Einleitend wird den ästhetischen Implikationen von Alfred Rosenbergs Begriff des 'Mythus' nachgespürt (I.). Danach wird gezeigt, dass diese Implikationen in einer bestimmten ästhetischen Logik von politischer Repräsentation ihren Widerhall finden (II.). Abschließend wird erörtert, inwiefern solche Form von Repräsentation in jenem Rassismus sich auswirkt, welcher der nationalsozialistischen Bewegung genuin zugehört (III.). Insgesamt ist dabei ausschließlich die radikalfaschistische, nicht aber die 'völkische' und auch nicht die technokratische Variante der nationalsozialistischen Bewegung thematisch relevant. (ICF2)
Die ab 1939 verwirklichten "Großraum"-Pläne der Nationalsozialisten werden mittlerweile auch in der deutschen Zeitgeschichtsforschung als radikale Ausprägung antiliberaler Europakonzepte anerkannt.1 Diese überhaupt als eigenständige europäische Ideen innerhalb politisch konkurrierender Vorstellungen zu behandeln war noch vor zehn Jahren keineswegs gängige Forschungsmeinung. Wenig Aufmerksamkeit wird jedoch nach wie vor den Konzeptionen anderer faschistischer Regimes und Bewegungen zuteil. Diese gerieten im Zuge des Kriegsverlaufs in ein zunehmend konfliktbeladenes Verhältnis zur deutschen Hegemonialmacht, scheiterten gleichwohl weitgehend an der Realität der nationalsozialistischen Herrschaftspraktiken. So steht eine grundlegende Untersuchung der groß angelegten Neuordnungspläne des faschistischen Italiens noch aus.2 In noch stärkerem Maße trifft dies für jene Faschismen im übrigen Europa zu, welche weder vor 1939/40 noch danach unter der deutschen Besatzung die Position eigenständiger Regimes erreichten. Gerade diese Bewegungen entwickelten aber trotz ihres politisch marginalen Einflusses eine beachtliche konzeptionelle Eigenständigkeit und Vielfalt.
Vorspann Das nationalsozialistische Deutschland hatte im Ausland nicht nur Feinde. Charakteristisch für nicht wenige seiner auswärtigen Sympathisanten war freilich der Umstand, dass sie die Praxis nationalsozialistischer Politik nie kennenlernen sollten. Auf die großen Sympathien, die etwa in der panarabischen Bewegung zu finden waren, hat die deutsche Führung geschickt und skrupellos reagiert. Die deutschen Rundfunksendungen für die arabische Welt, bislang weitgehend unbekannt, sind dafür ein aufschlussreicher Beleg. Jeffrey Herf präsentiert einen faszinierenden Quellenfund, der nicht nur historiographische Bedeutung besitzt.
Gegenstand der Studie ist das grundlegende Dilemma, vor dem der Zionismus stand: Wie war es möglich, den vorbildhaften moralischen Charakter des jüdischen Nationalismus in einer Situation zu bewahren, in der das Leben von Millionen von Juden in Europa auf dem Spiel stand, während sich gleichzeitig ein tragischer Konflikt zwischen jüdischen Immigranten und der arabischen Bevölkerung in Palästina entspann? Die Analyse widmet sich diesem Dilemma exemplarisch anhand einer Interpretation des tiefen Zwiespalts, in dem sich eine Leitfigur des deutschen Zionismus seit den Anfängen der Weimarer Republik und vor allem während der Nazi-Zeit, nämlich Robert Weltsch in den Jahren zwischen dem Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung und der Gründung des Staates Israel befand und aus dem er nach 1948 als desillusionierter Skeptiker gegenüber dem Zionismus hervorging. Nach einer Skizze der Deutung desZionismus vor 1933 folgen eine Interpretation seiner Auseinandersetzung mit dem völkischen Nationalismus der Nationalsozialisten sowie - auf der Grundlage bisher unpublizierter Korrespondenzen mit Hannah Arendt - eine Analyse seiner Kritik zionistischer Narrative und der Politik des Staates Israel nach dem Zweiten Weltkrieg. (ICF2)
