Der Markt vor der Wand, der Markt hinter der Wand
In: Revolution oder Evolution, S. 28-51
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In: Revolution oder Evolution, S. 28-51
In: Handbuch Governance: theoretische Grundlagen und empirische Anwendungsfelder, S. 68-81
Es wird gezeigt, dass Märkte Einrichtungen sind, die Käufer und Verkäufer zum Zweck des freiwilligen Tausches beliebiger Güter zusammenführen. Als Typus institutioneller Koordination (Governance) handelt es sich um eine Transaktionsform, die idealtypische Eigenschaften aufweist: freier Zugang, soziale Symmetrie und allein auf das Tauschobjekt gerichtetes individuelles Nutzenkalkül. Das gewöhnliche Tauschverhalten wird zum Markttausch, wenn Marktteilnehmer regelmäßig aus einer Anzahl beliebiger Tauschpartner frei wählen und darüber hinaus die Tauschkonditionen frei aushandeln können. Diesem idealtypischen neoklassischen Struktur- und Prozessmodell des Marktes entspricht ein ebenso voraussetzungsvolles Bild des idealtypischen Marktakteurs. Entgegen der darin enthaltenen theoretisch nützlichen Fiktion ist aber das wirkliche Marktgeschehen von Transaktionshemmnissen, begrenzter Rationalität, Informations- und Machtasymmetrien, sozialer Abhängigkeit, Kultur, Tradition, Leidenschaft und Emotion bestimmt. Welche Regeln eine Marktwirtschaft im Einzelnen braucht, damit sie zu Reichtum und Wohlstand führt, ist nach wie vor stark umstritten. (GB)
In: Politikwissenschaft: Begriffe - Analysen - Theorien ; ein Grundkurs, S. 201-244
In diesem Beitrag werden aktuelle politikwissenschaftliche Theorien zum Verhältnis Staat - Gesellschaft/ Wirtschaft diskutiert. Untersucht werden einflußtheoretische Ansätze (der Staat als organisiertes Willens- und Steuerungszentrum für Gesellschaft und Wirtschaft), interdependenztheoretische Ansätze (der Staat als politisches Subsystem) und materialistische Ansätze (der Staat als integraler Bestandteil gesamtgesellschaftlicher Reproduktion). In Exkursen werden das Konzept des kapitalistischen Staates, der Begriff Spätkapitalismus, der Policy science-Ansatz und das Konzept "Industriegesellschaft" thematisiert. Ausgehend von der bisherigen staatstheoretischen Diskussion werden folgende Ergebnisse festgehalten: (1) Die Frage, ob Staat und Wirtschaft, Politik und Ökonomie in kapitalistischen Gesellschaften voneinander getrennt und einander "äußerlich" seien, also zwei Systeme innerhalb des Gesellschaftsganzen repräsentierten, ist deshalb falsch gestellt, weil für kapitalistische Gesellschaftsformationen von Anfang an eine strukturelle Verflechtung von Ökonomie und Politik konstitutiv war und ist. (2) Der Streit, ob der Markt, der Staat, oder Instanzen jenseits von beiden oder ein bestimmtes Mischungsverhältnis zwischen ihnen die Steuerungsfunktionen in kapitalistischen Gesellschaften wahrnehmen sollte, ist müßig; denn kapitalistische Gesellschaften werden weder durch den Staat noch durch den Markt gesteuert, sondern besitzen überhaupt kein einheitliches Steuerungszentrum. (GF)
In: Sozialstruktur und Gesellschaftsanalyse: sozialwissenschaftliche Forschung zwischen Daten, Methoden und Begriffen, S. 231-251
