Der Topos der Spiritualität: zum Verhältnis von Kommunikation, Diskurs und Subjektivität am Beispiel der Religion
In: Diskurs - Macht - Subjekt: Theorie und Empirie von Subjektivierung in der Diskursforschung, S. 247-264
Anhand des Topos der Spiritualität zeichnet der Verfasser Veränderungen des religiösen Feldes - die Entgrenzung der Religion - als Beispiel für diskursive Dynamiken nach. Dazu wird zunächst die Einbettung des Diskursbegriffs in die sozialkonstruktivistische Wissenssoziologie und deren kommunikative Wende erläutert. Im zweiten Schritt diskutiert der Verfasser die Rolle von Topoi als soziales Phänomen und Gemeinplätze, die inhaltliche Verfestigungen der Kommunikation darstellen. Am Beispiel der Spiritualität zeigt der Verfasser dann, wie dieser Begriff in den letzten Jahrzehnten von gesellschaftlichen Akteuren genutzt wird, um in Gegenüberstellung zur kirchlich organisierten Religiosität eine starke Subjektivierung des Religiösen entfalten. Damit wird eine Entgrenzung des religiösen Feldes angeregt, die in eine doppelte Subjektivierung mündet: zum einen in die Konstitution eines Subjekts, das spirituelle Erfahrungen macht und sie mitteilt, zum anderen der Verweis auf einen besonderen, subjektiven Innenraum dieser Erfahrungen. Das diskursiv erzeugte spirituelle Subjekt ist dazu genötigt, subjektive Erfahrungen vorzuweisen, die dann Thema der religiösen Kommunikation werden. Wesentliche Ursachen der Entfaltung dieser religiösen Spiritualität sieht der Verfasser in einer großformatigen Transformation gesellschaftlicher Kommunikationsverhältnisse. (ICE2)