Die Organisation des Informellen: Modelle zur Organisation von Kooperation im Arbeitsalltag
In: Forschung Gesellschaft
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In: Forschung Gesellschaft
In: WSI-Mitteilungen: Zeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, Band 57, Heft 2, S. 96-101
ISSN: 0342-300X
"Im Rahmen der Reorganisation von Unternehmen erhält Kooperation einen neuen Stellenwert. Neben die hierarchische Koordination betrieblicher Abläufe durch das Management tritt die bereichs- und abteilungsübergreifende Selbstabstimmung durch die Arbeitskräfte. Innovationen in der Betriebs- und Arbeitsorganisation richten sich vor allem auf die Einrichtung von Koordinationsplattformen in Form von Meetings. Unterschätzt und wenig beachtet wird dabei die notwendige informelle Abstimmung und Kooperation in der alltäglichen Arbeit. Durch die einseitige Gewichtung der Kooperation in Gremien und Meetings wird die Selbstabstimmung zu einer Ursache neuer Belastungen: Die notwendige Kooperation in der alltäglichen Arbeit wird zu einer 'unsichtbaren' Leistung, die weder honoriert noch unterstützt wird. Für die Interessenvertretung ist es eine neue Herausforderung, Konzepte für die Unterstützung informeller Kooperation im Arbeitshandeln zu entwickeln und durchzusetzen." (Autorenreferat)
In: Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung 87
Klappentext: Konzepte der Arbeitsorganisation gelten heute als zeitgemäß und effizient, wenn sie dezentral strukturiert sind, flache Hierarchien bevorzugen und auf die Fähigkeit der Arbeitskräfte setzen, sich selbstständig untereinander abzustimmen. Diese Form der eigenverantwortlichen Koordination sieht zunächst nach einem Zugewinn an Autonomie aus – aber kann sie nicht auch eine neuartige Belastung, einen »tacit workload« darstellen? Anhand von Fallstudien arbeitet dieses Buch typische Abstimmungskulturen in Betrieben heraus und zeigt: Widersprüchliche Anforderungen, die solchen Abstimmungskulturen nicht selten innewohnen, können zu spezifischen Belastungskonstellationen führen. Ausschlaggebend ist dabei oft, dass die eigentlich angemessene Art, sich in der Arbeit informell zu koordinieren, durch formalisierte Verfahren verdrängt wird. Abstimmung findet hauptsächlich in formell angesetzten Meetings statt und wird dabei zur Abstimmungsarbeit. Wenn aber die Balance zwischen formeller und informeller Kooperation gestört ist, zeigen sich schnell die belastenden, Ineffizienz erzeugenden Tücken und Widersprüche solcher Meetings. Die Autorinnen orientieren daher auf Gestaltungsansätze, die das Gleichgewicht wieder herstellen und informelle Kooperation stärken können.
In: Digitalisierung der Arbeitswelt: zur Neuordnung formaler und informeller Prozesse in Unternehmen, S. 93-115
Die Autoren betrachten die Neuordnung formaler und informeller Prozesse in Unternehmen und die Digitalisierung der Arbeitswelt anhand eines neuen Forschungsansatzes zum kooperativen Arbeitshandeln. Sie zeigen zunächst, dass die Aufgabe des Managements in der traditionellen hierarchisch-bürokratischen Organisation darin besteht, die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Teilarbeiten und Teilprozessen zu koordinieren. Durch die Dezentralisierung der Organisation und Verlagerung von Verantwortungen "nach unten" entstehen jedoch neue Anforderungen an ein kooperatives Arbeitshandeln. Der Schwerpunkt von neuen Abstimmungsplattformen liegt auf einer "diskursiven Koordinierung", durch die insbesondere die Planung betrieblicher Abläufe optimiert werden soll. Konzeptuell lässt sich dies durch die Unterscheidung zwischen planungsbezogen-objektivierender und erfahrungsgeleitet-subjektivierender Kooperation fassen, wie die Autoren näher ausführen. Damit wird deutlich, dass die Besonderheiten des informellen Handelns nicht nur darin bestehen, dass es nicht-formal organisiert wird, sondern dass auch andere Kooperationen als in den formal eingerichteten Abstimmungsplattformen stattfinden. Vor diesem Hintergrund werden bisher kaum beachtete Folgen der Informatisierung der Arbeitswelt sichtbar. (ICI2)
In: Digitalisierung der Arbeitswelt, S. 93-115
In: Forschungsberichte aus dem Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V.
