Die G8 und die G20 zählen zu den am stärksten kritisierten internationalen Institutionen der westlichen Hemisphäre. Die Autorin rekonstruiert, wie die G8 versucht, von einer »Party für die Reichen« zu einer Institution im Dienste des globalen Allgemeinwohls zu avancieren, während sich die G20 als einmalig repräsentativer Akteur zu profilieren sucht. Neben dem Fokus auf die Legitimationsbemühungen zweier informeller Institutionen besticht die Studie dadurch, dass sie mit den Gruppenfotografien von G8- und G20-Gipfeln auch visuelles Material in die Analyse von Legitimationsprozessen integriert.
AbstractGiven our pluralistic world today, the G8 or rather G7, is an anachronism. How has the club of Western nations managed to prevail over its four decades of existence? This question is even more relevant in the light of the rise of the G20 at the beginning of the financial crisis in 2008. By making use of the concept of self-legitimation, this paper seeks to gain a better understanding of how both informal institutions ended up in a state of coexistence rather than with the replacement of the G8 by the G20. The main argument is that both needed (and still need) to carefully position themselves as distinct from each other in order to prevail and to inspire adherence. By including visual data and examining two informal institutions rather than formalized international organizations, the analysis complements concurrent research on the legitimation efforts of international institutions. The article traces three modes of public self-legitimation: legitimation policies, legitimation talk and nonverbal self-presentation. Based on textual analysis and a reconstruction of ideal-typical summit photographs (1975–2013), this contribution shows how both institutions present themselves as inclusive, accountable managers for the benefit of all. Despite these similarities, a normative as well as a de facto division of labor makes it more likely for today's G7 to prevail, even in – or even because of – today's more pluralistic world.
Die G8 und die G20 zählen zu den am stärksten kritisierten internationalen Institutionen der westlichen Hemisphäre. Die Autorin rekonstruiert, wie die G8 versucht, von einer »Party für die Reichen« zu einer Institution im Dienste des globalen Allgemeinwohls zu avancieren, während sich die G20 als einmalig repräsentativer Akteur zu profilieren sucht. Neben dem Fokus auf die Legitimationsbemühungen zweier informeller Institutionen besticht die Studie dadurch, dass sie mit den Gruppenfotografien von G8- und G20-Gipfeln auch visuelles Material in die Analyse von Legitimationsprozessen integriert. Jennifer Gronau, Dr. rer. pol., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am SFB »Staatlichkeit im Wandel« sowie am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen.
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Die G8 ist ein Club "par excellence" und deshalb ist ihre Infragestellung nicht nur durch zivilgesellschaftliche Akteure, sondern auch durch Repräsentanten der Nicht-Mitgliedstaaten und anderer Institutionen zu erwarten. Denn die Eingriffstiefe der G8-Politik ist in großen Teilen global und geht über die Grenzen ihrer Mitglieder weit hinaus: Die G8 gilt als internationale Meta-Institution, da ihre Mitglieder über ihre Stimmanteile in den großen Organisationen wie IWF und Weltbank die internationale Agenda beeinflussen und Aufgaben an andere Institutionen wie die OECD delegieren können. Im vorliegenden Beitrag wird das Legitimationsprofil der G8 in den Mediendiskursen der Schweiz, Deutschlands, Großbritanniens und der USA ermittelt und die Frage untersucht, ob und inwiefern die dem Club-Format inhärenten Eigenschaften in den medialen Auseinandersetzungen zu einer Infragestellung der G8 führen. Es wird das Legitimationsniveau der G8 in den nationalen Debatten bestimmt und der Urteilstenor der Sprechergruppen nachvollzogen. Es werden ferner die argumentativen Muster und Stile analysiert, die in der Legitimationskommunikation zur G8 dominieren. Abschließend wird das Legitimationsprofil der G8 zusammenfassend beurteilt und gefragt, ob sich die G8 in einer nur prekären Situation befindet oder ob man bereits von einer Legitimationskrise sprechen kann. (ICI2)
In: Schriftenreihe des Interdisziplinären Zentrums für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Nr. 45
Seit 2002 wird das traditionelle Pfingsttreffen der Gebirgsjäger, die ehemals größte soldatische Veteranenfeier Deutschlands, in der bayrischen Gemeinde Mittenwald von antifaschistischen Protesten begleitet. Ausgelöst durch diese massive Kritik sind die Unterstützer/innen der Gebirgsjägertreffen gezwungen, sich öffentlich für ihre jährliche Traditionsveranstaltung zu rechtfertigen. Durch die diskurswissenschaftliche Analyse der Berichterstattung der Jahre 2002 bis 2005 gibt die Autorin Einblick in eine intensive Auseinandersetzung über eine soldatische Gedenkpraxis, die durch Eindimensionalität geprägt ist und die Opfer des nationalsozialistischen Vernichtungs- und Besatzungskriegs jahrzehntelang unerwähnt ließ. Aktuelle Forschungsergebnisse über NS-Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger, Hintergründe zu den Traditionsbestimmungen der Bundeswehr und die Spezifika der Gemeinde Mittenwald ergänzen den Blick auf die 'blinden Flecken' des Kameradenkreises der Gebirgstruppe e.V. Die Chronik der Proteste 2002 bis 2009 gibt Aufschluss über die Stationen der kritischen Intervention im Rahmen der Kampagne Angreifbare Traditionspflege.
In: Schriftenreihe des Interdisziplinären Zentrums für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM) an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg 45
AbstractThe article presents a top-down approach to the study of the empirical legitimacy of international institutions. It starts from the observation that international institutions' representatives are engaged in various strategies aimed at cultivating generalised support. The article asserts that such strategies should be taken into account to gain deeper insights into the legitimation process of international institutions. To systematise these legitimation efforts and facilitate their empirical analysis, the article introduces the concept of legitimation strategies, which are defined as goal-oriented activities employed to establish and maintain a reliable basis of diffuse support. An analytical differentiation between three types of legitimation strategies is introduced depending on the addressees of legitimation strategies, that is, member state governments, international institutions' staff, and the wider public. The applicability of the concept and the relevance of legitimation strategies for international institutions' communication, behaviour, and institutional design is demonstrated by an empirical analysis of the G8's and the IMF's reaction to legitimation crises in the recent past of both institutions. In addition, the case studies suggest that a balanced set of legitimation strategies that takes into account the legitimacy concerns of all three constituencies is more likely to be successful in improving legitimacy perceptions.
Die Verfasser nehmen zunächst eine explorative Untersuchung einführender Überblickswerke zur Politikwissenschaft vor, um zu zeigen, wie das Akteur-Struktur-Verhältnis in der Politikwissenschaft thematisiert wird. Dies kontrastieren sie anschließend kurz mit entsprechenden Überlegungen zum Foucaultschen Verständnis des Subjekts. Es folgen dann systematische diskurstheoretische Ausführungen, in denen einerseits die Überlegenheit zur Gleichursprünglichkeit von Subjekt und Diskurs steht; andererseits geht es um die Frage der Freiheit des Subjekts im Diskurs. Zwar lassen sich die Paare Akteur/Struktur und Subjekt/Diskurs nicht völlig identisch verwenden; allerdings sind die Probleme, die sich mit den beiden Begriffspaaren verbinden, ähnlich genug, um sie hier vorläufig als Äquivalente zu begreifen. Abschließend wird diese Gleichsetzung problematisiert und nach dem Gewinn der diskurstheoretischen Überlegungen für die politikwissenschaftliche Akteur-Struktur-Diskussion gefragt. (ICE2)