'Am 30. Juni 1934 ('Röhm-Putsch') versuchte die NS-Führung, sich auch des 'Fememörders' Paul Schulz zu entledigen, obwohl sie ihn nur wenige Jahre zuvor mit aufwändigen Kampagnen zum 'Helden' stilisiert hatte. Denn nachdem Schulz von einem republikanischen Gericht wegen Mordes an den 'Verrätern' in den Reihen der 'Schwarzen Reichswehr' zum Tode verurteilt worden war, wurde er 1927 vorzeitig in den 'Kult um die toten Helden' der nationalsozialistischen 'Bewegung' aufgenommen. 1930 jedoch wurde er amnestiert und musste als nun wieder lebendiger 'toter Held' in die NSDAP (re)integriert werden. Der Beitrag untersucht, wie von hier an der Schulz-Mythos ein bemerkenswertes, den Nationalsozialisten bedrohlich werdendes Eigenleben entwickelte. Das Interesse gilt im Folgenden vor allem zwei Aspekten: 1. den 'Femeprozessen' und der Frage, wem und aus welchen Gründen die vermeintliche Leiche ikonisch (1927) und politisch (1934) nützte. Sodann geht es 2. um die Charakteristika dieser Ikonisierung. Sie stehen auch im Mittelpunkt der anschließenden Analyse des Umgangs der Nationalsozialisten mit Schulz nach 1930, an dessen Ende der Beschluss zur Liquidierung von Mythos und Person stand.' (Autorenreferat)
Die Autorin zeichnet den Entstehungs- und Verbreitungskontext von Adolf Hitlers Buch "Mein Kampf" bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges nach. Demnach verfügte Hitler zu Beginn seiner Arbeiten nicht über ein ausgearbeitetes Konzept zur Ausgestaltung der späteren zwei Bände von "Mein Kampf". Zunächst stand das Ziel der "Abrechnung" im Vordergrund und erst im Laufe des Sommers 1924, als Hitler sich von seinen politischen Aktivitäten weitgehend zurückzog, entschied er, dass die Schrift umfangreiche biografische Teile umfassen sollte. So plante er ursprünglich, seinem Werk den Titel "Viereinhalb Jahre Kampf gegen Lüge, Dummheit und Feigheit" zu geben. Nach seiner Entlassung aus dem Landsberger Gefängnis am 20. Dezember 1924 und vor dem Hintergrund der politischen Entwicklung im Frühjahr 1925 (Verhängung eines Redeverbots für Hitler in Bayern) trat das Motiv der "Abrechnung" zugunsten einer "politisch-biografischen Schrift" in den Hintergrund. Der erste Band von "Mein Kampf" erschien am 18. Juli 1925, den Sommer und Herbst 1925 nutzte Hitler für die Arbeit am geplanten zweiten Band; an der Fertigstellung hinderten ihn allerdings die eskalierende Auseinandersetzung mit konkurrierenden völkischen Verbänden und die von Gregor Straßer ausgelösten Programmdiskussionen, die sein Eingreifen erforderlich machten. Diese Konflikte, als deren Ursache Hitler eine "Mischung von Neid, Eifersucht, Ehrgeiz und diebischer Gesinnung" ausmachte, spiegeln sich in einigen Kapiteln des zweiten Bandes von "Mein Kampf" wider. Hitler stellte ihn schließlich im Herbst 1926 in Berchtesgaden fertig; er erschien am 11. Dezember 1926 mit dem Untertitel "Die nationalsozialistische Bewegung". (ICI2)
Der 1923 von Artur Jacob in Essen gegründete "Bund, Gemeinschaft für sozialistisches Leben" wollte eine breite Lebensreform-Bewegung im Ruhrgebiet ins Leben rufen. Zwar konnte die Gruppe mit ihren maximal 200 Mitgliedern dieses Ziel nicht erreichen, sie unterstützte jedoch jüdische Mitbürger, deren Leben vom nationalsozialistischen Ausrottungsprogramm bedroht war. Eine Untersuchung der Aktivitäten des Bundes macht die Möglichkeiten des Widerstands gegen die Nationalsozialisten sichtbar, steckt aber auch die Grenzen ab, die ihren Gegnern gesetzt waren. (ICEÜbers)
Vorspann Der Name Himmler wird gemeinhin mit der SS in Verbindung gebracht wie überhaupt mit dem nationalsozialistischen Terrorapparat, mit dem Holocaust und dem ideologischen Kern der NS-Bewegung. Weniger bekannt ist dagegen, dass Himmler – neben vielem anderen – auch noch den Posten des Reichsinnenministers übernahm, wenn auch erst spät, im Jahr 1943. Welche Folgen ergaben sich aus dieser Zäsur und vor allem: welche Konsequenzen hatte das für dieses Ressort?
