Einleitend wird den ästhetischen Implikationen von Alfred Rosenbergs Begriff des 'Mythus' nachgespürt (I.). Danach wird gezeigt, dass diese Implikationen in einer bestimmten ästhetischen Logik von politischer Repräsentation ihren Widerhall finden (II.). Abschließend wird erörtert, inwiefern solche Form von Repräsentation in jenem Rassismus sich auswirkt, welcher der nationalsozialistischen Bewegung genuin zugehört (III.). Insgesamt ist dabei ausschließlich die radikalfaschistische, nicht aber die 'völkische' und auch nicht die technokratische Variante der nationalsozialistischen Bewegung thematisch relevant. (ICF2)
Wie haben Niederländer, insbesondere auch niederländische Kinder, deren Eltern sich vor und während des Zweiten Weltkrieges in der Nationalsozialistischen Bewegung (NSB) engagierten, jene Zeit und die danach erlebt? Wie haben die Betroffenen ihre Lebensumstände in Hinblick auf Bewältigung des Erlebten weiterhin gestalten können? Ein Leben lang haben die Betroffenen geschwiegen, die Eltern gegenüber ihren Kindern, und die Kinder ihrerseits wiederum gegenüber ihren Kindern. Dieses Schweigen wird mit der Veröffentlichung von diesem Buch gebrochen. Nie zuvor haben so viele ehemalige NSBer und ihre Kinder und Enkelkinder, aber auch ehemalige Bewacher von Internierungslagern, Widerständler, Kinder von deutschen Soldaten, ehemalige Mitglieder der SS, so frei ihre Erlebnisse, ihre Geschichte(n) erzählt, die in der Zeit des Schweigens so schwer auf ihrem Leben und dem ihrer Nachkommen lasteten.
Im Sommer des Krisenjahres 1932 gehörte politische Gewalt zum bedrohlichen Alltag der deutschen Bevölkerung. Nachdem Mitte Juni die zwischenzeitlich verbotene Sturmabteilung (SA) der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) durch die rechtspopulistische Regierung Papen wieder legalisiert worden war, wurden aus allen Gegenden des Reiches regelmäßig massive Gewaltexzesse gemeldet. Ausgehend von diesem deutschen Sommer der Gewalt möchte der Autor in seinem Beitrag die politische Kultur der SA in ihrer "Kampfzeit" vor 1933 analysieren. Er vertritt die These, dass Gewalt die nationalsozialistische Parteiarmee im Innersten zusammenhielt. Um dies zu verdeutlichen, nimmt der Autor politische und soziale Praktiken des NS-Kampfbundes in den Blick. Zunächst wendet sich der Beitrag der inszenierten Straßengewalt, d. h. der Funktion der Auf- und Einmärsche, zu. Im Anschluss richtet sich der Fokus auf die alltägliche Dimension der SA-Gewalt im Kampf um urbane Territorien und thematisiert terroristische Gewaltakte, d. h. gezielte Angriffe auf politische Gegner. Abschließend wird unter dem Oberbegriff "Gewaltkult" die Überhöhung von Gewalt, Tod und Gemeinschaft diskutiert, die für die SA und ihr Innenleben kennzeichnend war und die einen nicht unerheblichen Teil jener Anziehungskraft ausmachte, die die SA auf junge Männer ausübte. (ICB2)
Die ab 1939 verwirklichten "Großraum"-Pläne der Nationalsozialisten werden mittlerweile auch in der deutschen Zeitgeschichtsforschung als radikale Ausprägung antiliberaler Europakonzepte anerkannt.1 Diese überhaupt als eigenständige europäische Ideen innerhalb politisch konkurrierender Vorstellungen zu behandeln war noch vor zehn Jahren keineswegs gängige Forschungsmeinung. Wenig Aufmerksamkeit wird jedoch nach wie vor den Konzeptionen anderer faschistischer Regimes und Bewegungen zuteil. Diese gerieten im Zuge des Kriegsverlaufs in ein zunehmend konfliktbeladenes Verhältnis zur deutschen Hegemonialmacht, scheiterten gleichwohl weitgehend an der Realität der nationalsozialistischen Herrschaftspraktiken. So steht eine grundlegende Untersuchung der groß angelegten Neuordnungspläne des faschistischen Italiens noch aus.2 In noch stärkerem Maße trifft dies für jene Faschismen im übrigen Europa zu, welche weder vor 1939/40 noch danach unter der deutschen Besatzung die Position eigenständiger Regimes erreichten. Gerade diese Bewegungen entwickelten aber trotz ihres politisch marginalen Einflusses eine beachtliche konzeptionelle Eigenständigkeit und Vielfalt.
