Ausländische Juden in Deutschland, 1933-1939
In: Die Juden im nationalsozialistischen Deutschland, S. 189-210
Der Beitrag untersucht die Auswirkungen der nationalsozialistischen Politik vor 1939 auf die im Reich lebenden ausländischen Juden und deren sich daraus ergebende soziale Situation. Die ausländischen Juden, die 1933 knapp 20 v. H. der jüdischen Bevölkerung in Deutschland ausmachten, waren einerseits besser als Inländer gestellt, da das Dritte Reich sich im Hinblick auf seine Beziehungen zu ausländischen Staaten zur Rücksichtnahme gezwungen sah. Andererseits mußten sie mit Ausweisung und damit meist mit der Zerstörung ihrer Existenz rechnen. Die Zahl der Ausweisungen und Widerrufe von Einbürgerungen wuchs an, was im letzteren Fall zu einer Zunahme der Staatenlosen führte, deren Situation am prekärsten war. Die auf Sozialhilfe angewiesenen ausländischen Juden riskierten bei dauernder Inanspruchnahme der öffentlichen Fürsorge ihre Ausweisung. Nach 1938 wurde für sie die jüdische Wohlfahrtspflege generell als erste Instanz zuständig. Im Falle der Ostjuden leisteten Selbsthilfeorganisationen besonders im Bereich des Rechtsschutzes zusätzliche Unterstützung. (BF)