Der Autor setzt sich kritisch mit den ökonomischen und soziologischen Betrachtungsweisen des Marktes als isoliertem gesellschaftlichen Einzelbereich auseinander und analysiert die staatlichen und gesellschaftlichen Vorgaben in bezug auf das Marktgeschehen. Dabei wird das Merkmal des Marktes als einer Machtbeziehung hervorgehoben und argumentiert, dass die Ökonomisierung der Gesellschaft die Entwicklung solidarischer und partizipativer demokratischer Institutionen verhindert. Der Verfasser plädiert für eine Analyse des Marktes als soziale Praxis, die in die gesellschaftliche Sozialstruktur eingebettet ist und sich durchdrungen von gesellschaftlicher Moral im Zusammenspiel kompetenter Akteure entfaltet und fortentwickelt. (ICG2)
In: Globale Öffentliche Güter unter Privatisierungsdruck: Festschrift für Elmar Altvater, S. 165-185
"Die theoriegeschichtliche Analyse der Regulierungsdebatte zeigt, dass sich die Versuche eines modelltheoretisch exakten Nachweises für das neoklassische Duality-Theorem, das eine Identität von Pareto-Optimum und konkurrenzwirtschaftlichem Gleichgewicht postuliert, als kontraproduktiv erwiesen haben. Wird nämlich die restriktive Annahme von konvexen, stetigen Kostenkurvenverläufen aufgegeben, d.h. werden die in der Realität vorhandenen Kostendegressionen und Unteilbarkeiten der Produktionsgüter ebenso anerkannt wie der öffentliche Charakter der meisten ökonomischen Transaktionen, dann, so wies Bator nach, stellt Marktversagen die Regel und nicht die Ausnahme dar. Entsprechend nahm die Regulierungstheorie in der Folgezeit nicht die 'Reine Theorie' zum Maßstab ihrer Kritik an staatlicher Regulierung, sondern existierende Wettbewerbsmärkte. Aber auch mit diesem Vergleichsmaßstab konnten in vielen Fällen staatliche Korrekturen des Marktprozesses gerechtfertigt werden. Deshalb haben radikale Befürworter des Marktes das Hayek'sche Theorem vom 'Markt als Entdeckungsprozess' wieder aufgegriffen, das auf einen exakten modelltheoretischen Beweis vollkommen verzichtet: Der Markt ist effizient, weil er letztlich immer effiziente Ergebnisse geliefert hat." (Autorenreferat)
In: Mehrwertiger Kapitalismus: multidisziplinäre Beiträge zu Formen des Kapitalismus und seiner Kapitalien, S. 195-217
Eine neue Größe zur Beurteilung von Waren und Dienstleistungen greift seit einiger Zeit um sich: die Moral. Neu an dieser ethischen Handlungsmaxime sind ihr Umfang, ihre Vehemenz, ihre unmittelbare Umsetzbarkeit qua Konsum sowie die wachsende Globalisierung dieser Werte, Standards und Regularien. Heute genügt es nicht mehr, das Markthandeln eines Unternehmens mit altruistischen Zusatzveranstaltungen oder Mäzenatentum zu ergänzen - zum Total Quality Management gesellt sich die Sustainability Abteilung; Corporate Social Responsibility, die den "Gemeinsinn" und "den Menschen in den Mittelpunkt rückt" - möglichst auf Führungsebene - gehört zum guten Ton. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass die Bemühungen der Unternehmen, neben preislicher und qualitativer Marktfähigkeit auch ethischen Maximen gerecht zu werden, nicht allein intrinsischer Motivation entspringt. Es sind veränderte Ansprüche der Konsumenten, der Märkte insgesamt, die sie zum Handeln zwingen. Die These einer Moralisierung der Märkte ist, so die Argumentation, weit mehr als eine kurzfristige Reaktion auf eine mediale Mode. Sie verweist auf eine neue Stufe in der Entwicklung des kapitalistischen Wirtschaftssystems, insbesondere aber der Machtverhältnisse in den Märkten. (ICA2)
In: Wissenschaft, Literatur, Katastrophe: Festschrift zum sechzigsten Geburtstag von Lars Clausen, S. 123-141