Eine gelungene Kooperation zwischen Entwicklung und Produktion erweist sich zunehmend als entscheidender Faktor für die Innovationsfähigkeit von Unternehmen. In der vorliegenden Betriebsfallstudie wird geschildert, wie die Rieter Ingoldstadt Spinnereimaschinenbau AG die Distanz zwischen den beiden Bereichen durch die Förderung direkter informeller Kooperations- und Kommunikationsbeziehungen überwindet.
In: Jahrbuch sozialwissenschaftliche Technikberichterstattung 2000 : Schwerpunkt: Innovation und Arbeit, S. 107-147
Die Verfasserin setzt sich mit Hintergründen des Praxisschocks auseinander, den viele junge Ingenieure beim Einstieg in den Beruf erleben. Als Ursache für dieses Phänomen identifiziert sie die Diskrepanz zwischen der die Ausbildung dominierenden ingenieurwissenschaftlichen Sicht auf die Praxis des Entwickelns einerseits und den konkreten betrieblichen Bedingungen der Entwicklungsarbeit andererseits. Die empirische Basis der Untersuchung bilden Interviews mit 42 Entwicklungsingenieuren aus Mittelbetrieben der deutschen Maschinenbaubranche. Dabei werden folgende Aspekte des Praxisschocks deutlich: (1) Berücksichtigung komplexer Anforderungen (Nichtplanbarkeit von Ideen, Entgrenzung von Arbeit und Freizeit; Kundenanforderungen; Anforderungen der Produktion); (2) Entwicklung als sozialer Prozess (informelle Kooperation, Aushandlungsprozesse); (3) technische Unwägbarkeiten. Auf dieser Basis werden abschließend Schlussfolgerungen für eine praxisbezogene Ausbildung formuliert. (ICE)
Das Buch bietet neue Erkenntnisse zu Vertrauen als Modus sozialer Regulierung in der Arbeitswelt. Das hier entwickelte Konzept des reflexiv-erfahrungsbasierten Vertrauens eroffnet einen Zugang zu Vertrauen jenseits traditioneller Vertrautheit und moderner rationaler Kalkulation. Ausgelotet wird die Moglichkeit und Notwendigkeit einer kooperativen Arbeitspolitik trotz antagonistischer Interessen. Eine leitende These: Der Wandel von Arbeit fuhrt zu Anforderungen und Potenzialen in der Arbeitspolitik, die uber explizite und formelle Regelungen hinausgehen. Vertrauen in Unternehmen wird zumeist auf den Handlungsspielraum der Mitarbeiter bezogen und damit als Vertrauen von Unternehmen gegenuber den Arbeitnehmern diskutiert. Hier wird hingegen das Vertrauen der Arbeitnehmer gegenuber den Unternehmen in den Blick geruckt, das speziell bei selbstverantwortlicher Arbeit notwendig ist. In funf Fallstudien werden Wege aufgezeigt, wie sich Unternehmen als vertrauenswurdig erweisen konnen und welche Voraussetzungen, Chancen und Risiken fur Unternehmen und Arbeitnehmer damit verbunden sind.
