"Wie kommen wir eigentlich dazu, von der EU so schlecht behandeltzu werden?": Österreich-"Gespräch" und Opferthese
In: Sprache und politischer Wandel, S. 233-252
Etwa eineinhalb Monate, nachdem die 14 EU-Staaten bilaterale Maßnahmen gegen die wegen der Regierungsbeteiligung der FPÖ umstrittene österreichische Regierung beschlossen hatten, fand am 15. März 2000 im Österreichischen Rundfunk ORF eine Diskussionssendung statt, die von diesem als "Österreich-Gespräch" bezeichnet wurde und ein singuläres mediales Ereignis darstellte. Der Autor arbeitet einige diskursive Charakteristika der Sendung heraus und ordnet sie in den weiteren Kontext des österreichischen Nachkriegsdiskurses ein, den er als "Opfermythos" bezeichnet. Dieser Mythos ermöglicht seiner Meinung nach eine Solidarisierung gegen einen gemeinsamen "Außenfeind" und schließt mit der diskursiven Konstruktion nationaler Identität all jene Österreicher, die sich diesem Mythos verweigern, aus der nationalen "Wir-Gruppe" aus. (ICI2)