Gegenstand der Untersuchung ist die Umsetzung der europäischen, gleichstellungspolitischen Strategie Gender Mainstreaming (GM) in der Ministerialverwaltung des neuen EU-Mitgliedslands Estland. GM hat die Umsetzung der Gleichstellung von Männern und Frauen zum Ziel und wird als eine Querschnittsaufgabe mit Instrumenten der Verwaltungsmodernisierung (Folgenabschätzung, Wissensmanagement, u.a.) umgesetzt. Wie diese Strategie in der Ministerialverwaltung als ausführendes Organ der Regierung aufgenommen, übersetzt und umgesetzt wird in einem Land, das viele Jahrzehnte dem kommunistischen Gleichheitspostulat unterworfen war und als Staatsneugründung seine nationale Verwaltung erst aufbauen musste, wird in der Arbeit beschrieben und analysiert. Die Dissertation ist in vier Teile gegliedert: in Teil I wird in den Untersuchungsgegenstand und die Methode der Arbeit eingeführt. Teil II beschreibt die gesellschaftlich-politischen und administrativen Rahmenbedingungen im Fallbeispiel Estland. Teil III widmet sich dem Untersuchungsgegenstand "Umsetzung von GM in der estnischen Ministerialverwaltung". Der IV. Teil beschließt die Arbeit mit der Analyse der Zusammenhänge zwischen den Rahmenbedingungen und der Umsetzung. Teil I beginnt mit der Darstellung des Forschungskonzepts, das sich aus Elementen der Verwaltungswissenschaft und der Forschung zu staatlichen Strukturen für Gleichstellungspolitik, einem Zweig der politikwissenschaftlichen Geschlechterforschung, zusammensetzt. Damit wird für die Untersuchung von GM erstmals systematisch die Verwaltungswissenschaft herangezogen. Die Arbeit wird methodisch und theoretisch als explorativ-explanative Single Case Studie verortet, die sich an neo-institutionalistischen Ansätzen orientiert. Teil II der Arbeit führt in das Fallbeispiel Estland ein: Es werden drei identifizierte Interpretationsmuster dargestellt anhand derer in Estland die Vergangenheit als besetzte Nation und die Gegenwart als demokratischer Staat (re )konstruiert werden und die das estnische, kollektive Selbstverständnis prägen. Anschließend werden die gesellschaftlichen und administrativen Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren beschrieben, die für die Umsetzung von Querschnittsreformen in der öffentlichen Verwaltung und für die Umsetzung von Gleichstellungspolitik von Bedeutung sind. Die Forschungsergebnisse in Teil II zeigen über die empirischen Befunde hinaus, dass Estland nicht immer eindeutig in klassische politikwissenschaftliche Kategorien einzuordnen ist. Sowohl die Transitionssituation des Landes als auch die an westlichen Demokratien ausgerichteten Untersuchungskriterien sind für diesen Befund ursächlich. Teil III der Arbeit widmet sich dem Untersuchungsgegenstand GM. Nach grundlegenden Informationen zu dieser Verwaltungsmodernisierungsstrategie folgt die Darstellung der Umsetzung in der estnischen Ministerialverwaltung. In Teil IV der Dissertation werden die in Teil II beschriebenen Variablen auf die Umsetzung von GM (Teil III) bezogen. Die Analyse erfolgt anhand von Kriterien, die sich aus der Auswertung internationaler GM-Implementierungserfahrungen ergeben. Die Untersuchung zeigt, dass das post-kommunistisch geprägte, gesellschaftliche Klima besondere Legitimitätsprobleme für eine an Gleichheit orientierte staatliche Politik schafft. Dies kann die schwache zivilgesellschaftliche gleichstellungspolitische Lobby nur sehr begrenzt beeinflussen. Die strukturellen Bedingungen der estnischen Ministerialverwaltung mit ihrer geringen Koordinationsfähigkeit und politischen Steuerbarkeit machen eine effektive Umsetzung von Querschnittsreformen allgemein schwierig. Als produktiv für die Umsetzung hat sich der hohe Grad der fachlichen Professionalität und Politikversiertheit der kleinen, gleichstellungspolitischen Elite in der Ministerialverwaltung herauskristallisiert. Über Kooperationen mit internationalen Akteuren und estnischen zivilgesellschaftlichen Kräften sowie einzelnen interessierten Personen in der Verwaltung treibt sie die Umsetzung von GM voran. Sie nutzte die EU-Beitrittsverhandlungen um politischen Handlungsdruck für die Verwaltungsmodernisierung durch GM aufzubauen. Nachdem dieser seit dem Beitritt nicht aufrecht erhalten werden kann, zeichnet sich eine neue Umsetzungsstrategie ab. Es wird zukünftig nicht mehr vor allem an den normativen und kognitiven Strukturen in der Verwaltung, also den Einstellungen und Fachkompetenzen des Verwaltungspersonals zu gleichstellungsorientierter Arbeit, angesetzt. Vielmehr sollen neue, gleichstellungsrelevante Wissensbestände durch Expertinnen und Experten und exponierte Persönlichkeiten in die Gesellschaft und die Verwaltung transportiert und damit grundlegende gesellschaftlich-normative Voraussetzungen für die Rezeptivität von GM verbessert werden. ; The object of research is the implementation of the European equal opportunities policy 'gender mainstreaming' (GM), in the ministerial administration of the new European Union member state Estonia. GM is a transversal task that employs the instruments of administration modernisation (impact assessment, knowledge management and others), its aim is equal opportunities for men and women at all levels. This paper describes and analyses how GM strategy is received, interpreted and implemented by the ministerial administration, as executive body of government, in a country that has had to rebuild its national administration following years of subjugation to the communist egality postulate. The dissertation is divided into four parts. Part I introduces the research object and methodology. Part II describes the socio-political and administrative framework of the case example Estonia. Part III is devoted to the research object 'Implementation of GM in the Estonian ministerial administration'. Part IV concludes the paper with an analysis of the correlations between the socio-political parameters and the implementation. Part I begins with the presentation of the research concept that comprises elements from Public Administration and research on state structures for equal opportunities policy, a field of gender studies in political science. This means that for the first time the science of public administration is being systematically applied to GM research. The research employs explorative/explanative single case study methods and theory in accordance with neo-institutionalism approaches. Part II introduces the case study Estonia describing three identified interpretation models on the basis of which Estonia is (re)-constructing its past as an occupied nation and the present day as a democratic state, and which characterise Estonian national identity. Finally, an account is given of the social and administrative parameters and the influencing factors significant for the implementation of both transversal reforms in public administration and equal opportunities policies. Research results in part II go beyond the empirical findings and show that Estonia cannot always be conclusively classified within standard political science categories. This is due both to the country's transitional situation as well as to research criteria that are tailored to Western democracies. Part III is devoted to the research object GM. Key information on this modernisation strategy is followed by a report on its implementation in the Estonian ministerial administration. In part IV of the dissertation the variables described in part II are related to the implementation of GM (part III). This analysis is carried out on the basis of criteria resultant from the evaluation of international experience of GM implementation. The research shows that the social climate of the post-communist era generates specific legitimacy problems for a national policy based on equality, upon which the powerless equal opportunities lobby in civil society has only limited influence. The structural conditions in the Estonian ministerial administration, with their limited coordinating ability and political governance, render effective implementation of transversal reforms generally quite difficult. It has emerged that the small equal opportunities 'elite' in the ministerial administration with their high degree of professionalism and political experience is /the /crucial factor for the GM implementation process. Through cooperation with international players and powers within Estonian civil society, as well as interested individuals in the public administration, they are able to keep implementation of GM going. They used EU-membership negotiations to build political pressure to modernise the public administration with GM. Following EU-membership this could not be sustained and a new implementation strategy is now beginning to emerge. In future, efforts will no longer be concentrated mainly on the normative and cognitive structures in the administration, meaning the attitudes and professional competences of the administrative staff with regard to equal opportunities. Instead, the intention is to transport new corpuses of knowledge relevant to equal opportunities into society as a whole, and public administration in particular, by experts and persons in exposed positions. In this way the elite expects fundamental socio-normative preconditions for receptivity of GM to be influenced for the better.
Inhaltsangabe: Einleitung: 'Die Lage unserer Nation spiegelt sich im Schicksal der Stadt Berlin. Seit Kriegsende geteilt, gehört die Stadt zwei verschiedenen Welten an, die sich hier auf engstem Raum gegeneinander darstellen und abgrenzen. Die Mauer in Berlin ist zum weltweit bekannten Symbol der gewaltsamen Teilung Deutschlands geworden. (…) Berlin bleibt Gradmesser für die Ost-West-Beziehungen, Berlin bleibt das Symbol für die offene deutsche Frage'. Helmut Kohls Rhetorik aus dem Bericht zur Lage der Nation im geteilten Deutschland vom 23. Juni 1983 ist nur eine von unzähligen, in Kapitel 2.3 näher auszuführenden Bemerkungen aus Politik, Wissenschaft und Publizistik, die eine Verbindung zwischen der Stadt Berlin, seiner Mauer und der Deutschen Frage herstellen. Nach 1945 bezeichnete sie die Frage der Teilung Deutschlands und ihrer Überwindung, die Fragen zu wem und wohin die Deutschen gehören und wie sie ihre eigene kollektive Identität mit der Gestaltung Europas verbinden. Zu dieser Problematik spiegelte Berlin als Schaufenster der Systemkonkurrenz die Entwicklung in Deutschland, Europa und der Welt nach 1945 wider. Berlin war der Ort, an dem die deutsche Teilung für alle sichtbar war, der wie kein zweiter durch seine bloße Existenz die ungelöste Deutsche Frage symbolisierte. So wurde Berlin in der Literatur der Nachkriegszeit, vor allem aber seit dem Mauerbau vom 13. August 1961 zu dem Ort, um sich mit der deutschen Teilung zu beschäftigen. Auch nach der Öffnung der Grenze am 9. November 1989 musste 'die Stadt als Projektionsfläche für jedermann herhalten. Sie wurde zur 'Werkstatt der Einheit', zur 'Drehscheibe zwischen Ost und West', zum Energiezentrum einer nach ihr benannten Republik'. Daher konzentrieren sich ebenfalls die gesellschaftliche und wissenschaftliche Aufarbeitung von NS- und DDR-Geschichte auf die neue (alte) Hauptstadt. Auch dem deutschen Film diente Berlin seit der Weimarer Republik zur Herausbildung zahlreicher Topoi, und heute ist die Stadt wieder 'Deutschlands filmreifste Kulisse'. Das hilft erklären, warum auch die bundesdeutschen Grenzfilme nur selten an der 'grünen' innerdeutschen Grenze, weit häufiger aber in Berlin und an seiner Mauer spielen. Die Berliner Mauer: das war die in mehreren so genannten 'Generationen' um die drei alliierten Westsektoren der Stadt gebaute Grenzbefestigung. Nach über 28 Jahren und zwei Monaten fiel sie infolge ihrer Öffnung dem Abriss und der Musealisierung anheim. Weit wichtiger als ihre technischen Daten und ihre Geschichte erscheint aber ihre symbolische Bedeutung als innerstädtische, nationale und globale Scheidelinie zwischen West und Ost, Kapitalismus und Sozialismus, Freund und Feind. Um nur vier Beispiele dieses in Kapitel 2.4 näher zu erläuternden Erinnerungsortes zu nennen, so betonen die einen, die Mauer habe die West-Berliner in ihrem Gefühl von 'Eingeschlossensein' und 'Fernweh' bestärkt, während andere glauben, man habe aufgrund der Mauer in Berlin 'so frei denken und leben (können) wie nirgendwo sonst in Deutschland'. Aus der Perspektive europäischer Politiker war sie ein Symbol der Teilung Deutschlands und Europas, in globaler Sichtweise 'die zu Beton erstarrte Frontlinie des Kalten Krieges'. Hergeleitet aus dieser welthistorischen Bedeutung der Deutschen Frage und der Berliner Mauer analysiert die vorliegende Arbeit ihre symbolische Verbindung im bundesrepublikanischen Spielfilm von 1982 bis 2007. Konkret heißt dies, was in den Kapiteln 1.4 und 2 begründet und kontextualisiert wird, zu fragen: Welche Nationsverständnisse verknüpfen die Filme mit der Mauer? Wird eine gesamtdeutsche Nation oder werden mehrere Teilnationen ausgedrückt und welche Lehren ziehen die Filme daraus? Werden in synchroner und diachroner Perspektive Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen ihnen deutlich? In welchem Verhältnis stehen die Filmdarstellungen zu den damaligen politisch-kulturellen Vorstellungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen und welche Gründe sind für etwaige Abweichungen zu suchen? Wurde nun die geschichtswissenschaftliche Fragestellung im Film gefunden, sind erste Kritiker mit altbekannten Argumenten oft nicht allzu fern. Denn die Filmgeschichte fristet 'innerhalb der Geschichtswissenschaft ein Nischendasein (...), das nach wie vor ein Hauch von Luxus umgibt'. Nur selten an Historischen Seminaren thematisiert, wird der Spielfilm zumeist stiefmütterlich behandelt, weshalb die Interpretation und Einordnung seiner Bilder den Historikern nach wie vor schwer fällt. Das steht im deutlichen Kontrast zu den seit den 70er-Jahren erkennbaren Forderungen nach einer stärkeren Integration audio-visueller Quellen in die historische Forschung. Denn während in den Filmwissenschaften seit den 80er-Jahren ein verstärktes Interesse an der Filmgeschichte festzustellen ist, werden Filmgeschichte und historische Spielfilme erst in den letzten Jahren zunehmend von Geschichtswissenschaftlern und -didaktikern analysiert. So reift gegen Hans Rothfels, dessen Zeitgeschichte primär schriftliche Quellen im Auge hatte, die Erkenntnis, vor allem die Zeitgeschichte könne auf audio-visuelle Quellen nicht (mehr) verzichten; es müsse also eine Reflexion der 'Mitlebenden' auch als 'Mithörende' und 'Mitsehende' einsetzen. Denn ihre Lebenswelt ist verstärkt durch Radio, Film und Fernsehen geprägt, während von Filmwissenschaftlern, Zeitzeugen und den audio-visuellen Medien selbst die oft beanspruchte Deutungshoheit der Vergangenheit durch Geschichtswissenschaft (und –unterricht) in Frage gestellt wird. Die Erforschung der Zeitgeschichte darf aber nicht den Zeitzeugen, den oft betitelten 'Feinden des Historikers' überlassen werden. So liegt nämlich ein wichtiger Quellenwert des Films im unbeabsichtigten Transport selbstverständlicher, aber dennoch gesellschaftlich gebundener zeitgenössischer Einstellungen, hier: der Intentionen der Filmemacher. 'Für die Rekonstruktion von Erfahrungshorizonten sind Filme als Dokumente der Zeit und der Gesellschaft, in der und für die sie produziert worden sind, ausgezeichnete Quellen.' Dabei darf die Forschung jedoch nicht auf Archivmaterial und Diskussionen aus Wissenschaft, Politik und Publizistik verzichten; vielmehr sind sie erst die notwendige Voraussetzung jeder geschichtswissenschaftlichen Filmanalyse. Sie müssen daher auch in dieser Arbeit mit in die Analyse einfließen, um die Filme selbst besser verstehen zu können. Öffnet sich durch diesen Zugriff ein breites Feld politischer Ideengeschichte, soll neben Hinweisen zur Orthographie und Zitiertechnik vorab erwähnt werden, dass die ganze Vielfalt möglicher Filmanalysezugriffe nicht berücksichtigt werden kann: Weder werden die genre- typischen Eigenschaften der Filme noch ihre Handlungen miteinander verglichen. Sofern einzelne ausgewählte Filme nicht bekannt sind, ist des Verständnisses wegen in jedem Falle vor den einzelnen Kapiteln die jeweilige Inhaltsangabe im Anhang zu lesen. Analysen einzelner Sequenzen, Einstellungen und Schnitte, von Musik, Geräuschen etc. können ebenfalls nicht mit in die Arbeit einfließen. Romanvorlagen, Drehbücher, Begleitmaterial etc. werden in wichtigen ergänzenden Kommentaren hinzugezogen, sonstige Parallelen oder Abweichungen zum Film aber nicht eigens erläutert. Das gilt auch für den Bezug zu anderen Filmen des Regisseurs und zu den Produktionsbedingungen. Da ausschließlich die Inputseite der Filme thematisiert wird, muss des Weiteren eine Rezeptionsanalyse einer anderen Untersuchung vorbehalten bleiben. Wie in den Kapiteln 2.1 und 2.7 noch begründet wird, soll es auch nicht darum gehen, die Filmdarstellung mit der 'historischen Korrektheit' der Mauergeschichte zu vergleichen; allein auf grobe Fehler wird der Genauigkeit halber in den Anmerkungen hingewiesen. Dieser Ausschluss von möglichen Zugriffen ermöglicht im Gegenzug, die in den Filmen und anhand ihrer Figuren dargestellten Symboliken der deutschen Nation und der Berliner Mauer detaillierter zu untersuchen. So können insgesamt sechs Filme in die Analyse aufgenommen werden, um ein repräsentatives Bild vom Thema zu gewinnen. Die notwendige Bedingung dieser Repräsentativität aber ist eine begründete Auswahl der einzelnen Filme. Gang der Untersuchung: Bevor mit der Analyse der Filme begonnen werden kann, soll zunächst ein Ansatz für Nations- und Mauerbilder bzw. –erinnerungen im Film entwickelt werden. Da das Thema neben der Geschichtswissenschaft auch Geographie, Literatur-, Sozial- und Politikwissenschaften berührt, erprobt der zweite Abschnitt einen interdisziplinären geschichts-, sozial- und kommunikationsgeschichtlichen Zugriff. Dieser wird aus der zunehmenden Erkenntnis begründet, die eigenen Disziplingrenzen zu überschreiten, ohne die eigene Wissenschaft gegen andere auszuspielen. Zudem erscheint die konventionelle historische Forschung, die von Quellen, zeitgenössischen Ereignissen und Entwicklungen ausgeht, für die Fragestellung ebenso ungeeignet wie die traditionelle linkspolitische Filmforschung. Weniger politisch nähert sich die vorliegende Arbeit daher im zweiten Abschnitt dem Thema mit einem an Akteuren gebundenen begriffs- und ideengeschichtlichen Ansatz. Dieser soll die Konstruktionen, geschichtskulturelle Rahmenbedingungen und Erinnerungsmodalitäten von Deutscher Frage und Berliner Mauer aufzeigen, wie sie sich in den Filmen niederschlagen. Er bildet die Basis, um die Filme in politisch-kulturelle Vorstellungen und Normen einzubetten. Die darauf aufbauenden Abschnitte 3 und 4 unterteilen sich in jeweils drei Kapitel zu den einzelnen Filmen. Die parallel aufgebauten Unterkapitel sollen eine Vergleichbarkeit der einzelnen Thematiken sowie Rückverweise auf den/ die zuvor analysierten Film/e ermöglichen. So können intentions-, geschichts- und erinnerungskulturell bedingte Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Filmen eines Jahrzehnts sowie zwischen früheren und späteren Filmen, aber auch zu den politisch-kulturellen Rahmungen besser aufgezeigt werden. Um die Symbolik der Berliner Mauer erfassen zu können, thematisieren die Kapitel 3.1.1, 3.2.1, 3.3.1 bzw. 4.1.1, 4.2.1, 4.3.1 die 'Diktatur der Grenze(n)', die in der Lesart Thomas Lindenbergers neben der Staatsgrenze die zahlreichen anderen, unsichtbaren Grenzen im Alltag von der Arbeit über die Familie hin zum Wohngebiet umfasst, die jeder DDR-Bürger kannte. Interpretiert die Forschung diesen Begriff eher sozialgeschichtlich, soll hier stärker die 'Diktatur der Grenze(n) in den Köpfen' der Ost- und West-Berliner untersucht werden, da aus ihnen die Diskussion der Deutschen Frage erwächst. Denn am 'Anfang war die Mauer: die Mauer und das System, das sie sowohl repräsentierte wie bewahrte. Die Mauer verlief nicht um die DDR herum. Sie stand genau in ihrem Zentrum. Und sie verlief mitten durch jedes Herz hindurch'. Wie die Filmanalysen zeigen werden, steht mal stärker der Aspekt einer 'Diktatur der Mauer', mal der einer 'Diktatur der Grenze(n)' im Zentrum. Dafür werden zunächst die Mauerzitate und -verweise in den Filmen genannt. Daraus wird ersichtlich, inwieweit ost- und/ oder westdeutsche Perspektiven berücksichtigt werden. Stehen Mauerwände oder Grenzübergänge im Vordergrund? Wie leicht ist die personelle oder mediale Grenzüberschreitung? Welche Rückschlüsse lässt dies auf das Geschichts- und Mauerbild des Films zu? Diese weithin deskriptiven Kapitel bilden dann die Basis der jeweils folgenden drei. Sie greifen die wichtigsten Mauerszenen und –erwähnungen auf und diskutieren sie vertiefend im Bezug zur Geschichts- und Erinnerungskultur, zur Berliner Mauer und zur Deutschen Frage. So wird die Deutsche Frage, wie zu zeigen ist, mit anderen politisch-kulturellen Konzepten verbunden, seien sie nun (partei-)politischer, ideologischer oder religiöser Natur. Das jeweils zweite Kapitel (3.1.2, 3.2.2, 3.3.2 bzw. 4.1.2, 4.2.2, 4.3.2) versucht deshalb, diese dargestellten symbolischen Aufladungen der Mauer und die kollektiven Vorstellungen und Erinnerungen abzuschätzen, in deren Kontext die Deutsche Frage thematisiert wird; dargestellte sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Aspekte können bei der gewählten Fragestellungen also nur in Bezug zur Deutschen Frage berücksichtigt werden. Die Kapitel 3.1.3., 3.2.3, 3.3.3 bzw. 4.1.3, 4.2.3, 4.3.3 bilden den Kern der einzelnen Analysen. Sie untersuchen, inwieweit durch den in den vorigen Kapiteln analysierten Kontakt zur Mauer oder dem Reden über sie die Deutsche Frage gestellt bzw. nach Antworten gesucht wird. Welche Nationsverständnisse und Stellungnahmen zur Deutschen Frage werden im und vom Film vertreten? Ist die Mauer ein Symbol teil- bzw. gesamtdeutscher Identität? Wie bezieht der Film selbst dazu Stellung? Wie unterscheidet sich dies von den in den Kapiteln 2.3 und 2.5 dargelegten Ideen und Konzepten in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft? Bei den Filmen nach 1989/90 fragt sich, wie in der Erinnerung die Gedanken der 1980er-Jahre aufgegriffen und umgesetzt werden, oder ob aus den seither gesammelten Erfahrungen ein anderer Blick auf die damals noch offene Deutsche Frage und stehende Mauer erfolgt. Dabei wird nicht nur die filmische Darstellung der Mauer umgedeutet, sondern auch die ihrer Öffnung. Ausgehend von den Herbst-Demonstrationen des Jahres 1989 und ihren zentralen Forderungen – 'Die Mauer muss weg' und 'Wir sind das Volk' bzw. 