In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie: ARSP = Archives for philosophy of law and social philosophy = Archives de philosophie du droit et de philosophie sociale = Archivo de filosofía jurídica y social, Band 92, Heft 2, S. 149-163
Die Anthropologie ist von den Sozialwissenschaften seit vielen Jahren vernachlässigt worden. Doch angesichts des Aufstiegs der Nano-, Bio-, Neuro- und Informationswissenschaften, die vorgeben, eine "Verbesserung" (enthancement) des Menschen mit technischen Mitteln verwirklichen zu können, stellt sich die anthropologische Frage neu. Was kann man dem Menschen an technischer Manipulation zumuten, ohne ihn zu zerstören? Der Verf. empfiehlt die Rückbesinnung auf die philosophische Anthropologie, wie sie in Deutschland vor allem von Max Scheler, Arnold Gehlen und Helmuth Plessner im 20. Jahrhundert entwickelt wurde. Ihre richtungweisende Perspektive besteht darin, sowohl den spiritualistischen als auch den szientifischen Monismus vermieden zu haben: Der Mensch ist das Resultat der dialektischen Verschränkung seiner biologischen mit seiner sozio-kulturellen Natur. Dieses Spannungsverhältnis gilt es, gegen den Anspruch einer einseitigen technologischen Aufrüstung des Menschen einerseits und der Flucht in den Spiritualismus andererseits aufrecht zu erhalten: ein Versuch zum Wohl der Menschen, der nicht durch die gegenseitige Ausgrenzung von Natur- und Geistes- bzw. Sozialwissenschaften gelingen kann, sondern nur durch ihre Kooperation. (Zeitschrift für Politik / FUB)