Innerhalb der Vorkriegsgeschichte des Nationalsozialismus besitzt das Jahr 1938 Epochencharakter. Dafür legt die Untersuchung in vier großen Schritten das Publikationswesen eines schon immer "kleinen" akademischen Faches in der damaligen Zeit offen. Sie tut dies anhand der Figur des NS-Meinungspolizisten Matthes Ziegler im Amt Rosenberg aufgrund neuer Quellenerschließungen. Hinzu tritt die Beobachtung der Medienpräsenz des sogenannt Volkskundlichen in den dreißiger Jahren und die Erarbeitung der bislang unbekannten Verlagsgeschichte "Stubenrauch" aus Berlin-Leipzig-Wien sowie eine Geschichte der führenden Zeitschriften. Es geht um die völkische Fokussierung auf das Populäre und um hybride Märsche junger Anhänger des Nationalsozialismus durch die Institutionen, allesamt Anwärter für eine projektierte "Hohe Schule" am Chiemsee.
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Im Mittelpunkt der theoretischen Überlegungen steht hier die Frage nach der ideologischen Hierarchisierung der menschlichen Sinneskonstitution im theologischen und akademischen Denken von Abend- und Morgenland, das heißt unsere westliche Rangfolge von Wort und Bild, von Hören und Sehen hält einer umfassenden Diskursanalyse nicht stand. Solche Einsicht vorausgesetzt, lässt sich zeigen, dass die Zuschreibung vorrationalen Denkens und Sprechens als unvernünftig, primitiv, abergläubisch, ja magistisch die anthropologische Natur des Menschen als Kulturwesen missdeutet. In den Geistes- und Kulturwissenschaften haben Wortverdinglichung und Schriftfetischismus das Bilddenken und die meisten Formen von symbolischem Kapital gering geachtet oder gar ausgeblendet. Heute sind in den meisten wissenschaftlichen Disziplinen die drei Sprachen der menschlichen Kommunikation bewusst: Wort, Bild, Gebärde (im weitesten Sinne) oder: die Sprache des Schriftlichen, die Sprache des Optischen und die Sprache des Performativen. Im zweiten Teil wird anhand des exemplarischen Feldes vom so genannten Bildzauber an jenen Fallbeispielen durch die gesamte Geschichte vom frühen Mesopotamien bis ins gegenwärtige Europa zu erweisen gesucht, wie wir Heutigen diese Phänomene zu verstehen haben und damit auch unsere Vorfahren in den Kreis des Homo sapiens sapiens einreihen dürfen, dessen Teilhabe nicht Abitur, Matura oder Bac voraussetzen. Die akademische Zweiteilung der Menschheit in vernünftig denkende Wesen und prälogisch hantierende Underdogs gehört der Vergangenheit an. Wolfgang Brückner, geb. 1930, 1956 Promotion, 1964 Habilitation, 1969-1973 Professur für Volkskunde an der Universität Frankfurt, 1973-1998 Ordinarius für Deutsche Philologie und Volkskunde an der Universität Würzburg. 1974-1998 Hrsg. der Bayer. Blätter für Volkskunde und des Jahrbuchs für Volkskunde. Zentrale Forschungsgebiete u.a.: Kultur und Volk als Konstrukte; das Verhältnis von Wort und Bild in Recht, Frömmigkeit und Kunst; Phänomene der Kunstpopularisierung; Menschen und Moden; Formen konfessioneller Kulturprägung.
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Preliminary Material /Wolfgang Brückner --Volkskultur und Nationalimaginationen in den Niederlanden 1815-1940 /Adriaan A. M. de Jong --Vom Rügebrauch zur Konfliktkultur /Barbara Krug-Richter --Die Erforschung historischer Lebenswelten auf dem Lande versus alten und neuen Geschichtsmythen /Wolfgang Brückner --Die bayerische Dorfverfassung und ihre Auswirkungen auf die sogenannte Volkskultur der Frühen Neuzeit /Walter Hartinger --Eliten- und Volkskultur in zwei bayerischen Hofmarken anhand konkreter Beispiele aus dem 18. Jahrhundert /Barbara Kink --Das Kirchspiel und seine Bauerschaften als teilautonome Landgemeinde und deren kulturelle Artikulationen in der Frühneuzeit /Helmut Ottenjann --Berufszuschreibungen und Erwerbsrealität in fränkischen Kleinstädten vom 16. bis ins frühe 19. Jahrhundert /Günter Dippold --Wallfahrten schlesischer Bürger im Mittelalter /Krzysztof Wachowski --Eine Sammlung "religiöser Volkskunde" aus der Katholischen Aufklärungszeit in Bayern und ihr Urheber, Franz Ignaz Dafinger von Rappoltskirchen (1747-1806) /Claudius Stein --Was dokumentieren Trachtenpuppen? /Bärbel Schmidt --Bilderbogen und ihre Benutzer - Schlachtenbilder und Heilige im Spiegel zweier französischer Autoren /Katharina Siefert --Fünf Jahre Museum Europäischer Kulturen - Staatliche Museen zu Berlin (2004) /Elisabeth Tietmeyer and Konrad Vanja --Neue Hinweise auf "Schnitzen in der Rhön" zwischen 1800 und 1860 /Wolfgang Brückner --Nachtrag zu einer Bibliographie "volkskundlicher" Dissertationen vor 1800 /Jürgen Beyer.