'Wir sind ein Volk' – untersucht das jeweils vierte Kapitel des dritten Abschnitts, ob bereits in den Filmen der 80er-Jahre ein Mauerfall erwartet, befürchtet, erhofft oder zwecks Lösung der Deutschen Frage herbeigeführt werden sollte (Kap. 3.1.4, 3.2.4, 3.3.4). Die Kapitel zu den neueren Filmen analysieren, ob er (auch?) retrospektiv erwartet und als Ereignis dargestellt wird und wie sich dies schließlich in die deutsche Erinnerungskultur nach 1989/90 einbettet (Kap. 4.1.4, 4.2.4, 4.3.4). Das Schlusskapitel 5 fasst die zentralen Ergebnisse der Arbeit zusammen (Kap. 5.1, 5.2). Daraus wird ein Rückschluss auf den geschichts- und erinnerungskulturellen Rahmen und dessen Widersprüche zu einigen Ergebnissen dieser Arbeit ermöglicht (Kap. 5.3). Ein Ausblick auf anschlussfähige Forschungsfelder soll die Arbeit abrunden (Kap. 5.4). Bis dahin muss sich der geschichts- und erinnerungskulturelle Rahmen des Themas bewähren, der im folgenden Abschnitt entwickelt werden soll.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Begrenzte Einheit: Einleitende Bemerkungen5 1.1Wege zum Thema, Fragestellung und Abgrenzung der Arbeit5 1.2Selektionskriterien und Auswahl der Filme8 1.3Forschungsstand zu den ausgewählten Filmen und dem Thema der Arbeit13 1.4Begründung der Gliederung und Aufbau der Arbeit15 2.Geschichts- und erinnerungskulturelle Konzeptualisierung des Themas18 2.1'Die Mauer im Kopf' - Die Berliner Mauer, ihre Bedeutungen und Identitäten18 2.2Die deutsche Nation als vorgestellte und begrenzte Gemeinschaft20 2.3Eine kurze Skizze der Deutschen Frage in der Geschichtskultur der 1980er-Jahre23 2.4Auf dem Weg zum kollektiven Gedächtnis der deutschen Nation28 2.5Der Erinnerungsort Berliner Mauer und die Deutsche Frage33 2.6Die Berliner Mauer und die Deutsche Frage im Problem der Generationen35 2.7Der nationale Erinnerungs- und Erwartungsort Berliner Mauer im Film36 3.Berliner Mauer und Deutsche Frage im Spielfilm der 80er-Jahre41 3.1Der Mann auf der Mauer - Der Patriotismus von links und der 'Dritte Weg'41 3.1.1Die 'Diktatur der Mauer'41 3.1.2Geschichts- und erinnerungskulturelle Symboliken der Mauer: Liebe und Moses42 3.1.3Die Berliner Mauer, die offene Deutsche Frage und der 'Dritte Weg'44 3.1.3.1Positionen der Filmfiguren zu Mauer und Deutscher Frage44 3.1.3.2Kabe, der linke Patriotismus und der 'Dritte Weg'49 3.1.4Der Erwartungsort Berliner Mauer im 'Dritten Weg'52 3.2Meier - Mauerspringen ohne Diktatur und gesamtdeutsche Nation55 3.2.1Die selbst gesetzte 'Diktatur der Grenze(n)'55 3.2.2Geschichtskulturelle Symboliken der Mauer zu Reisen, Tapeten und Orden56 3.2.3Die Berliner Mauer und die offene, aber unbemerkte Deutsche Frage58 3.2.4Gewöhnung an die Mauer und fehlende Hoffnung auf ihren Fall63 3.3Der Himmel über Berlin -Grenze(n) und Erinnerungen im 'Epos des Friedens'64 3.3.1Die 'Diktatur der Grenze(n)' im Himmel und auf Erden64 3.3.2Erinnerungskulturelle Symboliken von Nation und Mauer, Krieg und Frieden65 3.3.3Die Berliner Mauer und die Deutsche Frage in Geschichte und Gedächtnis69 3.3.4Erwartungsort Berliner Mauer zwischen Frieden und Einheit.73 3.4Zwischenfazit zur Berliner Mauer und Deutschen Frage im 80er-Jahre Film76 4.Berliner Mauer und Deutsche Frage im kommunikativen Gedächtnis der Spielfilme nach 1989/9081 4.1Das Versprechen - offene Fragen und ,innere Einheit' in 28 Jahren Berliner Mauer81 4.1.1Die 'Diktatur der Mauer' in der Erinnerung81 4.1.2Erinnerungskulturelle Symboliken der Mauer zwischen Stasi, Kirche und Liebe82 4.1.3Berliner Mauer und die Suche nach der Offenheit der Deutschen Frage85 4.1.3.1Die private und die Deutsche Frage festgemauert?85 4.1.3.2Die Mauer, die private und die Deutsche Frage in den 80er-Jahren88 4.1.4Der unerwartete Mauerfall als Erinnerungsort und die 'innere Einheit'?91 4.2Sonnenallee - farben-'reiche Erinnerungen' vom 'antifaschistischen Schutzwall'94 4.2.1Die heile Welt der 'Diktatur der Grenze(n)'94 4.2.2Erinnerungskulturelle Symboliken der Mauer von Ost- contra West-Sicht96 4.2.3Die Berliner Mauer und die (Neue) Deutsche Frage100 4.2.3.1Verdrängung der Mauer vs. Offenhaltung der Deutschen Frage100 4.2.3.2Die Erfindung der ,DDR-Identität'104 4.2.4Erinnerungsort Mauerfall als 'friedliche ostdeutsche Revolution'106 4.3Das Leben der anderen - vom guten Menschen an der unsichtbaren Front109 4.3.1Die 'Diktatur der Grenze(n)' in der Erinnerung109 4.3.2Erinnerungskulturelle Symboliken der Mauer zwischen Stasi und Theater111 4.3.3Die Berliner Mauer und die Verfechter der offenen Deutschen Frage114 4.3.4Erinnerungsort Mauerfall und der Deutungskampf um die 'innere Einheit'116 4.3.4.1Der Erinnerungs- und Erwartungsort 9. November 1989116 4.3.4.2Die 'innere Einheit' und die Neue Deutsche Frage119 5.Fazit: Die Berliner Mauer und die (Neue) Deutsche Frage im Spielfilm123 5.1Die Symbolik der Berliner Mauer in Geschichts-, Erinnerungskultur und Film123 5.2Die (Neue) Deutsche Frage in Geschichts-, Erinnerungskultur und Film127 5.3Rückschlüsse auf den geschichts- und erinnerungskulturellen Rahmen133 5.4Ausblick und Perspektiven künftiger Forschung zur Mauer und Nation im Film136 Anhang139 a)Inhaltsangaben der ausgewählten Filme139 b)Filmverzeichnis143 c)Gesetzestexte, Vertragswerke und Textausgaben146 d)Literatur147Textprobe:Textprobe: Kapitel 4.2.3.1, Verdrängung der Mauer vs. Offenhaltung der Deutschen Frage: In Sonnenallee bekennen sich die Figuren entgegen den anderen Filmen zur DDR und grenzen sich durch ein eigenes kommunikatives Gedächtnis von den Westdeutschen, nicht von den Bundesbürgern, ab. Wie in der durch den Systemgegensatz gekennzeichneten Position des Grenzers, findet die Staats- und Parteiposition der DDR vor allem in undifferenzierten Propagandaformeln ihren Ausdruck. Für Sabines zeitweiligen SED-Freund Georg kommt Heinz aus dem 'imperialistischen Ausland', was eine offizielle Bezeichnung der Bundesrepublik war. Ähnelt dies den Phrasen aus Meier und dem Versprechen, wurde der Begriff in der Bevölkerung nur von weniger als einem Drittel geteilt. Zudem hatte man in der DDR-Verfassung vom 7. Oktober 1974 sämtliche Bezüge zur deutschen Nation getilgt, um 'für immer und unwiderruflich (…) untrennbarer Bestandteil der sozialistischen Staaten-gemeinschaft' zu sein. So waren die innerdeutschen Beziehungen aus Sicht der DDR-Führung Teil des Klassenkampfes, der Auseinandersetzung zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Auch die jungen Pioniere des Films 'lernen' in der Schule, den Menschen gehe es vor allem in den kapitalistischen Ländern wie den USA, Frankreich und Skandinavien schlecht. Schulleiterin Nitzold fragt bezüglich der Anwesenheit des 'Scheichs von Berlin'– für Michael schlicht der 'Westler': 'Wer hat den Klassenfeind in unsere Schule gelassen?' Gemäß dieser ideologischen Position hebt sie, als Mario und Michael auf die Mauer uriniert haben, die Bedeutung der Mauer für das Selbstverständnis der DDR hervor: 'Sie urinieren auf den antifaschistischen Schutzwall? Sie urinieren auf unseren Staat? Dafür sind Ernst Thälmann und Tausende seiner Genossen hingerichtet worden. Und Sie urinieren auf ihre Gräber? Auf die Gräber derer, denen Sie ihre kostenlose Ausbilung und ein Leben in Frieden und Wohlstand verdanken'. In dieser Kopplung von Mauer und Staatswesen DDR kommt erstens die u. a. auf Ernst Thälmann beruhende antifaschistische Gründungslegende, oder besser: 'Geburtslüge' der DDR zum Ausdruck. Zweitens wird die in den vorigen Filmen nicht erwähnte Formel des ,antifaschistischen Schutzwalls' aufgegriffen. Beides zusammen verweist auf die Selbststilisierung der DDR als ein von Nazis 'gesäuberter' Staat, der für Frieden und Wohlstand aller sorgt. Durch diesen 'verordneten Antifaschismus' bemühte man sich um die moralische Basis, im Kampf gegen die Nazis die größten Opfer gebracht zu haben. In Abgrenzung von Parteispitze und Westdeutschland bei gleichzeitiger Verdrängung der Deutschen Frage leben nun die Bewohner der Sonnenallee in ständigem Kontakt zur Mauer: 'Hinter dieser Wand steht die Mauer. Sie teilt Berlin in Ost und West. Der goldene Westen liegt nur einen Steinwurf entfernt. Ich wohne in einer Straße, deren längeres Ende im Westen und deren kürzeres Ende im Osten liegt… in der Sonnenallee'. Daran anschließend rechtfertigt der Film, im Gegensatz zum Mann auf der Mauer und dem Versprechen, das Leben der Ostdeutschen, die sich wie in Meier klug und humorvoll von der Partei distanzieren können. So kritisiert Otto Parteimitglied Georg gegenüber direkt die Ideale der SED ebenso wie die DDR-Produkte, und fordert, den Schwarzen Kanal, 'die Hetze' auszumachen. Für ihn bleibt noch ein gesamtdeutsches Gefühl maßgebend, indem er seinem Schwager zustimmt, da Bürger aus West und Ost 'alle Deutsche' sind. Dennoch überwiegen ihre Meinungsverschiedenheiten bei Weitem, und so wird auch bei Otto die nationale Frage vom globalen Systemgegensatz überdeckt. Daher ist Heinz, demzufolge man in Moskau nur mit einer 'MP in der Faust oder der Kugel am Bein' studiere, für Otto ein 'Revanchist und Scharfmacher' sowie ein 'alter Kommunistenjäger'. Noch distanzierter, aber nicht mehr gesamtdeutsch denkend wie Otto ist die jüngere Generation im Film. Als Michael zur 'Ehre' wie Miriam 'einen selbstkritischen Beitrag leisten' muss, überzeichnen beide die Ideale von sozialistischer Treue, Theoriebildung und Parteiideologie und finden so in der Distanz zur Partei erste Gemeinsamkeiten. Später schreibt er in sein eigens für Miriam verfasstes Tagebuch, er 'warte und warte auf etwas, das nicht passiert'. Was das genau ist, bleibt ebenso unklar wie die Pläne im Freundeskreis, 'eine aktive Widerstandsgruppe' zu gründen. Diese Distanzierung entspricht zunächst bloß der üblichen Unterscheidung der Filme zwischen positiv gezeichneten Figuren und der Parteiführung. Neu ist aber eine Verdrängung der Mauer durch die Figuren, die der Wahrnehmung von Olaf aus Dresden widerspricht, wonach das Leben im Grenzgebiet 'doch gefährlich' sei. Dazu bemerkt Drehbuchautor Thomas Brussig: 'Das merkwürdige an der Mauer war, daß die, die dort wohnten, die Mauer gar nicht als außergewöhnlich empfanden. Sie gehörte so sehr zu ihrem Alltag, daß sie sie kaum bemerkten, und wenn in aller Heimlichkeit die Mauer geöffnet worden wäre, hätten die, die dort wohnten, es als allerletzte bemerkt'. Diese Verharmlosung und Verdrängung der Mauer steht der These der Forschung gegenüber, wonach Überwachung, Eingesperrtsein und Bedrohung zu einer enormen Belastung der Bewohner des Grenzgebiets führte. Solche Beschönigungen der Mauer führten zu einer später zurückgezogenen Strafanzeige gegen Sonnenallee durch die Organisation Help, und sind Zielscheibe heutiger Befürchtungen, das Verschwinden dieser Grenze führe zu einem Verlust der Erinnerungsmöglichkeiten, wobei die 'Vergoldung der DDR-Vergangenheit (…) ohne das Anschauungsmaterial Mauer besser voran (komme)'. Dabei steht nun im Film dieser Verdrängung der Mauer und der Distanzierung von der Partei in der ostdeutschen Erinnerung eine erfundene Offenhaltung der Deutschen Frage durch die Westdeutschen gegenüber. Gegenüber der breiten Diskussion der Mauer auf Ost-Berliner Seite sind bundesdeutsche Stellungnahmen zur nationalen Frage nur über Westbesucher zu erschließen. In ihren Einstellungen zeigt sich aber nicht wie in den Filmen der 80er-Jahre eine realistisch dargestellte Interesselosigkeit an der DDR und eine Gewöhnung an Mauer und Teilung. Ganz im Gegenteil besteht, wie das vorige Kapitel deutlich machte, ein breites, auch touristisches Interesse am Leben der DDR-Bürger, woraus, wie in den anderen Filmen, aus Abgrenzung von der DDR ein übersteigertes Selbstwertgefühl als Bundesbürger resultiert. Der einzige Westdeutsche, der im Film explizit zur Deutschen Frage Stellung bezieht, ist Onkel Heinz. Anschließend an seine durchgängige Kritik an der DDR, reagiert er empört auf Georgs These vom 'imperialistischen Ausland': 'Wie bitte, Ausland? Ausland? Aus Deutschland! (…) Wir sind ja alle Deutsche. Es gibt solche und solche, aber nur Deutsche.' (16) Entschieden artikuliert er gegen das Abgrenzungsbestreben der DDR eine vom bundesrepublikanischen Verfassungsverständnis und von vielen Bundesbürgern vertretene gesamtdeutsche Position, die die DDR nicht als Ausland ansieht und die Deutsche Frage offen hält. Diese Position kennt keinen 'Dritten Weg' und hebt vor allem die Reise- und Wahlfreiheit, Universitäten und Wohlstand 'der freien Welt'hervor. Zusammengefasst wird also wie im Versprechen die Gewöhnung der Bundesbürger an Mauer und Teilung aus dem aktiven Gedächtnis verdrängt und ein gesamtdeutsches Nationalgefühl auf die Vergangenheit, hier die 70er-Jahre, zurück projiziert, das in Sonnenallee aber der ostdeutschen Erfindung der ,DDR-Identität' gegenübersteht.
Die Lichtensteinhöhle ist eine Klufthöhle im Berg Lichtenstein in den Harzausläufern. Im anthropogenen Teil der Höhle wurden größere Mengen disoloziert vorliegender Menschenknochen gefunden. Über assoziierte archäologische Artefakte und 14C-Datierungen erfolgte eine Einordnung ins 10.–9. Jh. v. Chr. Aufgrund eines Überzuges mit Gipssinter und konstant niedriger Temperaturen war ein herausragend guter Erhaltungszustand der Knochen und der enthaltenen aDNA gegeben. Dies ermöglichte umfangreiche anthropologische Forschungsarbeiten an den menschlichen Überresten aus der Lichtensteinhöhle. Eine zentrale Fragestellung zu Beginn der Forschungsarbeiten war, ob es sich um eine Opferstätte oder einen Bestattungsplatz handelt. Es konnte für die zunächst identifizierten 40 Individuen ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis und eine Altersverteilung über alle Altersklassen hinweg nachgewiesen werden. Zudem konnten mittels molekulargenetischer Methoden verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Individuen aufgedeckt werden. Die Verwandtschaftsrekonstruktion ergab den Stammbaum eines Familienclans. Damit lagen eindeutige Hinweise für eine Nutzung als Bestattungsplatz vor. Während molekulargenetischer Reihenuntersuchungen verschiedener Skelettelemente und morphologischer Zuordnungen von Skelettelementen zu Individuen wurde deutlich, dass Knochen von mehr Individuen als den 40 bislang identifizierten vorhanden waren. Zudem deutete sich an, dass für nahezu alle Individuen nicht alle Knochen in der Höhle aufgefunden worden waren. Das Fehlen von Skelettelementen warf die Frage auf, ob es sich bei der Lichtensteinhöhle nicht um einen Primär- sondern um einen Sekundärbestattungsplatz handeln könnte. Im aktuell durchgeführten Forschungsprojekt wurden, unter Verwendung morphologischer und molekulargenetischer Methoden, die Zuordnungen der dislozierten Knochen zu Individuen zu Ende geführt. Die rekonstruierten Individuen wurden umfassend morphologisch und molekulargenetisch untersucht, mit dem Ziel, die demografische Struktur der Population zu erschließen und die Verwandtschaftsrekonstruktion auszuweiten. Zudem wurde den Fragen der Nutzungsdauer und der genauen Nutzungsart der Höhle nachgegangen. Es konnten 60 Individuen identifiziert werden. Nur für zwei der Individuen wurden alle bei den Zuordnungen berücksichtigten Skelettelemente vorgefunden. An den Knochen zeigten sich nur wenige Fälle degenerativer Veränderungen. Dies ließ darauf schließen, dass die in der Lichtensteinhöhle bestatteten Menschen nicht übermäßig harter körperlicher Belastung ausgesetzt waren. Spuren massiver Gewalteinwirkung fehlten vollständig. Dies macht es unwahrscheinlich, dass die bestattete Population in kriegerische Auseinandersetzungen involviert war. Einige wenige verheilte Frakturen an Rippen oder Schlüsselbein lassen sich problemlos auf Alltagsunfälle zurückführen. Spuren von Mangel- oder Stressphasen waren nur in Einzelfällen nachweisbar. Dies deutet darauf hin, dass die Bestatteten zu Lebzeiten kontinuierlichen Zugang zu ausreichenden Nahrungsressourcen hatten. Das Geschlechterverhältnis war ausgewogen und die Altersverteilung entsprach in den Grundzügen der für eine historische Population zu erwartenden. Eine fesgestellte Unterrepräsentanz von Individuen der Altersklasse Infans I könnte als Hinweis darauf interpretiert werden, dass tatsächlich Sekundärbestattungen praktiziert wurden und die sehr kleinen, fragilen Knochen der Infans I Individuen zum Zeitpunkt der Umbettungen bereits vergangen waren. In begleitenden Arbeiten durchgeführte statistischen Analysen verschiedener Merkmale, wie z.B. Unterschiede im Grad der DNA-Degradierung, lieferten weitere Hinweise in die Richtung, dass es sich bei der Lichtensteinhöhle um einen Sekundärbestattungsplatz handeln dürfte. Für alle neu identifizierten Inividuen wurden mittels molekulargenetischer Analysen die genetischen Fingerabdrücke sowie die mitochondraialen und Y-chromosomalen Haplotypen bestimmt. Die anschließende Verwandtschaftsrekonstruktion ergab einen erweiterten Stammbaum, in dem für 47 der 60 Individuen entweder direkte Verwandtschaft oder aber Verwandtschaft in mütterlicher oder väterlicher Familienlinie belegt ist. Der Stammbaum umfasst insgesamt sechs Generationen. Dies entspricht – bei einer angenommenen Generationendauer von 20 Jahren – einer Nutzungsdauer von 120 Jahren und passt somit gut zum archäologisch ermittelten Nutzungszeitraum. Die Auswertung der Diversität der mitochondrialen und Y-chromosomalen Haplotypen ergab Hinweise auf eine patrilokale Gesellschaftsform. In begleitenden Arbeiten wurden weitere genetische Marker – z.B. für die Augen- und Haarpigmentierung, die immungenetische Ausstattung oder auch für den Laktosetoleranzstatus – analysiert. Insgesamt zeigte sich, dass sich in vielerlei Hinsicht die genetische Ausstattung heutiger Populationen im Vergleich zu der vor 3.000 Jahren nicht grundlegend unterscheidet. Lediglich für die Frequenz des Laktosetoleranz verursachenden Allels war eine deutliche Zunahme seit der Bronzezeit zu verzeichnen. ; The Lichtenstein Cave is a cleft cave in the Lichtenstein a mountain located in the Harz Mountains. Large numbers of human bones were found spread over the anthropogenic part of the cave. According to the associated archeological artifacts and radiocarbon dating the bones dated back to the 10th–9th century BC. Because of a cover with gypsum sinter and constantly low temperatures the bones were found in an exelent state of preservation as well as the DNA enclosed in them. This enabled extensive anthropological research on the human skeletal remains from the Lichtenstein Cave. One of the main questions at the beginning was, whether the cave was used as a sacrificial site or as a burial place. For the initially identified 40 individuals a balanced sex ratio and an age distribution over all age groups were determined. In addition, kinship relations between the individuals could be detected by molecular genetic analyses. The kinship reconstruction resulted in a family tree of a family clan. These were clear indications that the cave has been used as a burial place. During molecular genetic serial examinations of different skeletal elements and morphological assignments of bones to individuals it became obvious, that bones from more individuals than the 40 identified before were present. Furthermore, it appeared that for almost all individuals some bones had not been found in the cave. The absence of skeletal elements raised the question, whether the Lichtenstein Cave had been used as a primary burial place or as a secondary burial place. In the currently conducted research the assignments of bones to individuals using morphological and molecular genetic methods were completed. The reassembled individuals were analysed extensively using both morphological and molecular genetic methods with the aim to explore the demographic structure of the population and to expand the kinship reconstruction. Furthermore, the issues of time and manner of use of the Cave were persued. In total 60 individuals were identified. For only two individuals all observed skeletal elements could be assigned. Only few cases of degenerative alterations were found on the bones. This suggests that the people who were buried in the cave had not experienced pronounced physical stress. Signs of massive trauma were lacking completely. This makes it unlikely that the population experienced military conflicts. A few healed fractures at ribs or clavicles are easily ascribed to accidents. Osteological manifestations of periods of depletion or stress were only found as single cases. This indicates that the people had continuous access to sufficient food resources. The sex ratio was balanced and the age distribution met the expectations for a historic population in the main features. An observed under-representation of infans I individuals could be interpreted as indication that the context had indeed be used for secondary burials and the small and fragile infans I bones had already been completely degraded at the time of reburial. Statistical analyses of various features conducted in accompanying studies, e.g. differences in the degree of DNA degradation, provided more indications for a usage of the Lichtenstein Cave as a secondary burial place. For all newly identified individuals the genetic fingerprints as well as mitochondrial and Y-chromosomal haplotypes were determined by molecular genetic analyses. The following kinship reconstruction resulted in an extended family tree showing direct relations or relationship in maternal or paternal lineages for 47 of the 60 individuals. The family tree spans six generations. Assuming a generation time of 20 years this equates to a period of use of 120 years and thus matches the archeologically determined timespan well. Differential diversity patterns observed for mitochondrial and Y-chromosomal haplotypes indicated patrilocality. In addition to populationgenetics and the kinship reconstruction other genetic markers were analyzed, e.g. for eye and hair pigmentation, immunogenetics or the lactose tolerance status. Overall, these analyses showed that the genetic constitution nowadays seems to be the same as 3,000 years ago. Only the frequency of the lactose tolerance associated allele showed a clear increase since the Bronze Age.
Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit der Information und Kommunikation in den forstlichen Organisationen des Landes Baden-Württemberg. Um Informationen zu erhalten und die Organisation mittels Kommunikation zielorientiert führen zu können, werden in den Baden-Württembergischen Forstorganisationen eine Vielzahl von Führungsinstru¬menten eingesetzt. Eines davon sind die internen forstlichen Berichte. Diese haben den Zweck, die Entscheidungsträger bei ihren Managementaufgaben zu unterstützen. Interne Berichte werden bezüglich ihrer Nützlichkeit häufig kritisiert. Bislang ist nicht bekannt, inwiefern die internen forstlichen Berichte die Entscheidungsträger tatsächlich bei ihren Managementaufgaben unterstützen können. Unbekannt ist auch, welche Schwierigkeiten ggf. dazu führen, dass die internen forstlichen Berichte ihren Zweck nicht oder nur eingeschränkt erreichen und inwiefern Möglichkeiten bestehen, etwaige Probleme zu beheben. Hieraus ergeben sich folgende Forschungsziele: Am Beispiel der internen forstlichen Berichte soll beschrieben und erklärt werden, welche Probleme bei der betrieblichen Information und Kommunikation der forstlichen Organisationen des Landes Baden-Württemberg vorliegen. Auch soll beschrieben und erklärt werden, inwieweit die internen forstlichen Berichte ihren Berichtszweck erfüllen können. Darauf aufbauend soll erarbeitet werden, welche Möglichkeiten und Grenzen der Gestaltung bestehen, um die aufgezeigten Probleme zu beheben oder zumindest zu mildern. Der theoretische Bezugsrahmen besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil des Bezugsrahmens basiert auf konventionellen betriebswirtschaftlichen Theorien zu Schwierigkeiten im Informationssystem. Dieser beschreibt den Realitätsausschnitt, der untersucht werden soll, allerdings nicht in ausreichendem Maße. Deshalb wird in einem zweiten Teil des theoretischen Bezugsrahmens die informelle Seite einer Organisation – basierend auf den Theorien zur Organisationskultur - beleuchtet. Die zwei Teile des Bezugsrahmens unterscheiden sich in ihren Aussagen, z. T. widersprechen sie sich. Mittels zweier qualitativer empirischer Studien mit explorativem Charakter wurde geprüft, inwiefern die internen forstlichen Berichte den an sie gestellten Anforderungen als Führungsinstrument gerecht werden können. Ziel der ersten Teilstudie war, die Probleme bei der Erreichung des Berichtszwecks zu ermitteln, die erkennbar werden, wenn diese aus der Perspektive des ersten Teils des Bezugsrahmens untersucht werden. Hierzu wurden sieben Leitfadeninterviews und vier Gruppendiskussionen mit Realgruppen durchgeführt. Die Auswertung erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach MAYRING (2003). Die zweite Teilstudie bezweckte einen Einblick in die Organisationskultur von ForstBW (Bezeichnung der derzeitigen Organisationsform der forstlichen Organisationen des Landes Baden-Württemberg). Es wurden vier Gruppendiskussionen mit Realgruppen durchgeführt, die nach der dokumentarischen Methode der Interpretation nach BOHNSACK (2008), einer wissenssoziologisch-hermeneutischen Methode, gedeutet wurden. Die erste Teilstudie ermittelte mehrere Störungen im Informationsprozess, den die Berichte durchlaufen, sowie zahlreiche Störungsursachen, die die Störungen auslösen und deren Störungswirkungen. Auf der Grundlage der empirischen Ergebnisse der zweiten Teilstudie und anhand der im Bezugsrahmen beschriebenen Kriterien kann ermittelt werden, dass ForstBW durch eine starke Organisationskultur charakterisiert ist. Aus den Theorien werden für starke Organisationskulturen folgende Thesen, die betriebliche Information und Kommunikation betreffend, abgeleitet: Es besteht die Tendenz, sich gegenüber dem Umfeld abzuschotten. Auch werden eher nur kleinere Veränderungen akzeptiert. Hiervon sind wesentliche Teile der Organisationsmitglieder betroffen, denn je stärker die Organisationskultur ist, desto mehr neigen die Beschäftigten dazu, Konformität zu erzwingen. Auf der Basis der Zusammenführung dieser beiden Studien wird folgenden Fragen nachgegangen: Welche für die Praxis relevanten Aussagen zur Erreichung des Berichtszwecks bzw. zur betrieblichen Information und Kommunikation in ForstBW können aus den beiden Studien abgeleitet werden? Welche Ansatzpunkte für Möglichkeiten und Grenzen der Gestaltung der betrieblichen Information und Kommunikation können aus den beiden Studien abgeleitet werden? Welche Beiträge zur Beschreibung und Erklärung von Problemen bei der betrieblichen Information und Kommunikation gründen auf welchen der beiden herangezogenen Theoriestränge? ; The present thesis deals with the information and communication in the forestry organizations of Baden-Wuerttemberg. In order to obtain information and to be able to manage the organization via communication in a target-oriented manner the forestry organizations in Baden-Wuerttemberg use a variety of management tools. One of these tools are the internal forestry reports. The purpose of these reports is to support the decision-makers in their management tasks. Internal reports are often criticized with regard to their utility. The problem is that it is not yet known to what extent internal forestry reports can really support the decision-makers in their management tasks. It is also unknown which difficulties could possibly lead to the fact that internal forestry reports partly or completely miss their purpose and whether there are possibilities to solve potential problems. This leads to the following research objectives: Using the example of the internal forestry reports it will be described and explained what kind of problems there are in the operational information and communication of the forestry organizations of Baden-Wuerttemberg. Further it will be described and explained to what extent the internal forestry reports can fulfill their reporting purpose. On this basis it will be elaborated what range of possibilities there are to alleviate the indicated problems respectively to demonstrate the limitations of operational information and communication. The theoretical framework consists of two parts. The first part is based on conventional operational theories regarding difficulties in the information system. However, this part of the theory is not considered to be sufficient for obtaining the research's objectives. This is why in the second part of the theoretical framework the informal side of the organization is reviewed - based on the theories of the organizational culture. The two parts of the theoretical framework differ in their statements, they are sometimes even contradictory. Two qualitative empirical studies of explorative character should investigate whether the internal forestry reports can fulfill their own requirements. The objective of the first sub study was to define the problems in the achievement of the purpose of the reports which become obvious when they are investigated from the perspective of the first part of the theoretical framework. The author conducted in the forestry organizations of Baden-Wuerttemberg seven guideline interviews and four group discussions with groups that also existed in every day working practice. The directly recordable statements of the respondents were analyzed via qualitative content analysis according to MAYRING (2003). The objective of the second sub study was to get an insight into the organizational culture of ForstBW (name of the current organizational form of the forestry organizations of Baden-Wuerttemberg). Four group discussions were carried out. They were analyzed with the documentary method according to BOHNSACK (2008), which is a hermeneutical method. The content analysis of the first sub study revealed that for the internal forestry reports there are disturbances as well as numerous causes of the disturbances and their effects. Based on the results of the second sub study and the criteria described in the framework it is established instead, that ForstBW has a strong organizational culture. For strong organizational cultures disadvantages for the information and communication can be deducted from the theories. Accordingly, the following assumptions are stated for ForstBW: There is a tendency towards isolation from the environment as often information which is contradictory to the orientation pattern of the organizational culture gets blocked. There is also a tendency to only accept minor changes. A great part of the organization's members are concerned because the stronger the organizational culture the more the employees tend to force conformity. Based on the combination of the two sub studies, following questions will be answered: Which statements can be deducted from the two studies that can be relevant for the achievement of the reporting purposes or the operational information and communication in ForstBW? What kind of approaches can be deducted from both studies in order to alleviate the described problems and where are the limitations? Which contributions to the description and explanation of problems with operational information and communication are based on which of the two consulted theories?
Aus der Einleitung: Nicht nur das Werk von Carl Schmitt ist umfangreich. Auch die Literatur zu Schmitt ist zahlreich. In der Politikwissenschaft gibt es unterschiedliche Zugänge zu seinem Werk. Vielfach vorhanden sind biographische Arbeiten, weniger ideen- geschichtliche und theoretische. Je nach politischem Schwerpunkt der Forschung divergiert die Bewertung Schmitts zwischen einer ideologiekritischen und euphemistischen Perspektive. Die enzyklopädisch angelegte Buchveröffentlichung von Raphael Gross, '"Carl Schmitt und die Juden'" war in Hinsicht auf die groben antisemitischen Ausfälle im Werk von Carl Schmitt insofern eine wichtige Orientierungshilfe, als dessen während der NS-Zeit publizierte Aufsätze in der Regel entweder schwer zugänglich oder gar ganz aus dem offiziellen Bibliotheksbestand verschwunden sind. Mit dem Thema Antisemitismus bei Carl Schmitt scheint sich im Rahmen größerer wissenschaftlicher Arbeiten neben Raphael Gross niemand wirklich auseinandergesetzt zu haben. Über die einschlägigen Primärquellen hinaus, stellt Heinrich Meiers Darstellung der historischen Kontroverse um den Begriff des Politischen zwischen Carl Schmitt und Leo Strauss gegen Ende der Weimarer Republik einen wichtigen Bezugspunkt im kritischen Diskursgeschehen dar. Auch erwies sich bei der Erabeitung des Themas der mit der politisch-theologischen Mythologie und Anthropologie Carl Schmitts sich auseinandersetzende Band von Ruth Groh, 'Arbeit an der Heillosigkeit der Welt' als hilfreich. Um nun aber der Tragweite der Problematik des Antisemitismus im Politikbegriff von Carl Schmitt auf einer begrifflichen Ebene beizukommen, soll der theoretischen Auseinandersetzung mit dem entscheidenden deutschen Ausnahmesystematiker des zwanzigsten Jahrhunderts - dem staatsrechtlichen 'Dezisor' der Weimarer Republik - im Rahmen der vorliegenden Arbeit erstens eine allgemeine historische Herleitung von Antisemitismus vorangestellt werden. Im Zentrum des vorliegenden Textes, dessen normative Intention auf einer sprachsynthetischen Ebene zugleich gegen Antisemitismus als Latenzphänomen gerichtet ist, steht zweitens die historische Rolle und politische Bedeutung des staatsrechtlichen Denkers Carl Schmitt als eines weltanschaulichen Verschärfers. Der ontogenetisch-phylogenetische Strukturzusammenhang, welcher den Schmittschen Antisemitismus weniger generierte als dass sich dieser in dessen substantiviertem Politikbegriff, in eben dem Substanzbegriff des 'Politischen' reproduzierte, verweist zugleich auf die politische Passivität des Individuums in der bürgerlichen Gesellschaft, d.h. auf dessen sozietäre Situiertheit. Das soziohistorische Verhältnis der politischen Akteure zu-/ bzw. gegeneinander war gerade in Deutschland während der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts nicht substantiell durch das Individuum in Vermittlung über den Staat, sondern durch den Staat als säkularisiertes Totum bestimmt worden. Insofern das Individuum in Abstraktion aus der Substantialität der bürgerlichen Gesellschaft sich historisch weniger politisch als ökonomisch konkret konstituiert hatte, und die politischen Akteure in erster Linie gemeinschaftlich (innerhalb eines staatlich definierten Rahmens) und nicht gesellschaftlich (mit Hinblick auf eine kosmopolitische Nation) agierten, waren die historischen Gründe des modernen Antisemitismus in einem bestimmten politökonomischen Verhältnis von ('politisch') substantialisiertem Staat und bourgeoisem Subjekt zu suchen. Jüngere Entwicklungen im Kontext politikwissenschaftlicher Analysen gehen dahin, dass sie empirisch auf generative Verschiebungen im kultursoziologischen Konfliktfeld eines globalen Rahmens reagieren, dessen historische Ursachen - begründet durch die Singularität der Shoah - in der politischen Besonderheit des 'Nahostkonflikts' liegen. Die Konzeption des vorliegenden Entwurfs rekurriert auf einen Ansatz kritischer Gesellschaftstheorie, dem zufolge das allgemeinpolitische Problem des globalen Antisemitismus vermittelt über die Komplexität der diesem historisch zugrundeliegenden Strukturzusammenhänge zu fassen ist (vgl. Kap II. Antisemitismus). Im Zentrum des theoretischen ersten Teils dieser Arbeit steht weniger eine spezifische Analyse von Antisemitismus als dessen historisch genealogische Betrachtung. Der historische Formwandel in dem Verhältnis von vormodernem 'Antijudaismus' zu modernem Antisemitismus bildet den paradigmatischen Kern historisch-kritischer Begriffsbildung. Die vor- und frühgeschichtlichen Ursachen von Judenhass bzw. 'Antijudaismus', resultierend aus dem Opferritual und dessen Negation durch den jüdischen Monotheismus, bilden (in Hinsicht auf Tiefe und Umfang) den inhaltlichen Schwerpunkt der Darstellung, deren Intention - vom Versuch einer phylogenetischen Redefinition in Anknüpfung an Freud: Totem und Tabu) geleitet - weniger die konkret zu vermittelnde Konstitutionsform denn das allgemeine Strukturverhältnis von (abstrakt erscheinendem) Schuldkomplex und (konkretem) Fetischphänomen in das soziohistorische Zentrum der Deskription stellt. Die schuldstrategische Umwandlung dieses historischen Gesamtkomplexes zu modernen Formen gemeinschaftlich fetischisierter Unmittelbarkeit bildet aus dieser subjektbezogenen Perspektive das entscheidende Moment des in der Shoah kulminierenden modernen Antisemitismus. Mit historischem Blick auf die konstitutive Konstellation des Strukturverhältnisses von Vormoderne und Moderne, Gemeinschaft und Gesellschaft enthüllt sich die gesellschaftsfeindliche Dimension von Antisemitismus insbesondere unter Berücksichtigung des Paradigmas einer materialistischen Erkenntnistheorie.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: I.Vorbemerkungen4 II.Antisemitismus12 1.Judenfeindschaft - Antisemitismus: Begriffsbildung als soziohistorisches Paradigma12 1.1Politische Stigmatisierung und historische Formation: Antisemitismus oder die ewige Wiederkehr des Immergleichen?28 III.Der Schmittsche Politikbegriff: Leben, Werk und Antisemitismus33 1.Entscheidende lebensgeschichtliche Prägungen im wilhelminischen Deutschland33 2.Weimarer Republik: Systematisierung des Ausnahmezustands und politische Verschärfung37 3.Die Alternität des Antisemitismus und das substantialisierte 'Politische': Carl Schmitt, der 'Kronjurist 'des 'Dritten Reichs'47 4.Das programmatische Agens während der BRD: Von der öffentlichen Amnesie zur heimlichen Rekonvaleszenz?66 IV.Resumee80 V.Literaturverzeichnis89Textprobe:Textprobe: Kapitel 3, Der Schmittsche Politikbegriff: Leben, Werk und Antisemitismus: Entscheidende lebensgeschichtliche Prägungen im wilhelminischen Deutschland: Am 11.7. 1888 wurde Carl Schmitt im sauerländischen Plettenberg geboren, wo er in einer kleinbürgerlichen, katholischen Kaufmanns-Familie aufwuchs. Sein Katholizismus galt ihm als stammesmäßige Bestimmung mit lokalem Bezug; 1958 notierte der 70jährige, seine frühen zeitgeschichtlichen Prägungen periodisierend: 1. Kindheit: 1888-1900: Ins Sauerländische entorteter eifel-moselanischer Katholizismus. 2. Knabenalter: 1900-1907: Enttotalisierter Konviktsklerikalismus mit humanistischer Bildung. 3. Jüngling 1907-1918: Enthegelisiertes Großpreußentum wilhelminischer Prägung und Neukantianismus. 4. Mann 1919-1932: Entpreußtes Deutschtum mit Liberal-Demokratie Weimarer Art und stark nationalen Reaktionen (Anti-Versailles). Carl Schmitt verbrachte seine Kindheit in jener Blütezeit des wilhelminischen Im- perialismus, da die weltanschauliche Liaison von säkularisiertem christlichen Glauben und Preußentum weitgehend das politische Klima des 1871 unter Bismarck gegründeten deutschen Reiches dominierte. Da die weltliche Umgebung des katholischen Milieus, in dem Schmitt aufwuchs, deutlich durch den Protestantismus und dessen Bildungskanon gezeichnet war, machte sich ein indirekter protestantischer Einfluss schon früh auch bei Schmitt bemerkbar. Einerseits erzwang die Beschäftigung mit protestantischer Religionskritik während der Gymnasialzeit seinen Austritt aus dem katholischen Konvikt in Attendorn, andererseits entwickelte sich als Symptom der Bildungskatastrophe, in die der deutsche Katholizismus infolge der Enteignung kirchlicher Vermögen im Kontext der staatsrechtlich-politischen Säkularisation des neunzehnten Jahrhunderts geraten war, eine 'sog. katholische Inferiorität', deren Ressentiment Schmitt spätestens seit Beginn der Weimarer Republik teilte. Da das Ende des Kaiserreichs sowohl den Protestantismus als auch den Katholizismus in eine schwierige Lage gebracht hatte, während die Assimilation der jüdischen Minderheit an die protestantische Umgebung zu einem nicht unbedeutenden Teil wirtschaftlich und akademisch erfolgreich vollzogen war, gab es über die beiden christlichen Lager hinaus zunächst partikulare Bestrebungen, die in der Richtung ihrer Abgrenzung latenten homologen Bestand hatten. 'Aus der katholischen Perspektive rückte das Judentum in große Nähe zu den Institutionen und Denkweisen der Moderne. Der von Schmitt beharrlich bekämpfte Walter Rathenau hatte in diesem Zusammenhang einen ganz besonders hohen Symbolwert. Die tatsächlich auf einer bestimmten Ebene vorhandene Affinität zwischen Judentum und Moderne wurde im populären Diskurs grob verzerrt, und so erschien die jüdische Position in schärfstem Kontrast zur katholischen Skepsis gegenüber der Moderne. Trotzdem kam es nicht direkt zu einer Übernahme offen rassistischer, antisemitischer Positionen. Dies erklärt sich dadurch, daß der Rassismus aus katholischer Sicht selber Teil der zu bekämpfenden Moderne war. Dem rassistischen Antisemitismus begegnete man von katholischer Seite mit Vorbehalten, dadurch erhielt der katholische Antisemitismus seine eigene Prägung. Er mobilisierte traditionelle Elemente der Judenfeindschaft. Allerdings scheute man sich letztlich nicht, rassistische Stereotypen gegen die jüdische Moderne zu funktionalisieren. Besonders inkriminierte Phänomene wurden in der Folge als 'jüdisch' gekennzeichnet; die als bedrohlich empfundene Moderne mit ihrer zunehmenden Differenzierung . der Welt sollte durch komplexitätsreduzierende Schuldzuweisung an die traditionell abgelehnten Juden gebannt werden.' Schmitts rechtswissenschaftliches Studium in München, Berlin und Straßburg bewegte sich in einem Verhältnis der gleichzeitigen Nähe und Distanz zu dem im Kontext der europäischen Avantgarde seit der Jahrhundertwende allmählich sich herausbildenden Expressionismus. Carl Schmitt rezipierte den Expressionismus in rückwärtsgewandter Projektion auf die romantische Zeit eines erhaben konnotierten 'status naturalis'. Die Ablehnung der Moderne verkehrte sich - nach 1917 - gegen die `bürgerliche Subjektivität` schlechthin zum politischen Vorwurf, was an der komplementären Semantik der 1916 erschienen Schrift 'Theodor Däublers Nordlicht 'und der ersten Grundlegung für die Substantivierung des 'Politischen' durch 'Die politische Romantik' im Jahr 1919 nachvollziehbar ist. 'Schmitt war . Staatsdiener, als am 7. April 1919 in München die Räterepublik ausgerufen wurde. Vieles von dem, was er seitdem über das Verhalten von Staaten in Ausnahmezuständen schrieb, war von diesem Ereignis und von dem, was ihm vorausging, beeinflußt. Es hat ihn ein für allemal davon überzeugt, daß Staatstheorie nicht vom Normalfall, sondern vom Ausnahmefall her gedacht werden muß . In einer verwirrten Zeit . kreisten seine Gedanken um das zentrale Problem, auf welche Weise der Ausnahmezustand benutzt werden könne, um zum Normalzustand zu kommen.' Im nominalistischen Kontext der ontologischen Freund-/ Feindbestimmung mußte das substantialisierte 'Politische' insofern mit explizitem Antisemitismus einhergehen, als die gemeinschaftiche Disziplinierung und Ausschliessung von Formen gesellschaftlicher Autonomie zugleich als negative Projektion auf ein äußerlich gewendetes Selbstverhältnis zurückging. 'Der Feind ist unsre eigne Frage als Gestalt' (Theodor Däubler). 'Auctoritas, non veritas facit legem'(Thomas Hobbes). Weimarer Republik: Systematisierung des Ausnahmezustands und politische Verschärfung: Am Ende des ersten Weltkriegs resultierte der Ausnahmezustand für Schmitt und den zu einem heroischen Nihilismus sich stilisierenden Konservatismus seiner Zeit nicht aus den objektiven Materialschlachten, den geradezu unvorstellbaren menschlichen und sozialen Verlusten des Krieges, sondern aus der als subjektiver Schmach empfundenen Niederlage der Nation. In der Bewertung der Ereignisse des Krieges und der Kriegsschuldfrage gestattete man keinen Kompromiss. Seitens der politischen Reaktion in Deutschland wurde nicht nur der Versailler Vertrag (1919), sondern auch und gerade der Status der daran sich anschließenden Republik alsCrimen Laesae Maiestatis- als Fall von hoheitlicher Kompromittierung empfunden. Protektorate und Mandate gelten . offiziell als Formen der Herrschaft über halb- oder nichtzivilisierte Völker . Aber die Erde ist klein und . die alte überlieferte Vorstellung, die . die völkerrechtliche Praxis noch im 19. Jahrhundert beherrscht hat, nämlich die Einteilung der Menschheit in christliche und nichtchristliche Völker, die Gleichstellung von Christentum und Zivilisation und damit die Grundlage des Respekts vor den europäischen Völkern, alles das ist entfallen. Ein Abgrund trennt uns von der Zeit, da man in völkerrechtlichen Lehrbüchern noch vom Recht der christlichen Nationen sprach. Der größte Schritt auf diesem Weg zur Entthronung Europas war der Vertrag von Versailles.
Diese Arbeit geht davon aus, dass gleichberechtigte Planung und Gender Planning nur Sinn machen, wenn für alle mobilitätseingeschränkten und mobilitätsbehinderten Personengruppen ausreichende Daten vorliegen und allen Gruppen gleicher Zugang zur Beteiligung am Planungsprozess ermöglicht wird. Somit können Diskussionen um Gender Planning nur dann erfolgreich sein, wenn sie diese Aspekte berücksichtigen, die eine Basis für alle weiteren analytischen und empirischen Arbeiten darstellen, auf die aufgebaut werden kann. Es geht um die Beantwortung der Fragen, welche Möglichkeiten zur Verbesserung des ÖPNV-Angebots für mobilitätseingeschränkte Personengruppen bestehen und welche Rolle Gender Planning dabei einnehmen kann. Zuerst wird die Problemlage skizziert und dargestellt, welche Anforderungen diese Personengruppen an den ÖPNV stellen (Kap. 2.1) und welche Defizite (Kap. 2.2) in der Literatur dargestellt werden. Danach wird auf die Möglichkeiten eingegangen, die Gender Planning zur Lösung der genannten Defizite beitragen könnte (Kap. 2.3). Es wird die These formuliert (Kap. 2.4), nach der für eine besondere Ausprägung der lokalen Anforderungen mobilitätseingeschränkter Personengruppen an das ÖPNV-Angebot vor allem das Alter, das Geschlecht, der Lebensstil ausschlaggebend zu sein scheinen. Abschließend werden Handlungsempfehlungen unterbreitet, wie die Anforderungen dieser Personengruppen an den ÖPNV künftig kontinuierlicher Bestandteil der Planung sein könnten. Eine Grundlage hierfür ist die Annahme, dass es Gruppen gibt, die durch die derzeitigen lokalen und regionalen Erhebungsmethoden und Erhebungsstandards nicht repräsentativ erfasst und im Planungsprozess nicht gemäß den gleichstellungsrechtlichen Vorgaben und den Vorgaben der Landesnahverkehrsgesetze in ihren Bedürfnissen berücksichtigt werden. Insbesondere in Hinblick auf demografisch bedingte Veränderungen der wichtigsten Nutzergruppen des ÖPNV sollte eine differenzierte Datenerhebung selbstverständlich sein, die zumindest die Kriterien Alter, Geschlecht und soziodemografische Situation berücksichtigt. Ein besonderer Einfluss auf die Berücksichtigung der Anforderungen dieser Personengruppen an den ÖPNV wird u.a. den rechtlichen Rahmenbedingungen und den Erhebungsstandards seitens des VDV nachgewiesen. Die Arbeit beschäftigt sich intensiv mit den rechtlichen Voraussetzungen für die gleichberechtigte Berücksichtigung und Einbeziehung dieser Personengruppen im Rahmen von Erhebungen und bei der Fortschreibung von Nahverkehrsplänen und anderen ÖPNV-Planungen (Kap. 3.1.2). Dabei soll geklärt werden, welche Möglichkeiten die bestehende Rechtsprechung zur Berücksichtigung von Gender-Aspekten im ÖPNV beinhaltet. Ein weiteres Element ist die Analyse der bestehenden Erhebungsverfahren hinsichtlich einer Berücksichtigung der Gender-Gruppen (Kap. 3.1.3). Bisher nehmen nur die bundesweiten Erhebungen zur Mobilität Differenzierungen vor. Am Beispiel der Region Stuttgart (Kap. 4) wird geschildert (Kap. 5), in welcher Form diese Personengruppen durch die Datenerhebung und Nahverkehrsplanung berücksichtigt werden, welche Hemmnisse bestehen, welche besonderen Anforderungen sie stellen und wie sie sich eine gleichberechtigte Planung vorstellen. Es werden Strategien entworfen, die den Gruppen die Einforderung einer differenzierteren Datenerhebung im ÖPNV ermöglichen sollen. Im Ergebnis (Kap. 6) wird eine Ergänzung der bisherigen Standarderhebungen als Minimallösung vorgeschlagen, die ergänzt werden sollte durch die durchgängige Einbeziehung dieser Personengruppen bei der Nahverkehrsplanung. Als Handlungsempfehlung für die Verkehrswissenschaft ergibt sich die Forderung nach einer Neuauflage des Standardwerkes »Verkehrserhebungen« des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) unter Berücksichtigung des Gender-Aspekts. Die Bundesverkehrspolitik ist gefordert, dafür zu sorgen, dass der Gender-Aspekt explizit und verpflichtend Eingang in die verkehrsrelevanten Gesetzestexte findet. Die Einrichtung von Gender-Fachbeiräten im Verkehrswesen wird empfohlen (Kap. 7). Am Ende wird sich zeigen, dass mobilitätseingeschränkte und mobilitätsbehinderte Personengruppen durchaus ein Interesse an der Einbeziehung in die ÖPNV-Planungen haben, aber sie müssen auch dazu zugelassen und dabei unterstützt werden. Ob ihre Kompetenzen Eingang in die Planung finden, hängt von den sehr unterschiedlichen Voraussetzungen der einzelnen Gruppen, aber noch viel mehr von verbindlichen politischen Vereinbarungen und anderen Einflüssen ab. Allein verbaler »good will« zur Berücksichtigung der Belange mobilitätseingeschränkter und -behinderter Menschen und zum Gender Planning reicht nicht, es müssen auch Entscheidungen und Umsetzungen folgen (Kap. 7). Vor diesem Hintergrund könnte die Europäische Union zu einer kurzfristigen Implementierung beitragen, wenn sie diesbezügliche Forschungsprojekte und Umsetzungen in ihre Förderprogramme aufnehmen würde. ; This thesis assumes that planning - taking into account the different requirements of different groups of people, e.g. the handicapped, senior citizens, women with prams - is only useful if there is sufficient data for all persons whose mobility is impaired and all groups are able to participate equally in the planning process. Discussions about gender planning can therefore only be successful if they take those aspects into consideration that constitute a basis for all further analytical and empirical studies. The present study is concerned specifically with providing answers to the questions of what possibilities exist to improve public transport facilities for persons whose mobility is impaired, and of the role gender planning can play in this context. First, the problems are outlined and the requirements of groups with restricted mobility with regard to public transport (Chap. 2.1) are described, and an analysis is provided of the deficits (Chap. 2.2) as portrayed in the specialist literature. Then the possibilities are examined regarding the contribution that gender planning could make to eliminate the stated deficits (Chap. 2.3). The next step is to formulate the thesis (Chap. 2.4) according to which, for a special characterisation of local requirements regarding public transport facilities on the part of groups with impaired mobility, e.g. age, gender, lifestyle or role behaviour seem to be decisive. A basic premise is that there are groups of people who are not included in the current local and regional data collection methods and standards, and consequently their requirements are not taken into consideration in accordance with the equality laws and the state public transport laws. In particular with regard to the demographic change, a differentiated data collection should be a matter of fact, at least taking into consideration the criteria of age, gender and socio-demographic situation. Proof is provided of the special influence on the consideration of the requirements of groups with impaired mobility with regard to public transport e.g. in the context of the legal framework and the data collection standards on the part of the VDV (Assoc. of German Public Transport Companies). The study intensively analyses the legal prerequisites for the fair consideration and inclusion of groups with impaired mobility in future local public transport plans and other public transport planning (Chap. 3.1.2). The study intends to clarify what possibilities the existing legislation offers for the consideration of gender aspects in public transport. A further element is to analyse the existing data collection procedures with regard to the consideration of gender groups (Sec. 3.1.3). The federal data collection methods distinguish according to age, gender, lifestyle and reasons for mobility impairment, the local planners do not use this methods. Using the example of the Stuttgart region (Chap. 4, 5), an analysis is made of the manner in which groups with impaired mobility are taken into consideration in the data collection and local transport planning, of their special requirements, and of how they themselves envisage fair participation. Strategies are devised and discussed which are aimed at providing the affected groups with possibilities for communication and for demanding differentiated public transport data collection methods. The conclusion (Chap. 6) suggests as a minimum the supplementation of the previous data collection standards by comprehensive participation of groups with impaired mobility in local transport planning. As a recommendation for action for transport science, a new edition of the standard framework "Verkehrserhebungen" (public transport survey) of the VDV (Association of German Public Transport Companies) is required to consider gender issues. Federal transport policy is asked to ensure that gender aspects become an explicit and obligatory part of laws relevant to public transport. An advisory council for gender issues in public transport is demanded. As a conclusion it will be shown that groups with impaired mobility are still interested in participating in local public transport planning but they need to be supported and empowered to participate. Whether these competences can become part of planning depends on the very different situations of the various groups, and much more on binding political agreements and other effects. Verbal agreements concerning the consideration of the requirements of groups with impaired mobility are not enough – decisions and implementation must follow. Against the background of inadequate laws in Germany concerning gender planning in public transport, the European Union could contribute to stronger implementation by integrating in its promotion programme the issue of gender planning projects in public transport.