Der Aufsatz zeigt, wie das Konzept des subjektivierenden Arbeitshandelns zur Analyse der Entwicklung von Arbeit in kritischer Reflexion und mit neuen Ansätzen beiträgt: Mit der Untersuchung des Arbeitshandelns als Referenzrahmen wird die Perspektive des Subjekts eingenommen, und damit wird der Blick auf sinnlich-körperliche Erfahrung im Arbeitsprozess möglich. Theoretisch wie empirisch begründet der Artikel die eigenständige Bedeutung subjektivierenden Handelns. In umfangreichen empirischen Untersuchungen erweist sich die Bewältigung von Unwägbarkeiten und Unbestimmtheiten als zentrale Anforderung an menschliche Arbeit, die subjektivierendes Arbeitshandeln und damit verbunden praktisches Erfahrungswissen als wesentliche Elemente menschlichen Arbeitsvermögens benötigt. In der Forderung nach selbstgesteuertem Handeln, das im Sinne kapitalistischer Verwertungslogik transparent und messbar gemacht werden soll, erkennen wir einen in der Subjektivierung von Arbeit angelegten Widerspruch, in den sich subjektivierendes Arbeitshandeln (als nicht formalisierbares Handeln) grundsätzlich nicht einfügt. Mit Bezug auf empirisch fundierte Modelle schließen wir mit einem Plädoyer für eine arbeitspolitische Perspektive, die subjektivierendes Arbeitshandeln als substanzielles Element menschlichen Arbeitsvermögens anerkennt und Formen der Organisation, Technik wie Bildung entwickelt, die dieses Handeln ermöglichen. ; This article will explain how the concept of subjectifying work action can contribute to critically analyze new developments of work. The concept of subjectifying work action uses work actions of subjects as the point of reference for empirical analysis. Our perspective emphasizes sensual, bodily and embodied human experiences. These sticky and hard to imitate resources are often hidden or neglected. In the first part of our contribution we will show their importance for successful work operations especially in moments of high uncertainties. We will argue on a theoretical and empirical basis that the ability to handle uncertainties is a key requirement for "the working man" and how the dimensions of subjectifying work actions enable researchers to grasp how humans manage these situations. In the second part of our text we will develop an immanent contradiction in new forms of work organization based on self-organized processes. Here subjectifying work actions, capacities which cannot be formalized, are used in form of self-regulation and extended responsibilities for individuals. Yet, management directives require work actions that are performed in an objectifying manner to suit governance structures of transparency and objectivity. We complete our article with perspectives for a labour policy that acknowledges and includes subjectifying work actions as substantial part of human labour capacities.
BASE
In: AIS-Studien: das Online-Journal der Sektion Arbeits- und Industriesoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), Band 4, Heft 2, S. 16-26
ISSN: 1866-9549
Der Aufsatz zeigt, wie das Konzept des subjektivierenden Arbeitshandelns zur Analyse der Entwicklung von Arbeit in kritischer Reflexion und mit neuen Ansätzen beiträgt: Mit der Untersuchung des Arbeitshandelns als Referenzrahmen wird die Perspektive des Subjekts eingenommen, und damit wird der Blick auf sinnlich-körperliche Erfahrung im Arbeitsprozess möglich. Theoretisch wie empirisch begründet der Artikel die eigenständige Bedeutung subjektivierenden Handelns. In umfangreichen empirischen Untersuchungen erweist sich die Bewältigung von Unwägbarkeiten und Unbestimmtheiten als zentrale Anforderung an menschliche Arbeit, die subjektivierendes Arbeitshandeln und damit verbunden praktisches Erfahrungswissen als wesentliche Elemente menschlichen Arbeitsvermögens benötigt. In der Forderung nach selbstgesteuertem Handeln, das im Sinne kapitalistischer Verwertungslogik transparent und messbar gemacht werden soll, erkennen wir einen in der Subjektivierung von Arbeit angelegten Widerspruch, in den sich subjektivierendes Arbeitshandeln (als nicht formalisierbares Handeln) grundsätzlich nicht einfügt. Mit Bezug auf empirisch fundierte Modelle schließen wir mit einem Plädoyer für eine arbeitspolitische Perspektive, die subjektivierendes Arbeitshandeln als substanzielles Element menschlichen Arbeitsvermögens anerkennt und Formen der Organisation, Technik wie Bildung entwickelt, die dieses Handeln ermöglichen.