des Systems. ([719]) 2. Der ideale Naturalismus. (721) II. Kritik. Die Widersprüche des Systems. (724) 1. Monaden und Monadologie. (724) 2. Die Erkenntniß der fühlenden Seele. (725) 3. Streit zwischen der klaren und dunklen Erkenntniß. (726) 4. Leibniz' neue Versuche. (728) 5. Widerspruch im Begriff Gottes. (730) 6. Widerspruch im Begriffe der Welt. (734) 7. Widerspruch im Begriff der Monade (Seele.) (736 [737]) III. Auflösung der Widersprüche. (738 [739]) 1. Leibniz und Wolf. (738 [739]) 2. Leibniz und Kant. (740) Zweites Capitel. Erste Stufe: Die Verstandesaufklärung. 1. Das Schulsystem: Christian Wolf. ([743]) I. Die Fortbildung der leibnizischen Lehre. ([743]) II. Erste Aufgabe: die formelle Ausbildung. (746) III. Der neue Dualismus. (750) 1. Seele und Körper. (750) 2. Die äußere Zweckmäßigkeit. (752) 3. Gott und Welt. Kritik der Offenbarung. (754) Drittes Capitel. 2. Der reine Deismus: Hermann Samuel Reimarus. ([759]) I. Alleinige Geltung der Vernunftreligion. ([759]) 1. Unmöglichkeit des Wunders. ([759]) 2. Die Offenbarung durch Wunder. (761) II. Vernunftglaube und Bibelglaube. (762) 1. Kriterien der Offenbarung. (762) 2. Kritik der Bibel. (768) Viertes Capitel. 3. Die Gemüthsaufklärung und Popularphilosophie. Moses Mendelssohn. ([773]) I. Die Moral als Wesen der Religion. ([773]) 1. Die Herzensbeweise vom Dasein Gottes. ([773]) 2. Die Religion im Gegensatz zur Kirche. (775) II. Der beschränkte Aufklärungsverstand. (777) 1. Das geschichtswidrige Denken. (777) 2. Mendelssohn und Sokrates. (779) 3. Die Aufklärung im Widerspruch mit dem Begriff der Entwicklung. (782) Fünftes Capitel. Zweite Stufe: die Aufklärung im Einklange mit der Entwicklung. Lessing. ([789]) I. Die congeniale Betrachtungsweise. ([789]) 1. Aufgabe und Standpunkt. ([789]) 2. Winckelmann und die Alten. (791) II. Höhe der Aufklärung: Lessing. (793) 1. Lessing's Denkweise, Schreibart, Kritik. (793) 2. Religion und Bibel. Anti-Goeze. (796) 3. Die Religion als Grund der Bibel. (798) 4. Das Wunder als Grund der Religion. Die "regula fidei". (799) 5. Christliche Religion und Religion Christi. Evangelienkritik. (801) 6. Das Wesen der Religion. Grundwahrheiten des Christenthums. (802) 7. Das Christenthum der Vernunft. Die Trinität. (804) 8. Die Religion unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung. (809) a) Geschichte als Entwicklung. (809) b. Offenbarung als Erziehung. (810) c. Theodicee der Geschichte. (812) 9. Lessing im Verhältniß zu Leipniz und Spinoza. (816) Sechstes Capitel. Dritte Stufe: Die Originalitätsphilosophie. 1. Geschichtsphilosophie. Herder. ([819]) I. Standpunkt und Aufgabe. ([819]) II. Johann Gottfried Herder. (823) 1. Verhältniß zu Lessing und der Aufklärung. (823) 2. Herder's Richtung und Geistesart. (824) 3. Herder's Geschichtsphilosophie im Gegensatz gegen die Verstandesaufklärung. (826) Siebentes Capitel. 2. Glaubens- und Geniephilosophie. Hamann und Lavater. ([829]) I. Die Wahrheit und das dunkle Ich. Hamann. ([829]) 1. Standpunkt und Geistesart. ([829]) 2. Die Einheit der Gegensätze. Bruno. (830) 3. Der Mensch als "Pan". (832) 4. Die Erkenntniß als Glaube. Hume. (833) 5. Offenbarungsglaube und Christenthum. (834) 6. Der kindliche Glaube. (835) II. Die Erkenntniß der dunklen Individualität. Lavater. (837) 1. Physiognomik. (837) 2. Die geniale Individualität. (841) Achtes Capitel. 3. Gefühlsphilosophie. Friedrich Heinrich Jacobi. ([843]) I. Aufgabe und Standpunkt. ([843]) 1. Religion und Erkenntniß. ([843]) 2. Kritik der Verstandeserkenntniß. (844) 3. Alle Verstandeserkenntniß gleich Spinozismus. (845) 4. Gespräch mit Lessing. (849) II. Glaube und Wissen. (851) 1. Idealismus und Nihilismus. (851) 2. Die Gewißheit als Glaube. Hume. (852) 3. Die Offenbarung als Grund des Glaubens. (854) 4. Der Glaube als Gefühl (Vernunft). (855) III. Jacobi's Stellung in der Geschichte der Philosophie. (859) 1. Jacobi und Kant. (859) 2. Jacobi und Mendelssohn. (863) 3. Jacobi und Leibniz. (866) Neuntes Capitel. Göthe und Schiller in ihrem Verhältniß zu Leibniz und der Aufklärung. Schluß. ([867]) I. Göthe's philosophische Vorstellungsweise. ([867]) 1. Verhältniß zu Spinoza. ([867]) 2. Verhältniß zu Leibniz. Göthe's leibnizischer Pantheismus. (869) II. Schiller's philosophische Vorstellungsweise. (872) 1. Verhältniß zu Spinoza und Leibniz. Schiller's leibnizischer Pantheismus. (872) [Gedicht]: Auszug aus "Die Freundschaft." (874) 2. Schiller's Hinweisung auf Kant. (874) III. Die poetische Geltung der Individualität. Die prästabilirte Seelenharmonie. (876) IV. Schluß: Auflösung der dogmatischen Philosophie. (877) 1. Widerspruch der Gefühlsphilosophie. (877) 2. Gesammtwiderspruch der dogmatischen Philosophie. (880) 3. Die kritische Philosophie. (881) 4. Kant, Fichte, Schelling in ihrem Verhältniß zu Leibniz. (882) Einband ( - ) Buchrücken ( - )
Die Inhalte der verlinkten Blogs und Blog Beiträge unterliegen in vielen Fällen keiner redaktionellen Kontrolle.
Warnung zur Verfügbarkeit
Eine dauerhafte Verfügbarkeit ist nicht garantiert und liegt vollumfänglich in den Händen der Blogbetreiber:innen. Bitte erstellen Sie sich selbständig eine Kopie falls Sie einen Blog Beitrag zitieren möchten.
