Der vom Verwaltungsapparat der DDR erhobene Datenspeicher "Gesellschaftliches Arbeitsvermögen" (DS GAV) ist eine einzigartige Datenquelle für die 1980er Jahre, die eine Vielzahl von Einträgen zu soziodemographischen und sozioökonomischen Merkmalen, Qualifikation und Beschäftigung für mehr als 7 Millionen ehemalige DDR-Bürger umfasst. Der DS GAV wurde erhoben, um das Management des Humanvermögens in der Zentralverwaltungswirtschaft der DDR effizienter zu gestalten, um also eine kontrollierte Arbeitskraftallokation und Personalfluktuation zwischen Wirtschaftszweigen und Unternehmen zu garantieren; das Potenzial dieses Projekts wurde jedoch höchstwahrscheinlich niemals in hinlänglicher Weise ausgenutzt. Fünfzehn Jahre nach dem Zusammenbruch des ostdeutschen Staatssozialismus bietet der DS GAV eine Quelle für die quantifizierende historische Sozialforschung auf dem Weg zu einer Soziologie der DDR-Gesellschaft. Ein Jenaer Forschungsprojekt zu DDR-Eliten und Prozessen sozialer Differenzierung, Teil des Sonderforschungsbereichs 850, stützt sich u.a. auf diese Datenquelle. Die Verfasser diskutieren den historischen Hintergrund, die Datenaufbereitung, die Explorationsphase und erste soziologische Analysen auf der Basis des DS GAV. ; The Datenspeicher 'Gesellschaftliches Arbeitsvermögen' (Data Fund of Societal Work Power, DS GAV) of the GDR administration is a unique database from the 1980's that comprises a variety of entries on the socio-demographic and socio-economic traits, the qualification, and the employment of more than 7 million former inhabitants of the GDR. The DS GAV was built up and maintained in order to establish a more efficient human resource management in the centralized state economy of the GDR i.e., to guarantee controlled allocation of manpower and fluctuation of personnel between sectors and enterprises, but the potential of the project was most likely never used in a sufficient way. 15 years alter the collapse of state socialism in East Germany, the DS GAV serves as a source for quantitative historical social research towards a sociology of GDR society. A research project on GDR elites and processes of societal differentiation which is part of the Sonderforschungsbereich 580 (Collaborative Research Center), Jena, Germany, uses the DS GAV among other databases from GDR times. The paper discusses historical background, data handling, exploration and first sociological analyses based on the DS GAV.
Im Verlauf des letzten Jahres hat eine Hiobsbotschaft so gut wie jedes deutsche Industrieunternehmen erreicht: Ausschlaggebend für die spektakulären Erfolge japanischer Hersteller im Krieg der Triaden-Sterne USA, Europa und Japan sei - so der wesentliche Inhalt der Botschaft - ein spezifisches Organisationskonzept. Dieses organisatorische Wunderkind wurde - um den Kontrast zu tayloristischen Organisationsmodellen der Massenproduktion möglichst deutlich zu machen - auf den Namen "Lean Management" getauft. Die Geltung der Botschaft ist weder auf Japan noch auf den analysierten Automobilsektor beschränkt. So zumindest die Ansicht aller Boten der ersten Stunde, die aus Boston, konkret von MIT und Harvard, stammen. Zusammen mit der Schock-Message unterbreiten sie eine durch und durch konstruktive und zugleich attraktive Offerte: Vorständen, Geschäftsführern und Center-Leitem wird nahegelegt, ihr Raumschriff "Enterprise" auf " Lean Enterprise" umzurüsten. Nur mit einer derart getunten Raumschiffversion könne man auf die Seite der Gewinner überwechseln.
Die Lean Management-Strömung ist so umfassend, daß sie nicht nur die Produktions- und Entwicklungsplanung, Wettbewerbsstrategien, Technologiepolitik, Beziehungen zu Lieferanten und Abnehmern, sondern auch die Personalführung erfasst. Bei näherer Betrachtung erweist sich die Nahtstelle zwischen Lean Management und Personalführung sogar als die erfolgskritische Schnittstelle bei der Umsetzung von Lean-Konzepten. Die Personalführung ist gefordert, ihren Standort innerhalb des Lean Management-Ansatzes abzuklären. Begreift sie ihre Rolle als die eines Schrittmachers, ergeben sich hieraus spezifische Konsequenzen für die Gestaltung eines fitnessförderlichen Führungssystems.