Die ab 1939 verwirklichten "Großraum"-Pläne der Nationalsozialisten werden mittlerweile auch in der deutschen Zeitgeschichtsforschung als radikale Ausprägung antiliberaler Europakonzepte anerkannt.1 Diese überhaupt als eigenständige europäische Ideen innerhalb politisch konkurrierender Vorstellungen zu behandeln war noch vor zehn Jahren keineswegs gängige Forschungsmeinung. Wenig Aufmerksamkeit wird jedoch nach wie vor den Konzeptionen anderer faschistischer Regimes und Bewegungen zuteil. Diese gerieten im Zuge des Kriegsverlaufs in ein zunehmend konfliktbeladenes Verhältnis zur deutschen Hegemonialmacht, scheiterten gleichwohl weitgehend an der Realität der nationalsozialistischen Herrschaftspraktiken. So steht eine grundlegende Untersuchung der groß angelegten Neuordnungspläne des faschistischen Italiens noch aus.2 In noch stärkerem Maße trifft dies für jene Faschismen im übrigen Europa zu, welche weder vor 1939/40 noch danach unter der deutschen Besatzung die Position eigenständiger Regimes erreichten. Gerade diese Bewegungen entwickelten aber trotz ihres politisch marginalen Einflusses eine beachtliche konzeptionelle Eigenständigkeit und Vielfalt.
Die meisten Experten stellen es als widersprüchlich dar, jemand könne zugleich wissenschaftliche Prinzipien und nationalsozialistisches Gedankengut in einem Werk von Rang vereinigen, da die Prinzipien eine rationale Grundlage besäßen, während sich das nationalsozialistische Gedankengut aus einer irrationalen Ideologie speise. Der hohe Respekt, den Rothackers Philosophie unter den Fachphilosophen genoss, war zweifellos ein wichtiger Grund dafür, dass Rothacker nach 1945 wieder in den universitären Dienst übernommen worden ist, um der Universität Bonn zu einem neu zu gewinnenden Ansehen zu verhelfen. Und das, obwohl gegen ihn weit mehr belastendes Material seiner nationalsozialistischen 'Einlassungen' vorgelegt wurde als gegen viele andere Professoren und Dozenten, die suspendiert wurden. Auch in den Jahren nach der nationalsozialistischen Herrschaft sind Rothacker zahlreiche Ehrungen zuteil geworden, wie Festschriften und andere Würdigungen. Diese Ehrenbezeugungen deuten darauf hin, dass man in Rothackers Philosophie genau das erfüllt sah, was die meisten Wissenschaftler an Ansprüchen an eine wissenschaftliche Arbeit stellen. Hier wären zu nennen: Originalität, Problemrelevanz, historischer Bezug, saubere Argumentation, Folgerichtigkeit, Objektivität, Wahrhaftigkeit und Allgemeinheit. Sollte sich also herausstellen, dass Rothackers Philosophie diese Kriterien erfüllt und zugleich ein ernst zu nehmender Beitrag zur Ausgestaltung der nationalsozialistischen Weltanschauung ist, dann ist es nicht einfach so, als ließe sich nationalsozialistisches Schrifttum stets durch gewisse politische Begriffe und Platitüden – z.B. in Form von Lobpreisungen des Führers Hitler oder der nationalsozialistischen Bewegung – entlarven. Vielmehr wird man feststellen können, dass auch subtile, fein verwobene Argumente in die nationalsozialistische Ideenwelt hineinführen, und zwar nach weithin von der wissenschaftlichen Gemeinschaft akzeptierten Maßstäben.