Das Konzept des demokratischen Rechtsstaates, bisher einigendes Fundament und Leitprinzip der europäischen Einigung, steht heute im Zentrum einer kritischen Debatte, die die Grundlagen des europäischen Friedensprojektes zu gefährden droht. Weltweit und insbesondere in Europa wächst die Sorge um den Erhalt der freiheitlich-demokratischen Werte. Populistische Bewegungen gewinnen an Einfluss, indem sie einfache Antworten auf die komplexen Herausforderungen unserer Zeit anbieten. Diese Bewegungen finden vor allem bei denjenigen Anklang, die sich inmitten des raschen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels nach Sicherheit und Beständigkeit sehnen. Sie neigen dazu, sich Lösungen wie nationaler Abschottung und der Etablierung autoritärer Regime zuzuwenden, um ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln (vgl. Möllers 2018, S. 7).Seit der Flüchtlingskrise 2015 haben populistische Strömungen in verschiedenen europäischen Ländern an Zulauf gewonnen. Ungarn und Polen sind prominente Beispiele, in denen rechtsnationale bis rechtsradikale Parteien an die Macht gekommen sind. Diese Regierungen stehen im Widerspruch zu den Grundprinzipien der Europäischen Union, einschließlich der Achtung der Menschenwürde, der Demokratie, der Freiheit, der Gleichheit und der Rechtsstaatlichkeit. Der Umbau des Staatswesens in diesen Ländern zeigt sich insbesondere in der Einschränkung der Unabhängigkeit der Justiz, der Verfassungsgerichtsbarkeit und der Medien (Bundeszentrale für politische Bildung 2022).Besonders in Ungarn, wo seit Viktor Orbáns zweiter Amtszeit im Jahr 2010 ein schleichender Prozess des Demokratieabbaus zu beobachten ist, wird die Bedeutung der Medienregulierung für die demokratischen Strukturen und die politische Landschaft offensichtlich. Die vorliegende Arbeit widmet sich dieser Problematik und beleuchtet, wie die Regulierung der Medien in Ungarn demokratische Prozesse und die politische Szenerie des Landes beeinflusst.Die Arbeit beginnt mit einer grundlegenden Definition des Begriffs "Medien" und einer Erörterung ihrer primären, sekundären und tertiären Funktionen im politischen Raum. Anschließend wird die Nutzung der Medien als Instrument der Regierungskommunikation und als Mittel der Machtsicherung untersucht. Eine Analyse der aktuellen Medienlandschaft in Ungarn, einschließlich der Einschränkungen der Pressefreiheit, der Meinungsvielfalt sowie der Kontrolle und Einflussnahme der Regierung auf die Medienorgane, bildet den Kern der Arbeit.Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Medienregulierung in Ungarn gelegt. Die Auswirkungen dieser Medienregulierung auf die Demokratie in Ungarn werden untersucht, um zu verstehen, wie Veränderungen in der Medienlandschaft die Grundpfeiler der Demokratie beeinflussen - die Bedeutung der Medien für eine demokratische Gesellschaft, die Einschränkungen der Demokratie durch Regulierungen in der Medienlandschaft und die politischen Auswirkungen auf das demokratische System. Abschließend wird in einem Fazit reflektiert, inwiefern die Medienregulierung in Ungarn als symptomatisch für eine Verschiebung weg von demokratischen Idealen gesehen werden kann.Ziel der Arbeit ist es, ein Verständnis der komplexen Wechselwirkungen zwischen Medienregulierung und demokratischen Prozessen in Ungarn zu erlangen und damit einen Beitrag zur aktuellen Debatte über die Bedeutung liberaler demokratischer Werte in Europa zu leisten.Die Rolle der Medien in der PolitikDer folgende Abschnitt befasst sich mit der Rolle der Medien in der Politik. Im Mittelpunkt steht dabei die differenzierte Betrachtung der primären, sekundären und tertiären Funktionen der Medien. Mit Hilfe dieser Unterscheidung ist es möglich, ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln, wie Medien die politische Landschaft gestalten und beeinflussen. Durch die Analyse dieser Funktionen wird untersucht, wie Medien Öffentlichkeit herstellen, Informationen verbreiten, politische Akteure kontrollieren und zur politischen Sozialisation und Bildung beitragen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, um die komplexen Wechselwirkungen zwischen Medien und Politik vollständig zu erfassen. Primär-, Tertiär- und SekundärfunktionDie Macht der Massenmedien, bestehende Machtstrukturen herauszufordern, darf nicht unterschätzt werden. Durch die Sammlung, Aufbereitung und Verbreitung von Informationen, Wissen und politischen Ansichten wird die öffentliche Meinung wesentlich beeinflusst (Wittkämper, S. 37). Bereits in der Frühen Neuzeit erkannten der Adel und die Kirche als damalige Machthaber die potenzielle Bedrohung, die von den Medien ausging. Sie reagierten schnell und führten nach der Entdeckung des Buchdrucks Zensurmaßnahmen ein, um die zu druckenden Inhalte vorzuprüfen und ihre Herrschaft zu sichern (Strohmeier 2004, S. 69).In der heutigen Zeit spielen die Medien eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der politischen Realitäten, da sie in der Lage sind, die politische Macht entweder zu stärken oder zu untergraben (Strohmeier 2004, S. 69). Ziel der folgenden Ausführungen ist die Veranschaulichung des Einflusspotenzials der Massenmedien durch die Darstellung ihrer grundlegenden Funktionen.Gerd Strohmeier weist auf die Bedeutung der primären, der sekundären und der tertiären Funktion der Massenmedien hin. Die Primärfunktion besteht darin, Öffentlichkeit herzustellen, die entsteht, wenn direkte Kommunikationsformen bevölkerungsbedingt nicht ausreichen. Massenmedien ermöglichen eine schnelle und einfache Verbreitung von Nachrichten und füllen so diese kommunikative Lücke (Strohmeier 2004, S. 72).Die Kontrolle der politischen Akteure und die Verbreitung von Informationen gehören zu der Sekundärfunktion. Ziel ist die umfassende