Der Rechtsextremismus im Allgemeinen ist auch ein genuiner Bestandteil der Geschichte der Ökologie, nämlich ein in bestimmter Richtung radikalisierter Konservatismus. Zwar wäre er ohne die Ideologie der so genannten "Konservativen Revolution" vielleicht nicht entstanden, aber deren Anhänger begrüßten die Machtergreifung oft begeistert, auch wenn der Großteil von ihnen die spezifisch nationalsozialistischen Vorstellungen nicht teilte. Später gewannen die Konservativen in der Bundesrepublik einen beträchtlichen Einfluss und waren für die Nicht-Konservativen der Beweis der Kontinuität "braunen" Gedankenguts. Der Autor skizziert zunächst in idealtypischer Zuspitzung den Kern dessen, was heute "ökologisches Denken" genannt wird und wie er sich im Zuge der Entwicklung des klassischen Konservatismus herausgebildet hat. Im Anschluss daran zeigt er, was das spezifisch Nationalsozialistische im Hinblick auf die Thematik ist, die heute unter "politischer Ökologie" behandelt wird. Schließlich erläutert er seine Beobachtung, dass dieses spezifisch "Braune" heute kaum mehr zu finden ist, auch nicht unter denen, die man mit gutem Grund "Neonazis" nennt, und dass man, wenn nach Gefahren gesucht wird, die in dem Gedankengebilde "politische Ökologie" stecken, nicht nur rechts suchen sollte. (ICI2)
Waren die Naturschützer fanatisch überzeugte Nazis oder gnadenlose Opportunisten, die sich den neuen Machthabern anbiederten? Und ging es um mehr als ein paar fehlgeleitete Individuen? Gab es im NS-Staat ein ernsthaftes Bemühen um den Schutz der Umwelt oder gar eine "grüne Partei", wie die Historikerin Anna Bramwell in den 1980er Jahren behauptete? Der Autor zeigt in Beantwortung dieser Fragen, dass es eine "grüne Fraktion" im Nationalsozialismus nicht gab. Wenn sich überhaupt ein durchgängiges Merkmal für den Umgang mit Umweltproblemen im NS-Staat erkennen lässt, dann war es ein konsequenter Opportunismus: Entscheidungen ergaben sich vor allem spontan, je nach Interessen- und Akteurskonstellation und ideologischer Ausrichtung. So ziehen sich dramatische Kurswechsel durch die Umweltgeschichte der NS-Zeit: Dauerwald, Tierschutz, Begleitplanung beim Autobahnbau - es gibt kaum ein Thema, bei dem sich über die zwölf Jahre hinweg so etwas wie eine durchgängige Linie erkennen lässt. Es ging bei Natur und Umwelt nicht um nationalsozialistische Schlüsselthemen wie Aufrüstung und Judenhass, wo die Ansichten unverrückbar waren. Bei der natürlichen Umwelt gab es ein breites Spektrum unterschiedlicher Gruppierungen mit wechselnden Bündnissen und Konjunkturen. Selbst bei der ideologischen Aufladung gab es unterschiedliche Optionen und erst recht keinen unmittelbaren Zwang. Soweit bekannt geriet kein einziger Naturschützer in Schwierigkeiten, weil er auf eine nationalsozialistisch eingefärbte Rhetorik verzichtete. (ICI2)
Der Autor zeichnet den beruflichen Werdegang des Schriftleiters und Herausgebers der von der Bekennenden Kirche editierten 'Jungen Kirche' Fritz Söhlmann nach. In seiner Jugend engagierte sich Söhlmann in der christlich-völkischen Jugend dem Jungdeutschen Orden. Er begann seine publizistische Karriere als Herausgeber der Monatszeitschrift 'Der Vormarsch'. Gleichzeitig setzte er sich für die Ziele der Ökumenischen Bewegung ein. Im Juni 1933 übernahm Söhlmann die Schriftleitung der 'Jungen Kirche', die, obwohl sich zunehmend zu einer pro-nationalsozialistischen Zeitschrift entwickelnd, im Jahr 1941 verboten wurde. In diese Zeit fällt auch das Zerwürfnis Söhlmanns mit den 'Dahlemiten' um Pfarrer Martin Niemöller. Söhlmann war zwar nie Mitglied der NSDAP, pflegte aber enge Kontakte zu ausgewiesenen Nationalsozialisten. Der Verfasser bezeichnet den Publizisten als eine Person, 'die meinte, gleichzeitig der Kirche und dem Dritten Reich dienen zu können, dabei aber, ob sie es wollte oder nicht, weitgehend christliche Prinzipien und Werte preisgab'. (ICC)