Was wäre, wenn man Donna J. Haraways Konzept des situierten Wissens als Kosmopolitik im Sinne Isabelle Stengers auffassen würde? Welche epistemologischen und politischen Aspekte rücken dann in den Fokus? Wie lassen sich Partialität der Perspektive, mittlere Reichweite von Wissen und Selbstbeschränkung im Anspruch auf Objektivität auf einen dissensualen Begriff des Politischen beziehen? ; Karin Harrasser, »Treue zum Problem: Situiertes Wissen als Kosmopolitik«, in Situiertes Wissen und regionale Epistemologie: Zur Aktualität Georges Canguilhems und Donna J. Haraways , hg. v. Astrid Deuber-Mankowsky und Christoph F. E. Holzhey, Cultural Inquiry, 7 (Wien: Turia + Kant, 2013), S. 241–59
Im Entdeckungszusammenhang der folgenden Überlegungen wirkt lebensweltliche Praxis, nämlich ein Unbehagen an den angeblich der Qualitätssicherung dienenden Ritualen der akademischen Praxis. Es wird die These aufgestellt, dass Ergebnisse1 in einem globalen Kontext unter Wettbewerbsbedingungen zunehmend industrialisiert generiert werden, wofür einiges an empirischer Evidenz ins Treffen geführt werden kann. Das Einnehmen einer kritischen Perspektive ruft notwendig Kritik hervor. Auf diese Weise kommt das Denken voran, wenn die Kritik sich auf die vorgetragenen Argumente einlässt und sich nicht ausschließlich auf Interpretationen stützt, die dem Referenzsystem der Kritiker entstammen. Um einem unnötigen Schlagabtausch vorzubeugen, rechtfertigt die Autorin, ihren einseitigen Fokus auf problematischen Seiten einer industrialisierten Produktion von Wissen (in Universitäten) mit dem pragmatischen Argument, dass der Zeitgeist beinahe schon mantra-artig dessen positive Effekte betont, für die es ebenfalls gute Argumente gibt. Die folgenden Ausführungen lassen sich zwei Kategorien von Argumenten zuordnen: Ein kleinerer Teil hat mit der Erkennbarkeit dessen zu tun, was wir unscharf mit Realität bezeichnen. Hier geht es um die bekannten Grenzen des Erkenntnisprojekts der Moderne, wobei – so die These dieses Papiers – unterschiedliche Sichtweisen nun stärker um Marktakzeptanz ringen, weil der Wettbewerb zunimmt. Ein größerer Teil der Beobachtungen erfolgt aus ethnologischer Perspektive auf das eigene System: Welche Rituale, welche Heldenkonstruktionen, welche Modalitäten der In- und Exklusion sind im akademischen System wirksam? Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt dabei auf Praktiken und deren Wirkungen. Die Autorin thematisiert nicht weiter, dass jedes System aus Gründen der Identitätsbildung, der Orientierung, der Koordination und Komplexitätsbewältigung der beschriebenen Modalitäten bedarf. Vielmehr beschäftigt sie die Beobachtung, dass sie aus dem Kontext der (Dorf)Gemeinschaft stammen und im anonymen, "entbindenden" Kontext moderner Gesellschaft daher gerne ausgeblendet werden. In Anbetracht der fortgeschrittenen Möglichkeiten kulturwissenschaftliche Paradigmen auf das politische und wirtschaftliche System anzuwenden, findet sie eine relativ starke Abstinenz gegenüber einer Übertragung auf das akademische System dennoch überraschend. Die Arbeit geht von der Beobachtung aus, dass es diesem System an systematischer Selbstreflexion mangelt, was durch eine geringe Zahl an Arbeiten gestützt wird, die sich mit den Produktionsbedingungen und der Reproduktion in diesem System beschäftigen.
Es ist weithin Minimalkonsens, dass Medienkompetenzvermittlung und darüber hinausgehende Medienbildung der mündigen und kritischen Nutzung medialer Angebote dient. Bei näherer Betrachtung sind allerdings sehr unterschiedliche regionale, nationale und transnationale Situationseinschätzungen, Aufgabenbereiche und Zuständigkeiten sowie Kritikverständnisse und Ideen zur Transformation von Lernkulturen anzutreffen. Der interdisziplinär ausgerichtete Band befasst sich mit aktuellen und zukunftsweisenden Zielvorstellungen von Medienbildung und gibt Antworten auf die Frage Medienbildung wozu? ; Theo Hug et al.: Editorial Nahtstellen von disziplinären Ansätzen und Zugängen Rainer Leschke: Normative Selbstmissverständnisse. Medienbildung zwischen normativer Bewahrung und technologiegetriebener Normsetzung Manfred Faßler: Broadcast Your Self, yourself. Überlegungen zur Neufassung des medialen Selbst Hans-Martin Schönherr-Mann: Medienbildung als politische Bildung? Stephan Münte-Goussar: Medienbildung, Schulkultur und Subjektivierung Julius Othmer, Andreas Weich: Und noch ein paar Sätze mehr… Anmerkungen zu "Medienbildung in 5 Sätzen" Zielbilder und normative Begründungen Ben Bachmair: Skizzen zu einem Kultur-Paradigma für Pädagogik in einer Kultur disparater Transformation Petra Missomelius: Zur Dimension der Kritik als Zielvorstellung von (Medien-)Bildung Rudolf Kammerl: Medienbildung wozu? Hat Medienbildung Zwecke und wenn ja, wer legt diese warum fest? Theo Hug: Mobilität und Medienbildung im digitalen Zeitalter. Konzeptuelle Überlegungen Manuela Pietraß: Von der Vorführung zur Aufführung. Bildungstheoretische Implikationen der Interaktivität mit digitalen Bildern Patrick Bettinger: Medienbildung als prozessanalytische Perspektive auf Transformationen in sozio-medialen Kollektiven Konkrete Konzepte und Anwendungsbeispiele Heinz Moser: Digital Citizenship als Leitlinie der Medienbildung Tanja Kohn: Do It Yourself Trends für Medienbildung nutzen – Praxisbeispiele und Erfahrungsberichte Lisa Haußmann: Erlebnisorientierte Film-Bildung als Beispiel cinephiler Filmvermittlung Yvonne Fritze et al.: Why a formal training for TV and Filmmaking? Monica Gavrielidou, Anna Chronaki: Children's Narratives of their Digital Gameplay Experience
