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Bevölkerungsbilanz von Rostock im 20. Jahrhundert
In: Abwanderung und Migration in Mecklenburg und Vorpommern, S. 113-121
Aufgrund der Bevölkerungsgröße und seiner sozialen, technischen und kulturellen Infrastruktur wird Rostock manchmal die "heimliche Hauptstadt" Mecklenburg-Vorpommerns genannt. Die vorliegende Bevölkerungsbilanz von Rostock im 20. Jahrhundert rekapituliert in knapper Form die Geschichte der Stadt mit ihrer spezifischen territoriale Lage. Das ausnahmslos agrarisch strukturierte Hinterland der Region Rostock erlaubte es indes nicht, wahrnehmbare Industrialisierungsprozesse in Gang zu setzen, wie sie in dieser Zeit in anderen Regionen Deutschlands beobachtbar sind. Betrachtet man die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Rostock seit ihrer Gründung, so lässt sich konstatieren, dass die Hansestadt - bei aller Berücksichtigung des durch Kriegsfolgen und Wirtschaftseinbrüche bedingten Auf und Ab - sich im Limit der Urbanisierungstendenzen vergleichbarer Städte bewegt hat. Manifeste Auffälligkeiten sind eigentlich kaum beobachtbar. Sehr viel anders sieht die Bevölkerungsentwicklung Rostocks in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus. Die Hansestadt Rostock konnte hier Migrationsgewinne verzeichnen, die kaum eine andere Stadt in Deutschland aufweisen konnte. Die erstaunlichen Migrationsgewinne der Stadt von 1950 bis 1988 sind im Wesentlichen das Ergebnis politischer Konstellationen. (ICA2)
Zur Geschichte der Friedensforschung im 20. Jahrhundert
In: Friedens- und Konfliktforschung: eine Einführung, S. 17-66
Die Entwicklung der internationalen Friedenswissenschaft im 20.Jahrhundert wird dargestellt. Friedenswissenschaft ist angesichts der zunehmenden globalen Gefährdungen von Mensch und Natur zu einem Kernelement theoriegeleiteter und angewandter Forschung geworden, die indessen nicht isoliert vom anderen wissenschaftlichen Geschehen gesehen und betrieben werden kann. Sie eignet sich deshalb wenig als eigenständige Disziplin. Vielmehr ist sie als eine begleitende Wissenschaft zu verstehen, die heute alle jene Disziplinen ergänzt, die sich der Problemstellung Krieg/Frieden schon immer zugewandt haben. Sie wirkt ihrerseits auf diese klassischen Wissenschaftsbereiche ebenso wie auf neue Disziplinen ein. Obwohl Friedenswissenschaft bei anderen wissenschaftlichen Disziplinen längst anerkannt und etabliert ist, stößt sie gerade bei denen, an die sie sich in der gesellschaftlichen Praxis wendet, auf Abneigung und Misstrauen. (GB)
Das Ende des langen 20. Jahrhunderts
In: VielfachKrise: im finanzmarktdominierten Kapitalismus ; in Kooperation mit dem Wissenschaftlichen Beirat von Attac, S. 211-228
Die Finanzkrise von 2008 liefert nach der These der Autoren einen Hinweis darauf, dass sich der "Herbst" der US-amerikanischen Welthegemonie wiederholt. Als die auf dem fordistischen Keynesianismus beruhende materielle Expansion im Weltmaßstab in den 1980er Jahren an ihre Grenzen stieß, verlagerte sich das US-Kapital zunehmend auf Finanzgeschäfte und zog sich aus Industrie und Handel zurück. Durch diese Ausrichtung auf den Finanzsektor gelang es den USA, Kapital aus der ganzen Welt anzulocken und damit die lang anhaltende Hausse am Aktienmarkt sowie eine extreme militärische Aufrüstung zu finanzieren. Unter diesem Druck kollabierte die Sowjetunion, während die USA unter Reagan und Clinton ihre "belle epoque" erlebten. Die Verfechter des "zweiten amerikanischen Jahrhunderts" sitzen jedoch einem Missverständnis auf, denn sie halten den "Herbst" der US-amerikanischen Welthegemonie für einen "neuen Frühling". Zu beobachten ist also das Ende des langen 20. Jahrhunderts, das sich über die Zeitdauer von der Finanzialisierungsphase am Ende des 19. Jahrhunderts bis zur heutigen Aufblähung des Finanzsektors erstreckte. Dieses lange Jahrhundert deckt sich mit dem Aufstieg, der Blüte und dem Niedergang des US-amerikanischen Zeitalters der kapitalistischen Weltgeschichte. Die Autoren gehen in ihrem Beitrag der Frage nach, ob später einmal rückblickend im "Herbst" der globalen ökonomischen und militärischen Macht der USA der "Frühling" einer neuen Hegemonialmacht erkannt werden kann, wie es in den drei vorhergehenden Finanzialisierungsphasen der Fall war. (ICI2)