Ausgehend von Schilderungen aus dem Bürgerkrieg in Angola und Liberia verweist der Autor auf individuelles Handeln, welches zu den konstitutiven Randbedingungen der Fortdauer von Bürgerkriegen gehört. Er analysiert Strukturen, die er als "Gewaltmärkte" bezeichnet. Für Norbert Elias sei die Entstehung gewaltfreier Räume ein zentrales Moment des zivilisatorischen Prozesses gewesen. Heute entstehen gewaltoffene Räume, in denen Bürgerkriegsparteien die Gewalt zum Alltag werden lassen. Die Konfiguration von Gewaltmärkten ergebe dabei ein "selbststabilisierendes System". Er skizziert unter Rückgriff auf Elias und Weber Begriffe wie Gewaltmonopol, gewaltoffene Räume. Treffen Marktwirtschaft und gewaltoffene Räume zusammen, könne es zu einer positiven Rückkopplung kommen: marktökonomische Interessen vergrößern gewaltoffene Räume und umgekehrt werden Marktinteressen realisiert. Der Autor skizziert an Beispielen u.a. aus China und Somalia die Modernität der Kriegsherren, die strategische Spannung zwischen Handel und Raub und die Politik mit Emotionen, bei der Angst als Ressource genutzt wird (Haß etc.). Überlegungen zur Stabilisierung solcher Gewaltmärkte, ein Exkurs zu Gewalt bei vorkolonialen und kolonialzeitlichen Ethnien als vergessenes Thema der Ethnographien sowie Ausführungen zu Gewaltmärkten als Form der Modernisierung beenden den Beitrag. (rk)
In: Management in der ostdeutschen Industrie, S. 291-314
Der vorliegende Beitrag untersucht die selektive Perzeption des Marktes durch das Management und das Wissen, auf die diese gründet. Am Beispiel des ostdeutschen Managements und seinen Problemen, sich die zum Teil "verriegelten" Märkte zu erschließen, wird damit ein Beitrag zur Untersuchung managerialer Handlungsrationalitäten und Grammatiken des Organisierens geleistet. Die Autoren stützen sich dabei auf erste Ergebnisse eines in der Fahrzeugindustrie, der Elektrotechnik, der elektronischen und der feinkeramischen Industrie angesiedelten Forschungsprojektes zum Management in Ostdeutschland. Der Markt erweist sich als eine "soziale Erfindung" bzw. Konstruktion und die managerialen Relationierungen von Markt und Organisation sind zumeist die entscheidenden Bezugnahmen für den Fortbestand von Organisationen. Insgesamt wird der Frage nachgegangen, auf Grundlage welcher Perzeptionen des Marktes die managerialen Akteure diese Relationierung vornehmen und welche sozialen Prägungen und Folgewirkungen damit verbunden sind. (ICE)
In: Die beste aller Welten?: Marktliberalismus versus Wohlfahrtsstaat ; eine Kontroverse, S. 13-34
Der Verfasser leitet seine aus soziologischer Sicht geschriebene Apologie der Marktwirtschaft mit einem Überblick über die Grundzüge des Marktmodells ein, um auf dieser Basis die Charakteristika der Marktordnung sichtbar zu machen: Anonymität, Unpersönlichkeit, Spontaneität, Selbstregulation, Dezentralisation. Die Versachlichung sozialer Beziehungen auf Märkten und die von Märkten durch die Orientierung auf Preise erbrachte Koordinationsleistung sind weitere Schwerpunkte seiner Argumentation. Der Verfasser unterstreicht die Rationalität der Zahlungsfähigkeit als Zuteilungsregel des Marktes und verteidigt den Wettbewerbsmarkt als die ideale Form einer offenen sozialen Beziehung. Abschließend wird nach ethischen Aspekten der Marktvergesellschaftung gefragt, wobei der Verfasser auf die Indifferenz gegenüber materialer Gerechtigkeit hinweist, die der Markt mit anderen formalen Rechtsordnungen teilt. (ICE2)
In: Europäische Wirtschafts- und Sozialpolitik; Springer-Lehrbuch, S. 13-65
In: Wirtschaftspolitik; Springer-Lehrbuch, S. 319-377
In: Wirtschaftspolitik; Springer-Lehrbuch, S. 229-316
In: Bürger, Kriminalität und Staat, S. 131-160