Im Zentrum der vorliegenden Festschrift stehen Begriffe, die mit Carola Sachses Arbeit und dem Themenfeld Wissen – Macht – Geschlecht. Zeitgeschichte in transnationalen Bezügen verbunden sind. Es konzentriert sich auf die transnational vergleichende Auseinandersetzung mit drei zentralen Phänomenen des langen 20. Jahrhunderts: dem beschleunigten Zuwachs wissenschaftlichen Wissens, dem hohen Ausmaß an Gewalt in Kriegen, Bürgerkriegen und Genoziden sowie dem Wandel der Geschlechterverhältnisse. Diese Themenstellung umfasste Carola Sachses in Hamburg und Berlin entstandenen Arbeiten, die einen Bogen schlagen von der Auseinandersetzung mit betrieblicher Sozial- und Geschlechterpolitik, über die Arbeitsmarktpolitik und den Forschungsschwerpunkt "Rationalisierung und Geschlecht" bis hin zu den Herrschaftsmechanismen im Nationalsozialismus. Wissen, Macht und Geschlecht als zeithistorische Problemstellung gab außerdem den Rahmen vor für die Projekte und Forschungsschwerpunkte, die sich in Wien anschlossen. Die Bände der Serie Proceedings stellen die Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeitstreffen zu aktuellen Themen vor und sollen zugleich die weitere Kooperation zu diesen Themen durch das Angebot einer elektronischen Plattform unterstützen.
Wie wird das Leben zum Objekt des Wissens und wie gestaltet sich das Verhältnis von Leben, Wissenschaft und Technik? Georges Canguilhem wie Donna J. Haraway verstehen diese Fragen als politische Fragen und Epistemologie als eine politische Praxis. Bezüge, Relationen und Differenzen zwischen dem Konzept des situierten Wissens von Haraway und der regionalen Epistemologie Canguilhems diskutieren: Comment la vie devient-elle objet de connaissance et comment se configure la relation entre la vie, la science et la technique? Georges Canguilhem ainsi que Donna J. Haraway entendent ces questions comme des questions politiques et l'épistémologie comme une pratique politique. Les participants discuteront des rapports, relations et différences entre le concept du savoir situé de Haraway et l'épistémologie régionale de Canguilhem. ; Situiertes Wissen und regionale Epistemologie: Savoir situé et épistémologie régionale , conference, ICI Berlin, 24–26 February 2011
Objectives: In November 2015, the German Federal Parliament voted on a new legal regulation regarding assisted suicide. It was decided to amend the German Criminal Code so that any "regular, repetitive offer" (even on a non-profit basis) of assistance in suicide would now be considered a punishable offense. On July 2, 2015, a date which happened to be accompanied by great media interest in that it was the day that the first draft of said law was presented to Parliament, we surveyed 4th year medical students at the Technical University Munich on "physician-assisted suicide," "euthanasia" and "palliative sedation," based on a fictitious case vignette study. Method: The vignette study described two versions of a case in which a patient suffered from a nasopharyngeal carcinoma (physical suffering subjectively perceived as being unbearable vs. emotional suffering). The students were asked about the current legal norms for each respective course of action as well as their attitudes towards the ethical acceptability of these measures.Results: Out of 301 students in total, 241 (80%) participated in the survey; 109 answered the version 1 questionnaire (physical suffering) and 132 answered the version 2 questionnaire (emotional suffering). The majority of students were able to assess the currently prevailing legal norms on palliative sedation (legal) and euthanasia (illegal) correctly (81.2% and 93.7%, respectively), while only a few students knew that physician-assisted suicide, at that point in time, did not constitute a criminal offense. In the case study that was presented, 83.3% of the participants considered palliative sedation and the simultaneous withholding of artificial nutrition and hydration as ethically acceptable, 51.2% considered physician-assisted suicide ethically legitimate, and 19.2% considered euthanasia ethically permissible. When comparing the results of versions 1 and 2, a significant difference could only be seen in the assessment of the legality of palliative sedation: it was considered legal more ...
The review provides a systematic overview of the state of quantitative research on teaching and learning characteristics during school closures due to corona. The review comprises 97 online surveys conducted between 24th of March 2020 and 11th of November 2020 and covering 255,955 cases (students, parents, teachers, school leaders etc.). The analysis and synthesis of the findings was carried out along two models, the phase model of the research process and the "integrative model on distance education". The review makes clear that central aspects of teaching and learning during corona-based school closures in Spring 2020, such as distance learning characteristics (e.g. quality dimensions), student characteristics (e.g. self-sufficiency) and characteristics of home resources for learning (e.g. parental support) have already been the object of many surveys. The school situation during the corona pandemic is therefore no longer an unexplored phenomenon. Rather, the scientific ethos of researchers in this field demands that the current state of research needs to be considered in their work. The review presented here is intended to facilitate this task by not only listing the existing surveys, but also synthesizing their central findings. In addition, the review provides a relevant information basis for decisions and action in politics, administration and school practice. At the same time, the review warns against an unreflected adoption of the findings by critically discussing the scientific quality of the surveys.
