Anhand von vier deutsch-amerikanischen Politikwissenschaftlern werden Formen einer emigrationsspezifischen Wirkungsgeschichte vorgestellt. Dabei geht es um das Feld der internationalen Beziehungen in der politischen Wissenschaft. Für die Position und den Einfluß von H. Kelsen wird festgestellt, daß er über die nationalstaatliche Begrenzung des Rechts und der Staatstheorie hinausging und das Völkerrecht über das Staatsrecht setzte. Seine Arbeit fand keinen Eingang in die Politikwissenschaft. Person und Werk J. Morgenthaus werden als Gegentypus dargestellt. Ein konservatives Menschenbild, konkrete Analysen der internationalen Beziehungen und der politischen Kultur brachten in seinem Fall eine enge Verknüpfung von Politikwissenschaft und politischem System. Der Kelsen-Schüler und dezidierte Liberaldemokrat J. Herz hielt an einer sehr viel positiveren Einstellung zur normativ-kritischen Dimension der Politikwissenschaft fest und brachte es gleichwohl zu einer markanten Position im amerikanischen Wissenschaftssystem. Die vergleichende Regierungslehre wird am Beispiel von K. Deutsch erläutert. Wissenstransfer und Akkulturation werden als entscheidende Begriffe für die sozialwissenschaftliche Erforschung der Formen und Inhalte der politikwissenschaftlichen Emigration betrachtet. (HA)
Zunächst wird ein Überblick über verschiedene nationale und internationale Ansätze zum Bereich "Primary Science" gegeben. Näher dargestellt werden Ansätze aus den USA, aus der Schweiz, aus England und aus Deutschland. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Unterrichtskonzeptionen für den Primarbereich. Die mit diesen Konzepten verbundenen Aufgaben für die Qualifizierung von Lehrkräften und die damit verbundenen Probleme werden aufgezeigt. Was Science - Unterricht in der Primarstufe auf Seiten der Schüler sowohl im Hinblick auf kognitive Leistungen als auch im Hinblick auf motivationale Wirkungen erreichen kann, wird anhand der Ergebnisse eines eigenen Forschungsprojektes berichtet. Der letzte Teil des Beitrags wendet sich der Frage zu, wie ein anspruchsvoller science-Unterricht im Primarbereich unter Berücksichtigung der gegebenen Randbedingungen implementiert werden könnte. Auch zu dieser Frage werden erste Forschungsergebnisse berichtet.
Die Verfasser definieren die wissenschaftliche Forschung als Dialog zwischen Theorie und Daten: Wissenschaftlerinnen formulieren eine Theorie, analysieren Daten, um die Theorie zu testen, und modifizieren die Theorie anhand der neugewonnen empirischen Befunde. Der gleiche Prozess kann auch bei den Daten beginnen: Wissenschaftler machen Beobachtungen, entwickeln Theorien, um diese Beobachtungen zu erklären, und sammeln dann zusätzliche Daten, um ihre Theorien zu testen. Nicht jedes Forschungsprojekt muss alle Schritte innerhalb dieses Zyklus durchlaufen, denn Forschung ist ein kollektives Unterfangen. Während sich einige Projekte auf das Testen bestehender Hypothesen konzentrieren, erklären andere einzelne Beobachtungen und generieren neue Hypothesen. Es wird die These vertreten, dass alle Forschungsprojekte, die Teil des Dialogs zwischen Theorie und Daten sind, die gleichen Kernprobleme des Forschungsdesigns bearbeiten und lösen müssen: die Definition der Forschungsfrage, die Spezifikation von Konzepten und Theorien, Operationalisierung und Messung, die Auswahl der Fälle und Beobachtungen, die Kontrolle von alternativen Erklärungen und theoretische Schlussfolgerungen. Diese Fragen stellen einzelne Schwerpunkte der Studie dar. Abschließend werden die einzelnen Beiträge des Bandes präsentiert. (ICF2)
Die durch die Internationalisierung des Wettbewerbs verschärften Konkurrenzverhältnisse erzwingen - auch von der überbetrieblichen Tarifpolitik auf der Ebene von Branchen und Regionen - Anpassungsleistungen und neue Flexibilitäten. Der Beitrag untersucht die Probleme, die aus dieser Entwicklung für die Interessenvertretung im internationalen Konzern resultieren. Es wird die Frage erörtert, inwieweit sich gegenwärtig ein Wandel industrieller Beziehungen im inter- und transnationalen Unternehmensverbund feststellen läßt, der eine steigende "Amorphie" im "normierten Verhandlungssystem" anzeigt. Folgende Entwicklungen führen zur Erosion im deutschen System der industriellen Beziehungen: (1) Als Ergebnis von betriebsübergreifenden Rationalisierungsstrategien kommt es zur Verflüssigung der Außengrenzen von Betrieben; (2) Mit dem Auseinanderfallen der strategischen Entscheidungsebene und dem Betrieb als Verhandlungsbasis laufen die Verhandlungs- und Mitbestimmungsrechte ins Leere; (3) Durch matrixartig strukturierte Unternehmensverbünde und Produktionsnetzwerke wird die betriebliche Interessenvertretung ausgehöhlt. (pre)
