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Die Links-Rechts-Dimension wird in der vorliegenden Studie als eine Struktur politischer Symbole verstanden, die dem Vereinfachungsbedürfnis der Bürger in der Wahrnehmung, Deutung und Bewertung politischer Konflikte entgegenkommt. In Bezug auf die inhaltliche Bedeutung dieser Symbolik bildeten unterschiedliche vorindustrielle und industrielle Gruppen- und Interessenkonflikte, wie z.B. Monarchie/Demokratie, Kapital/Arbeit, Klerikalismus/ Säkularismus, einen entsprechenden Bezugsrahmen, wobei vor allem ökonomische Verteilungskonflikte im 20. Jahrhundert zum zentralen Thema der Links-Rechts-Polarisierung wurden. Seit den späten 60er Jahren rücken jedoch neue nicht-materielle politische Themen und Konflikte in den Vordergrund, die die Politikziele westlicher Industrienationen von Wirtschaftswachstum und Wohlstand in Frage stellen. Die Autorin untersucht die Frage, inwieweit diese neuen Konflikte in die bestehende Links-Rechts-Terminologie integriert werden können, anhand von Umfragedaten von 1990 in Ostdeutschland und 1997/98 in Ost- und Westdeutschland. Sie orientiert sich dabei an dem Kategorienschema von Peter Selb und überprüft folgende, in der Fachliteratur häufig formulierte Hypothesen: Das Links-Rechts-Schema hat die neuen Konflikte mehr oder weniger vollständig integriert (1); Es hat eine inhaltliche Pluralisierung der Links-Rechts-Dimension stattgefunden (2); Die Bedeutung von "links" und "rechts" ist in ihrem Kernbestand erhalten geblieben (3); Die Links-Rechts-Terminologie hat inzwischen ihre Bedeutung verloren (4). (ICI2)

Der vorliegende Beitrag verfolgt zwei Ziele: (1) Untersucht wird, wie sich die gesellschaftlichen und politischen Vorstellungen der neuen Bundesbürger seit der deutschen Wiedervereinigung entwickelt haben. (2) Es wird geprüft, ob seit der Bundestagswahl 1990 Einstellungs- bzw. Stimmungsänderungen in Ost- und Westdeutschland zu konstatieren sind und inwieweit die Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern auch weiterhin bestehen. Die Autorin stützt sich auf zwei Studien (repräsentative Befragungen) aus dem Spätherbst 1990 und dem Frühsommer 1991, die auch Einstellungen zu ausgewählten politischen Partizipationsformen und deren Determinanten untersuchen. Ergänzend werden Ergebnisse der monatlichen ZDF-Politbarometerbefragungen sowie Daten der ALLBUS-Umfragen ausgewertet. Insgesamt zeigt sich, daß die Parole "Wohlstand für alle durch Marktwirtschaft" erheblich an Glaubwürdigkeit verloren hat. Hinzu kommt, daß die "negative Grundstimmung" der Ostdeutschen Gefühle des Ausgeliefertseins und der Ohnmacht noch verstärken könnten. (pmb)

Die Wahlbeteiligung durch Bevölkerungsumfragen zuverlässig zu erfassen, stellt nach wie vor ein Problem dar. Anhand der Bundestagswahlergebnisse von 1994 versucht der Beitrag einige Aspekte dieses Problem näher zu klären. 1994 betrug die tatsächliche Stimmenthaltung in den alten Bundesländern 19,5 Prozent und in den neuen Bundesländern 27,4 Prozent. In der dem Beitrag zugrundeliegenden Nachwahlumfrage, in der es um die Erfassung eines realen, kurz zurückliegenden Verhaltens und nicht um Verhaltensabsichten ging, gaben noch immer 11,9 Prozent der Befragten im Westen und 15,7 Prozent im Osten an, nicht gewählt zu haben. Die Interpretation der Ergebnisse der Studie zeigt, daß die tatsächlich erfaßten Nichtwähler, in der Literatur auch gelegentlich "bekennende Nichtwähler" genannt, sich in ihrem Profil nicht prinzipiell von den nicht erfaßten Nichtwählern unterscheiden. (pre)