Das Buch ist eine Sammlung von Reisenotizen, Tagebüchern, Meinungsäußerungen von Aktivisten, Eventberichten und enzyklopädischen Zusammenfassungen über die Grenzverwaltung beteiligten Organisationen. Es ist eine Art faszinierender Zwischenablage mit Aufsätzen in einem 'lockeren' Format und einer maximalen Länge von fünf Seiten. Dieses Buch verweist auf die Vielzahl von Ebenen, von denen aus die Themen der Grenzen und Grenzübergange angegangen werden könnten. Man könnte dieses Buch dem Gebiet der Situationsgeografie zuordnen, welche den Zusammenhang der Interaktion von menschlichen und natürlichen Einflüssen mit Blick auf verschiedene Standorte untersucht; in diesem Fall – die Grenzen. Diese einzigartige Mischung bietet den Lesern die Möglichkeit die grenzbezogenen Themen zusammen zu denken, die ansonsten vielleicht nicht in einen Dialog miteinander geraten wären. Eine spezifische Analyse dieses Netzwerks von Ideen ist allerdings nicht vorgegeben, so dass der Leser aufgefordert wird, das Verbindende selbst zu entdecken. Ohne ein tiefgreifendes theoretisches Fundament, basiert dieses Buch vor allem auf persönlichen Erfahrungen, Kunstprojekten und pointiert politischen Statements der Autoren. Es ist eine aufrichtige Einladung das Potential des Themas zu erkunden, gleichwohl angeregt durch die Kritik an den bestehenden Systemen bzw. dem politischen Zustand der EU-Grenzverwaltung. ; The book is a collection of travel notes, diaries, expressions of activists' opinions, event reports, and encyclopedia excerpts on the organizations involved in border management. It is a type of intriguing clipboard, one in which articles are given more relaxed formats with small-cap titles and a maximum length of five pages. This book creates the potential for a multiplicity of layers through which the topic of borders and border crossing could be approached. One could associate this book with the field of situational geography, the study of interaction of human and natural complexities organized around the descriptive research of different sites, in this case – borders. This unique mix offers readers an opportunity to connect border-related themes that perhaps would not otherwise have been integrated into a dialog with each other. An analysis of this network of ideas is not predetermined, however, so the reader is encouraged to discover the potential themes him or herself. Without a profound theoretical framework, this book is mainly based on personal experiences, art projects, and the well-stated political opinions of the contributors. It is a genuine invitation to explore the potential of the topic, criticizing the existing systems and questioning the state of politics that prevails in border management, particularly in the EU.
This essay reviews Frieder Vogelmann's edited volume "Fragmente eines Willens zum Wissen" (2020) with a focus on the methodological expansions and conceptual innovations Foucault developed in his lecture courses at the Collège de France. I discuss the volume as a contribution to Foucault scholarship and a work that shows how Foucault's concepts and methods can be put to work today to examine new problematics that were beyond his own horizon of thought.
In: Kashnitsky , I , De Beer , J & Van Wissen , L 2020 , ' Economic Convergence In Ageing Europe ' , Tijdschrift voor Economische en Sociale Geografie , vol. 111 , no. 1 , pp. 28-44 . https://doi.org/10.1111/tesg.12357 ; ISSN:0040-747X
European regions experience accelerating ageing, but the process has substantial regional variation. This paper examines the effect of this variation on regional economic cohesion in Europe. We measure the effect of convergence or divergence in the share of the working age population on convergence or divergence in economies of NUTS 2 regions. The effect of convergence or divergence in ageing on economic convergence or divergence is quite substantial and, in some cases, is bigger than the effect of changes in productivity and labour force participation. Convergence of ageing leads to economic convergence only when the share of the working age population in rich regions exceeds that in poor regions and the former regions experience a substantial decline in the share of the working age population, or the latter regions experience an increase. During 2003–12, an inverse relationship between convergence in ageing and economic convergence was the rule rather than the exception.
In: Kashnitsky , I , de Beer , J A A & van Wissen , L J G 2017 , ' Decomposition of regional convergence in population aging across Europe ' , Genus , vol. 73 , no. 2 , pp. 1-25 . https://doi.org/10.1186/s41118-017-0018-2 ; ISSN:2035-5556
In the face of rapidly aging population, decreasing regional inequalities in population composition is one of the regional cohesion goals of the European Union. To our knowledge, no explicit quantification of the changes in regional population aging differentiation exist. We investigate how regional differences in population aging developed over the last decade and how they are likely to evolve in the coming three decades, and we examine how demographic components of population growth contribute to the process. We use the beta-convergence approach to test whether regions are moving towards a common level of population aging. The change in population composition is decomposed into the separate effects of changes in the size of the non-working-age population and of the working-age population. The latter changes are further decomposed into the effects of cohort turnover, migration at working ages, and mortality at working ages. European Nomenclature of Territorial Units for Statistics (NUTS)-2 regions experienced notable convergence in population aging during the period 2003–2012 and are expected to experience further convergence in the coming three decades. Convergence in aging mainly depends on changes in the population structure of East-European regions. Cohort turnover plays the major role in promoting convergence. Differences in mortality at working ages, though quite moderate themselves, have a significant cumulative effect. The projections show that when it is assumed that net migration flows at working ages are converging across European regions, this will not contribute to convergence of population aging. The beta-convergence approach proves useful to examine regional variations in population aging across Europe.