Inhaltsangabe:Einleitung: Die österreichische Gesellschaft, insbesondere eine kleine Stadt wie Salzburg, ist schon lange nicht mehr monokulturell oder monoreligiös. Mit der steigenden Migration siedelten sich zunehmend Familien islamischer Herkunft an. Durch sie kommen fremde Lebensgewohnheiten zum Vorschein. Dies zeigt sich auch zunehmend an den österreichischen Hauptschulen, die von Schülern zahlreicher Nationalitäten mit muslimischem Religionsbekenntnis besucht werden. Viele österreichische Schüler mit christlichem Religionsbekenntnis besuchen mittlerweile die Schule ohne oder mit geringer religiöser Vorbildung. Ein aber noch immer beachtlicher Anteil von muslimischen Mitschülern ist um einiges stärker in seinem Glauben verwurzelt als seine christlichen Mitschüler. Während es, insbesondere unter christlichen Kindern und Jugendlichen, 'out' ist, religiös zu sein, den Gottesdienst zu besuchen, zu beten, die Bibel oder religiöse Bücher zu lesen, ist für viele islamische Schüler der bekennende Glaube ein wichtiger Bestandteil in der Familie, wie auch in der Erziehung. Weiters ist der Anteil derer, die an höhere Mächte glauben, an das Überirdische, bei muslimischen Jugendlichen doppelt so hoch wie bei christlichen Jugendlichen. Das andersartige Verhalten von muslimischen Schülern gegenüber Schülern österreichischer Abstammung mit christlichem Religionsbekenntnis kann zu Problemen führen. Hier kann man mit interkulturellem und interreligiösem Lernen ansetzen. Außerdem ist es von großer Bedeutung die etwaigen Sprachprobleme der muslimischen Schüler schnellst möglich zu verringern und mit ihren Eltern in Kontakt zu treten, damit ein gemeinsamer Weg gefunden werden kann, die Kinder best möglich in die Klasse zu integrieren. Weiters kann der Kontakt mit den Eltern hilfreich sein um z.B. ihre soziale Situation, Immigrationshintergründe und Verhaltens- und Denkweisen besser verstehen zu können. So ist es für die Lehrer notwendig, sich über die Haltungen und Werte, nach denen Muslime leben, genauso zu informieren wie über ihre Geschichte, deren aktuelle soziale Situation und den islamischen Glauben, der ihrer Denkweise, ihren Sitten und Bräuchen sowie ihren Urteilsnormen zugrunde liegt. Zusätzlich ist es förderlich die Hintergründe zu kennen, warum interreligiöses und interkulturelles Lernen in der heutigen Gesellschaft und Schule von so großer Bedeutung ist und welche Probleme im Umgang mit muslimischen Schülern auftreten können. Ein weiterer Schritt, um den Kindern die Integration zu erleichtern ist, dass die österreichischen Schüler, die ihnen fremde Kultur, Religion und die damit verbundenen Denk und Verhaltensweisen kennen lernen und achtsam wahrnehmen. Der Religionenworkshop (besteht aus einzelnen Lehreinheiten) setzt sich das Ziel, die Schüler für Gedanken über die eigene und die andere Religion zu sensibilisieren. Es können zwar nur Anstöße gegeben werden, aber diese Stunden sollen gezielt als Anregung dienen, sich mit den Religionen weiter auseinander zu setzen. Längerfristig gesehen sollen die Kinder mit dem Wissen über die eigene Religion zur Toleranz gegenüber anderen Religionen gelangen. Ein weiterer wichtiger und interessanter Punkt ist, sich einen Überblick über die aktuelle Situation an den österreichischen Hauptschulen zu verschaffen. Welches Bild haben einige Lehrer generell von Muslimen, wie verhalten sie sich gegenüber muslimischen Kindern im Unterricht und sind sie mit dem österreichischen Schulsystem in Bezug auf die Integration muslimischer Kinder zufrieden? Um eine gute Integration für muslimische Kinder zu erlangen bedarf es nicht der Arbeit eines einzigen Lehrers sondern der Arbeit des gesamten Lehrerteams, welches diese Kinder betreut.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung1 2.Überblick über den Islam3 2.1Der Prophet Mohammed4 2.2Der Islam – Die Religion5 2.2.1Der Koran5 2.2.2Die Scharia6 2.2.3Die wichtigsten Abspaltungen des Islam7 2.2.3.1Sunniten und Schiiten7 2.2.3.2Aleviten8 2.2.3.3Sufismus8 2.2.4Die Glaubensgrundsätze und die Fünf Säulen des Islam8 2.2.4.1Glaubensgrundsätze8 2.2.4.2Fünf Säulen des Islam9 2.3Der islamische Fundamentalismus10 2.3.1Ziele der Fundamentalisten10 2.3.2Kampf der Kulturen11 2.3.3Hochkonjunktur des Islamismus11 2.3.4Radikal-fundamentalistische Terrororganisationen14 2.3.4.1Muslimbruderschaft14 2.3.4.2Weitere islamische Terrororganisationen16 2.4Die Bedeutung des Islam im gesellschaftlichen Leben16 2.4.1Familie im Islam16 2.4.2Kindererziehung im Islam18 2.4.2.1Religiöse Erziehung18 2.4.2.2Praktizierende Religion19 2.4.2.3Vorbereitung auf das Leben als Mann oder Frau19 2.4.3Die Stellung der Frau in der islamischen Gesellschaft21 2.4.3.1Die Verstoßung22 2.4.3.2Die Polygamie23 2.4.4Feste und Feiertage im islamischen Jahr24 2.4.4.1Das Fastenmonat Rammadan24 2.4.4.2Das Fest des Fastenbrechens25 2.4.4.3Das Opferfest25 2.4.4.4Der Geburtstag von Mohammed26 2.4.4.5Das türkische Kinderfest27 2.4.4.6Altiranisches Neujahrsfest27 2.4.5Speisevorschriften des Islam27 2.4.6Das Alkoholverbot im Islam29 3.Muslime in Europa31 3.1Die Geschichte der europäischen Muslime31 3.2Soziale Situation der immigrierten Muslime in Europa33 3.2.1Die unterschiedlichen Generationen34 3.2.2Türkische Jugendliche36 3.3Schwierigkeiten im christlich-muslimischen Dialog38 3.3.1Sprachliche und soziale Barrieren40 3.3.2Kulturelle Unterschiede und psychologische Barrieren40 3.3.3Islamisches Menschenrechtsverständnis42 4.Muslimische Kinder an österreichischen Schulen45 4.1Pädagogische Grundhaltung der Lehrer45 4.2Elternarbeit46 4.3Sprachprobleme der muslimischen Schüler47 4.4Konflikte im Schulalltag49 4.4.1Klassenkreuz49 4.4.2Schulgottesdienst49 4.4.3Sport- und Schwimmunterricht50 4.4.4Klassenfahrten50 4.4.5Sexualerziehung51 4.4.6Mahlzeiten52 4.4.7Kunsterziehung53 4.4.8Kleidung53 4.4.9Rollenverständnis53 4.5Islamischer Religionsunterricht54 5.Interkulturelles und interreligiöses Lernen56 5.1Interkulturelles Lernen56 5.2Interreligiöses Lernen58 5.3Ebenen des interreligiösen Lernens59 5.4Grenzen interkulturellen und interreligiösen Lernens61 5.5Chancen interkulturellen und interreligiösen Lernens64 6.Planung eines Religionenworkshops66 6.1Übersicht über den Ablauf66 6.2Erarbeitung verschiedener Themen der beiden Religionen66 6.3Ausarbeitung eines interreligiösen Dialogs68 6.4Tag der Exkursion70 6.4.1Erstellung der Leitfragen70 6.4.2Informationen über eine Moschee72 6.4.3Informationen über einen Dom oder eine Kirche73 6.4.4Besuch einer Moschee (Gebetshaus)75 6.4.5Besuch eines Doms oder einer Kirche76 6.5Nachbereitung und interreligiöser Dialog Islam Christentum77 6.6Interreligiöser und interkultureller Kochtag78 6.7Einübung eines interkulturellen Liedes82 6.8Vorbereitungen für den Präsentationstag82 6.9Präsentationstag84 6.10Abschließende Betrachtung85 7.Befragung von österreichischen Hauptschullehrern88 7.1Einleitung88 7.2Inhalt der Studie89 7.2.1Persönliche Fragen89 7.2.2Fragen über die Schule91 7.2.3Fragen über den Unterricht93 7.2.4Fragen über muslimische Schüler96 7.2.5Fragen über das österreichische Schulsystem97 7.3Tabellen und Diagramme100 8.Schlusswort108 QuellenverzeichnisB AnhangF Bildmaterial für die Präsentation des DialogsF ArbeitsblätterI RezeptblätterM Einladung und Einverständniserklärung für die ElternR AbschlussliedS FragebogenTTextprobe:Textprobe: Kapitel 4.1, Pädagogische Grundhaltung der Lehrer: 'Ein alter, schon leicht angestaubter pädagogischer Grundsatz fordert, den Schüler dort abzuholen, wo er steht.' Der Lehrer soll also bei der zu erstellenden Situationsanalyse überprüfen, welche Kultur und in wie weit ihn die islamische Religion prägte und formte. Es ist wichtig für ein richtiges Verhalten gegenüber muslimischen Schülern, dass der Lehrer ein gewisses Grundwissen über die islamische Religion, die Sozialisationsformen und die sozioökonomischen Bedingungen der Familien vorweisen kann, damit unter Berücksichtigung dieser Fakten der Unterricht besser geplant werden kann. Wie schon angesprochen, gehört es zur Aufrechterhaltung der Identität der muslimischen Kinder auch dazu, den Islam als gleichberechtigte Religion anzuerkennen. Dies sollte auch vom Lehrer, nicht nur bei nicht passenden Bemerkungen von einheimischen Schülern, gezeigt werden. Integration sollte nicht so ablaufen, dass den muslimischen Schülern, ab dem ersten Tag in ihrer neuen Schule, nur mehr die kulturellen Werte des Christentum vermittelt werden. Dem Pädagogen muss auch bewusst sein, dass ab dem Moment, wo er muslimische Schüler unterrichtet, ein neues Toleranzverständnis erforderlich ist. Es ist z.B. eine heikle Aufgabe unter der Anwesenheit von muslimischen Schülern über den Islam zu informieren. Die Empfindungen der muslimischen Schüler dürfen auf keinen Fall verletzen werden. Kapitel 4.2, Elternarbeit: Es gibt drei Bereiche in denen der Kontakt zwischen Lehrern und muslimischen Eltern gefördert werden kann. Schulumfeldbezogene Maßnahmen: Damit die ausländischen Eltern ein Interesse für die Schule entwickeln, sollte ihnen gezeigt werden, dass ihre Meinung zu bestimmten Dingen etwas Wert ist, und sie bei wichtigen Entscheidungen mitbestimmen können. Schulhausbezogene Maßnahmen: Für die Kinder ist es von Bedeutung, dass es eine Verbindung zwischen Schule und Familie gibt. Daher ist der Austausch von schulhausbezogenen Informationen zwischen der Schule und den Eltern wichtig. Eltern haben auch oft aus den unterschiedlichsten Gründen Angst, überhaupt die Schule zu betreten. Es gibt eine Möglichkeit, den Eltern die Ängste etwas zu nehmen, indem man die Schule ihnen gegenüber öffnet, z. B. durch Einladungen zu einer Schulveranstaltung oder durch das Angebot eines 'Deutschkurses für fremdsprachige Eltern.' Ein weiterer Schritt um den Eltern zu signalisieren, dass die Türen der Schule für sie immer geöffnet sind, kann in der Einrichtung der Klassenzimmer und generell in der Gestaltung der Schule berücksichtigt werden. Eine angenehme Atmosphäre schafft die Grundvoraussetzungen für ein vernünftiges Gespräch zwischen dem Lehrer und den Eltern. Schulklassenbezogene Maßnahmen: Das Elterngespräch ist für eine gute Beziehung zwischen Lehrer Eltern sehr wichtig. Durch regelmäßige Gespräche können 'ungünstige Bedingungen beim Übergang von der Familie zur Schule kompensiert werden.' Damit dies auch unter der Zufriedenheit beider Seiten möglich ist, bedarf es einer interkulturellen und interreligiösen Vorbildung des Lehrers. Weiters können Hausbesuche dazu dienen, um eine Vertrauensbasis aufzubauen. So besteht auch die Möglichkeit, mit den Müttern in Kontakt zu treten, da bei Elternabenden oder Elternsprechtagen oftmals nur die Väter erscheinen. Der Kontakt zu den Eltern sollte auf jeden Fall nicht erst, aufgrund von schulischen Schwierigkeiten des Kindes aufgebaut werden, sondern so früh wie möglich. Eine frühe Kontaktaufnahme dient zum Abbau von Hemmungen und Ängsten. Ein wichtiger Punkt in der Elternarbeit oder dem Elterngespräch ist, dass dadurch Stereotypien und Vorurteile gegenüber der fremden Kultur und Religion abgelegt werden können. Weiters ist es für den Lehrer wichtig, zu wissen, wie die Zukunftspläne der Eltern aussehen, ob sie beabsichtigen, so schnell wie möglich wieder in die alte Heimat zurückzukehren, oder ob es darum geht, sich in unserem Land eine neue Zukunft aufzubauen. Somit ist die Ausgangslage des Lehrers gegenüber dem Kind und den Eltern eine völlig andere. Kapitel 4.3, Sprachprobleme der muslimischen Schüler: Die frisch immigrierten Kinder versucht man sofort, egal ob Deutschkenntnisse vorhanden sind oder nicht, in die Schule zu integrieren. Dadurch kann ein behutsames und systematisches Heranführen an die fremde Sprache nicht verwirklicht werden. Die Lehrer beherrschen die von den Schülern gesprochene Sprache mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht, was natürlich nicht von Vorteil ist. Das Sprachverständnis wächst bei den Kindern relativ schnell, im Gegensatz zum Sprachgebrauch. 'Neben den typischen Aussprachefehlern sprechen sie meist in völlig falschen und verknappten Sprachstrukturen. Sie sprechen nach einiger Zeit fließend, aber falsch.' In der so genannten 'Sprachbadtheorie' glaubte man, dass der ständige Gebrauch der deutschen Sprache die Fehler korrigieren würde, dies ist aber nicht eingetreten. Die Kinder, die schon von Geburt an in unserem Land wohnen, haben im Sprachgebrauch allgemein weniger Schwierigkeiten, ihre zweite Sprache in den richtigen Strukturen anzuwenden, doch beim Lesen von Texten erkennt man auch bei ihnen erhebliche Probleme. 'Die deutsche Sprache, die Sprache des Unterrichts, ist vielen Jungen und Mädchen' fremd geblieben, obwohl sie hier geboren und aufgewachsen sind. Rund die Hälfte der 15-Jährigen aus Einwandererfamilien versteht nur simpelste Texte – einige von ihnen nicht einmal das. Jugendliche mit ausländischem Hintergrund schnitten bei der Pisa-Studie sehr schlecht ab. In Deutschland schaffen nur 10 % das Abitur und jedes fünfte Kind verlässt die Schule ohne Abschluss. Die Probleme im Sprachgebrauch bei den gerade erst immigrierten Schülern liegen darin, dass sie die Grammatik der deutschen Sprache noch nicht beherrschen und auf die Strukturen der Muttersprache zurückgreifen. Die islamischen Sprachen sind der deutschen Sprache völlig fremd. Trotzdem wäre es von Vorteil, wenn jeder Lehrer, der ausländische Kinder unterrichtet, wissen würde, wo die wesentlichen strukturellen und syntaktischen Unterschiede der beiden Sprachen liegen und somit die Schwierigkeiten der Schüler besser verstehen kann. Oliver Johann Altenberger, Diplom-Pädagoge, Diplom-Studium an der Pädagogischen Akademie in Salzburg, Abschluss 2007 als Diplompädagoge. Derzeit tätig als Erzieher im Volksschulbereich. Zusatzausbildung für Interkulturelles Lernen.
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Jung, motiviert und mit Berufswunsch Grundschullehrer: Eigentlich sollte Berlin alles tun, um Paul Messall als Lehrer zu gewinnen. Stattdessen wartet er noch immer auf einen Referendariatsplatz. Was ist da los?
"Ich weiß, dass ich ein guter Grundschullehrer geworden wäre", sagt Paul Messall. Foto: privat.
EINES, SAGT PAUL MESSALL, habe sich in all den Jahren nicht geändert: "Ich will Grundschullehrer werden. Und immer gab es einen Grund, warum das nicht gehen sollte. Aber ich gebe nicht auf."
Ein junger Mann, ausgebildeter Lehrer, der unbedingt an einer Grundschule unterrichten will: Das klingt wie der Wunschkandidat jedes Bildungsministers – während bundesweiter Lehrkräftemangel herrscht, Recruitingkampagnen geschaltet, Gehälter angehoben werden und mit Berlin das letzte Bundesland wieder zur Verbeamtung von Lehrern zurückgekehrt ist.
Doch Messall, inzwischen 26, streitet bereits seit Mai 2022 vergeblich dafür, in Berlin einen Referendariatsplatz zu bekommen. Obwohl er sein Lehramtsstudium mit guten Noten abgeschlossen hat, kassiert er bislang nur Absagen. Weil er, so die Begründung der Bildungsverwaltung, auf Haupt- und Realschullehramt studiert hat. "Das verstehe ich nicht", sagt Messall. "Alle reden vom Lehrermangel und davon, dass in vielen Brennpunktschulen fast nur noch Quereinsteiger eingestellt werden, und bei mir ist man derart wählerisch und versagt mir meinen Traumberuf?"
Traumberuf: Grundschullehrer
Alles ging damit los, dass Messall 2018 keinen Studienplatz für Grundschule erhielt, weil seine Abinote nicht für den Numerus clausus reichte. Von über 3.000 Bewerbern seien in Berlin damals 350 genommen worden, erzählt Messall, der aus der Nähe von Schwerin stammt – während Experten wie der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm bereits vor einem gefährlichen Lehrkräftemangel an Grundschulen warnten.
Auch an Hochschulen in anderen Bundesländern scheiterte Messall, an der Universität Kassel ergatterte er schließlich den Studienplatz für Haupt- und Realschullehramt, Fächer: Deutsch und Geschichte. "Ich dachte, macht nichts, dann gehe ich eben einen Umweg", sagt Messall.
Das Praktikum in einem Schulhort vor Studienbeginn bestärkte ihn noch mal darin, dass die Arbeit mit Grundschulkindern das Richtige für ihn war, als Student gab er Grundschülern Nachhilfe. Das Haupt- und Realschullehramt sei inhaltlich näher am Grundschulstoff gewesen als das Gymnasialstudium. "Meine Literaturseminare zum Beispiel waren ausschließlich zu Kinder- und Jugendbüchern, während meine Gymnasial-Kommilitonen sich mit Goethe, Schiller und anderen Klassikern auseinandersetzten."
Der Lehrermangel war schon vor Jahren abzusehen
In seinem zweiten Studiensemester, im Herbst 2019, titelte der Tagesspiegel: "Schülerzahlen: Bis 2025 fehlen 11.000 Grundschullehrer mehr als angenommen". Der Bedarf an Lehrkräften werde um 42 Prozent unterschätzt, warnte die Bertelsmann-Stiftung auf Grundlage von Klemms neuester Berechnung.
Währenddessen begann für Messall ein zweiter Kampf. Als er 20 war, wurde bei ihm eine Sehbehinderung diagnostiziert, eine in Schüben fortschreitende Vorwölbung der Hornhaut. "Mit der Zeit konnte ich in den Vorlesungen die Hälfte nicht mehr lesen", erinnert er sich. Ihm wurde eine Behinderung von 30 Prozent anerkannt, inzwischen ist der Grad auf 50 Prozent gestiegen. Trotzdem kam er in Regelstudienzeit durchs Studium. Sein Wunsch, Grundschullehrer zu werden, wuchs mit der Behinderung noch, da kleinere Kinder mit Unterrichtsmaterialien arbeiten, deren größere Schrift er besser entziffern kann. Die Teamarbeit an den Grundschulen sei bei der Förderung der Kinder zudem ausgeprägter, sagt Messall.
Als er das Zeugnis seines Ersten Staatsexamens in der Hand hielt, verkündete Berlins damalige Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD), dass im Schuljahr 2022/23 rund 1.000 Lehrerstellen in der Hauptstadt unbesetzt bleiben würden – obwohl ihre Verwaltung neben allen Quereinsteigern auch 325 pensionierte Lehrkräfte eingestellt hatte.
Angesicht solcher Zahlen war Messall optimistisch, als er sich in Berlin erkundigte, ob es möglich sei, mit seinem Abschluss als Referendar an eine Grundschule zu gehen. Und war überrascht. "Der Senat verneinte und sagte, ich dürfe, weil ich nur zwei Fächer und keine Mathematik studiert habe, nur an eine Integrierte Sekundarschule. Oder aber an ein Gymnasium." An ein Gymnasium? Mit Haupt- und Realschullehramt? Aber nicht an eine Grundschule? "Das wollte mir nicht in den Kopf", sagt Messall, der schon eine Berliner Grundschule gefunden hatte, die ihn als Referendar nehmen wollte. Sein dritter Kampf begann.
Gymnasium ist erlaubt – Grundschule nicht
Ein Referendariat an einer Grundschule käme "auch unter Berücksichtigung einer anerkannten Schwerbehinderung" nicht in Betracht, beschied die Senatsverwaltung ihm auf seine nächste Bewerbung im April 2023. Die Sachbearbeiterin fügte hinzu: "Ich empfehle Ihnen, Ihre Ausbildung in Hessen zu beenden." Im Anschluss sei eine Tätigkeit im Berliner Schuldienst grundsätzlich möglich.
Das heißt: Er könnte dann ziemlich problemlos zwischen den Schularten wählen und zum Beispiel mit einem Gymnasial-Referendariat an eine Grundschule gehen. Doch noch einen Umweg wollte Messall nicht mehr nehmen, denn nun fühlte er sich auch aufgrund seiner Behinderung diskriminiert. Seine Entschlossenheit nahm noch einmal zu, als er erfuhr, dass die Senatsverwaltung Absolventen mit Gymnasiallehramt mitunter sogar drängt, für ihr Referendariat an eine Grundschule zu gehen. Noch ironischer: Auch ohne Referendariat könnte Messall als Vertretungslehrkraft an einer Grundschule arbeiten.