Thema der Arbeit sind die Phänomene Risiko und Krise als Herausforderung für das Kommunikationsmanagement von Organisationen in Wirtschaft Politik und Gesellschaft. Das Ziel ist ein theoretisch begründeter Handlungsrahmen, der als Grundlage für operative Maßnahmen der Risiko- und Krisenkommunikation dienen soll. Nach Klärung der Begriffe und kommunikativen Bedingungen geht es dabei um die Betrachtung von Risiko- und Krisenkommunikation als Spielhandlung. Es werden Verlaufsstrukturen aufgezeigt, die weitgehend auch die Handlungsspielräume der Akteure und deren Erwartungen sowie die der Zuschauer bestimmen. Neben einer kritischen Auseinandersetzung mit vorliegenden Modellen des Management von Risiko- und Krisenkommunikation liefert die Arbeit Ergebnisse einer standardisierten schriftlichen Befragung von Kommunikationsfachleuten aus dem Bereich der Unternehmenskommunikation. Ein wichtiges Ziel ist dabei, die offensichtlichen Differenzen in der Einschätzung zwischen Theorie und Praxis aufzudecken und zu quantifizieren. Den übergeordneten Handlungsrahmen der Risiko- und Krisenkommunikation bilden schließlich Überlegungen zur Bestandserhaltung und Anschlußfähigkeit von Kommunikationssystemen. Neben geeigneten Prozessen, Ritualen und Verfahren spielen Aspekte der Imagepflege dabei eine wichtige Rolle. ; The phenomena risk and crisis as challenges facing the management of communications processes in business, politics, and society provide the subject for this work, the goal of which is a theoretically-based framework laying the groundwork for operative measures in communications with respect to risk and crisis situations. Having first defined relevant terms and conditions for communication, the work analyses risk and crisis communications from the standpoint of a game and illustrates the structures created as the game runs its course. These structures are crucial elements in determining not only participants' but also observers' freedom to act and the expectations they develop. In addition to a critical discussion of available models for the management of risk and crisis communications, the work contains the results of a standardized written polling of experts in the field of corporate communications. Crucial goals of this research were to identify and quantify apparent differences in the assessment of theory and practice. Observations as to how to maintain and ensure the continuation of communication systems provide the overlying framework for risk and crisis communications, for which aspects of image preservation, together with processes, rituals, and procedures, play an important role.
Forschungsfragen: - Welche Voraussetzungen bzw. Bedingungen sind im Menschen selbst und in seiner Umgebung vorhanden/müssen geschaffen und gefördert werden, damit er bereit ist, sich aktiv an Innovationsprozessen zu beteiligen? - Wie ist dies durch Maßnahmen zur konsequenten Förderung und Nutzung des Ideenpotenzials von möglichst vielen Mitarbeitern zu unterstützen, um über Innovationen einen dauerhaften Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele zu leisten? - Wie sind die zu ergreifenden Maßnahmen in der betrieblichen Praxis umzusetzen? Ziel: Erarbeiten von konkreten sowie praktisch umsetzbaren Gestaltungsempfehlungen für das Management von Innovationsprozessen durch mitarbeiterorientierte Maßnahmen. Die Aufgabe, Innovation hervorzubringen, wird dabei als Bestandteil der Aufgabe aller Mitarbeiter betrachtet. Methode: - Verhaltenswissenschaftlicher Ansatz, der Erkenntnisse der (Motivations-)Psychologie und teilweise Sozialpsychologie einbezieht. Das 'Innovationsproblem' wird konsequent als 'Verhaltensproblem' betrachtet. - Aufgrund des bisherigen Forschungsstandes bzgl. mitarbeiterorientierter Innovationsförderung sowie der definierten Zielsetzung, handelt es sich bei dieser Arbeit um eine analytisch-explorative Studie, deren Schwerpunkt wissenschaftsmethodisch auf dem Entdeckungszusammenhang liegt. - Vorgehensweise und Instrumente der qualitativen empirischen Sozialforschung, deren Paradigma bemüht ist, den Objektbereich der Untersuchung in seinem konkreten Kontext und seiner Individualität zu verstehen. - Die Arbeit untersucht acht Fälle des Innovationsmanagements von acht Automobilherstellern in Deutschland. Für die Analyse des betrieblichen Innovationsmanagements in der Praxis bieten sich Einzelfallanalysen an. Diese werden mittels Intensivinterviews durchgeführt. - Um über den jeweiligen Einzelfall hinausgehende Aussagen formulieren zu können, werden die Fälle so erfasst und aufbereitet, dass sie im Sinne einer vergleichenden Feldstudie auf einem höheren Abstraktionsniveau verglichen werden können. Auf diese Weise werden auch die Voraussetzungen für die Übertragbarkeit der gewonnen Erkenntnisse auf andere Branchen bzw. Unternehmen geschaffen. Ergebnisse: Die Ergebnisse sind als ein 'Handhabungsgerüst für das Verhaltensproblem' Innovation zu verstehen, dessen Maßnahmen auf tragfähigen Theoriebausteinen der Psychologie und Erkenntnissen betriebswirtschaftlicher (empirischer) Forschungsarbeiten