1999: Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts
ISSN: 0930-9977
Politische Ideengeschichte im 20. Jahrhundert
In: Politische Ideengeschichte im 20. Jahrhundert: Konzepte und Kritik, S. 9-29
Der Autor zieht in seiner Einleitung zum vorliegenden Sammelband eine Zwischenbilanz der politischen Ideengeschichte in der Bundesrepublik und berichtet über die gegenwärtige Forschungslage, um den vielfach konstatierten Rückstand gegenüber der internationalen Forschung zu relativieren. Er bezieht neben einigen Grundfragen auch Aspekte der Disziplingeschichte und benachbarter Forschungsgebiete, wie z.B. der politischen Philosophie und der Historiographie mit ein, um zu zeigen, dass die politische Ideengeschichte in Deutschland durchaus im Aufbruch ist. Er skizziert ferner die Konjunkturen der Ideengeschichte, das Verständnis von Ideen im Unterschied zu Begriffen und Konzepten sowie die Probleme der Ideengeschichtsschreibung. Generell lassen sich nach seiner Einschätzung drei Varianten von politischer Ideengeschichte unterscheiden: aktualisierende, historisierende bzw. kontextualisierende Ansätze sowie jene, die auf die Beantwortung ewiger Fragen und Probleme abstellen. Der vorliegende Band enthält in verschiedenen Kapiteln alle drei Varianten und ist in zwei größere Blöcke gegliedert. Der erste umfasst methodische Fragen der Begriffsgeschichte, der Ideenpolitik und der Kritik der politischen Vernunft. Darüber hinaus wird die Ideengeschichte als Wirklichkeitswissenschaft und der Anti-Traditionalismus als Programm thematisiert. Der zweite Block enthält Aufsätze zum Neoaristotelismus, Totalitarismus, Exil und dem "Battle of the Books" in den USA und wird mit einem wiederum methodischen Aufsatz beschlossen. (ICI2)
Gleichberechtigung und Familienrecht im 20. Jahrhundert
In: Frauen in der Geschichte des Rechts: von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, S. 790-827
Der Beitrag untersucht das Gleichberechtigungsproblem in Familie und Ehe anhand der Rechtsentwicklung in Deutschland seit 1900 und anhand des in diesem Rahmen geführten "Gleichheitsdiskurses". Dabei wird besonders der Zusammenhang mit der allgemeinen familienpolitischen Programmatik und Gesetzgebung berücksichtigt. Zunächst werden die rechtsgeschichtlichen Zäsuren anhand der Ehestruktur vorgestellt. Der Gleichberechtigungsproblematik bei der Scheidungsrechtsreform und der rechtlichen Position des nichtehelichen Kindes wird in gesonderten Kapiteln nachgegangen. Insgesamt zeigt sich, daß die Gleichberechtigung der Geschlechter als unbedingtes Gebot allgemein akzeptiert wird. Der Wunsch nach rechtlicher Sonderbehandlung eines Geschlechts (vor allem der Frauen), ist heute nach wie vor kontrovers, da über dem Gedanken der Gleichheit vor dem Gesetz noch ein anderer, gleichsam höherer Gleichheitsbegriff in Anspruch genommen werden muß. (pre)
Kinder des Krieges im 20. Jahrhundert
In: Besatzungskinder. Die Nachkommen alliierter Soldaten in Österreich und Deutschland.
Auf dem Wege zum 20. Juli 1944
In: Widerstand und Verweigerung in Deutschland 1933 bis 1945, S. 143-172
Bracher schildert in seinem Beitrag Vorbereitung und Ablauf des von Stauffenberg an Hitler am 20. Juli 1944 verübten Attentats sowie die massive Reaktion des NS-Staates auf den Anschlag. Dabei verharrt der Autor nicht in der Beschreibung der konkreten Ereignisse, sondern äußert sich ausführlich über die gesellschaftlichen, politischen und militärischen Randbedingungen, ohne deren Kenntnis die konkrete Zielsetzung, Art und Zeitpunkt der Ausführung wie auch letztendlich das Scheitern des Anschlags unverständlich bleiben müßten. Bracher stellt die ehrenwerten Motive der Attentäter heraus und begegnet damit auch nach 1945 laut gewordenen Vorwürfen, daß das Attentat letztlich opportunistischen Zwecken in einer sowieso aussichtslosen Lage gedient habe. (KF)