Er schrieb Briefe und Petitionen an Parteien, Gewerkschaften und die Kultusministerkonferenz, die Antidiskriminierungsberatung, zuletzt sogar ans Zentrum für Demokratie in Berlin-Schöneweide, zudem immer wieder an die Senatsverwaltung und, als die CDU-Politikerin Katharina Günther-Wünsch neue Bildungssenatorin wurde, an ihr Abgeordnetenbüro. Dieses versicherte, man sei "wirklich sehr gewillt, allen Anliegen tätig zu werden und zu helfen". Doch in Wirklichkeit, sagt Messall, habe nichts geholfen, bis heute.
Die CDU-Senatorin Katharina Günther-Wünsch prüft
Dabei war es keineswegs nicht nur ihm, sondern auch anderen Bewerbern so ergangen. Tatsächlich wollen viele Lehramtsabsolventen zwischen Studium und Referendariat die Schulart wechseln. Das Sekretariat der Kultusministerkonferenz (KMK) bestätigte ihm auf Anfrage, dass Berlins Vorgehen zwar den KMK-Vorgaben entspreche, Studium und Referendariat im gleichen Lehramtstyp abzuschließen – doch die Länder verfügten durchaus als Sondermaßnahmen über "alternative Wege, in Abhängigkeit vom Bedarf".
Nachfrage in der Senatsverwaltung von Katharina Günther-Wünsch. "Die Senatorin hat losgelöst von diesem Einzelfall bereits einen allgemeinen Prüfauftrag ausgelöst, inwieweit es rechtlich zulässig ist, trotz eines Studiums für die weiterführenden Schulen ein Referendariat an einer Grundschule absolvieren zu können", teilt ihr Pressesprecher mit. Was, geht man nach der Auskunft aus dem KMK-Sekretariat, zu einem für Messall positiven Ergebnis führen könnte. "Oberste Priorität hat es für Senatorin Günther-Wünsch", fügt der Sprecher hinzu, "qualifizierte Lehrkräfte für Berlin zu gewinnen". Auf die Nachfrage allerdings, wann denn besagter Prüfauftrag abgeschlossen ist, antwortet er auffällig schmallippig: "Möglichst bald."
Paul Messall sagt: "Es kann nicht sein, dass eine Lehrkraft trotz Lehrermangels dem Job so hinterherrennen muss. Wieso werden für Quer- und Seiteneinsteiger Ausnahmen gemacht und die Hürden gesenkt und nicht für diejenigen, die von Anfang an Lehrer werden wollten?"
Schon bald soll es zu viele Grundschullehrkräfte geben
Ausgerechnet jetzt, da die Bildungssenatorin die Sache prüfen lässt, droht Messall eines seiner Hauptargumente flöten zu gehen: Der Lehrkräftemangel an Grundschulen sei bald überwunden, meldete Ende Januar die Bertelsmann-Stiftung. Für den Zeitraum von 2023 bis 2035 würden voraussichtlich 45.800 Grundschullehrkräfte mehr zur Verfügung stehen, als erforderlich wäre, um den Unterricht abzudecken, lauten neue Berechnungen von Klaus Klemm und dem Bildungsexperten Dirk Zorn. Schon dieses Jahr soll die Zahl der Bewerber und Bewerberinnen die der angebotenen Stellen bundesweit um rund 2.300 Personen übersteigen. Grund sei ein starker Rückgang bei den Geburtenzahlen: Kamen 2021 noch 795.500 Kinder in Deutschland zur Welt, sollen es 2023 mit 689.300 über 100.000 weniger gewesen sein. "Angesichts der schlechten Nachrichten für das deutsche Bildungssystem in den vergangenen Monaten, vom IQB-Bildungstrend bis PISA, ist das eindeutig ein Lichtblick", kommentierte Dirk Zorn.
Zwar mahnen er und Klemm die Politik, diese "seltene Gelegenheit" zu nutzen, um die Schulen mit dem größten Bedarf personell deutlich besser auszustatten – etwa wenn das milliardenschwere Startchancen-Programm für bundesweit 4.000 benachteiligte Schulen, darunter 2.400 Grundschulen, wie geplant zum nächsten Schuljahr beginne. Außerdem gelte von 2026 an der Rechtsanspruch für Grundschüler auf eine Ganztagsförderung. Doch könnte gleichzeitig der Druck auf die Bildungspolitik abnehmen, sich flexibel zu zeigen. Etwa bei Bewerbern wie Paul Messall.
Wenn er einen schlechten Tag hat, muss er daran denken, dass einige seiner Kommilitonen, die er im Studium überholt hatte, mittlerweile längst an ihm vorbeigezogen sind und irgendwo im Referendariat stecken. Und dass er, hätte er im Sommer 2022 starten dürfen, demnächst schon fertig wäre mit dem Vorbereitungsdienst. "Ich wäre motiviert und engagiert gewesen und ich weiß, dass ich ein guter Grundschullehrer geworden wäre", sagt er – als wäre die letzte Chance schon an ihm vorbeigezogen.
Doch er will es noch einmal versuchen. Am 2. April ist wieder einmal Bewerbungsschluss für angehende Referendare. Noch ist Paul Messalls Kampf nicht zu Ende.
Dieser Beitrag erschien zuerst im Freitag.
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Begründet durch aktuelle meist umweltbedingte politische Vorschriften besteht die Notwendigkeit, die zurzeit etablierten Kältemittel (FKWs, z. B. R134a) in Kompressionswärmepumpen und -kälteanlagen zeitnah durch alternative Substanzen, vor allem mit geringerem Treibhauspotenzial, zu ersetzen. Neben Verbindungen der Fluorolefinwasserstoffe zeigen besonders die natürlichen Kältemittel diesbezüglich ein hohes Potenzial. Auch vorangetrieben durch diese Problematik haben ebenfalls zeotrope Gemische wieder an Aktualität gewonnen, wobei die Grundüberlegungen hierzu bereits lange bekannt sind. Aus thermodynamischer Sicht führt die gezielte Nutzung des Temperaturgleits zeotroper Gemische zu verringerten Exergieverlusten, vor allem in den Wärmeübertragern, und somit zu einer Steigerung der Anlageneffizienz. Entsprechend diesen theoretischen Überlegungen ist dann ein zeotropes Gemisch, bei adäquater Auswahl, stets signifikant effizienter als ein Reinstoff; der Vorteil beispielsweise für Isobutan/Propen beträgt bis zu 25,7 %. Dieser deutliche Vorteil ist in Experimenten zumeist nicht zu beobachten, was bereits einige vorangegangene Studien gezeigt haben. Grundsätzlich werden durch den Einsatz eines zeotropen Gemisches neben den Wärmeübertragern auch alle weiteren Anlagenkomponenten z. T. maßgeblich beeinflusst, wobei deren verändertes Prozessverhalten in Abhängigkeit vom Gemisch nach aktuellem Stand der Forschung bislang nicht vollständig verstanden ist. Hier setzt die vorliegende Arbeit an und verfolgt das Ziel, allgemeine sowie grundlegende physikalische Effekte zeotroper Gemische und deren Wirkung auf einzelne Komponenten sowie den Gesamtprozess zu analysieren. Konkret werden im Rahmen dieser Arbeit vornehmlich natürliche Kältemittel aus der Stoffgruppe der Kohlenwasserstoffe, nämlich Isobutan (R600a), Propan (R290) und Propen (R1270), betrachtet. Diese Fluide sind zum einen als Reinstoffe vielversprechend, um die bisherigen FKWs zu ersetzen, sind aber auch als binäre zeotrope Fluidgemische interessant. Im betrachteten Temperaturbereich existiert hier eine Vielzahl potenzieller Mischungen mit großer Variationsbreite der Stoffeigenschaften, woraus das Potenzial resultiert, auch allgemeingültige Erkenntnisse, gelöst von den konkreten Stoffen, zu gewinnen. Vergleichend werden auch die Reinstoffe DME, R152a und R134a untersucht, nicht jedoch in Gemischen. Die experimentellen Untersuchungen der Reinstoffe und der zeotropen Gemische Isobutan/Propen, Isobutan/Propen, Isobutan/Pentan und n-Butan/Propen erfolgen in einer Wasser/Wasser-Kompressionswärmepumpe, welche eigens für das vorliegende Forschungsvorhaben konzipiert, aufgebaut und in Betrieb genommen wurde. Der betrachtete Temperaturbereich orientiert sich an dem Anwendungsfall der Speisung einer Fußbodenheizung. Durch die Ausstattung mit umfassender Messtechnik können nicht nur gängige Prozess- und Bewertungsgrößen gemessen werden, sondern vor allem kann auch der gesamte Prozess im Detail analysiert werden, insbesondere einzelne Zustände, Temperaturverläufe in den Wärmeübertragern, Verdichterwirkungsgrade, Exergieverluste etc. Grundsätzlich werden sämtliche Gemische, insofern dies möglich ist, über dem gesamten Zusammensetzungsbereich betrachtet. Neben dem Einfluss des Fluids bzw. Fluidgemisches werden auch typische Eingriffs- und Regelmöglichkeiten solcher Anlagen systematisch variiert, wie z. B. die Verdampfungs- und Kondensationstemperaturen oder die Verdichterdrehzahl, wobei die äußeren Randbedingungen soweit wie möglich konstant gehalten werden. Generell zeigen die hier erzielten Ergebnisse, dass zwischen Mischungen und Reinstoffen ein vergleichbares Anlagenverhalten festzustellen ist. Aus der Analyse der Reinstoffe geht zunächst hervor, dass entsprechend den deutlichen Unterschieden in den thermodynamischen Stoffeigenschaften der verschiedenen Verbindungen auch deutliche Unterschiede im Anlagenverhalten zu finden sind. Hinsichtlich der Leistungszahl, volumetrischen Heizleistung sowie tatsächlich gemessene Heizleistung sind die Fluide Propan und Propen besonders vielversprechend. Weiterhin zeigt diese Analyse bereits auf, dass die fluidspezifische Verdichtereffizienz maßgebend für eine hohe Leistungszahl ist, wobei der jeweilige globale Verdichterwirkungsgrad z. T. auf das spezifische Volumen am Verdichtereintritt sowie das resultierende Druckverhältnis zurückzuführen ist. Bezüglich der Gemische konnte im Vergleich zum effizienteren Reinstoff maximal eine Verbesserung der Leistungszahl um 13 % beobachtet werden, wobei in manchen Gemischsystemen die Leistungszahl im Vergleich zum besseren Reinstoff sogar deutlich abnimmt. Die experimentell beobachteten nur relativ geringen Verbesserungen der Leistungszahlen gegenüber den thermodynamischen Grundüberlegungen sind begründet in der Gemischabhängigkeit der Verdichterwirkungsgrade und Druckverluste in den Wärmeübertragern; dies wird in bisherigen Untersuchungen zumeist nicht berücksichtigt. Die energetischen sowie auch exergetischen Analysen zeigen deutlich, dass die Verluste in den Wärmeübertragern nur zu einem kleinen Teil zu den Gesamtverlusten beitragen und dass die Effizienz der Gesamtanlage durch die Effizienz des Verdichters dominiert wird. Als übergreifendes Ergebnis folgt hieraus, dass selbst bei bestmöglicher Ausnutzung des Temperaturgleits das Potenzial zeotroper Gemische zur Erhöhung der Leistungszahl limitiert ist und nur zum Tragen kommt, wenn die Mischung nicht zu einer stark verringerten Verdichtereffizienz führt. ; Based on the actual political and environmental regulations, there is a great need to replace the currently established refrigerants (HFCs, e. g. R134a) in vapour compression heat pumps and refrigeration systems with alternative substances with lower global warming potentials in a timely manner. Besides hydrofluoroolefins, particularly natural refrigerants have a high propensity to replace HFCs in the near future. Due to the environmental problems of current refrigerants and regulations forcing the phase-out of these refrigerants there is renewed interest in zeotropic mixtures. Although the basic considerations in favour of them have been known for a long time, from a thermodynamic point of view, the temperature glide of zeotropic mixtures leads to a reduced exergy loss in the heat exchangers, and hence to an increase in the coefficient of performance (COP). According to these theoretical considerations, a zeotropic mixture should always be more efficient than a pure fluid. Particularly, when the mixture is adequately selected, it leads to a significant improvement of the COP, up to 25.7% in the case of the mixture Isobutane/Propene. However, such significant improvements are not observed in experiments as shown in some previous studies. Zeotropic mixtures do not only influence the heat exchangers but also all other system components. The mixture dependencies of the different components are not well understood in the literature and are seldom addressed. Thus, the present thesis analyses zeotropic mixture dependencies of individual components as well as their impact on the entire process. This work focuses on experimental investigation of the hydrocarbons isobutane (R600a), propane (R290)) and propene (R1270) as refrigerants. While natural fluids are promising alternatives as pure substances to replace the previously used HFCs, they are also interesting components for designing binary zeotropic mixtures. In the investigated temperature range, the fluid properties can be varied widely by systematically varying the mixture composition. These mixtures are used to gain some general insight in the fluid-cycle interaction, independent of the specific pure fluids. Also, for comparison reasons the pure fluids DME, R152a, and R134a are investigated. The experimental investigations of pure fluids and zeotropic mixtures isobutane/propane, isobutane/propene, isobutane/pentane, and n-butane/propene are carried out in a water/water vapour compression heat pump which was specially designed, built, and commissioned for this work. The considered temperature range is comparable to feeding an underfloor heating system. In order to measure not only the common process and evaluation variables but also analyse the entire process in detail (individual states, temperature profiles in the heat exchangers, compressor efficiencies, exergy losses, etc.), the setup is equipped with comprehensive measurement equipment. A broad composition range is investigated. In addition to the influence of the fluid or zeotropic mixture, the usual operating and control possibilities of such plants, like the evaporation and condensation temperatures or compressor speed, are also varied systematically, whereas the external boundary conditions are kept constant as far as possible. In general, mixtures and pure substances behave similarly in heat pumps. Already from the analysis of pure fluids significant differences in plant performance characteristics are found, which are caused by the significant differences in the thermodynamic properties of the various investigated fluids. With respect to the COP the fluids propane and propene are particularly promising. Furthermore, this analysis already shows that the fluid-specific compressor efficiency is decisive for a high COP, whereas the respective global compressor efficiency depends partially on the specific volume at the compressor inlet as well as on the resulting pressure ratio. While the usage of some zeotropic mixtures in comparison with the better performing pure fluids improved the COP by up to 13%, a significant decrease in the COP was observed with other zeotropic mixtures. Compared to the basic thermodynamic considerations, the experimentally observed small improvements in COPs are a result of the composition dependence of the compressor efficiency and pressure losses in the heat exchangers, which counteract the heat exchanger improvements; both aspects are commonly neglected in theoretical investigations. The energetic and exergetic analyses show clearly that the losses in the heat exchangers only account for a small proportion of the total losses and that the efficiency of the overall system is mainly dominated by the compressor efficiency (global compressor efficiency). Summarizing, even with the best possible use of the temperature glide, the potential of zeotropic mixtures to increase efficiency is severely limited and can only be exploited if compressor efficiency is not negatively affected by the composition variation at the same time.
Carl Schmitt je jedan od najposvećenijih protivnika liberalnog univerzalizma sa svojim pojmom pluralističke, racionalne i uključive konsenzualne politike kao progresivnog demokratskog projekta i svojeg razumijevanja političke arene kao pročišćene, od sukoba slobodne, i na taj način progresivne kretnje demokratske logike. U ovom radu nastojat ću pokazati Schmittove pesimističke i negativne stavove, zasnovane na ontološkim i teološkim temeljima, o deliberativnom modelu politike koja tvrdi da partikularna volja može doći do koncepta zajedničkog javnog interesa ili zajedničkog dobra kroz raspravu i dijalog. Nadalje, pokušat ću pokazati da unutar Schmittovog projekta koncept diktature suverena postoji kao nužni kontrapunkt pojmu politič- kog. Schmitt odbija razumijevati politički život kao medij dijalog koji vodi razumskom konsenzusu. U ovom kontekstu, suveren iz Schmittove teorije mora se razumijevati upravo kao sila napravljena da proizvodi homogenost kroz hegemoniju. Hegemonija, u Gramscijevom smislu, nije gola opresivna sila. Namjesto toga, odnosi se na vladajuću silu sposobnu upisati vlastitu ideologiju i pogled na svijet u javnost kroz uvjeravanje. U tom okviru, ljevičarski mislitelji poput Mouffea, koji preporuča da moramo misliti »sa Schmittom protiv Schmitta« kako bismo razvili novo demokratsko političko razumijevanje, svraćaju pozornost na Schmittovu tezu da je svaki politički identitet u funkciju »mi–oni« antinomije, ali im promiče činjenica da je nemoguće deducirati koncept zbiljski demokratske javne sfere iz Schmittove teorije. Kao što će biti naglašenu u radu, demokracija u Schmittovom smislu može biti savršena forma suverenosti, takva kakva usuprot liberalnoj demokraciji rezultira homogenizacijom i isključenjem heterogenosti, te na taj način mora biti začeta kao fundamentalno hegemonijski sistem. Schmittov ideal demokracije zahtijeva da politički identiteti, javno mišljenje, javna sfera i formiranje volje vudu rezultati suverenove volje i bez prostora za raspravu. ; Carl Schmitt is one of the most dedicated opponents of liberal universalism, with its notion of pluralist, rational and non-exclusivist consensus politics as a progressive democratic project and its understanding of the political arena – "purified", being free from struggles and conflict – as the progressive move of democratic logic. In this paper I will first try to show Schmitt's pessimistic and negative stance based on ontological and theological grounds on the deliberative model of politics with its claim about the possibility of making particular wills reach the conception of common public interest or the common good through discussion and dialogue. Secondly, I'll try to show that, within Schmitt's project, the concept of the sovereign dictatorship exists as the necessary counterpoint to the concept of the political. Schmitt refuses to understand political life as a medium of dialogue leading to a rational consensus. In this context, the sovereign in Schmitt's theory should be precisely understood as a force constructed to reproduce homogeneity in a hegemonic manner. Hegemonia, in a Gramscian sense, is not a bare oppressive force. Rather, it refers to a ruling force which is able to inject its own ideology and world view into the public through persuasion. In this framework, leftist thinkers like mouffe, who recommended that we should think "with Schmitt against Schmitt" in order to develop a new democratic political understanding, draw attention to Schmitt's thesis that every political identity functions as "we-they" antinomy, yet they miss the fact that it is impossible to deduce a conception of a truly democratic public sphere from Schmitt's theory. As it will be emphasized in this paper, democracy in the Schmittian sense can be the perfect form of sovereignty, one which in contrast to liberal democracy results in homogenization and the exclusion of the heterogeneous and thus must be conceived as a fundamentally hegemonic system. The Schmittian ideal of democracy requires that political identities, public opinion, public sphere and will formation are the products of a sovereign will and not of open and free discussion. ; Carl Schmitt est l'un des opposants les plus puissants de l'universalisme libérale de par sa notion de consensus politique pluraliste, rationnel et non exclusiviste en tant que projet démocratique progressiste, mais aussi de par sa compréhension de l'arène politique - « purifiée », libre de toutes luttes et de tout conflit – en tant que mouvement progressiste de la logique dé- mocratique. Dans cet article, je vais en premier lieu tenter de montrer l'opinion pessimiste et négative de Schmitt – basée sur des fondements ontologiques et théologiques – concernant le modèle délibératif de la politique et sa prétention à penser que la formation de volontés particulières pourrait toucher l'intérêt public commun ou le bien commun à travers la discussion et le dialogue. En second lieu, je vais tenter de montrer qu'à l'intérieur du projet de Schmitt le concept de dictature souveraine existe comme contrepartie nécessaire au concept du politique. Schmitt refuse de penser la vie politique comme instrument de dialogue menant au consensus rationnel. Ainsi, le souverain dans la théorie de Schmitt doit précisément être compris comme une force construite pour reproduire une telle homogénéité de manière hégémonique. Hegemonia, au sens gramscien, n'est pas une simple force oppressive ; il s'agit plutôt d'un terme qui se réfère à une force dirigeante capable d'injecter sa propre idéologie et vision du monde dans le domaine public à travers la persuasion. Dans ce contexte, certains penseurs de gauche telle que mouffe qui nous recommande de penser « avec, et contre, Schmitt » dans le but de développer une nouvelle compréhension de la politique démocratique, attirent notre attention sur la thèse de Schmitt où chaque identité politique fonctionne par l'antinomie « nous/eux ». Toutefois, ces penseurs passent à côté du fait qu'il est impossible de déduire une conception de réelle sphère publique démocratique sur la base de la théorie de Schmitt. Comme cet article le souligne bien, la démocratie au sens schmittien peut être la forme parfaite de souveraineté, une forme qui – en contraste avec la démocratie libérale – aboutit à une homogénéisation en excluant l'hétérogé- néité, et ainsi doit être conçue comme un système fondamentalement hégémonique. Selon l'idéal schmittien de démocratie, les identités politiques, l'opinion publique, la sphère publique et la formation de volontés doivent être les produits, non pas d'une discussion ouverte et libre, mais d'une volonté souveraine. ; Carl Schmitt ist einer der mächtigsten Gegner des liberalen Universalismus mit dessen Vorstellung von pluralistischer, rationaler und nicht exklusivistischer Konsenspolitik als einem progressiven demokratischen Projekt und dessen Verständnis der politischen Arena – "gereinigt", frei von Kämpfen und Konflikten – als eines progressiven Schritts der demokratischen Logik. In diesem Beitrag werde ich zunächst versuchen, Schmitts pessimistische, negative und auf ontologischer und theologischer Grundlage ruhende Haltung zum Beratungsmodell der Politik darzulegen, mit dessen Behauptung über die möglichkeit, partikulare Willen zu veranlassen, durch Diskussion und Dialog die Konzeption des gemeinschaftlichen öffentlichen Interesses oder Gemeinwohls zu erreichen. Zweitens werde ich versuchen zu zeigen, dass im Rahmen des schmittschen Projekts der Begriff der souveränen Diktatur als notwendiger Kontrapunkt zum Begriff des Politischen existiert. Schmitt weigert sich, das politische Leben als ein medium des Dialogs zu begreifen, das zu einem rationalen Konsens führt. In diesem Zusammenhang soll das Souveräne in der schmittschen Theorie eben als eine Gewalt aufgefasst werden, die konstruiert ist, um eine solche Homogenität in einer hegemonialen Art zu reproduzieren. Die hegemonia im gramscischen Sinne ist nicht eine bloß repressive Kraft; vielmehr bezieht sie sich auf eine herrschende Kraft, die imstande ist, durch Überzeugungsvermögen ihre eigene Ideologie und Weltanschauung in die Öffentlichkeit zu injizieren. Linksorientierte Denker wie mouffe, die empfohlen haben, wir sollten "mit Schmitt gegen Schmitt" denken, um ein neues demokratisches politisches Verständnis zu entwickeln, lenken in diesem Kontext das Augenmerk auf Schmitts These, jede politische Identität funktioniere durch die "wir – sie"-Antinomie, doch sie übersehen die Tatsache, dass es unmöglich ist, aus der schmittschen Theorie die Vorstellung von einer wahrhaft demokratischen öffentlichen Sphäre abzuleiten. Wie es in dieser Arbeit betont wird, kann die Demokratie im schmittschen Sinne die perfekte Form der Souveränität sein, die – im Gegensatz zur liberalen Demokratie – in der Homogenisierung und Ausgrenzung des Heterogenen resultiert und daher als ein grundlegend hegemoniales System erachtet werden muss. Das schmittsche Ideal der Demokratie erheischt, dass politische Identitäten, öffentliche meinung, öffentliche Sphäre und Willensbildung keine Produkte einer offenen und freien Diskussion, sondern eines souveränen Willens sind.
