Politik als Ursprung theoretischen Denkens: zur intellektuellen Grundintuition von Jürgen Habermas
In: Vorgänge: Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Volume 44, Issue 3/4, p. 152-165
ISSN: 0507-4150
Der Beitrag erörtert die These, wonach das theoretische Werk von J. Habermas, üblicherweise eher der Philosophie oder der soziologischen Gesellschaftstheorie zugeschlagen, auch als genuines politisches Denken interpretiert und verstanden werden kann. Dabei geht der Autor von einem Begriff des 'politischen Denkens' aus, der nicht in einem dichotomischen Gegensatz zum eher disziplinären politikwissenschaftlichen Begriff 'Politische Theorie' im Sinne von 'Theorie(n) der Politik' steht. So wird Habermas zunächst vor dem Hintergrund seiner politischen Schriften als politischer Denker und als antirevolutionärer Verteidiger der Gesellschaft beschrieben. Diese wissenschaftliche Charakterisierung vertiefend, wird im Anschluss auf seine praxisnahen Interventionen jenseits des kommunikativen Handelns (Position zur Blockierung von Raketentransporten, Parteinahme für die 'humanitäre Intervention' gegen das ehemalige Jugoslawien) hingewiesen. Ferner wird die Entwicklung von Habermas' politischer Position von der marxistischen Kritik hin zur linksliberalen Kommunikation nachgezeichnet und es werden Antriebe und Motive für seine wissenschaftliche Arbeit aufgezeigt, die nach eigener Aussage insbesondere in dem 'Erfahrungshorizont freundlichen Zusammenlebens' liegen. (ICG2)