In: Kashnitsky , I , de Beer , J A A & van Wissen , L J G 2017 , ' Decomposition of regional convergence in population aging across Europe ' , GENUS - Journal of Population Sciences , vol. 73 , no. 2 , pp. 1-25 . https://doi.org/10.1186/s41118-017-0018-2
In the face of rapidly aging population, decreasing regional inequalities in population composition is one of the regional cohesion goals of the European Union. To our knowledge, no explicit quantification of the changes in regional population aging differentiation exist. We investigate how regional differences in population aging developed over the last decade and how they are likely to evolve in the coming three decades, and we examine how demographic components of population growth contribute to the process. We use the beta-convergence approach to test whether regions are moving towards a common level of population aging. The change in population composition is decomposed into the separate effects of changes in the size of the non-working-age population and of the working-age population. The latter changes are further decomposed into the effects of cohort turnover, migration at working ages, and mortality at working ages. European Nomenclature of Territorial Units for Statistics (NUTS)-2 regions experienced notable convergence in population aging during the period 2003–2012 and are expected to experience further convergence in the coming three decades. Convergence in aging mainly depends on changes in the population structure of East-European regions. Cohort turnover plays the major role in promoting convergence. Differences in mortality at working ages, though quite moderate themselves, have a significant cumulative effect. The projections show that when it is assumed that net migration flows at working ages are converging across European regions, this will not contribute to convergence of population aging. The beta-convergence approach proves useful to examine regional variations in population aging across Europe.
Conflictual social interactions create incentives for participants to seek a strategically favorable position prior to the conflict. This can influence the outcome in a decisive way, both if the conflict takes the form of a situation where the participants have diverging interests (e.g. military conflict or political competition) or if the participants, in principle, share a common interest (as, for example, in the case of environmental protection). A crucial factor influencing conflict behavior and outcomes is the information that competing agents possess about their competitor, but also about their own potential gain or cost of choosing a certain action. Often, agents will be willing to spend a considerable amount of time or money in order to find out about the circumstances they are going to compete in, as typically ex ante they won't be fully informed of all variables determining their chances and the value of influencing a certain outcome in their favor. In the analysis of conflicts and contests, however, questions of information acquisition and the strategic role of information are mostly unexamined. This thesis gives consideration to the strategic relevance of decisions involving the change of the information available to contestants. Taking into account the possibility of acquiring or releasing information is important for the prediction of actual conflict behavior. In five chapters, different conflictual situations will be analyzed, and it will be demonstrated how incentives to acquire or to share information can influence the outcome of the conflict. The first of the five chapters picks up on two widely studied information structures, and for several standard auctions, these information structures are compared with respect to agents' payoffs and revenue. The following two chapters consider incentives for information acquisition and for information sharing in perfectly discriminating contests. The fourth of the five chapters considers strategic information acquisition in the context of global warming ...
Indigenes Wissen und Landnutzungsplanung am Beispiel eines Dorfes in Nordchina 1. Probleme der Landnutzungsplanung im heutigen China Die Planung der Landnutzung in der Volksrepublik China der neunziger Jahre ist nach der erfolgreichen Einführung des Familienverantwortlichkeitssystems mit Problemen konfron¬tiert, die eine nachhaltige Bewirtschaftung der ländlichen Ressourcen und damit eine aus¬reichende Nahrungsmittelversorgung der immer noch wachsenden Bevölkerung gefährden. Das bebaubare Land hat seit der Gründung der VR China im Jahre 1949 etwa um 10 % abgenommen, während die Bevölkerung um 100 % gewachsen ist, so dass 1996 nur noch 0,08 ha kultivierbare Fläche pro Kopf zur Verfügung stehen. Die für das Landmanagement wichtigen Ressourcen Boden und Wasser sind in den letzten Jahren nicht nur knapper ge¬worden, sondern sind auch zunehmend verschmutzt bzw. degradiert. Erosion und Deserti¬fizierung bedrohen mehr als 40 % der bebaubaren Landfläche. Die zunehmende Wasser¬knappheit in Nordchina verursacht Versorgungskrisen in großen Städten, aber auch auf dem Land. Es wird geschätzt, dass ein Viertel der Bauern in China nicht genügend Wasser für Feldbewässerung und Trinkwasserversorgung zur Verfügung hat. Die sich verschlechternden Möglichkeiten für die Bauernfamilien, landwirtschaftliche Ak-tivitäten als Haupteinnahmequelle zu nutzen, haben vor allem in Gebieten, die