basieren, die durch die Spiegelung an den Stärken und Schwächen der Praxis der Innovationsförderung in der Automobilindustrie zu effektiven und praktikablen Gestaltungsempfehlungen formuliert werden. Diese beziehen sich auf die identifizierten Verhaltensdeterminanten und deren Gestaltungsparameter zur Förderung innovativen Verhaltens. Bei der Ausgestaltung der Parameter zur Beeinflussung der Verhaltensdeterminanten steht insbesondere die Forderung nach Harmonie und Zielkongruenz zu den Werten der innovationsfördernden Unternehmenskultur im Vordergrund. Die Maßnahmen müssen sowohl zueinander kongruent sein als auch zur innovationsfördernden Unternehmenskultur inhaltlich kongruente Werte und Ziele ansprechen. Situatives Ermöglichen für Innovation Die Maßnahmen beziehen sich auf eine - offene Informationspolitik, - direkte Kommunikation, - effektive Koordination und deren Institutionalisierung und - angemessene Ressourcenausstattung in der Primärorganisation. Soziales Dürfen für Innovation - Inhalte und Vorgehensweise zur Gestaltung einer innovationsfördernden Unternehmenskultur, die vor allem die Schlüsselfaktoren innovativen Verhaltens Sensibilität, Offenheit, Wissen, Kreativität in das Normen- und Wertegefüge der Unternehmenskultur integriert. - Hinweise zur Konkretisierung der innovationsfördernden Werte und Normen durch gelebte Rollenerwartung an Rollenträger im Innovationsprozess (Ideenträger, Ideentransformator und Ideenumsetzer) sowie Führungskräfte. Individuelles Können für Innovation Die Maßnahmen beziehen sich auf - die Personalauswahl, - den Personaleinsatz und - die Personalentwicklung inklusive Karriereplanung. Persönliches Wollen zur Innovation Die Maßnahmen beziehen sich auf - des Führungsverhaltens und dessen symbolische Wirkung zur Förderung innovativen Verhaltens, - von Zielvereinbarungen, - von Anreizsystemen und - von (Routine-)Aufgaben. Die Bündelung aller Maßnahmen zur Innovationsförderung mündet in einem Management von Innovationsprozessen, das im Kern eine Verhaltenssteuerung der Prozessbeteiligten im Sinne der Zielsetzung des Innovationsprozesses ist. Von den betriebswirtschaftlichen Gestaltungsfaktoren Mensch, Organisation und Technik kommen dabei vor allem die Faktoren Mensch und Organisation zum Einsatz. ; Central Questions: - What conditions are present, or have to be created and nurtured, both in individuals and their environment, to ensure a willingness to actively participate in innovation processes? - How can this be supported to systematically promote and utilize the creative potential of as many employees as possible, so that innovation makes a lasting contribution to achieving of corporate goals? - How are the corresponding measures to be implemented within the company? Aim: The aim of the study is to develop specific, practicable recommendations for innovation process management based on employee-centric measures that systematically promote and utilize employees' creative potential. Thereby innovation must be seen as a task shared by all employees. Methodology: - The approach is behavioral scientific, drawing on the findings of (motivational) psychology and, to some extent, those of social psychology. Innovation is treated throughout as a behavioral problem. This represents an extension of the conventional scope of inquiry in published business research. - This study is analytical/explorative in nature. The methodological focus is on empirical discovery. - In addition, the aims of this study require the use of methodologies and tools of qualitative empirical social research. These are essentially concerned with understanding the subject in its specific context, and with reference to its specific nature. - The study considers eight examples of innovation management at eight automotive manufacturers in Germany. The analysis of corporate innovation management in practice uses case studies based on detailed interviews. - To enable the formulation of theses that transcend individual cases, data was collated and analyzed so as to allow comparisons at a higher level of abstraction (comparative field study). This creates the basis for applying the findings to other industries and companies. Findings: The findings of the study are to be seen as a framework for handling the behavioral problem of innovation. The recommendations are based on solid theoretical foundations derived from psychology and (empirical) business research, and developed in light of the strengths and weaknesses revealed by analysis of real-world measures for promoting innovation in the automotive industry. These recommendations refer to the behavioral determinants identified in the study, and to the parameters required to put these into practice to promote innovative behavior. When the parameters for influencing the behavioral determinants are applied in practice, particular emphasis should be given to harmonizing these parameters with the values of an innovation-driven corporate culture, and ensuring the compatibility of their respective goals. The measures must