In: Schweizerische Ärztezeitung: SÄZ ; offizielles Organ der FMH und der FMH Services = Bulletin des médecins suisses : BMS = Bollettino dei medici svizzeri, Band 86, Heft 9, S. 519-531
Islam bedeutet, das Selbst vorbehaltlos Allah zu überantworten und allein ihn als gestaltende Macht anzuerkennen. Unentwegt erschafft Allah den Kosmos und bestimmt alles, was darin vorgeht, gemäß seinem Ratschluss, den der Mensch nicht zu durchschauen vermag. Es steht einzig fest, dass Allah für sein fortwährendes Schöpfungshandeln einen ebenso fortwährenden Dank fordert. Als ein verstandesbegabtes Geschöpf hat sich der Mensch diesen Sachverhalt bewusst zu machen und folglich Allah unermüdlich anzubeten. Einzig zu diesem Zweck hat Allah den Menschen erschaffen (Sure 51, 56). Tilman Nagel zeigt, wie sich diese im Koran vielfach betonten Grundlehren des Islams in den muslimischen Auffassungen von Religion und Ritus, Gesellschaft und Gemeinwesen, von universalem Geltungsanspruch und Machtausübung, widerspiegeln. Er analysiert das spezifische Gottes- und Weltverständnis der Muslime sowie die daraus resultierenden innerweltlichen Konsequenzen und erörtert auch die Schwierigkeiten, die eine nüchterne Bestandsaufnahme islamischer Überzeugungen dem Westen bis zum heutigen Tag bereitet. »What Is Islam?« Usually Islam is considered as a plurality of tenets that can hardly be summed up in a coherent system. In opposition to this thesis, Nagel argues that Islam emerges in late antiquity as an independent and clearly defined religious faith rejecting the core of Christianity. Allah is the omnipotent Lord who is continuously involved in mundane affairs leaving to humankind no place for self-determined activities. Nagel analyses the outlines of nascent Islam and then deals in great detail with the social and political consequences ensuing from the message of the prophet Muhammed. Finally he tackles the problems of a sober appraisal of Islam Europe has met with since the days of Enlightenment. Tilman Nagel zeigt in der vorliegenden Publikation, wie sich die Grundlehren des Islams in den muslimischen Auffassungen von Religion und Ritus, Gesellschaft und Gemeinwesen, von universalem Geltungsanspruch und Machtausübung, widerspiegeln. Er analysiert das spezifische Gottes- und Weltverständnis der Muslime sowie die daraus resultierenden innerweltlichen Konsequenzen und erörtert auch die Schwierigkeiten, die eine nüchterne Bestandsaufnahme islamischer Überzeugungen dem Westen bis auf den heutigen Tag bereitet. Tilman Nagel, geb. am 19. April 1942 in Cottbus; 1962 Abitur am Alten Gymnasium in Oldenburg i.O.; Studium der Orientalistik, Zentralasienkunde und Religionswissenschaft in Bonn; dort 1967 Promotion zum Dr. phil. sowie 1971 Habilitation im Fach Islamwissenschaft; von 1981 bis 2007 o. Prof. der Arabistik und Islamwissenschaft in Göttingen; seit 1989 ordentliches Mitglied der historisch philologischen Klasse der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Nagel veröffentlichte zahlreiche Bücher sowie Aufsätze in Fachzeitschriften zur islamischen (Religions)Geschichte. Von 1981 bis 2009 arbeitete er in verschiedenen staatlichen Gremien mit, die sich mit den Problemen der Integration der Muslime sowie mit der Gestaltung des islamischen Religionsunterrichts befaßten. Tilman Nagel is Emeritus Professor of Arabic and Islamic Studies at the University of Göttingen. He received his Dr. phil in 1967 and his Habilitation in 1971 from the University of Bonn. His main fields of research are Islamic theology and the social history of the muslim polity. His »Geschichte der islamischen Theologie« (Munich 1994) was translated into english in 1999 (»The History of Islamic Theology. From Muhammad to the Present«, Markus Wiener Publishers, Princeton).