mit gerin¬gen Möglichkeiten zur Entwicklung nicht-landwirtschaftlicher Einkommensquellen ausge¬stattet sind, zu einer Verarmung der Landbevölkerung geführt. Die Mitte der neunziger Jahre eingeführten Erleichterungen des Aufenthaltsrechts führten wiederum dazu, dass Millionen verarmter Bauern nun in den Städten nach Arbeit suchen. Die zurückbleibenden Familienangehörigen, meist Alte, Frauen und Kinder, haben kaum noch Interesse und Möglichkeiten, die Landbewirtschaftung zu intensivieren und nachhaltig zu verbessern. Dadurch liegen in vielen Gebieten Felder brach, die zwar landwirtschaftlich genutzt wer¬den könnten, aber von den in den Dörfern/vor Ort gebliebenen Familienangehörigen nicht bewirtschaftet werden können. Die Gründe für diese Probleme Chinas im ländlichen Raum liegen vor allem in den fol¬genden Bereichen: • Die rechtliche Situation der Landbesitzverhältnisse ist ungeklärt. Im ländlichen Raum gehört der Boden zwar de jure den Kollektiven, diese wurden aber nach der Ein-führung des Familienverantwortlichkeitssystems aufgelöst und haben keinen klar defi-nierten Rechtsnachfolger. Die Bauernfamilien können das Land zwar nutzen, aber die Entscheidungen über die Nutzungsdauer und Nutzungsart werden nach wie vor von lo-kalen Kadern gefällt. Wie groß die Entscheidungsbefugnis der einzelnen Bauernfami¬lien ist, ist von Region zu Region, oft sogar von Gemeinde zu Gemeinde sehr unter-schiedlich. Generell haben in Gebieten im Osten und Süden, die industriell weiterent-wickelt sind und in denen die Landwirtschaft eine geringere Rolle spielt, lokale Ent-scheidungsträger weniger Einfluss auf Maßnahmen im Bereich der Landnutzung und – -bewirtschaftung. Die durchgeführte Fallstudie in einem Dorf in Nordchina zeigt jedoch, dass hier Entscheidungen lokaler Kader noch ein sehr großes Gewicht haben. Oft wird die von ihnen vertretene Politik kurzfristig geändert. So wurde z.B. innerhalb von fünf Jahren zweimal angeordnet, die Bewirtschaftung von Obstbäumen im Dorf von indivi-duellem Management zu kollektiven Management zu verändern. Das Vertragsland des Dorfes Liudu wird laut Unterlagen des Dorfkomitees alle drei bis fünf Jahre neu verteilt, um die Landgröße an die veränderten Familien¬größe anzupassen. Es ist dabei für die Bauernfamilien nicht klar, ob sie dasselbe Stück Land nach dieser Frist weiter bewirtschaften dürfen. So führen die rechtlichen und planerischen Unsicherheiten zu Prozessen, die durch Korruption und beliebige Machtausübung lokaler Entscheidungsträger geprägt sind. Die individuellen Landnutzer/-innen empfinden diese Prozesse als willkürlich und sind verunsichert, denn sie sehen für sich keine Einflussmöglichkeiten, die Anordnungen der Machthaber zu beeinflussen. Somit haben sie nur noch wenig Interesse an einer nachhaltigen Landbewirtschaftung. • Die Zuständigkeiten der mit Landnutzungsplanung befassten Behörden sind nicht geklärt. Die staatliche Institution für Landmanagement (SLA), die 1986 gegründet wurde, ist eine Behörde, die sich Aufgaben der Landnutzungsplanung mit anderen Fachministerien teilen muss. Das Forstministerium (SFA) ist z.B. für Landnutzungsplanung in Berg- und Waldgebieten verantwortlich, das Landwirtschaftsministerium ist für die ökologische Zonierung und Versteigerung von Grenzertragsflächen, das Bauministerium für Flächennutzungsplanung in Städten und das Ministerium für Wasserkontrolle für die Planung von Wasserflächen zuständig. Dabei kommt es zu Überlappungen, bei de¬nen dann zwei oder mehr Institutionen für ein bestimmtes Gebiet zuständig sind, bei landwirtschaftlich genutzten Bergregionen oder bei Agroforstsystemen sind z.B. sowohl das Landwirtschafts- als auch das Forstministerium für die Landnutzungsplanung zu¬ständig. Beide Institutionen verfolgen dabei unterschiedlichen Konzepte. Auf nationaler Ebene werden durch diese Fachministerien Quoten für Landflächen, die den verschiedenen Nutzungsarten zugeschrieben werden sollen, an den Staatsrat gege-ben; dieser leitet sie an die Provinzbehörden der SLA weiter. Die regionalen und loka¬len Landnutzungsplanungsbehörden sind nun dafür verantwortlich, Landnutzungskar¬ten und – -pläne zu erstellen. Sie müssen dabei zwischen nationalen Quoten und lokalen Interessen und Bedürfnissen vermitteln. Diese Aufgabe wird von vielen lokalen Mitar-beiter/-innen als unlösbar eingestuft. Außerdem verfügen die Behörden über nicht aus-reichend qualifiziertes Personal, das nicht in der Lage ist, angepasste Landnutzungs¬pläne zu erarbeiten. • Bauern und Bäuerinnen werden an Entscheidungen im Bereich Landnutzungs-planung nicht beteiligt. In den chinesischen Planungsabläufen ist eine Beteiligung der lokalen Nutzer/-innen nicht vorgesehen. Die einzige Möglichkeit, lokale Politik zu be-einflussen, besteht zur Zeit darin, an den Wahlen für die Dorfkomitees teilzunehmen. Aber auch durch dieses Instrument werden alte Machtstrukturen meist nicht beseitigt. Deshalb befinden sich die chinesischen Bauern und Bäuerinnen in der Situation, die für sie oft willkürlichen Anordnungen der lokalen Kader zu befolgen oder Nischen zu finden, in denen Strategien für ein besseres (Über)leben entwickelt werden können. Dazu ge¬hören z.B. die Entwicklung nicht-landwirtschaftlicher Einkommensmöglichkeiten oder auch Migration in die größeren Ballungszentren. Beides kann dazu führen, dass die Landbewirtschaftung vernachlässigt oder gar aufgegeben wird. 2. Die Vernachlässigung von indigenem Wissen in