Staat muss sein: muss Staat sein?
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft 34/35, S. 40-46
ISSN: 2194-3621
Das megalomane Projekt der weltpolitischen Manager, die bunte Weltgesellschaft der Kulturen, Religionen und Ethnien in das Korsett einer berechenbaren Weltstaatengesellschaft zu pressen, zeichnet sich nach Meinung des Autors immer deutlicher als ein "failed project" ab - ein Projekt, das vorn Ansatz her letztlich nicht gelingen konnte. Um diese These zu begründen, geht der Autor auf zwei überlebende Strategien der Staatlichkeit in der Geschichte ein: auf den chinesischen und den römischen Staat. Er diskutiert ferner das Problem der zerfallenden Staaten und fragt danach, ob es einen Zusammenhang zwischen den Zerfallserscheinungen und den plötzlich auftretenden nationalen Identitätskrisen in Frankreich, Spanien, England oder auch der Schweiz gibt. Die durch die Globalisierung ausgelösten Migrationsbewegungen werfen daneben die Frage auf, ob die dadurch ausgelösten demographischen und kulturellen Veränderungen zur Entloyalisierung mit der Idee vom Staat als Wirklichkeit der sittlichen Idee führen und ob sich daraus in Europa eine andere Staatsidee entwickeln könnte. Vor allem am Beispiel Afghanistan zeigt sich dem Autor zufolge die Besonderheit der europäischen Staatsbildung, die als Vorbild den außereuropäischen Gesellschaften kolonial oktroyiert wurde, ohne deren tribale Strukturen außer Kraft setzen zu können. (ICI2)