Die Stadtflucht
In: Politische Studien: Magazin für Politik und Gesellschaft, Band 30, Heft 244, S. 122-146
ISSN: 0032-3462
Zusammenfassung: "Die Tendenzen der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung Bayerns werden kleinräumlich für alle Nahbereiche bis zum Jahr 1982 vorausgeschätzt. Abgesehen von der sinkenden Zahl der Geburten muß der Einwohnerschwund der Großstädte und das Wachstum bestimmter Umlandgemeinden insbesondere als Folge eines weit vorangeschrittenen Attraktivitätsverlustes der Großstadtzentren gedeutet werden. Die veränderten Verhaltensweisen gegenüber den Wohnstandorten in Stadt und Region werden am Beispiel des Verdichtungsraumes Augsburg aus den Motiven der Stadtumlandwanderung, die vielfach einer Stadtflucht gleichkommt, erklärt. Typische Strukturveränderungen in der Kernstadt lassen sich vor allem in innenstadtnahen Sanierungsgebieten, wie z.B. im Augsburger Lechviertel, nachweisen. Die Qualität innerstädtischer Wohnumfelder wird nicht zuletzt von der Verkehrsmittelwahl der Umlandbewohner nachteilig beeinflußt, die die Innenstadt als "Parkhaus der Region" mißbrauchen. Ein gezielter Ausbau öffentlicher Verkehrssysteme, ausgerichtet auf schrittweise zu entwickelnde Stadtteilzentren könnte hier eine erste Verbesserung der Wohnsituation in der Innenstadt einleiten. Erfreulicherweise akzeptieren bereits jetzt bestimmte Bevölkerungsgruppen die Innenstadt als attraktiven Wohnstandort. Aus der Analyse des "Wohnumfeldverhaltens" dieser Bewohner z.B. ergeben sich Rückschlüsse auf bestimmte Maßnahmen zur Stabilisierung der Wohnfunktion im Großstadtkern. Aus der Bewertung der Wohnstandorte in Stadt und Region wird ein Katalog von Maßnahmen abgeleitet, wodurch die Abwanderung ins Umland langsam verringert werden könnte. Ähnliche Handlungsprogramme für die großen Städte lassen sich schließlich aus Untersuchungen der Wanderungen im Bereich anderer Großstädte ableiten. Die meisten dieser Studien sind in den letzten 15 Jahren entstanden und je nach Forschungsansatz wird den Ansprüchen an Wohnbedürfnissen und Wohnstandorten besondere Aufmerksamkeit gewidmet."