Die veröffentlichte Wahrnehmung des Islams wird von Tabus beherrscht, die eine freimütige, intellektuell redliche Beschäftigung mit den Eigenheiten dieser Religion und mit den Machtansprüchen vieler ihrer Funktionsträger behindern, wenn nicht gar verhindern. Dieser Umstand ermöglicht das Heranwachsen einer Parallelgesellschaft, durch die das freiheitliche, säkularisierte Gemeinwesen, dessen Vorzüge der erdrückenden Mehrheit eine Selbstverständlichkeit sind, schroff abgelehnt wird. Angesichts dieses Sachverhalts plädiert Tilman Nagel für eine tabufreie Auseinandersetzung mit den Merkmalen des Islams, die seinen Bekennern eine fruchtbare Teilhabe an unserem Gemeinwesen erschweren. Aus verschiedenen Blickwinkeln beschreibt der Autor die geschichtliche wie auch die gegenwartsbezogene Dimension dieser Merkmale. Denn erst deren zuverlässige Kenntnis befähigt zu einer Analyse der Probleme, vor die Europa durch die Zuwanderung von Muslimen gestellt wird. Probleme, die durch Beschönigen und Beschweigen nicht zum Verschwinden gebracht werden. »Fear of Allah? Intellectual examination of Islam« The public perception of Islam is dominated by taboos which hinder, if not entirely prevent, a frank, intellectually honest examination of the peculiarities of this religion and of the claims to power of many of its functionaries. This favours the emergency of a parallel society which brusquely rejects the liberal, secular community whose advantages are self-evident for an overwhelming majority. In view of this, Tilman Nagel advocates a taboo-free discussion of the characteristics of Islam, which makes it difficult for its confessors to fruitfully participate in our society. The author describes the historical and contemporary dimension of these characteristics from different angles. Because only a solid understanding of these characteristics makes it possible to analyse the problems which Europe faces as a result of Muslim immigration. Problems which cannot be made to disappear by glossing over them or silencing them. Der Islam gehört zu Deutschland? Wenn Deutschland auf wesentliche Bestimmungen seiner Verfassung verzichtet, dann ja. Nimmt man mit den Muslimen an, der Koran enthalte ewig gültige Normen, dann wird man über kurz oder lang um einen solchen Verzicht nicht herumkommen. Tilman Nagel vermittelt in seinem Buch einen wissenschaftlich fundierten Einblick in die politischen und gesellschaftlichen Vorstellungen des Islams, die im veröffentlichten Diskurs über diese Religion fast immer verschwiegen werden. Tilman Nagel, geb. am 19. April 1942 in Cottbus; 1962 Abitur am Alten Gymnasium in Oldenburg i.O.; Studium der Orientalistik, Zentralasienkunde und Religionswissenschaft in Bonn; dort 1967 Promotion zum Dr. phil. sowie 1971 Habilitation im Fach Islamwissenschaft; von 1981 bis 2007 o. Prof. der Arabistik und Islamwissenschaft in Göttingen; seit 1989 ordentliches Mitglied der historisch philologischen Klasse der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Nagel veröffentlichte zahlreiche Bücher sowie Aufsätze in Fachzeitschriften zur islamischen (Religions)Geschichte. Von 1981 bis 2009 arbeitete er in verschiedenen staatlichen Gremien mit, die sich mit den Problemen der Integration der Muslime sowie mit der Gestaltung des islamischen Religionsunterrichts befaßten.