Ausgehend von unterschiedlichen Ergebnissen zum Vergleich der Mentalitäten von Westdeutschen und Ostdeutschen wird der Versuch unternommen, den Begriff "innere Einheit" zu definieren und empirisch fassbar zu machen. Untersucht wird, wie sich Ergebnisse bisheriger Analysen und Befunde zu den Daten einer Serie von repräsentativen Bevölkerungsumfragen zum Thema Ost-West-Stereotypen und Anti-West-, Anti-Ost-Stereotypen verhalten. Die daraus abgeleitete West-Ost-Typologie wird analysiert und ausgewertet in Abhängigkeit von sozialstrukturellen und politischen Variablen. So werden vier Typen zu unterschiedlichen Zeitpunkten untersucht: Externalisierer, Internalisierer, Negativisten und Positivisten. Welchem Typ die Befragten angehören, bestimmt sich vor allem danach, ob diejenigen in Westdeutschland oder in Ostdeutschland leben. In der Auswertung werden Aussagen zum Selbstwertgefühl der Ostdeutschen, zu Identitätsfragen, zur Selbstwahrnehmung und zum Distanzverhältnis beider Bevölkerungen getroffen. (prh)

Based on three surveys of the voting-age population in West Germany and East Germany in 1992, 1993 and 1994, the article analyses the ways the two German populations view themselves and the "others" regarding their position on problems of German unification. Two indices and a four-fold typology are constructed which summarise and combine these attitudes. The data show substantial differences in the way both populations look at unification matters. While no anchoring in the social structure is found, attitudes are partially crystallised along left-right party lines. While German democracy is not endangered through unification strains, challenges to democratic legitimacy not only exist in the east, as one would expect, but also in the west. The article concludes that the road to inner unity is a long and stony one. (German Politics / FUB)

Der vorliegende Beitrag beinhaltet den Schlussbericht von TECA (Towards Extending Content Analysis) zu Arbeitspaket 2, das sich mit codebasierten Textanalysen befasst. TECA ist eine Pilotstudie, die das Methodenspektrum der Analyse von sozialwissenschaftlichen Texten erweitern soll. Dabei werden die Erfahrungen und Techniken aus der Linguistik, insbesondere der Computerlinguistik, sowie den angrenzenden Wissenschaften einbezogen und für die Sozialwissenschaften nutzbar gemacht. Im ersten Aufsatz geht es um die konventionelle Codierung der Stolz-Texte. Bei den "Stolz-Texten" handelte es sich um die Antworten auf die offene Frage, worauf man in der ehemaligen DDR stolz sein konnte. Die Antworten lagen als Datei vor und waren bereits im Rahmen eines anderen Projektes computerunterstützt codiert worden. Das bedeutete, dass ein inhaltsanalytisches Konzept vorgegeben war. Besonders beleuchtet wurden Ziele und Rahmenbedingungen, Kategorisierung und Codierung. Ziel der codebasierten Inhaltsanalyse war in erster Linie, Vergleichsdaten zu schaffen, an denen die Leistungsfähigkeit der computerunterstützten Inhaltsanalyse gemessen werden kann. Das Verfahren entspricht einem Reliabilitätstest, in dem ein und derselbe Text von mindestens zwei unterschiedlichen Personen bearbeitet wird. Im zweiten Aufsatz geht es um die konventionelle Codierung der Links-Rechts-Einschätzung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem theoretischen Rahmen, den Messinstrumenten, der Analyse der offenen Fragen und allgemeinen Regeln sowie dem Kategorienschema. (ICD)

The Euro-Barometer values battery has provided much of the empirical evidence for the thesis that a shift from materialist to postmaterialist values has occurred in advanced industrial societies over the past two decades. It has been argued, however, that this widely used instrument is seriously flawed because of its sensitivity to current economic conditions. We present data from experiments in Canada and Germany that tested the performance of the values battery in an era of joblessness. Analyses reveal that (1) substituting an unemployment statement for the standard inflation statement in the battery has major consequences for the classification of respondents as materialist or postmaterialist and (2) answers to the battery are conditioned by the interaction between its content and respondents' economic issue concerns. These findings support the argument that much of the shift from materialist to postmaterialist values recorded by the Euro-Barometer since the early 1980s is a measurement artifact.

The Euro-Barometer values battery has provided much of the empirical evidence for the thesis that a shift from materialist to postmaterialist values has occurred in advanced industrial societies over the past two decades. It has been argued, however, that this widely used instrument is seriously flawed because of its sensitivity to current economic conditions. We present data from experiments in Canada and Germany that tested the performance of the values battery in an era of joblessness. Analyses reveal that (1) substituting an unemployment statement for the standard inflation statement in the battery has major consequences for the classification of respondents as materialist or postmaterialist and (2) answers to the battery are conditioned by the interaction between its content and respondents' economic issue concerns. These findings support the argument that much of the shift from materialist to postmaterialist values recorded by the Euro-Barometer since the early 1980s is a measurement artifact. (American Political Science Review / FUB)