Staatenkrieg und nicht-staatliche Kriege in Clausewitz' 'Vom Kriege'
In: Sicherheit und Freiheit: außenpolitische, innenpolitische und ideengeschichtliche Perspektiven ; Festschrift für Wilfried von Bredow, S. 31-46
Der Autor erörtert die Frage, welchen Stellenwert die Formel vom "Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" im Rahmen der gesamten Theorie Clausewitz' hat und welchen Begriff von Politik er dabei verwendet. Nach der Analyse des Autors gibt es zwar bestimmte Äußerungen von Clausewitz im ersten Kapitel des ersten Buches "Vom Kriege", die es nahe legen, seinen theoretischen Ansatz in wesentlichen Teilen eher der staatlichen Kriegführung zuzuordnen. Mit Blick auf den methodischen Ansatz von Clausewitz ist die staatliche Kriegführung jedoch nur ein Pol in einem Diskurs von Gegensätzen, innerhalb derer jeder Krieg bei Clausewitz anzusiedeln ist. Wenn das methodische Prinzip, wie es in der "wunderlichen Dreifaltigkeit" bei Clausewitz angelegt ist, mit den inhaltlichen Bestimmungen seiner Definition verbunden wird, so ist der Krieg aus den drei widerstreitenden Gegensätzen von Gewalt, Kampf und der Zugehörigkeit der Kämpfenden zu einer umfassenderen Gemeinschaft zusammengesetzt. Thomas Hobbes berühmte Konzeption eines Krieges "aller gegen alle" ist in diesem Sinne kein eigentlicher Krieg, sondern die Herrschaft nackter, reiner Gewalt, weil hier keine Gemeinschaften, sondern Individuen miteinander kämpfen. In Staatenkriegen und nicht-staatlichen Kriegen werden diese widerstreitenden Tendenzen zwar in systematisch wie historisch unterschiedlicher Art und Weise verwirklicht, aber sie müssen gleichzeitig in minimalem Ausmaß vorhanden sein, damit von Krieg gesprochen werden kann. (ICI2)