und verständliche Vermittlung von Inhalten und damit die Beeinflussung der Meinungsbildung. Zugleich haben Massenmedien die Aufgabe, das Verhalten der politischen Institutionen zu überwachen, Missstände aufzudecken und Kritik zu üben (Strohmeier 2004, S. 72f.).Die Tertiärfunktion der Medien umfasst drei wesentliche Aspekte. Erstens die Förderung der politischen Meinungs- und Willensbildung, zweitens die Integration und politische Sozialisation und drittens die Vermittlung politischer Bildung. Diese Aspekte unterstützen die Entwicklung der Persönlichkeit des Einzelnen und seine Integration in die Gesellschaft, fördern das Verständnis für das politische System und regen zur aktiven Teilnahme am politischen Leben an. Darüber hinaus haben die Massenmedien einen entscheidenden Einfluss auf die Art und Weise, wie über bestimmte Themen nachgedacht und gesprochen wird, oft ohne dass sich die Menschen der Beeinflussung ihrer Meinungen durch die Medien bewusst sind (Strohmeier 2004, S. 73f.).Medien als InstrumentIm nächsten Schritt unserer Analyse konzentrieren wir uns auf die Rolle der Medien als politisches Werkzeug. Dabei unterteilt sich unsere Betrachtung in zwei Schlüsselaspekte. Einerseits die Nutzung der Medien für Regierungskommunikation, durch die Regierungen ihre Botschaften vermitteln, und andererseits die Anwendung der Medien als Mittel zur Machtsicherung, wodurch Einfluss auf die öffentliche Meinung genommen und politische Macht gefestigt wird.Medien als Instrument für RegierungskommunikationDie strategische Nutzung der Medien durch die Regierung wird vor allem in Bezug auf den Einfluss der Mediengesetzgebung auf die Demokratisierungsprozesse und die Politikgestaltung in Ungarn untersucht. Durch die gezielte Verbreitung politischer Botschaften und Entscheidungen interagieren Regierungen direkt mit der Bevölkerung, was nicht nur die Verbreitung von Informationen fördert, sondern auch die öffentliche Meinung prägt und politische Unterstützung generiert.Um den Rechtspopulismus zu verstehen, ist es notwendig, sich mit Cas Muddes Definition des Populismus auseinanderzusetzen, der Populismus als eine Ideologie betrachtet, die die Gesellschaft in zwei homogene und antagonistische Gruppen teilt: "das reine Volk" gegenüber "der korrupten Elite", wobei Politik als Ausdruck des allgemeinen Volkswillens verstanden wird (Mudde 2004, S. 543). Die Tendenz, dass rechtspopulistische Parteien seit den 1980er Jahren Wahlerfolge erzielen und sich etablieren, zeigt sich nicht nur in westeuropäischen, sondern auch in jungen Demokratien Osteuropas, einschließlich Ungarns (Geden 2006, S. 17f.).Rechtspopulisten positionieren sich als Vertreter der "schweigenden Mehrheit" in direktem Gegensatz zu den politischen und kulturellen Eliten und privilegierten Minderheiten, denen sie die Verfolgung partikularer Interessen vorwerfen (Geden 2006, S. 20f.). Ihre politische Rhetorik ist durch Vereinfachung und Komplexitätsreduktion gekennzeichnet, wobei sie sich organisatorisch von den etablierten Parteien abgrenzen, etwa durch die Zusammenarbeit mit außerparlamentarischen Gruppen, die Initiierung von Volksentscheiden oder die Präsenz charismatischer Führungspersönlichkeiten (Geden 2006, S. 22).Ein zentrales Element rechtspopulistischen Denkens ist der "Ethnopluralismus", der besagt, dass sich ethnisch und kulturell homogene Völker nicht vermischen sollten, was eine inhärente Ungleichheit der Völker suggeriert und kulturelle Begegnungen als konfliktträchtig ansieht (Bruns et al. 2015, S. 12f.).Im spezifischen Kontext Ungarns unter der Führung von Viktor Orbán zeigt sich die kritische Rolle dieser Medienstrategien. Die Regierung Orbán hat Medienregulierung bewusst eingesetzt, um ein medienfreundliches Umfeld für regierungsnahe Nachrichtenquellen zu schaffen und gleichzeitig den Raum für kritische Stimmen einzuschränken (Mudde 2004, S. 543). Dies schränkt nicht nur die Vielfalt und Freiheit der Medien ein, sondern hat auch tiefgreifende Auswirkungen auf demokratische Prozesse, indem es die Möglichkeiten für eine offene politische Debatte einschränkt.Diese strategische Nutzung der Medien für die Regierungskommunikation verdeutlicht die Doppelnatur der Medien in der Politik. Einerseits als Kanäle für die transparente Kommunikation politischer Inhalte und andererseits als Instrumente der Machtkonsolidierung, die die demokratischen Grundlagen untergraben können. Diese Dynamik ist entscheidend für das Verständnis der politischen Situation in Ungarn und der Rolle, die die Medienregulierung dabei spielt (Geden 2006, S. 17f.).Detlef Grieswelle betont in "Politische Rhetorik: Macht der Rede, öffentliche Legitimation, Stiftung von Konsens" die bedeutende Rolle der Rhetorik in der Politik. Rhetorik dient nicht nur der Durchsetzung und Legitimation von Macht, sondern auch der Kontrolle und Repräsentation von Interessen, was ihre Bedeutung als Instrument politischer Führung und Einflussnahme unterstreicht (Grieswelle 2000, S. 33). In diesem Zusammenhang ist die rhetorische Strategie des ungarischen Ministerpräsidenten von besonderer Relevanz, da mit ihr versucht wird, politische Legitimität für diese Vision zu schaffen und die Unterstützung der Bevölkerung zu gewinnen (Bruns et al. 2015, S. 12f.).Medien als Werkzeug zur Sicherung von MachtUm zu verstehen, wie die Medien zum Machterhalt beitragen, ist die Rhetorik von rechtspopulistischen Figuren wie Viktor Orbán besonders aufschlussreich. Orbán nutzt plakative