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Re-Theologisierung der Politik?: Wertedebatten und Mahnreden
In: zu Klampen-Essay
Rudolf Burgers Analysen des politischen und kulturellen Klimas, seine pointierten und hintergründigen Einlassungen zählen zum Besten und intellektuell Ertragreichsten der zeitgenössischen politischen Philosophie. Keine fünfzehn Jahre ist es her, da wurden der Fall der Mauer und die Implosion der Sowjetunion als das >Ende der GeschichteSinn< sich nicht mehr im Politischen finden läßt, muß er wieder im Alten gesucht werden: in der Herkunft, der Volksgruppe, der Religion. Die Welt wird technisch immer moderner, ihre Sitten aber wieder archaischer. Säkularisierung und Modernisierung laufen auseinander, weltweit breitet sich neu eine uralte Religiosität aus. Das Denken wird durch das Gedenken ersetzt und verwandelt Leidensgeschichten in Mythen: in jenen Stoff, der neue Leidensgeschichten gebiert. Die Re-Theologisierung der Politik wird damit zum Kennzeichen unserer Epoche
Retheologisierung der Politik und weltpolitische Konfliktkonstellationen: zweiter Kulturwissenschaftlicher Dialog
In: Studien und Berichte zur Sicherheitspolitik, 2004,1
World Affairs Online
Gesellschaft, Staat, Nation
In: Veröffentlichungen der Kommission für Philosophie und Pädagogik 26
In: Sitzungsberichte 632
Die verrechnete Zukunft: Futurologie in den Siebzigern
In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Band 66, Heft 9/10, S. 835-844
ISSN: 2510-4179
Die frühen 1970er Jahre werden heute gemeinhin über ihre bildstarken Züge erinnert, also über die kulturrevolutionären Nachbeben der Jugendrevolte, die unter der Chiffre "68" mythisiert worden ist und das äußere Erscheinungsbild der Epoche prägte, die Alltagsmoral zutiefst umwandelte und die Ästhetik der Lebenswelt auffallend veränderte. Diesen lauten Manifestationen stand aber eine ebenso zukunftsbezogene, jedoch ganz anders geartete Denkweise in den politischen und administrativen Institutionen gegenüber, die zwar leiser, aber nicht weniger wirkungsmächtig war, und welche heute weitgehend vergessen ist. Gemeint ist jene Fortschritts-, Planungs- und Prognoseneuphorie, die, selbst ein Erbe der 1960er Jahre, den Menschen heute fremd und fast schon unverständlich geworden ist und welche zu dieser Zeit durch den Beginn der Umweltbewegung gerade ins Kippen kam. In schroffem Gegensatz zum Spontaneismus der Revolte bestimmten nämlich damals hochformalisierte Planungs- und Prognosekalküle das konzeptionelle Denken weiter Kreise der manageriellen und polittechnokratischen Eliten, und zwar nicht nur, was sich mehr oder weniger von selbst versteht, in den Planungsbehörden des ehemaligen Ostblocks, sondern auch in den Stäben und außeruniversitären Beratungsinstituten der liberalkapitalistischen Metropolen des Westens, wie im vorliegenden Beitrag näher gezeigt wird. (ICI2)
Der Triumph des Liberalismus: ein Nachruf
In: Der Staat: wie viel Herrschaft braucht der Mensch?, S. 154-171
In der postbürgerlichen Massendemokratie, die auf ihre moralische Permissivität sich so viel zugute hält, ist die Tendenz zur Normierung und Disziplinierung nicht verschwunden, sondern sie ist im Gegenteil bis in die Kapillaren des sozialen Lebens eingedrungen und erfasst selbst die Sprache und die Gedanken der Individuen selber. Anders als im Hochliberalismus geht es aber nicht mehr um öffentliche Tugenden, denen ein privater Raum staatlich respektierter Freiheit gegenübersteht, sondern es geht um private Vorlieben und Laster, Ideen, Meinungen und Idiosynkrasien der in der Masse vereinzelten Individuen selber, denen in der massenmedial durchdrungenen und elektronisch ausgeleuchteten Lebenswelt kein Arkanbereich mehr bleibt. Dabei ist es gerade die Erosion dessen, was Hegel einmal "substanzielle Sittlichkeit" nannte, das heißt die Erosion tradierter Formen des Benehmens im öffentlichen Raum und des respektvollen Umgangs mit sich selber, welche die explizite, sanktionsbewährte Mikronormierung des Alltagslebens hervortreibt, die dann nach ihrer eigenen Logik in immer feinere Kanäle sich verzweigt: Die libertären Swingerhelden des Konsums, die heute das kulturelle Leitbild und das medial vermittelte moralische Rollenmodell abgeben, tanzen nach einer sorgfältig inszenierten Choreografie und werden dabei von einem immer ausgefeilteren Beobachtungs- und Datenspeicherungsapparat kontrolliert. Schließlich muss gerade der moralisch permissive und als egalitär propagierte Hedonismus einer auf political correctness getrimmten Spaßgesellschaft aufs penibelste reglementiert sein, soll sie nicht ganz anomisch werden. (ICF2)
Willensfreiheit als philosophisches Problem
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 38, Heft 1, S. 119-130
ISSN: 1861-8588
Willensfreiheit als philosophisches Problem