Der Beitrag setzt sich kritisch mit der Frühzeit der Entwicklung der politikwissenschaftlichen Forschung auseinander; dies betrifft in erster Linie die Vernachlässigung einer umfragebasierten Mikroanalyse. Dieser Fokus ist durch zwei Interessen geprägt. Erstens durch ein generelles Interesse an der Entwicklung der Demokratie nach dem Zweiten Weltkrieg. Zweitens durch ein spezielles Interesse an der Entwicklung einer demokratischen politischen Kultur. Der Autor zeigt, dass sich die politikwissenschaftliche Forschung in der behandelten Phase, diesem zweiten Forschungsgegenstand - auch aus ideologischen Gründen - kaum zugewandt hat. Dazu wird die Entwicklung der Politikwissenschaft und die Rolle der empirischen Forschung in dieser Disziplin nach dem Zweiten Weltkrieg bis Ende der 60er Jahre skizziert. Rekonstruiert wird, wie sich überhaupt eine empirisch basierte mikroanalytische Forschung entwickeln konnte. Zwei Wege waren dafür besonders wichtig: (1) Die Politikwissenschaft konnte Anleihen bei der Soziologie und der Sozialpsychologie machen. (2) Es organisierte sich die empirisch orientierte politikwissenschaftliche Forschung in Westeuropa. In Deutschland ist die Verankerung der politikwissenschaftlich relevanten Mikroanalyse in besonderer Weise mit Rudolf Wildenmann und Erwin K. Scheuch verknüpft. (ICA2)
"Die deutschsprachige Diskussion um Evaluation in der Raumordnung und -entwicklung verweist auf den Nutzen von akteurzentrierten Forschungsrahmen für die Analyse der Wirkungen von raumbedeutsamen Instrumenten. Allerdings werden die Möglichkeiten und Grenzen entsprechender Ansätze bisher nicht thematisiert. Hier setzt der vorliegende Beitrag an, indem er auf dem kommunikativen Planungsverständnis aufbauend Herausforderungen für die Evaluation von kommunikativen Planungsprozessen herausarbeitet. Basierend auf einer sowohl theoretischen Auseinandersetzung mit dem als auch einer forschungspraktischen Annäherung an den Akteurzentrierten Institutionalismus und den Institutional Analysis Development Framework diskutiert das abschließende Fazit die Möglichkeiten und Grenzen akteurzentrierter Forschungsrahmen für die Evaluation raumbedeutsamer Instrumente." (Autorenreferat)
"In der Zeit des Kalten Krieges stellte der vor allem militärisch-politisch ausgetragene 'Ost-West-Konflikt' den strukturbildenden Grundkonflikt der internationalen Beziehungen dar. Nach dem Ende des Kalten Krieges zeichnet sich ein neues Strukturmuster ab: die 'liberale Logik' und eine hier als 'ethnisch' bezeichnete partikularistische Logik treffen konfliktträchtig aufeinander, wobei möglicherweise die internationalen Wirtschaftsbeziehungen zum Hauptschauplatz dieses neuen zentralen Konflikts werden. So lassen sich beispielsweise der 'Handelskrieg' zwischen den westlichen Industrieländern und den ostasiatischen Industrie- und Schwellenländern, die Regelung der (Arbeits-) Migration in der Europäischen Union und das konfliktträchtige Aufeinandertreffen von freiem Unternehmertum und ethnisch orientierter Unternehmenskultur als Aufeinandertreffen unvereinbarer Prinzipien interpretieren. Die Tendenz einer Ethnisierung von Konflikten ist hierzulande bislang entweder als exotisches Problem anderer Völker betrachtet oder unter rein innenpolitischen Aspekten thematisiert worden(Ausländerprogrome, Fremdenfeindlichkeit, Asyldebatte). Der Beitrag will darauf hinweisen, daß dies eine gefährlich verkürzte Sichtweise ist, da möglicherweise die Ethnisierung eine Grundtendenz auch der eigenen außenpolitischen Debatten wird (z.B. 'gelbe Gefahr' gefährdet Arbeitsplätze, Ausverkauf der Wirtschaft an Fremde). Gerade aus friedenswissenschaftlicher Sicht muß deshalb gefragt werden, ob diese neue Konfliktkonstellation als dauerhaft oder nur als vorübergehend anzusehen ist. Praxeologisch stellt sich die Frage, ob die beiden Logiken unvereinbar sind und nur die Überwindung einer der beiden Logiken zur Konfliktlösung führt oder ob angesichts der Dauerhaftigkeit des Konflikts eine 'friedliche Koexistenz' zwischen den beiden Logiken hergestellt werden kann. Die Fallstudien des Beitrags (Handelspolitik, Migrationspolitik, Unternehmenskultur) konzentrieren sich auf Bereiche, in denen das Aufeinandertreffen der beiden Prinzipien besonders virulent und konfliktträchtig erscheint und die alten Erklärungsmuster und Politikrezepte offensichtlich nicht mehr greifen." (Autorenreferat)
Der Beitrag untersucht Möglichkeiten, im Rahmen eines Forschungsverbundes mehrerer Arbeitsgruppen eine erfolgreiche Weiterarbeit in der Lebenslagenforschung zu initiieren, die sowohl Theorieentwicklung als auch empirische Forschung einschließen würde. Es geht darum, im Lebensführungskonzept eine handlungstheoretische Fundierungsmöglichkeit des eher deskriptiven Lebenslagenkonzepts zu entdecken. In einem ersten Schritt werden die zentralen Linien des sozialpolitikwissenschaftlichen Lebenslageansatzes sowie seine Potentiale und Grenzen skizziert und Anknüpfungspunkte zum Lebensführungskonzept benannt. Die Kategorisierung sozialer Ungleichheit durch das Lebenslagenkonzept kann beispielsweise durch die dynamische Perspektive des Lebensführungskonzepts überwunden werden. Im Gegenzug kann jedoch auch die alltägliche Lebensführung von der sozialpolitikwissenschaftlichen Lebenslagenforschung profitieren. Dass dort, ganz im Gegenteil zur Lebensführungsforschung, die Feststellung sozialer Ungleichheit in sozialpolitischen Veränderungsvorschlägen ihren Niederschlag findet, ist kein Nachteil. (ICH)