und skandalträchtige Kommunikationswege, um mediale Aufmerksamkeit zu generieren die nicht nur seine Präsenz in der Öffentlichkeit stärkt, sondern auch eine Mobilisierung seiner Anhängerschaft bewirkt (Schnepf 2020, S. 5). In seinen politischen Reden kehren bestimmte rhetorische Muster immer wieder, darunter die Verwendung von Antagonismen, die eine Konfliktsituation erzeugen, insbesondere durch die Gegenüberstellung von "Elite" und "Volk". Dabei wird das "Volk" als unterdrückt dargestellt, während die rechtspopulistische Partei als volksnah inszeniert wird (Mudde 2004, S. 543). Eine charakteristische Einfachheit in den Botschaften rechter Parteien wird von Bischof und Senninger hervorgehoben. Je weiter rechts eine Partei steht, desto einfacher ist ihr Programm (Bischof/Senninger 2018, S. 484). Solche Diskurse verwenden prägnante und leicht verständliche Formulierungen für ansonsten komplexe politische Sachverhalte, suggerieren einfache Lösungen und nutzen Dramatisierungen und Metaphern. Insbesondere werden Migrant*innen durch metaphorische Vergleiche abgewertet (Hogan/Haltinner 2015, S. 533) und es wird auf die Bedrohung der nationalen Identität durch ethnische Minderheiten und Migrant*innen angespielt, ein Vorgehen, das Ruth Wodak als "politics of fear" beschreibt (Wodak 2015, S. 2).Diese Elemente rechtspopulistischer Rhetorik finden sich in Orbáns Äußerungen deutlich wieder, wie einige seiner Reden und Interviews exemplarisch zeigen. Besonders deutlich wird dies in seiner Darstellung von Migration als Bedrohung für das ungarische Volk, wobei er einen alarmistischen Ton anschlägt, um die migrationskritische Haltung der Regierung zu untermauern und ein Klima der Angst zu erzeugen: "Europa wird von einer beispiellosen Masseneinwanderung bedroht. (...) Wir sprechen heute von Hunderttausenden, nächstes Jahr werden es Millionen sein, ein Ende ist nicht in Sicht" (Orbán, zitiert nach Mendelski 2019, S. 8). Orbáns Wortwahl, in der er von der "Wahrheit" spricht, verdeutlicht seine Überzeugung von der Legitimität seiner Politik, wobei er durch Übertreibungen wie "Millionen", "massive Integration" oder "unerwartetes Ausmaß" eine Atmosphäre der Panik schafft.In einer Rede anlässlich seiner Vereidigung als Ministerpräsident präsentierte Orbán seine Vision einer Demokratie, die er als "christdemokratisch im 21. Jahrhundert" bezeichnete und damit ein stark von christlichen Werten geprägtes Bild nationaler Identität entwarf, das traditionelle Familienbilder bevorzugt und Homosexualität ausgrenzt. Diese Ausführungen zeigen, wie Orbán die Medien nutzt, um seine politische Botschaft zu verstärken und wie er die Medien als Instrument zur Sicherung seiner Macht einsetzt, indem er sich einer Rhetorik bedient, die sowohl mobilisiert als auch polarisiert, um seine Position zu festigen und Herausforderungen zu kontrollieren.Analyse der aktuellen Medienlandschaft in UngarnDer folgende Teil der Arbeit befasst sich mit der aktuellen Medienlandschaft in Ungarn. In der ersten Amtszeit Orbáns zwischen 1998 und 2002 gab es kaum Eingriffe in die Pressefreiheit, was auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist. Da Ungarn in dieser Zeit noch auf den EU-Beitritt hinarbeitete, vermied Orbán bewusst Auseinandersetzungen mit der Europäischen Union über Fragen der Pressefreiheit. Dies änderte sich jedoch in der darauffolgenden Amtszeit ab 2010 drastisch: Ein neues Gesetz wurde eingeführt, das staatlichen Stellen die Einflussnahme auf die Medien ermöglichte und deren Regulierung legitimierte. Fortan nutzte die Regierung Orbán die Medien gezielt für ihre politischen Ziele.Einschränkungen der Pressefreiheit und Meinungsvielfalt in UngarnDas Beispiel Ungarns zeigt den Übergang von einem Demokratisierungsprozess zu einem schleichenden Verlust demokratischer Strukturen. Ursprünglich galt Ungarn aufgrund seiner politischen Fortschritte und wirtschaftlichen Stabilität in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren als Vorbild unter den EU-Beitrittskandidaten. Nach dem Fall der kommunistischen Einparteienherrschaft (1949-1989) und der Etablierung einer parlamentarischen Demokratie (ab 1990) unternahm das Land erhebliche Anstrengungen, um eine demokratische Staatsform zu etablieren. Wichtige Reformen dieser Zeit schufen unter anderem eine klare Trennung der Staatsgewalten (Legislative, Exekutive, Judikative) und die neue Verfassung verankerte Prinzipien wie Rechtsstaatlichkeit und Unabhängigkeit der Justiz (Ismayr 2002, S. 310ff.).Seit 2010 hat Viktor Orbán mit seiner Fidesz-Partei jedoch einen politischen Kurs eingeschlagen der den zuvor eingeleiteten Demokratisierungsprozess nicht nur gestoppt, sondern in einigen Bereichen sogar rückgängig gemacht hat. Ein 2010 verabschiedetes Mediengesetz, das es staatlichen Stellen erlaubt, die Medien zu überwachen und bei Verstößen zu sanktionieren, markiert einen Wendepunkt in der Einschränkung der Pressefreiheit und ist ein zentraler Faktor im Demokratieabbau des Landes (Bajomi-Lazar 2018, S. 273ff.). Freedom House hebt hervor, dass von allen Kriterien zur Bewertung des Zustands von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gerade die Pressefreiheit in Ungarn die dramatischsten Einbußen zu verzeichnen hat (Bajomi-Lazar 2018, S. 273).Die ungarische Medienlandschaft hat sich seit der Regierungsübernahme durch Orbán und Fidesz sukzessive verändert. Die Regierung kontrolliert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die