also be compatible with each other, and address values and goals compatible with those of the innovation-driven corporate culture. Situational Empowerment Employees must be correspondingly empowered by means of: - an open information policy, - direct communications, - effective coordination and associated organizational structures and - provision of resources within the primary organization. Social Acceptability Corporate cultures need to coordinate innovation and create the conceptual framework for all measures aimed at promoting innovation. This includes: - Concepts and processes for creating an innovation-driven corporate culture that integrates the key factors of innovative behavior, sensitivity, openness, knowledge, and creativity within the structure of corporate values and norms. - Exemplary embodiment of the innovation-driven values and norms in the behavior of those who adopt roles within the innovation process (originators of ideas, transformers of ideas, and implementors of ideas), as well as by management. Individual Ability The measures involve: - recruitment, - deployment of employees and - employee development, including career planning. Personal Desire Personal desire is an absolute prerequisite of innovative behavior, and can be promoted by: - the behavior of the management and its symbolic effect, - definition of personal performance goals, - incentives and - (routine) tasks. The result of these measures is a form of innovation process management which is essentially concerned with influencing the behavior of all participants in order to achieve the defined innovation goals. Of the three factors people, organization and technology, the focus is on people and organization.
The article focusses on problems of communication between sociology and history and on problems of at least partial incompatibility of results of these disciplines. According to the authors, different conceptions of empirical bases, namely sources within history and data within sociology, and different relations between theories and empirical work are responsible for those problems. These differences which may be seen as a part of cultures of disciplines lead to the construction of different worlds: a "world out there" and a "world gone by". Additionally, this concept provides an important explanatory clue for divergent styles of debates and controversies. In sociology, debates are centred less on the side of data and strongly on the part of methods and theory, whereas in historical debates - besides politically inspired arguments - one still finds a major recourse to historical sources and their implicit power for rejecting theoretical interpretations. ; The article focusses on problems of communication between sociology and history and on problems of at least partial incompatibility of results of these disciplines. According to the authors, different conceptions of empirical bases, namely sources within history and data within sociology, and different relations between theories and empirical work are responsible for those problems. These differences which may be seen as a part of cultures of disciplines lead to the construction of different worlds: a "world out there" and a "world gone by". Additionally, this concept provides an important explanatory clue for divergent styles of debates and controversies. In sociology, debates are centred less on the side of data and strongly on the part of methods and theory, whereas in historical debates - besides politically inspired arguments - one still finds a major recourse to historical sources and their implicit power for rejecting theoretical interpretations.
Die soziologische Erforschung des Managements wurde lange Zeit als ein Desiderat von Forschung und Lehre benannt. Mit Bezug auf die klassischen Studien haben sich seit Beginn der neunziger Jahre eine Reihe von theoretischen Überlegungen entwickelt und wurden einige empirische Analysen durchgeführt. Überraschend ist, dass sich die Mehrzahl empirischer Studien dabei auf die Erforschung von Managern und Managerinnen sowie Managementprozessen im wirtschaftlichen und politischen Transformationsprozess in den osteuropäischen Staaten und Ostdeutschland beziehen. Ausgehend von den theoretischen Überlegungen einer sich entwickelnden Managementsoziologie werden Befunde zur Transformation des ostdeutschen Managements exemplarisch diskutiert, Lücken aufgezeigt und weitere Forschungsperspektiven diskutiert. ; For a long time the management and the management process has been described as a desideratum of sociological research and education in Germany. Since the nineties there is a debate about management sociology. We find some new theoretical approaches and the point of view is now a sociological one. Surprisingly, most of the empirical research focus on the transformation process of management as a position and as a process in East Germany. This paper discusses some exemplary empirical findings, it identifies some shortcomings and develops some further research perspectives for management sociology.
