Jessica Lynch: die inszenierte Kriegsheldin
In: War Visions: Bildkommunikation und Krieg, S. 333-355
Der Beitrag untersucht den Heldenmythos, der im Irakkrieg von 2003 um die US-Soldatin Jessica Lynch gesponnen wurde. Dabei war die Tatsache, dass Jessica Lynch nicht nur jung, sondern auch blond und hübsch ist, ein wesentliches Element des Propaganda-Erfolges. Die Parameter des Umfeldes, in dem "Jessica Lynch" zu einer Schöpfung der Kriegspropagandisten gemacht werden konnte, werden erläutert. Das Propaganda-Instrument "Lüge" und der Topos des Helden, gefolgt von den strategischen Maßnahmen, um die Lüge als wahr erscheinen zu lassen, bilden den Begründungszusammenhang für das Erscheinen der "Heldin". In der Person von Jessica Lynch trafen verschiedene Topoi zusammen und erklären das hohe Maß an Aufmerksamkeit, das ihr zuteil wurde. Sie war für die Propaganda-Experten der ideale "Schlüsselreiz", um positive Aufmerksamkeit für den Krieg zu bekommen. "Jessica Lynch repräsentiert die Figur der 'Anima' als junge Frau auf vollendete Weise. Der Eindruck dieser Gestalt, mit allem was sie verbal und nonverbal kommuniziert hat, war in der Atmosphäre eines von Angst vor weiteren Terroranschlägen überlagerten Patriotismus wahrscheinlich noch stärker als mit den gegebenen analytischen Mitteln erfasst werden konnte. (UN)