Der Umbau der Gesellschaft nach erbbiologisch-rassistischen Ordnungsideen war ein Hauptziel nationalsozialistischer Politik. Dabei kam der auf 'Rassenhygiene' programmierten Gesundheitspolitik eine Schlüsselrolle zu. Annemone Christians untersucht diesen Politikbereich am Beispiel Münchens, der sogenannten 'Hauptstadt der Bewegung'. Im Vordergrund stehen dabei Kooperationen und Konflikte städtischer Stellen und ihre Folgen für die gesundheitspolitische Praxis der Münchner 'Erb- und Rassenpflege'. Die Autorin nimmt Fürsorge- und Verfolgungshandeln gleichermaßen in den Blick und verdeutlicht damit die charakteristische Ambivalenz der NS-Gesundheitspolitik. Dieser Ansatz der Untersuchung legt Brüche und Kontinuitäten in Gesundheitsdefinitionen, Personalpolitik und Verwaltungsstrukturen frei. Annemone Christians, geb. 1981, studierte Neuere und Neueste Geschichte, Alte Geschichte sowie Kommunikationswissenschaften in München und Barcelona. Seit 2012 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Gedenkstätte Lindenstraße für die Opfer politischer Gewalt im 20. Jahrhundert und assoziierte Forscherin am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam.
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Vorspann Das nationalsozialistische Deutschland hatte im Ausland nicht nur Feinde. Charakteristisch für nicht wenige seiner auswärtigen Sympathisanten war freilich der Umstand, dass sie die Praxis nationalsozialistischer Politik nie kennenlernen sollten. Auf die großen Sympathien, die etwa in der panarabischen Bewegung zu finden waren, hat die deutsche Führung geschickt und skrupellos reagiert. Die deutschen Rundfunksendungen für die arabische Welt, bislang weitgehend unbekannt, sind dafür ein aufschlussreicher Beleg. Jeffrey Herf präsentiert einen faszinierenden Quellenfund, der nicht nur historiographische Bedeutung besitzt.
Main description: Deutsche Besetzung und nationalsozialistische Gewaltpolitik haben in den traditionell neutralen, seit über einem Jahrhundert von Fremdherrschaft verschonten Niederlanden mit ihrer verwurzelten demokratischen Ordnung und Toleranz einen außerordentlich schweren Schock ausgelöst. Konrad Kwiet, selbst einer deutsch-holländischen Familie entstammend, ist mit den Belastungen, die sich daraus für das deutsch-niederländische Verhältnis ergaben, von Hause aus vertraut und aufgrund seiner gründlichen Studien besonders qualifiziert. Seine konzentrierte Untersuchung will nicht die Gesamtgeschichte der Besatzungszeit erzählen, sondern vor allem die politische relevanten Merkmale und Veränderungen des unter militärischem Befehl begonnenen, aber schon im Mai 1940 der politischen Leitung des Reichskommissars Seys-Inquart unterstellten Besatzungsregimes aufzeigen. Im Vordergrund stehen dabei die widersprüchlichen Neuordnungs- und Herrschaftskonzeptionen der Anfangsjahre 1940/41, in denen sowohl die "großgermanische" Reichspolitik wie der Versuch, die holländischen Faschisten der Mussert-Bewegung in den Sattel zu heben, an eigener Unzulänglichkeit oder holländischem Widerstand scheiterten und die ultima ratio der Gewalt das Feld zu beherrschen begann. Die NS-Politik in den Niederlanden wird dabei als Teil der allgemeinen europäischen Hegemonialpolitik Hitlers betrachtet und auch mit den vielfach anders gelagerten Verhältnissen in Belgien verglichen. Es gelingt dem Verfasser, am Beispiel Hollands einsichtig zu machen, dass der Totalitarismus nationalsozialistischer Herrschaft und das sich unter ihr ausbreitende Rechtsvakuum weniger in planvoller und monopolitischer Diktatur als vielmehr in der permanenten Improvisation und dem Antagonismus rivalisierender Machtgruppen und Machtkonzepte wurzelte, die eine fortgesetzte Eskalation der Gewaltsamkeit in Gang setzten.