Das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung hat in den letzten Jahren breite gesellschaftliche Akzeptanz erlangt. Seine Umsetzung erweist sich jedoch als schwierig. Eine wesentliche Voraussetzung, um gesellschaftliche und politische Leitbilder angemessen, effizient und effektiv umzusetzen, sind geeignete Managementstrukturen und -prozesse. Dies gilt auch für die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklung in Gemeinden. In vielen Verwaltungen findet derzeit eine Umstrukturierung nach den Prinzipien des New Public Management statt. Kann dieser Wandel genutzt werden, um Verwaltungsstrukturen und -prozesse so zu gestalten, daß eine nachhaltige Entwicklung gefördert wird?
Die Modernisierungsbewegung eines "New Public Management\ eines "Reinventing Government" hat auch den deutschsprachigen Raum erreicht, und zwar insbesondere unter dem Vorzeichen eines "Neuen Steuerungsmodells". So hat dieses Modernisierungskonzept in den Kommunalverwaltungen der Bundesrepublik Anhänger nicht nur in der Literatur - bis zur Gründung neuer Zeitschriften -, sondern auch in der Verwaltungspraxisgefunden. Ich habe mich im Inland und im Ausland der Frage stellen müssen, wie aus verwaltungswissenschaftlicher Sicht und aus der Ortskenntnis heraus das neue öffentliche Management einzuschätzen ist. Das veranlaßt mich, einschlägige Studien, die aus unterschiedlichen Anlässen entstanden und verstreut oder noch nicht veröffentlicht sind, in einem Forschungsbericht zusammenzufassen. Sie werden damit dem deutschsprachigen Leser zugänglich gemacht. Die vorliegenden Beiträge werden von verschiedenen Problemstellungen geprägt, knüpfen aber immer wieder bei der Frage des Paradigmenwechsels vom exekutiven zum unternehmerischen Management in der öffentlichen Verwaltung an. Mit ihrer kritischen Einstellung unterscheiden sie sich von der publikationsstarken Erneuerungsliteratur. Die Studien bauen aufeinander auf und überlappen sich. So sind sie in der Zeitfolge ihrer Entstehung abgedruckt.
Die Redaktion der ''Beiträge zur Lehrerbildung" hat mich um eine Stellungnahme zum Beitrag von Professor Ulrich Herrmann über "Die Schule - eine Herausforderung für das New Public Management (NPM)" gebeten. Die Aufgabe ist nicht leicht, weil schon die Titelwahl mit meiner Meinung einhergeht: Angesichts der betrüblichen Aussichten der Staatsfinanzen - und die Situation wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen, weil keine echte wirtschaftliche Erholung in Sicht ist - werden Massnahmen des New Public Managements für die gesamte Staatsverwaltung und damit auch für die Schule bedeutsam. Die Dringlichkeit wirksamkeitssteigernder Massnahmen in der Staatsverwaltung ist gross. Leider fehlt aber vielen Vertretern der Betriebswirtschaftslehre der öffentlichen Verwaltung die Einsicht in das Geschehen der Schule und in die Befindlichkeit von Lehrkräften. Deshalb machen sie nicht selten zwei Fehler. Einerseits sehen sie die Schule wie Verkehrsbetriebe, eine Stadtgärtnerei oder eine Kehrichtverbrennungsanstalt, bei denen der Staat dringend effektive wirtschaftliche Leistungen zu erbringen hat und es auch in ökonomisch messbarer Form tun kann. Zwar ist auch die Schule eine Anstalt, die für die Gesellschaft einen effektiven Beitrag zu leisten hat. Die Voraussetzungen für dessen Umschreibung (er ist im Gegensatz zu vielen anderen staatlichen Anstalten aber nicht ein- sondern mehrdimensional) und dessen Effektivitätserfassung (aus pädagogischer und ökonomischer Sicht) sind aber wesentlich anders. Und dies übersehen viele Vertreter des NPM sowie Politikerinnen und Politiker. Andererseits werden von diesen Leuten die Befindlichkeiten der Lehrpersonen zu wenig in Rechnung gestellt. Wenn die Schule als Dienstleistungsbetrieb für irgendwelche unmittelbaren Zwecke gesehen und Schülerinnen und Schüler als Kunden bezeichnet werden, oder wenn ohne Bezug auf pädagogische Zielsetzungen von Kosten-Nutzen-Analysen gesprochen wird, so opponieren die Lehrpersonen, bevor sie sich überhaupt vertieft mit der Materie auseinandergesetzt haben. Diese Sachverhalte führten denn auch in den letzten Monaten in der Schweiz zu zum Teil sehr unfruchtbaren, polarisierenden Schuldiskussionen. Aus dieser Sicht ist denn auch die Fragestellung von Professor Herrmann sehr treffend: Vorderhand ist nicht das NPM eine Herausforderung für die Schule, sondern die Schule eine Herausforderung für das NPM, indem bislang in zu vielen Analogieschlüssen Erkenntnisse aus der allgemeinen Verwaltung unbesehen auf die Schule übertragen wurden. Die Forschungen im NPM müssen sich in nächster Zeit sehr intensiv mit den Eigenarten der Schule auseinandersetzen, um auch für die Schulen zu sinnvollen Erkenntnissen zu gelangen. Dieser Forschungsprozess wird gegenwärtig vom Zürcher Erziehungsdirektor, Professor Ernst Buschor, sehr unterstützt. Dabei sind Aufsätze wie derjenige von Professor Herrmann sehr wertvoll, weil sie kritisch hinterfragen. Weil sie aber keine Antworten geben, können sie auch gefährlich sein, denn sie geben vorurteilsgeladenen Votanten Argumente, ohne aber auch Lösungen aufzuzeigen. nFür mich, in