Das Bild des deutschen Einwanderers in den Vereinigten Staaten und in Brasilien 1890-1918
In: Amerika und die Deutschen: Bestandsaufnahme einer 300jährigen Geschichte, S. 222-234
Abstract
Der Beitrag beschreibt die Klischeevorstellungen der amerikanischen und brasilianischen Bevölkerung über die deutschen Einwanderer in der Zeit um die Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. In beiden Fällen wurden die Deutschen trotz ihrer Heterogenität als einheitliche Gruppe gesehen, die sich durch Tugenden wie Fleiß, Sparsamkeit, Zuverlässigkeit und Ordnungsliebe auszeichnete. Negativ vermerkt wurde ihr überheblicher Stolz auf ihre Herkunft und Kultur. Dieser machte sich vor allem in Brasilien in Form einer herablassenden Haltung gegenüber der von den Deutschen als unterlegen empfundenen brasilianischen Kultur bemerkbar. Im Unterschied zu den Deutschamerikanern lebten die Deutschbrasilianer weitgehend isoliert und betonten in stärkerem Maße ihre kulturelle Eigenständigkeit, was bei der brasilianischen Elite Ängste vor separatistischen Tendenzen verursachte. Der erste Weltkrieg löste in beiden Ländern antideutsche Gefühle und eine Verfolgung der deutschstämmigen Bevölkerung aus, die im Falle Brasiliens wesentlich gewalttätiger und repressiver als in den USA verlief. Den Grund dafür sieht der Autor in der stärkeren Isolation und geringeren Assimilationsbereitschaft der Deutschbrasilianer sowie in ihrer größeren kulturellen Distanz zum Gastland. Hinzu kommen Ressentiments gegenüber dem relativen Wohlstand der Einwanderer. (BF)
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