Intro -- INHALTSVERZEICHNIS - TABLE DES MATIÈRES -- INTRODUCTION. DE L'ACTUALITE D'UNE DEMARCHE COMPARATISTE ET TRANSNATIONALE. (Jean-Paul Cahn) -- MORITZ HARTMANN ET LA PREMIERE LAÏCISATION DANS LE MIDI DE LA FRANCE (Françoise Knopper) -- LA LOI SCOLAIRE FRANÇAISE DU 28 MARS 1882 ET LA QUESTION DE L'ENSEIGNEMENT LAÏQUE. UN DEBAT DANS LA PRESSE ALLEMANDE (Philippe Alexandre) -- ZWISCHEN RELIGIÖSER KULTUR UND WELTLICHKEIT: DIE HERRNHUTER BRÜDERGEMEINE UND DIE FIRMA ABRAHAM DÜRNINGER & -- CO IM 19. UND FRÜHEN 20. JAHRHUNDERT (Heidrun Homburg) -- LE COMBAT POUR LA LAÏCITE DANS UN VILLAGE DE BOURGOGNE (1871-1906) ET LE « KULTURKAMPF » (Jean Philippon) -- DAS RELIGIÖSE LEBEN DER JÜDISCHEN GEMEINDEN IN LOTHRINGEN UND DER PREUßISCHEN RHEINPROVINZ IM 19. JAHRHUNDERT (Stephanie Schlesier) -- LA RIVALITE POLITICO-RELIGIEUSE FRANCO-ALLEMANDE AU LEVANT, 1855-1948 (Dominique Trimbur) -- ECOLE CONFESSIONNELLE, ECOLE SIMULTANEE, ECOLE LAÏQUE : LA CONFRONTATION DES MODELES ALLEMANDS ET FRANÇAIS DANS LA ZONE D'OCCUPATION FRANÇAISE (1945-1949) (Caroline Doublier) -- LES EGLISES PROTESTANTES DE RDA ET LE 17 JUIN 1953 (Frédéric Hartweg) -- "WENDE ZUR WELT"? DIE POLITISIERUNG DER RELIGION IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND UM 1968 (Pascal Eitler) -- LE ROLE DES EGLISES AUPRES DES FAMILLES. UNE COMPARAISON FRANCE - ALLEMAGNE (Anne Salles) -- LA LAÏCITE A L'EPREUVE DU FOULARD ISLAMIQUE. UNE COMPARAISON FRANCO-ALLEMANDE (Gilles Leroux) -- KONFESSION UND WAHLVERHALTEN IN DEUTSCHLAND (Adolf Kimmel) -- DIE AUTORINNEN UND AUTOREN - LES AUTEURS.
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In Sure 6, Vers 38, wird dem Muslim versichert, dass Allah im Koran »nichts ausgelassen« habe. Diese Worte beziehen sich auf Allahs Kenntnis von allen Vorgängen in seiner Schöpfung. Im sunnitischen Islam liest man aus ihnen heraus, dass Allah im Koran und in den durch ihn selber inspirierten Worten und Taten Mohammeds das Geschehen in der Welt und die Daseinsordnung der Menschen vollständig und endgültig dargelegt habe. Das Sunnitentum, das dank dem Auftreten des Propheten Wirklichkeit geworden sei, verkünde seit dessen Tod diese unveränderliche Wahrheit und stehe für deren Anwendung gerade. In der quellennahen Studie analysiert Nagel die theologischen und gesellschaftsbezogenen Grundideen von dreißig Personen, die für die Geschichte des sunnitischen Islams von erstrangiger Bedeutung waren. Es wird erstmalig sichtbar, wie sich über Jahrhunderte das sunnitische Selbstverständnis herausgebildet hat und welchen Veränderungen es unterlag. Die gebührende Aufmerksamkeit widmet Nagel dem Sunnitentum der Neuzeit und legt dabei die mittelalterlichen Wurzeln frei, aus denen dessen Charakteristika wuchsen. »The Crushing Burden of Eternal Directives« The publication is the first comprehensive study of the most important religious and political group within Islam. The author identifies four major stages of the history of Sunnism: 1. It took about four centuries until Sunnism succeded in being recognized as the legitimate continuation of the Medinian community founded by the prophet Mohammed. 2. This success enabled Sunnism to overcome the challenge of the philosophical traditions of antiquity. 3. Since the 13th century A.D. the belief that Mohammed was still present among the Sunni moslems became widely spread. 4. Yet it is already since the 11th century that we can trace out the denial of that popular tenet, a denial which has become characteristic of contemporary Sunnism.