den Grenzbereichen von Pädagogik und Betriebswirtschaftslehre stehend, ergibt sich deshalb folgende Ausgangslage: Weil der Staat in längerfristige finanzielle Engpässe gerät, müssen wir uns mit der Effektivität der Schule aus wirtschaftlicher und pädagogischer Sicht auseinanderset- Zen. Ich schliesse mich aber der Aussage von Professor Herrmann (1996, in diesem Heft) vorbehaltlos an: "Unter den heutigen Vorgaben ist eine neue effiziente Verwaltung und Organisation von Schulen unausweichlich. Aber diese Veränderung darf nicht dazu führen, dass das Spannungsfeld von gesamtgesellschaftlicher Kulturvermittlung und individueller Kulturaneignung zugunsten der kostengünstigsten Erteilung von marktrelevanten Qualifikationen demontiert wird." In meiner Schrift "Schule, Schulentwicklung und New Public Management" (1996) versuchte ich mit vielen Vorbehalten eine Versöhnung von Schule und NPM herbeizuführen. Diesen Ansatz möchte ich in meiner Antwort an Professor Herrmann fortführen, indem ich ihm nicht grundsätzlich widersprechen, sondern seine Gedanken fortführen und konkretisieren will.
Spätestens seit der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung, 1992 in Rio de Janeiro, besteht ein gesellschaftlicher Konsens darüber, dass die Umwelt nicht mehr als unbegrenztes (Natur-)Gut betrachtet werden kann, sondern als Basis für den Fortschritt in die Planung menschlichen Handelns mit einbezogen werden muss. Das umwelt- und entwicklungspolitische Leitbild hierfür ist das Sustainable Development, wofür in der Übersetzung der Begriff "nachhaltig zukunftsverträgliche Entwicklung" verwendet wird. Die Integration dieses Leitbildes in die Unternehmenstätigkeiten wird als nachhaltige Unternehmensführung bezeichnet. Übergeordnetes Ziel ist es, Bedürfnisse der Kunden mit Produkten und Dienstleistungen zu erfüllen, die über ihren Produktlebensweg möglichst geringe Umwelteinwirkungen verursachen. Wesentliche Voraussetzung für die Erreichung dieses Zieles ist die Fähigkeit zu produktions- und produktintegrierten Innovationen, die sich auf den Herstellungsprozess des Produktes und auf die Gestaltung des Produktes selbst beziehen. In der Arbeit werden Bausteine einer Infrastruktur vorgestellt, die Textilunternehmen bei der Umsetzung einer nachhaltigen Unternehmensführung unterstützen. Zur Entwicklung und Beschreibung der Infrastruktur werden Konzepte und Methoden der Wirtschaftskybernetik angewendet. Das Management wird als ein mehrstufiges, hierarchisches Regelungssystem modelliert. Für dessen Stufen Strategieentwicklung, Strukturmanagement und Prozessmanagement wird jeweils ein Baustein der Infrastruktur dargestellt. Jeder Baustein der Infrastruktur wird als ein System modelliert, das sich aus den Elementen (organisatorisches) Konzept, Methodik und Technologie zusammensetzt. Die Bausteine entstanden im Rahmen von drei Forschungsprojekten zusammen mit Industrieunternehmen und Forschungsinstituten. Dabei wurden Lösungsansätze vorrangig aus dem betrieblichen und überbetrieblichen Umweltmanagement, aber auch aus dem Bereich von Innovations- und Wissensmanagement aufgegriffen. ; The integration of Sustainable Development into industrial activities is called Sustainable Management. The overall objective is to fulfil the customers' needs with products and services, whose environmental impacts emerging during their life cycles are as little as possible. A core prerequisite to reach this objective is the ability to create production and product integrated innovations. These innovations are related to the production process and to the design of the product. In addition, the ability for innovation is a key factor for long-term entrepreneurial success. In this thesis components of an infrastructure are developed, which support enterprises from the textile value added chain in their efforts to realise a Sustainable Management. For the development of this infrastructure, concepts and methods from economic cybernetics are applied. The management is modelled as a multi-layer hierarchical control system. For each of its layers one infrastructure component is developed: strategy development, structure management and process management. Each infrastructure component is modelled as a system comprising three elements, organisational concept, methodology and technology. In order to consider interrelations between the elements of a component, and with the aim to combine the components, building a consistent control system, the components have been developed step by step in three research projects together with industrial companies and research institutes. The analysis of the results for the first component yielded the specific requirements for the two other infrastructure components. Each infrastructure component has been developed and realised based on practical problems in the context of environmental and health protection. Proposals for possible solutions coming from the fields of organisational and inter-organisational environmental management as well as from innovation and Knowledge Management have been considered and integrated into the present elaboration.