Inhaltsangabe: Einleitung: Die demographischen Herausforderungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts prägen die Zukunft unserer Gesellschaft. Es vollziehen sich einschneidende Umschichtungen in der Altersstruktur, die damit einhergehende Veränderung führt langfristig zu einer alternden Gesellschaft. Diese Entwicklung hat ihre Ursache in einer 'dreifachen Alterung der Gesellschaft': 1) wachsender prozentualer Anteil der älteren Bevölkerung, 2) Zunahme der Anzahl älterer Menschen und 3) die Zahl hochaltriger Menschen nimmt deutlich zu. Parallel zu dieser Entwicklung verliert auch die klassische Altersnorm der Inaktivität immer mehr an Relevanz. Das sportliche Engagement ist nicht länger eine Beschäftigungsform ausschließlich junger Menschen. Die Altersgruppe 50plus birgt aber nicht nur aufgrund ihres Bewusstseins des 'Aktiven Alterns' ein bemerkenswertes Potential für die Fitnessbranche sondern auch aufgrund ihrer finanziellen Lage. Ältere Menschen hatten nie höhere Einkommen und mehr Vermögen als heute. Eine erkennbar abnehmende Sparquote älterer Haushalte und mit dem Alter steigende Konsumausgaben für Freizeit unterstreichen dies. Im Gegensatz zu dieser gesellschaftlichen Entwicklung steht die Tatsache, dass sich der überwiegende Teil der angebotenen Produkte und Dienstleistungen nach wie vor an eine junge Zielgruppe wendet. Für die Fitnessbranche bieten sich hier bislang noch größtenteils ungenutzte Wachstumschancen. Die Fitnessbranche ist bei steigendem Wettbewerbsdruck und zunehmend gesättigtem Markt zum Umdenken gezwungen. Als Vorbild für die deutschen Fitnessstudios gelten die USA, wo bereits 20 Prozent der Studiobesucher älter als 55 Jahre sind, im Vergleich dazu beträgt dieser Anteil in Deutschland knapp ein Prozent. In der aktuellen Branchenstudie der body LIFE macht eine Altersanalyse der Club-Mitglieder deutlich: Fitnessclubs gewinnen auch bei den sogenannten Best Agern und den Senioren immer mehr an Relevanz. Der Anteil der 31- bis 40-Jährigen reduzierte sich im Durchschnitt von 62 auf 49,7 Prozent zu Gunsten der 41- bis 50-Jährigen. Deren Anteil verdoppelte sich nahezu von 22,6 auf 39 Prozent. Und mit jedem Jahr werden die Club-Mitglieder älter – und der Anteil der über 40-Jährigen steigt weiter. In absoluten Zahlen ist der Fitnesssport mit seinen rund sieben Millionen Mitgliedern die größte gelebte Sportart in Deutschland und liegt damit knapp vor Fußball. Der Wandel von der verrufenen 'Muckibude' inklusive Medikamentenmissbrauch hin zu einem Ort der aktiven, gesundheitsorientierten und körperbewussten Sportausübung scheint vollzogen. Vor dem Hintergrund dieser grundsätzlichen Überlegungen ist das Ziel dieser Arbeit die Beantwortung der folgenden Fragestellung: Welche Bedeutung hat die alternde Gesellschaft sowohl aktuell als auch zukünftig für die deutsche Fitnessbranche? Die demographische Entwicklung Deutschlands wird umfassend beleuchtet und durch die detaillierte Darstellung ihrer gesellschaftlichen und ökonomischen Konsequenzen sollen die realistischen Problemfelder sowie die Chancen für die Fitnessbranche erörtert und bewertet werden. Im Anschluss an dieses einleitende Kapitel werden im zweiten Kapitel zunächst die Elemente des demographischen Wandels, wie er sich für Deutschland darstellt, umrissen. Darin enthalten ist eine differenzierte Definition des Terminus 'Demographie'. Kapitel drei meiner Arbeit setzt sich mit der Bevölkerungsgruppe der 'neuen Alten' auseinander. Zunächst erfolgt eine Begriffsbestimmung für 'das Alter', anschließend werden die Merkmale, die die 'neuen Alten' auszeichnen, beschrieben. Die qualitativ kulturellen Wandlungsprozesse der Gesellschaft gegenüber dem Altwerden sowie die speziellen Bedürfnisse und Motivationen der sogenannten 'neuen Alten' werden vorgestellt. Teil vier der Arbeit befasst sich mit der Fitnessbranche in Deutschland und definiert diese. Unter Verwendung aktuellster Daten und Studienergebnissen werden die gegenwärtige Situation im Markt sowie die Trends dargelegt. Im fünften Kapitelwerden die Bereiche 'Demographischer Wandel' und 'Fitnessbranche' perspektivisch miteinander verknüpft. Es gilt, die sich andeutenden Entwicklungspotenziale und Gefahren für die Fitnessbranche hervorzuheben. Die bereits vollzogenen oder empfohlenen Maßnahmen und Strategien der Branche als Reaktion auf den demographischen Wandel werden geschildert. Den Abschluss der Arbeit bildet das Resümee in dem noch einmal die wesentlichen Aspekte kompakt aufgeführt und mit einem Ausblick kombiniert werden.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: InhaltsverzeichnisII AbkürzungsverzeichnisV AbbildungsverzeichnisVI 1.Einleitung1 2.Demographischer Wandel3 2.1Definition'Demographie'3 2.2Einführung zur Bevölkerungsvorausberechnung4 2.3Demographische Chronik bis Heute6 2.4Bevölkerungsvorausberechnung10 2.5Altersstrukturelle Verschiebungen13 3.Die 'neuen Alten'16 3.1Begriffsbestimmung 'Alter'16 3.1.1Kalendarisches Alter17 3.1.2Biologisch-medizinisches Alter17 3.1.3Psychisch-intellektuelles Alter18 3.1.4Soziales Alter19 3.1.5Alter in der Konsumgesellschaft19 3.2Charakteristika der 'neuen Alten'20 3.2.1Psychographische Merkmale21 3.2.2Sozio-demographische Merkmale23 3.2.2.1Alter und Geschlecht23 3.2.2.2Gesundheitszustand24 3.2.2.3Bildungsniveau26 3.2.3Ökonomische Merkmale27 3.2.3.1Einkommen27 3.2.3.2Vermögen28 3.2.3.3Kaufkraft29 3.2.3.4Kaufentscheidungen / Konsumverhalten30 3.2.4Sportbezogene Merkmale31 3.2.4.1Sportbeteiligung31 3.2.4.2Motive33 3.2.4.3Nachfragesituation und Ausgaben im sportspezifischen Rahmen34 4.Die deutsche Fitnessbranche36 4.1Definition36 4.2Rechtsformen und Organisationsgrad37 4.3Aktuelle Datenlage37 4.3.1Harte Faktoren38 4.3.1.1Mitglieder- und Anlagenentwicklung38 4.3.1.2Umsatzzahlen40 4.3.1.3Preisstrukturen und Entwicklung nach Segmenten40 4.3.1.4Marktanteile41 4.3.2Weiche Faktoren42 4.3.2.1Altersstruktur der Mitglieder42 4.3.2.2Maßnahmen des Qualitätsmanagements43 4.3.2.3Standort und Räumlichkeiten44 4.3.2.4Öffnungszeiten45 4.3.2.5Kundenbindung und Neukundengewinnung45 4.4Ausblick aus Branchenperspektive47 5.Demographiebezogene Maßnahmen in der Fitnessbranche48 5.1Besondere Anforderungen durch die 'neuen Alten'49 5.2Handlungsempfehlungen51 5.2.1Zertifizierung51 5.2.2Ausrichtung52 5.2.3Kooperationen53 5.2.3.1Kooperationen mit Krankenkassen54 5.2.3.2Kooperationen mit Ärzten55 5.2.3.3Kooperationen mit Physiotherapeuten55 5.2.3.4Kooperationen mit Unternehmen56 5.2.4Bedeutung von Kundenbindung56 5.2.5Angebotsstruktur57 6.Resümee58 Literaturverzeichnis61Textprobe:Textprobe: Kapitel 3.1, Begriffsbestimmung 'Alter': Die Vorstellung von Alter ist immer noch zu einem bedeutenden Teil durch den Krankheitsaspekt geprägt und wird mit einem Verlust sozialer Rollen und Funktionen sowie dem Rückzug aus Bereichen wie Politik oder Sport verknüpft. Tatsächlich werden die älteren Menschen unbewusst oft selbst zu den eigenen Konstrukteuren ihres Alters, indem sie die gesellschaftlich auferlegte Rollenverpflichtung übernehmen und sich aus dem sozialen Leben zurückziehen. Dieser negativen und defizitorientierten Sicht steht eine sich verändernde Realität gegenüber. Die heutigen Frauen und Männer im Rentenalter sind durchaus meist noch bei guter Gesundheit, geistig und körperlich fit und selbstständig, und viele von ihnen weisen einen hohen Aktivitätsgrad auf. Die moderne Sichtweise des Alters vertritt denn auch einen positiven, ressourcenorientierten Standpunkt. Die Älteren verfügen über Zeit, Wissen und Erfahrung, sind materiell gut gestellt und körperlich fit. Da sich bis heute unter den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen keine Alterstheorie übergreifend durchsetzen konnte, folgen einige Kategorisierungen: 3.1.1, Kalendarisches Alter: Diese traditionelle Sicht des Alters ist durch das Geburtsdatum bestimmt und damit eine rein formale Einteilung. Die willkürliche Wahl des kalendarischen Alters dient der Unterscheidung zwischen alter und nicht alter Bevölkerung. Der Eintritt in das 65. Lebensjahr galt lange Zeit als diese Marke. Die Lebensphase 'Alter' stellt mittlerweile für viele die längste zusammenhängende Zeitspanne dar, die bis zu fünfzig Jahre dauern kann, wenn ein frühzeitiger Ruhestand im fünfzigsten Lebensjahr mit einem späten Sterbealter von einhundert Jahren zusammenfällt. So werden nach den Vorschlägen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die folgenden fünf Alterskategorien unterschieden: Alternde Menschen (50 – 60-jährige), ältere Menschen (61 – 75-jährige), alte Menschen (76 – 90-jährige), sehr alte Menschen (91 – 100-jährige) und langlebige Menschen (über 100-jährige). Eine andere Einteilung nimmt Opaschowski vor, der aufgrund der unterschiedlichen historischen Erfahrungen das 'Alter' in 80plus Generation, 65plus Generation und 50plus Generation aufschlüsselt. 3.1.2, Biologisch-medizinisches Alter: Das biologisch-medizinische Alter ist genetisch bestimmt, wird aber zusätzlich durch äußere Einflüsse, wie die Lebensweise beeinflusst. Dies zeigt sich an biologischen Veränderungen von Körper und Nervensystem wie verlangsamter Neubildung oder Rückbildungen körperlicher Substanz, an die sich auf Dauer die Regelsysteme des Organismus nicht mehr anpassen können. Das biologische Alter verläuft individuell, weshalb keine Altersgrenze und Geschwindigkeit festgelegt werden kann. So unsicher man sich über die exakten Ursachen des Alterungsprozesses ist, die Beeinträchtigungen sind offensichtlich: Zunehmender Blutdruck, nachlassende Sehschärfe, geringere Bandbreite der hörbaren Tonlagen, Elastizität des Bindegewebes, ein allgemeiner Rückgang der körperlichen Leistungsfähigkeit. Gleichzeitig sei aber an dieser Stelle auf die erheblichen Einflussmöglichkeiten, die durch sportliche Aktivität auf den körperlichen Abbauprozess genommen werden können, hingewiesen. Positive Effekte des regelmäßigen Sporttreibens auf Organe sowie den Halte- und Bewegungsapparat sind nachgewiesen, und selbst ein Aufschieben des komplexen Alterungsprozesses durch sportliche Aktivität konnte dokumentiert werden. 3.1.3, Psychisch-intellektuelles Alter: Das Alter aus psychisch-intellektuellem Blickwinkel resultiert aus einem komplexen Zusammenwirken von Anlagen und Umwelt. Im höheren Alter stecken meist die vorangegangenen Sozialisations- und Personalisierungsprozesse den Verhaltensspielraum ab und beeinflussen die bedeutsamen Haltungen zu sich selbst als Alterndem, zu Alter und Tod sowie die Bereitschaft zu Aktivitäten oder die Neigung, sich zurückzuziehen. Unter psychologischem Altern versteht man die Veränderungen der kognitiven Funktionen, des Wissens und der Erfahrungen sowie der subjektiv erlebten Aufgaben und Anforderungen des Lebens. Die für den Menschen zur Verfügung stehenden Strategien zur Anpassung an die veränderten Lebensumstände, die der Alterungsprozess mit sich bringt, sind allerdings nicht mehr im gleichen Maße vorhanden, wie es in jüngeren Jahren der Fall ist. Daher stellen sich einschneidende Veränderungen wie der Verlust der Partnerin oder des Partners, das Ausscheiden aus dem Berufsleben oder der Auszug der Kinder für ältere Menschen oft als eine Stress erzeugende Aufgabe heraus, die zu enormer psychischer Anspannung bis hin zur Depression führen kann. Aus der psychologischen Sichtweise ist das Alter als eine Aufgabe zu verstehen, deren Erledigung die Fähigkeit zur Neuorientierung sowie zur Regulierung des Anspruchsniveaus, und zwar gleichbedeutend einer Neudefinition einzelner Ziele, bedingt. Ein positiver Einfluss sportlicher Aktivität auf die Lebenssituation älterer Menschen in Bezug auf die psychischen Einflussgrößen wird in der Literatur beschrieben. Mit dem Verweis auf anerkannte Forschungsergebnisse wird sportlicher Aktivität ganz konkret eine Angst reduzierende, Stresssymptome mindernde und das Selbstwertgefühl steigernde Wirkung zugesprochen, bis hin zu einer Verminderung moderater Depressionen. Den Kern psychologischen Alterns bildet die Wechselwirkung zwischen der Person und der Umwelt. 'Das Gefühl, von anderen Menschen gebraucht zu werden, ist die zentrale Voraussetzung der Zufriedenheit. Ein ebenfalls sehr wichtiger Aspekt ist die soziale Bindung zur eigenen Generation aber auch zur jüngeren Generation, was von den älteren Menschen selbst als ein bedeutsames Merkmal von Lebensqualität empfunden wird'. 3.1.4, Soziales Alter: Das soziale Alter äußert sich durch Veränderungen in der sozialen Position und in den sozial definierten Rollen, die durch das Erreichen eines bestimmten Lebensalters oder einer bestimmten Statuspassage einsetzen. Es ist somit abhängig von gesellschaftlicher Einschätzung in Bezug auf die sozialen Rollen und Gewohnheiten eines Individuums. So können Sportler im Alter von dreißig Jahren bereits zum 'alten Eisen' gezählt werden, während ein Politiker gleichen Alters als 'Jungspund' bezeichnet werden würde. Ähnlich verschieden werden mittlerweile Menschen über fünfzig Jahre eingestuft. 3.1.5, Alter in der Konsumgesellschaft: Aus der Sicht der Markt- und Medienforscher wird der Beginn des Alters mit dem Ausscheiden aus der werberelevanten Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren beschrieben. Ganz aktuell ist eine Diskussion im Gange, diese Referenzgröße durch den Korridor '20- bis 59-jährig' zu ersetzen, denn bereits heute sind die konsumfreudigsten Menschen zwischen 50 und 59 Jahre alt. Mit zunehmendem Einfluss des demographischen Wandels mittels entsprechender Konsumdaten wächst die Vielfalt neuer Modeschlagworte, mit denen die Werbung und die verschiedenen Branchen die Älteren umschmeichelt. Die Werberelevanz scheint die Zahl '50' überwunden zu haben, es ist nicht mehr die Rede von Älteren oder gar Senioren sondern von: Jungen Alten, 50plus, Silberne Reserve, Best Ager, Master Consumers, Generation Gold oder komplett neuen Wortschöpfungen wie Woopies (well-off older people), Senior Dinkies (senior double income, no kids), Yollies (young oldleisure living people) oder Selpies (second life people), um nur einige Beispiele zu nennen. Zusammenfassend bleibt festzuhalten: Die Setzung einer exakten Altersgrenze ist subjektiv und willkürlich. Tatsache ist aber auch, dass die Bevölkerungsgruppe zwischen fünfzig und fünfundsechzig Jahren in den kommenden zwei Dekaden den mit Abstand größten Teil an der Gesamtbevölkerung ausmachen wird und damit aus Sicht des Autors eine isolierte Betrachtung rechtfertigt, wobei die exakte Betitelung – 'Neue Alte' – rein subjektiv entschieden wurde.
Inhaltsangabe: Einleitung: Demenz ist eine der häufigsten und folgenreichsten psychiatrischen Erkrankungen im höheren Alter, die neben den außergewöhnlichen Belastungen für Betroffene und Pflegende mit hohen gesellschaftlichen Kosten sowie vermindertem sozialen Status für die Betroffenen verbunden ist. Demenzielle Erkrankungen und ihre Folgen für Betroffene, Angehörige und das professionelle Hilfesystem sind in den letzten Jahren daher verstärkt in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Angesichts der Problematik der Betreuung von Demenzerkrankten, die derzeit etwa 900.000 beträgt und ihrer Verdoppelung bis schätzungsweise 2040, ist das öffentliche Interesse verständlich. Die heute über 65-Jährigen leben relativ zufrieden und werden immer älter. Was geschieht, wenn sie an Demenz erkranken? Werden sie dann von ihren Kindern, von denen sie meist getrennt leben, versorgt und gepflegt? Können Wohngruppen für demente ältere Menschen eine adäquate Versorgungsmöglichkeit für die Betroffenen bieten? Sind solche Angebote vorhanden? Für die betroffenen Angehörigen, aber auch für ambulante Pflegedienste, gesetzliche Betreuer und Selbsthilfeorganisationen ist dies der Anlass, nach neuen Wegen der Versorgung für demenziell erkrankte Menschen zu suchen. Denn pflegende Angehörige geraten bei Fortführung der Versorgung ihres erkrankten Familienmitglieds häufig an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Leistungsfähigkeit. Selbst professionelle ambulante Dienste können einen mittelschwer Demenzkranken auf Dauer nicht verantwortlich in seiner eigenen Wohnung versorgen. Verhaltensauffälligkeiten und Verwahrlosung zwingen über kurz oder lang die bisherigen Pflegepersonen über eine Alternative nachzudenken. Mein Interesse für dieses Thema wurde geweckt durch die Betreuung einer dementen 87-jährigen Frau. Frau M. wohnt seit drei Jahren alleine in einer modernen 3-Zimmerwohnung. Ihr berufstätiger, 60-jähriger Sohn und seine Familie wohnen in der Nähe. Die Schwiegertochter ist Hausfrau, die 20-jährige Enkeltochter ist in der Ausbildung und lebt ebenfalls zu Hause. Die Schwiegertochter hat ihre eigene Mutter fünf Jahre bei sich zuhause gepflegt. Sie sagt, sie wolle jetzt auch mal Zeit für sich haben, außerdem könne sie ihre Schwiegermutter nicht bei sich ertragen, da diese 'keine Ruhe gebe'. Durch die räumliche Nähe - vom Fenster aus kann man das Haus des Sohnes sehen - erfolgen fast täglich Besuche. Die alte Dame versteht aber nicht, warum sie alleine leben muss und besonders ihr Sohn nicht mehr Zeit mit ihr verbringt. Frau M. kann mit Hilfe eines Gehwagen in ihrer Wohnung laufen und räumt gerne in ihrem Kleiderschrank herum. Sie kann selbstständig zur Toilette gehen. Unter Anleitung kann Frau M. Geschirr abspülen und Wäsche zusammenlegen. Frau M. braucht Hilfe bei der zeitlichen und örtlichen Orientierung, beim An- und Ausziehen, beim Waschen und zu Bett gehen. Ich koche und kaufe für sie ein. Alle vier Wochen macht der Hausarzt einen Hausbesuch. Frau M. wird zwar körperlich versorgt, ist aber nicht zufrieden und oft traurig und fühlt sich allein gelassen. Ihren vor zehn Jahren verstorbenen Mann vermisst sie sehr. Ungefähr alle zwei Monate entwickeln sich bei Frau M. psychosomatische Störungen. Sie hat dann undifferenzierte Schmerzen in den Beinen, sagt, sie könne nicht laufen. Frau M. sieht in diesen Phasen oft Dinge, die nicht da sind. Ihre latent vorhandene Angst kommt durch Schreien zum Ausdruck. Sie ruft während diesen Perioden ständig -ca. 20 bis 40 mal am Tag- ihre Familie oder die Pflegepersonen an. Obwohl ihr Sohn und seine Frau nicht mit ihr zusammen leben können, möchten sie die alte Dame nicht in ein Pflegeheim geben, da sie jetzt schon ein schlechtes Gewissen haben. Deshalb ist die Situation für beide Seiten unbefriedigend. Ich habe ein Jahr in einem 'normalen' Altersheim als Pflegepersonal gearbeitet. Heime, die ohne spezifische Konzeption für die Betreuung Demenzkranker ihre Arbeit verrichten, können diesen meistens nicht gerecht werden. Viele Angehörige Demenzkranker möchten ihre Verwandten nicht in einem Pflegeheim versorgen lassen, weil sie dort häufig noch ein Angebot erleben, das ihren Ansprüchen an eine liebevolle, annehmende und fördernde pflegerische Betreuung bei weitem nicht genügt. In konventionellen Arrangements besteht zudem folgende Diskrepanz: Während bei der ambulanten häuslichen Versorgung die Hauptpflegeperson umfassende Verantwortung trägt und ambulant zugeschaltete Dienstleistungen nur punktuell in Anspruch genommen werden, dominiert im Fall der stationären konventionellen Versorgung die Dienstleistung. Angehörige und Familie, oft mit schlechtem Gewissen, bleiben außen vor. In diesem Zwischenraum präsentieren sich nun mehr speziell auf demenziell erkrankte Menschen zugeschnittene Wohngruppen. Angehörige brauchen nicht mehr alleine die Belastung der Versorgung zu tragen. Gleichzeitig wird ihnen die Option gegeben, am Gemeinschaftsleben der Wohngruppe teil zu nehmen und den erkrankten Angehörigen weiter zu begleiten. Fraglich ist, ob Angehörige in den Alltag der Wohngruppen eingebunden werden können. Ist ein spezieller Umgang mit dementen älteren Menschen notwendig? Kann der besondere Umgang in einer Wohngruppe umgesetzt werden? Ist hierfür eine demenzgerechte Architektur vorteilhaft? Ich möchte untersuchen, ob spezielle Wohngruppen für demente ältere Menschen eine Alternative und gute Wahl sind. Im ersten Kapitel der Arbeit werden die Grundlagen der Demenz erklärt. Dies beinhaltet Epidemiologie, eine Übersicht der verschiedenen Erscheinungsformen und den Verlauf von Demenzen. Die Demenz vom Alzheimer-Typ und die vaskuläre Demenz werden explizit behandelt. Abschluss des Kapitels sind Diagnostik und Therapie. Im darauffolgenden Kapitel werden Wohngruppen für demente ältere Menschen mitPrinzipien und unterschiedlichen Typen vorgestellt. Segregation versus Integration wird dargelegt. Weiterhin werden die Tagesstruktur und Arbeitsabläufe in der Wohngruppe sowie Personaleinsatz in der Pflege und Betreuung dementer Menschen gezeigt. Hinzu kommen Wohnstruktur und Architektur. Zudem werden rechtliche Rahmenbedingungen dargestellt. Das Recht hinsichtlich Demenz, Heimrecht und Sozialrecht wird ausführlich erläutert. Am Ende des Kapitels werden unterschiedliche Finanzierungsoptionen geschildert. Im Kapitel Betreuungskonzepte werden drei unterschiedliche Ansätze vorgestellt. Im weiteren wird der Umgang mit Dementen behandelt, um in Unterkapiteln das jeweilige Erleben aus Sicht der Betroffenen, der Angehörigen und der professionellen Pflegekräfte zu erläutern. An den Schluss meiner Arbeit habe ich zwei unterschiedliche Beispiele realisierter Konzepte für Wohngruppen gestellt. Der Anhang behandelt die demographische Entwicklung Deutschlands um die Dringlichkeit dieses Themas zu verdeutlichen. Eine kurze Bemerkung zur Sprachregelung: Männliche grammatikalische Geschlechtsformen stehen im Sinne einer sprachlichen Vereinfachung für einen geschlechtsneutralen Gebrauch, obwohl ich mir der Problematik dieser Vereinfachung bewusst bin - auch in Hinblick auf den höheren Anteil von Frauen in der Gruppe der älteren Menschen.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung06 2.Was ist Demenz?09 2.1Epidemiologie der Demenz10 2.1.1Prävalenz von Demenzen10 2.1.2Inzidenz der Demenz13 2.1.3Demenzrisiko14 2.2Übersicht der verschiedenen Erscheinungsformen der Demenz14 2.3Verlauf von Demenzen16 2.4Demenz vom Alzheimer-Typ19 2.4.1Prävalenz der Alzheimer-Demenz20 2.4.2Risikofaktoren der Alzheimer-Demenz20 2.4.3Laborbefunde der Alzheimer-Demenz21 2.5Vaskuläre Demenz21 2.5.1Prävalenz der vaskulären Demenz22 2.5.2Risikofaktoren der vaskulären Demenz22 2.5.3Laborbefunde der vaskulären Demenz22 2.6Diagnostik23 2.7Therapie24 2.7.1Nicht-pharmakologische Interventionen25 2.7.2Medikamentöse Therapie28 3.Wohngruppen für demente ältere Menschen32 3.1Prinzipien von Wohngruppen34 3.2Typen von Wohngruppen36 3.3Segregation versus Integration40 3.4Tagesstruktur und Arbeitsabläufe in der Wohngruppe44 3.5Personaleinsatz in der Pflege und Betreuung dementer Menschen46 3.6Die Wohnstruktur von Wohngruppen49 3.7Demenzgerechte Architektur54 3.8Rechtliche Rahmenbedingungen von Wohngruppen für demente ältere Menschen57 3.8.1Recht und Demenz57 3.8.2Wohngruppen und Heimrecht62 3.8.3Wohngruppen und Sozialrecht65 3.9Finanzierungsoptionen für ein Wohngruppenprojekt69 4.Betreuungskonzepte74 4.1Realitätsorientierungstraining74 4.2Validation76 4.3Milieutherapie79 4.4Umgang mit dementen Menschen84 4.4.1Erleben aus Sicht der Betroffenen86 4.4.2Erleben aus Sicht der Angehörigen90 4.4.3Erleben aus Sicht der professionellen Pflegekräfte97 5.Praxisbeispiele für betreute Wohngruppen101 5.1Stationär betreute Wohngruppe am Beispiel des Gradmann Haus101 5.1.1Leitgedanken101 5.1.2Rahmenbedingungen102 5.1.3Ausstattung104 5.1.4Zielsetzung108 5.1.5Leben und Aktivitäten in der Gemeinschaft112 5.1.6Personalkonzept114 5.1.7Angebote im Gradmann Haus115 5.1.8Angehörige in der Einrichtung118 5.1.9Kosten und Finanzierung120 5.1.10Aufnahmekriterien121 5.2Ambulant betreute Wohngruppe am Beispiel Berlin- Tiergarten125 5.2.1Leitgedanken125 5.2.2Rahmenbedingungen125 5.2.3Ausstattung127 5.2.4Zielsetzung128 5.2.5Leben und Aktivitäten in der Gemeinschaft129 5.2.6Angehörige in der Wohngruppe130 5.2.7Personalkonzept130 5.2.8Kosten und Finanzierung131 5.2.9Planung der Wohngruppe134 6.Diskussion136 7.Schlussbemerkungen139 8.Anhang Demographische Entwicklung141 9.Literaturverzeichnis148Textprobe:Textprobe: Kapitel 5.2, Ambulant betreute Wohngruppe am Beispiel Berlin-Tiergarten: Die ambulant betreute Wohngruppe für demenziell erkrankte ältere Menschen in Berlin-Tiergarten ist eine von mittlerweile über 80 Berliner Wohngruppen. Klaus Pawletko, der 1. Vorsitzende des Vereins 'Freunde alter Menschen', entwarf 1995 das Modell 'Wohngemeinschaft für Demenzkranke'. Im Februar 1996 zogen sechs demente ältere Frauen in die erste Wohngruppe ein. 5.2.1, Leitgedanken: Die Selbstständigkeit und Selbstbestimmung dementer älterer Menschen in der Wohngruppe soll vor allem durch Alltagsorientierung erhalten bleiben. Die räumliche und personelle Atmosphäre soll ihnen Orientierung gewährleisten. Durch die Betreuung in einer kleinen Gruppe können die älteren Menschen annährend ihr gewohntes Leben weiter fortsetzen. Gewohntes und Alltägliches, wie bekannte Einrichtungsgegenstände und Tätigkeiten, bieten den demenzkranken Bewohnern Halt und Sicherheit. Unruhezustände sollen durch Vertrautes gemildert werden. Die Vertrautheit wird in der Wohngruppe durch ein bekanntes Wohnumfeld erweitert, da die Bewohner zuvor schon in dem Stadtviertel wohnten. Die Wohngruppe besitzt insgesamt einen sehr häuslichen Charakter. Das Versorgungsangebot wird von ambulanten Pflegediensten erbracht. Das Konzept möchte den pflegenden Angehörigen eine Alternative bieten, die Pflege abzugeben und die demenziell Erkrankten dennoch in einer häuslichen Umgebung versorgt zu wissen. 5.2.2, Rahmenbedingungen: Die Wohngruppe Berlin-Tiergarten ist integriert in ein normales Wohngebiet. Der Tagesablauf wird bei entsprechender Wohnraumanpassung wie in einem Privathaushalt gehalten. Die Bewohner beteiligen sich an allen relevanten Haushaltstätigkeiten. Die ambulant betreute Wohngruppe als eigener Haushalt ist keine Einrichtung im Sinne des Heimgesetzes und hat entsprechend auch keinen Betreiber. Der ältere Mensch ist Mieter einer Wohnung und hat damit einen eigenen Haushalt. Der beteiligte Pflegedienst hat keinen Einfluss auf die Vermietung. Seine Rolle bleibt die des Auftragnehmers und Pflegedienstleisters. Es gibt keinen Betreuungsvertrag, der mit dem Mietvertrag gekoppelt ist. Die Finanzierung geschieht analog gängiger sozialrechtlicher Regelungen der ambulanten Betreuung. Die Krankenkassen sind als Kostenträger von behandlungspflegerischen Maßnahmen beteiligt. Der Bewohner erhält in Hinsicht auf Gestaltung der Personalauswahl, der Pflegeabläufe und des Alltags eine deutliche Stärkung verglichen mit dem normalen Heimbewohner. Die Planung und Realisierung der Wohngruppe Berlin-Tiergarten wurde in Kooperation mit ambulanten Diensten, Ärzten, Juristen, Verwaltungsmitarbeitern, der Alzheimer Gesellschaft und dem Verein 'Freunde alter Menschen' durchgeführt. Die Bewältigung der vielfältigen organisatorischen Rahmenbedingungen war nicht einfach. Geeigneter Wohnraum musste erst gefunden werden. Große Wohnungen oder Häuser, die den Ansprüchen für eine kollektive Pflegeform genügen, sind selten. Ein Vermieter musste ermittelt werden, der mehrere Mietverträge für eine Wohnung akzeptiert. Die Suche nach einem kooperativen Vermieter scheiterte und so trat schließlich der Verein 'Freunde alter Menschen' als Generalvermieter ein. Ein Kundenkollektiv bzw. Bewohner und Angehörige oder gesetzliche Betreuer müssen initiiert werden, die sich über die gemeinschaftliche Nutzung einer Wohnung oder eines Hauses verständigen. Ein Pflegeanbieter, der fachlich und organisatorisch in der Lage ist, die Wohngruppe zu versorgen, muss gefunden werden. Diese Punkte stellen Leistungen dar, die durch das Engagement der privaten Organisatoren der ambulanten Wohngruppe gelöst werden müssen. Der individuelle Pflegebedarf der einzelnen Bewohner und eine entsprechende Klärung der Ansprüche mit den unterschiedlichen Kostenträgern muss festgestellt werden. Diese Angelegenheiten werden von Sozialarbeitern und Pflegedienstleitungen der beteiligten Pflegedienste übernommen. Auf der Grundlage der Gesamteinnahmen der Bewohner muss der Pflegeeinsatz organisiert werden. Das Projekts muss durch regelmäßige Angehörigen-/Betreuertreffs und Reflexionen mit Mitarbeitern des Pflegedienstes kontinuierlich begleitet werden. Die Organisation einer ambulant betreuten Wohngruppe bedeutet einen hohen Aufwand. 5.2.4, Zielsetzung: Die Wohngruppe ist für demenziell erkrankte ältere Menschen konzipiert, die in Tiergarten wohnen. Das Ziel ist, ihnen ihr Leben so selbstständig wie möglich in einer familiären Atmosphäre zu gestalten. Wichtig ist, die Kompetenzen der Bewohner zu beleben und ihnen somit die Gelegenheit zu bieten, sich an der Gestaltung des täglichen Lebens abhängig von ihren Interessen und Bedürfnissen zu beteiligen. Die Aufgabe der Pflegenden ist, die älteren Menschen täglich zu vielfältigen Aktivitäten im Alltag anzuregen. Die Alltagsgestaltung ist dabei orientiert an Bedürfnissen und Bekanntem wie eigene Möbel, Erinnerungsstücke, Musik und Gerüche und anderem mehr. Vertrautes schafft Halt und Sicherheit in der immer größer werdenden Desorientierung der Einzelnen. Die Behandlung mit Psychopharmaka soll durch eine angenehm überschaubare Atmosphäre vermieden oder reduziert werden. Der Mieterstatus und die Versorgung durch ambulante Pflegedienste soll den Bewohnern bzw. deren Angehörigen und Betreuern ein hohes Maß an Freiheit und Rechten bieten. Die Bewohner können bis zu ihrem Lebensende in der Wohngruppe leben und gegebenenfalls nach einem Krankenhausaufenthalt wieder in ihr gewohntes Umfeld zurück kehren. Somit ist die Finalpflege Bestandteil des Betreuungsangebotes der ambulanten Pflegedienste. Die Bewohner können in einer ihnen vertraut gewordenen Umgebung im Sterbeprozess begleitet werden.