The article discusses the 2016 debate over egalitarian adoption in Colombia in order to suggest that in the fields of gender and sexuality, religion and politics constitute the same flow of signifiers. That flow is dislocated, temporary, and unstable, since it depends on the dynamics of social conflicts and political transitions. Thus, the Colombian case can be interpreted as the emergence of a religious project in political terms, which secularizes its discourse in order to spiritualize society. In turn, both the legal debate, with its appeal to State authority, and populism, with its longing to return to founding principles, are means for that emergence. ; El debate sobre adopción igualitaria en Colombia que tuvo lugar en 2016 se discute aquí para sugerir que religión y política, en los campos del género y la sexualidad, son un mismo flujo de significantes. Tal flujo es dislocado, temporal e inestable, pues depende de las dinámicas de los conflictos sociales y las transiciones políticas. El caso colombiano puede interpretarse entonces como emergencia de un proyecto religioso en clave política que seculariza su discurso para espiritualizar la sociedad. A su vez, el debate jurídico, con su reclamo a la autoridad del Estado, y el populismo, con su añoranza del retorno a los fundamentos, son medios para tal emergencia. ; Le texte discourt autour du débat sur l'adoption égalitaire en Colombie qui a eu lieu en 2016 afin de suggérer que dans les domaines du genre et de la sexualité, religion et politique est un même flux de signifiants, disloqué, temporaire, et instable, car il dépend de la dynamique des conflits sociaux et des transitions politiques. Le cas colombien peut donc être interprété comme l'émergence d'un projet religieux en code politique qui sécularise son discours pour spiritualiser la société. À son tour, le débat juridique, avec son exhortation à l'autorité de l'État, et le populisme, avec son chagrin du retour aux fondements, sont des moyens pour une telle émergence.
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Asma Helali est Maitre de conférences en islamologie à l'Université de Lille (France), elle a occupé plusieurs postes de recherche dans le monde arabe ainsi qu'en Europe et au Royaume-Uni. Ses recherches portent sur la transmission des textes religieux en Islam premier. Au sein de MECAM, le projet d'Asma Helali porte sur le dévoilement des croyances et identités religieuses: l'enseignement des textes religieux dans le milieu de Qayrawan au 11ème siècle. A. Helali est auteur de The Sanaa Palimpsest: The Transmission of the Qur'an in the First Centuries AH (Oxford University Press, 2017) et co-auteur avec Stephen R. Burge, de, The Making of Religious Texts in Islam: The Fragment and the Whole (Gerlach, 2019).
The object of this article is to analyze two complementary models of the secularization of culture formulated at the beginning of the twentieth century through confrontation with the religious paradigm. These are Freudian psychoanalysis, on the one hand, and the socialism of the young Gramsci, on the other. The hypothesis driving this analysis is the following: the Gramscian understanding of the problem of culture introduces the political dimension unknown to the anthropological writings of Freud. It is the introduction of this dimension which explains why Gramsci does not describe the function of religion by considering Christianity in general terms, but rather studies the function of the Catholic Church in the Italian process of national unification known as the Risorgimento. ; El objetivo de este artículo es analizar dos modelos complementarios de laicización de la cultura formulados a principios del siglo XX a partir de la confrontación con el paradigma religioso, a saber: el psicoanálisis freudiano y el socialismo del joven Gramsci. La hipótesis que conduce el análisis es la siguiente: la comprensión gramsciana del problema de la cultura introduce la dimensión política desconocida en los escritos antropológicos de Freud. Es la introducción de esta dimensión la que explica que Gramsci no describa la función de la religión a partir de la consideración del cristianismo en términos generales, como hace Freud, sino que estudie la función de la Iglesia Católica en el proceso italiano de unificación nacional conocido comoRisorgimento. ; El objetivo de este artículo es analizar dos modelos complementarios de laicización de la cultura formulados a principios del siglo XX a partir de la confrontación con el paradigma religioso, a saber: el psicoanálisis freudiano y el socialismo del joven Gramsci. La hipótesis que conduce el análisis es la siguiente: la comprensión gramsciana del problema de la cultura introduce la dimensión política desconocida en los escritos antropológicos de Freud. Es la introducción de esta dimensión la que explica que Gramsci no describa la función de la religión a partir de la consideración del cristianismo en términos generales, como hace Freud, sino que estudie la función de la Iglesia Católica en el proceso italiano de unificación nacional conocido como Risorgimento. ; Le but de cet article est d'analyser deux modèles complémentaires de sécularisation de la culture formulés au début du XXe siècle à partir de la confrontation avec le paradigme religieux, à savoir la psychanalyse freudienne et le socialisme du jeune Gramsci. L'hypothèse qui préside à l'analyse est la suivante : la compréhension gramscienne du problème de la culture introduit la dimension politique inconnue dans les écrits anthropologiques de Freud. C'est l'introduction de cette dimension qui explique la raison pour laquelle Gramsci ne décrit pas la fonction de la religion à partir de la considération du christianisme en termes généraux, comme le fait Freud, mais elle étudie plutôt le rôle de l'Église catholique dans le processus italien d'unification nationale appelé Risorgimento.