Zur Frage der systematischen Wertung von Heideggers nationalsozialistischem Engagement
In: Heidegger: Technik - Ethik - Politik, S. 205-214
Der Autor untersucht zunächst Heideggers faschistisches Engagement im Lichte von Heideggers Selbstinterpretation. Dabei wird davon ausgegangen, daß das faschistische Engagement Heideggers als Rektor der Universität Freiburg kein "Zufall" ohne jeden systematischen Zusammenhang mit seinem Denken war. Sodann wird Heideggers Sicht des Nationalsozialismus aus der Sicht der "Kehre" skizziert. Anschließend wird Heideggers Denken hinsichtlich seiner Kompatibilität mit der nationalsozialistischen Ideologie untersucht. Dabei wird deutlich, daß ein systematischer Zusammenhang seines Denkens wohl mit dem von ihm (über)interpretierten Nationalsozialismus, nicht aber mit dem Selbstverständnis der nationalsozialistischen Bewegung besteht. Zusammenfassend wird festgestellt, daß - ungeachtet des frühen nationalsozialistischen Engagements - folgende Strukturmerkmale von Heideggers Philosophie eine prinzipielle Inkompatibilität mit jeder Art von faschistischer Ideologie bedingen: (a) sein Individualismus, (b) seine "negative" Daseinsanalyse, das "Sein zum Tode" als die Zeitlichkeit konstituierendes Existential, (c) seine Herausarbeitung der "Verfallenheit" an das Man als Flucht vor dem eigentlichen Dasein und (d) der Antivoluntarismus und die Technikkritik der Spätphilosophie. (ICD)