Genozid - ein historischer Überblick
In: Genozid und Moderne: Bd. 1: Strukturen kollektiver Gewalt im 20. Jahrhundert, S. 294-308
Der Beitrag untersucht die wechselseitige Entstehung von Genozid-Forschung und völkerrechtlicher Kategorienentwicklung um das Phänomen und den Tatbestand "Völkermord". Die Autoren fordern eine "Archäologie des Genozids": dabei geht es ihnen nicht nur darum, Muster aufzudecken, die in neuzeitlichen Genoziden spezifisch "modern" sind oder "historische Muster" für spezifische Genozide darzustellen, sondern sie suchen eine neue Einschätzung historischer Völkervernichtungen, die mit den anders gelagerten Ansätzen der Religionsgeschichte, Ägyptologie usw. für eine interdiziplinäre Perspektive fruchtbar zu machen sind. Für die Moderne wird als Haupttyp der "ideologische" Genozid mit folgenden Merkmalen konstatiert: Eine "der Zweck heiligt die Mittel"-Strategie, rechtsstaatliche Systeme zur Legitimation der Verfolgung und eine Durchdringung von Glauben, Ideologie und Wissenschaft. (pre)