Entwicklungsansätzen Ein weiteres Problem im Bereich Ressourcenmanagement und Landnutzungsplanung ist, dass weltweit und auch in China die Konzepte vor allem naturwissenschaftlich-technische oder ideologische Grundlagen haben. Es wird davon ausgegangen, dass Planer/-innen und Wissenschaftler/-innen ein an Universitäten entwickeltes und damit überlegenes Wissen haben, und dieses Wissen an die "unwissenden" Landnutzer/-innen weitergegeben werden muss. Scheitern diese Entwicklungsansätze, liegt es an der "Unfähigkeit der Bau¬ern/Bäuerinnen", diese Methoden richtig anzuwenden. Die lokalen Wissenssysteme wer¬den bei diesen Konzepten nicht berücksichtigt, oft sogar zerstört. In China bildete sich während der kollektiven Phase (Anfang der fünfziger bis Mitte der achtziger Jahre) ein Wissenssystem heraus, dass sich weder an Naturwissenschaft und Technik noch an lokalem oder indigenem Wissen orientierte, sondern vor allem der kommunistischen Ideologie zu dienen hatte. Es wird deshalb in der Arbeit ideologisches Wissen genannt. Dazu gehört z. B. die Anordnung der chinesischen Führungsspitze während der Kulturrevolution, überall Getreide anzupflanzen, auch wenn die natürlichen Bedingungen dies eigentlich nicht zu¬ließen. Hier wurden die chinesischen Bauern und Bäuerinnen mit einem "Wissen" kon¬frontiert, dass weder auf Wissenschaft noch auf lokalem Know-how basierte. Die Misserfolge der technologisch-orientierten Ansätze, z.B. das Scheitern der Grünen Re-volution in vielen Teilen der Welt führte in den 80er Jahren zu einem Paradigmenwechsel, mit dem Konzepte aktuell wurden, die explizit das Wissen der Landnutzer/-innen in den Mittelpunkt des Planungsprozesses stellen (indigenes Wissen, lokales Wissen, Bauernwissen). Das Konzept von "Indigenous Technical Knowledge" stellt die Nützlich¬keit von lokalen Produktionstechniken heraus, während der Ansatz "Indigenous Knowledge Systems" versucht, lokales Wissen in einen Zusammenhang zu bringen, der kulturelle und institutionelle Aspekte sowie das Management von Wissen miteinbezieht. Der von Robert Chambers vertretene "Farmer First"-Ansatz vertritt die Ansicht, dass Bauernwissen allen anderen Wissenssystemen übergeordnet ist und deshalb die größte Rolle im Entwicklungsprozess spielt. Die vorliegende Arbeit folgt zwei in den letzten Jahren entwickelten Vorgehensweisen zum Umgang mit indigenem Wissen: der "Leiden Ethnosystems Perspective" und dem akteursorientierten Ansatz. Die Definition von indigenem Wissen hat dabei drei Komponenten: die historische Dimen¬sion, also Erforschung von geschichtlichen Prozessen, die zu der heutigen Situation geführt haben; die Untersuchung von Sichtweisen der beteiligten Akteure; und die Analyse, wie dieses Wissen außerhalb von wissenschaftlichen und ideologischen Institutionen entwickelt wurde. Die Akteure werden dabei differenziert in Hinblick auf ihre gesellschaftliche Stellung und die Relevanz ihres Wissens. Indigenes Wissen in dieser Arbeit beinhal¬tet deshalb das vorhandene Wissen der an der Landnutzungsplanung beteiligten Akteure sowie indigener Techniken der Landbewirtschaftung, die nicht durch offizielle Institutionen transportiert wurden und die in der Region bereits vor 1949 angewendet wurden (historische Komponente). Wichtig ist hierbei, dass das indigene Wis¬sen nicht als per se gut und nützlich eingestuft wird, wie es teilweise in den früheren Un¬tersuchungen über lokales Wissen geschah. Vielmehr wird untersucht, welche Relevanz das heute vorhandene indigene Wissen für Ressourcenmanagement und Landnutzungspla¬nung im heutigen China hat. Die historische Komponente des indigenen Wissens ist in China seit etwa zwei Jahrtausen¬den gut dokumentiert - im Gegensatz zu den meisten afrikanischen und südasiatischen Ge-sellschaften. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts hatten sich viele Landnutzungstechni¬ken kaum verändert und versetzten die chinesischen Bauern und Bäuerinnen in die Lage, dem knappen Gut Boden vergleichsweise hohe Erträge abzugewinnen. In den Zeiten der kollektiven Landbewirtschaftung von 1958 bis 1978 wurde jedoch zentral verordnet, wie das Land zu nutzen sei und welche Kulturfrüchte anzubauen waren. Dies galt auch für Fälle, wo die lokalen Bedingungen diese Nutzung gar nicht zuließen. Dadurch gerieten viele der traditionellen Methoden in Vergessenheit. Mit der wirtschaftlichen Liberalisierung in den 80er Jahren erhielten die lokalen Entschei-dungsträger und Landnutzer/-innen zwar einen größeren Einfluss auf die Planung der loka¬len Ressourcen; sie setzen nun aber andere Prioritäten, wie z.B die Erschließung nicht-landwirt-schaftlicher Einkommensmöglichkeiten. Deshalb wird das im Hinblick auf Landbewirt-schaftung vorhandene indigene Wissen immer weniger angewendet. Der offizielle chinesische landwirtschaftliche Beratungsdienst setzt seit Mitte der achtziger Jahre explizit auf Konzepte, die Wissenschaft und Technik propagandieren (tuiguang = durch Druck verbreiten) und traditionelle Denkweisen verdrängen sollen. Dadurch sowie durch die oben erwähnten Rechtsunsicherheiten wird ein Prozess, bei dem das indigene Wissen immer mehr in Vergessenheit gerät, beschleunigt. 