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 38, Heft 1, S. 119-130
ISSN: 0340-0425
In den modernen europäischen Sprachen bezeichnen das Wort "Wille" und seine Äquivalente den bewussten Handlungsimpuls ohne Rücksicht auf seinen möglichen Ursprung in der verstandesmäßigen Überlegung oder der emotionalen Verfassung. Das Wort bezeichnet eine eigenständige, der subjektiven Selbsterfahrung zugängliche psychische Entität mit unmittelbaren Auswirkungen auf die je eigene physische Motorik und in der Folge auf die weitere äußere Objektwelt. Die Vorstellung von einem Willen, den man sich getrennt vom Verstand auf der einen, Instinkt, Trieb oder Emotion auf der anderen Seite zu denken habe, ist zentral für die moderne philosophische Anthropologie. Entscheidend für die rechtliche und ethische Beurteilung einer Handlung bleibt allein der Grad ihrer Bestimmung durch den Verstand. Leidenschaft und Erkenntnis und ihr Wechselspiel, das zum Zustandekommen menschlicher Handlungen führt, sind dort in immer wieder neuer Weise beschrieben und analysiert. Wo moralisch richtiges Handeln ausschließlich als Funktion intellektuell richtiger Einsicht gilt, kann, ja muss Unwissenheit oder Dummheit als moralische Schlechtigkeit verstanden werden. (ICF2)
Nationale Ethik: Illusion und Realität: Gedanken zur Staatsräson
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 35, Heft 1, S. 4-11
ISSN: 1861-8588
Suche nach Gewißheit und Sicherheit
In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Band 61, Heft 4, S. 324-332
ISSN: 2510-4179
Die philosophische Moderne begann dem Autor zufolge mit zwei großen Anläufen der Skepsis, insbesondere bei den Denkern Michel de Montaigne und René Descartes. In der Moderne kam erst der zweite Anlauf zum Durchbruch und mit ihm hat die Skepsis sich selbst ruiniert, weil sie letztlich nur der Gewinnung absoluter Sicherheit diente. Was als sich von Dogmen und Vorurteilen befreiende skeptische Lebenspraxis begann, kristallisierte sich zu einer szientifischen Methode, die in der Folge das Leben reglementiert. Während Montaigne den skeptischen Zweifel in der Schwebe hält und eine gelassene Distanz zur Welt gewinnt, schlägt Descartes' radikaler Zweifel in eine apodiktische Gewissheit um und als wahr soll fortan nur das gelten, was klar und distinkt wie das Cogito ist. So spaltete sich die Wirklichkeit in zwei Welten auf: in eine denkende, die sich ihrer selbst gewiss ist, und in eine materiell-externe, die es in sicheren Schritten zu erobern gilt. Diese Suche nach Gewissheit und Sicherheit durch den äußersten Zweifel hindurch, welcher nichts dogmatisch Vorgegebenes gelten lässt, ist das Fundamentalprogramm der von Descartes eröffneten Moderne, wie der Autor mit seinen kritischen Reflexionen zeigen möchte. (ICI2)
Nationale Ethik: Illusion und Realität
In: Wiener Blätter zur Friedensforschung: Vierteljahreszeitschrift des Universitätszentrums für Friedensforschung (UZF), Heft 130, S. 35-43
ISSN: 1010-1721
Nihilistische Ethik?
In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Band 61, Heft 2, S. 111-122
ISSN: 2510-4179
Nietzsche definiert Nihilismus gleich im ersten Aphorismus des "Willens zur Macht": "Dass die obersten Werte sich entwerten. Es fehlt das Ziel; es fehlt die Antwort auf das 'Warum'." Der vorliegende Essay zeigt, dass die ganze Rede von "Werten", die Nietzsches Werk durchzieht, die Terminologie des Liberalismus des 19. Jahrhunderts in den Diskurs der Philosophie transformiert. So stammt der Begriff des "Wertes" aus der politischen Ökonomie. Aber schon Hegel hatte in seiner Abhandlung "Glaube und Wissen" ein Gefühl benannt, "worauf die Religion der neuen Zeit beruht - das Gefühl: Gott selbst ist tot". Dagegen ist Max Stirners Nihilismus und Atheismus so total und selbstverständlich, dass er auch noch die Säkularisierung des Religiösen erfasst und daher auch kein Motiv mehr liefert, Religion überhaupt noch zu erwähnen: "Bei Stirner erfährt Gott nicht die Ehre, gelästert zu werden - einen Antichrist hätte er nie geschrieben". "Verdaue die Hostie und du bist sie los!" lautet statt dessen seine Empfehlung. Der vorliegende Vergleich dieser beiden Denker zeigt: Neben Stirners "Eigner" nimmt Nietzsches "Übermensch" sich aus wie "eine Opernfigur, wie sein schwärmerischer Deszendent, im Grunde ein herzensguter Kerl, der den Menschen aus Sorge um ihn 'überwinden' will - auch Zarathustra, sein Lehrer, steigt ja nach langem und einsamem Nachdenken vom Berg herab, um den Menschen eine 'gute Nachricht' zu verkünden". Der Autor resümiert: "Über das pastorale Pathos, mit dem Nietzsche den Tod Gottes verkündet (und damit damals schon offene Türen einrannte), hätte der metaphysische Dandy Stirner nur seinen Spott ausgeschüttet und in diesem Verzweiflungsschrei den Pastorensohn erkannt". (ICA2)