Nationale Einheit und partikulare Vielfalt: zur Frage der kulturpolitischen Gleichschaltung im Dritten Reich
In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 43, Heft 2, S. 221-265
In seinem Aufsatz beschäftigt sich der Verfasser mit der Frage, wie sich die zentralistische Kulturpolitik des nationalsozialistischen Staates auf die kulturellen Verhältnisse in bestimmten Regionen und Landschaften auswirkte. Dabei geht der Verfasser davon aus, daß das Bedürfnis nach nationaler kultureller Einheit ständig mit den völkischen Ideologemen der nationalsozialistischen Weltanschauung in Konflikt lag. Politisch bildeten sich diese Gegensätze im Widerspruch einer zentralistischen Kulturpolitik und dem Beharren auf lokaler kultureller Eigenständigkeit ab. Dieses Phänomen erläutert der Autor, indem er die zentralistische Kulturpolitik und Kulturverwaltung im Dritten Reich diskutiert und die Grenzen des kulturpolitischen Zentralismus aufzeigt. Er veranschaulicht dies an den Beispielen der Vergabe von Kunst- und Literaturpreisen sowie der Aktivitäten der Reichsschriftkammer. Das lokale und regionale kulturelle Leben wurde durch zwei politische Parameter bestimmt: durch eine unscharf begrenzte unterschiedlich große "Autonomie" der kulturell tätigen Institutionen und Personen einerseits und durch eine unscharf begrenzte Gestaltungsfreiheit, die wie der Autor vermutet, nicht in allen kulturellen Betätigungsfeldern gleich groß war. (ICC)