3. Die Feldforschung: Lokales Wissen in einem nordchinesischem Bergdorf Im Rahmen dieser Arbeit wurde von 1993 bis 1997 in dem Bergdorf Liudu an der Grenze zwi-schen dem administrativen Gebiet Beijings zur Provinz Hebei eine Feldforschung mit par-tizipativen Erhebungsmethoden durchgeführt, bei der untersucht werden sollte, welche Formen von indigenem Wissen vorhanden sind, welche Rolle sie für die Landnutzungspla¬nung spielen können und wer die beteiligten Akteure sind. Dabei wurden die folgenden historischen Wissensbestände gefunden, die heute noch ange-wendet werden und die für eine dörfliche Landnutzungsplanung relevant sein können: • landwirtschaftliche Techniken, die eine optimale Raumausnutzung ermöglichen, z. B. Mischkulturen und Agroforstsysteme, werden nach wie vor angewendet, • geomantische Leitlinien (feng shui) werden als Indikatoren für Landnutzungsentschei-dungen genutzt, • die Prinzipien von yin und yang werden auf landwirtschaftliche Flächen angewendet und die Nutzung entsprechend ausgerichtet, • die Dimensionen von Landverteilung entsprechend der legalistischen und konfuzianischen Auffassung von entweder Landkonzentration oder egalistischer Landvertei¬lung sind in den Denkansätzen der Entscheidungsträger nach wie vor vorhanden. Es wurden außerdem lokale Akteure identifiziert, die im Management und Transport von indigenem Wissen eine besondere Rolle spielen: • lokale Expert/-innen (xiangtu rencai) als Träger und Übermittler von traditionellem Wissen im Bereich Landbewirtschaftung. Sie ergänzen und ersetzen teilweise den staatlichen Beratungsdienst, • der Geomantikexperte (feng shui shifu). Er wurde vor der Kulturrevolution und wird nun wieder verstärkt von der Dorfbevölkerung konsultiert, um Ratschläge bei der An¬lage von neuen Wohn- und Nutzgebäuden und dem Standort von Grabanlagen zu ge¬ben, • lokale Innovator/-innen, die neue Techniken der Landbewirtschaftung entwickeln, ohne dass diese durch offizielle Beratungsdienste initiiert wurden, • lokale Institutionen, z.B. das Dorfkomitee, das von den Dorfbewohner/-innen als ihre wichtigste Institution angesehen wird. Die Institution "Dorfkomitee" wurde zwar in der kollektiven Zeit gegründet, kann nun aber relativ frei gewählt werden und fällt wich¬tige Entscheidungen im Bereich der dörflichen Landnutzungsplanung, • Bauern und Bäuerinnen, die ihren Geschlechterrollen entsprechend die Landbewirtschaftung durchführen. Alle Informanten und Informantinnen gaben an, dass sie ihr landwirt¬schaftliches Wissen zum größten Teil mit ihren Verwandten und Nachbarn austauschen und nicht durch den offiziellen Beratungsdienst erhalten. Die Erhebungen haben allerdings gezeigt, dass die historischen Wissenssysteme und ihre Träger auch nach der Auflösung des kollektiven Bewirtschaftungssystems weiterhin an Bedeutung verloren haben. Z.B. konnte beim letzten Feldaufenthalt 1997 beobachtet werden, dass Mischfruchtsysteme und die Prinzipien von yin und yang kaum noch angewendet werden. Sie wurden hauptsächlich im traditionellen Trockenfeldbau eingesetzt, und die Bearbeitung dieser Felder wird von der Dorfbevölkerung als zu mühsam und ineffektiv angesehen, weil sich einerseits die dort angebauten Produkte nicht vermarkten lassen und andererseits genügend Le¬bensmittel auf lokalen Märkten zu teilweise subventionierten Preisen gekauft werden kön¬nen. Das Interesse richtet sich deshalb nun auf nicht-landwirtschaftliche Einkommens¬möglichkeiten. Es ist deshalb schwierig einzuschätzen, inwieweit das indige¬ne Wissens zu einer nachhaltigen Landnutzung beitragen kann, da sie in den Augen der lokalen Bevölkerung immer mehr an Bedeutung verliert. Außerdem sind die Gegen¬wartsprobleme im Bereich Ressourcenmanagement so massiv, z. B. die Wasser- und Bo¬denverschmutzung durch Industrieemissionen und Agrochemikalien, dass historische An¬sätze hier keine Lösung bieten können. Es wurde jedoch festgestellt, dass Bauern und Bäuerinnen in der Lage sind, neue Landbe-wirtschaftungsstrategien zu entwickeln, wenn sie merken, dass ihre Lebensumwelt z.B. durch die Verknappung natürlicher Ressourcen unmittelbar bedroht ist und ihre bisherigen Wirtschaftsweisen keine Perspektiven mehr bieten. Dabei spielten die naturwissenschaft¬lich-technisch und ideologisch geprägten Institutionen wie z. B. der offizielle landwirt¬schaftliche Beratungsdienst oder andere staatliche Institutionen keine Rolle. Es handelt sich also um endogene Innovationen. 4. Schlussfolgerungen Es wird deshalb vorgeschlagen, dass die Definition von indigenem Wissen erweitert wird um die Komponente der Fähigkeit zu Innovationen, die Antworten auf die Gegenwartspro¬bleme beinhalten. Dabei werden die entsprechenden Lösungsansätze von den Betroffenen selbst entwickelt, die entsprechenden Planungsinstitutionen können dann aber die Fortfüh¬rung und Umsetzung der Ansätze unterstützen. Gegebenenfalls werden sie erweitert und verbessert; z. B. kann die Verbesserung trockenheitsresistenter Getreidesorten in For¬schungslaboren durchgeführt werden, wenn sie auf Experimenten der Bauern beruht und diese an der Fortführung der Entwicklung beteiligt werden. Im Bereich Landnutzungsplanung können neue Ideen der Landnutzer/-innen aufgegriffen und in einen übergeordneten Planungszusammenhang gebracht werden. Dabei bietet das Instrument der Geographischen Informationssysteme (GIS), ursprünglich ein rein techni¬sches Instrument, Möglichkeiten, die Landnutzer/-innen in den Planungsdialog miteinzu¬beziehen. Dazu wurde ein Konzept entwickelt, das eine Integration von wissenschaftlich-technischem Wissen und indigenem Wissen in der Landnutzungsplanung ermöglicht. Gegliedert in 15 Schritte wird eine Planung dargelegt, die zwei Feldaufenthalte, bei denen partizipative