Aus der Einleitung: 'Ich fühle mich unglücklich und bin unzufrieden, weil ich zu wenig Zeit für meine Familie habe. Täglich stehe ich morgens bis abends unter Dauerdruck durch die Doppelbelastung Familie und Beruf.Ich habe keine Zeit für mich selbst und reagiere teilweise aggressiv auf meinen Sohn und meinen Mann'. (Mutter eines 4-jährigen Kindes, verheiratet, 35 Jahre alt, berufstätig im Außendienst 40 Stunden/Woche). Dieses Zitat spiegelt Aussagen von vielen anderen Müttern wider, die heute unter ungünstigen und belastenden sozialen Bedingungen leiden. Sie bewältigen die verschiedensten Anforderungen des Alltags, die mit Kindern, Ehe, Beruf, Haushalt oder häufig auch der Pflege und Versorgung kranker Angehöriger verbunden sind. Diese Mehrfachbelastungen führen oft zur Gefährdung oder Störung der eigenen Gesundheit und viele Mütter leiden unter Erschöpfung, körperlichen Beschwerden und/oder anderen psychischen Belastungen. Aber zu sinnvollen, möglichen Behandlungsmaßnahmen wird ihnen der Zugang erschwert oder nicht ermöglicht. Diese Erfahrungen, die während eines praktischen Semesters im Rahmen des Studiums in einer Mutter-Kind-Klinik gewonnen wurden, stellen den Hintergrund der Themenwahl für diese Diplomarbeit dar. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema liegt, nach den Recherchen der Autorin, in Deutschland weniger vor. Mit dieser Arbeit soll demzufolge versucht werden, eine höhere, notwendige Präsenz dieses Themas in der Gesellschaft hervorzurufen und die gesundheitlichen Beschwerden und Belastungen und die damit verbundene Notwendigkeit an Hilfsangeboten für Mütter zu verdeutlichen. Daher erfolgt die Bearbeitung des Themas unter folgenden Fragestellungen: Unter welchen sozialen und gesundheitlichen Belastungen leiden Mütter in unserer Gesellschaft? Was ist eine Mutter-Kind-Kur? Stellt sie eine adäquate Behandlungsmöglichkeit für erschöpfte Mütter dar? Welche Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen hat die Soziale Arbeit in diesem Arbeitsfeld? Methodik: Die vorliegende Arbeit stützt sich auf die statistischen Daten, die durch eine quantitative Befragung in einer Mutter-Kind-Klinik erhoben wurden. Der Bitte des Ausfüllens dieses Fragebogens kamen 126 Mütter nach, während sie in der Zeit vom 04. Februar bis 08. April 2009 an einer Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme nach §§ 24, 41 SGB V in der Mutter-Kind-Klinik der AWO Sano gGmbH Rerik des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern teilnahmen. Untersucht wurden dabei die körperlichen Beschwerden und Belastungen der Mütter sowie ihre Vorstellungen und Ziele für eine Behandlungsmaßnahme. Berücksichtigt werden in der Diplomarbeit schwerpunktmäßig die Belastungen der Mütter, die Patientinnen in der Mutter-Kind-Klinik Rerik waren. Somit stellt die Literaturanalyse die Untersuchungsmethode der Diplomarbeit dar und eine Resonanz aus der Praxis erfolgt durch die quantitative Forschung. Aufbau der Arbeit: Die Gliederung der vorliegenden Ausarbeitung umfasst theoretische Bezüge und einen praktischen Teil und ist thematisch und in logischer Folge angeordnet. Zur Beantwortung der Fragestellungen und zur Erreichung des Ziels der Arbeit wird im ersten Teil die soziale Lage der Mütter aufgezeigt. Zum besseren Verständnis werden zunächst die historische Ausgangslage der Mütter und ihre weitere Rollenentwicklung dargestellt, um dann kurz die aktuellen gesellschaftlichen Umstände, denen Frauen in Deutschland ausgesetzt sind, zu betrachten. Anschließend werden ihre damit verbundene Entwicklung bezüglich der Erwerbstätigkeit und ihre Position im Strukturwandel der Familie herausgearbeitet. Im zweiten Teil des Kapitels erfolgt die Darlegung der gesundheitlichen Situation der Mütter, wobei zunächst die Lebensphase, in der Frauen zu Müttern werden, eingeordnet wird und geschlechtsspezifische Unterschiede im gesundheitlichen Zustand gesucht werden. Anschließend wird im Speziellen die psychische Gesundheit von Frauen aufgegriffen und auf ihre Zusammenhänge mit den sozialen Umständen überprüft. Im zweiten Teil erfolgt die Präsentation der empirischen Erhebung, die mittels eines Fragebogens mit Müttern in einer Mutter-Kind-Klinik durchgeführt wurde. Sie soll die physischen und psychischen Beschwerden und Belastungen der Mütter ermitteln und Aufklärung über Ziele und Wünsche, die Mütter für eine Behandlungsmaßnahme verfolgen, bringen. Somit kann auch der Vergleich mit den theoretischen Angaben des ersten Teils der Arbeit stattfinden. Der dritte Teil der Abhandlung beschäftigt sich theoretisch mit der Erschöpfung und dem Erschöpfungssyndrom als Krankheitsbild, unter denen viele Frauen, erfahrungsgemäß und laut der Erhebungsergebnisse, leiden. Es wird untersucht, ob die Erschöpfungszustände im Zusammenhang mit den Rollenkonflikten der Mütter stehen. Der vierte Theorieteil der Arbeit beinhaltet eine kurze Darstellung von kurativen Behandlungsmöglichkeiten für Mütter im Vorsorge- und Rehabilitationsbereich des Gesundheitssystems und leitet auf das nächste Kapitel über. Im fünften Teil erfolgt die Vorstellung der Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen nach §§ 24, 41 des SGB V, die so genannte Mutter-Kind-Kur. Neben der Ausführung des Anliegens oder Ziels, den Rahmenbedingungen und Angeboten einer Mutter-Kind-Kur erfolgt u. a. auch die Betrachtung der Gesetzesänderungen die die Maßnahme betreffen und die Vor- und Nachteile der stationären Maßnahme für Mütter und Kinder. Die Effektivität und Effizienz sowie die Problematik mit dem Bewilligungsverhalten der Krankenkassen und die Betonung der Notwendigkeit dieser Behandlungsmaßnahme für Mütter werden ebenfalls in diesem Kapitel betrachtet. Im letzten Kapitel wird die Soziale Arbeit mit ihren Aufgaben in einer Mutter-Kind-Klinik aufgezeigt, einschließlich der Möglichkeiten und Grenzen des sozialpädagogischen/sozialarbeiterischen Handelns. Nach der Darstellung des Fazits der Arbeit wird der Ausblick genutzt, um einen Vorschlag zur Erreichung langfristiger Effektivität von Mutter-Kind-Kuren und somit der Verbesserung der Lebensumstände für Mütter, zu erwähnen. Zum besseren Verständnis wurde für die Erstellung der Arbeit festgelegt, dass für die Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen, die nach §§ 24 und 41 SGB V ebenso für Väter (Mutter-/Vater-Kind-Kur, Mütter-Väter-Kuren) gelten, aufgrund der ausschließlichen Betrachtung der weiblichen Lage, diese nicht weiter aufgeführt oder erwähnt werden. Somit wird ausschließlich die Rede von Mütter- oder Mutter-Kind-Kuren die Rede sein. Allgemein wird immer nur von Müttern und Frauen gesprochen und deren Lebensumstände in dieser Arbeit betrachtet. Ebenso wird für die Berufsbezeichnung von Sozialpädagogen und Sozialarbeitern, die im Feld der Sozialen Arbeit ihrer beruflichen Ausübung nachkommen, zur übersichtlicheren Gestaltung der Arbeit 'nur' die Bezeichnung 'Sozialarbeiter' gebraucht und auf die weibliche Form verzichtet.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: AbkürzungsverzeichnisIV AbbildungsverzeichnisVI TabellenverzeichnisVI 1.Einleitung1 1.1Relevanz des Themas1 1.2Methodik2 1.3Aufbau der Arbeit3 2.Zur Lage von Müttern in unserer Gesellschaft5 2.1Soziale Aspekte6 2.1.1Ausgangslage: die Entwicklung des Frauenbildes6 2.1.2Gegenwärtige gesellschaftliche Umstände von Frauen8 2.1.3Frauen und Erwerbstätigkeit10 2.1.4Frauen und die Familie13 2.1.5Resultierende Belastungen von Frauen15 2.2Gesundheitliche Aspekte17 2.2.1Unterschiede zum Gesundheitszustand von Männern20 2.2.2Psychische Gesundheit von Frauen23 3.Schriftliche Klientenbefragung25 3.1Fragestellung der Untersuchung25 3.2Methodisches Vorgehen25 3.2.1Die Befragung27 3.2.2Die schriftliche Form28 3.2.3Der Fragebogen29 3.3Auswahl der an der Umfrage beteiligten Einrichtung31 3.4Beteiligung und Rücklauf32 3.5Zur Auswertung34 3.6Darstellung und Interpretation der Ergebnisse34 3.6.1Soziodemographische Merkmale der Mütter34 3.6.2Beschwerden, Belastungen und Kurziele der Mütter42 3.7Zusammenfassung der Klientenbefragung47 4.Erschöpfungssyndrom bei Müttern50 4.1Begriffsklärung50 4.2Definitionsversuche51 4.3Symptomatik54 4.4Behandlung56 5.Überblick kurativer Behandlungsmöglichkeiten57 6.Die Mutter-Kind-Kur61 6.1Anliegen61 6.2Begriffsklärung64 6.3Rahmenbedingungen65 6.3.1Gesetzliche Grundlagen65 6.3.2Wichtige Gesetzesänderungen67 6.3.3Finanzierung68 6.3.4Indikationen70 6.3.5Die Beantragung71 6.4Angebote71 6.5Effektivität und Effizienz73 6.6Vor- und Nachteile der Maßnahme75 6.7Das Bewilligungsverhaltens der Krankenkassen77 6.8Betonung der Notwendigkeit von Hilfen für Mütter80 7.Soziale Arbeit in Mutter-Kind-Kliniken83 7.1Definition Soziale Arbeit83 7.2Arbeitsfelder und Aufgaben84 7.3Methoden86 7.4Soziale Arbeit und Gesundheit88 7.5Der Psychosoziale Dienst einer Mutter-Kind-Klinik90 7.6Möglichkeiten und Grenzen der Sozialen Arbeit97 8.Fazit101 9.Ausblick108 QuellenverzeichnisVIII AnhangXXITextprobe:Textprobe: Kapitel 5, Überblick kurativer Behandlungsmöglichkeiten: Für Mütter können Behandlungen je nach Erkrankung oder Beschwerden z.B. in einer Kur erbracht werden. Dazu einige Erläuterungen. Es ist möglich eine ambulante Vorsorgeleistung, also ein persönliches Gesundheitsprogramm, in einem selbst gewählten anerkannten Kurort durchzuführen mit z.B. Bädern und Massagen. Die Unterkunft und der Aufenthalt werden also selbst organisiert. Sie kann angezeigt sein beim Existieren bewiesener Risikofaktoren, wenn diese durch die Maßnahme beseitigt oder beeinflusst oder dem Patienten die Bewältigung dieser Faktoren erleichtert werden können (wie z.B. bei Übergewicht, Bluthochdruck, Neigung zu somatischen Erkrankungen, immer wiederkehrenden Schmerzzuständen des Stütz- und Bewegungsapparates). Ebenso gilt die Maßnahme als geeignet wenn eine Erkrankung bereits aufgekommen ist und deren Folgen (Fähigkeitsstörungen, Beeinträchtigungen) dadurch beseitigt oder gemindert werden können. Die Krankenkasse übernimmt nach Verordnung durch den Arzt die Kosten für die badeärztliche Behandlung und 90% für die Kurmittel. Für Unterkunft, Verpflegung, Kurtaxe usw. muss ein Eigenanteil des Patienten geleistet werden. Reichen ambulante Maßnahmen nicht aus, kann die Krankenkasse stationäre Vorsorgemaßnahmen bewilligen. Diese umfassen die stationäre Behandlung mit Unterkunft und Verpflegung in einer Vorsorgeeinrichtung. Die Kompaktkur gehört zu den Vorsorgeleistungen der Krankenversicherung und ist eine besondere Art der ambulanten Kur, bei der mehrere therapeutische Bereiche eng zusammen arbeiten und unter ärztlicher Verantwortung koordiniert werden. Je nach Krankenkasse werden die Kosten für Unterkunft und Verpflegung bezuschusst. Die medizinische Rehabilitation, die durchgeführt werden kann, ist ein Teilbereich der Rehabilitation. Die Rehabilitation ist ein sehr großer und umfassender Bereich, für den alle Versicherungsträger zuständig sein können und der der Wiederherstellung der Gesundheit, (Wieder-) Eingliederung ins Arbeitsleben oder der Verhinderung der Verschlechterung des Gesundheitszustands dient. Die medizinische Rehabilitation umfasst Maßnahmen, die auf die Erhaltung oder Besserung des Gesundheitszustands ausgerichtet sind und vorwiegend die Durchführung medizinischer Leistungen erfordern. Zur medizinischen Rehabilitation zählen: Anschlussheilbehandlung nach Krankenhausaufenthalt, Kinderheilbehandlung, Onkologische Nachsorgeleistungen, Frühförderung behinderter Kinder und von Behinderung bedrohter Kinder, Sozialpädiatrische nichtärztliche Leistungen, Sozialmedizinische Nachsorge für Kinder bis 14 Jahre, Entwöhnungsbehandlung für Suchtkranke, Stufenweise Wiedereingliederung, Geriatrische Rehabilitation für ältere Menschen, und eben die für diese Arbeit themenrelevante Medizinische Rehabilitation für Mütter und Väter. Bei der medizinischen Rehabilitationsmaßnahme kann man wieder zwischen ambulanten und stationären Maßnahmen unterscheiden. Unter bestimmten Voraussetzungen trägt der Rentenversicherungsträger nach §§ 10,11 SGB VI die Kosten für eine medizinische Rehabilitation. Persönliche Voraussetzungen sind beispielsweise, dass die Erwerbsfähigkeit wegen Krankheit oder körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderung erheblich gefährdet oder gemindert ist und voraussichtlich eine Minderung der Erwerbsfähigkeit abgewendet oder die Erwerbsfähigkeit gebessert oder wiederhergestellt werden kann. Speziell für Mütter gibt es Mütter- oder Müttergenesungskuren. Gerade bei Müttern können Maßnahmen zur Vorsorge und Genesung hilfreich sein, weil sie oft starken Belastungen im Alltag ausgesetzt sind. Diese Maßnahme hilft nicht nur Krankheiten zu kurieren, sondern auch Gefährdungen zu vermeiden. Die Kosten trägt die Krankenkasse und es muss eine eigene Zuzahlung von 10 Euro pro Tag geleistet werden. Für Mütter, die minderjährige und/oder behinderte Kinder versorgen, ist die Durchführung einer speziellen Form der Kur, einer Mutter-Kind-Kur, empfehlenswert. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten und die Mutter muss 10 Euro pro Tag dazuzahlen. Collatz, Fischer und Thies-Zajonc unterscheiden Mütterkuren von Mutter-Kind-Kuren und erläutern, Mutter-Kind-Kuren bieten Unterbringungsmöglichkeiten, Beschäftigungs- und Betreuungsangebote für einen gemeinsamen Kuraufenthalt von Mutter und Kind(ern), während bei Müttergenesungskuren nur die Mütter und nicht die Kinder an der Kur teilnehmen. Außerdem grenzen sie die Vorsorge- und Rehabilitationskuren für Mütter (und Kinder) deutlich von Rehabilitationskuren ab, die eher auf spezifischere physische oder psychische Leiden im Endstadium zielen. Die Mütterkuren oder Mutter-Kind-Kuren sind auf allgemeine Leidensformen ausgerichtet und behandeln deren soziale, psychische und physische Ursachen. Grundsätzlich gilt für die vorgestellten Maßnahmen: 'ambulant vor stationär' (§§ 23 Abs. 4, 40 Abs. 2 SGB V), was bedeutet, dass stationäre Leistungen erst erbracht werden, wenn ambulante Maßnahmen nicht ausreichen. Eine Ausnahme bilden dabei die Vorsorgeleistungen und Vorsorgekuren für Mütter und Väter sowie die medizinische Rehabilitation für Mütter und Väter, für die dieser Grundsatz nicht gilt. Die Mutter-Kind-Kuren soll nun näher betrachtet werden und es soll dabei überprüft werden, ob sie eine geeignete Maßnahme für die 'erschöpften Mütter unserer Gesellschaft' darstellen.
Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen des Forschungsprojekts "Integrierte Analyse von mobilen, organischen Fremdstoffen in Fließgewässern" (INTAFERE) am Institut für Physische Geographie an der Goethe-Universität Frankfurt erstellt. In INTAFERE wurde das Gefährdungspotenzial von mobilen, organischen Fremdstoffen (MOF) für aquatische Ökosysteme und die natürlichen Wasserressourcen in integrierter und partizipativer Art und Weise untersucht. MOF sind chemische Substanzen, die in Alltagsprodukten enthalten sind und durch unterschiedliche Eintragsfade in unbekannten Mengen in Oberflächengewässer eingetragen werden. Problematisch sind aus Umweltgesichtspunkten ihre Eigenschaften: sie besitzen im Wasser eine hohe Mobilität und sind schwer abbaubar. Dies führt zu einer Persistenz über lange Zeiträume. Für einige dieser Substanzen wurde zudem gezeigt, dass sie in sehr geringen Konzentrationen biologisch aktiv sind und für aquatische Ökosysteme eine Gefahr darstellen. In INTAFERE wurden drei zentrale Ziele verfolgt: Charakterisierung des Problemfeldes MOF, Erzeugung von praxisrelevantem Wissen für das Management von MOF und Entwicklung einer Softwareanwendung, die gesellschaftliche Aushandlungsprozesse durch eine transparente Darstellung der Wirkungszusammenhänge im Problemfeld unterstützt. Um einen Beitrag für die Erfüllung der Ziele zu leisten, war es die Aufgabe der Verfasserin, eine Akteursanalyse und -modellierung durchzuführen sowie Zukunftsszenarien im Bereich der MOF zu entwickeln. Dafür existierte keine adäquate Methodik, daher verfolgt die Dissertation zum einen die Entwicklung einer Methodik und zum anderen deren Anwendung im Kontext des Projektes INTAFERE. Da im Forschungsprozess die Durchführung von Analysen, die wissenschaftliche und gesellschaftliche Sichtweise der Problematik sowie die Erarbeitung von praktischen Lösungen im Mittelpunkt standen, wurde eine transdisziplinäre Herangehensweise gewählt. Ziel war es, eine Methodik zu entwerfen, die sowohl eine Entwicklung von Szenarien als auch eine Modellierung von Handlungsentscheidungen umfasst. Eine Modellierung und Visualisierung von Handlungsentscheidungen ist notwendig, um Strategien für ein Umweltproblem für verschiedene Szenarien zu ermitteln, und damit einen Lernprozess der Stakeholder zu initiieren. Dies wurde mit der transdisziplinären Methode "Akteursbasierte Modellierung" umgesetzt. Hierbei wurden insbesondere Aspekte der Problemwahrnehmung von Akteuren und deren Darstellung, der partizipativen Szenarienentwicklung sowie der semi-quantitativen Modellierung von Handlungsentscheidungen berücksichtigt. Die Verfasserin hat mit der semi-quantitativen akteursbasierten Modellierung eine Methode erarbeitet und getestet, die bisher unverbundene Komponenten (wie die Software Dynamic Actor Network Analysis (DANA) und die Szenarienentwicklung) zusammenführt. Um Handlungsentscheidungen unter verschiedenen Szenarien zu modellieren hat die Autorin eine sequentielle Modellierung entwickelt, die mit der Software DANA durchgeführt werden kann. Die dafür notwendige Weiterentwicklung von DANA wurde von Dr. Pieter Bots (TU Delft) umgesetzt. Die akteursbasierte Modellierung läuft in drei methodischen Schritten ab: 1. Modellierung von Akteurs-Sichtweisen in Form von Wahrnehmungsgraphen und deren Analyse, aufbauend auf Ergebnissen von qualitativen, leitfaden-gestützten Expertengesprächen (= Akteursmodellierung), 2. partizipative Szenarienentwicklung mit den Akteuren und 3. Zusammenführung der Ergebnisse der Akteursmodellierung und der Szenarienentwicklung und darauf aufbauend eine sequentielle Modellierung von Handlungsentscheidungen und deren Auswirkungen auf Schlüsselfaktoren. Im Zuge der Anwendung auf das Problemfeld der MOF wurde für folgende Akteure jeweils ein Wahrnehmungsgraph modelliert: Obere Wasserbehörde, Umweltbundesamt, Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen, Wasserversorger sowie für die Hersteller von verschiedenen MOF, weiterhin für die European Flame Retardants Association und die Weiterverarbeitende Industrie. Das Ergebnis der Szenarienentwicklung waren vier Szenarien: ein Gesundheitsszenario, unter der Annahme von hohen lokalen Umweltstandards durch nachhaltigkeitsorientierte KonsumentInnen, ein Umweltszenario, in dem eine starke Regulierung und nachhaltigkeitsorientierter Konsum Hand in Hand gehen, ein Globalisierungsszenario, in dem Wirtschaftsmacht und preisbewusste KonsumentInnen statt staatliche Regulierung vorherrschen und ein Technikszenario, unter der Annahme, dass Kläranlagen, bedingt durch eine starke Regulierung, aufgerüstet werden. Bei der Modellierung von Handlungsentscheidungen wurden die Wahrnehmungsgraphen und die vier Szenarien miteinander verknüpft. Pro Substanz wurde ein Modell entwickelt, welches die wichtigsten Systemkomponenten in einer angemessenen Komplexität umfasst und die von den Akteuren gemeinsam getragene Einschätzung der Wirkungsbeziehungen darstellt. Insgesamt wurden 16 Modelle entwickelt. Basierend auf den simulierten Akteurshandlungen wurden relativen Veränderungen der Schlüsselfaktoren Produktion, Import und Leistungsfähigkeit der Kläranlagen für die vier genannten Szenarien berechnet. In Zusammenarbeit mit Pieter Bots konnten algorithmische Beiträge zur Analyse- und Modellierungssoftware DANA getestet und verbessert werden. Da keine vollständige und zugleich leicht verständliche Einführung zu DANA vorlag, wurde für Nutzer im Rahmen dieser Dissertation eine Anleitung verfasst, die die Modellierung von Wahrnehmungsgraphen und deren Analyse sowie alle Schritte der akteursbasierten Modellierung mit DANA erläutert. ; This dissertation is based on the research project "Integrated analysis of mobile organic xenobiotics in rivers" (INTAFERE) at the Goethe-University Frankfurt, Institute of Physical Geography. In INTAFERE, the potential risk of mobile organic xenobiotics (MOX) for aquatic ecosystems and natural water resources was investigated in an integrated and participative manner. MOX are chemical substances, contained in everyday products, which enter the surface water in unknown quantities through several pathways. From an environmental point of view, their characteristic features are problematic: They have a high mobility in water and are not easily degradable. This causes persistence over long periods. For some of these substances it has been scientifically proven that they are biologically active in small concentrations and pose a threat to aquatic ecosystems. During the INTAFERE project, three goals were pursued: The characterization of MOX as a problem domain, the generating of practice-orientated knowledge for the management of MOX and the development of a software that supported social processes of negotiation by a transparent depiction of the interdependencies within this problem domain. In order to contribute to the accomplishment of the goals, it was the task of the author to perform an actor analysis as well as an actor modelling and develop future scenarios for the field of MOX. There were no adequate methods available; therefore, this dissertation deals with the development of a methodology and its application within the context of the INTAFERE project. Since the focus during the research process was mainly on the implementation of analyses, the scientific and social perception of the problem and the development of practical solutions, a transdisciplinary approach was chosen. The aim was to design a methodology, which comprises the development of scenarios as well as a modelling of decisions for acting. Modelling and visualization of decisions for acting is necessary in order to identify strategies for an environmental problem in different scenarios of the future, and thus initiate a learning process of the stakeholders. To achieve this, the transdisciplinary method "actor-based modelling" was developed and implemented. In this context, the problem perceptions of the actors and their visualization, the participatory development of scenarios and the semi-quantitative modelling of actions were considered. With semi-quantitative actor-based modelling, the author has developed and tested a method that combines components, which were unrelated until then, namely the software Dynamic Actor Network Analysis (DANA) and the development of scenarios. In order to model actions in various scenarios, the author has developed a sequential modelling that is carried out by DANA. The necessary software implementation within DANA was done by Dr. Pieter Bots (TU Delft). The actor-based modelling proceeds in three methodical steps: 1. the modelling of the actors' point of view with the help of perception graphs and their analysis, based on the outcomes of qualitative guided expert interviews (= actor modelling), 2. the development of scenarios with the actors and 3. the merging of the outcomes of the actor modelling and of scenario development, with a sequential modelling of actions and the impact of these actions on key factors. In the cause of the application to the problem domain MOX, one perception graph was developed for each of the following actors: water authority, Federal Environment Agency, non-governmental organisations, water supplier, producers of various MOF, European Flame Retardants Association and processing industry. The results of the scenario development were four different scenarios: A health-oriented scenario based on the assumption of high local environmental standards due to consumers who are focused on sustainability; an environmentally-oriented scenario that combines a strong regulation and an attitude of sustainability towards consumption; a globalization scenario, in which economic power and price-conscious consumers dominate instead of government control; and a technology-oriented scenario where waste water treatment is a means of regulating MOX. During the modelling, the decisions for actions and the graphs of perception as well as the four scenarios were intertwined. For each substance one model was developed, which comprises the most important components of the system in an appropriate complexity as well as the actors' shared perception of the causal relationships. Alltogether, 16 models were developed. Based on the simulated actions, relative changes of the key factors production, import and efficiency of sewage disposal facilities in all four scenarios were calculated. In collaboration with Pieter Bots, algorithmic contributions to the analysing and modelling software DANA were tested and improved. Since there was no complete and coherent introduction to DANA, a user guideline that explains the modelling of perception graphs and their analysis as well as all steps of actor-based modelling was drafted within the framework of this thesis.
Inhaltsangabe:Einleitung: Problemstellung und Zielsetzung: Mit der zunehmenden Internationalisierung des Wirtschaftslebens ist die Zahl der deutsch-russischen Geschäftskontakte rasch gestiegen. Doch mit der steigenden Effizienz stieg auch das Konfliktpotenzial, das mögliche Wettbewerbsvorteile vernichtet. Nach der Auflösung des Ostblocks und bei dem Versuch der Ost-West-Annäherung wurde die Basis des Ost-West-Gegensatzes nicht mehr wie vorher im Politisch-Wirtschaftlichen gesehen, sondern zunehmend im Kulturellen. Der Eiserne Vorhang und der Kalte Krieg wurden durch eine neue Grenze ersetzt, die den Namen Mauer in den Köpfen bekam. Das brachte die Herausforderung mit sich, die Reibungsverluste in den interkulturellen Verhandlungssituationen zu minimieren. Somit gewann auch das Thema Interkulturelles Lernen stark an Bedeutung. Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen die Missverständnisse, die im Rahmen deutsch-russischer Zusammenarbeit entstanden sind bzw. entstehen können. Beim Entwerfen des theoretischen Rahmens sowie bei der Analyse erhobener Daten wird von der Annahme ausgegangen, dass die Unterschiede in den Werteorientierungen der Interaktionspartner ein hohes Potential für Missverständnisse bergen. Dabei sind die Ursachen für die Missverständnisse nicht die kulturellen Unterschiede an sich, sondern vielmehr die Annahme, dass es diese nicht gibt. Die Forschungsproblematik beinhaltet somit zwei Ebenen: die Ebene der kulturellen Unterschiede, die für die Geschäftsbeziehungen zwischen Deutschen und Russen relevant sind, und die Ebene der daraus resultierenden Missverständnisse. Von daher werden für die theoretische Untermauerung des Forschungsproblems zwei theoretische Gebilde miteinander verknüpft. Das innere Theoriegebilde besteht aus den Theorien über die Werteorientierungen von G. Hofstede, E. T. Hall sowie F. Trompenaars. Den äußeren theoretischen Rahmen bildet die 'Mindful Identity Negotiation' - Theorie von Ting-Toomey. Der Ansatz von Ting-Toomey ermöglicht, die vielfältigen Aspekte der interkulturellen Problematik systematisch zu betrachten, und bildet eine Brücke zwischen den Kulturunterschieden und den daraus resultierenden Missverständnissen. Das gesamte Theoriegebilde dient als Basis für die Entwicklung des hier vorgestellten 'Mindful Identity Negotiation for Business' - Modells, anhand dessen die Analyse der Missverständnisse in den deutsch-russischen Geschäftsbeziehungen vorgenommen werden soll. Untersucht wird lediglich jener Teilaspekt der zugrunde liegenden Theorie, der sich auf die Werteorientierungen bezieht. Anschließend dienen die Untersuchungsergebnisse der Konstruktion zweier Fallstudien, die ein Bestandteil des vorgeschlagenen bikulturellen Trainingskonzepts sind. Struktur dieser Arbeit: Den konzeptionellen Überlegungen von oben folgend, besteht diese Arbeit aus drei Teilen: dem Theorieteil, dem Untersuchungsteil und dem Anwendungsteil. Im Teil I werden zunächst die Schlüsselbegriffe erläutert. Der Abschnitt 3 stellt den theoretischen Rahmen dieser Diplomarbeit vor. Da die Bildung eines kulturspezifischen Kategorienrahmens für die Analyse der Missverständnisse in den deutsch-russischen Geschäftsbeziehungen auf der 'Mindful Identity Negotiation' - Theorie von Ting-Toomey basiert, wird diese zuerst vorgestellt. Im Hinblick auf den Schwerpunkt der Untersuchung werden die Theorien zu den Werteorientierungen detailliert behandelt. Die kulturhistorische Verankerung der forschungsrelevanten Aspekte wird ebenfalls aufgezeigt. Im darauf folgenden Abschnitt wird die 'Mindful Identity Negotiation' - Theorie als neuer Kategorisierungsrahmen für die Analyse der Missverständnisse in den deutsch-russischen Geschäftsinteraktionen vorgestellt. Teil II dieser Arbeit widmet sich der eigentlichen Untersuchung. Im Abschnitt 4 wird das Forschungsdesign vorgestellt. Anschließend werden in den Abschnitten 5 und 6 die Ergebnisse präsentiert und die Untersuchungsmethode kritisch gewürdigt. Die Interpretation der Untersuchungsergebnisse mit abschließender Diskussion befindet sich im Teilabschnitt 7. Der letzte Teil dieser Arbeit besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Abschnitt. Der Theorieteil widmet sich der Konzeption des bikulturellen Trainings. Die im Rahmen der Konstruktion des Trainingsinstruments vorgenommene Validierung ergänzt den praktischen Teil dieser Arbeit. Am Schluss wird das Trainingskonzept (Ablauf) vorgestellt und gewürdigt. Im Schlusswort werden die zentralen Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst und die Implikationen für die weitere Forschung aufgezeigt.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: TabellenverzeichnisI AbbildungsverzeichnisII AnhangsverzeichnisIII AbkürzungsverzeichnisIV 1.Einleitung1 1.1Problemstellung und Zielsetzung1 1.2Struktur dieser Arbeit2 Teil I: Theoretischer Rahmen3 2.Begriffsbestimmung3 2.1Kultur und Interkultur3 2.2Geschäftsbeziehungen als besondere Art der Interaktion5 2.3Interkulturelle Kommunikation und Missverständnisse5 3.Theorien zur interkulturellen Forschung und die relevante Teile der Kulturgeschichte8 3.1'Mindful Identity Negotiation' - Theorie8 3.1.1Begründung der Theorieauswahl und die 'Identity Negotiation' - Perspektive8 3.1.2Modell der interkulturellen Kommunikation nach Ting-Toomey9 3.1.3Theorien zu den Werteorientierungen13 3.1.3.1Dimensionen nach G. Hofstede14 3.1.3.2Zeitorientierung nach E. T. Hall16 3.1.3.3Dimensionierung der Arbeitskulturen nach F. Trompenaars17 3.1.3.4Kritische Würdigung der Dimensionierungskonzepte18 3.2Historische Hintergründe20 3.2.1Kulturerbe Russlands20 3.2.2Kulturerbe Deutschlands22 3.3'Mindful Identity Negotiation for Business' - Modell23 3.3.1Flexibilität vs. Terminierung26 3.3.2Das geschäftsbezogene Rollenverständnis27 Teil II: Untersuchung31 4.Untersuchungsdesign31 4.1Überlegungen zur Auswahl der Forschungsmethode31 4.2Untersuchungsschritte32 4.2.1Auswahl der Stichprobe33 4.2.2Kategoriensystem und Kodierschema 134 4.2.2.1Analyseeinheiten34 4.2.2.2Einschätzungsdimension34 4.2.3Kodierschema 2: Sonderkategorie36 4.2.4Interviewleitfaden37 4.2.5Die Datenerhebung und -erfassung38 4.2.6Datenaufbereitung und Auswertungsschritte39 5.Ergebnisse der Untersuchung40 6.Kritische Würdigung der Untersuchungsmethode42 7.Interpretation und Diskussion der Ergebnisse44 7.1Potenzial für Missverständnisse aufgrund der Unterschiede in den Terminierungs- und Flexibilitätspräferenzen45 7.2Unterschiede im geschäftsbezogenen Rollenverständnis als Quelle der Missverständnisse46 7.3Sonstige Ursachen für die Missverständnisse in den deutsch-russischen Geschäftsbeziehungen: Versuch einer Strukturierung51 7.4Zusammenfassung der Ergebnisse und Zwischenfazit53 Teil III: Interkulturelles Training54 8.Theoretische Vorüberlegungen zu interkulturellen Trainings54 8.1Trainingsziele55 8.2Cultur Assimilator und Critical Incidents56 8.2.1Möglichkeiten und Grenzen der Trainingsmethode56 8.2.2Fallkonstruktion: Methodische Vorgehensweise57 9.Validierungsverfahren58 9.1Vorgehensweise bei der Validierung58 9.2Validierungsergebnisse59 10.Trainingsablauf60 11.Kritische Würdigung des Trainingskonzepts61 12.Schlusswort und Ausblick62 Literaturverzeichnis64 Anhang74Textprobe:Textprobe: Kapitel 3.2, Historische Hintergründe: Die Erklärung der Tiefenstruktur einer Kultur bedarf einer historischen Fundierung. Anhand der historischen Eckdaten und Prozesse wird im Folgenden versucht, die Wurzeln der Werteorientierungen beider Kulturen abzuleiten. Kulturerbe Russlands: Bei der Ausformung der russischen Arbeitskultur haben neben den klimatisch-geografischen Bedingungen das Zarentum, die Ostkirche, das kommunistisch-sozialistische Ideologie- und Wirtschaftssystem sowie der momentan andauernde Transformationsprozess eine entscheidende Rolle gespielt. Seit dem 10. Jahrhundert (mit der Christianisierung) wurde Russland patriarchalisch und absolutistisch regiert. Zuerst der Großfürst und später der Zar verfolgten als Ziel die Unterordnung der Kirche und die Integration aller ethnischen Gruppierungen, um das Regieren des riesigen Landes zu erleichtern. Durch die osmanische Fremdherrschaft (1236-1480) war Russlands Entwicklung von der Europas abgespalten und somit blieb auch der durch das Bürgertum angetriebene gesellschaftliche Progress aus. Das Fehlen von Privateigentum und Bourgeoisie sind dabei die gravierendsten Folgen. Die Orthodoxe Kirche beeinflusste zusätzlich das (ökonomische) Denken und Handeln der Russen. Sie trägt nach Lyskow-Strewe Schroll-Machl folgende Züge: (1) Sie prägte ein Gott-Königtum und steht nie in Rivalität zum Staat; (2) Sie sieht das Leiden als natürlichen und zu akzeptierenden Bestandteil des Lebens an (was im Zusammenhang mit einer ausgeprägten Mystik eine demütige Akzeptanz der Welt, einen Fatalismus, eine unendliche Geduld und Opferbereitschaft zur Folge hat); (3) Sie lehnt das Recht als Bestandteil der religiösen Ethik völlig ab und 'ersetzt' es durch die Brüderlichkeit als wichtige Basis für das Zusammenleben. Die Fähigkeit zum Mitgefühl und zur Solidarität wird ebenfalls stark betont. 'Die Zaristische Autokratie ging nahtlos in die bolschewistische Diktatur über'. Der Totalitarismus, die Einparteienregierung sowie die Zentralverwaltungswirtschaft haben die russische Mentalität weitere 70 Jahre geprägt. Die Kommunistische Ära hat die kollektiven Organisationsmuster im russischen Alltag und das Massenbewusstsein in den Menschen tief verankert: Defizitäre Zustände und eine starke Bürokratisierung haben dazu geführt, dass die informellen Netzwerke, die immer schon schwer durchschaubar waren, noch mehr an Bedeutung zunahmen. Die Misstrauenshaltung, die sich in der Zeit der Massenrepressionen entwickelte, ist in vielen Bereichen des Geschäftslebens heute immer noch präsent. Die allgegenwärtige Kontrolle, die Willkür der Entscheidungen und Sanktionen bewirken eine Scheu vor möglicher Verantwortungsübernahme. Der Verzicht auf freie Meinungsäußerung und Kritik war zu dieser Zeit auch überlebenswichtig. Anstelle eigenverantwortlicher Entscheidungen und persönlicher Initiative war Konformität, das Warten auf die Anweisung 'von oben' oder die Hoffnung auf ein Wunder angesagt. Die absolute Isolation Russlands von den westlichen Kulturen während des Kalten Krieges führte zu einem Bild des Westeuropäers, das auf wenigen und eher ideologisch verzerrten Stereotypen aufbaute. Der Transformationsprozess in Russland ist aber außer durch wirtschaftliche auch durch zahlreiche mentale Barrieren behindert. Dem globalen Trend zufolge wird heutzutage auch Russlands Gesellschaft mehr und mehr individualistisch. Somit zeichnet sie sich heutzutage durch das Spannungsverhältnis zwischen pro- und contrawestlichen Wertemustern aus. Die sozialen und politischen Strukturen sind immer noch stark hierarchisch. Die während des Sozialismus eingepaukten Tugenden, 'bescheiden zu sein' und 'nicht auffallen zu wollen', hemmen auch heute noch die Entfaltungs- und Innovationskraft der russischen Arbeitskräfte und sorgen dafür, dass sie daher auf dem globalen Markt nicht konkurrenzfähig sind. Das an Personen gebundene Vertrauen äußert sich in der Tatsache, dass trotzt der geringen Identifikation mit dem Staat das Vertrauen in die 'Starke Hand' sehr hoch ist. Im Geschäftskontext stellt die Bürokratie einen Hauptrisikofaktor dar. Als Folge des Erodierens des Kontroll- und Sanktionsapparats verbreitete sich die Korruption. Unter diesen Umständen sind der Aufbau und die Pflege von informellen Kontaktnetzen zum Erfolgsfaktor Nummer 1 für das heutige Geschäftsleben geworden. Diese Mechanismen des informellen Tausches von Privilegien mit dem Ziel der Unsicherheits- und Konkurrenzreduktion tragen den Namen 'Blat'. Die heutige Entscheidungssituation ist durch Intransparenz, Ineffizienz, Instabilität und Unzuverlässigkeit der wichtigsten gesellschaftlichen Institutionen gekennzeichnet und erschwert somit die langfristige Planung und macht sie somit schlichtweg unmöglich. Stattdessen sind Flexibilität, Erfindungsgeist und Kreativität gefragt. Kulturerbe Deutschlands: Nach Schroll-Machl haben insbesondere 'das lange Verharren in der Kleinräumigkeit der Territorialstaaten", 'die Lehren des Protestantismus" sowie 'mehrfache existenzielle Erschütterungen" die deutsche Arbeitskultur nachhaltig geprägt. Durch die Kleinstaatlichkeit war es leicht, die Pflichten der Bürger zu kontrollieren. Die Kontrolle ging dabei nicht nur von der Obrigkeit aus, sondern auch unmittelbar von den Nachbarn. Nur im Privaten entfiel sie. Die beruflichen und privaten Bereiche wurden dadurch streng getrennt. Das unter diesen Umständen entstandene enorme Pfichtbewusstsein wurde im Lauf der Zeit verinnerlicht. Bedingt durch die Enge des Staatswesens sowie eine absolute Isolation nach Außen entwickelte sich die Liebe zu Ordnung und Detail. Mit der zunehmenden Industrialisierung und Automation setzte sich eine strikte (monochrone) Zeitreglementierung durch. Im Gegensatz zu der von der Mystik durchdränkten Orthodoxie wurde beim Protestantismus sehr viel Wert auf Sachlichkeit und Rationalität gelegt. Der Stellenwert des Berufs war beim Protestantismus ebenfalls sehr hoch. Nach Luthers Aussage: 'Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott" waren die Menschen für ihre Lebensgestaltung selbst verantwortlich. Damit hat die protestantische Arbeitsethik von den Menschen vor allem Eigeninitiative, Disziplin und Entscheidungsfähigkeit erwartet. Im 20. Jahrhundert wurden die Verhaltensstandards in ganz Europa (und somit auch in Deutschland) gravierend verändert. Unter anderem haben sich die Machtgefälle zwischen (1) Männern und Frauen, (2) den älteren und jüngeren Generationen, (3) den europäischen Gesellschaften gegenüber dem Rest der Welt und insbesondere zu ihren ehemaligen Kolonien und (teilweise) (4) zwischen den Regierenden und den Regierten verringert. Nach dem Zusammenbruch 1945 bemühte man sich verstärkt um sachorientierte Arbeitsweisen und vermied es weitgehend, den Stellenwert der einzelnen Person zu unterstreichen. Überlebenswichtig erschien in der Aufbauzeit auch die Konzentration auf eine pflichtbewusste Rollenübernahme. Die kritische Grundhaltung der Deutschen zu ihrer Vergangenheit hat zur Revitalisierung und Demokratisierung der Nachkriegsgesellschaft entscheidend beigetragen. Zwischenfazit: Die kulturellen Unterschiede resultieren in unterschiedlichen Vorstellungen vom Wünschenswerten und beinhalten grundsätzlich ein vorhandenes Potenzial für Missverständnisse. Inwieweit diese Missverständnisse im Einzelfall lediglich zu Irritationen führen oder im Sonderfall sogar zu Konflikten eskalieren, hängt in starkem Maße ab von ihrer Wahrnehmung, die ihrerseits stark von den Vorkenntnissen über den anderen Kulturkreis sowie von der individuellen Anpassungsfähigkeit und -bereitschaft abhängt.