In dem Beitrag wird die These aufgestellt und diskutiert, daß die französische politische Philosophie, ganz in Übereinstimmung mit der in Frankreich entwickelten erkenntnistheoretischen Skepsis, eine politische Ontologie zu artikulieren bemüht ist. Anhand der Werke von Castoriadis, Gauchet, Nancy und Lefort werden die Paradigmen, die die unterschiedlichen nationalen Traditionen dominieren, miteinander verglichen: Sie konfrontieren die "main stream"-Auffassungen in der politischen Philosophie, die sich Begriffsklärungen in praktischer Hinsicht widmen, mit der These, daß der Wunsch, Konzepte wie Freiheit oder Gerechtigkeit zu verwirklichen, deren Gegenteil zeitigt. Es wird gezeigt, daß das Beunruhigende an der Argumentation dieser Autoren in ihrem Rückgriff auf einen Reflexionstypus liegt, den man der Art nach durchaus als metaphysisch bezeichnen kann, der aber jeglichen Anflug von definitiven Bestimmungen zu vermeiden sucht. Insgesamt wird deutlich gemacht, was die heutige französische politische Philosophie ist: eine politische Ontologie. (ICA)
Die Anmerkungen zur politischen Philosophie sind in acht Punkte gegliedert: (1) Zunächst wird gezeigt: Subjektivität, die mehr ist als Einbildung, die tatsächlich eine politische Potenz individueller Selbstbestimmung bezeichnet, ist bislang an Vorrechte gebunden und damit eine schillernde Kategorie idealer Autonomie und realem politischen Konformismus. (2) Die Subjektivitätsbegriffe in der bürgerlichen wie in der Kritischen und Marxschen Theorie werden dargestellt und die Unterschiede verdeutlicht. (3) Es wird die These aufgestellt und erläutert, daß in dem Maße, wie die Perspektive der revolutionären Transformation unwahrscheinlich wurde, die "Randgruppe" in der Theorie die Nachfolge des Proletariats einnimmt, mit der entscheidenden Differenz allerdings, daß an die Stelle der subjektiven Tat das subjektive Leiden tritt. (4) Vertrieben aus der Welt der Arbeit, vertrieben aus politischen und gesellschaftlichen Prozessen, scheint das Subjekt in der bunten Welt der Freizeit und des Konsums Zuflucht gefunden zu haben. (5) Es wird gefragt, wie sich dieser sonderbare Kontrast der Aktivität des Subjekts in der Freizeit und seine Passivität in gesellschaftlichen und ökonomischen Prozessen verträgt. (6) Es wird auf die Fragen eingegangen: Was tun die kritischen Intellektuellen in dieser Situation? Wie reagieren sie auf die veränderte gesellschaftliche Lage der Subjektivität? Baudrillard schlägt vor, die Selbstpreisgabe als Befreiung auszugeben. (7) Wie Thomas Mann dieses Thema in der Novelle "Mario und der Zauberer" literarisch behandelt hat wird knapp skizziert. (8) Abschließend wird die gegenwärtige "Kampfposition" der kritischen Gesellschaftstheorie bestimmt. (KW)
In den einleitenden Vorüberlegungen wird auf Sinn und Unsinn methodologischer Diskussionen eingegangen. Dabei finden für den Bereich der 'Politischen Ideengeschichte' die folgenden Probleme Berücksichtigung: das Problem der Folgenlosigkeit, das Problem der verstellenden Zuschreibung, das Problem der Normalverteilung, das Problem Marginalitätsangst sowie das Problem der Kompetenz. Ziel des zweiten Teils ist es, zur Beschäftigung mit politischer Ideengeschichte zu ermuntern. Dies geschieht in drei Schritten: Keine Angst vor Ideen! Keine Angst vor Klassikern! Keine Angst vor Philosophie! Im letzten Teil werden Anregungen für das Forschungsfeld von politischer Ideengeschichte, Politikwissenschaft und Ideengeschichte gegeben. Dabei werden erstens systematische Überlegungen zur Verbindung von Philosophie und Politik angestellt. Zweitens werden Hinweise für eine Annäherung an das Fach der Ideengeschichte gegeben. Abschließend wird ein Forschungsfeld für deutsche Ideenhistoriker entworfen, das in einer Rekonstruktion des politischen Selbstbewußtseins der Deutschen besteht. (KW)