staatliche Nachrichtenagentur Magyar Tavirati Iroda sowie einen erheblichen Teil der privaten Medien, die sich im Besitz von Orbán nahestehenden Personen befinden. Im Rahmen einer umfassenden Umstrukturierung wurden 570 leitende Angestellte der Rundfunkanstalten durch der Fidesz-Partei loyale Mitarbeiter ersetzt (Bajomi-Lazar 2018, S. 275f.).Für die regionale Berichterstattung sind seit Sommer 2017 ausschließlich unternehmerfreundliche Medien zuständig. Mit der Schließung einiger kritischer Zeitungen, darunter die überregionalen Blätter Nepszabadsag und Magyar Nemzet, ist die kritische Berichterstattung landesweit nahezu zum Erliegen gekommen. Zudem werden Journalisten, die sich kritisch über Orbán und seine Regierung äußern, nicht selten auf "schwarze Listen" gesetzt, eine Praxis, die offensichtlich darauf abzielt, Kritiker einzuschüchtern (Bajomi-Lazar 2018, S. 280).Kontrolle und Einflussnahme der Regierung auf MedienorganeEin neues Medienpaket mit Änderungen des Medien- und Pressegesetzes trat am 01.01.2011 durch die Regierung Orban in Kraft. Dieses sorgte damals europaweit für Schlagzeilen. Die Rechtsstaatlichkeit des Gesetzes wurde von der EU-Kommission angezweifelt. Auf einige Aspekte soll im Folgenden kurz eingegangen werden.Die Unabhängigkeit der Medien wurde durch das Mediengesetz erheblich geschwächt. Das Mediengesetz sah unter anderem ein Verbot bestimmter Äußerungen vor und legte eine Registrierungspflicht für alle Medien fest. Es drohte die Löschung und der Entzug der rechtlichen Möglichkeit, in Ungarn zu publizieren, wenn der Registrierungspflicht nicht nachgekommen wurde. Dies galt auch für Medienunternehmen, die außerhalb Ungarns in anderen Staaten der Europäischen Union (EU) tätig waren.Die Aufsicht über die Medien wurde nicht mehr von verschiedenen Behörden, sondern von einem einzigen Medienkontrollgremium ausgeübt. Das Medienkontrollgremium war für die Verhängung von Geldstrafen bei "politisch unausgewogener Berichterstattung" (Möllers 2018, S. 47) zuständig. Hinzu kam, dass viele Journalistinnen und Journalisten, die für den staatlichen Rundfunk arbeiteten, entlassen wurden und beispielsweise privaten, regierungskritischen Medien erschwert wurde, eine Rundfunklizenz zu erhalten. Die EU konnte durch die Androhung eines Vertragsverletzungsverfahrens zumindest eine Änderung der "EU-Ausländer betreffenden Aspekte" (Möllers 2018, S. 47) erreichen.MediengesetzgebungNoch bevor Ungarn seine neue Verfassung verankerte, stand die Regierung aufgrund der Verabschiedung eines restriktiven Mediengesetzes unter Beschuss. Das Gesetz, welches im Januar 2011 in Kraft trat, beschränkt deutlich die Freiheit der Medien und Presse (Salzborn 2015, S. 76). Das Hauptziel dieser Maßnahme ist die Dominanz der Regierung Orbáns über das Mediengefüge. Zu diesem Zweck wurde die Nationale Kommunikations- und Medienbehörde ("KESMA") ins Leben gerufen. Diese Behörde und der Medienrat erhielten erweiterte Befugnisse zur Überwachung und Lizenzierung von Medienangeboten. Unter anderem ist die Nationale Kommunikations- und Medienbehörde verantwortlich für die Vergabe von Sendelizenzen und übernimmt Aufgaben im Bereich des Verbraucher- und Wettbewerbsschutzes. Eine der Hauptaufgaben des Medienrates ist die Gewährleistung einer Berichterstattung (Bos 2021, S. 38). Neben der Neustrukturierung des Medienwesens führte die Regierung ein Fördermodell ein, das regierungsnahe Medien durch staatliche Werbeverträge finanziell unterstützt.Nach den Wahlen im Jahr 2014 erwarben Unternehmer, die der Regierung nahestehen, zunehmend Medien der Opposition, die anschließend in die neu geschaffene "Mitteleuropäische Presse- und Medienstiftung" eingebracht wurden (Bos 2021, S. 38). So schaffte es die Regierung Orbán, einflussreiche Medien der Opposition zu marginalisieren oder vollständig vom Markt zu nehmen. Ebenso wurden Online-Nachrichtenplattformen in das System eingegliedert (Bos 2021, S. 39).Samuel Salzborn kritisiert insbesondere den rechtlichen Charakter des neuen Mediengesetzes, das vage Generalklauseln beinhaltet, welche sich auf unbestimmte Konzepte wie "gute Sitten" berufen. Diese Klauseln sind offen für Interpretationen und ermöglichen damit eine gewisse Willkür. Die Definition dessen was als "gute Sitte" gilt kann staatlich bestimmt und gegen kritische Berichterstattung eingesetzt werden, was deren Sanktionierung zur Folge haben kann (Salzborn 2015, S. 77).Auswirkungen der Medienregulierung auf die Demokratie in UngarnNachdem im vorangegangenen Kapitel die aktuelle Medienlandschaft in Ungarn dargestellt wurde, widmet sich der folgende Abschnitt den Auswirkungen der Medienregulierung auf die demokratische Verfasstheit Ungarns. Anhand konkreter politischer Maßnahmen der ungarischen Regierung wird untersucht, wie die Visionen Orbáns umgesetzt wurden. Darüber hinaus wird analysiert, inwiefern die rechtspopulistische Politik die Qualität der ungarischen Demokratie beeinflusst und verändert hat.Bedeutung der Medien für die demokratische GesellschaftIm Zentrum der Debatte um die Rolle der Medien in der demokratischen Gesellschaft Ungarns steht die Transformationspolitik Viktor Orbáns und seiner Fidesz-Partei, die seit ihrem Regierungsantritt eine umfassende Kontrolle über die Medienlandschaft ausüben. Die Regierung nutzt diese Kontrolle strategisch als Instrument der Regierungskommunikation, um eine fast ausschließlich positive Berichterstattung über ihre Handlungen und Entscheidungen