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Die beiden Autoren, Soziologe und Sozialpädagoge der eine sowie Sozialökonom und Journalist der andere, sind schon jahrelang aktiv gegen Rechtsextremismus engagiert. In ihrem Buch präsentieren sie sozusagen einen Reisebericht der anderen Art. Sie untersuchen die Dimensionen des europäischen rechten Rands vor Ort: bei Kundgebungen, während Wahlkampfveranstaltungen sowie bei Rechtsrock-Konzerten. Ihre Recherchen führen sie dabei sowohl auf die Straße als auch in Parlamente in 11 europäischen Ländern. Ob nun Deutschland und die Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (zum Thema "NSU" zuletzt P. Gensing: "Terror von Rechts", ID-A 48/12), Tschechien und die dortige Gewalt gegen Zigeuner, die radikale English Defense League oder die österreichischen Freiheitlichen unter Heinz-Christian Strache - alle Phänomene artikulieren eine wachsende Radikalisierung Europas am rechten Rand, die durch zu erwartende soziale Spannungen nur noch verstärkt werden dürfte. Das Buch widmet jedem Land ein Kapitel, ist gut lesbar. (2) (Markus Jäger)
Main description: Rudolf Heberles Studie zeigt den sensationellen Erfolg der nationalsozialistischen Bewegung bei der Landbevölkerung Nord- und Ostdeutschlands, der ein wesentlicher Grund für den steilen Anstieg der NSDAP-Stimmen in den Jahren 1930 bis 1932 gewesen ist. Überraschend ist diese Entwicklung gerade in einem Land wie Schleswig-Holstein, das seit 1870 als traditionell liberales Bauernland galt. Der Autor hat in den Jahren 1932/33 als Privatdozent an der Universität Kiel die Gründe dieses politischen Umschwunges durch eine exakte wahlsoziologische Untersuchung nachvollzogen. Die Ergebnisse konnte er nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten nicht mehr publizieren. Die Erstpublikation von 1963 wird hier nun wieder zugänglich gemacht.
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Main description: Abituraufsätze aus der Zeit des Dritten Reiches sind in starkem Maße politisiert. Alle wesentlichen Themen im Nationalsozialismus werden in ihnen angesprochen. Sie geben somit nicht nur Einblicke in den Schulalltag, sondern auch Auskunft über die allgemeinen Ziele des Nationalsozialismus und die Art und Weise, wie diese vermittelt wurden. 1928 hatte Hitler erklärt: »An sich hat die nationalsozialistische Bewegung das deutsche Volk dahin zu erziehen, daß es für die Gestaltung seines Lebens den Bluteinsatz nicht scheut.« Zentrales Thema aller Aufsätze ist dementsprechend der Krieg. Immer wieder ist in ihnen vom Sterben die Rede. In einem Aufsatz heißt es: »Auch auf unser Leben dürfen wir keinerlei Rücksicht nehmen; so lange Menschen denken, war es höchstes Glück eines jeden, für sein Vaterland freudig zu sterben.« Die »Erziehung zum Sterben«, die Bereitschaft, das eigene Leben zu opfern, war grundlegendes Erziehungsziel und Teil der Kriegsvorbereitung. Bereits in »Mein Kampf« hatte Hitler gefordert: Schon der Jugend müsse »ein eiserner Grundsatz in die noch bildungsfähigen Köpfe hineingehämmert werden: Wer sein Volk liebt, beweist es einzig durch die Opfer, die er für dieses zu erbringen bereit ist«. Die Abituraufsätze sind bedeutende Zeugnisse dieser Erziehungsarbeit.
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Gegenstand der Studie ist das grundlegende Dilemma, vor dem der Zionismus stand: Wie war es möglich, den vorbildhaften moralischen Charakter des jüdischen Nationalismus in einer Situation zu bewahren, in der das Leben von Millionen von Juden in Europa auf dem Spiel stand, während sich gleichzeitig ein tragischer Konflikt zwischen jüdischen Immigranten und der arabischen Bevölkerung in Palästina entspann? Die Analyse widmet sich diesem Dilemma exemplarisch anhand einer Interpretation des tiefen Zwiespalts, in dem sich eine Leitfigur des deutschen Zionismus seit den Anfängen der Weimarer Republik und vor allem während der Nazi-Zeit, nämlich Robert Weltsch in den Jahren zwischen dem Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung und der Gründung des Staates Israel befand und aus dem er nach 1948 als desillusionierter Skeptiker gegenüber dem Zionismus hervorging. Nach einer Skizze der Deutung desZionismus vor 1933 folgen eine Interpretation seiner Auseinandersetzung mit dem völkischen Nationalismus der Nationalsozialisten sowie - auf der Grundlage bisher unpublizierter Korrespondenzen mit Hannah Arendt - eine Analyse seiner Kritik zionistischer Narrative und der Politik des Staates Israel nach dem Zweiten Weltkrieg. (ICF2)