Der Autor untersucht den Zusammenhang zwischen moralischer Entwicklung und dem politischen Handeln. Besteht zwischen der moralischen Entwicklung (Kohlberg), der Entwicklung von kommunikativer Kompetenz (Habermas) und der politischen Handlungsebene und Vorgabe eine zunehmende Diskrepanz, die letzlich zu Protest führt? Der Autor beantwortet diese Frage mit "ja", da er davon ausgeht, daß neue soziale Bewegungen sowohl Indikator als auch wesentliches Moment des gesellschaftlichen Entwicklungsprozesses sind und daß das "Neue", das sie ausmachen, durch die Verbindung von entwicklungslogischer und geschichtsdynamischer Perspektive deutlich gemacht werden kann. Die Rekonstruktion der Entwicklung des moralischen Urteilsvermögens erschließt die evolutionsgeschichtliche Dimension, wobei dieses Vermögen, in dem ja die Persönlichkeitsformation und die Fähigkeit zur Rollenübernahme zum Ausdruck kommen, ein maßgebendes Moment interpersonaler Kompetenz überhaupt ist. Die geschichtsdynamische Dimension erschließt der auf K. Marx zurückgehende historische Materialismus. Er legt dar, daß die materielle gesellschaftliche Basis die Struktur abgibt, die Art und Niveau der historischen Prozesse prägt. Vor diesem Hintergrund lassen sich neue soziale Bewegungen als spezifische Formen des Zusammenwirkens auf jenem Niveau gesellschaftlicher Ausdifferenzierung ausmachen, auf dem sich soziopolitische Interaktionen soweit von institutioneller Heteronomie befreien können, das soziale Autonomie in ihnen verfügbar zu werden vermag. (RW)
Es geht um die Frage, ob der militärische Lebens- und Arbeitszusammenhang demokratisierbar ist. Dazu wird von einer Kombination geschichtsdynamischer, entwicklungslogischer und diskursethischer Bezugspunkte ausgegangen. Innermilitärische Herrschaftsstrukturen, militärische Lebenswelt sowie Diskurschancen in der Armee werden problematisiert. Die Überlegungen werden zu der Annahme verdichtet, daß gegenwärtige Legitimationsdefizite von Streitkräften in demokratischen Gesellschaften strukturelle Gründe haben, die in dem Maße weiter zunehmen, wie sich die Gesellschaft weiter demokratisiert. Die militärische Infrastruktur und das Verhältnis des Militärs zur sozialen Umwelt müssen nach Ansicht des Verfassers langfristig erodieren. Perspektivisch wird daher ein Punkt angenommen, von dem an Demokratisierung der Streitkräfte nur deren Abschaffung bedeuten kann. Dazu wird auf die unbedingte Notwendigkeit internationaler Sicherheitspartnerschaft als Bedingung verwiesen. (HA)