sicherzustellen. Regierungskritische Stimmen finden kaum Gehör, stattdessen wird Kritik systematisch unterdrückt und negative Nachrichten werden in einem für die Regierung vorteilhaften Licht dargestellt. Die gezielte Durchführung von Desinformationskampagnen, die Bajomi-Lazar als "Propaganda" bezeichnet, ist ein weiterer Baustein dieser Medienpolitik (Bajomi-Lazar 2018, S. 280f.).Die Verpflichtung von Arthur J. Finkelstein, einem erfahrenen Kampagnenstrategen aus den USA, durch Viktor Orbán unterstreicht den gezielten Einsatz der Medien zur Meinungsbildung. Das Phänomen der Verbreitung von teilweise oder vollständig gefälschten Nachrichten ist zwar kein Alleinstellungsmerkmal der ungarischen Medienlandschaft, die offene Zurschaustellung dieser Praktiken durch die ungarische Regierung ohne den Versuch, ihre Aktivitäten zu verschleiern, stellt jedoch einen klaren Bruch mit demokratischen Normen dar (Bajomi-Lazar 2018, S. 281).Diese Entwicklung wirft grundsätzliche Fragen nach den Auswirkungen der Medienregulierung auf die Demokratie in Ungarn auf. Die Einflussnahme auf die Medien und die damit einhergehende Unterdrückung pluralistischer Diskurse hat unmittelbare Folgen für die demokratische Gesellschaft. Indem die Medien als verlängerter Arm der Regierungskommunikation fungieren und kritische Berichterstattung marginalisiert wird, werden demokratische Grundwerte wie Meinungsvielfalt und Pressefreiheit massiv untergraben. Die strategische Manipulation der Medienlandschaft durch die Regierung Orbán verdeutlicht die Herausforderungen vor denen die Demokratie in Ungarn steht und unterstreicht die zentrale Rolle der Medienfreiheit als Grundpfeiler einer lebendigen und funktionierenden demokratischen Gesellschaft. Einschränkung der Demokratie durch Regulierungen in der MedienlandschaftDie Regulierung der Medienlandschaft in Ungarn durch Viktor Orbán und seine Fidesz-Partei hat weitreichende Folgen für die Demokratie im Land. Durch die systematische Übernahme und Anpassung der Medien an ihre Vorstellungen, insbesondere durch die Besetzung der Führungspositionen in den wichtigsten Medienorganisationen mit Verbündeten der Regierung, haben sie die Medien zu einem Instrument der Machtsicherung gemacht. Die Aufhebung der Unabhängigkeit der Medien ermöglicht es der Orbán-Regierung, die Berichterstattung vollständig für ihre politischen Ziele zu instrumentalisieren. Es dominiert eine einseitige Berichterstattung, die den Bürgern vor allem in den ländlichen Regionen wenig Spielraum lässt die Authentizität und Richtigkeit der präsentierten Nachrichten zu überprüfen. Die Bürger Ungarns stehen vor der Herausforderung, dass sie kaum Zugang zu alternativen Perspektiven oder kritischen Stimmen haben, was sie quasi dazu zwingt, den regierungsgesteuerten Nachrichten Glauben zu schenken (Bajomi-Lazar 2018, S. 281/282).Diese Einschränkung der Medienfreiheit und die Manipulation der Informationslandschaft durch die Regierung Orbán untergraben grundlegende demokratische Prinzipien, indem sie den freien Zugang zu Informationen einschränken und eine fundierte öffentliche Meinungsbildung verhindern. Durch die gezielte Meinungsmache und die Abschottung gegenüber kritischen Debatten werden die natürlichen demokratischen Kontrollmechanismen geschwächt und die Bevölkerung als Kontrollinstanz der Regierung faktisch entmachtet. Die Strategie, die Macht über die Medien zu festigen und dafür zu sorgen, dass keine Gegenmeinungen an die Öffentlichkeit gelangen oder Widerstand gegen politische Entscheidungen leisten können, ist ein deutliches Zeichen für den Missbrauch von Medienmacht zur Festigung autoritärer Strukturen.Diese Entwicklungen in Ungarn verdeutlichen die zentrale Bedeutung einer unabhängigen und pluralistischen Medienlandschaft für den Erhalt einer gesunden Demokratie. Die Einschränkung der Pressefreiheit und die gezielte Manipulation der Medien durch die Regierung stellen eine ernsthafte Bedrohung für die demokratischen Prozesse und die politische Freiheit im Land dar. Politische Auswirkungen auf das demokratische System UngarnsDie politischen Auswirkungen der Regulierung der Medien auf das demokratische System in Ungarn sind tiefgreifend und haben zu einer Verschlechterung der Qualität der Demokratie im Land geführt. Diese Veränderungen spiegeln sich in verschiedenen internationalen Indizes wider, die die demokratische Stabilität Ungarns bewerten. Der "Freedom in the World Index" von Freedom House stuft Ungarn als "teilweise frei" ein, da die Fidesz-Partei die Kontrolle über unabhängige Institutionen erlangt hat, was zu einer Schwächung der Aktivitäten von Oppositionellen, Journalisten, Universitäten und NGOs geführt hat (Freedom House 2021). Der "Nations in Transit Index" bezeichnet Ungarn sogar als "Transitional or Hybrid Regime" mit einem Wert von 49 von 100 Punkten, wobei 100 Punkte für eine funktionierende Demokratie stehen (Freedom House 2021b). Der Bertelsmann Transformationsindex beschreibt Ungarn als "defekte Demokratie", in den demokratischen Institutionen zwar existieren, aber eingeschränkt und ineffektiv sind (Bertelsmann Stiftung 2020, S. 13).Deutlich verschlechtert hat sich zudem die Platzierung Ungarns in der Rangliste der Pressefreiheit von "Reporter ohne Grenzen", wo das Land nur noch auf Platz 92 von 180 Ländern rangiert und die Situation der Pressefreiheit als problematisch eingestuft wird (Reporter ohne Grenzen 2021). Der "Rule of Law Index" des World Justice Project weist