"Ist Bildung ökonomisierbar?" lautete im Wintersemester 1995/96 das Rahmenthema im Zürcher Pädagogischen Kolloquium. Den ersten Vortrag dieser Reihe hielt Regierungsrat Professor Dr. Ernst Buschor unter dem Titel "New Public Management. Eine Herausforderung für die Schule". Diesen Vortrag habe ich leider nicht hören können, und sein Text liegt mir nicht vor. Worum es Regierungsrat Buschor ging, ist aber aus seinen zahlreichen Äusserungen über New Public Management hinreichend bekannt und wird in der Vortragsankündigung nochmals herausgestellt: eine neue Bildungspolitik mit Hilfe eines effizienteren Managements der Mittelbewirtschaftung und die Einführung des "benchmarking", d.h. die Orientierung der Schulen - hinsichtlich ihrer Ausstattung, ihrer Betriebsmittel und der an sie gerichteten Erwartungen - an jener "besten" Schule, die am kostengünstigsten ihr Schulziel optimal erreicht. nDass auch ein Schulbetrieb nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden kann und muss, ist etwa für jeden Leiter eines Landerziehungsheims (in freier Trägerschaft) die pure Selbstverständlichkeit. Es gibt gar keinen Grund, die öffentlichen Schulen von einer solchen Betrachtung auszunehmen. Insofern stellt das New Public Management ganz richtig eine Herausforderung für die Schule dar, weil ihre institutionellen und organisatorischen Strukturen und Prozesse im Falle knapper werdender Ressourcen einer Effizienz- und Effektivitätskontrolle unterworfen werden müssen und weil in diesem Fall die Frage nach dem Verhältnis von Aufwand und Ertrag (Erreichung des Schulziels) unabweisbar wird. Zugleich ist die Schule aber eine Institution, die mehrere Aufgaben zugleich zu übernehmen und mehrere Aufträge zugleich zu erfüllen hat, die den unterschiedlichsten Erwartungen gleichzeitig gerecht werden soll und deren Zielvorgaben nicht nur nicht eindeutig, sondern häufig auch widersprüchlich sind. Insofern stellt also die Schule eine Herausforderung für das New Public Management dar. Daher bekam der zweite Vortrag diesen Titel.