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Im Bewußtsein des Bundesbürgers gibt es zumindest vage Vorstellungen von der Nord-Süd-Zweiteilung seiner Republik. Es sind allerdings nicht nur die verschiedenen Wettervorhersagen, die Struktur der Bundesliga und der gängige Begriff der "Weißwurstgrenze", die das Unterscheidungsempfinden ausmachen, sondern vielmehr tief verwurzelte Denktraditionen und alte Stereotypen. Sie basieren auf kulturhistorischen, religiösen, ethnologischen und politischen Unterscheidungsmomenten. Die Geisteskulturen der konfessionellen Milieus des überwiegend protestantischen Nordens und des katholischen Südens haben wesentlich dazu beigetragen. Besonders im Zeitalter des Nationalismus gewann der ursprünglich religiöse Konflikt seine säkulare Gestalt. Der preußisch- germanische Norden nahm aus seiner Sicht die nationale Sache gegen den katholischen Ultramontanismus des Südens in die Hand und erhob sich somit quasi zum besseren Deutschtum, das Nord-Süd-Schema verfestigte sich dann besonders nach der Reichsgründung. Auch ein bis in die Gegenwart hineinreichendes Weiterleben säkularisierter Formen des alten Glaubenskampfes kann angenommen werden. Jedoch sollte das Reflektieren über die Unterschiedlichkeiten nicht den Sinn für den großen Fundus an Gemeinsamkeiten verstellen. (WEI)
"These 1. Religiöser Wandel auf dem Lande ist keine Sache des 18. Jahrhunderts, zumal was die Grobstrukturen betrifft. Feinstrukturierungen kennen wir ohnehin kaum punktuell, weil die Forschungslage desolat ist. Religiöse Phänomene des 18. Jahrhunderts vor der Aufklärung interessieren so gut wie niemanden. Unser Bild ist das ungeprüft übernommene der Aufklärung oder ein ebenso unkritisch rückprojiziertes von Tatbeständen des 19. und 20. Jahrhunderts aus. Hierher gehört das aufgespießte Epitheton 'barockfromm'. Vom 17. zum 18. Jahrhundert gibt es ... keinen wirklichen Wandel struktureller oder mentaler Art im Bereich der religiösen 'Volks'-Kultur Mitteleuropas, jedenfalls keinen von grundlegender Art. ... These 2. 'Religiosität' als religiöse Kultur und 'Frömmigkeit' als praktische Religionsausübung auf dem platten Lande ist keine genuin ländliche Kulturleistung im 18. Jahrhundert (und auch sonst nicht). Im 18. Jahrhundert allerdings ist der fromme Landmann erfunden worden als poetische Hoffnung eines Adams vor dem Sündenfall der Kultur und als Zielobjekt utopischer Erzieher. ... These 3. Religiöses Leben der Vergangenheit ist kein abtrennbares Forschungshobby für Spezialisten, sondern religiöses Leben stellt eine der wichtigsten Rahmenbedingungen für sozio-kulturelle Entwicklungen und Wandlungen in der Geschichte dar. Die Tatsache sowie die Art und Weise der Religionsausübung läßt Mechanismen und Motivationen erkennen unter denen sich Gruppenleben generell vollzieht." (Autorenreferat)
Der Aufsatz geht aus von dem wenig differenzierten Sprachgebrauch von Frömmigkeit. Der Begriff meint hier ein prägendes, komplexes, kulturelles Phänomen der abendländischen Gesellschaft innerhalb ihres geschichtlichen Entwicklungsprozesse vom Spätmittelalter bis zur Aufklärung. Der Verfasser verwendet "Frömmigkeit" als Hinweisbegriff auf praktische Religionsausübung und auf die religiöse Prägung sozialen Lebens. Mit dem Begriff Frömmigkeit will er einen wesentlichen Aspekt religiöser Kultur erfassen. Der Verfasser stellt die einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen mit ihren Ansätzen zur Frömmigkeitsforschung in den letzten 100 Jahren vor, behandelt ausführlicher Sichtweise und Methodik, Schwierigkeiten und Vorteile der Volkskunde auf diesem Gebiet und die spezifischen Problemfelder und Sachgebiete der volkskundlichen Frömmigkeitsforschung. Er beschreibt Formen der Volksfrömmigkeit vom Spätmittelalter bis zur Aufklärung. Der Verfasser will mit seinen Ausführungen zeigen, daß der Doppelaspekt von durchgängigen Traditionslinien und stetem historischen Wandel als eine kulturelle Wechselbeziehung und als Einheit verstanden werden muß. (HM)