Ungarn den niedrigsten Wert in Osteuropa zu, weltweit liegt es auf Platz 60 von 128 (World Justice Project 2020).Diese Indizes und Bewertungen zeigen, dass die von Viktor Orbán vorangetriebene politische Transformation direkte negative Auswirkungen auf die Qualität der Demokratie in Ungarn haben. Einige Autoren wie Attila Ágh sprechen von der "ungarischen Krankheit" als antidemokratischer Herausforderung für die EU und beschreiben das Land als "worst case scenario" einer "elected autocracy" (Ágh 2015, S. 4, S. 16). János Kornai sieht in der Entwicklung seit Orbáns Amtsantritt eine Abkehr von Demokratie und Errungenschaften des Systemwechsels Ende der 1980er, einen "U-Turn" (Kornai 2015, S. 1). Samuel Salzborn identifiziert eine transformatorische Entwicklung hin zu einer Diktatur, bedingt durch rechtliche Veränderungen und eine zunehmende Ethnisierung der Innenpolitik (Salzborn 2015, S. 81).Andere Forscher sprechen von einem "hybriden Regime" und positionieren Ungarn in einer Grauzone zwischen Demokratie und Autokratie. András Bozóki und Dániel Hegedüs betonen, dass hybride Regime eine eigenständige Kategorie darstellen, die weder als Unterform der Demokratie noch der Diktatur zu verstehen ist (Bozóki/Hegedüs 2018, S. 1183). Attila Antal betont, dass das Orbán-Regime seine politische Anhängerschaft gezielt repolitisiert und den Rest der politischen Gemeinschaft depolitisiert hat (Antal 2017, S. 18).SchlussfolgerungDas Phänomen des Demokratieabbaus, beobachtet nicht nur in Ungarn, sondern weltweit und innerhalb Europas, unterstreicht eine kritische Herausforderung für die demokratische Ordnung vieler Staaten. Die systematische Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit in Ungarn seit Viktor Orbáns zweiter Amtszeit im Jahr 2010 zeichnet ein beunruhigendes Bild der Degradierung demokratischer Werte, das weit über die Grenzen Ungarns hinausreicht und die europäische Gemeinschaft insgesamt betrifft (Möllers 2018, S. 7; Ismayr 2002, S. 309ff.).Die zentrale Rolle der Medien in einer Demokratie, hervorgehoben durch ihre vielfältigen Funktionen wie die Schaffung von Öffentlichkeit, Informationsvermittlung, Kontrolle der Macht, soziale Integration und Bildung, unterstreicht die Bedeutung der Medienfreiheit für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft (Strohmeier 2004, S. 69ff.). Die Kontrolle über die Massenmedien zu haben bedeutet, einen entscheidenden Einfluss darauf zu besitzen, welche Informationen die Bevölkerung erhält und wie sie die politische Realität wahrnimmt.Ungarns Entwicklung seit 2010 unter der Fidesz-Regierung ist besonders alarmierend, da sie zeigt, wie gezielt Propaganda eingesetzt wird, um die Regierungsperspektive zu stärken und oppositionelle Stimmen effektiv zum Schweigen zu bringen. Die offene Ausführung dieser Maßnahmen und das scheinbare Desinteresse der Regierung, ihre Aktionen zu verbergen, verdeutlichen eine besorgniserregende Gleichgültigkeit gegenüber demokratischen Standards (Bajomi-Lazar 2018, S. 281f.). Trotz der Transparenz dieser Aktivitäten hat die Europäische Union bisher wenig Einfluss auf eine positive Veränderung nehmen können, was den Demokratieabbau in Ungarn weiter vorantreibt.Die Situation in Ungarn ist nicht isoliert zu betrachten, sondern stellt ein ernstes Problem für die EU dar, da es die konstitutionellen und demokratischen Grundlagen der Gemeinschaft untergräbt. Die aktuellen Entwicklungen in Ungarn sind ein Warnsignal und erfordern eine dringende und koordinierte Reaktion auf europäischer Ebene, um die Demokratie zu schützen und zu fördern. Die Frage, wie die Medienregulierung in Ungarn die demokratischen Prozesse und die politische Landschaft des Landes beeinflusst, lässt sich klar beantworten: Sie führt zu einer erheblichen Einschränkung der Demokratiequalität, indem sie die freie Meinungsäußerung untergräbt, die politische Pluralität einschränkt und die Kontrollfunktion der Medien schwächt.Die Hoffnung liegt nun darauf, dass die internationale Gemeinschaft und europäische Institutionen wirksame Maßnahmen ergreifen, um die demokratischen Prinzipien in Ungarn zu stärken und einen weiteren Demokratieabbau zu verhindern. Die Bewahrung der Medienfreiheit und die Sicherstellung einer pluralistischen und unabhängigen Medienlandschaft sind essenziell für die Aufrechterhaltung einer lebendigen und gesunden Demokratie, nicht nur in Ungarn, sondern in allen demokratischen Staaten. LiteraturverzeichnisÁgh, Attila. 2015. De-Europeanization and De-Democratization trends in ECE: From Potemkin Democracy to the elected autocracy in Hungary. Journal of Comparative Politics 8 (2): 4-26.Albertazzi, Daniele. 2007. Addressing 'the People': A Comparative Study of the Lega Nord's and Lega dei Ticinesi's Political Rhetoric and Styles of Propaganda. Modern Italy 12 (3): 327-347.Antal, Attila. 2017. The political theories, preconditions and dangers of the governing populism in Hungary. Politologický Casopis 24 (1): 5-20.Bajomi-Lazar, Peter/Kedesdi-Boldog, Dalma, Zurück in die Zukunft, Autoritäre Medienpolitik in Ungarn, in: Osteuropa 3-5, Berlin 2018, S. 7-19. Beger, Paula. 2021. Die Asyl- und Migrationspolitik Ungarns: Wandel in drei Etappen. In Das politische System Ungarns – Nationale Demokratieentwicklung, Orbán und die EU, hrsg. Ellen Bos und Astrid Lorenz, 209-228. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.Bertelsmann Stiftung. 