Vorwort/Einführung: Die inzwischen ins Polnische und Russische übersetzte Erstfassung des vorliegenden Bausteines wurde 1991 entwickelt für die Cognos AG aus Anlaß der Einführung marktwirtschaftlicher Elemente in den (früheren) planwirtschaftlichen Ländern. Die nachstehende Gliederung und die anschließend behandelten ökonomischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge konzentrieren sich auf marktwirtschaftliche Strukturen, und zwar insbesondere auf solche, wie sie in der Bundesrepublik Deutschland vorherrschen. Die Begriffe Betrieb und Unternehmen (Unternehmung) werden im vorliegenden Baustein synonym verwandt, wie dies auch regelmäßig in der Wirtschaftssprache und den einschlägigen Gesetzen geschieht. Als Unternehmer werden diejenigen Personen bezeichnet, die eine Unternehmung selbständig und verantwortlich mit Initiative leiten, unabhängig davon, ob sie Eigenkapitalgeber sind oder nicht. Zum Selbststudium, Wiederholen und Vertiefen sind in den einzelnen Abschnitten Aufgaben und Fragen formuliert, und am Ende des Bausteines ist ein Fragenkatalog in multiple choice-Form angefügt. Doch beachte: "Nach meiner Auffassung kann es keine wissenschaftliche Lehre von der Unternehmensführung geben. Von verantwortlicher Stelle aus weitgehende und richtige Entscheidungen für das Unternehmen zu treffen - diese Kunst ist im Grunde weder lehr- noch lernbar. Es gibt jedoch eine große Anzahl von Fragen der Unternehmensführung, die einer wissenschaftlichen Behandlung zugänglich sind. Diesen Fragen gehört hier unser Interesse. Einige von ihnen zu diskutieren, ist der Zweck dieser Arbeit" (Erich Gutenberg, 1962, S. 5). Für diejenigen Leser, die sich besonders für die grundsätzlichen politischen Implikationen der gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozesse hin zur Marktwirtschaft interessieren, dürfte es empfehlenswert sein, die Lektüre mit dem letzten Kapitel zu beginnen.
Die Privatisierung der staatlichen Unternehmen ist eine zentrale, wenn nicht die zentrale Aufgabe in der Transformationspraxis der ehemals sozialistischen Volkswirtschaften. Die Übernahme von Betrieben durch das Management (Management Buy-Out) kann bei der Bewältigung dieser Aufgabe einen wichtigen Beitrag leisten. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen, für die die Privatisierungsalternativen Börseneinführung oder direkter Verkauf an (ausländische) Investoren nicht in Frage kommen, bietet sich diese Art der Privatisierung an. In Ostdeutschland werden schätzungsweise 5% der früheren 8,5 Mio. Arbeitsplätze über Management Buy-Outs (MBOs) privatisiert. In den übrigen osteuropäischen Ländern einschließlich der GUS dürften MBOs und MBO-ähnliche Transaktionen ein relativ höheres Gewicht haben. Wegen der noch fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen nehmen sie dort jedoch nicht selten die Form von "spontanen Privatisierungen" an, denen der Charakter eines Diebstahls von Staatseigentum anhaftet. Die durch MBOs entstehenden Anreiz- und Kontrollstrukturen erhöhen die Unternehmenseffizienz, die in Osteuropa besonders niedrig ist. Eine Politik, die MBOs als Instrumente der Privatisierung fördert, trägt darüber hinaus zur Schaffung dezentraler Branchenstrukturen bei, die das wettbewerbliche Leitbild der Marktwirtschaft sind. Die ungerechtfertigte Bereicherung eines unter Umständen inkompetenten Managements und die tendenziell schwache finanzielle Ausstattung von MBO-Unternehmen sind die Probleme, die mit dem MBO-Instrumentarium verbunden sind.
Ziel dieser Untersuchung der Schulreformen und ihrer Umsetzung ist die Erkundung des Zusammenspiels zwischen der länderübergreifenden Ideologie des New Public Management und den lokalen politischen Systemen und professionellen Kulturen. England und die Schweiz erlauben einen besonders interessanten Vergleich, weil sich ihre politischen Systeme stark unterscheiden – zentralisiert und im Majorzsystem in England, dezentralisiert und auf parteienübergreifenden Konsens bauend in der Schweiz (Pollitt & Bouckaert, 2000). Dieser Artikel geht der Frage nach, wie sich die Zusammenarbeit unter den Lehrpersonen und die Rolle der Schulleitung verändern. Die Ergebnisse aus vier Fallstudien weisen darauf hin, dass das politische System die Ausprägung der Schulreform nicht nur auf der Ebene des Bildungssystem beeinflusst, sondern auch auf der Ebene der einzelnen Schule, besonders in den schulischen Entscheidungsprozessen und im Machtgefüge zwischen Schulleitung, lokalen Schulbehörden und Lehrpersonen. (DIPF/Orig.) ; The analysis of new managerial policy change in two different countries enables the exploration of the interplay between an ideology dominant across many countries and the local political system and professional culture. England and Switzerland provide an interesting comparison because of the differences of their political system - majoritarian and centralised in England, consensual and decentralised in Switzerland (Pollitt & Bouckaert, 2000). In this article changes in teachers' teamwork and in the headteacher's role are examined. Based on a research project involving four case studies, it is argued that the political system influences the enactment of new managerial reform not only at the level of the education system but also at the level of the local school, in particular in relation to the decision making processes and the power relations between management, school governing body and teachers. (DIPF/Orig.)