Migration aus verhaltensökologischer Perspektive: die Bedeutung intrafamiliärer Konkurrenz für die Abwanderung in einer nordwestdeutschen ländlichen Bevölkerung des 18. und 19. Jahrhunderts (Krummhörn, Ostfriesland)
In: IMIS-Beiträge, Heft 18, S. 69-88
ISSN: 0949-4723
Die Bedeutung der kleinräumigen, "normalen" Abwanderungsereignisse mit ihren Ursachen und Funktionen wurde in der Geschichtswissenschaft lange unterschätzt. Erst neuere historische Arbeiten beginnen, Abwanderung und Migration als normales und vernünftiges Verhalten von geringem Überraschungswert anzusehen. Abwanderung wird nun als Phänomen verstanden, das von Menschen als Option zur aktiven Lebensgestaltung wahrgenommen wurde und wird. Der vorliegende Beitrag interessiert sich aus der Perspektive der evolutionären Anthropologie für die evolutive Herkunft des Phänomens Abwanderung, seine adaptive Funktion und die Ursachen der Variabilität in seiner Ausprägung. Die Analyse zeigt für den untersuchten Zeitraum bzw. die Region, wie sich Abwanderung als Teil reproduktiver Strategien deuten lässt. Die Migrationsdaten zeigen, dass die Verteilung und der Zugang zu Ressourcen ebenso wie die intrafamiliäre Konkurrenz einen entscheidenden Einfluss bei der Modellierung der Abwanderung besitzen. (ICA)