2020. BTI 2020 Country Report – Hungary. https://www.bti-project.org/content/en/downloads/reports/country_report_2020_HUN.pdf. Zugegriffen: 12.08.2021.Bischof, Daniel/Senninger, Roman. 2018. Simple politics for the people? Complexity in campaign messages and political knowledge. European Journal of Political Research 57: 473-495.Bos, Ellen. 2021. Politisches System und Demokratieentwicklung in Ungarn: Funktionsdefizite und Instrumentalisierung demokratischer Verfahren durch die Regierungspartei. In Das politische System Ungarns – Nationale Demokratieentwicklung, Orbán und die EU, hrsg. Ellen Bos und Astrid Lorenz, 25-56. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.Bozóki, András. 2014. Free and Unfair: The Hungarian Elections. http://publications.ceu.edu/sites/default/files/publications/bozoki-free-unfair-transitonline-2014.pdf. Zugegriffen: 13.08.2021.Bozóki, András/Hegedüs, Dániel. 2018. An externally constrained hybrid regime: Hungary in the European Union. Democratization 25 (7): 1173-1189.Bruns et al. 2015. Rechte Kulturrevolution – Wer und was ist die Neue Rechte von heute? Hamburg: VSA Verlag.Bundeszentrale für politische Bildung (2022): Titel I: Gemeinsame Bestimmungen, bpb.de, [online] https://www.bpb.de/themen/europaeische-union/eu-vertrag/44179/titel-i-gemeinsame-bestimmungen/.Bundeszentrale für politische Bildung. 2020. 10 Jahre Fidesz-Regierung: Lage der Demokratie in Ungarn. https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/308619/demokratie-in-ungarn. Zugegriffen: 17.07.2021.Freedom House. 2021. Freedom in the World 2021 – Hungary.https://freedomhouse.org/country/hungary/freedom-world/2021. Zugegriffen: 12.08.2021.Freedom House. 2021b. Nations in Transit 2021 – Hungary.https://freedomhouse.org/country/hungary/nations-transit/2021. Zugegriffen: 12.08.2021.Geden, Oliver. 2006. Diskursstrategien im Rechtspopulismus – Freiheitliche Partei Österreichs und Schweizerische Volkspartei zwischen Opposition und Regierungsbeteiligung, 1. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.Grieswelle, Detlef. 2000. Politische Rhetorik: Macht der Rede, öffentliche Legitimation, Stiftung von Konsens. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.Hogan, Jackie/Haltinner, Kristin. 2015. Floods, Invaders, and Parasites: Immigration Threat Narratives and Right-Wing Populism in the USA, UK and Australia. Journal of Intercultural Studies 36 (5): 520-543.Ismayr, Wolfgang (2002): Die politischen Systeme Osteuropas, VS Verlag für Sozialwissenschaften eBooks, [online] doi:10.1007/978-3-322-96396-3.Juhász, Attila; Krekó, Péter; Szabados, Krisztián. 2015. Fidesz und der Nationalpopulismus in Ungarn. In Rechtspopulismus in Europa: Gefahr für die Demokratie?, hrsg. Ernst Hillebrand, 96-106. Bonn: Verlag J.H.W. Dietz.Kornai, János. 2015. Hungary's U-Turn. Corvinus Economics Working Paper 21/2015: 1-60.Mendelski, Bruno. 2019. The Rhetoric of Hungarian Premier Victor Orban: Inside X Outside in the Context of Immigration Crisis. In The Palgrave Handbook of Ethnicity, hrsg. Steven Ratuva, 1-24. Singapur: Springer Nature Singapore Pte Ltd.Möllers, Christoph/Linda Schneider (2018): Demokratiesicherung in der Europäischen Union: Studie zu einem Dilemma. Im Auftrag und in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung, Mohr Siebeck.Mudde, Cas. 2004. The Populist Zeitgeist. Government and Opposition 2004 (4): 541-563.Orbán, Viktor. 2014. Viktor Orbáns Rede auf der 25. Freien Sommeruniversität in Baile Tusnad (Rumänien) am 26. Juli 2014. https://pusztaranger.wordpress.com/2014/08/01/viktor-orbans-rede-auf-der-25-freien-sommeruniversitat-in-baile-tusnad-rumanien-am-26-juli-2014/. Zugegriffen:29.07.2021.Orbán, Viktor. 2018. Viktor Orbáns Rede nach seiner Vereidigung zum Ministerpräsidenten.Budapest, 10. Mai 2018. https://munchen.mfa.gov.hu/assets/93/39/67/f418faa298d2dbf8333dc394fa0be45addfc4edd.pdf. Zugegriffen: 28.07.2021.Orbán, Viktor. 2018b. Viktor Orbáns Festrede zum 62. Jahrestag der Revolution und des Freiheitskampfes von 1956. 23. Oktober 2018, Budapest.https://munchen.mfa.gov.hu/assets/42/28/75/2cde4e57dd48deb8d926232e8e63f013a9dab580.pdf. Zugegriffen: 28.07.2021.Orbán, Viktor. 2019. Viktor Orbáns Rede auf dem 28. Parteitag des Fidesz – Ungarischen Bürgerbundes. 29. September 2019, Budapest. https://www.miniszterelnok.hu/viktor-orbans-rede-auf-dem-28-parteitag-des-fidesz-ungarischen-burgerbundes/. Zugegriffen: 29.07.2021.Orbán, Viktor. 2019b. Viktor Orbáns Rede auf der Veranstaltung "Atreju 2019" der Partei Brüder Italiens (FdI). 21. September 2019, Rom (Roma).https://munchen.mfa.gov.hu/assets/46/22/92/c9308a6baa0404725d4b50222fab36592151df0b.pdf. Zugegriffen: 28.07.2021.Reporter ohne Grenzen. 2021. Rangliste der Pressefreiheit – Pressefreiheit weltweit 2021.https://www.reporter-ohne-grenzen.de/rangliste/rangliste-2021. Zugegriffen: 12.08.2021.Salzborn, Samuel. 2015. Schleichende Transformation zur Diktatur. Ungarns Abschied von der Demokratie. Kritische Justiz 48 (1): 71-82.Schnepf, Julia. 2020. "Heimatliebe statt Marokkaner Diebe!" – Rechtspopulistische Rhetorik und ihre Effekte auf In- und Out-Group-Ebene. Conflict & Communication Online 19 (1+2): 1-9.Strohmeier, Gerd (2004): Politik und Massenmedien: eine Einführung.Wittkämper, Gerhard W. (1992): Medien und Politik.Wodak, Ruth. 2015. The politics of fear – What right-wing populist discourses mean. Los Angeles: Sage Publications Ltd.World Justice Project. 2020. WJP Rule of Law Index – Hungary. https://www.worldjusticeproject.org/rule-of-law-index/country/Hungary.