Methoden angewendet werden, den Dialog mit den entsprechenden Planungsbehörden, partizipative Planungsaktivitäten auf höheren Ebenen, die Einbettung der partizipativ erhobenen Informationen in ein GIS, Vorschläge für die Implementierung sowie partizipative Monitoringaktivitäten beinhaltet. Die Schwerpunkte liegen dabei auf der Einschätzung des spezifischen Wissens der unterschiedlichen Akteure, der Verbesse¬rung von schwachen Schnittstellen der beteiligten Institutionen und der Konzentration auf die spezifischen Probleme der Landnutzungsplanung in China. ; The thesis analyses the need for the integration of indigenous knowledge into rural land use planning concepts, based on an example from a mountainous region in rural Northern China. The definition of indigenous knowledge comprises three components: research on the historical dimension, investigation of the present views of the people concerned with land use planning and the analysis about knowledge generation outside scientific institutions. The historical component in China is well documented with traditional cultivation techniques and ancient visions of nature. Many of these techniques remained unchanged until the beginning of the 20th century and enabled the land users to receive relatively high yields in a sustainable way. During the time of collective land management 1958-1978, however, it was centrally planned and ordered how land should be used and which crops should be cultivated following the socialist ideology and without considering local and historical perspectives. This promotion of this "ideological" knowledge with its top-down approaches has thus resulted in neglecting traditional techniques and the application of indigenous knowledge. Following the economic liberalization at the beginning of the 1980s, land users and local decision makers could then have a wider influence on the use of land resources and on how to cultivate their fields. However, in many regions in China, agricultural activities have been no longer economically viable and this leads to a non-agricultural use of land which is often not sustainable. The official agricultural extension service focuses now on modern science and technology, but still follows a top-down approach (tuiguang= push and spread). The legal situation of land tenure is still unclear so that many land users are not motivated to use sustainable and traditional methods on their land plots. In this process, indigenous knowledge has been further losing its importance. The second part of the thesis presents the views of the land users in the case study of Liudu Village, Fangshan County on the border between Beijing and Hebei Province. Using participatory appraisal methods it was revealed that some traditional techniques such as mixed cropping and agro-forestry systems are still applied; that geomantic principles (feng shui) sometimes influence land use decisions; that the principle of yin and yang are used on agricultural fields and that decision makers still follow the historical conflict of Confucian and legalist land distribution. However, these applications remain sporadic and cannot significantly contribute to solutions of modern problems i.e. water and soil pollution through massive chemical emissions. Nevertheless the findings show that local people are able to carry out their innovations outside the official scientific extension service and different from traditional techniques if their own environment is threatened. This includes breeding of larger animals which is both ecomically attractive and sustainable because the night soil can be used as manure. Especially old people have concepts on how to use land in a sustainable way. Newly generated knowledge can therefore provide answers to the present problems, if they are integrated into scientific and official approaches of land use planning and land management. In order to achieve a sustainable use of land, the ideas of the land users should be considered and put into a higher level planning context. Useful instruments for this are Geographic Information Systems (GIS). Originally purely technical, they offer a range of possibilities to integrate the views of local actors. The thesis develops a concept of 15 planning steps for participatory land use planning based on a combination of indigenous and modern knowledge.
Genocide targets lives and also aims to destroy cultures. Hence, refugees do not only save their bare lives, as the common notion of a refugee in need of individual protection assumes; they also engage in various collective practices to safeguard their cultural heritage from destruction. As an expression of self-consciousness against genocidal violence, this process of rescue becomes a part of that very cultural heritage and thus fundamentally alters its meaning. To develop a better understanding of this complex process, this article first develops general thoughts on refugee agency and cultural survival. Secondly, to exemplify the variety of such efforts and their cultural meaning, this article examines how European Jews, and particularly the General Jewish Labor Bund, attempted to save Yiddish culture and material collections on the secular history of European Jews during the 20th century. In conclusion, it argues that in addition to the individualized perception of a refugee, we need to consider collective cultural rescue as an integral part of refugee politics.